Titel: | Ueber Herrn James Hunter's verbesserte Maschine zum Behauen der Steine. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LVIII., S. 278 |
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LVIII.
Ueber Herrn James Hunter's verbesserte Maschine zum Behauen der Steine.
Aus dem Mechanics'
Magazine, No. 612.
Hunter's verbesserte Maschine zum Behauen der Steine.
Hr. James Hunter von Leys Mill, Arbroath, ließ sich im
abgelaufenen Monate Maͤrz ein Patent auf gewisse Verbesserungen im Behauen
der Steine geben; die Beschreibung der diesem Patente zum Grunde liegenden Erfindung
ist zwar noch nicht bekannt gemacht worden; dagegen besizen wir aber einen Bericht
der HH. Carmichael und Kerr,
Ingenieure zu Dundee, welche die neue Methode an Hrn. Carnegie's Steinbruͤchen zu Leys Mill anwenden sahen, und nach
welcher die neue Erfindung alle bisherigen aͤhnlichen in ihren Leistungen
weit uͤbertrifft. Hr. Hunter hat die Aufgabe, die
er sich sezte, vollkommen erreicht; die Schnelligkeit, mit der sich ungeheuere
Steinbloͤke nach seiner Methode behauen lassen, ist außerordentlich, und doch
ist die Abnuͤzung der Instrumente dabei hoͤchst unbedeutend. Der
Bericht lautet woͤrtlich wie folgt:
„Wir haben die Steinbruͤche zu Leys Mill besucht und die Leistungen
der dortigen neuen Maschinen genau untersucht; sie erhellen aus folgenden beiden
Versuchen.
Erster Versuch. Auf der Bank der einen der Maschinen,
die wir sahen, lagen 6 Steine, von denen einer bereits behauen war und ein
zweiter eben behauen wurde. Die Dimensionen der vier uͤbrigen, welche wir
unterdessen maßen, waren folgende.
Nr.
Laͤnge der
Steine
Breite der
Steine.
Dike.
Dike der behauten
Steine.
Weggehauene Steinmasse.
Fuß.
Zoll.
Fuß.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
1
5
3
2
6
3 1/2
2
2/2
1
2
5
0
2
8
3
2
3/8
5/8
3
5
6
2
6
6
4
1/4
1
3/4
4
4
0
2
3
4
2
1/2
1
1/2
Wir haben hier die Dike der Steine im Durchschnitte genommen, denn mehrere
Stellen derselben waren diker, andere duͤnner. Eines der breiten
Instrumente war abgestumpft, bevor der Versuch begann, und wurde bei dem Steine
Nr. 2 fuͤr ein neues ausgewechselt. Bei dem Steine Nr. 3, der sehr hart
war, brach die Spize eines der Instrumente, womit die Steine aus dem Groben
gearbeitet werden; es mußte nach Vollendung des Steines ausgetauscht werden. Bei
dem lezten Steine sprang, als er zur Haͤlfte fertig war, ein Splitter ab,
so daß er noch ein Mal uͤbergangen werden mußte. Dieses verschiedenen
Aufenthaltes ungeachtet waren saͤmmtliche Steine innerhalb 45 Minuten
vollendet, so daß also in einer Stunde ein Flaͤchenraum von 65 Fuß
behauen wurde.
Zweiter Versuch. Es wurden 5 Steine von folgenden
Dimensionen in dieselbe Maschine gebracht.
Nr.
Lange.
Breite.
Dike.
Dike der behauenen
Steine
Weggehauene Steinmasse
Fuß.
Zoll.
Fuß.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
1
4
3
2
2
4 1/4
2
1/4
2
2
3
9
1
10
4 3/4
3
1/2
1 1/2
3
3
4
2
8
6
4
2
4
3
6
2
0
6 1/2
4
3/4
1 3/4
5
3
8
3
6
5 1/2
4
1/2
1
Diese Steine waren in 42 Minuten fertig. Sie waren ohne alle Auswahl aus dem
Steinbruche genommen worden; auch wußte man nicht, daß wir kamen, um einen
Probeversuch anzustellen. Waͤren alle Steine von gleicher Laͤnge,
d.h. 5 1/2, Fuß lang, gewesen, so waͤren sie genau innerhalb einer und
derselben Zeit behauen worden, indem sich die Maschine in diesem Raume bewegt;
es waͤren demnach in 42 Minuten 67 Fuß Steinoberflaͤche behauen
worden. Zum Reinigen und Wiederbeladen der Maschine war zwischen den beiden
angefuͤhrten Versuchen ein Zeitraum von 12 Minuten erforderlich.
