Titel: | Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger, im Namen des Ausschusses für Chemie, über die Abhandlungen, welche der Mülhauser Industriegesellschaft in Folge ihrer Preisaufgabe über den Krapp eingeschikt wurden. |
Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XCIII., S. 455 |
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XCIII.
Bericht des Hrn. Heinrich Schlumberger, im Namen des Ausschusses fuͤr Chemie, uͤber die
Abhandlungen, welche der Muͤlhauser Industriegesellschaft in Folge ihrer
Preisaufgabe uͤber den Krapp eingeschikt wurden.
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mulhausen. No. 39, S. 293.
Schlumberger, Kritik einiger Abhandlungen uͤber den
Krapp.
In Bezug auf die Preisaufgaben, welche die Industriegesellschaft in ihrem lezten
Programm uͤber den Krapp ausschrieb (Polytechn. Journal Bd. LIII. S. 312),
liefen bei derselben vier Abhandlungen ein; eine davon bezieht sich auf die erste
und zweite Preisaufgabe und die drei anderen auf den außerordentlichen, durch
Subscription gegruͤndeten Preis, fuͤr welchen der Concurs seit einem
Jahre eroͤffnet ist.
Diese Abhandlungen wurden der Gesellschaft erst lange nach dem festgesezten Termine
eingeschikt und haͤtten also erst im folgenden Jahre zur Preisbewerbung
zugelassen werden sollen; da sich der Ausschuß fuͤr Chemie aber
uͤberzeugte, daß die Verfasser entweder die Aufgabe, um welche es sich
handelt, nicht gehoͤrig aufgefaßt haben oder die zahlreichen bis jezt
uͤber diesen Gegenstand angestellten Versuche nicht zu kennen scheinen, so
glaubte er dessen ungeachtet sie jezt schon einer Beurtheilung unterziehen zu
koͤnnen. Ich wurde von dem Ausschusse beauftragt, den Bericht abzufassen und
die Gruͤnde mitzutheilen, weßwegen er dieselben nicht als preiswuͤrdig
anerkennen kann.
Die Abhandlung Nr. 1 beschaͤftigt sich mit der
Loͤsung der zweiten Preisaufgabe, naͤmlich „den Farbstoff des Krapps abzuscheiden und so die
Quantitaͤt, welche ein gegebenes Gewicht davon enthaͤlt, zu
bestimmen;“ sie fuͤhrt als Motto: L'industrie-science est l'apanage des nations fortes,
energiquement constituees et capables de grands actions.
Nach dem Verfasser sind alle bisher vorgeschlagenen Methoden den Farbstoff des Krapps
auszuziehen, zu schwierig, zu kostspielig oder mit Einem Wort, zu wissenschaftlich
und er suchte daher ein leichteres oder mehr technisches Verfahren auszumitteln. Unter allen
Aufloͤsungsmitteln des Krapps, die er gepruͤft hat, ist Weingeist von
25° CartierEs ist durchaus noͤthig den Weingeist bis auf diesen Grad mit
destillirtem Wasser zu derduͤnnen. A. d. O. am wirksamsten. Er behandelt also gemahlenen Krapp mit seinem achtfachen
Gewichte dieses Aufloͤsungsmittels und wiederholt diese Operation
fuͤnf Mal. Wenn das Pulver erschoͤpft ist, schlaͤgt er seine
Infusion mit basisch essigsaurem Blei nieder, welches nach ihm das beste
Faͤllungsmittel des Farbstoffs ist; er filtrirt, troknet und erhaͤlt
so seinen neuen Farbstoff, welchen er Krappin (garancine) nennt.
Gewiß konnte der Verfasser dieser Abhandlung kein einfacheres Verfahren anwenden; er
scheint aber ganz vergessen zu haben, daß der Krapp außer dem Farbstoff noch mehrere
gummige, schleimige, harzige etc. Substanzen enthaͤlt, welche durch basisch
essigsaures Blei sogar noch vollstaͤndiger als der Farbstoff niedergeschlagen
werden. Man kann also nach diesem Verfahren nur eine sehr unreine Substanz erhalten.
Obgleich dieses an und fuͤr sich einleuchtend ist, so habe ich doch das
Verfahren des Verfassers wiederholt und einige Versuche daruͤber
angestellt.
Um die Aufloͤsungskraft des Weingeistes von 25° Cartier in Vergleich
mit derjenigen eines mehr oder weniger verduͤnnten zu untersuchen, behandelte
ich 12 Gramm Avignon-Krapp bei der gewoͤhnlichen Temperatur mit 120
Gramm Alkohol von 15, 25, 32 und 42° Cartier. Nach vierstuͤndiger
Beruͤhrung filtrirte ich die Fluͤssigkeit ab und verduͤnnte sie
mit Wasser, um einen geheizten Zeug darin nach dem gewoͤhnlichen Verfahren zu
faͤrben. Es ergab sich hiebei, daß Alkohol von 25° in der That mehr
Farbstoff aufloͤste, als der von 15, 32 und 42 Grad, daß lezterer jedoch mehr
davon aufloͤste als Alkohol von 15 und 32°. Man muß sich wundern, daß
der Verfasser nicht versucht hat, die Aufloͤsung des Farbstoffs im Alkohol
durch Waͤrme zu beguͤnstigen, und man erhaͤlt in der That eine
viel gesaͤttigtere Infusion, wenn man zuerst bis zum Kochen erhizt. Die
Pflanzenfaser (der Holzstoff) wird nicht einmal durch kochenden Alkohol ganz
erschoͤpft und folglich noch weit weniger, wenn man bloß in der Kaͤlte
operirt. Dieses Aufloͤsungsmittel ist also nicht kraͤftig genug, um
allen Farbstoff des Krapps zu gewinnen.
Versezt man die geistige Infusion des Krapps mit basisch essigsaurem Blei, so
entsteht ein reichlicher Niederschlag, welcher sich sehr schwer absezt. Filtrirt man
diesen ab, was auch sehr langsam von Statten geht, so erhaͤlt man eine roch
gefaͤrbte Fluͤssigkeit, woraus Alkalien einen rosenrothen Bleilak faͤllen; es hat
folglich das basisch essigsaure Blei nicht allen Farbstoff niedergeschlagen. Als ich
nach dem Verfahren des Verfassers behandelte:
20 Gramm Avignon-Krapp
mit Alkohol von 25° Cartier,
kalt, erhielt sich einen Niederschlag
von
20,80 Gramm
20 Gramm
mit Alkohol von
25° Cart., heiß
22,40 –
20 –
–
32° – kalt
20,00 –
20 Gramm
Elsasser-Krapp,
mit Alkohol von
25° Cart., kalt.
22 –
20 –
–
–
32° – –
20,12 –
Ich fand hiebei wie der Verfasser, daß Alkohol von 25° einen reichlicheren
Niederschlag gibt, aber der Unterschied ist viel geringer als er angibt.
