Titel: | Verbesserungen im Kämmen der Wolle, worauf sich James Noble, Worstedspinner von Halifax in der Grafschaft York, am 20. Februar 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XLI., S. 196 |
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XLI.
Verbesserungen im Kaͤmmen der Wolle,
worauf sich James Noble, Worstedspinner von Halifax in der
Grafschaft York, am 20. Februar 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of
Arts. Mai 1835, S. 97.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Noble's Verbesserungen im Kaͤmmen der Wolle.
Nach der Angabe des Patenttraͤgers besteht die unter gegenwaͤrtigem
Patente begriffene Erfindung in einer Verbindung mehrerer bekannter Theile zu einer
neuen mechanischen Vorrichtung. Die der Patentbeschreibung beigegebene Abbildung
stellt einen geometrischen, von der Seite genommenen Aufriß der Maschine vor; wir
haben jedoch, da uns die Maschine genau bekannt ist, in Fig. 40 einen Theil
derselben im Durchschnitte abgebildet, damit die innere Einrichtung daraus noch
deutlicher erhelle, als aus dem Originale.
Das Gestell a, a traͤgt die Achse eines Rades b, b, welche an beiden Seiten in entsprechenden
Zapfenlagern ruht. An der vorderen Seite dieses Rades ist das Excentricum oder das
herzfoͤrmige Rad c, c angebracht; und auf dem
oberen Theile des Umfanges dieses lezteren ruht durch seine eigene Schwere ein Hebel d, d der an dem einen Ende durch ein Gefuͤge mit
dem Winkelhebel e in Verbindung steht. Es erhellt
demnach, daß durch die Umdrehungen des Winkelhebels e
der Hebel d auf dem oberen Theile des Umfanges des
herzfoͤrmigen Rades c hin und her geschoben wird,
wobei das aͤußere Ende des Hebels d, an welchem
sich der obere Kamm f mit seinen Hechelspizen befindet,
eine elliptische Curve beschreibt, die von der Stellung des herzfoͤrmigen
Rades c abhaͤngt.
In einem beweglichen Rahmen g ist eine Reihe von
Hechelspizen h angebracht, die den unteren Kamm bildet;
in diesen Kamm wird die rohe ungekaͤmmte Wolle mit der Hand gebracht, und aus
ihm wird sie durch die Bewegungen des oberen Kammes ausgezogen, und zwar in gerade
gekaͤmmtem Zustande. Da es zur Vermeidung von Verlust an Wolle von Wesenheit
ist, daß die Enden der Wolle zuerst ausgezogen werden, und daß die Hechelspizen nach
und nach in die Wolle eindringen, so wird der bewegliche Rahmen g zuerst so weit als moͤglich
zuruͤkgestellt. Auch wird die Thaͤtigkeit des Hebels d waͤhrend der ganzen Operation durch
Abaͤnderung der Stellungen des herzfoͤrmigen Rades so geleitet, daß
der obere Kamm anfaͤnglich nur bis auf eine sehr geringe Tiefe in die Wolle
eindringt. In dem Maße jedoch, als die Operation voranschreitet, schreitet auch der
Rahmen mir den unteren Kaͤmmen vorwaͤrts; und da zugleich auch die
relative Stellung des kreisenden herzfoͤrmigen Rades c eine allmaͤhliche entsprechende Veraͤnderung erleidet, so
werden die oberen Hechelspizen endlich der ganzen Laͤnge nach durch die Wolle
gezogen, und deren Fasern folglich gerade gekaͤmmt werden.
Um der Maschine die noͤthigen Bewegungen mitzutheilen, sind an einer Seite des
Gestelles, und zwar hauptsaͤchlich an Zapfen, verschiedene Zahnraͤder
und Getriebe aufgezogen, die zur Vermeidung von Verwirrung in der Abbildung nur mit
Punkten angedeutet sind. Die Triebkraft, z.B. jene einer Dampfmaschine, wird durch
ein Laufband an einen an der kurzen Welle i aufgezogenen
Rigger mitgetheilt; an dieser Welle befindet sich aber auch noch ein Getrieb,
welches in eines der Raͤder eingreift. Dieses leztere Rad sezt den
Winkelhebel e, welcher den Hebel d in Thaͤtigkeit bringt, in Bewegung; durch ebendasselbe Getrieb
wird aber ferner auch die Welle des Rades b, an welchem
sich das Excentricum oder das herzfoͤrmige Rad befindet, umgetrieben: jedoch
mit geringerer Geschwindigkeit als die Welle des Winkelhebels.
