Titel: | Bericht des Hrn. Péclet über die hydraulische Lampe des Hrn. Chapuy, ehemaligen Capitänes beim See-Geniecorps. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LXXII., S. 343 |
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LXXII.
Bericht des Hrn. Péclet uͤber die hydraulische Lampe des Hrn. Chapuy, ehemaligen Capitaͤnes beim
See-Geniecorps.
Aus dem Bulletin de la
Société d'encouragement. Maͤrz 1835, S. 124.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Bericht uͤber eine hydraulische Lampe.
Die Lampe des Hrn. Chapuy gruͤndet sich auf das
Princip des Heronsbrunnens; sie besteht aus drei Raͤumen, welche wie die
Lampen gleicher Art geschlossen sind, und aus einem beweglichen Becher, der zur
Aufnahme der abtropfenden Fluͤssigkeiten bestimmt ist. Das Oehl wird mittelst
eines Trichters bei dem Schnabel eingegossen, ohne daß man nach dem Fuͤllen
die Lampe umzustuͤrzen oder irgend einen Theil derselben zu bewegen brauchte;
denn die Lampe enthaͤlt mit Ausnahme des Bechers und des Trichters keinen
beweglichen Theil, und dieser Einfachheit ungeachtet bleibt das Oehl waͤhrend
der ganzen Dauer der Verbrennung dennoch bestaͤndig auf gleicher
Hoͤhe. Dieses Umkehren der Lampe konnte man bisher, wenn man zugleich die
Unveraͤnderlichkeit des Niveaus waͤhrend der Verbrennung erzielen
wollte, immer noch nicht umgehen; man brachte zwar zu diesem Behufe an dem unteren
Theile der Lampe einen Hahn an; allein diese Vorrichtung bringt wegen des Oehles,
welches sie so leicht entweichen laͤßt, so viele Unannehmlichkeiten mit sich,
daß man ganz davon abgekommen ist. Erst Hr. Chapuy hat an
seiner Lampe das fragliche Problem auf eine sinnreiche Weise geloͤst.
Eben so gelang es ihm, die Abnahme der Luftroͤhre oder die Bewegung eines
Hahnes oder eines Ventiles, die beim Fuͤllen erforderlich war, zu umgehen,
und zwar durch eine Verbindung mehrerer fester Theile, die einige Aehnlichkeit mit
jener Vorrichtung hat, wodurch er das Umkehren der Lampe entbehrlich machte. Endlich
muͤssen wir noch bemerken, daß es Hrn. Chapuy
gelungen ist, mittelst eines kleinen Cylinders aus Weißblech, welcher zur
Verengerung des Lampenschnabels bestimmt ist, die Verbrennung in Entfernung einiger
Linien von dem Schnabel zu bewirken, was fuͤr die Permanenz des Lichtes von
großem Vortheile ist.
Die Lampe des Hrn. Chapuy hat in Gegenwart der Commission,
und ferner mehrere Monate lang bei einem ihrer Mitglieder gebrannt, und zwar zu
voller Zufriedenheit. Die Commission schlaͤgt daher vor, dieselbe durch den
Bulletin bekannt zu machen, und dem Erfinder den
Dank der Gesellschaft zu bezeugen.
Fig. 69 ist
ein senkrechter Durchschnitt der Lampe, woraus man die Einrichtung der inneren
Theile ersieht. Das Niveau des Oehles in den Raͤumen C, D, E ist durch punktirte Linien angedeutet.
Fig. 70 ist
der Trichter, welcher auf den Schnabel der Lampe gestekt wird.
Fig. 71 zeigt
einen Grundriß des oberen Eingerichtes (garde).
Die drei Raͤume C, D, E sind auf dieselbe Weise
angeordnet, wie an den gewoͤhnlichen hydrostatischen Lampen. Das in dem
mittleren Behaͤlter C enthaltene Oehl
faͤllt waͤhrend der Verbrennung in den unteren Behaͤlter E herab, und die hiedurch ausgetriebene Luft wirkt auf
das Oehl des oberen Behaͤlters D, so daß dasselbe
in dem Schnabel emporsteigt. Die an der Lampe angebrachten Verbesserungen bestehen
in der Anwendung der Eingerichte (gardes) F, G, H, deren Einrichtung und Spiel wir sogleich zeigen
wollen.
