Titel: | Ueber Hrn. Adams elastische Patentwagenräder. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LI., S. 248 |
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LI.
Ueber Hrn. Adams
elastische Patentwagenraͤder.
Aus dem Mechanics'
Magazine, No. 615.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Ueber Adams elastische Patentwagenraͤder.
Laͤngst schon gehoͤrte es zu den großen Problemen der Mechanik ein
Wagenrad zu erfinden, welches nicht nur so fest und dauerhaft ist, daß es nicht
bricht, eine Staͤtigkeit in der Bewegung bewahrt und seine Form nicht
veraͤndert, sondern welches zugleich auch so viel Elasticitaͤt besizt,
daß die Erschuͤtterungen, die sich beim Rollen der Raͤder uͤber
die Unebenheiten einer gewoͤhnlichen Straße nothwendig ergeben, nicht weiter
fortgepflanzt, sondern wesentlich vermindert werden, damit diese
Erschuͤtterungen ihre nachtheiligen Folgen entweder gar nicht oder nur in
geringem Grade auf die Achse, um die sich das Rad dreht, uͤbertragen
koͤnnen. Um diesen Zwek zu erreichen, muß die elastische Kraft offenbar
zwischen dem Umfang des Rades und seiner Achse angebracht werden, und zwar auf eine
solche Weise: daß die Kreisform des Umfanges des Rades keinen Schaden dadurch
erleidet; denn in leztem Falle wuͤrde die Reibung des Rades bedeutend
vergroͤßert werden. Die einzige Methode die Elasticitaͤt anzuwenden,
besteht demnach darin, daß man der Achse gestattet sich in hinreichendem Grade von
dem Mittelpunkte des Umfanges, auf welchen die Erschuͤtterung wirkt, zu
entfernen, waͤhrend sie unmittelbar nach erfolgter Erschuͤtterung
durch die Elasticitaͤtskraft, die in verschiedenen entgegengesezten
Richtungen wirkt, bestaͤndig wieder in den eigentlichen Mittelpunkt
zuruͤkgetrieben wird. Die Vortheile, die ein auf diese Weise gebautes Rad
gewaͤhren muß, sind mannigfaltig und offenbar.
1. An den gewoͤhnlichen Raͤdern der Wagen ohne Federn wird die durch
die Unebenheit der Straße bedingte Erschuͤtterung in einer geraden Linie
laͤngs der Speichen an die Achse fortgepflanzt; und diese
Erschuͤtterung, welche fortwaͤhrend unterhalten wird, so lange sich
das Rad umdreht, vermehrt wesentlich die zum Ziehen noͤthige Kraft, indem sie
das Oehl oder Fett austreibt, und die reibenden Oberflaͤchen der Achse und
der Buͤchse in innige Beruͤhrung mit einander bringt. Dieser große
Uebelstand nun wuͤrde durch die Anwendung elastischer Raͤder ganz oder
in bedeutendem Grade beseitigt werden.
2. An jenen Wagen, deren unelastische Raͤder mittelst einer horizontalen, auf
der Achse ruhenden Feder an der Achse angebracht sind, wird die
Erschuͤtterung allerdings vermindert; jedoch nur in geringem Grade, indem
sich deren Moment in gerader Richtung laͤngs der Speichen an die Achse
fortpflanzt. Ueberdieß findet die Erleichterung, die die Feder gewaͤhrt, nur
in senkrechter Richtung Statt, waͤhrend sich der groͤßte Theil des
Moments der Erschuͤtterung nicht nach dieser, sondern in einer Richtung
erstrekt, die gegen die Linie, in der der Wagen fortrollt, eine Neigung hat. Auch
diesem Uebelstande wuͤrde durch die Anwendung elastischer Raͤder
wesentlich abgeholfen werden, indem die Elasticitaͤt, da sie rings um die
Achse in einem Kreise angebracht ist, sowohl gegen die senkrechten, als gegen die
wagerechten Hindernisse oder Unebenheiten wirken wuͤrde.