Da der Bleiniederschlag mehr wiegt als der zu seiner Bereitung angewandte Krapp,
obgleich 38 Proc. Pflanzenfaser davon abgeschieden worden sind, so laͤßt sich
hieraus auf die große Unreinheit dieses Productes schließen, welches uͤber
die Haͤlfte seines Gewichtes Bleioxyd enthaͤlt. Um dieses aber noch
mehr zu erweisen, nahm ich ein gleiches Gewicht der fuͤnf geistigen
Infusionen, welche auf angegebene Weise bereitet waren und verduͤnnte jede
mit ihrem 20fachen Gewicht destillirten Wassers, worauf ich ein mehr als hinreichend
großes Stuͤk gebeizten Baumwollenzeuges darin faͤrbte, um
moͤglichst viel Farbstoff auszuziehen. Nach dem Erkalten wurden diese
Farbbaͤder durch dasselbe Gewicht von basisch essigsaurem Blei
niedergeschlagen. Andererseits behandelte ich ein gleiches Gewicht geistiger
Infusionen auf dieselbe Art, ohne jedoch Zeugstuͤkchen darin zu
faͤrben, um allen Farbstoff darin zu lassen, sezte dann dieselbe Menge
basisch essigsauren Bleies zu, filtrirte und troknete, wie vorher, um das Product zu
wiegen. Die Resultate dieser beiden Versuche ergaben folgende Unterschiede:
Gewicht desNiederschlagsvon der
Infusion,welche denFarbstoff enthielt.
Gewicht desNiederschlagsvon der
Infusion,welcher durchFaͤrben ihr Farbstoffentzogen
war.
Avignon-Krapp und
Alkohol von
25° Cartier,
kalt
0,41 Gramm
0,63
–
–
–
kochend
0,60 –
0,70
–
–
32° Cartier,
kalt.
0,35 –
0,58
Elsasser-Krapp und
Alkohol von
25° –
–
0,55 –
0,63
–
–
32° –
–
0,35 –
0,58
Man ersieht aus dieser Tabelle, daß die Infusion, welcher ihr Farbstoff entzogen
worden ist, einen betraͤchtlicheren Niederschlag liefert, als die
unveraͤnderte, woraus offenbar hervorgeht, daß das Krappin des Verfassers ein
sehr unreines Product ist und aus einer Verbindung des Bleioxyds mit den schleimigen, gummigen
etc. Theilen des Krapps nebst ein wenig Farbstoff besteht.
Der Verfasser hat daher die Frage in keiner Beziehung geloͤst.
Derselbe Verfasser versuchte auch die Loͤsung der ersten Preisaufgabe:
„ein leicht und schnell ausfuͤhrbares
Verfahren aufzufinden, um den Werth eines Krapps in Vergleich mit einem
anderen bestimmen zu koͤnnen“ und empfiehlt hiezu ein
dem vorhergehenden aͤhnliches Verfahren; er behandelt naͤmlich den
Krapp ein einziges Mal mit Alkohol von 25° Cart. in der Kaͤlte und
schlaͤgt die filtrirte Fluͤssigkeit mit basisch essigsaurem Blei
nieder; den Niederschlag filtrirt er ab und troknet ihn. Es laͤßt sich leicht
nachweisen, daß dieses Verfahren ungenuͤgend ist. Erstens kennt man den
Gehalt des Krapps an Schleim, Gummi etc. nicht genau und zweitens ist einmalige
Behandlung mit Alkohol, wie wir gesehen haben, unzureichend, um eine dem Gehalt des
Krapps immer genau entsprechende Quantitaͤt Farbstoff aufzuloͤsen, wie
es der Verfasser behauptet.
Er empfiehlt dann die Anwendung von Chlornatron, um seine geistige Infusion zu
entfaͤrben; dieses wurde laͤngst versucht, aber immer unzureichend
befunden, weil das Chlornatron eben so sehr auf die fremdartigen Substanzen wie auf
den Farbstoff wirkt.
Endlich empfiehlt der Verfasser auch noch die Dichtigkeit seiner gefaͤrbten
Infusion mittelst eines Araͤometers zu bestimmen. Dieses Verfahren
waͤre nicht schlecht, aber wir fordern ihn auf, vorher ein
Aufloͤsungsmittel des Farbstoffs zu suchen, welches gar keine Verwandtschaft
zu den fremdartigen Materien hat, womit er verbunden istUm den Werth eines Krapps in Vergleich mit einem anderen zu bestimmen,
bediene ich mich schon seit laͤngerer Zeit eines Verfahrens, welches
fuͤr die Praxis ein hinreichend genaues Resultat gibt.Zu diesem Zwek halte ich mir immer einen Vorrath von Baumwollenzeug, welcher
mit den Beizen fuͤr Dunkelroth und Rosenroth oder vielmehr mit
denjenigen fuͤr alle Krappfarben, wie Schwarz, Violett, Roth und
Rosenroth bedrukt und dann in einem Kuͤhkothbad gut gereinigt worden
ist.Ich faͤrbe mir zuerst mit einem Krapp von anerkannt guter
Qualitaͤt einen Musterflek, den ich zur Vergleichung aufbewahre. Ich
nehme naͤmlich einen halben oder einen ganzen Quadratfuß von einem
mit diesen Beizen bedrukten Zeuge und ein bestimmtes Gewicht von diesem
Krapp, so daß die Beizen nur zur Haͤlfte gesaͤttigt werden;
ferner destillirtes Wasser, welches bis auf 40° C. (32° R.)
erhizt ist, in dem geeignetsten Verhaͤltniß je nach der Menge des
Krapps. (Man sehe weiter unten die auf diesen Gegenstand bezuͤgliche
Tabelle.) Das Ganze bringe ich in eine glaͤserne Flasche und
schuͤttle das Bad bestaͤndig. Ich erhize so, daß das Marienbad
(Wasserbad) nach anderthalb Stunden ins Kochen kommt und lasse es dann eine
halbe Stunde lang fortkochen. Hierauf wasche ich das Muster, trokne es und
schneide davon ungefaͤhr den vierten Theil ab, um es so
aufzubewahren. Den anderen Theil faͤrbe ich zum zweiten Mal mit
demselben Krapp und auf dieselbe Art, um die Beizen zu saͤttigen.
Davon schneide ich wieder einen Theil ab und den Nest des Flekes
avivire ich, indem ich z.B. 10 Gramm weiße Seife auf 4 Kilogramm Wasser
nehme, welches auf 80° C. (64° R.) erhizt ist; ich lasse ihn
in diesem Bade eine halbe Stunde bei dieser Temperatur; dann wasche ich das
Muster aus und bringe es hierauf in ein zweites, ebenfalls auf 80° C.
erhiztes Bad, welches auf 4 Kilogramm Wasser 5 Gr. Salpetersaͤure von
36° Baume enthaͤlt. Nachdem es eine halbe Stunde in diesem
sauren Bade war, wasche ich es wieder aus und gebe hierauf noch eine
Seifenpassage, gerade so wie die erste, aber bloß 15 Minuten lang.Auf dieselbe Art behandle ich die verschiedenen Krappsorten, deren
Ergiebigkeit ich bestimmen will, indem ich mit zehn und noch mehreren in
eben so vielen Glasflaschen in demselben Marienbade Zeugstuͤkchen
faͤrbe.Beim Probiren von Krappsorten, die wenig oder gar keinen kohlensauren Kalk
enthalten, wie z.B. von Elsasser Krapp, seze ich beim Faͤrben ein
Fuͤnftel oder ein Zehntel kohlensauren Kalk zu, damit die Farbe das
Aviviren aushalten kann.Bei dieser Pruͤfungsart lernt man schon nach dem ersten Faͤrben
den relativen Farbstoffgehalt der Krappsorten kennen, denn die Beizen
absorbiren hiebei so viel Farbstoff, als der Krapp unter diesen
Umstaͤnden an sie abgeben kann. Wenn die Muster nach dem zweiten
Faͤrben avivirt worden sind, weiß man auch wie sich die Farben,
welche diese Krappsorten liefern, hinsichtlich der Haltbarkeit und
Lebhaftigkeit verhalten.Durch Vergleichung der verschiedenen Muster laͤßt sich leicht der
Werth jedes probirten Krapps annaͤherungsweise bestimmen und man wird
nicht selten einen finden, dessen Ergiebigkeit um 50 bis 60 Proc. geringer
ist als bei anderen.Diese Pruͤfungsart ist freilich ziemlich umstaͤndlich und
erfordert außerdem viele Sorgfalt und eine große Genauigkeit, um stets den
wahren Werth der Krappsorten zu erfahren, was die unten angefuͤhrten
Versuche genuͤgend beweisen.Der Krapp muß immer so angewandt werden, wie er im Fasse vorkommt und
sogleich nachdem man ihn aus demselben genommen hat, es sey denn man
wuͤrde ihn in Glasflaschen aufbewahren; man darf ihn nie vorher
erhizen, um die Feuchtigkeit aus ihm auszutreiben. Man muß immer ein
bestimmtes Gewicht von allen Krappsorten nehmen, eine gleiche Flaͤche
gebeizten Zeugs und dasselbe Volumen destillirten Wassers, welches auf
40° C. (32° R.) erhizt wird, ehe man den Zeug und den Krapp
hineinbringt. Es ist sorgfaͤltig darauf zu achten, daß die
Waͤrme des Faͤrbebades immer zunimmt und jede Verminderung der
Temperatur vermieden wird. Das Aviviren muß endlich immer auf dieselbe Art
vorgenommen werden, mit der gleichen Quantitaͤt von Ingredienzien,
bei derselben Temperatur und immer gleich lang dauern. Wenn man einen dieser
Umstaͤnde vernachlaͤssigt, so kann man auf sehr
verschiedenartige Resultate kommen, die dem wahren Werth des Krapps nicht
mehr entsprechen. A. d. O..