Gesezt, die Lampe habe alles in dem oberen Raume D
enthaltene Oehl verzehrt, und es befinde sich nur mehr in dem unteren
Behaͤlter E welches. Um sie nun mit Oehl zu
fuͤllen, sezt man auf den Schnabel einen Trichter I aus Eisenblech, Fig. 70, dessen
Hoͤhe mit jener des Schnabels bis auf einen Zoll der Hoͤhe des
Koͤrpers A, B der Lampe gleichkommt. Das in den
Trichter gegossene Oehl dringt dann durch die Roͤhre a in den Behaͤlter D, und in dem Maße,
als sich dieser fuͤllt, wird die in ihm enthaltene Luft in seinem oberen
Theile comprimirt, um dann, nachdem sie durch das Eingericht G gegangen, in die Roͤhre b
uͤberzutreten.
Dieses Eingericht besteht aus zwei concentrischen Roͤhren, von denen die eine
c, c an den oberen Boden der Lampe geloͤthet
ist; waͤhrend die andere d, welche die
Luftroͤhre b umgibt, an den unteren Theil einer
Buͤchse e geloͤthet ist, die auch das Ende
der Roͤhre c aufnimmt. Eine dritte Roͤhre
f, g, welche oben offen, und kuͤrzer als die
vorhergehenden ist, ist an derselben Buͤchse angebracht, und reicht bis auf
einige Linien von dem schiefen Boden h, i. So lange nun
das Ende g nicht mit Oehl bedekt ist, gelangt die Luft,
nachdem sie durch die Roͤhre f gegangen, in den
oberen Theil der Roͤhre b, worauf sie dann,
nachdem sie durch diese Roͤhre getreten, auf das in dem unteren
Behaͤlter E befindliche Oehl druͤkt,
welches, ehe es in der Roͤhre k emporsteigt,
durch ein zweites, dem ersteren aͤhnliches, aber umgekehrtes Eingericht
gebt.
Dieses Eingericht besteht aus zwei concentrischen zusammengeloͤtheten
Roͤhren l, m, n, o, von denen die erstere mit
einem kleinen Schaͤlchen versehen ist, welches um einige Linien uͤber
den Boden der Lampe hinausragt, und in welches das Ende der Oehlroͤhre k herabsteigt. Die zweite Roͤhre n, o ist an einen Boden geloͤthet, durch den sie
mit ersterer und mit einer dritten Roͤhre p, die
mit dem zwischen den
beiden anderen befindlichen Raume einen Heber bildet, in Verbindung steht. Durch
diesen Heber tritt das Oehl des Behaͤlters E, um
ungeachtet der Umhuͤllung l, m durch die
Steigroͤhre k in den Behaͤlter C emporzusteigen. Das Oehl treibt die Luft aus diesem
Behaͤlter, und diese muß, um zu entweichen, durch das Eingericht F gehen.
Dieses leztere besteht aus zwei Roͤhren: die eine derselben, welche man
gewoͤhnlich die Taucherroͤhre zu nennen pflegt, steigt beinahe bis auf
den Boden des Behaͤlters C herab, und steht an
ihrem oberen Theile mit einer zweiten concentrischen Roͤhre r in Verbindung, die nur bis zum oberen Boden des
Behaͤlters C herabreicht. In dem Zwischenraume
zwischen diesen beiden Roͤhren befindet sich eine andere s, welche an demselben Boden befestigt ist; und das
Ganze ist in dem Abtropfbehaͤlter K angebracht,
dessen Roͤhre t mit ihrem oberen Ende einige
Linien hoch uͤber dem Boden steht.
Die Luft braucht, um durch das Eingericht F zu gelangen,
nur den Druk zu uͤberwinden, den die wenigen Linien Oehl in dem
Abtropfbehaͤlter K ausuͤben. Die
Verhaͤltnisse zwischen den Druksaͤulen und den hohlen Raͤumen
oder Behaͤltern sind so berechnet, daß wenn das Oehl in dem Behaͤlter
D das Ende des Eingerichtes G um ein Geringes uͤberstiegen hat, der Behaͤlter C gefuͤllt, und das Oehl in der Roͤhre f, g bis auf jene Hoͤhe gelangt ist, auf der das
Gleichgewicht hergestellt ist, so daß das Oehl also in dem Trichter
stationaͤr bleibt, und nicht weiter mehr eindringen kann.
Wenn man nun den Trichter entfernt, so verrichten die Eingerichte F, G, H ein anderes Geschaͤft. Von dem Augenblike
an, in welchem das Gewicht des Oehles in dem mittleren Behaͤlter C wirken kann, wird durch die Zwischenraͤume der
Roͤhren des Eingerichtes F eine Aufsaugung
eintreten. Das Oehl, welches am Boden des Abtropfbehaͤlters K in Ueberfluß befindlich ist, wird, indem es gegen v emporsteigt, der Luft allen Zutritt abschneiden. Die
Luft kann daher nur durch die Regulirroͤhre q
eindringen, und das Eingericht wird wie ein eingeriebener Stoͤpsel wirken:
nur mit mehr Sicherheit.
