Titel: | Auszüge aus den Angaben, welche Hr. Joshua Field Esq. vor einer Parliamentscommission über die Dampfschifffahrt nach Ostindien machte. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LXVII., S. 325 |
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LXVII.
Auszuͤge aus den Angaben, welche Hr.
Joshua Field Esq. vor einer Parliamentscommission
uͤber die Dampfschifffahrt nach Ostindien machteDer Artikel, den wir hier seines vielfachen Interesses wegen mittheilen, bildet
einen Theil der vielen Untersuchungen, welche das Parliament im vorigen Jahre
anstellen ließ, um zu ermitteln, ob uͤber das Vorgebirg der guten
Hoffnung, oder mit Benuzung des Euphrats eine wohlfeilere und
zwekmaͤßigere Dampfschiffverbindung mit Ostindien hergestellt werden
koͤnne. Wir haben in dem Auszuge, den wir hier aus den Angaben des Hrn.
Field (einem Mitglieds der bekannten Firma Maudsley und Field) geben,
die an ihn gerichteten Fragen so viel als moͤglich zusammengezogen. A. d.
R..
Aus dem Mechanics'
Magazine, No. 620, S. 249.
Field's Angaben uͤber die Dampfschiffahrt nach
Ostindien.
Fr. Welches ist Ihrer Ansicht nach die geeignetste
Groͤße und Kraft fuͤr ein Dampfboot, welches fuͤr lange
Seereisen bestimmt ist? – A. Das gegenseitige Verhaͤltniß der Kraft
zur Tonnenzahl schwankt meiner Ansicht nach zwischen 2 und 4 Tonnen per Pferdekraft, was theils von den Zweken, zu welchen
das Boot bestimmt ist, theils von der Laͤnge der Fahrten, die es zu machen
hat, abhaͤngt. Ich habe eine Tabelle angefertigt, aus welcher mit einem Blike
die wahrscheinliche Geschwindigkeit, die sich bei der Anwendung von vier
verschiedenen Kraͤften an Fahrzeugen von gleicher Tonnenzahl erzielen
laͤßt, so wie hieraus auch die Laͤnge der Zeit hervorgeht, fuͤr
welche sie den Vorrath an Kohlen mit sich zu fuͤhren im Stande sind. Diese
Tabelle, deren Daten jedoch nur approximativ richtig seyn koͤnnen, zeigt
fuͤr wie viele Tage die Dampfboote mit groͤßeren oder kleineren
Maschinen das Brennmaterial mit sich fuͤhren koͤnnen, und welche
Geschwindigkeit hiebei im Durchschnitte zu erreichen ist.
Textabbildung Bd. 57, S. 326
Tonnenzahl; Pferdekraͤfte
der Maschinen; Kohle fuͤr Tage; Meilen per Stunde
Ich empfehle demnach ein Boot von 700 bis 800 Tonnen mit einer Maschine von 180 bis
200 Pferdekraͤften; ein solches wuͤrde naͤmlich fuͤr 14
bis 15 Tage Brennmaterial mit sich fuͤhren, und in stillem Wasser eine
Geschwindigkeit von 9 bis 10 Meilen per Zeitstunde
erreichen, waͤhrend es zur See bei jeder Witterung 8 Meilen per Stunde zuruͤklegen wuͤrde. Fuͤr
Dampfboote, welche große Fahrten zu machen haben, duͤrften hoͤchstens
4 Tonnen auf jede Pferdekraft zu rechnen seyn, waͤhrend fuͤr
Dampfboote, welche nur kurze Seefahrten machen, 3, und fuͤr Boote, die auf
Fluͤssen fahren, gar nur 2 Tonnen auf jede Pferdekraft zu rechnen sind. Eine
große Kraft an kleinen Fahrzeugen angebracht, erzeugt eine große Geschwindigkeit;
dagegen ist aber der Kohlenvorrath solcher Fahrzeuge schnell erschoͤpft,
waͤhrend groͤßere Fahrzeuge einen groͤßeren Vorrath einnehmen,
und folglich auch groͤßere Streken zuruͤklegen koͤnnen. Je
kleiner die Kraft, um so mehr Raum bleibt fuͤr die Kohle, und fuͤr
eine um so groͤßere Anzahl von Tagen wird das Fahrzeug Brennmaterial
einnehmen koͤnnen; um so geringer wird aber auch die Geschwindigkeit seyn.