An dem Ende der Welle des Rades b und des
herzfoͤrmigen Rades c ist ein Winkelgetrieb
angebracht, welches in ein entsprechendes, an dem Ende der seitlichen Welle k aufgezogenes Winkelgetrieb eingreift. An dem
entgegengesetzen Ende dieser lezteren Welle ist eine endlose Schraube 1 angebracht,
die in das Zahnrad m eingreift; und dieses leztere
greift seinerseits wieder in eine Zahnstange, die an dem unteren Theile des Rahmens
g angebracht ist.
Aus dieser Einrichtung ergibt sich demnach, daß durch die Bewegung des Raderwerkes
der Rahmen g eine langsame Bewegung mitgetheilt
erhaͤlt, und daß sich die unteren Hechelspizen, in denen sich die zu
kaͤmmende Wolle befindet, allmaͤhlich nach Vorwaͤrts bewegen;
waͤhrend zu gleicher Zeit, aber durch andere Raͤder, auch das
herzfoͤrmige Rad umgetrieben wird, so daß sich die Bewegung des oberen Kammes
in dem Maße erweitert und veraͤndert, in welchem der untere Rahmen mit der
Wolle vorwaͤrts schreitet.
Der Bau der Rahmen, in denen die Hechelspizen befestigt sind, so wie die Befestigung
dieser lezteren bieten keine neue wesentliche Einrichtung dar, so daß uns keine
weitere Beschreibung davon noͤthig zu seyn scheint. Wir bemerken daher hier
nur noch, daß die Hecheln erwaͤrmt werden, wenn man sich ihrer zum
Kaͤmmen der Wolle bedient.
Der Patenttraͤger bemerkt, daß er den unteren Kamm nicht immer mittelst der
Haͤnde mit Wolle speisen laͤßt, sondern daß dieß auch mit
Huͤlfe eines endlosen Tuches geschehen koͤnne, wie man dieß in Fig. 41 sieht.
Dieses endlose Tuch ist naͤmlich uͤber zwei Walzen gespannt, die
mittelst Schrauben ohne Ende und Getrieben umgedreht werden, damit solcher Maßen das
Tuch allmaͤhlich vorwaͤrts bewegt wird.
Eine leichte Modification der Maschine zum Behufe des Kaͤmmens langfaseriger
Wolle sieht man in Fig. 42. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die Hechelspizen hier an
einem sich umdrehenden Cylinder aufgezogen sind. An dem Ende der Welle dieses
Cylinders befindet sich ein Zahnrad, und dieses wird durch eine Schraube ohne Ende,
die sich an einer seitlichen Welle befindet, in Bewegung gesezt. Die Welle des
Cylinders selbst ist in einem beweglichen Rahmen oder in einem Wagen aufgezogen,
damit auch hier die Hechelspizen anfangs nur auf die Enden der Wollenfasern wirken,
und erst nach und nach so weit vorwaͤrts schreiten, daß sie die ganze
Laͤnge der Fasern ausziehen. Das allmaͤhliche
Vorwaͤrtsschreiten des Wagens wird mittelst der Schraube ohne Ende, die sich
an der oben erwaͤhnten seitlichen Welle befindet, hervorgebracht. Alles
Uebrige ist so einleuchtend, daß es keiner weiteren Erwaͤhnung bedarf.
Der Patenttraͤger sagt am Schlusse, daß er keinen der einzelnen Theile der
hier beschriebenen Maschine fuͤr sich allein in Anspruch nehme, indem sie
saͤmmtlich wohl bekannt seyn; sondern daß er seine Anspruͤche auf deren
Verbindung zu der fraglichen Maschine gruͤnde. Wir muͤssen hiezu
bemerken, daß schon im Jahr 1817 ein Herr Bundy von
Camdentown ein Patent auf eine Maschine zum Zurichten des Flachses erhielt, welche
zum Theil auch zum Kaͤmmen oder Hecheln des Flachses bestimmt war. In dieser
Maschine wurde der Flachs an dem Ende eines langen Armes oder Hebels angebracht, und
durch ein excentrisches oder herzfoͤrmiges Rad, welches die Bewegung des
Armes ganz nach dem oben angegebenen Principe bewirkte, allmaͤhlich in die
Hechelspizen gebracht. Da nun allgemein angenommen ist, daß die zum Kaͤmmen
der Wolle bestimmten Maschinen auch auf das Hecheln des Flachses anwendbar sind, so
sehen wir nicht ein, was an gegenwaͤrtigem Patente noch Neues verbleibt.