Unter den drei Abhandlungen, welche um den großen Preis concurriren, bezieht sich
keine auf die zweite, eine Krapptafelroth bezwekende Preisaufgabe; sie
beschraͤnken sich also alle auf eine Methode, um aus dem Krapp beim
Faͤrben mehr Farbstoff auszuziehen.
Abhandlung Nr. 2. Sie wurde der Gesellschaft ohne Motto
eingeschikt und kam von Graͤtz in Steiermark. Das ganze Geheimniß des
Verfassers besteht darin, in einen Kessel 94 Maaß Wasser mit 4 Maaß Alkohol zu
bringen und uͤber der Fluͤssigkeit eine durchloͤcherte kupferne
Platte aufzuhaͤngen, auf welche man 12 Pfund Krapppulver legt, dann den
Kessel mit einem Helm zu bedeken und einige Stunden zu erhizen. Der Farbstoff
loͤst sich im Dampf und im verdichteten Wasser auf und laͤuft so in
die Fluͤssigkeit.
Dieses Verfahren ist weder neu noch genuͤgend. Man hat schon vor langer Zeit, aber vergebens,
aͤhnliche Versuche mit den Digestoren (Papin'schen Toͤpfen)
angestellt, deren Wirkung doch noch kraͤftiger ist.
Abhandlung Nr. 3. Sie kam von Nuͤrtingen bei
Stuttgart und war in deutscher Sprache geschrieben, aber mit keinem Motto versehen.
Der Verfasser schlaͤgt ein Verfahren vor, um den Krapp, welcher bereits
gebraucht worden ist, nochmals benuzen zu koͤnnen; er behauptet dasselbe mit
einer Ersparung von 1/4 oder 1/3 Krapp in seiner Baumwollgarnfaͤrberei im
Großen anzuwenden.
Nachdem dieser Fabrikant naͤmlich sein fuͤr Tuͤrkischroth
bestimmtes Baumwollgarn gefaͤrbt hat, laͤßt er das Krappbad sich sezen
und die Haͤlfte der klaren Fluͤssigkeit ablaufen, welche er dann durch
eine neue Quantitaͤt kalten Wassers ersezt; hierauf sezt er eine
Aufloͤsung von Seife zu, deren Staͤrke er aber nicht angibt; er
faͤhrt dann mit neuen Straͤhnen ein, die er roch faͤrbt und
herausnimmt, wenn sie nichts mehr anziehen, um sie dann mit 1 Pfund Krapp auf 1
Pfund Baumwolle auszufaͤrben; lezterem Bade wird dann neuerdings Seife
zugesezt, um wieder Baumwolle anzufaͤrben.
Ein Seifenzusaz zum Krappbad ist fuͤr uns nichts Neues; wir haben schon oft
unsere Krappflotten geradezu mit Seifenaufloͤsung vermischt, aber immer
gefunden, daß dabei etwas Farbstoff verloren geht, so wenig Seife man auch anwenden
mochte. Obgleich sich hienach schon voraussehen ließ, was geschehen muß, wenn man
sie dem ausgezogenen anstatt dem unveraͤnderten Krapp zusezt, so haben wir
dessen ungeachtet noch Versuche angestellt, die auch unsere Meinung
bestaͤtigten und die des Verfassers widerlegten. Ich faͤrbte
naͤmlich gebeizte Zeuge in Krappbaͤdern, die durch Faͤrben
erschoͤpft waren und welche ich mit weißer Seife in verschiedenen
Verhaͤltnissen versezt hatte; die Zeuge faͤrbten sich in dem Bade,
welches keine Seife enthielt, noch schwach, zogen aber in allen mit Seife versezten
Baͤdern weniger oder gar nicht mehr an; die Farben, welche man erhielt, waren
um so schwaͤcher, je mehr Seife zugegen war.
Seifenzusaz macht also in einem erschoͤpften Krappbad den Farbstoff nicht
aufloͤslicher und auch nicht zum Faͤrben geeignet; er ist im
Gegentheil immer schaͤdlich und beguͤnstigt das Ausziehen des
Farbstoffs durchaus nicht.
Wenn jener Fabrikant beim Tuͤrkischrothfaͤrben durch diese Operation
mehr Krapp erspart, so kann man dieses nur dem Umstand zuschreiben, daß er sein Garn
nach dem Alaunen nicht gehoͤrig reinigt und daß sich dasselbe bei dieser
Krapppassage erst noch reinigt, waͤhrend er ohne dieselbe, wenn er geradezu
in das Krappbad eingefahren waͤre, einen Theil des Farbstoffs durch den
unverbundenen Mordant, der von dem Garn abfallen mußte, niedergeschlagen
haͤtte.
Der Verfasser schreibt uͤbrigens die Ersparniß an Krapp, welche er durch diese
Passage erzwekt, selbst zum Theil der besseren Reinigung seines Garnes in diesem
Bade zu.
Wir glauben also, daß dieser Zusaz unnuͤz oder vielmehr schaͤdlich ist,
wenn man Zeuge anwendet, die vom unverbundenen Mordant gut gereinigt wurden.
Uebrigens braucht der Verfasser mit seiner Verbesserung 1 Pfund Krapp auf 1 Pfund
Baumwollgarn und in keiner anderen Tuͤrkischrothfaͤrberei wendet man
mehr an.
Abhandlung Nr. 4. Wir erhielten sie ebenfalls aus
Deutschland, unter dem Titel: Versuche uͤber die
Methoden, wodurch man aus dem Krapp beim Faͤrben moͤglichst viel
Farbstoff ausziehen kann.
Diese Abhandlung enthaͤlt viel zahlreichere Versuche als die vorhergehenden.
Der Verfasser war jedoch in seinen Resultaten nicht gluͤklicher als seine
Vorgaͤnger, wenn man sie nach dem beurtheilt, was gefordert wurde. Da seine
Versuche aber sehr interessant sind, so wollen wir auch einen ziemlich
vollstaͤndigen Auszug aus seiner Abhandlung mittheilen.
