Titel: | Beschreibung eines neuen Sicherheitsschlosses von der Erfindung des Hrn. Huet, Schlossermeisters und Mechanikers in Paris, rue du Faubourg St. Martin No. 99. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. VIII., S. 45 |
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VIII.
Beschreibung eines neuen Sicherheitsschlosses von
der Erfindung des Hrn. Huet, Schlossermeisters und
Mechanikers in Paris, rue du Faubourg St. Martin No.
99.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Januar 1835, S. 26.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Huet's neues Sicherheitsschloß.
Wir haben erst kuͤrzlich ein von Hrn. Huet
erfundenes Thuͤrschloß sammt dem guͤnstigen, von Hrn. Francoeur daruͤber erstatteten Berichte bekannt
gemacht.Man findet dieses Schloß im Polytechn. Journale Bd. LV. S. 224 beschrieben.
A. d. R. Dieses Schloß erhielt nun seither von Seite seines Erfinders einige
Verbesserungen, durch die es seiner Ansicht nach nicht nur an Einfachheit des
Mechanismus und Leichtigkeit der Bewegung gewinnt, sondern in Folge deren es auch
mit keinem Dieterich eroͤffnet werden kann. Auch dieses neue Schloß wollen
wir auf Vorschlag der Commission der mechanischen Kuͤnste bekannt machen.
Man sieht das neue Schloß in 2/3 der natuͤrlichen Groͤße abgebildet;
die vorzuͤglicheren Theile desselben sind auch einzeln fuͤr sich
dargestellt.
Fig. 21 zeigt
das Schloß von der Seite der Dekplatte.
In Fig. 22 ist
die Dekplatte abgenommen, so daß man das Innere des Mechanismus und den Riegel
doppelt abgeschlossen sieht.
Fig. 23 gibt
einen Aufriß des Riegels und aller dazu gehoͤrigen Theile; Fig. 24 hingegen zeigt
ihn von Unten.
Fig. 25 ist
eine mit einer Laͤngenspalte versehene Platte, auf der sich ein sogenanntes
Hin- und Her (va et vient) bewegt.
Fig. 26 zeigt
dieses Hin- und Her im Aufrisse; es ist umgekehrt, damit man die Verzahnung
sieht; Fig.
27 zeigt dieselbe Vorrichtung im Grundrisse.
Fig. 28 ist
das Rohr und der Bart des Schluͤssels.
Fig. 29 zeigt
ein kleines Zuͤngelchen an dem Barte von Vorn und im Profile.
Fig. 30 ist
ein Durchschnitt eines Theiles des Schlosses, woraus man die Wirkung des
Schluͤssels im Augenblike, in welchem er den Riegel losmacht, sieht.
Gleiche Buchstaben beziehen sich in saͤmmtlichen Figuren auch auf gleiche
Gegenstaͤnde.
A ist das Schloßblech.
B ist die Dekplatte; an ihr befindet sich ein
messingenes Stuͤk I, welches von dem
Schluͤssel emporgehoben wird, wenn er sich in der aus Fig. 30 ersichtlichen
Stellung befindet.
C ist der Riegel mit doppelter Umdrehung; er ist mit 2
Baͤrten c, c versehen; auch befindet sich auf ihm
ein bewegliches Stuͤk, dessen Zapfen a in ein in
der Dekplatte befindliches Loch u einpaßt, wenn das
Schloß geschlossen ist. In dem Schwanze dieses Riegels ist ein Zapfenloch j angebracht, und durch dieses geht eine Schraube v, Fig. 22, die mit einer
Schraubenmutter angezogen wird, und die den Riegel waͤhrend seiner Bewegung
fuͤhrt.
D ein bewegliches Stuͤk, auf welchem das
Hin- und Her gleitet; es dreht sich horizontal um eine an dem Kopfe des
Riegels befestigte Schraube o, und ist mit einem Zapfen
a ausgestattet, der bei der dritten Umdrehung des
Riegels in das in der Dekplatte befindliche Loch u
gelangt, und den Riegel in dieser Stellung festhaͤlt. Dieser Zapfen tritt bei
der vierten Umdrehung des Schluͤssels zum Behufe des Oeffnens des Schlosses
wieder zuruͤk. Diese eben erwaͤhnte Wirkung wird hervorgebracht, indem
die Schraͤgkante q des Hin- und Her
uͤber die schiefe Flaͤche p geht, wie dieß
weiter unten gezeigt werden wird.
