Titel: Verbesserungen im Zurichten, Flöthen und Vorspinnen des Flachses, Hanfes und anderer Faserstoffe, worauf sich Peter Fairbairn, Mechaniker von Leeds in der Grafschaft York, am 23. Dec. 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XC., S. 446
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XC. Verbesserungen im Zurichten, Floͤthen und Vorspinnen des Flachses, Hanfes und anderer Faserstoffe, worauf sich Peter Fairbairn, Mechaniker von Leeds in der Grafschaft York, am 23. Dec. 1834 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts. Julius 1835, S. 223. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Verbesserungen im Zurichten, Floͤthen und Vorspinnen des Flachses etc. Die Erfindung des Patenttraͤgers besteht 1) darin, daß man das Material, womit man arbeitet, bei dem Austritte aus dem Strekapparate mir einer Fluͤssigkeit befeuchtet, und daß man dasselbe, nachdem es mit Fluͤssigkeit gesaͤttigt worden ist, wieder troknet, damit die Fasern auf diese Weise, ohne gedreht zu werden, durch die klebende Beschaffenheit der in der Fluͤssigkeit enthaltenen gummigen Substanz, oder durch den den Fasern selbst eigenen klebenden Bestandtheil so an einander geklebt werden, daß sie in trokenem Zustande als Vorgespinnst zum Behufe des weiteren Verspinnens auf Spulen aufgewunden werden koͤnnen. Der Patenttraͤger beschraͤnkt sich bei der Anwendung dieses Verfahrens die ungedrehten Fasern in Form von Vorgespinnst zusammenzukitten, auf keine bestimmte Art von Maschinerie; um jedoch seine Erfindung anschaulicher und verstaͤndlicher zu machen, hat er in Fig. 22 den Umriß eines Apparates gegeben, der seiner Ansicht nach dem fraglichen Zweke entsprechen duͤrfte. A, A ist das Hauptgestell der Maschine; B die Strekwalze, uͤber welcher sich die sie begleitende Drukwalze C befindet. Die Strekwalze B kann eine beliebige Groͤße haben, und soll in Wasser laufen; sie besteht am besten aus Messing, und soll auch etwas gerieft seyn, damit sie mehr Wasser aufnimmt, und folglich den Faserstoff vollkommener damit saͤttigt. Die Drukwalze kann aus Holz oder irgend einem anderen geeigneten Materiale bestehen, und durch Hebel, Federn oder mittelst irgend einer anderen bekannten Vorrichtung mit gehoͤriger Kraft gegen die Strekwalze B angedruͤkt werden. D ist ein mit Wasser oder irgend einer anderen Fluͤssigkeit gefuͤllter Trog; damit die Fluͤssigkeit immer auf gleicher Hoͤhe in demselben erhalten wird, wird er mittelst einer kleinen Roͤhre von einem in beliebiger Entfernung befindlichen Behaͤlter her gespeist. Die Strekwalze D soll waͤhrend ihrer Umdrehungen beinahe bis zu ihrer Achse in die Fluͤssigkeit untertauchen, damit sie genug davon aufnehme, um den Faserstoff, nachdem die Luft aus demselben durch die Walzen ausgedruͤkt worden, bei seinem Durchgange zwischen den Walzen durch und durch zu befeuchten. Das Vorgespinnst oder die Floͤthe soll hierauf durch eine sich drehende Roͤhre E gehen, um von der Strekwalze B an den durch Dampf oder auf irgend eine andere Weise geheizten Cylinder F zu gelangen. Es wird hier durch eine Walze G, welche aus Eisen, Messing oder irgend einem anderen entsprechenden Materiale bestehen kann, und welche schwer genug ist, um den Faserstoff so anzuziehen, daß die Centrifugalkraft, die das Vorgespinnst durch die raschen Umdrehungen der Roͤhre E mitgetheilt erhaͤlt, unwirksam wird, gegen den Umfang des Trokencylinders angedruͤkt. Von dem Trokencylinder F laͤuft das Vorgespinnst dann durch einen Fuͤhrer an die Spule oder an den Cop H, welche nach der gewoͤhnlichen Methode mittelst einer Dokenlatte auf und nieder bewegt wird, und auf welche das Vorgespinnst nach einer der herkoͤmmlichen Weisen aufgewunden wird. Die kreisende Roͤhre E ist eine wohl bekannte Vorrichtung der Vorspinnmaschine; man bedient sich ihrer, um dem durch sie gehenden Vorgespinnste durch ihre Umdrehungen eine gewisse