Sie ist in vier Kapitel eingetheilt. Das erste handelt von der Methode, die Resultate
seiner Faͤrbeversuche nach ihrem wahren Werth, welcher wo moͤglich in
Procenten angegeben wird, zu classificiren. Das zweite Kapitel beschreibt die
Methoden, um bei dem gewoͤhnlichen Faͤrbeverfahren moͤglichst
viel Farbstoff aus dem Krapp auszuziehen; das heißt, ohne allen Zusaz. Das dritte
handelt von den Substanzen, wodurch man beim Faͤrben guͤnstigere
Resultate erzielen kann und das vierte von denjenigen, welche beim
Krappfaͤrben schaͤdlich sind. Der Verfasser hat seiner Abhandlung
Muster von allen erhaltenen Resultaten beigelegt.
Erstes Kapitel. Der Verfasser macht sich eine Farbenscale
mit zwei Mordants von Alaunerde und zweien von Eisenoxydul. Er faͤrbt dann
jeden dieser vier Mordants mit achtzehn Antheilen Krapp, wovon jedoch der
hoͤchste zur Saͤttigung des Beizmittels noch unzureichend ist; dann
reiht er diese gefaͤrbten Muster, ohne sie zu aviviren, nach ihrem
fortschreitenden und bekannten Werth an einander. Aus den vier so erhaltenen Reihen
waͤhlt er die Nuͤance, welche mit 20 Quadratzoll (Wiener Maaß) jedes
Mordants erhalten wird, also im Ganzen 80 Quadratzoll, die mit 30 Gran (Wiener
Gewicht) hollaͤndischem Krapp in einem Pfund destillirten Wassers
gefaͤrbt wurden. Er geht bei 6° C. (4 1/2° R.) in das Bad, und
treibt es in 2 3/4 Stunden bis zum Kochen, worin er es dann eine Viertelstunde
erhaͤlt. Diese mittlere Nuͤance seiner Scale wird Normalfarbe genannt und mit einer Null bezeichnet. Er
betrachtet dann als positiv alle Nuͤancen, die mit mehr Krapp als die Normalfarbe
gefaͤrbt wurden und als negativ alle diejenigen, welche mit geringeren
Quantitaͤten erhalten wurden. So bekommt er eine Scale, worin die Farben
durch Zahlen bezeichnet sind, vor welchem bald das Zeichen + bald das Zeichen
– steht, je nachdem sie uͤber oder unter Null oder der Normalfarbe
sind. Vermittelst dieser Scale bestimmt der Verfasser spaͤter den Werth aller
seiner Resultate beim Faͤrben. Er nimmt alsdann fuͤr die ganze Reihe
seiner Versuche ein constantes Gewicht (30 Gran) hollaͤndischen Krapp von
derselben Sorte.
II. Kapitel. Erster Versuch. Der Verfasser beabsichtigt
dadurch die zum Faͤrben geeignetste Dauer der Zeit zu bestimmen. Er findet,
daß wenn man mehr oder weniger als zwei Stunden im Farbbad bleibt, man schlechtere
Resultate erhaͤlt. Diese Graͤnze gibt ihm die Nuͤancen von + 25
Proc., waͤhrend er bei vierstuͤndigem Faͤrben – 13 Proc.
erhaͤltNach dem, was in dem ersten Kapitel gesagt wurde, muß man sich erinnern, daß
diese Zahlen immer einen Werth anzeigen, welcher zu eben so vielen Procenten
zu addiren oder davon zu subtrahiren ist; so bezeichnet + 25 z.B. 25 Procent
mehr als die Normale, waͤhrend – 13 einen Verlust von 13 Proc.
uͤber den normalen Fall anzeigt; oder mit anderen Worten, daß 87
Theile Krapp, nach dem Verfahren der Normalnuͤance behandelt, zur
Erzeugung einer Nuͤance hingereicht haͤtten, welche derjenigen
gleich ist, die man mit 100 Theilen unter den Umstaͤnden, welche das
Resultat verringerten, wirklich erhielt. A. d. O.
Zweiter Versuch. Dieser Versuch ergibt die
Quantitaͤt Wasser, welche zum Faͤrben am geeignetsten ist. Ein halbes
Pfund Fluͤssigkeit auf 30 Gran Krapp liefert 32 Procent uͤber die
Normale, welche man mit einem Pfund Wasser erhaͤlt. Anderthalb Pfund geben
ein Resultat von – 16 Procent.
Dritter Versuch. Er bezieht sich auf den Einfluß der Luft
auf das Faͤrbebad. Der Verfasser folgert, daß ein hohes Gefaͤß mit
kleiner Oberflaͤche einem breiten und wenig tiefen vorgezogen werden muß,
indem sich das Resultat mit dem ersten zu dem vom zweiten = + 7 : – 30
verhaͤlt.
Vierter Versuch. Es soll dadurch bestimmt werden, wie
weit man die Temperatur fuͤr das Faͤrbbad steigern darf. Die Versuche
ergeben fuͤr die vortheilhafteste Graͤnze den Anfang des Kochens,
wobei sich 11 Proc. herausstellten, waͤhrend man – 32 Proc. erhielt,
wenn man die Hize nur bis auf 62° C. (50° R.) trieb; als man aber das
Kochen eine Viertelstunde lang fortsezte, fiel das Resultat wieder von + 11 auf
– 1 zuruͤk. Endlich ergibt dieser Versuch, daß die Temperatur von
50° C. (40° R.) diejenige ist, wobei das Farben am meisten
vorschreitet und wo man sich also am laͤngsten halten muß. Der Verfasser
erhaͤlt so ein Resultat von + 28 Proc.
Er zeigt auch noch, daß wenn man das Bad zu lange auf einer niedrigen Temperatur
erhaͤlt, sehr viel Farbstoff verloren geht.
Fuͤnfter Versuch. Der Verfasser fand, indem er das
Bad auf einem constanten Temperaturgrad waͤhrend der ganzen Dauer des
Faͤrbens erhielt, daß 50°C. (40° R.) das beste Resultat
liefern, weil er es auf + 25 Proc. schaͤzt, waͤhrend er, als er bei
88° C. (70° R.) in dasselbe ging und bei dieser Temperatur blieb,
– 31 Proc. erhielt.
Sechster Versuch. Dieser beweist, daß 50° C.
(40° R.) die geeignetste Temperatur ist, um mit den gebeizten Zeugen in das
Faͤrbebad zu gehen und daß man dabei + 31 Proc. erhaͤlt. Die
niedrigeren und besonders die hoͤheren Temperaturen geben viel geringere
Resultate. Wenn man z.B. beim Siedepunkt einfahren wuͤrde, erhielte man
– 42 Proc.
Siebenter Versuch. Derselbe bewaͤhrt die
nachtheiligen Resultate, welche man bei einer Verminderung der Temperatur des
Faͤrbebades erhaͤlt, wenn man bei einer Waͤrme uͤber
75° C. (60° R.) einfuhr. Als er das Faͤrben bei diesem
Temperaturgrade begann und das Bad dann erkalten ließ, waren die Resultate + 17
anstatt – 28, welche man erhalten haͤtte, wenn man beim Siedepunkt
angefangen haͤtte.
Achter Versuch. Bei vorlaͤufigem Einweichen des
Krapps in Wasser ergeben sich nach dem Verfasser im Allgemeinen unguͤnstige
Resultate; er erhielt – 37 bei einem zwoͤlfstuͤndigen
Einweichen in Wasser von 25° C. (20° R.). Wenn man den Krapp aber so
lange einweicht, daß ein gewisser Grad von Gaͤhrung hervorgerufen wird (z.B.
