Titel: | Weitere Auszüge aus Hrn. Barlow's Versuchen über die Stärke der Schienen für Eisenbahnen. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LXXXIV., S. 415 |
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LXXXIV.
Weitere Auszuͤge aus Hrn. Barlow's Versuchen uͤber die Staͤrke der
Schienen fuͤr Eisenbahnen.Wir haben bereits im Polyt. Journale Bd. LVII. S. 17 einige Auszuͤge aus
dem Berichte des Hrn. Barlow mitgetheilt; bei dem
hohen Interesse, welches dieser Gegenstand namentlich in gegenwaͤrtiger
Zeit gewaͤhrt, wird man uns hoffentlich Dank wissen, wenn wir zu
groͤßerer Vollstaͤndigkeit auch noch diesen Nachtrag
hinzufuͤgen. A. d. R.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Junius 1835, S. 368.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Barlow's Versuchen uͤber die Staͤrke der Schienen
fuͤr Eisenbahnen.
„Bei der außerordentlich ausgedehnten Anwendung des Schmiedeisens unter
Umstaͤnden, unter denen es einer daruͤber gehenden Last zu
widerstehen hat, ist es von hoͤchster Wichtigkeit, daß der Grad dieses
Widerstandes, so wie die uͤbrigen Eigenschaften des Schmiedeisens so
genau als moͤglich ermittelt werden. Denn es ist offenbar, daß jedes
Mehrgewicht an Metall, als zur vollkommenen Sicherheit erforderlich ist, nicht
nur keinen Nuzen bringt, sondern schlecht angewendet ist. Es ist naͤmlich
allgemein anerkannt, daß uͤber ein gewisses Gewicht hinaus die
Eisenstaͤbe nicht so gut gearbeitet werden koͤnnen, als
Staͤbe von geringeren Dimensionen; und es ist nicht minder gewiß, daß man
durch gehoͤrige Vertheilung der Metallmasse in dem
Durchschnittsflaͤchenraume eines Metallstabes selbst mit einem geringeren
Gewichte Eisen eine groͤßere Staͤrke zu erzielen im Stande ist,
als mit einem groͤßeren, aber schlecht vertheilten Gewichte. Unter diesen
Betrachtungen stellte ich meine Versuche an, die, wie ich hoffe, nicht
unnuͤz befunden werden duͤrften.“
„Bevor ich jedoch zu diesen Versuchen schritt, mußte ich meine
Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand richten, uͤber den selbst praktische
Maͤnner sehr verschiedener Ansicht sind: naͤmlich auf die
Vortheile und Nachtheile, welche die fischbauchfoͤrmigen Schienen im
Vergleiche mit den parallellienigen gewaͤhren.“
„Es ist eine sowohl der Theorie, als der Praxis nach bekannte und
bewaͤhrte Thatsache, daß wenn man einen Balken mit dem einen Ende in
einer Mauer oder in einer anderen unbeweglichen Masse befestigt, und wenn man an
dem anderen Ende dieses Balkens ein Gewicht aufhaͤngen will, der
Laͤngendurchschnitt dieses Balkens bei uͤbrigens
gleichmaͤßiger Breite eine Parabel seyn muß; indem bei dieser Form jeder