Drehung zu geben oder zu nehmen. Sie kann entweder mittelst eines Laufbandes oder auf irgend eine andere bekannte Weise von einem kreisenden Cylinder her in Bewegung gesezt werden. Die Geschwindigkeit der Roͤhre E im Vergleiche mit jener der Strekwalze B und des Trokencylinders F maß sich nach der Substanz des zu erzeugenden Vorgespinnstes richten. Die Quantitaͤt der Drehung und Gegendrehung, welche dem Vorgespinnste durch diese Roͤhre gegeben wird, kann eben so groß seyn wie die Drehung, welche fuͤr ein aus gleicher Substanz bestehendes Garn erforderlich ist. Die Geschwindigkeit der Walze B, des Cylinders F und der Spule H muͤssen in einem solchen Verhaͤltnisse zu einander stehen, daß das Vorgespinnst oder die Floͤthe immer die gehoͤrige Spannung hat, ohne je gezerrt zu werden. Der Patenttraͤger haͤlt es nicht fuͤr noͤthig zu beschreiben, auf welche Weise das Vorgespinnst, nachdem es befeuchtet und wieder getroknet worden, auf die Spule aufgewunden werden soll, indem er hiezu keinen eigenthuͤmlichen Mechanismus erfunden, und indem er sich hiezu jedes ihm tauglich erscheinenden Apparates bedient. Nur so viel bemerkt er, daß es am zwekmaͤßigsten ist, wenn das Vorgespinnst in einer und derselben Maschine befeuchtet, getroknet und aufgewunden wird. Der Patenttraͤger erklaͤrt, nachdem er obige Beschreibung des von ihm vorgeschlagenen Mechanismus vorausgeschikt, daß dessen Einrichtung verschiedene Abaͤnderungen zulaͤßt, und unter verschiedenen Umstaͤnden selbst verschiedene Modificationen erfordert. Was naͤmlich 1) das Befeuchten des Flachses und Hanfes betrifft, so wird im Allgemeinen Wasser von der Temperatur der Atmosphaͤre genuͤgen; in einigen Faͤllen wird jedoch heißes Wasser bessere Dienste leisten. Uebrigens kann das Wasser, es mag kalt oder warm angewendet werden, verschiedene Substanzen aufgeloͤst enthalten, oder nicht; so z. V. ein Alkali, womit jedes uͤberschuͤssige, in dem Faserstoffe enthaltene Harz aufgeloͤst wird, oder Gummi oder Staͤrkmehl, um den Mangel an natuͤrlichem Gummi und Harz in dem Faserstoffe auszugleichen. Ist das Vorgespinnst sehr fein, so kann man, um dessen Cohaͤsion noch zu erhoͤhen, auch eine klebrige Aufloͤsung oder eine schmierige Fluͤssigkeit anwenden. 2) Die kreisende Roͤhre e ist nicht unumgaͤnglich nothwendig, sondern nur deßwegen empfehlenswerth, weil dadurch die Neigung der Faͤden sich um die Strekwalzen zu schlingen beseitigt wird. 3) Der Trokencylinder, der von beliebigen Dimensionen seyn kann, kann mit heißer Luft, Dampf oder heißem Wasser geheizt werden, und dieses Wasser kann entweder rein seyn oder zur Erhoͤhung seiner Waͤrmeleitungsfaͤhigkeit ein Salz aufgeloͤst enthalten. Um die Wirkung des Trokencylinders zu erhoͤhen oder zu vermindern, kann man die Einrichtung treffen, daß das Vorgespinnst auf einem groͤßeren oder geringeren Theile des Umfanges des Cylinders aufruht; sollte es noͤthig seyn, so kann man dasselbe sogar ein oder mehrere Male um den Cylinder laufen lassen, bevor man es an die Spulen fuͤhrt. Uebrigens kann man den Cylinder manchmal auch ganz entbehren, und das Vorgespinnst dann durch einen Windfang oder mittelst eines auf andere Weise erzeugten Luftzuges troknen. Der gaͤnzliche Mangel an aller Drehung in dem auf diese Weise erzielten Vorgespinnste versichert demselben in seiner ganzen Laͤnge eine gleichmaͤßige Ausdehnungsfaͤhigkeit beim Spinnen. Das Vorgespinnst muß in der Spinnmaschine wie gewoͤhnlich befeuchtet werden; doch ist ein viel geringerer Grad von Befeuchtung hier hinreichend. Ist das Vorgespinnst sehr fein, so genuͤgt es, wenn die Walze, auf die es aufgewunden ist, allein im Wasser laͤuft. Die untere Walze muß daher auch nicht durchaus gerieft seyn, damit mehr Wasser dadurch emporgefuͤhrt wird, obschon dieß uͤbrigens besser ist. Die Drukwalzen koͤnnen in allen Faͤllen glatt seyn.

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