60 Stunden), so erhaͤlt man Resultate von + 5, waͤhrend, wenn dieser
Punkt uͤberschritten wird, die Aufloͤsungskraft des Farbstoffs sich so
weit vermindern kann, daß man – 24 erhaͤlt. Das Einweichen schadet
uͤberhaupt um so weniger, je niedriger die Temperatur des Wassers ist.
Neunter Versuch. Welchen Einfluß kann die Luft auf den
Krapp haben, den man ihr ausgesezt hat? Die Resultate sind so ziemlich denjenigen
analog, welche in Wasser eingeweichter Krapp lieferte. Bei 24stuͤndiger
Beruͤhrung mit der Luft ergibt sich ein Verlust, naͤmlich – 11
Proc., waͤhrend man nach 48 Stunden oder nach einem Anfang von
Gaͤhrung, + 1 1/2, Proc. erhaͤlt; im Verlauf von 72 Stunden schreitet
die Gaͤhrung zu weit vor und man erhaͤlt – 20 Proc.
Aus allen in diesem Kapitel angegebenen Versuchen schließt der Verfasser, daß man bei
dem gewoͤhnlichen Faͤrbeverfahren viel Krapp ersparen oder verlieren
kann, je nach 1) der Form der Gefaͤße, 2) der Menge des Wassers, 3) der
Temperatur des Bades und 4) der Dauer des Faͤrbens. Er zeigt, daß hohe
Gefaͤße (Kessel) vorzuziehen sind, weil das Bad nicht so sehr mit der Luft in
Beruͤhrung kommt; daß die Menge des Wassers gewisse Graͤnzen nicht
uͤberschreiten darf, ohne daß viel Farbstoff verloren geht; daß die
Temperatur auf das Gelingen einer Faͤrbeoperation einen
betraͤchtlichen Einfluß hat und daß die von 50 bis 75° C. (40 bis
60° R.) der Aufloͤsung des Farbstoffs und seiner Vereinigung mit den
Beizen am guͤnstigsten ist. Endlich, daß man das Bad bis zum Kochen treiben
muß, ohne jedoch den Anfang desselben zu uͤberschreiten. Nach dem Verfasser
ist lezteres durchaus noͤthig, um große Uebelstaͤnde zu vermeiden,
wohin schwaͤchere und unreinere Falben oder ein mehr eingefaͤrbter
Boden gehoͤren. Hinsichtlich der Dauer des Faͤrbens ist es wichtig die
vorgeschriebene Glaͤnze nicht zu uͤberschreiten, weil man sonst an
Brennmaterial, Handarbeit und Farbstoff verlieren wuͤrde.
III. Kapitel. Erster Versuch. Zusaz von Alkalien zum
Faͤrbebad.
Mit 1/60 vom
Gewichte des Krapps an kohlensaurem Kali, erhielt
man
– 5 Proc.
– 1/60 deßgl.,
kohlensaurem Natron
– 8 –
– 1/60 –
gebranntem Kalk
– 30 –
– 1/60 –
kohlensaurem Kalk
– 46 –
– 1/60 –
Ammoniak
– 5 –
– 1/60 –
Ammoniak
– 28 –
Nach diesen Versuchen waͤre Zusaz von Alkalien in oͤkonomischer
Hinsicht nachtheilig. Der Verfasser folgert aus mannigfaltigen Versuchen, daß der
Farbstoff des Krapps bald die Rolle einer Basis, bald die einer Saͤure
spielt, je nach der Natur der Substanzen, womit er in Beruͤhrung kommt. So
wuͤrden die Alkalien, wenn man sie dem Faͤrbebad zusezt, indem sie
sich mit dem sauren Farbstoff verbinden, ihn verhindern, sich auf die Alaunerde zu
werfen, zu welcher er weniger Verwandtschaft hat. Wenn er unaufloͤsliche
Verbindungen bilden kann, wie mit dem Kalk, entsteht ein noch groͤßerer
Verlust an Farbstoff.
Zweiter Versuch. – Zusaz von erdigen Oxyden.
1/120 vom Gewichte des Krapps an
Bittererde, gab
– 16 Proc.
1/120 deßgl., an kohlensaurer
Bittererde
– 13 –
Nach der Theorie des Verfassers muͤssen diese Substanzen wie die Kreide
wirken.
Dritter Versuch. – Zusaz von Saͤuren.
1/120 vom Gewicht des Krapps an
Schwefelsaͤure von 66° Baume gib
– 22 Proc.
1/120 deßgl.,
Salzsaͤure von 22°
– 20 –
1/120 –
Salpetersaͤure von 36°
– 9 –
1/120 –
Weinsteinsaͤure
– 23 –
1/120 vom Gewichte
des Krapps an Kleesaͤure
– 17 Proc.
1/120 deßgl.,
Citronensaͤure
– 22 –
1/120 –
Essig
– 6 –
1/120 –
Borsaͤure
– 7 –
1/120 –
Benzoesaͤure
+ 21 –
1/120 –
arsenige Saͤure
+ 6 –
1/120 –
Phosphorsaͤure
+ 8 –
Nach dem Verfasser spielt der gelbe Farbstoff des Krapps ebenfalls die Rolle einer
Basis und verbindet sich leichter mit den Saͤuren als mit dem auf dem Gewebe
befindlichen Mordant.
Vierter Versuch. Zusaz von Salzen.
1/60 vom Gewichte des Krapps an
schwefelsaurem Kali, liefert
+ 25 Proc.
1/60 deßgl.,
schwefelsaures Natron
– 21 –
1/60 –
Kochsalz
– 9 –
1/60 –
salpetersaures Natron
– 10 –
1/60 –
weinsteinsaures Kali
– 31 –
1/60 –
kleesaures Kali
– 29 –
1/60 –
essigsaures Kali
– 7 –
1/60 –
essigsaures Natron
– 10 –
1/60 –
neutrales chromsaures Kali
– 26 –
1/60 –
zweifach-chromsaures Kali
+ 28 –
1/60 –
arseniksaures Kali
+ 1/2 –
1/60 –
Chlorkalk
– 28 –
1/60 –
schwefelsaurer Kalk
+ 7 –
1/60 –
zweifach-phosphorsaurer Kalk
+ 16 –
1/60 –
feuchter zweifach. phosphorsaurer Kalk
+ 42 –
1/60 –
essigsaures Blei
– 34 –
1/60 –
Alaun
– 40 –
1/60 –
Seife
+ 18 –
Der Verfasser erklaͤrt die vortheilhafte Wirkung des phosphorsauren Kalks
dadurch, daß derselbe den Mordant inniger auf dem Zeuge befestigt und so die noch
nicht mit ihm verbundenen Theile verhindert, sich loszureißen und in dem Bade einen
gefaͤrbten Lak zu bilden. Aus demselben Grunde erhaͤlt man bei diesem
Zusaze einen schoͤneren weißen Boden.
Der Nuzen des chromsauren Kalis laͤßt sich nicht so bestimmt erklaͤren,
denn der Verfasser weiß nicht, ob er die Wirkung dieses Salzes einer durch dasselbe
hervorgebrachten Oxydation oder einer groͤßeren Unaufloͤslichkeit, die
es dem auf dem Zeuge befestigten Mordant mittheilen wuͤrde, zuschreiben soll.
Er findet auch, daß wenn man dieses Salz dem Kuͤhkothbad zusezt, man
guͤnstigere Resultate erhaͤlt, indem der Grund weißer bleibt und die
Farben lebhafter werden.
Fuͤnfter Versuch. Zusaz von Pflanzenalkalien.