Theil im Verhaͤltnisse zu der einwirkenden Gewalt stark genug seyn, und
ein Drittheil an Material erspart werden wird. Man wendet daher diese Form der
Balken auch haͤufig bei Bauten an, indem hiedurch bei gleicher
Staͤrke nicht nur eine bedeutende Ersparniß an Material gemacht wird; sondern indem die
Mauern uͤberdieß von dem Druke eines großen und
uͤberfluͤssigen Gewichtes befreit werden.“
„Dieß scheint auch die Ursache, warum man bei den Eisenbahnschienen
gleichfalls auf die sogenannte Fischbauchform kam; nur fragt es sich hier noch,
mit welchem Vortheile? Erstens muß bemerkt werden, daß die Theorie hier nicht,
wie im vorhergehenden Falle eine Parabel fordert; denn da bei dem Fortrollen
eines Locomotivwagens jeder Theil der Schiene nach einander die Last zu tragen
hat, und da die Gewalt, welche auf irgend einen Theil eines an beiden Enden
unterstuͤzten, und in irgend einem Theile seiner Laͤnge
beschwerten Balkens wirkt, sich wie das Rechtek der beiden Theile
verhaͤlt, indem sich die Staͤrke wie das Quadrat der Tiefe
verhaͤlt, so folgt hieraus, daß das Quadrat der Tiefe uͤberall dem
Rechteke der beiden Theile angemessen seyn muß: eine Eigenschaft, die man bei
der HalbellipseHlabellipse trifft. Die Schiene sollte daher der Theorie nach eine Halbellipse
seyn, wobei ihre Laͤnge dem Querdurchmesser und die Tiefe des Balkens
deren halben Conjugata gleich seyn muͤßte. Ein Balken von solcher Form
wuͤrde ohne Zweifel in allen Faͤllen einen eben so großen
Widerstand leisten, als ein rechtwinkeliger. Diese From laͤßt sich
jedoch, wenn man es mit Schmiedeisen zu thun hat, nur schwer mit Genauigkeit
erzielen; und wenn auch einige Schienen der Fischbauchform wirklich sehr nahe
kommen, so haben andere doch nur eine entfernte Aehnlichkeit damit.“
(Der Verfasser erlaͤutert hier die Natur der Walzen, deren man sich bei der
Fabrikation der fischbauchfoͤrmigen Schienen bedient, und geht dann in die
Formel ein, welche man bei Berechnung der Ordinaten der Curven befolgt. Er gibt hier
folgende Tabelle der Ordinaten.)
Abscissen.
Ordinaten bei
der fischbauchfoͤrmigenSchiene.
Groͤßte Tiefe 5, kleinste 3
Zoll.
Ordinaten bei Hrn.Stephenson's
Schiene.
Ordinaten bei der
Ellipse.
Grad
Zoll.
0
= 0
3,00
3,73
0
10
oder 1
3,01
3,76
1,64
20
– 2
3,03
3,78
2,29
30
– 3
3,12
3,82
2,76
40
– 4
3,21
3,88
3,14
50
– 5
3,31
3,95
3,46
60
– 6
3,44
4,01
3,72
70
– 7
3,59
4,14
3,96
80
– 8
3,75
4,23
4,16
90
– 9
3,92
4,34
4,33
100
– 10
4,09
4,45
4,48
110
– 11
4,27
4,55
4,61
120
– 12
4,43
4,66
4,71
Abscissen.
Ordinaten bei
der fischbauchfoͤrmigenSchiene.
Groͤßte Tiefe 5, kleinste 3
Zoll.
Ordinaten bei Hrn.Stephenson's
Schiene.
Ordinaten bei der
Ellipse.
Grad
Zoll.