Wir wollen nun zu dem Eingerichte H uͤbergehen.
Das Oehl der Roͤhre K sucht die
Zwischenraͤume zwischen dieser Roͤhre und den Roͤhren l, m, n, o auszufuͤllen. Um nun in dem
Zwischenraume zwischen diesen lezteren Roͤhren emporsteigen zu
koͤnnen, muß es die darin zuruͤkgebliebene Luft vertreiben. Diese Luft
erfuͤllt die Roͤhre p, treibt das Oehl
gegen das untere Ende derselben zuruͤk, und bildet also auf diese Weise eine
Saͤule des Widerstandes x, welche, da sie
hoͤher ist, als die Hoͤhe der Muͤndung N uͤber dem Niveau des Oehles, das Ausfließen durch diese
Muͤndung bedingt. Das Eingericht H wirkt also wie
das gewoͤhnliche Eingericht, welches man den Brunnen (puit) zu nennen pflegt, und regulirt den Druk in dem Raume E.
Untersucht man nun die Wirkung des Eingerichtes G, so
wird man finden, daß die durch die Roͤhre b
ausgetriebene Luft in die beiden, zwischen b und d und d und c befindlichen Zwischenraͤume eintritt. Die in
den zweiten Zwischenraum uͤbergehende Luft treibt das Oehl aus der
Buͤchse e aus, und dieses Oehl steigt in der
Roͤhre f, g empor. Die in den ersten Zwischenraum
gelangende Luft hingegen treibt das Oehl gegen h
zuruͤk. Da nun wegen der schiefen Neigung des Bodens h, i die Roͤhre f, g groͤßer
ist, als die Hoͤhe von h unter dem Niveau des
Oehles, so folgt hieraus, daß die Luft schon vom ersten Augenblike an bei h, und nicht bei f, g
entweicht: das Eingericht wird demnach wie ein gewoͤhnliches wirken, und in
dem Behaͤlter D den Druk, der das Oehl in den
Schnabel emporsteigen macht, und der das Oehl bestaͤndig auf gleichem Niveau
erhaͤlt, reguliren. Dieses Niveau selbst laͤßt sich uͤbrigens
nach Belieben reguliren, indem man das Eingericht F und
folglich auch das Ende der Taucherroͤhre um einige Linien hebt oder
senkt.
Wenn die Lampe ganz leer ist, so fuͤllt sie sich auf die gewoͤhnliche
Weise; nur ist zu deren Fuͤllung mehr Zeit erforderlich. Da die Roͤhre
b jedoch in diesem Falle an ihrem oberen Theile in
dem geringeren Theile ihres Durchschnittes geoͤffnet ist, so nimmt das Oehl,
indem es durch dieselbe, und nach Erfuͤllung des Raumes d und um in den Behaͤlter C zu gelangen, auch durch die Roͤhre K
geht, die Roͤhre b nicht ganz ein; sondern es
laͤuft an deren Waͤnden herab, so daß es mittelst der Rinne y zuerst das Eingericht H
anstekt. Hieraus folgt, daß die Luft die noͤthige Elasticitaͤt
beibehalten wird, um so auf das Oehl des unteren Raumes wirken zu koͤnnen,
daß es emporsteigt und durch das Eingericht F
ausgetrieben wird.
Waͤre der Schnabel nach Art der gewoͤhnlichen Lampenschnaͤbel
gebaut, so muͤßte zwischen der Roͤhre M,
in der das Oehl emporsteigt, und der inneren Luftroͤhre N ein Raum angebracht seyn, welcher den Trichter
aufnehmen koͤnnte; dann wuͤrde aber der Docht auch nicht so
zusammengepreßt seyn, daß die Haarroͤhrchenwirkung in Thaͤtigkeit
kommen koͤnnte. Um diesem Mangel abzuhelfen, hat Hr. Chapuy den Schnabel innen mit einer zolllangen Dille q ausgestattet, welche den Docht gegen die Roͤhre
M andruͤkt und dem Schnabel die
Haarroͤhrchenwirkung verleiht. Diese Dille ist mittelst Spangenhaken
befestigt. Die Erfahrung hat gelehrt, daß ein Schnabel dieser Art mit einigen Linien
Docht 8 Stunden lang brennt.
Die hier beschriebene Lampe besteht ganz aus Weißblech; sie enthaͤlt nur Oehl,
und bedingt bei ihrem Gebrauche keine andere Arbeit, als die, daß man sie mit einem
blechernen Trichter fuͤllt, und daß man den Abtropfbecher K entfernt, um ihn nach dem Entleeren wieder an Ort und
Stelle zu bringen. Ihr Preis ist niedriger, als jener der uͤbrigen Lampen
derselben Art.