1/60 vom Gewichte des Krapps an Salicin,
ergibt als Resultat
– 14 Proc.
1/60 deßgl., Chinin
– 1 1/4 –
Sechster Versuch. Zusaz von verschiedenen
Pflanzensubstanzen.
1/10 vom Gewichte des Krapps
Weizenkleie, gab
– 17 Proc.
1/10 deßgl.,
Weizenkleie, in kochendem Wasser aufgeweicht
– 8 –
1/30 –
Weizenmehl
– 8 –
1/30 –
Weizenstaͤrke
– 27 –
1/30 –
Salepwurzel
– 13 –
1/30 –
arabisches Gummi
– 10 –
1/30 –
Dragantgummi
– 18 –
1/30 –
Zuker
+ 28 –
1/30 –
Leinsamenmehl
– 9 –
1/30 –
geroͤstete Staͤrke
+ 13 –
1/30 –
Gerstenmehl mit der Kleie
– 13 –
1/30 –
Erbsenmehl mit der Kleie
– 17 –
1/30 –
Seifenkrautwurzel
– 22 –
1/30 –
Schmak
– 5 –
1/30 –
gepulverte Gallaͤpfel
+ 24 –
1/30 –
deßgleichen
+ 34 –
1/30 –
Knoppern
– 0 –
1/30 –
Tormentill
– 6 –
1/30 –
Seeblume
+ 27 –
1/30 –
Ratanhia
– 16 –
1/30 –
Katechu
+ 11 –
1/30 –
Eichenrinde
+ 25 –
1/30 –
Weidenrinde
+ 13 –
1/30 –
gepulvertes Bablah
– 3 –
1/30 –
Fichtenrinde
+ 17 –
1/30 –
Dividivi-Schoten
+ 37 –
1/30 –
Granatapfelschalen
+ 53 –
1/30 –
Tannenrinde
+ 13 –
1/30 –
Saͤgespaͤne von Eichenholz
– 14 –
1/30 –
Saͤgespaͤne von Erlenholz
– 21 –
1/30 –
Quercitronrinde
+ 27 –
1/30 –
Quassia
+ 42 –
1/30 –
Biberklee
+ 32 –
1/30 –
Aloe
– 0 –
1/30 –
Kinogummi
– 17 –
Der Verfasser schließt aus diesen Versuchen, daß man auf zweierlei Art beim
Faͤrben mehr Farbstoff aus dem Krapp ausziehen kann:
1) Dadurch, daß man den Farbstoff aufloͤslicher macht.
2) Dadurch, daß man Substanzen zusezt, welche durch ihre Verbindung mit dem Farbstoff
die Farbe erhoͤhen.
Er glaubt also, daß der Zuker, das Dragantgummi, der Biberklee etc. guͤnstig
wirken, indem sie den Farbstoff aufloͤslicher machen; daß hingegen die
adstringirenden Substanzen, wie die Granataͤpfelschalen, die Seeblume, die
Gallaͤpfel etc. hauptsaͤchlich dadurch wirken, daß sie sich mit den Eisenbeizen
verbinden und dieselben saͤttigen, so daß der Farbstoff des Krapps sich
alsdann in groͤßerer Menge auf die Alaunerdebeizen wirft, und so dunklere
Farben erzeugt.
Siebenter Versuch. Zusaz von thierischen Substanzen.
1/30 vom
Gewichte des Krapps an Ochsenblut, gibt
+ 39 Proc.
1/30 deßgl.,
Eiweiß
+ 4 –
1/30 –
Milch
+ 15 –
1/30 –
Ochsengalle
– 1/2 –
1/30 –
Kuͤhkoth
– 1/2 –
1/30 –
Leim
+ 4 –
1/30 –
Leim, in heißem Wasser aufgeloͤst
– 3/4 –
Die widersprechenden Resultate, welche das Ochsenblut und die Milch lieferten, die
das Faͤrben beguͤnstigen und das Eiweiß, welches im Gegentheil dabei
schadet, erklaͤrt der Verfasser durch ihren Zustand von Vertheilung und die
geringe Menge Eiweißstoff, welche diese Substanzen enthalten; indem Eiweißstoff in
kleiner Menge angewandt, die Aufloͤsung des Farbstoffs beguͤnstigt, in
groͤßerer Menge beigefuͤgt, sich derselben hingegen widersezt.
Achter Versuch. Zusaz von Metalloxyden.
1/60 vom Gewichte des Krapps an Bleioxyd,
gab als Resultat
– 11 Proc.
1/60 deßgl., Zinkoxyd
– 26 –
Der Verfasser schließt hieraus, daß diese Substanzen nach Art der Alkalien wirken,
indem sie sich mit dem Farbstoff verbinden.
Neunter Versuch. Zusaz von Schwefelverbindungen.
1/30 vom Gewichte des Krapps an
Einfach-Schwefelarsenik (Operment), gab
+ 36 Proc.
1/30 deßgl.,
Zweifach-Schwefelarsenik (Realgar)
+ 3 –
1/60 –
Schwefelkalium
– 20 –
1/30 –
Schwefelcalcium
– 1/4 –
Der Verfasser betrachtet den Schwefelarsenik als ein sehr gutes
Aufloͤsungsmittel des Farbstoffs.
Die Folgerungen, welche der Verfasser aus den Versuchen in diesem dritten Kapitel
zieht, sind: daß man an Krapp ersparen kann, durch Zusaz mehrerer, keineswegs
kostspieliger Substanzen, welche den Farbstoff entweder aufloͤslicher machen,
oder den Mordant inniger auf dem Zeuge befestigen und dadurch verhindern, daß
Mordant im Bad suspendirt bleibt, was immer Verlust an Krapp zur Folge hat.
Die Substanzen, welche den Farbstoff aufloͤslicher wachen koͤnnen,
sind: das Ochsenblut, der Zuker, die Milch, die geroͤstete Staͤrke und
das Eiweiß.
Die Zusaͤze, welche die Mordants inniger auf dem Zeuge befestigen, sind: der
phosphorsaure Kalk, die Benzoesaͤure, Phosphorsaͤure und arsenige
Saͤure.
Die Substanzen, welche hauptsaͤchlich die Eisenfarben dunkler machen koͤnnen, sind:
Granatapfelschalen, Dividivi-Schoten, Gallaͤpfel, Seeblume,
Quercitron, Quassia und Biberklee.
Unter die Salze und Schwefelverbindungen, welche theils den Farbstoff
aufloͤsen, theils die Mordants mehr befestigen, gehoͤren das gelbe
Schwefelarsenik, das chromsaure und schwefelsaure Kali, die Seife und das
Schwefelcalcium.
Im vierten Kapitel werden die Umstaͤnde und Zusaͤze angegeben, welche
beim Krappfaͤrben nachtheilig sind. Dasselbe ist in 21 Paragraphe abgetheilt,
woraus Folgendes hervorgeht:
1) Wenn man die Faͤrbeoperation uͤber 2 1/2 Stunden fortsezt, so
verliert man an Krapp, Brennmaterial, Handarbeit und Zeit.
2) Breite und wenig tiefe Farbkessel verursachen einen Verlust an Farbstoff.
3) Es ist nachtheilig, das Faͤrbebad lange im Kochen zu lassen.
4) Man muß eine zu große Menge Wasser vermeiden.
5) Man muß, das Faͤrbebad nicht lange auf einer niedrigen Temperatur
lassen.
6) Die geeignetste Temperatur zur Aufloͤsung des Farbstoffs und seiner
Vereinigung mit den Beizen muß genau beobachtet werden.