130
oder 13
4,59
4,75
4,80
140
–
14
4,72
4,84
4,87
150
–
4,84
4,91
4,93
160
–
16
4,93
4,95
4,97
170
–
17
4,98
4,99
4,99
180
–
18
5,00
5,00
5,00
„Aus der hier mitgetheilten Tabelle erhellt, daß, obschon es nach dieser
Methode unmoͤglich ist mit irgend einem Grade von Excentricitaͤt
eine wahre Ellipse zu erzeugen, man derselben doch so nahe kommen kann, als es
zu praktischen Zweken noͤthig ist, und wie es denn auch Hrn. Stephenson gelungen ist; andererseits kann man aber
auch, wenn nicht alle Sorgfalt gebraucht wird, so weit von derselben abweichen,
daß die Schiene in der Mitte ihrer halben Laͤnge gefahrdrohend schwach
wird.“
„Was die aͤußerste Staͤrke betrifft, so ist kein Zweifel,
daß die Stephenson'sche Schiene hierin jener einer
elliptischen Schiene und folglich auch jener einer rechtekigen Schiene von
gleicher Tiefe gleichkommt. Allein saͤmmtliche elliptische Schienen haben
noch einen wesentlichen Fehler, naͤmlich den, daß, obschon diese Form
eine durch und durch gleichmaͤßige Staͤrke bedingt, bei ihr doch
nicht dieselbe Steifheit Statt findet, wie an einer rechtekigen Schiene, deren
Tiefe so groß ist, wie die Tiefe in der Mitte der ausgeschweiften Schiene. Diese
Steifheit ist aber von noch groͤßerer Wichtigkeit, als die
Staͤrke; denn die Dimensionen der Schienen muͤssen um so viel
groͤßer seyn, als zu ihrer erforderlichen Staͤrke gerade
hinreichend waͤre, daß die Frage ihrer aͤußersten Staͤrke
ganz außer Betracht kommt. Die Aufgabe ist daher: mit einer gegebenen
Quantitaͤt Eisen jene Form zu erzielen, die am wenigsten Biegung
erleidet; und ungluͤklicher Weise besizt die elliptische Schiene, obschon
sie an Staͤrke, in so fern es sich um den aͤußersten Widerstand
handelt, einer rechtekigen Schiene von gleicher Dike gleichkommt, eine weit
geringere Steifheit.“
(Nachdem Hr. Barlow hier die Vortheile und Nachtheile der
fischbauchfoͤrmigen Schiene noch weiter erwogen (vergl. Polyt. Journal a. a.
O. S. 20), geht er auf Ermittelung folgender Punkte uͤber. 1) Auf Bestimmung
der Ausdehnung einer Eisenstange von gegebenem Flaͤchenraume unter
verschiedenen Graden von Spannung, und der Kraft, womit sich dieselbe Eisenstange
bei einer gewissen Verminderung der Temperatur zusammenziehen wird. 2) Auf
Ermittelung des vergleichsweisen Widerstandes des Schmiedeisens gegen Extension und Compression, und
folglich der Stellung der neutralen Achse. 3) Auf Bestimmung jener
Durchschnittsflaͤche, welche bei gleicher Menge Metall die groͤßte
Staͤrke gewaͤhrt. 4) Auf Ermittelung der Gewalt, welche Eisenstangen
von bestimmten Durchschnittsflaͤchen ohne Nachtheil fuͤr ihre
Elasticitaͤtskraft auszuhalten im Stande sind. Er verfolgte diese
Untersuchungen mit den geeignetsten Apparaten und mit groͤßter Genauigkeit.
Die mittleren Resultate derselben erhellen aus folgenden Tabellen.)
Versuche uͤber die Laͤngenausdehnung von
Schmiedeisenstaͤben unter verschiedenen Graden von directer Spannung.
Tab. I.
Textabbildung Bd. 57, S. 418
Gewicht im Tonnen; Stab von 1 Zoll
im Gevierte. 21 Februar; Angaben des Zeigers; Theile des ganzen Stabes, welche
durch jede Tonne ausgedehnt wurden; Stab von 1 Zoll im Durchmesser. 23. Febr.;
Mittlere Ausdehnung per Tonne, per Quadratzoll; am Stabe; Mittel für alle
Stäbe
Tabelle II.
Textabbildung Bd. 57, S. 419
Gewicht im Tonnen; Stab von 2 Zoll
im Gevierte. 28 Februar; Angaben des Zeigers; Theile des ganzen Stabes, welche
von je 4 Tonnen ausgedehnt wurden; Stab von 2 Zollen im Gevierte. 7.