3. Die Kraft, welche noͤthig ist um einen Wagen in Bewegung zu sezen, ist
bekanntlich weit groͤßer als jene, womit er in Bewegung erhalten werden kann,
indem im Verhaͤltnisse der Geschwindigkeit der Bewegung ein verschiedenes
Moment erforderlich ist. Jedes Hinderniß, auf welches das Rad bei seinen Umdrehungen
stoͤßt, bewirkt aber eine Unterbrechung des Bewegungsmomentes, und dadurch
wird die zum Vorwaͤrtsbewegen des Wagens noͤthige Kraft jener Kraft
angenaͤhert, die erforderlich ist um den Wagen zuerst in Bewegung zu sezen;
denn die Erschuͤtterung wirkt in einer dem Bewegungsmomente entgegengesezten
Richtung und neutralisirt dasselbe gewisser Maßen. An einem elastischen Rade
wuͤrde die Erschuͤtterung zwar auch auf dessen Umfang wirken; allein
da sie hier gar nicht oder in vermindertem Grade an die Achse fortgepflanzt wird, so
wuͤrde das Bewegungsmoment des auf ihr ruhenden Wagengestelles, an welchem
die Zugkraft angebracht ist, beinahe gar nicht beeintraͤchtigt werden.
4. Die Wagenraͤder erleiden auch seitwaͤrts oder nach der
Laͤngenrichtung der Achse eine bedeutende Erschuͤtterung, und diese
wird bei den unelastischen Raͤdern zur Qual der Fahrenden und zum Ruine der
Wagen selbst beinahe ungebrochen an den Wagen fortgepflanzt. Bei einem Rade von
gehoͤriger Elasticitaͤt wuͤrde die Heftigkeit der
Erschuͤtterung weit geringer seyn, und die Bewegung mit mehr Leichtigkeit von
Statten gehen.
5. Ein elastisches Rad wird, da es den Erschuͤtterungen mehr ausweicht, als
ihnen Widerstand leistet, nicht so leicht Schaden leiden, als ein unelastisches, und
daher auch dauerhafter seyn. Hoͤlzerne Raͤder brechen eben wegen ihrer
groͤßeren Elasticitaͤt auch nicht so leicht, als eiserne.
Die Raͤder sind wie die Beine der Menschen Bewegungsinstrumente, und gleichwie
man sich mit seinen natuͤrlichen elastischen Beinen leichter bewegt, als mit
hoͤlzernen, eben so wird sich ein auf elastischen Raͤdern ruhender
Wagen auch leichter bewegen, als einer dessen Raͤder nicht elastisch sind;
obschon uͤbrigens eine mechanische Vorrichtung freilich nie mit einer durch
die Natur belebten in Verhaͤltniß gebracht werden kann. Schiffe, welche keine
Elasticitaͤt besizen, bewegen sich langsamer im Wasser, als solche, denen
eine gewisse Biegsamkeit eigen ist; und an Ruderbooten ist eine solche Biegsamkeit
zur Erreichung der gehoͤrigen Geschwindigkeit durchaus nothwendig, damit sie
sich den Bewegungen des Wassers mehr anpassen, als ihnen widerstreben. Die Bewegung
eines Fisches im Wasser gibt gleichfalls einen Beweis fuͤr das eben
aufgestellte Princip.