E eine Feder, die sich gegen die Dekplatte stemmt; sie
ist auf dem vorhergehenden Stuͤke fixirt, und dient zum Zuruͤktreiben
desselben beim Befreien des Riegels.
F eine Platte mit einer Laͤngenspalte d, in der sich die Zaͤhne der Zahnstange des
Hin- und Her bewegen. Hinter dieser Platte, die mit zwei Schrauben befestigt
ist, geht das Getrieb, welches in die Zahnstange eingreift, voruͤber.
G das sogenannte Hin- und Her, welches sich frei
auf der Platte F bewegt; es hat 7 Loͤcher g, g, in welche nach einander der Zapfen l
Fig. 21 und
30 der
Palette I eintritt, und mehrere Zaͤhne h, die eine Zahnstange bilden, welche mittelst eines
Getriebes vor- oder ruͤkwaͤrts bewegt wird. An der Achse oder
Welle dieses Getriebes ist ein Knopf angebracht, den man dreht, wenn man das Schloß
von Innen oͤffnen oder schließen will. Die Ausschnitte i, i nehmen bei jeder Umdrehung des Schluͤssels den Sperrer der
großen Feder auf. Oeffnet man das Schloß von Außen, so wirkt der Schluͤssel
auf die Baͤrte k, k, und treibt das Hin-
und Her zuruͤk, nachdem die große Feder emporgehoben worden ist. Das
Hin- und Her ist schraͤg abgeschnitten, und indem diese
Schraͤgflaͤche q der schiefen
Flaͤche p des beweglichen Stuͤkes D begegnet, treibt sie dieses leztere zuruͤk.
H ein Getrieb, welches in die Zaͤhne der
Zahnstange h eingreift; es ist mit einem Knopfe
versehen, den man von Innen umdreht, wenn man das Schloß ohne Mithuͤlfe des
Schluͤssels oͤffnen will. Dieses Getrieb vermittelt die seitliche
Hin- und Herbewegung des Stuͤkes G,
welches den Riegel nach sich zieht. Eine Umdrehung des Knopfes kommt 6 Umdrehungen
des Schluͤssels gleich.
I eine hufeisenfoͤrmige, kupferne Palette, deren
zwei Arme mit Schrauben auf der Dekplatte befestigt sind. An dem Kopfe dieser
Palette befindet sich innen ein Zapfen l, der bei jeder
Umdrehung des Schluͤssels in die Loͤcher g,
g des Hin- und Her eintritt, und ein schraͤg abgeschnittenes
Stuͤk s, an welchem der Hebel N gleitet, wenn derselbe zum Behufe der Befreiung des
Riegels mit dem Knopfe L emporgehoben wird. Ein anderes,
gleichfalls an der Palette angebrachtes Stuͤk z
wird von dem Zuͤngelchen n des Schluͤssels
zuruͤkgetrieben, und bewirkt, daß der Zapfen l
zuruͤkkehrt.
J ist das Schluͤsselloch.
K eine innerhalb der Dekplatte befestigte Riegelfeder
oder Palette, welche auf das Stuͤk s
druͤkt, und die Palette I auf die Dekplatte
andruͤkt.
L ein Knopf, der sich in einer in dem Kasten
angebrachten Fuge auf und nieder bewegt; er ist mit zwei Sperrern m, m versehen, die, indem sie auf die Ferse des großen
Hebels N wirken, diesen emporheben, damit der Zapfen l frei wird, und das Hin- und Her in Bewegung
gesezt werden kann.
M die große Feder, deren Sperrer r nach und nach in die Ausschnitte i, i des
Hin- und Her einfaͤllt.
N ein Hebel, dessen Stuͤzpunkt in der Schraube
e gelegen ist, und dessen Ferse in ein Zapfenloch
oder in eine Fuge des Kastens eintritt.
O ist die Besezung des Schlosses.
P der Lauf oder das Rohr des Schluͤssels.