Maͤrz; Mittlere Ausdehnung per Tonne, per Quadratzoll; im Stabe;
Mittel
Faßt man alle diese Resultate zusammen, und reducirt man sie saͤmmtlich auf
Quadratzolle, so ergibt sich, daß die Gewalt, welche eben hinreichend war, um die
Elasticitaͤt des Eisens aufzuwiegen, an den einzelnen Staͤben folgende
war:
Stab Nr. 1
(umgearbeitetes Eisen)
10 Tonnen
– – 2
– –
11 –
– – 3
(neues Bolzeneisen)
11 –
– – 4
– –
10 –
– – 5
(umgearbeitetes Eisen)
9,5 –
– – 6
(aus alten Ofenstangen umgearbeitetes Eisen)
8,25 –
– – 7
(neues Stabeisen von Hrn. Gordon)
10 –
Man kann daher annehmen, daß die Elasticitaͤtskraft von gutem Eisen per Zoll beilaͤufig 10 Tonnen gleichkommt, und
daß sie an schlechterem Eisen von 8 bis zu 10 Tonnen wechselt. Es scheint ferner
(wenn man 0,000096 in runden Zahlen als 1/10000 annimmt), daß ein Eisenstab durch
jede Tonne, welche mit directer Gewalt per Quadratzoll
ihres Durchschnittes einwirkt, um den zehntausendsten Theil seiner Laͤnge
ausgedehnt wird, und daß dessen Elasticitaͤt vollkommen in Anregung gebracht
ist, wenn er um den zehntausendsten Theil seiner Laͤnge gespannt oder
ausgedehnt worden ist.
(Der Verfasser pruͤft nunmehr diese Resultate in Hinsicht auf die Befestigung
der Schienen an den Lagern. Wir fuͤhren einige seiner Bemerkungen, die von
allgemeiner Wichtigkeit sind, an.)
„Wir haben gesehen, daß ein Eisenstab mit einer Gewalt von 10 Tonnen per Quadratzoll um den zehntausendsten Theil seiner
Laͤnge ausgedehnt wird, und daß seine Elasticitaͤt dabei ganz in
Anspruch genommen oder uͤberstiegen wird. Nimmt man nun an, daß die
groͤßte Temperaturverschiedenheit, welche in England zwischen Winter und
Sommer Statt findet, 76° F. betraͤgt, so scheint nach Prof. Daniell's genauen Versuchen, daß sich ein Stab
Schmiedeisen bei einer solchen Temperatur um den zweitausendsten Theil seiner
Laͤnge zusammenziehen wird. Hieraus folgt, daß wenn die Schienen im
Sommer bleibend an den Lagern befestigt werden, im Winter eine Zusammenziehung
derselben eintreten wird, die aus den Stab eine Gewalt von 5 Tonnen per Zoll, und (vorausgesezt, daß der Stab 5 Zoll im
Durchschnitte hat) auf das Lager eine Gewalt von 25 Tonnen ausuͤben wird.
Hiedurch wird dem Eisen also mehr als die Haͤlfte seiner ganzen
Staͤrke genommen, und das Lager einer Gewalt ausgesezt, von der es
wahrscheinlich zerstoͤrt werden muß. Jeder Vorschlag zur bleibenden
Befestigung der Schienen an den Lagern ist demnach
unzulaͤssig.“
„Diese Bemerkungen lassen sich aber auch noch weiter ausdehnen. Wenn es
naͤmlich gefaͤhrlich ist, die Schiene direct an dem Lager zu befestigen, so ist es in der Praxis auch
verwerflich sie
indirect mit Keilen oder auf andere Weise in einem
hoͤheren Grade zu befestigen, als es durchaus nothwendig ist, um ihr die
gehoͤrige Staͤtigkeit unter der daruͤber wegrollenden Last
zu geben. Denn es ist offenbar, daß wenn man auf diese Weise auch vermeiden
koͤnnte, daß irgend eine Bewegung State findet, man hiebei in denselben
Nachtheil verfallen wuͤrde wie bei der bleibenden Befestigung, und wenn
man, wie dieß wahrscheinlich geschehen duͤrfte, dieß nicht erreichen
koͤnnte, so muß alle entstehende Reibung von der Contractionskraft des
Eisens uͤberwunden werden, wodurch dem Eisen ein bedeutender Antheil
seiner natuͤrlichen Widerstandskraft entzogen werden wuͤrde. Die