Da man hienach beinahe allgemein von den Vortheilen, welche elastische vor
unelastischen Raͤdern voraus haben muͤßten, uͤberzeugt ist, so
hat man auch schon mannigfache Versuche gemacht solche Raͤder zu bauen, von
denen jedoch keiner zu guͤnstigen Resultaten fuͤhlte. So brachte man
eine Anzahl spiziger, doppelt elliptischer Stahlfedern an, die sich strahlenfoͤrmig von der
Nabe gegen den Umfang hin erstreken, und um sich gegen die seitliche Wirkung zu
schuͤzen, verdoppelte man die Anzahl dieser Federn, und gab ihnen gegen die
Laͤnge der Nabe einen seitlichen Winkel. Raͤder dieser Art
haͤtten, selbst wenn sie ihren Zwek erfuͤllt haͤtten, wegen der
großen Kosten, die sie veranlaßten, nie allgemein in Gebrauch kommen koͤnnen;
sie erfuͤllten aber nicht einmal ihren Zwek: denn die Elasticitaͤt der
Federn konnte bloß in der Richtung der Laͤnge der Ellipsen durch Ausdehnung
oder Zusammenziehung wirken, und die Wirkung haͤtte sich immer nur nach einer
Richtung auf ein Mal, und zwar in einer diametral durch das Rad laufenden Linie
geaͤußert. Es waͤren demnach immer nur einige wenige Federn zu
gleicher Zeit in Thaͤtigkeit gewesen, und selbst diese auf eine
hoͤchst unvollkommene Weise: naͤmlich in der Laͤnge einer sehr
langen und schmalen Ellipse. Das Princip eines wirksamen Federrades muß aber darin
liegen, daß die Elasticitaͤt an allen Theilen des Umfanges gleich ist; daß
kein Theil ohne den anderen wirken kann, und daß jede Feder mit den uͤbrigen
in Uebereinstimmung wirkt, von welcher Richtung her die Erschuͤtterung auch
kommen mag. Da nun ein Rad wie das eben beschriebene diesen Bedingungen nicht
entspricht, so kann es seinen Zwek nicht nur nicht erfuͤllen, sondern es wird
auch nicht ein Mal dauerhaft seyn.
Eine andere Art von Federrad verfertigte man, indem man Stahlblaͤtter
wellenfoͤrmig bog, und diese in Radien von der Nabe zum Umfange des Rades
laufen ließ, wobei man sie zur Vermeidung der seitlichen Wirkung auf dieselbe Weise
dublirte, wie dieß bei den elliptischen Federn geschah. Solche Raͤder
wuͤrden, wenn sie gehoͤrig gebaut sind, gewiß wirksamer seyn, als
erstere; allein die Verfertigung von derlei Federn, die saͤmmtlich ihrem
Zweke entsprechen, und die genaue Befestigung derselben, wuͤrde zu große
Schwierigkeiten und Kosten veranlassen, abgesehen davon, daß die Raͤder bei
starken Erschuͤtterungen dennoch leicht brechen wuͤrden.
Eine dritte Methode, welche in Vorschlag gebracht, aber nie wirklich
ausgefuͤhrt worden, beruht darauf, daß man innerhalb einem großen, festen und
steifen Reifen ein kleineres Rad anbringen und den Zwischenraum zwischen beiden mit
mehreren kleinen, an den Enden offenen, zusammengebogenen Reifen oder
Stahlblaͤttern ausfuͤllen soll. Diese Reifen, die ihren Durchmesser
demnach vergroͤßern oder verkleinern koͤnnen, sollen nur dadurch an
Ort und Stelle erhalten werden, daß sowohl an dem Rade als an dem Reifen oder Ringe
Aushoͤhlungen angebracht sind, welche ihrer Groͤße entsprechen. Die
Nachtheile oder Mangel eines Rades dieser Art sind sehr zahlreich; es hat keine elastische
Festigkeit und keine allgemeine Wirksamkeit, indem es bloß durch Compression der
unteren und nicht durch Ausdehnung der oberen Federn wirkt; und eben so liegt ein
großer Mangel desselben darin, daß, waͤhrend das Gewicht auf die unteren
Federn druͤkt, die Elasticitaͤt der oberen nicht zur Verminderung,
sondern vielmehr zur Vermehrung des Gewichtes mitwirken wuͤrde. Abgesehen
hievon waͤre ein solches Rad auch schon deßwegen praktisch unbrauchbar, weil
sich in Kuͤrze Steine und Staub zwischen die Federn legen, und deren Wirkung
aufheben wuͤrden. Etwas Gutes liegt jedoch in diesem Vorschlage:
naͤmlich der Keim oder die Grundidee zu der einzigen Art von Feder, womit
wirksame Federraͤder verfertigt werden koͤnnen, d.h. zu der Anwendung
des Kreises. Das Rad selbst ist ein Kreis, der sich bestaͤndig umdreht;
Federn, die in diesem Rade fortwaͤhrend eine gleiche Wirkung haben, welche
Seite auch nach Oben gerichtet seyn mag, muͤssen nothwendig ebenfalls Kreise
seyn; keine andere Art oder Form von Federn kann hier eine eben so allgemeine
Wirkung haben; keine andere Form wird schnell nach einander und in jeder Richtung
eine Ausdehnung und Zusammenziehung gewaͤhren, wodurch die Nabe jedes Mal so
oft die Erschuͤtterung voruͤbergegangen, genau wieder in den
Mittelpunkt des Umfanges zuruͤkgefuͤhrt wird.
