Titel: | Neue Maschinerie, welche statt der bisher gewöhnlichen Triebkraft oder als Beihülfe zu derselben in der Dampfschifffahrt angewendet werden kann, und worauf sich John Howard Kyan Esq., von Upper-Baker-Street in der Grafschaft Middlesex, am 21. December 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XXXI., S. 161 |
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XXXI.
Neue Maschinerie, welche statt der bisher
gewoͤhnlichen Triebkraft oder als Beihuͤlfe zu derselben in der
Dampfschifffahrt angewendet werden kann, und worauf sich John Howard Kyan Esq., von Upper-Baker-Street in der
Grafschaft Middlesex, am 21. December 1835 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of
Arts. Mai 1835, S. 105.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
[Kyan's neue Maschinerie.]
Die Erfindung des Patenttraͤgers laͤßt sich, wie uns scheint, nicht
wohl mit der Ueberschrift, die sein Patent traͤgt, zusammenreimen; denn wir
finden in der Beschreibung nirgendwo etwas von einer Huͤlfstriebkraft; die
ganze Kraft besteht vielmehr lediglich in der Dampfkraft, welche zwei horizontale
Pumpen in Bewegung sezt, damit am Bauche des Schiffes Wasser in zwei horizontale
Roͤhren eingesogen, und zum Behufe der Fortschaffung des Fahrzeuges am
Hintertheile wieder ausgetrieben werde.
Fig. 50 gibt
einen Grundriß oder eine horizontale Ansicht eines Fahrzeuges, an welchem der
fragliche Apparat angebracht ist. a, a sind zwei am
Bauche desselben befindliche Oeffnungen, durch welche das Wasser in horizontale, zu
den Pumpen fuͤhrende Roͤhren einstroͤmt. Diese Pumpen liegen
horizontal und sind bei b, b im Durchschnitte
ersichtlich; in ihnen bewegen sich die Kolben c, c hin
und her. An jedem dieser Kolben ist eine Stange befestigt; diese Stangen gehen durch
die horizontalen Cylinder d, d einer
Hochdrukdampfmaschine, und an jeder derselben ist innerhalb eines jeden Cylinders
der arbeitende Kolben angebracht, der wie an anderen Hochdrukdampfmaschinen durch
Dampf in Bewegung gesezt wird. Die Enden der beiden Kolbenstangen stehen durch
gegliederte Arme mit einem Schwingbalken e, e in
Verbindung. Wenn daher dem Dampfe von hohem Druke auf gewoͤhnliche Weise
durch Klappen oder Ventile Eintritt in die Cylinder gestattet wird, so kommen die
Kolben und folglich auch die Pumpen in Thaͤtigkeit.
Auf diese Weise wird nun das Wasser durch die trompetenartig ausmuͤndenden
Roͤhren a, a in die Pumpenstiefel b, b eingezogen, waͤhrend die Wechselwirkung der
Kolben durch die natuͤrliche Thaͤtigkeit der seitlichen, an den Enden
der Pumpenstiefel angebrachten Ventile oder Klappen das eingezogene Wasser wieder durch
die horizontalen Roͤhren f, f austreiben, und
zwar mit bedeutender Kraft und bei den am Hintertheile befindlichen verengerten
Muͤndungen g, g.
Da das auf diese Weise aus dem Hintertheile ausgetriebene Wasser durch sein
Zusammentreffen mit dem Wasser, in welchem das Schiff schwebt, einen Ruͤkstoß
erzeugen muß, so erwartet der Patenttraͤger, daß das Fahrzeug hiedurch rasch
vorwaͤrts oder nach einer dem ausstroͤmenden Wasser entgegengesezten
Richtung getrieben werden wird. Damit diese Kraft nun aber gleichmaͤßig
wirke, so sind bei h, h Luftbehaͤlter mit den
Roͤhren in Verbindung gebracht; diese Vorrichtungen sollen die wechselnden
Kraͤfte, die die Kolben bei der Hin- und Herbewegung ausuͤben,
reguliren und ausgleichen.
Der Patenttraͤger nimmt die angegebene Verbindung der verschiedenen
Vorrichtungen als seine Erfindung in Anspruch; dieß muß auch wohl seyn, denn das
Princip, welches seinem Patente zu Grunde liegt, wurde bereits in fruͤherer
und neuerer Zeit schon haͤufig angewendet, und bildet auch schon den
Gegenstand mehrerer Patente, von denen jedoch keines praktischen Erfolg hatte.