Aufgabe der Ingenieurs ist es daher eine Befestigung der Schienen an ihren
Lagern ausfindig zu machen, durch welche erstere die gehoͤrige
Staͤtigkeit bekommen, waͤhrend zugleich auch der moͤglich
geringste Widerstand gegen die natuͤrliche Ausdehnung und Zusammenziehung
des Stabes erzeugt wird.“
„Die Quantitaͤt der Bewegung, welche hiedurch entsteht, ist zwar
allerdings gering, indem sie an einem 15 Fuß langen Stabe zwischen Sommer und
Winter beilaͤufig nur 1/11 Zoll betraͤgt; allein die Kraft der
Zusammenziehung ist dennoch groß, indem sie fuͤr die jaͤhrlichen
Extreme der Temperaturen 5 Tonnen per Zoll
Durchschnittsflaͤche betraͤgt, und indem sie sich in den
englischen Sommern zwischen Mittag und Nacht auf 2 1/2 Tonne belaͤuft,
waͤhrend doch die ganze Kraft des Eisens innerhalb der Graͤnzen
seiner Elasticitaͤt nicht uͤber 9–10 Tonnen
betraͤgt. Dieser Gegenstand ist von großer Wichtigkeit, und aus
Unaufmerksamkeit auf denselben, oder weil man ihn und seine Folgen nicht im
ganzen Umfange kannte, hielt man bisher an das Festkeilen oder Fixiren der
Schienen, woraus nothwendig den Schienen ein großer Nachtheil erwachsen
mußte.“
„Ich muß hier, was fuͤr die Praktiker von Wichtigkeit seyn
duͤrfte, bemerken, daß indem sich der Stab nothwendig zusammenziehen muß,
derselbe auf jener Seite, an der er am wenigsten befestigt ist, den Zug
ausuͤben wird, so daß also die Verkuͤrzung nothwendig an dem einen
Ende bemerkbar werden wird. Wenn daher zufaͤllig die Verkuͤrzung
an zwei an einander stoßenden Enden eintraͤte, so wuͤrde der
zwischen zwei Schienen bleibende Raum nothwendig weit groͤßer werden, als
es noͤthig ist. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, koͤnnte man an
jeder Schiene eines der beiden mittleren Lager bleibend an der Schiene
befestigen, in welchem Falle dann die Zusammenziehung nothwendig von beiden
Enden her Statt finden muͤßte. Die Folge hievon waͤre, daß der
durch die Verkuͤrzung der Schienen bedingte Zwischenraum durch und durch
gleichmaͤßiger werden muͤßte, und daß folglich sowohl von der
Schiene, als von dem
Wagen viele unnoͤthige und nachtheilige Erschuͤtterung abgehalten
werden wuͤrde.“
(Wir glauben, daß der Vorschlag des Verfassers die Schienen bloß in ihrer Mitte auf
bleibende Weise zu befestigen, die sorgfaͤltigste Erwaͤgung verdient;
ein durch ein Paar Monate fortgesezter Versuch wuͤrde am besten uͤber
deren Werth entscheiden. Man darf sich uͤbrigens nicht verbergen, daß es
schwierig seyn duͤrste, die uͤbrigen Theile der Schiene so zu
unterstuͤzen, daß weder eine seitliche, noch eine senkrechte Bewegung Statt
findet, und daß dennoch der Schiene eine Laͤngenausdehnung gestattet ist,
ohne daß eine nachtheilige Ruͤkwirkung auf das Lager dadurch entsteht. Der
Verfasser ermittelte hierauf zunaͤchst in einer Reihe von Versuchen die
Abbiegung oder Deflection, welche durch verschiedene quer einwirkende Gewalten
hervorgebracht wird. Wir beschraͤnken uns in dieser Hinsicht auf die
Mittheilung folgender Tabelle.)
Tabelle III.
Versuche angestellt zur Ermittelung der Deflectionen bei
verschiedenen quer einwirkenden Gewalten, des Gewichtes, welches zuerst eine der
Elasticitaͤtskraft gleichkommende Gewalt ausuͤbt, und folglich zur
Ermittelung der Stellung der neutralen Achse.