Bei der geringeren Kraft wird innerhalb einer und derselben Zeit weniger
Brennmaterial verzehrt werden; dagegen wird aber bei der groͤßten Kraft bei
gleichen Entfernungen am wenigsten Brennmaterial aufgewendet werden, wenn die Fahrt
gegen Winde und Fluth geht, keineswegs aber bei Windstille und gutem Winde.
Fr. Welches halten Sie fuͤr die groͤßte
Entfernung, die ein Dampfboot auf der See zuruͤklegen kann, ohne zu wechseln?
– A. Ein und dasselbe Dampfboot soll nicht mehr als 2 bis 3000 Meilen
zuruͤklegen, ohne anzuhalten, um die Maschinerie wieder in Ordnung bringen zu
koͤnnen. Wenn uͤbrigens auch eine solche Streke in einem Zuge
zuruͤkgelegt werden kann, so duͤrfte es doch besser seyn einige
Stationen zu machen, um frische Kohlen einzunehmen. Die groͤßte Fahrt machte,
so viel ich weiß, das Dampfboot Enterprize auf seiner Fahrt nach dem Vorgebirge der
guten Hoffnung; es nahm naͤmlich fuͤr 37 Tage Kohle ein, und seine
Kessel arbeiteten 34 Tage und Naͤchte, so daß fuͤr drei Tage
Kohlenvorrath uͤbrig blieb. Man soll jedoch der Maschine, abgesehen von dem
zum Einnehmen von Kohle noͤthigen Anhalten, auch noch von Zeit zu Zeit Ruhe
goͤnnen; denn je oͤfter sie gereinigt und wieder genau zusammengepaßt
wird, um so besser wird sie arbeiten.
Fr. Wie groß ist die Dauer der kupfernen Kessel im
Vergleiche mit den eisernen? – A. Kupferne Kessel dauern, wie die Erfahrung
zeigte, gegen 7 Jahre ohne solche Ausbesserungen zu erfordern, in Folge deren sie
aus dem Boote genommen werden muͤßten; die eisernen Kessel hingegen
muͤssen alle 4 Jahre eingesezt werden. Ich gebe demnach den kupfernen Kesseln
fuͤr weite Seereisen den Vorzug, und zwar um so mehr, als das Salzwasser das
Kupfer weniger angreift, als das Eisen.
Fr. Welcher Ansicht sind Sie in Hinsicht auf das
gewoͤhnliche Ruderrad im Vergleiche mit irgend einer anderen der Ihnen
bekannt gewordenen Erfindungen? – A. Das gewoͤhnliche einfache
Ruderrad ist, wenn es nicht uͤber den sechsten Theil seines Durchmessers
getaucht ist, ein so vortreffliches Triebwerk, daß es kaum eine Verbesserung
zulaͤßt. Wenn jedoch das Schiff so stark befrachtet ist, daß die angegebene
Tauchung dadurch in einem etwas bedeutenden Grade uͤberstiegen wird, so wird
ein Rad mit Federschaufeln das Fahrzeug schneller treiben.