Hr. William Adams, ein Theilnehmer der Firma Hobson und Comp. von Longacre, hat nun dieses Princip
endlich mit vieler Muͤhe so weit zur Ausfuͤhrung gebracht, daß er sich
auf sein Rad ein Patent ertheilen lassen konnte. Das Wesentliche seiner Erfindung
besteht aus vier Reifen oder Ringen, die er aus einer breiten, gehoͤrig
gehaͤrteten Stahlplatte verfertigt, indem er deren Enden so uͤber
einander schlaͤgt und so zusammennietet, daß jeder Reif gehoͤrige
Festigkeit bekommt, und sowohl durch Ausdehnung, als durch Zusammenziehung
Widerstand leistet. Diese Reifen oder Ringe sind in gleichen Entfernungen von
einander im Inneren eines steifen kreisrunden Reifens befestigt, der den Umfang des
Rades bildet. Um dem Reifen die gehoͤrige Festigkeit und Steifheit zu geben,
ist derselbe folgender Maßen zusammengesezt. Um einen inneren eisernen oder
staͤhlernen Reifen, der nicht so dik ist, als der aͤußere, werden im
Kreise hoͤlzerne Felgen gelegt, die genau anpassen, und deren Enden
gleichfalls genau und so zusammengefuͤgt sind, daß Linien, die man von diesen
Gefuͤgen aus zieht, in dem Mittelpunkte des Kreises zusammentreffen. Um
diesen Felgenkreis wird wie gewoͤhnlich der aͤußere Reifen heiß
angelegt, worauf man dann alle drei Schichten, aus denen der ganze Reifen besteht,
durch Bolzen verbindet. Wenn wir diesen Reifen auch einen steifen nennen, so ist
damit doch noch nicht
gemeint, daß er eben so unnachgiebig ist, wie ein gußeiserner; sondern daß er
zugleich mit einem solchen Grade von Elasticitaͤt, die dem Brechen vorbeugt,
doch auch eine solche Staͤrke und Festigkeit besizt, daß er bei den
Erschuͤtterungen, die er zu erleiden hat, keine bleibende Veraͤnderung
seiner Form eingeht. An diesen Reifen werden nun die vier kleinen Reifen oder Ringe
auf eine feste und dauerhafte Weise gebolzt, obschon diese nicht wesentlich zur
Verstaͤrkung des Reifens mitzuwirken haben. Die Federn dienen als elastische
Beine, und der Reifen leitet die Schritte, die sie beim Umdrehen des Rades machen;
passend nennen daher auch die englischen Wagner das Bereifen eines Rades das
Anschuhen (shoeing) desselben.
Die Nabe des neuen Rades besteht aus eisernen Platten, welche an der Buͤchse
der Achse angebracht und durch hoͤlzerne Bloͤke verstaͤrkt
sind. Die Platten selbst bilden eine Art von Maltheserkreuz, und an den Armen dieses
Kreuzes werden die vier Federreifen mit Bolzen und Schraubenmuttern befestigt, ohne
daß man jedoch in die Federn selbst Loͤcher macht. Die Federn nehmen gegen
den Umfang hin an Breite ab, damit sie gegen den Punkt hin, an welchem die
Erschuͤtterung Statt findet, am meisten Elasticitaͤt gewaͤhren.