Textabbildung Bd. 57, S. 422
Stab; Entfernung der Unterlagen 33
Zoll. 2 Zoll im Gevierte; Gewicht im Tonnen; Angaben nach der Scala; Deflection
fuͤr jede halbe Tonne; Angaben nach der Mikrometerschraube; Abnahme des
Gewichtes; Die Elasticitaͤt hatte gelitten
Textabbildung Bd. 57, S. 423
Stab; Gewicht im Tonnen; Angaben
nach der Mikrometerschraube; Deflection fuͤr jede halbe Tonne;
beschädigt; Die Elasticitaͤt hatte beim lezten Versuche offenbar Schaden
gelitten
Aus diesen Versuchen erhellt, daß beide Theile des Stabes Nr. 5, dessen directe
Elasticitaͤt 9,5 Tonnen betrug, die Kraft in ihren fruͤheren Zustand
zuruͤkzukehren bei einer quer wirkenden Gewalt von 2 1/2 Tonne, und bei einer
Entfernung der Unterlagen von 33 Zoll eben beibehielten. Daher bekommt man in der
Formel
d¹ = (3
lw/4dat)
l = 33, w = 2 1/2, a = 2, t = 9,5 und d¹ = 1,62 Zoll,
der Tiefe der Spannung. Folglich ist d¹¹ = 0,38
Zoll, der Tiefe der Compression, und das
Verhaͤltniß des Flaͤchenraumes der
Compression zur Spannung oder Tension,
wie
1 : 4,3.
Bei dem ersten Theile des Stabes Nr. 6
betraͤgt w
nicht ganz 2 Tonnen, und da t = 8,5 Tonnen, so ergibt
sich das Verhaͤltniß
1 : 2,7.
In dem zweiten Theile desselben Stabes
ergibt sich das Verhaͤltniß
1 : 2,7.
Bei dem 1sten, 2ten und 3ten Theile des
Stabes Nr. 7, wo w =
2 1/2 und t = 10 Tonnen, ist das
Verhaͤltniß
1 : 3,4.
Von diesen Versuchen ausgehend theilt die neutrale Achse den
Durchschnittsflaͤchenraum eines rechtekigen Stabes beilaͤufig im
Verhaͤltnisse von 1 zu 3 1/2.
Zu den folgenden Versuchen wurde das Eisen von den HH. Gordon geliefert; es war von derselben Qualitaͤt, wie jenes des
Stabes Nr. 7; man kann daher dessen Elasticitaͤt zu 10 Tonnen annehmen,
obschon dieß nicht, wie bei den fruͤheren Versuchen, erprobt wurde.
Tabelle IV.
Textabbildung Bd. 57, S. 424
Stab; Entfernung der Unterlagen;
Breite; Tiefe; Gewichte; Deflectionen; Deflectionen fuͤr jede halbe
Tonne; Bemerkungen; Zoll; Tonnen; Mittel; Neutrale Achse; Die Elasticität
litt
(Da Hr. Barlow es nicht fuͤr angemessen hielt,
lediglich mit Staͤben von gleicher Tiefe Versuche anzustellen, so nahm er
auch Staͤbe von verschiedener Breite und Tiefe, wie folgende Tabelle
zeigt.)
Tabelle V.