Fr. Welches ist der Hauptvorzug, den die mit vibrirenden
Cylindern ausgestatteten Flußdampfboote vor den uͤbrigen Dampfbooten voraus
haben? – A. Die vibrirenden Cylinder sind einfacher gebaut, sie haben ein
geringeres Gewicht, was fuͤr die Flußschifffahrt von hoͤchster
Wichtigkeit ist, und sie nehmen auch weniger Raum ein. Ferner wird die Kraft auf
eine mehr directe Weise von der Kolbenstange an den Winkelhebel fortgepflanzt; die
Maschinen sind gleichsam an zwei starken Balken aufgehaͤngt, welche quer
uͤber der Kanonenlage liegen, und welche zum Tragen der Raͤder
uͤber sie hinausragen; sie bilden ein unabhaͤngiges Gestell, in
welchem die Gewalt der Maschine eingeschlossen ist; das Ganze ruht auf den
aufrechten Seitenwaͤnden, das Gewicht ist daher gleichmaͤßiger
uͤber das ganze Fahrzeug vertheilt, wodurch ein theilweiser Druk auf den
Boden vermieden wird, und wodurch es thunlich wird, das Boot so leicht als moͤglich zu
bauen. – Ich habe bisher zwar noch keine groͤßeren Maschinen dieser
Art gebaut, als solche zu 35 Pferdekraͤften; allein das oben aufgestellte
Princip ist auch auf diese Maschinen anwendbar, und nach unseren Versuchen arbeiten
dieselben eben so gut, und mit gleichem Erfolge in Hinsicht auf Geschwindigkeit und
Ersparniß an Brennmaterial, wie unsere uͤbrigen Maschinen. Das verminderte
Gewicht der Maschine bedingt einen groͤßeren Raum fuͤr Ladung und
Brennmaterial; und die Ersparniß an Raum und Gewicht laͤßt sich bei der neuen
Maschine auf 10 Proc. anschlagen. Man hat gemeint, daß es schwer seyn duͤrfte
die Verbindungsroͤhren an den oscillirenden Cylindern dampfdicht zu erhalten;
dem ist aber nicht so, wenn sie nach unserer Art gebaut sind; und eben so wenig
entsteht in diesem Falle auch durch die bestaͤndige Bewegung der Cylinder
eine schnelle Abnuͤzung dieser Roͤhren. Die Reibung ist in dem
oscillirenden Cylinder gleichfalls nicht groͤßer, als in dem fixirten; denn
da hier die Anzahl der Zapfenlager und der beweglichen Theile kleiner ist, so muß
nothwendig auch die Reibung geringer werden, ausgenommen die Maschine ist schlecht
gebaut. – Die vibrirende Maschine kommt ferner nicht theurer, sondern eher
wohlfeiler zu stehen; und durchaus unrichtig ist es, daß sie bei hoch gehender See
leichter in Unordnung geraͤth, wie ein Dampfboot beweist, welches den ganzen
lezten stuͤrmischen Winter ohne Anstand zwischen London und Dover hin und her
fuhr. Auf Seeschiffen sahen wir uͤbrigens dergleichen Maschinen erst ein Jahr
lang arbeiten, auf Fluͤssen hingegen bereits 5 Jahre.
Fr. Was halten Sie von dem amerikanischen Dampffloße?
– A. Ich kenne es bloß der Beschreibung nach und halte es hienach fuͤr
eine sehr sinnreiche Methode, um in ruhigem Wasser eine große Geschwindigkeit zu
erzielen. Fuͤr den Seedienst scheint es mir aber nicht anwendbar, und da es
tiefer im Wasser gehen muß, als ein einfaches Boot, so duͤrfte es sich auch
nicht fuͤr seichte Fluͤsse eignen. Seine Geschwindigkeit kann aus
folgenden Gruͤnden allerdings so groß seyn, als sie angegeben wird. Die
beiden spizigen Cylinder koͤnnen bei ihrer Form allerdings aus dem
leichtesten Materiale verfertigt werden, und man braucht ihnen auch keinen
groͤßeren Durchmesser zu geben, als eben noͤthig ist, um das ganze
Gewicht aus der Stelle zu treiben; ihre ganze Form bietet den geringsten Widerstand
dar, und ihre gegenseitige Stellung bedingt eine große Festigkeit.
