Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zum Spinnen oder Drehen der Baumwolle, des Flachses, der Seide und anderer Faserstoffe, worauf sich Charles de Bergue, Gentleman von Clapham in der Grafschaft Surrey, am 15. November 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LXXXIX., S. 443 |
Download: | XML |
LXXXIX.
Verbesserungen an den Maschinen zum Spinnen oder
Drehen der Baumwolle, des Flachses, der Seide und anderer Faserstoffe, worauf sich
Charles de Bergue, Gentleman von Clapham in der Grafschaft
Surrey, am 15. November 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Julius 1835, S. 9.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Verbesserte Maschinen zum Spinnen oder Drehen der Baumwolle
etc.
Meine Erfindungen bestehen in einer verbesserten Einrichtung jenes Theiles einer
sogenannten Drosselmaschine oder einer aͤhnlichen Spinn- oder
Drehmaschine, womit der Spindel, der Spule, und in einigen Faͤllen auch der
Fliege eine kreisende Bewegung mitgetheilt wird. Die beigefuͤgte Zeichnung
wird dieselben anschaulich machen.
Fig. 38 zeigt
eine Endansicht einer sogenannten Danforth'schen
Drosselmaschine. Fig. 39, 40 und 41 zeigen einzelne Theile dieser Maschine von Vorne, und Fig. 42, 43, 44, 45 und 46 sind Grund- und
Aufrisse einzelner Theile, woraus deren Beschaffenheit noch deutlicher erhellt. Alle
diese Figuren sind in einem und demselben Maaßstabe gezeichnet, und gleiche Theile
sind durchaus mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
In Fig. 38,
39, 40 und 41 sieht man
die meisten der gewoͤhnlichen Theile der Drosselmaschine abgebildet, damit
die Stellung der neu verbesserten deutlicher erhelle.
A ist die Treibrolle der Maschine, welche auf die
gewoͤhnliche Weise mittelst eines Laufbandes in Bewegung gesezt wird. Von der
Welle, an der sich diese Rolle befindet, wird die Bewegung an die vordere Walze und
an andere Theile der Maschine fortgepflanzt. Anstatt daß diese Welle jedoch mit der
zinnernen Trommel oder mit einem solchen Cylinder ausgestattet ist, wodurch die
Bewegung an die Spulen, auf welche das Garn aufgewunden wird, fortgepflanzt wird,
ist sie hier mit einem Winkelrade B ausgestattet,
welches in ein anderes, an die senkrechte, im Mittelpunkte der Maschine befinliche
Welle C geschirrtes Winkelrad b eingreift. Der obere Theil dieser senkrechten Welle C fuͤhrt die Rolle D,
welche zwei Furchen oder Kehlen hat, und um welche das endlose Band d, d, d geschlungen ist. Den Lauf dieses Bandes sieht
man am besten aus Fig. 42 und 43; es laͤuft
naͤmlich, nachdem es die Rolle D verlassen, um
die Spannungsrolle E und durch die ganze Laͤnge
der Maschine, wobei es durch die mit f bezeichneten
Drukrollen, deren Einrichtung spaͤter angegeben werden wird, in die Kehlen oder
Furchen einer jeden der mit e bezeichneten Rollen
eingedruͤkt wird.
Nachdem das Band auf diese Weise auf der einen Seite durch die ganze Laͤnge
der Maschine gegangen ist, laͤuft es uͤber die Leitungsrolle F, um dann, wie g andeutet,
in die untere Kehle der Rolle D zuruͤkzukehren.