Textabbildung Bd. 57, S. 425
Stab; Entfernung der Unterlagen;
Breite; Tiefe; Gewicht; Deflectionen; Deflectionen fuͤr jede halbe Tonne;
Bemerkungen; Zoll; Tonnen; Mittel; Neutrale Achse; Die Elasticität litt
„Nach Herstellung dieser Daten koͤnnte ich nun zur Ausmittelung
jener Figur schreiten, welche bei einem gegebenen
Durchschnittsflaͤchenraume den groͤßten Widerstand leistet. Dieß
wurde jedoch von geringem Nuzen seyn, indem die Form, zu der ich gelangen
wuͤrde, auf eine Eisenbahn ganz unanwendbar waͤre. Das meiste
Metall muͤßte naͤmlich bei dieser Form in der unteren Platte
angebracht seyn; waͤhrend an der Eisenbahnschiene doch eine bestimmte
Quantitaͤt, ja vielleicht 2/5 der ganze Masse, auf Bildung der oberen
Platte, auf der die Wagen laufen, verwendet werden muß; man kann daher nur uͤber den
noch uͤbrigen Theil der Metallmasse verfuͤgen, und selbst hiebei
muß noch auf praktische Thunlichkeit gesehen werden. Anstatt daher mathematisch
jene Durchschnittsflaͤche zu bestimmen, bei der der Widerstand am
groͤßten ist, duͤrfte es besser seyn, direct den Widerstand jener
Durchschnittsfiguren zu berechnen, welche in die Glaͤnzen der praktischen
Anwendbarkeit fallen, und dann unter diesen jene auszuwaͤhlen, die sich
als die beste ergibt.
„Die drei Formen von Schienen, welche unter dieser Beschraͤnkung in
Betracht kommen, sind folgende. 1) Die glatte T
foͤrmige Schiene, Fig. 47. 2) Die H oder doppelt T
foͤrmige Schiene mit einer unteren Platte, Fig. 48. 3) Die
trapezoidale Schiene, Fig. 49. Jede dieser
Formen laͤßt verschiedene Aenderungen in den Verhaͤltnissen zu,
ohne daß dadurch der Hauptcharakter des Durchschnittes wesentlich
veraͤndert wird.
„Die oberen und unteren Platten sind hier als rechtwinkelig mit scharfen
Kanten dargestellt. In der Praxis rundet man sie hingegen ab; und das auf diese
Weise gewonnene Metall liefert zwischen der Platte und dem Schafte eine Art von
Unterlage oder Rippe, wie man sie aus Fig. 50 ersieht. Da
jedoch die Beruͤksichtigung dieser kleinen Formveraͤnderung bei
der Berechnung große Verwikelungen bedingen wuͤrde, ohne dabei auf deren
Resultate einen großen Einfluß zu uͤben, so duͤrfte es besser
seyn, die Figur als geradlinig zu betrachten.
„Ich muß hier bemerken, daß einige die Idee hatten, der oberen und der
unteren Platte gleiche Gestalt zu geben, in der Absicht, um im Falle die obere
Platte abgenuͤzt ist, die Schiene dann umkehren, und die untere Platte
zur oberen machen zu koͤnnen. Diese Vorsicht ist jedoch ohne Zweifel
schlecht bedacht; denn die untere Platte erfordert gerade am meisten
Staͤrke, und es waͤre hoͤchst gefaͤhrlich, die
Schiene, nachdem die eine Seite mehrere Jahre lang einer bedeutenden
comprimirenden Kraft ausgesezt gewesen, und nachdem deren Substanz der Hypothese
nach eine bedeutende Abnuͤzung erlitten, umzuwenden, und den
abgenuͤzten Theil somit einer noch groͤßeren und zwar
ausspannenden anstatt comprimirenden Gewalt, unter der sie nothwendig alsbald zu
Grunde gehen muͤßte, auszusezen. Ich rathe daher statt nach diesem Plane
zu Werke zu gehen, alles Metall, welches in die untere Platte kommen soll, ohne
Ruͤksicht auf ein solches Umwenden zur Bildung der kraͤftigsten
Form zu verwenden.
