Titel: | Ueber die Benuzung des Kaffeesazes zur Bereitung eines braunen Laks. Von Franz Anton Seybert, Zeichnungslehrer in Heidelberg. |
Autor: | Franz Anton Seybert |
Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. LXXXIII., S. 462 |
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LXXXIII.
Ueber die Benuzung des Kaffeesazes zur Bereitung
eines braunen Laks. Von Franz Anton
Seybert, Zeichnungslehrer in
Heidelberg.
Benuzung des Kaffeesazes zur Bereitung eines braunen
Laks.
Schon vor mehreren Jahren dachte ich daruͤber nach, auf welche Weise man wohl
den Ruͤkstand des so beliebten Getraͤnkes, des Kaffee's,
moͤchte benuzen koͤnnen, um doch noch einigen Vortheil aus dieser
theuren Waare zu ziehen. Da jaͤhrlich eine so ungeheure Summe fuͤr
Kaffee ausgegeben wird, die Nuzung desselben aber nur in einem einzigen Aufsud
besteht, der nicht einmal zur Nahrung, sondern bloß zu einem unfruchtbaren
Gaumenkizel dient, und der Ruͤkstand als nuzlos der Dunggrube
anheimfaͤllt, so schien es mir nicht ohne Wichtigkeit, ein Mittel
aufzufinden, um noch anderweitigen Vortheil aus diesem Luxusartikel ziehen zu
koͤnnen.
Ich beschaͤftige mich zuweilen zur Erholung mit Bereitung von Farben aus
verschiedenen Pflanzen, und so gerieth ich leicht auf den Gedanken, einen Versuch zu
machen, aus dem Kaffeesaze eine Farbe zu ziehen, welcher auch uͤber Erwartung
gelang. Zwar kannte ich schon die Bereitung einer braunen Saftfarbe aus Kaffee, aber
sie schien mir nicht lohnend genug und von keinem so allgemeinen Nuzen zu seyn, als
die einer in trokener Gestalt darzustellenden Farbe.
Zu einem Viertel Pfund halbtroknen Kaffeesazes goß ich drei Schoppen Wasser, und
kochte ihn mit zwei Loth gereinigter Potasche mehrere Stunden, nahm ihn dann vom
Feuer und ließ ihn einige Zeit stehen, damit er sich seze. Hierauf goß ich die
Fluͤssigkeit von dem Bodensaz ab in einen Filtrirsak; da aber noch nicht alle
Farbe aus dem Saze ausgezogen war, so sezte ich dieselbe Quantitaͤt Wasser
und Potasche zu, und nachdem ich ihn mit Kochen und Filtriren wie das erste Mal
behandelt hatte, schuͤttete ich die zulezt erhaltene fast eben so
reichhaltige Bruͤhe mit der ersten zusammen. Zu dieser ganz schwarzbraunen
Farbenbruͤhe goß ich in kleinen Zwischenraͤumen, um das Ueberlaufen zu
verhuͤten, eine ebenfalls filtrirte Aufloͤsung von vier Loth Alaun;
schuͤttete, nachdem das Aufbrausen voruͤber war, noch etwas frisches
Wasser hinzu, und ließ es zugedekt uͤber Nacht stehen. Von dem in sehr
reichlicher Menge erhaltenen Niederschlag goß ich die uͤberstehende helle
Fluͤssigkeit ab und frisches Wasser hinzu, so oft bis er vollkommen
ausgesuͤßt war, und ließ ihn auf weißem Drukpapier ausgebreitet langsam
troknen. Ich hatte zwei Loth einer ganz schwarzbraunen Farbe erhalten, welche aber
mit Oehl oder mit Gummiwasser angerieben alle moͤglichen Nuͤancen vom Gelben bis zum
dunkelsten Braun gab. Von einigen Oehl- und Miniaturmalern, denen ich Proben
davon mittheilte, erhielt ich die Versicherung von der großen Brauchbarkeit dieses
Lakes in beiderlei Malereien, und besonders daß er den in der Oehlmalerei zum
Lakiren angewendet werdenden Asphalt noch uͤbertreffe.
Fuͤr die Haltbarkeit meines Lakes spricht schon seine Entstehungsart. Eine
Farbe, die einer Art von Verkohlung ihr Daseyn verdankt, ist unverwuͤstlich.
Da nun die Kaffeebohnen durch das Roͤsten einen gewissen Grad von Verkohlung
erleiden, so muß auch die daraus gezogene Farbe unzerstoͤrbar seyn. Ueberdieß
wurde sie zur Probe ein halbes Jahr lang auf einer Glasscheibe der Sonne ausgesezt,
wodurch sie nicht das Mindeste verlor. Mit Einem Worte, sie laͤßt nichts zu
wuͤnschen uͤbrig. Dieß bewog mich auch, meine Entdekung bekannt zu
machen, und es sollte mich freuen, wenn sie irgend Jemand einen Vortheil zu
verschaffen geeignet waͤre. Es ist zwar kein Mangel an braunen Farben, aber
dieß sind meistens Erdfarben, und obschon es mehrere Pflanzenstoffe gibt, die einen
braunen Lak liefern, so sind sie doch mehrentheils nicht von der Art, daß man sie zu
jeder Zeit und in solcher Menge haben koͤnnte, um die Farbe im Großen zu
bereiten, welches der meinigen auch in dieser Beziehung einen Vorzug gibt, da der
enorme Kaffeeverbrauch es noch so vielen und großen Fabriken nicht an Material
wuͤrde mangeln lassen. Es duͤrfte nicht schwer fallen in kurzer Zeit
viele Centner Kaffeesaz zu sammeln, wenn man, wie die Papiermuͤller, Leute
anstellte, um statt Lumpen – Kaffeesaz – zu sammeln. Zudem sind die
uͤbrigen dazu noͤthigen Materialien so wohlfeil, die Bereitungsart so
einfach, und die aus dem Niederschlag erhaltene Farbenmenge so groß, daß das
Fabrikat dem Entrepreneur einen nicht unbedeutenden Gewinn zu verschaffen im Stande
seyn moͤchte; um so mehr da das eigentliche Farbmaterial bei der
Kostenberechnung fast gar nicht in Anschlag zu bringen ist, welches doch bei anderen
Farben oft die erste Stelle einnimmt.
Schließlich muß ich noch bemerken, daß man bei der Bereitung es nicht fuͤr
gleichguͤltig ansehe, ob man den Saz mir Alaun koche, und mit Potasche
niederschlage, oder umgekehrt; denn in lezterem. Falle bekomme ich eine weit
groͤßere Farbenmenge, als in ersterm, indem die Potasche die Farbe besser
auszieht. Mehr Alaun vermehrt die Farbe, macht sie aber heller; weniger Alaun gibt
zwar weniger, aber eine dunklere Farbe.
Der Zusaz von Cichorienkaffee, der in manchen Haushaltungen uͤblich ist,
bringt der Farbe gar keinen Nachtheil, sondern verschoͤnert sie gewisser
Maßen, indem sie davon etwas ins Roͤthliche sticht.
Zu einer braunen Tusche fuͤr Landschafter duͤrfte sich dieser Lak auch
vorzuͤglich eignen, die dann mit vielem Vortheile statt der theuren Sepia,
die nicht einmal so schoͤn ist, zu gebrauchen waͤre.