Die Buͤchse selbst ist so gebaut, daß sie einen großen Vorrath von Oehl
aufnehmen, und daß das Rad folglich bedeutend weiter laufen kann, als
gewoͤhnlich, ehe es frisch geoͤhlt zu werden braucht, und zwar um so
mehr, als in Folge der Wirkung der Elasticitaͤt die durch die
Erschuͤtterungen des Rades bedingte Reibung wegfaͤllt. Die Speisung
der meisten Oehlachsen beruht auf der Thaͤtigkeit von Saugroͤhrchen
oder Pumpen, und wird daher durch mannigfache Ursachen leicht gestoͤrt, so
daß sich die Achse dann erhizt und einklemmt; an eine Achse hingegen, die, wie dieß
hier der Fall ist, in wirklicher Beruͤhrung mit dem Oehle steht, ist dieß
nicht moͤglich.
Wir waren anfaͤnglich der Meinung, daß ein Rad, an welchem sich so viel Metall
befindet, wie an dem eben beschriebenen, nothwendig sehr schwer seyn muͤßte;
dem ist jedoch nicht so. Da die Federn naͤmlich in Folge ihrer
eigenthuͤmlichen Wirkung und ihres eigenen Baues einander gegenseitig
unterstuͤzen, so konnte die Dike der Platten so vermindert werden, daß man in
ihnen große Leichtigkeit mit großer Staͤrke vereint sieht. Daher kommt es
denn auch, daß ein Paar der neuen Federraͤder nur um so viel schwerer ist,
als die gewoͤhnlichen hoͤlzernen Raͤder, als das Gewicht des
inneren Reifens betraͤgt. Da uͤbrigens an den gewoͤhnlichen
Raͤdern die Achsen wegen der Erschuͤtterungen, denen sie zu
widerstehen haben, um Vieles schwerer gemacht werden, als dieß bei der auf ihnen
ruhenden Last eigentlich noͤthig waͤre, so koͤnnen die Achsen
der Federraͤder, da sie keine so heftigen Erschuͤtterungen auszuhalten
haben, um so Vieles leichter gemacht werden, daß dieses Uebergewicht des Reifens zum
Theil dadurch ausgeglichen wird. Da das uͤberschuͤssige Gewicht hier
uͤberdieß am Umfange und nicht in der Achse angebracht ist, so wird hiedurch
die Reibung geringer werden; und eben so wird sich, da bei dem Gebrauche der
elastischen Raͤder die Erschuͤtterungen wegfallen, sowohl in dem
Gewichte als in der Zahl der Kutschenfeder eine Ersparniß ergeben, so daß auch
hieraus wieder eine Verminderung der Reibung der Achse erwaͤchst. Das Gewicht
sowohl, als die Staͤrke der Raͤder muß immer in einem bestimmten
Verhaͤltnisse zu der darauf ruhenden Last stehen, weil der Schwerpunkt sonst
zu hoch stehen wuͤrde: ein Fehler, der an einem Wagen beinahe eben so groß
ist, als an einem Schiffe. Ein Rad kann eben so wohl zu leicht, als zu schwer seyn;
und ersterer Fehler ist sogar noch groͤßer, als lezterer; denn es besteht bei
ihm ein Fehler im Principe, woraus Gefahr erwaͤchst, waͤhrend in
lezterem Falle nur durch ein etwas groͤßeres Gewicht, nicht aber durch eine
staͤrkere Reibung der Achse ein kleiner Unterschied in Hinsicht auf die
Zugkraft erwaͤchst. Bei einer bedeutenden Geschwindigkeit wirkt
uͤbrigens das Gewicht des schweren Rades wie bei einem Flugrade mit einem
Bewegungsmomente.
Das Adams'sche Rad ist leicht und elegant, und daher
fuͤr leichte Fuhrwerke auf gewoͤhnlichen Landstraßen sehr geeignet;
eine noch weit ausgedehntere Anwendung duͤrfte ihm jedoch noch auf den
Eisenbahnen, die immer mehr an Zahl und Wichtigkeit zunehmen, bevorstehen. Nach Hrn.