„Daß die Schienen durch die Witterung und die Abnuͤzung, der sie
ausgesezt sind, schlechter werden, ist unbestreitbar; obschon der Grad und die
Ausdehnung dieser Einfluͤsse vielleicht noch nicht hinreichend hergestellt sind. In
den Papieren, die Hrn. Rastrick, Wood und mir
vorgelegt wurden, ist die Abnuͤzung per Yard
jaͤhrlich auf 1/6 Pfund angeschlagen; neuerlich fand ich sie aber in
einem Schreiben des Hrn. Dixon an Hrn. Bidder nur auf jaͤhrlich 1/10 Pfd. per Yard berechnet. Man erhielt dieses Resultat,
indem man drei Schienen nahm, und sie, nachdem sie gehoͤrig gereinigt und
gewogen worden, an Ort und Stelle in die Bahn einsezte. Nach Ablauf von 12
Monaten nahm man die Schienen wieder heraus, um sie nach gehoͤrigem
Abwaschen abermals zu waͤgen; hiebei hatten zwei von den 5 Yards langen
Schienen 1/2 Pfd., und die dritte, die sich an einem Orte befand, der besonders
der Reibung ausgesezt gewesen, 1/4 Pfd. am Gewichte verloren. Dieser Versuch
beweist jedoch nicht, daß der ganze Verlust nur die obere Flaͤche der
Schiene betraf; und selbst wenn dieß der Fall waͤre, wuͤrde dieß
nur ein Grund mehr seyn, die Schiene nicht umzukehren. Erstrekte sich
uͤbrigens der Verlust nicht auf die obere Flaͤche allein, so
waͤre die ganze zum Behufe des Umkehrens getroffene Vorsichtsmaßregel
unnuͤz. Hr. Rastrick sagte mir, daß nach einem
Jahre die Spuren, die an den Schienen da bemerkbar sind, wo die Walzen
zusammenstoßen, noch vollkommen sichtbar sind; und Hr. Stephenson bemerkt, daß die Spuren der Instrumente, welche beim
Abdrehen der vorstehenden Randstuͤke der Raͤder bleiben, selten
ganz verschwinden: zum Beweise, daß keine seitliche Abnuͤzung Statt
findet.
„Hr. Georg Bidder, der allen Verlust auf
Rechnung der Abnuͤzung der oberen Flaͤche bringt, schaͤzt
die jaͤhrliche Reduction auf 1/9 Zoll; so daß also die Schienen nicht
uͤber 30 Jahre dauern koͤnnten, ohne durch neue ersezt werden zu
muͤssen. Es waͤre daher in diesem Falle eine Frage, ob es in
Hinsicht auf Ersparniß nicht besser waͤre, die obere Platte um 1/3 diker
zu machen, indem die Schienen nach dieser Berechnung dann 60 Jahre dauern
wuͤrden. Diese Verdikung um 1/3 wuͤrde die gegenwaͤrtigen
Kosten um 7 1/2 Proc. erhoͤhen, und diese 7 1/2 Proc. wuͤrden sich
in 30 Jahren beilaͤufig auf 30 Proc. belaufen. Wenn daher nach 30 Jahren
die Last von 30 Proc. mit dem Kostenbetrage einer neuen Bahn zusammentrifft, so
werden beide Rechnungen einander so ziemlich ausgleichen. Ich muß daher in
diesem Falle dem Legen von neuen Schienen den Vorzug geben; und zwar: 1) weil
bei dem groͤßeren Gewichte der Schienen deren Verfertigung schwieriger
wird, und daher deren Guͤte, oder die sogenannte Gesundheit,
wahrscheinlich vermindert wird; 2) weil eine dreißigjaͤhrige Erfahrung
wahrscheinlich zu Verbesserungen fuͤhren duͤrfte, von denen es
sehr wuͤnschenswerth seyn duͤrfte Vortheil ziehen zu
koͤnnen; und 3) endlich, weil es meiner und vieler Praktiker Ansicht
nach, noch nicht hinreichend erwiesen ist, welcher Theil des Gewichtsverlustes
auf die obere Flaͤche der Schienen kommt. Um jedoch wieder zur Frage
uͤber die beste Durchschnittsform der Schienen zuruͤkzukehren,
wiederhole ich, daß welche Figur man auch als die beste annehmen mag, es zum
Behufe der Berechnung vollkommen genuͤgt, sie als geradlinig zu
betrachten; die Untersuchung wird hiedurch bedeutend erleichtert werden, ohne
daß die Resultate der Berechnung wesentlich influenzirt
wuͤrden.“