7) Es ist schaͤdlich, die Temperatur des Faͤrbebades uͤber
50° C. (40° R.) zu treiben, wenn man bestaͤndig auf derselben
Temperatur bleiben will.
8) Man verliert an Krapp, wenn man in das Faͤrbebad einfaͤhrt,
waͤhrend dessen Temperatur noch unter 50° C. (40° R.)
betraͤgt.
9) Krapp, welcher mit kochendem Wasser behandelt wurde, liefert schlechte Resultate,
wenn man die Temperatur fallen laͤßt.
10) Es ist auch schaͤdlich, den Krapp in heißem Wasser einzuweichen; im
Allgemeinen ist das Einweichen nachtheilig, wenn man es nicht so lange fortsezt, bis
ein gehoͤriger Grad von Gaͤhrung eingetreten ist, der sich noch nicht
genau bestimmen laͤßt.
11) Der Krapp darf vor dem Faͤrben nicht der Luft ausgesezt werden.
12) und 13) Zusaz von Alkali verursacht einen Verlust an Farbstoff.
14) Die Sauren, welche mit den Beizen leicht aufloͤsliche Salze bilden,
schaden beim Faͤrben.
15) Dasselbe ist der Fall bei Salzen, welche mit den Beizen Doppelsalze bilden
koͤnnen.
16) Die Salze, welche den Farbstoff niederschlagen, muͤssen vermieden
werden.
17) Die Pflanzenalkalien sind nachtheilig.
18) Das Gummi, die Pflanzenschleime sind beim Faͤrben schaͤdlich.
19) Deßgleichen die Galle und der Kuͤhkoth.
20) Die Metalloxyde wirken nachtheilig.
21) Die alkalischen Sulfuride verursachen einen Verlust an Farbstoff.
Der Verfasser gesteht, daß noch ein weites Feld denjenigen offen steht, welche
Versuche uͤber den Krapp anstellen wollen, und daß man bisweilen von den
seinigen abweichende Resultate erhalten duͤrfte, wenn man seine Angaben im
Großen pruͤft, indem geringe Unterschiede in der Manipulation, der Dauer des
Faͤrbens, der Temperatur oder den Zusaͤzen einen großen Einfluß auf
die Producte haben. Er fuͤgt bei, daß Mangel an Zeit ihn verhinderte einen
Theil seiner Versuche, wie er es wuͤnschte, zu wiederholen und weiter zu
verfolgen. Dieses behaͤlt er sich aber noch vor und will auch die
guͤnstigsten Resultate, welche er erhielt, im Großen pruͤfen und uns
spaͤter die Ergebnisse noch mittheilen.
Ich habe nun so kurz als es moͤglich war, die Menge von Versuchen, welche
diese interessante Abhandlung enthaͤlt, ausgezogen.
Wenn man die vortheilhaften Resultate des Verfassers mit den Bedingungen vergleicht,
welche unser Programm vorschrieb, so findet man darunter mehrere, die diese
Bedingungen sogar uͤbertreffen. Wir konnten uns jedoch nicht mit einer so
leichten Untersuchung seiner außerordentlichen Resultate begnuͤgen, sondern
mußten im Gegentheile die auffallendsten Thatsachen genau pruͤfen.
Ehe ich jedoch meine Versuche anfuͤhre, die sich auf Alles beziehen, was diese
Abhandlung noch zu wuͤnschen uͤbrig laͤßt, muß ich bemerken,
daß die Gesellschaft die Arbeit des Verfassers schon wegen einiger einfachen
Bedingungen des Programms verwerfen muß: er hat naͤmlich bloß
hollaͤndischen Krapp angewandt und unser Programm sagt ausdruͤklich,
daß die Verfahrungsarten bei dem Avignon-Krapp eben so gut wie bei dem
Elsasser anwendbar seyn muͤssen. Er suchte ferner bloß dadurch eine Ersparniß
an Krapp zu bewirken, daß er unser gewoͤhnliches Faͤrbeverfahren
gehoͤrig abaͤnderte, naͤmlich hinsichtlich der Zeit, der
Temperatur, der Menge der Fluͤssigkeit, oder durch Zusaz irgend einer
Substanz beim Faͤrben. Nun zeigt sich aber schon bei den zwei Krapparren
unseres Landes, daß fuͤr die eine ein gewisses Faͤrbeverfahren
guͤnstiger ist als fuͤr die andere. Dieser Unterschied waͤre
noch groͤßer, wenn es sich von dem Zusaze einer Substanz beim Faͤrben
handeln wuͤrde, welcher bei der einen Krappart die guͤnstigsten
Wirkungen hervorbringen, bei der anderen hingegen sehr nachtheilig seyn
koͤnnte, was ich schon vor laͤngerer Zeit durch Versuche erwiesen habe.Polytechn. Journal Bd. LII. S. 193. Wir mußten also erwarten, daß man uns ein Verfahren vorschlagen
wuͤrde, welches fuͤr alle Krappsorten, die am gewoͤhnlichsten
im Handel vorkommen, ohne Unterschied gilt, oder daß man fuͤr jeden Krapp ein
besonderes Verfahren angibt, welches sich fuͤr ihn am besten eignet.
Unser Programm verlangt ferner, daß die Farben eben so intensiv, lebhaft und haltbar
seyen, als man sie bei dem jezt uͤblichen Faͤrbeverfahren
erhaͤlt. Der Verfasser hat aber die Beizen bei keinem einzigen Muster ganz
gesaͤttigt und spricht nie vom Aviviren oder von haltbaren und lebhaften
Farben, so daß wir bedauern muͤssen, daß eine so muͤhsame und
interessante Arbeit in der Hauptsache unvollstaͤndig ist.
Obgleich endlich das Programm verlangt, daß bei Weißboden die nicht mit Beizmitteln
bedrukten Stellen der Zeuge wenigstens eben so rein bleiben sollen, wie bei unserem
gewoͤhnlichen Verfahren und daß das vollstaͤndige Ausbleichen dieser
Theile nicht schwieriger seyn darf, so uͤberging der Verfasser doch diese
Frage mit Stillschweigen und wandte zu seinen Versuchen nur Zeuge an, die ganz mit
Mordant bedrukt waren und gar keine weißen Stellen hatten. Es waͤre aber
interessant gewesen, die Versuche unter diesem Gesichtspunkte zu untersuchen,
besonders wo es sich von Zusaͤzen handelte, die oft entweder einen sehr
nachtheiligen oder sehr guͤnstigen Einfluß auf den weißen Boden haben.
Die Wichtigkeit dieser Arbeit hinsichtlich der vortheilhaftesten
Faͤrbemethoden erlaubt mir nicht, diesen Bericht zu schließen, ohne einige
der darin erwaͤhnten Thatsachen genauer zu pruͤfen, um so mehr, da ich
schon fruͤher einen Theil der Versuche des Verfassers angestellt und dabei
andere Resultate erhalten habe. Ich wiederholte leztere neuerdings, um mich von
ihrer Genauigkeit zu uͤberzeugen, und werde hier nur diejenigen
erwaͤhnen, wobei ich selbst nach oͤfterer Wiederholung mit dem
Verfasser dieser Abhandlung in Widerspruch bleibe. Es ist uͤbrigens gewiß,
daß die verschiedenen Krapparten, welche wir anwandten, einen großen Einfluß auf das
Resultat haben konnten; dazu kommt noch, daß selbst Krappsorten aus demselben Lande,
dem gleichen Boden und von derselben Ernte die entgegengeseztesten Resultate geben
koͤnnen, je nachdem ihre Wurzeln getroknet wurden, und man begreift nun
leicht, welche Schwierigkeiten sich einer solchen Arbeit in den Weg stellen.