Fr. Welche Steinkohlen halten Sie sowohl in Hinsicht auf
Kraft, als in Hinsicht auf die Sicherheit vor Selbstentzuͤndung fuͤr
die besten? – A. Die schottischen Kohlen von Hartly, Elgin, Inverkeithing,
die Walliser von Ward's-Llanelly und Llangennech, und jene von Lydney gelten
saͤmmtlich fuͤr sehr gut, und sind frei von der Gefahr der
Selbstentzuͤndung. Ich gebe im Allgemeinen den schottischen Kohlen den
Vorzug, weil sie die Kessel nur wenig beschaͤdigen und wenig Ruͤkstand
lassen; in Hinsicht auf Kraft findet uͤbrigens zahlreichen Versuchen
gemaͤß kein Unterschied zwischen den schottischen und englischen Steinkohlen
Statt. Die Walliser Steinkohlen, welche den Vorzug haben, daß sie nicht rauchen,
indem jeder Theil derselben verzehrt wird, geben eine sehr große Hize; allein diese
Hize ist mehr auf die Feuerstelle beschrankt, und verbreitet sich nicht so gut in
die Feuerzuͤge, so daß sie also gleichsam wie die Hize in einer Esse wirkt,
und die Kessel schneller verbrennt. – Was die Selbstentzuͤndung
betrifft, so sind Steinkohlen, welche Schwefelkies enthalten, wenn sie feucht
werden, am meisten dazu geneigt.
Fr. Wie hoch schlagen Sie die Ausruͤstungs-
und Unterhaltungskosten eines Dampfbootes an, welches nach Ihrer Ansicht fuͤr
weite Seereisen berechnet ist? – A. Ich gebe, wie gesagt, einem Boote von 800
Tonnen und mit 200 Pferdekraͤften den Vorzug, und ein solches kostet ganz
ausgeruͤstet und mit Maschinen und allem Zugehoͤr versehen, gegen
33,000 Pfd. Sterl. Die jaͤhrlichen Betriebskosten eines solchen Bootes mit
Einschluß der Kohle, welche noͤthig ist, um den dritten Theil dieser Zeit
uͤber Dampf zu erzeugen, und mit allen uͤbrigen Kosten,
duͤrften sich jaͤhrlich auf ungefaͤhr 7000 Pfd. St.
belaufen.
Fr. Auf welche Weise laͤßt sich eine
groͤßere Streke Weges zuruͤklegen; mit einer kleinen Kraft und einer
kleinen Geschwindigkeit, oder mit einer großen Kraft und einer großen
Geschwindigkeit? – A. Bei guter Witterung mit einer kleinen Kraft und einem
großen Kohlenvorrathe; bei Gegenwinden hingegen mit einer großen Kraft.
Fr. Geben Sie in Bezug auf die Flußschifffahrt den Booten
mit flachem Boden und parabolischer Curve den Vorzug? – A. Ich glaube, daß da
wo die Wassertracht nicht gar zu sehr beschraͤnkt ist, die auf der Themse
zwischen London und Gravesend oder Margate angenommene Form in Hinsicht auf
Geschwindigkeit die beste ist; diese Boote sind scharf gebaut, theilen das Wasser
seitlich, und steuern besser, als jene mit loͤffelfoͤrmigem Buge (spoon-shaped bow), welche fuͤr seichte
Fluͤsse die besten seyn duͤrften. Uebrigens sind mir keine Versuche
bekannt, welche uͤber die verschiedenen Ansichten, die hieruͤber
herrschen, direct entschieden.
Fr. Duͤrfte es sicher und gut seyn, auf kleinen
Flußdampfbooten zur Verminderung der Wassertracht Hochdrukdampfmaschinen anzuwenden?
– A. Es ist mir nicht bekannt, daß man mit der Anwendung einer solchen
Maschine auf einem derlei Boote vollkommen zufrieden gewesen waͤre; uͤbrigens sind die
Hochdrukmaschinen, mit Ausnahme einer einzigen Art, die sich jedoch nicht
fuͤr die Dampfschifffahrt eignet, eben so schwer, wie jene mit niederem
Druke. In Hinsicht auf Sicherheit verdienen leztere unstreitig den Vorzug.
