Titel: | Ueber die verbesserten Schornsteine des Hrn. Henry Antis in Pennsylvania. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LV., S. 267 |
Download: | XML |
LV.
Ueber die verbesserten Schornsteine des Hrn.
Henry Antis in Pennsylvania.
Aus Hazard's
Register of Pensylvania im Mechanics'
Magazine, No. 616, S. 157.
Antis's verbesserte Schornsteine.
Es war bisher in der Praxis immer noch eine der unsichersten Aufgaben einen Rauchfang
zu bauen, der gut zieht, und den Rauch ableitet. Man kannte die Theorie des Rauches
und des Zuges bisher noch so wenig, daß es ein reiner Zufall war, wenn man einen gut
ziehenden Schornstein zu Stande brachte, und daß kein Baumeister bestimmte Regeln
hatte, um danach mit einiger Zuverlaͤssigkeit auf einen entsprechenden Bau
schließen zu koͤnnen. Es machte uns daher außerordentlich viel
Vergnuͤgen, als wir dieser Tage den von Hrn. Henry Antis erfundenen und nach einem ganz neuen Principe erbauten Schornstein
zu sehen Gelegenheit hatten.
Die Theorie, welche den Schornsteinen des Hrn. Antis zu
Grunde liegt, ist folgende: die kalte atmosphaͤrische Luft tendirt gegen den
Schwerpunkt hin, bis sie auf irgend ein Hinderniß stoͤßt, welches ihr eine
andere Richtung gibt. Die erhizte oder verduͤnnte Luft hingegen hat eine
vollkommen senkrechte Bewegung. Hieraus folgt, daß der Schornstein gleichfalls eine
vollkommen senkrechte Stellung, und nirgendwo kleinere Dimensionen haben soll, als
an der untersten oder ersten Eintrittsmuͤndung. Die Zahl der
Eintritts-Muͤndungen thut nichts zur Sache, wenn nur der
Flaͤchenraum des Querdurchschnittes des Feuerzuges jenem saͤmmtlicher
Eintrittsmuͤndungen gleichkommt; sein Flaͤchenraum kann wohl
groͤßer seyn, nie aber darf er kleiner seyn.
Hr. Antis beginnt demnach vom Keller mit einem einzelnen
Schlot, dessen Groͤße so regulirt ist, daß sie allen den
Eintrittsmuͤndungen, die von Oben bis Unten vorkommen sollen, entspricht.
Dieser Schlot wird seine ganze Laͤnge hindurch in gleicher Groͤße und
genau in senkrechter Stellung empor gefuͤhrt; die Mauer braucht nur so dik zu
sehn, als ein Ziegel breit ist. Da wo eine Feuerstelle hinkommen soll, wird ein
Pfeiler von gewoͤhnlicher Form, dem die senkrechte Wand des Schlotes als
Ruͤken dient, angebracht, und dann an gehoͤrigem Orte ein Bogen von
gewoͤhnlicher Form quer heruͤber gespannt. Unmittelbar
gegenuͤber oder unter der Deke des Bogens wird in dem Schlote eine
horizontale Oeffnung von der ganzen Weite der Feuerstelle von einem Pfeiler zum
anderen gelassen, welche Oeffnung an Groͤße der vorausgegangenen Berechnung
und der Hoͤhe des Bogens entsprechen muß, und bei Pfeilern von 24 bis 30 Zoll
Hoͤhe nicht unter 3 Zoll senkrechter Hoͤhe haben soll.
Unter jedem in eine Feuerstelle eingepaßten Roste wird eine Oeffnung gelassen, welche
schief in den Schlot hinabsteigt, und in dieser Oeffnung ist auf gleicher
Hoͤhe mit dem Herde ein Rost befestigt, durch den die Asche von dem oberen
Roste herab gelangt. Diese Einrichtung bewirkt, daß, waͤhrend durch die Hize
des auf dem Roste befindlichen Feuers ein starker Luftzug durch die obere
horizontale Oeffnung erzeugt wird, in der unteren schiefen Oeffnung gleichfalls ein
maͤßiger Zug entsteht, der allen Staub beseitigt, so daß von einem
Steinkohlenfeuer auch nicht ein Staͤubchen Asche in das Zimmer entweichen
wird.
An jeder Eintrittsmuͤndung hat Hr. Antis ferner ein
Ventil angebracht, welches auf eine so zwekmaͤßige Weise eingerichtet ist,
daß es durch das bloße Druͤken auf einen kleinen messingenen Knopf
gaͤnzlich geschlossen wird; und daß also, im Falle der Schornstein Feuer
fangen sollte, augenbliklich der Zutritt der Luft so abgeschnitten wird, daß das
Feuer gleich im Entstehen erstikt wird. Nie kann auch nur das kleinste
Stuͤkchen Ruß in das Zimmer oder auf die Feuerstelle gelangen; denn sowohl
der Ruß als die Asche faͤllt auf den im Keller befindlichen Boden des
Schlotes hinab, wo diese Stoffe bei einem eisernen Thuͤrchen herausgenommen werden koͤnnen.
Bei diesem Thuͤrchen gelangt auch der Schornsteinfeger in den Schlot, ohne
daß irgend Jemand von den Bewohnern des Hauses dadurch, belaͤstigt wird. Wo
es noͤthig ist, fuͤhrt Hr. Antis auch
seitliche Feuerzuͤge in den Pfeilern empor; durch diese kann zur Regulirung
der Temperatur des Zimmers oder der Staͤrke des Zuges Luft eingefuͤhrt
werden.
Die Vortheile, die aus dieser Einrichtung erwachsen, sind: 1) braucht man weniger
Material, wodurch der Bau wohlfeiler wird. 2) wird weniger Raum von dem Mauerwerke
eingenommen. 3) wird man in den Zimmern weder durch Ruß, noch durch Asche
belaͤstigt. 4) kann man die Temperatur der Zimmer reguliren, ohne daß man die
Fenster oder die Thuͤren aufzumachen braucht. 5) endlich ist man gegen allen
Rauch in den Zimmern geschuͤzt.