R der Bart, an welchem sich ein Zuͤngelchen n befindet; dieses wird, indem es durch den Ring S in Bewegung gesezt wird, gegen das Stuͤk z der Palette I
angedruͤkt.
Der ganze Mechanismus arbeitet nun auf folgende Weise. Gesezt das Schloß sey nicht
geoͤffnet, so macht man, um es zu oͤffnen, nach einander mit dem
Schluͤssel zwei Umdrehungen, welche, indem sie auf die Baͤrte c des Riegels wirken, diesen vorwaͤrts bewegen.
Bei der dritten Umdrehung bewirkt dann das Zuͤngelchen n des Schluͤsselbartes, indem es sich gegen das Stuͤk z
Fig. 30
stemmt, daß die Palette I zuruͤktritt, und den
Zapfen l aus dem Loche g des
Hin- und Her, in welchem er sich befand, zuruͤkzieht. Zu gleicher Zeit
greift der Schluͤsselbart die Baͤrte k an,
wodurch die große Feder M emporgehoben und das
Hin- und Her vorwaͤrts bewegt wird, waͤhrend dessen
Schraͤgkante auf die schiefe Flaͤche p
trifft, und den Zapfen a hervortreibt, so daß er
augenbliklich in das Loch u der Dekplatte eintritt.
Hierauf macht man noch drei Umdrehungen mit dem Schluͤssel, welche, indem sie
bloß auf die Baͤrte des Hin- und Her wirken, dasselbe bis an das Ende
seines Laufes bringen. Bei jeder Umdrehung entfernt sich die Palette I in Folge der Wirkung des Zuͤngelchens n, und der Zapfen l wird aus
den Loͤchern g gehoben.
Um nun das Schloß zu oͤffnen wirkt der Schluͤssel waͤhrend der
drei ersten Umdrehungen auf die Baͤrte k; dadurch
wird die große Feder emporgehoben, und die Palette I
mittelst des Zuͤngelchens n entfernt, welches,
indem es sich schaukelt, gegen das Stuͤk z
druͤkt, den Zapfen l frei macht, und das
Hin- und Her zuruͤkzieht. Bei der vierten Umdrehung bewirkt die
Schraͤgkante q, indem sie die schiefe
Flaͤche p verlaͤßt, daß der Zapfen a heimkehrt; durch die beiden lezten Umdrehungen
endlich, bei denen der Schluͤssel gleichzeitig auf die Baͤrte des
Riegels und des Hin- und Her wirkt, werden saͤmmtliche Theile
zuruͤkgetrieben, so daß das Schloß hiemit geoͤffnet ist.
Zum Verschließen des Schlosses von Innen ist kein Schluͤssel noͤthig.
Es genuͤgt, den Knopf L mit der linken Hand
emporzuheben, wodurch dann seinerseits auch der Hebel N,
gegen den sich der Sperrer r der großen Feder stemmt,
emporgehoben wird. Diese Feder wird hiedurch frei, und zugleich treibt der Hebel N, indem er uͤber die Schraͤgkante s geht, die Palette I
zuruͤk, wo sich der Zapfen l dann alsogleich aus
dem Loche l zuruͤkzieht. Wenn man,
waͤhrend man den Knopf L emporhebt, und
waͤhrend das Hin- und Her vollkommen frei ist, das Getrieb H mittelst des Knopfes R von der Linken zur
Rechten umdreht, so wird das Getrieb, indem es in die Verzahnung h eingreift, das ganze System vorwaͤrts bewegen,
so daß also der Riegel in die Schließkappe gelangt. Laͤßt man hierauf den
Knopf L los, so faͤllt der Hebel N herab, wobei er die große Feder mit sich zieht; da nun
aber nichts mehr auf das Stuͤk s druͤkt,
so tritt der Zapfen l wieder in das ihm entsprechende
Loch g. Will man das Schloß von Innen oͤffnen, so
dreht man den Knopf nach entgegengesezter Richtung, d.h. von der Rechten zur Linken,
waͤhrend man den Knopf L emporhebt. Eine ganze
Umdrehung des Knopfes R oͤffnet und schließt das
Schloß; sie kommt daher 6 Umdrehungen des Schluͤssels gleich.