Fr. Welches ist Ihrer Ansicht nach der vergleichsweise
Vortheil bei der Dampfschifffahrt auf der See und auf Fluͤssen, in Hinsicht
auf Kosten sowohl, als auf Bestimmtheit der Fahrt (certainty)? – A. Ich kann uͤber die Bestimmtheit besser als
uͤber die Kosten urtheilen. Es wird durch die Dampfschifffahrt die
Haͤlfte an Zeit erspart; von 16 Paketbooten, welche zwischen Falmouth und
Corfu fuhren, brauchte jedes im Durchschnitte 93 Tage zu dieser Fahrt; die
Dampfboote legen sie im Durchschnitte in 47 Tagen zuruͤk. Die
Dampfschifffahrt auf Fluͤssen ist weniger kostspielig, als jene zur See,
indem hier kleinere Fahrzeuge genuͤgen; auch ist die Bestimmtheit hier noch
groͤßer. Wenn 1000 Meilen zur See und 1000 Meilen im Fluß mit Dampf
zuruͤkgelegt werden sollen, so ist der Vortheil in Hinsicht auf Kosten und
Bestimmtheit unstreitig auf Seite der Flußschifffahrt; uͤbrigens ist die
Dampfschifffahrt auf der See gleichfalls sehr bestimmt.
Fr. Gesezt es waͤre eine Streke von 3000 Meilen
zuruͤkzulegen, und zwar in dem einen Falle ganz zur See, in dem anderen Falle
zur Haͤlfte zur See und zur Haͤlfte zu Fluß; welche Bahn
wuͤrden Sie in Hinsicht auf Kosten und Bestimmtheit einschlagen, und welche
dieser Bahnen wuͤrden Sie fuͤr eine bleibende Verbindung
waͤhlen? – A. Da hier zwei verschiedene Arten von Fahrzeugen
erforderlich sind, so kann ich keinen bestimmten Aufschluß daruͤber
geben.
Fr. Wuͤrde der Vergleich in Hinsicht auf
Geschwindigkeit zu Gunsten der See- oder der Flußschifffahrt ausfallen, wenn
1000 Meilen gegen eine Flußstroͤmung von 3 Meilen, oder auf der See
zuruͤkgelegt werden sollen? – A. Ich glaube die Fahrt zur See ließe
sich im Durchschnitte in kuͤrzerer Zeit vollbringen.
Fr. Welche Anzahl von Personen wuͤrden Sie auf
kurzen und welche auf weiten Reisen per Tonne zulassen?
– A. Ich glaube, daß mit Einschluß des Heizers auf je 30 Tonnen ein Mann
Bemannung kommen solle; sind Reisende oder Truppen zu transportiren, so kann auf
jede Tonne eine Person kommen, und wenn die Reise kurz ist, noch mehr.
Fr. Welche Quantitaͤt Brennmaterial rechnen Sie
stuͤndlich auf die Pferdekraft? – A. Ich rechne stuͤndlich 8
Pfund, und diese Annahme gruͤndet sich theils auf den Durchschnittsverbrauch,
theils auf Versuche, die
zu verschiedenen Zeiten mit Maschinen der Fabrik, deren Theilnehmer ich bin,
angestellt wurden.
Fr. Welche Cylinder, und was fuͤr Kolbenhube
wenden Sie fuͤr Maschinen von verschiedenen Pferdekraͤften an?
– A. Ich nehme zu Maschinen von 180 Pferdekraͤften zwei Cylinder von
51 1/2 Zoll Durchmesser und Kolbenhube von 4 Fuß 6 Zoll; zu Maschinen von 200
Pferdekraͤften zwei Cylinder von 53 Zoll mit einem Hube von 5 Zoll; zu
Maschinen von 250 Pferdekraͤften zwei Cylinder von 59 Durchmesser mit einem
Hube von 5 Fuß 6 Zoll; und zu Maschinen von 300 Pferdekraͤften Cylinder von
64 Zoll Durchmesser mit einem Hube von 6 Fuß. Dabei unterhalte ich im Kessel einen
Druk von 4 Pfund.