Nachdem es hierauf in dieser um die Rolle D gelaufen,
gelangt es in der Richtung von g¹ an die
entgegengesezte Seite des Gestelles, um uͤber die Leitungsrolle F¹ und laͤngs der entgegengesezten
Spindelreihe durch die ganze Laͤnge der Maschine zu laufen, bis es endlich an
der Leitungsrolle E' anlangt, von der es in der Richtung
von g² an die obere Kehle der Rolle D zuruͤkkehrt, von der es, wie erwaͤhnt
worden, ausgegangen war. Dieses Band d, d, d, d wird
mittelst der Rolle E, die sich in einem Fenster oder in
einer Spalte bewegt, und die mit einem kleinen, aus Fig. 39 ersichtlichen
Gegengewichte d² ausgestattet ist, gespannt
erhalten; und da sich die Rolle C in der Richtung des
Pfeiles um ihren Umfang dreht, so werden die schlaffen Theile des Bandes d, d, d offenbar zunaͤchst an die Spannungsrolle
E und an die Leitungsrolle F kommen. Um dieser Erschlaffung oder der Verschiedenheit in der Spannung
des Laufbandes d, d, d abzuhelfen, sind die Drukrollen
an Zapfen aufgezogen, die sich, wie Fig. 44 zeigt, in
Fenstern auf solche Weise stellen lassen, daß diese Drukrollen dem Laufbande d, d, d genaͤhert oder davon entfernt werden
koͤnnen, und daß folglich der Grad ihres Drukes solcher Maßen vermehrt oder
vermindert werden kann. Uebrigens kann die Regulirung des Drukes auch dadurch
bewirkt werden, daß man die Zapfen, an denen sich die mit f bezeichneten Rollen befinden, an einer Schiene befestigt, welche, wie
aus Fig. 46
ersichtlich ist, mittelst Fenstern oder Spalten so gestellt werden kann, daß der
Druk auf das Band d, d, d dadurch vermehrt oder
vermindert wird. Die mit f bezeichneten Drukrollen sammt
der Treibrolle D werden so leicht gemacht, als es sich
mit deren Zwek vertraͤgt; die genaue Gestalt und die volle Groͤße
derselben ersieht man am besten aus Fig. 45; ihre Stellung
hingegen erhellt aus Fig. 42. Das Gewicht,
welches die Spannungsrolle E regiert, betraͤgt
fuͤr die hier dargestellte Anzahl von Rollen 4 Pfd.; es kann uͤbrigens
je nach Bedarf verschieden abgeaͤndert werden. Man wird aus der Zeichnung
auch ersehen, daß das Laufband d, d, d eine geradere
Richtung annimmt, oder in dem Maße weniger auf die umzutreibende Rolle
druͤkt, als es gegen die Leitungsrolle F, und auf
der entgegengesezten Seite der Maschine gegen die Leitungsrolle E' vorwaͤrts schreitet.
Das Band, dessen ich mich bei dieser Art von Maschinerie zum Treiben der Rollen bediene, ist
ein Band von der Groͤße der gewoͤhnlichen Trommelbaͤnder; doch
habe ich lieber ein geflochtenes, als ein gedrehtes. Da ich in Hinsicht auf die
Geschwindigkeit der doppelkehligen Rolle D an keine
bestimmten Graͤnzen gebunden bin, so kann ich die Durchmesser der Rollen an
den Spindeln oder Spulen vergroͤßern, und dadurch die Reibung vermindern.
Die Vortheile, die sich aus dieser Einrichtung ergeben, sind folgende: Es wird an
Kraft erspart, indem man dem Treibbande d, d, d gerade
so viel Druk geben kann, als zum Treiben der Spindeln erforderlich ist, und nicht
mehr; waͤhrend bei der gewoͤhnlichen Art von Maschinerie leicht einige
Baͤnder zu straff und andere zu schlaff sind. Dieser Umstand sezt mich auch
in Stand die Drehung an jeder Spule mit weit groͤßerer Sicherheit reguliren
zu koͤnnen; denn wenn die Drukschrauben und das Gewicht an der Spannungsrolle
ein Mal gehoͤrig bestimmt sind, so muß die Umdrehung einer jeden Spule gleich
und eine und dieselbe bleiben. Der Zeitverlust, der sich beim Wiederanbringen der
gewoͤhnlichen Baͤnder ergibt, wird hier vermieden, und die
Abnuͤzung bedeutend vermindert. Zugleich wird dadurch, daß die zinnerne
Treibtrommel entbehrlich wird, eine geringere Menge Wind erzeugt, und die
Erschuͤtterung des Gestelles bedeutend vermindert, waͤhrend dieses
leztere zugleich auch viel schmaͤler gebaut werden kann, wenn man es
fuͤr noͤthig findet. Beim Reinigen kann man, indem alle Theile der
Maschine offen sind, mit der Hand mit groͤßter Sicherheit unter dieselben
langen, waͤhrend die Maschine in vollem Gange ist. Die Wichtigkeit dieser
Vorzuͤge vor der gewoͤhnlichen Methode die Rollen der Drosselmaschinen
in Bewegung zu sezen, wird gewiß von jedem Spinnner und Sachverstaͤndigen
gewuͤrdigt werden; und obschon ich hier nur die Anbringung meiner Erfindung
an einer einzigen Art von Maschinerie gezeigt habe, so ist die Modification, welche
erforderlich ist, wenn dieselbe an anderen Maschinen dieser Art angebracht werden
soll, doch so gering, daß jeder Maschinenbauer leicht damit zu Stande kommen
wird.
Ich weiß wohl, daß bereits schon fruͤher der Versuch gemacht wurde, eine Reihe
von Spindeln durch ein Band, welches nach einander um die Rolle einer jeden Spindel
laͤuft, in Bewegung zu sezen; und daß man in anderen Maschinen die Spindeln
in Curven stellte, um sie durch ein Laufband, welches auf der einen Seite der Rolle
aufrecht ist, treiben zu lassen; von diesen beiden Methoden ist jedoch die meinige
wesentlich verschieden. Uebrigens erklaͤre ich, daß ich keinen der einzelnen
Theile meiner hier beschriebenen verbesserten Maschinerie, sondern deren Verbindung
zu einem Ganzen als meine Erfindung in Anspruch nehme.