Titel: | Ueber die Bereitung eines Polirpulvers für Optiker etc. Von Hrn. A. Roß zu Clerkenwell. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XXIV., S. 123 |
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XXIV.
Ueber die Bereitung eines Polirpulvers
fuͤr Optiker etc. Von Hrn. A. Roß zu
Clerkenwell.
Aus den Transactions of the
Society for the Encouragement of Arts. Vol. I. P. I. S. 26.
Roß, uͤber die Bereitung eines Polirpulvers fuͤr
Optiker etc.
Man bedient sich haͤufig eines Polirpulvers, welches unter dem Namen Colcothar Vitrioli, Crocus, Polirroth etc. im Handel
vorkommt, und welches nichts weiter als ein rothes Eisenoxyd ist, welches bei
einigen chemischen Operationen als Ruͤkstand bleibt. Da jedoch dieses
kaͤufliche Polirpulver haͤufig fremdartige Substanzen enthaͤlt,
die sich nicht leicht durch das gewoͤhnliche Waschen oder Schlaͤmmen
beseitigen lassen, so entschloß ich mich, mir meinen Bedarf selbst zu bereiten,
wobei ich endlich auf folgendes Verfahren kam.
Ich loͤse Krystalle von schwefelsaurem Eisen in Wasser auf, und filtrire die
Aufloͤsung, um dadurch die Kieseltheilchen abzuscheiden, die dem
kaͤuflichen Eisenvitriole nicht selten anhangen. Aus dieser Aufloͤsung
schlage ich das Eisenoxydul mit einer gesaͤttigten und gleichfalls filtrirten
Natronaufloͤsung nieder. Das auf diese Weise gefaͤllte graue Oxyd
erhize ich, nachdem es gehoͤrig ausgewaschen und getroknet worden, in einem
Tiegel allmaͤhlich bis zum dunklen Rothgluͤhen, worauf ich es in eine
reine metallene oder irdene Schale bringe, in der es durch den Sauerstoff, den es
beim Abkuͤhlen aus der Luft aufnimmt, eine schoͤne dunkelrothe Farbe
bekommt. In diesem Zustande eignet sich das Pulver sehr gut zum Poliren der weichen
Metalle, wie des Goldes und Silbers; Stahl und Glas hingegen wird kaum davon
angegriffen. Ich habe nun gefunden, daß in dieser lezteren Hinsicht
hauptsaͤchlich das schwarze Oxyd (welches dem Polirrothe den Stich ins
Violette gibt, den man gewoͤhnlich als ein Kennzeichen seiner Guͤte
haͤlt) das Wirksame ist. Das Oxyd muß daher, wenn das Pulver zum Poliren
haͤrterer Substanzen dienen soll, bis zum hellen Rothgluͤhen erhizt,
und so lange in diesem Zustande erhalten werden, bis so viel davon in schwarzes Oxyd
verwandelt worden ist, daß die Masse dunkel-purpurroth wird, wenn man sie der
Luft aussezt. Ich habe auch versucht, die ganze Masse in schwarzes Oxyd zu
verwandeln; dieß bringt jedoch leicht Krizer hervor, und reibt sich auch nicht so
angenehm, als es sich reibt, wenn es mit dem weicheren rothen Oxyde vermengt ist.
Das auf diese Weise bereitete Pulver braucht dann nur mehr mit einer schmiedeisernen
Spatel auf einer weichen eisernen Platte abgerieben, und mit einer sehr schwachen
Aufloͤsung von arabischem Gummi angerieben zu werden, wie dieß Hr. Green in seiner Abhandlung uͤber die Spiegel
empfiehlt. Es besizt in diesem Zustande alle Eigenschaften welche ein zum Poliren
von Stahl, Glas, weicheren Edelsteinen etc. bestimmtes Pulver haben soll.
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Hr. Cornelius Varley, ein beruͤhmter englischer
Optiker, dem das Polirpulver des Hrn. Roß zur
Beurtheilung uͤbergeben worden, aͤußert sich daruͤber folgender
Maßen. „Ich habe das Polirpulver des Hrn. Roß
zum Poliren von Glaslinsen benuzt, und bediente mich hiebei ganz neuer
Instrumente; auch wendete ich nur so viel Wasser an, als durchaus nothwendig
war, damit sich die groͤberen Theilchen nicht von den feineren abscheiden
konnten. Das Pulver fuͤhlte sich waͤhrend des Polirens so hart und
krazend an, daß ich meinte, es muͤßte meine Linsen zerkrazen; allein dieß
geschah nicht nur nicht im Geringsten, sondern meine Linsen bekamen in sehr
kurzer Zeit den vollkommensten Glanz. Dieses rauhe Anfuͤhlen, welches
hienach sehr zu seinen Gunsten spricht, ruͤhrt, wie mir scheint, von
einer leichten Aggregation der Theilchen her, die unmittelbar vor der Linse
nachgeben. Das gewoͤhnliche Polirpulver ist, wie mir scheint, ein Gemenge
von Theilchen, von denen nur wenige polirend wirken, so daß also nothwendig ein
großer Zeitverlust daraus erfolgt; das Roß'sche
Pulver hingegen scheint ganz aus polirenden Theilchen zu bestehen, und ist eben
deßhalb sehr gut. Man hat sich zwar schon lange derselben Materialien, welche
Hr. Roß anwendet, zur Bereitung des Polirpulvers
bedient; allein Hr. Roß hat meines Erachtens eine
Methode ausfindig gemacht, die ohne allen Verlust das beste Praͤparat
gibt, so daß zu noch groͤßerer Abkuͤrzung des Verfahrens nichts
mehr uͤbrig ist, als daß ein Chemiker ein Verfahren angibt, nach welchem
ein gleich vollkommenes Polirpulver unmittelbar aus der Eisenaufloͤsung
niedergeschlagen wird.“
Gleich guͤnstiges Urtheil faͤllt Hugh Powell
uͤber das Roß'sche Praͤparat.