Die Steine boten, so wie sie aus der Maschine kamen, eine merkwuͤrdig
ebene Oberflaͤche dar; auch fuͤhlten sie sich so glatt an, daß man
sie haͤtte fuͤr polirt halten koͤnnen, wenn sie nicht von
den Spuren der Meißel matt gewesen waͤren. Der Werkfuͤhrer sagte
uns, daß in einer Woche 4 Maschinen 4400 Quadratfuß Steine behauen hatten, und
daß wenigstens die Haͤlfte der Steine an beiden Seiten geebnet wurde.
Der Arbeitslohn betrug in eben dieser
Woche
6 Pfd.
1 Schill.
6 D.
Hiezu kommt noch fuͤr das
Schaͤrfen und Schleifen der Instrumente
–
12 Schill.
0 D.
––––––––––––––––
6 Pfd.
13 Schill.
6 D.
Man zeigte uns aus den Buͤchern, daß im vorigen Sommer gegen 100,000 Fuß
Pflastersteine von 4 Maschinen behauen wurden. Am uͤberraschendsten war
uns jedoch die geringe Abnuͤzung der Werkzeuge. Die Kosten des Zurichtens
und Schleifens derselben belaufen sich naͤmlich nicht hoͤher, als
woͤchentlich auf 3 Schill. (1 fl. 48 kr.), oder taͤglich auf 6
Pen. (18 kr.), und der Verbrauch an Stahl betrug im ganzen abgelaufenen Jahre
keinen Centner. Wenn wir saͤmmtliche behauene Steine zusammennehmen, so
ergibt sich, daß ein Pfund Stahl hinreicht, um 1500 Fuß Steine zu ebnen, oder
daß auf 100 Fuß Oberflaͤche fuͤr einen halben Penny Stahl
kommt.
In den Steinbruͤchen des Hrn. Carnegie arbeiten
gegenwaͤrtig 5 solche Maschinen; sie werden durch eine Dampfmaschine von
6 Pferdekraͤften, deren Cylinder 16 Zoll im Durchmesser und einen Hub von
2 Zoll hat, betrieben. Dieselbe Dampfmaschine schafft jedoch auch die Steine aus
dem Steinbruche auf einer schiefen Flaͤche von 48 Fuß mit einer Steigung
von 1 in 5 Fuß an die Maschinen; und auf einer anderen schiefen Flaͤche
von 87 Fuß mit einer Steigung von 1 in 4 Fuß das Geroͤll aus dem
Steinbruche an den dafuͤr bestimmten Ort. Die Quantitaͤt der
ersteren belaͤuft sich taͤglich auf beilaͤufig 40 Tonnen;
jene des lezteren taͤglich auf 50 bis 60 Tonnen. Wir glauben
uͤbrigens, daß die Dampfmaschine ohne Gefahr der Ueberladung eben so gut
auch 8 Maschinen betreiben koͤnnte, indem uns keine der lezteren mehr als
eine halbe Pferdekraft zu erfordern scheint.“
Anmerkung des Hrn. Carnegie.
Zur Erklaͤrung der Differenz, welche zwischen jener Quantitaͤt Steine,
die den beiden erwaͤhnten Ingenieurs gemaͤß von den Maschinen
innerhalb einer bestimmten Zeit behauen werden koͤnnen, und jener
Quantitaͤt besteht, die ihren Angaben nach in jeder Woche wirklich zu Markte
gebracht wird, muß ich bemerken: 1) daß man es wohlfeiler fand, die Steine in der
rohen und unfoͤrmlichen Gestalt, in der sie aus den Steinbruͤchen
kommen, in den Maschinen behauen zu lassen, und ihnen dann erst mit der Hand die
vierekige Form zu geben, als den umgekehrten Gang einzuschlagen, gleichwie man ihn
befolgt, wenn die ganze Arbeit mit den Haͤnden vollbracht wird. 2) daß viele
Steine aus verschiedenen Ursachen auf einer oder auf beiden Seiten zwei Mal
uͤbergangen werden muͤssen. 3) daß die Steinbruͤche nicht immer
Steine von solcher Groͤße liefern, daß sie die Baͤnke der Maschinen
ausfuͤllen, wodurch nothwendig ein großer Theil der Kraft der Maschine
verloren geht. 4) daß eine Menge verschiedener Umstaͤnde, die im Großen
bedeutenden Einfluß uͤben, wie z.B. die Witterung, bei einzelnen Versuchen nicht in
Anschlag kommen.