Wood's Angaben betraͤgt naͤmlich der
Unterschied, der sich auf den Eisenbahnen zwischen der Abnuͤzung der Wagen
mit Federn und jener der Wagen ohne Federn ergibt, 1/4 bis 1/2. Die Federn, deren
man sich an diesen Wagen bedient, sind sehr kurz, und haben nur einen geringen
Spielraum, und selbst diesen nur in einer senkrechten Linie, die doch nicht die
Linie ist, in der die Erschuͤtterung Statt findet. Bei großen
Geschwindigkeiten steigt die Notwendigkeit der Elasticitaͤt in
zusammengeseztem Verhaͤltnisse. Die auf den Eisenbahnen uͤbliche
Geschwindigkeit wuͤrde auf den gewoͤhnlichen Straßen den Wagen bald in
Stuͤke zerfallen machen. Ein kleines Steinchen oder eine kleine Ungleichheit
im Gefuͤge der Schienen erzeugt bei einer großen Geschwindigkeit eine heftige
Erschuͤtterung, und die gleich wiederholten Hammerschlaͤgen wirkenden
Stoͤße der Raͤder gegen eine bereits lose Schiene machen, daß dieselbe
bricht oder sonst unbrauchbar wird. Da die Elasticitaͤt des Federrades in
einer geraden oder directen Linie wirkt, so werden sowohl die Schienen, als die
Wagen bei Anwendung dieser Raͤder vor Erschuͤtterungen geschuͤzt und der
Gesammtbetrag der Reibung somit bedeutend vermindert werden. An den
gewoͤhnlichen unelastischen Raͤdern, wie man sich ihrer an den
Eisenbahnen bedient, haben die vorstehenden Randstuͤke, wenn die
Raͤder nicht in einer vollkommen geraden Linie laufen, bestaͤndig eine
Neigung auf die Schiene hinauf zu steigen, wodurch der Wagen umgeworfen werden
wuͤrde. Die seitliche Elasticitaͤt des Adams'schen Rades duͤrfte hingegen dergleichen Unfaͤllen
vorbeugen.
Ein elastisches Rad hat endlich auch noch bei einem Fehler, der fast alle
Raͤder trifft, d.h. bei dem Mangel einer vollkommenen Rundung oder
Centrirung, einen Vorzug vor einem unelastischen voraus; denn ein unelastisches Rad
muß sich in diesem Falle nothwendig mit mehr Reibung drehen, als ein elastisches, an
welchem die Elasticitaͤt bestaͤndig diesen Fehler zu beseitigen
sucht.
Fuͤr Wagen von gewoͤhnlicher Schwere und Belastung sollen die Federn
dem Patenttraͤger gemaͤß aus einfachen Stahlplatten verfertigt werden,
wo sie sich dann auch leicht gegen Rost schuͤzen lassen; an schweren Wagen
hingegen, so wie an den Maschinenwagen fuͤr Eisenbahnen muß die Zahl der
Platten auf gleiche Weise vermehrt werden, wie dieß an anderen Wagenfedern zu
geschehen pflegt.
Fig. 1 gibt
einen Seitenaufriß, und Fig. 2 einen
Querdurchschnitt des Adams'schen Rades. A ist der aͤußere Reifen; B, B sind die Felgen; C zeigt den inneren
Reifen; D sind Bloͤke, in denen die Federn an den
Reifen befestigt werden; E Bolzen, womit die
Bloͤke fixirt werden; F ist das Maltheserkreuz
und die Achsenbuͤchse; G sind die kreisrunden
Federn.
Sollte eine der Federn brechen, so koͤnnte sie leicht in einigen Minuten
gleich auf der Straße oder auf der Eisenbahn selbst durch eine andere ersezt werden.
Die Nabe der fuͤr Eisenbahnen bestimmten Raͤder koͤnnte
uͤbrigens noch einfacher seyn, als jene an den Raͤdern der
gewoͤhnlichen Wagen.