Fr. In welchem Verhaͤltnisse steht das Ruderrad
zur Laͤnge des Hubes, und welche Breite der Schaufeln empfehlen Sie? –
A. Der Durchmesser der Ruderraͤder soll 4 bis 5 Mal so groß seyn, als die
Laͤnge des Kolbenhubes; und was die Breite der Schaufeln betrifft, so halte
ich diese bei der Flußschifffahrt um so besser, je groͤßer sie ist;
fuͤr die Seeschifffahrt hingegen soll die Breite beinahe den dritten Theil
des Durchmessers des Ruderrades betragen.
Fr. Wie lange kann eine Maschine ohne Nachtheil in Einem
fort arbeiten? – A. Die Dampfboote halten ihre Maschinen oft von Falmouth bis
Gibraltar, eine Streke von 1100 Meilen, in ununterbrochener Thaͤtigkeit; und
zu dieser Streke brauchen sie wenigstens 8, und hoͤchstens 12 Tage.
Fr. Wie lange soll eine Maschine, wenn sie gut gehalten
wird, ohne Ausbesserungen wenigstens dauern, und welche Theile sind den meisten
Unfaͤllen ausgesezt? – A. Eine Maschine soll 3 bis 4 Jahre ohne
Ausbesserungen zu erfordern dauern; den meisten Unfaͤllen unterliegen die
Ruderraͤder, und dann die Bewegungstheile, wie die Querhaͤupter, die
Balken etc. Alle diese Theile koͤnnen aber mehrfach an Bord
mitgefuͤhlt werden.
Fr. Sind zur Handhabung einer Maschine von 300
Pferdekraͤften mehr Maschinisten noͤthig, als zur Handhabung einer
Maschine von 100 Pferdekraͤften? – A. Allerdings; jedoch nicht in
demselben Verhaͤltnisse, in welchem die Kraft zunimmt. Im
Verhaͤltnisse zur Kraft kommt eine große Maschine wohlfeiler, als eine
kleine, so wie sie auch im Verhaͤltnisse der Zunahme der Kraft weniger
Brennmaterial verbraucht.
Fr. Haben Sie je Versuche uͤber die Dampferzeugung
und Heizung mit Holz gemacht? – A. Ich selbst machte keine solchen Versuche;
allein aus den Versuchen anderer ergab sich, daß zur Erzeugung einer gleichen Wirkung ein drei
Mal so großes Gewicht Holz als Steinkohlen erforderlich ist.
Fr. Dauern die Kessel nicht laͤnger, wenn sie mit
suͤßem anstatt mit gesalzenem Wasser gespeist werden? – A. Allerdings,
und dieß ist ein Vorzug mehr fuͤr die Flußdampfschifffahrt. Ich weiß wohl,
daß man in neuerer Zeit versuchte den Dampf in den Roͤhren ohne Einsprizung
zu verdichten; wuͤrde sich diese Erfindung bewaͤhren, so brauchte man
weder zur Verdichtung, noch zur Verdampfung mehr Salzwasser, was von großem Vortheil
waͤre. Das Salzwasser greift naͤmlich die Kessel weit mehr an, als das
suͤße Wasser dieß thut, namentlich, wenn die Kessel aus Eisen bestehen. Das
Gewicht der Maschine wuͤrde zwar durch die neue Erfindung eher
erhoͤht, als vermindert werden, wohl aber duͤrfte sich ein geringerer
Verbrauch an Kohlen daraus ergeben.
Fr. Wie lange dauern die Kessel bei der Speisung mit
suͤßem Wasser? – A. Die eisernen Kessel dauern hier 7 Jahre, und
kupferne wendet man bei einer solchen Dauer der eisernen nicht an: wohl aber bedient
man sich lezterer bei der Speisung der Kessel mit Seewasser.
Fr. Nimmt man bei der Anwendung kupferner anstatt
eiserner Kessel auf die Verschiedenheit der Dichtheit des Kupfers, so wie auch
darauf Ruͤksicht, daß sich die Dichtheit des Kupfers bei der Anwendung von
Hize vermindert, waͤhrend jene des Eisens dieselbe bleibt? – A. Wir
finden in dieser Hinsicht keinen Unterschied, und wenden Kupfer und Eisen von
gleicher Dike an, indem sich die Frage lediglich um die Dauerhaftigkeit dreht.