Das Verfahren, welches der Verfasser angewandt hat, um seine Resultate zu
classificiren oder zu schaͤzen, ist gewiß sinnreich. Eine sehr ausgedehnte Scale von
Nuͤancen herzustellen, bei welcher man fuͤr jede die Menge des
angewandten Farbstoffs kennt, war das sicherste und leichteste Mittel die Resultate
der Versuche zu vergleichen; wir koͤnnen es aber in Bezug auf die Wahl der
Normalfarbe nicht billigen, welche kaum zum dritten Theil gesaͤttigt ist und
folglich nicht gestattet die Lebhaftigkeit der aus dem Faͤrbebade
hervorgegangenen Nuͤancen zu schaͤzen und sie sodann zu aviviren, um
dadurch ihre Haltbarkeit zu erfahren. Leztere Operation ist um so noͤthiger,
weil sich dadurch haͤufig Farben auf eine ganz andere Stufe stellen, als
ihrer anfaͤnglichen Intensitaͤt entsprach.
Bei meinen Versuchen ging ich von einem Verhaͤltnisse von Krapp aus, welches
die Mordants saͤttigen und sie dadurch in Stand sezen konnte, den
Aviviroperationen zu widerstehen. Die so erhaltene Normalfarbe konnte jedoch noch
viel mehr Farbstoff aufnehmen und ließ die Unterschiede leicht
abschaͤzen.
Man darf sich aber nicht verhehlen, daß es sehr schwierig ist, den wahren Werth einer
beim Faͤrben erhaltenen Nuͤance genau zu bestimmen, wenn sich die
Farben bloß durch einen Stich ins Blaͤuliche oder Gelbliche oder
Braͤunliche unterscheiden, was sehr oft vorkommt. Aehnliche Unterschiede
haben den Verfasser bei der Schaͤzung seiner Resultate oft in Irrthum
gefuͤhrt.
Meine Normalfarbe erhielt ich, indem ich einen Quadratfuß von einem Baumwollenzeuge,
der mit den Mordants fuͤr Schwarz, Violett, Dunkelroth und Rosenroth bedrukt
und in einem Kuͤhkothbade gut gereinigt war, in einem glaͤsernen
Gefaͤße mit 12 Gramm Krapp von guter Qualitaͤt, Avignoner oder
Elsasser, und einem Kilogramm destillirten Wassers faͤrbte, welches vorher
auf 40° C. (32° R.) erwaͤrmt worden war. Ich erhizte im
Marienbade, so daß die Fluͤssigkeit in 1 3/4 Stunden ins Kochen kam und ließ
das Kochen eine Viertelstunde lang dauern. Jedes Muster wurde, als es aus dem Bade
kam, in drei gleiche Theile getheilt, wovon man einen aufbewahrte und die beiden
anderen den Aviviroperationen unterzog.Die Avivirpassagen gab man immer auf zweierlei Art, naͤmlich: 1) eine
Passage in kochender Seifenaufloͤsung, worauf der Zeug 8 Tage lang
auf den Bleichplan ausgelegt und dann wieder durch ein Seifenbad genommen
wurde; 2) der andere Theil jedes Musters wurde bei 80° C. (64°
R.) durch ein Seifenbad genommen, und dann durch ein saures Bad, welches
aber so schwach war, daß es kaum das Lakmus roͤthete, und zwar
ebenfalls bei 80° C. (64° R.); zulezt gab man noch eine
Seifenpassage bei derselben Temperatur. Jede Passage dauerte eine Stunde. A.
d. O. Bei diesen bedrukten Mustern sieht man recht gut, welche Wirkung die
Faͤrbemethode auf den weißen Boden hat.
Nach dem ersten Versuche des zweiten Kapitels behauptet der Verfasser, daß man nicht
laͤnger als zwei Stunden im Faͤrbebade bleiben darf, weder
daruͤber noch darunter.
Meine Versuche stimmen in dieser Hinsicht nicht mit den seinigen uͤberein; er
machte deren auch viel zu wenige, als daß dadurch eine so wichtige Frage entschieden
werden koͤnnte. Ich kann dem Verfasser zahlreiche Versuche entgegenstellen
und vor Allem die Praxis im Großen, wobei sich ergab, daß lange dauerndes
Faͤrben vortheilhaft ist, denn man faͤrbt oft 4 und 5 Stunden
lang.
Ich ziehe aus meinen Versuchen folgende Tabelle aus:
Wenn man 1/2 Stunde
faͤrbt und 5 Minuten kochen laͤßt, erhaͤlt man
25 Proc.
1 Stunde
deßgl. mit
10 Minuten
Kochen
15 –
2 –
–
15 –
–
0 –
3 –
–
30 –
–
0 –
4 –
–
30 –
–
+ 8 –
5 –
–
40 –
–
+ 8 –
6 –
–
40 –
–
+ 8 –
7 –
–
40 –
–
+ 17 –
8 –
–
60 –
–
+ 17 –
Es ergibt sich hier ein sehr großer Unterschied zu Gunsten des lange dauernden
Faͤrbens. Ein anderer Beweis fuͤr den Vorzug eines so langen
Faͤrbens ist dieser, daß wenn man 8 Stunden lang bei einer Temperatur von
50° C. (40° R.) im Krappbade bleibt, man 17 Proc. Farbstoff mehr
auszieht, als wenn man bloß 3 Stunden lang faͤrbt und das Bad bis zum Kochen
treibt. Unsere beiden Krapparten geben keinen merklichen Unterschied bei den
Resultaten obiger Tabelle.
Wenn man 7 bis 8 Stunden lang faͤrbt, so wird zwar dem Krapp mehr Farbstoff
entzogen, aber ohne daß man eine wirkliche Erspaniß bezweken duͤrfte, denn
der Zeitverlust, die Kosten der Handarbeit und besonders des Brennmaterials,
uͤberschreiten wahrscheinlich den Werth des Krapps, den man erspart. Wir
glauben daher, daß ein Faͤrben von 4 Stunden das geeignetste ist.Die + 8 und + 17, welche ich bei diesen Versuchen erhielt, duͤrfen
nicht als ein Vortheil von eben so viel Procenten uͤber die
Normalfarbe betrachtet werden, und auch nicht uͤber die Resultate,
welche man im Großen in der Praxis erhaͤlt, wo die
Faͤrbeoperation 4 bis 5 Stunden dauert und folglich diese Vortheile
sich auf das gewoͤhnliche Product oder auf Null und die Null der
Tabelle auf einen Verlust reducirt. A. d. O.
Bei diesen Versuchen hat sich eine sehr auffallende Thatsache gezeigt und unter
verschiedenen Umstaͤnden wiederholt; daß man naͤmlich, wenn die
Faͤrbeoperation sechs Stunden lang fortgesezt wird, Farben erhaͤlt,
die dem Aviviren etwas weniger widerstehen, als die in kuͤrzerer Zeit
gefaͤrbten.
Bei seinem zweiten Versuche sucht der Verfasser das beste Verhaͤltniß des
Wassers zu bestimmen; er hat aber zu wenig Versuche angestellt, um es genau zu
finden. Die meinigen ergaben fuͤr zweistuͤndiges Faͤrben
folgende Resultate:
12 Gramm Krapp und
250 Gramm
Wasser gaben als Resultat
– 34 Proc.
12 deßgl.
500 –
–
– 17 –
12 –
750 –
–
– 8 –
12 –
1 Kilogr.
–
– 0 –
12 –
3
– 34 –
Man haͤtte also das 78fache Gewicht des Krapps als das beste
Verhaͤltniß des Wassers. Es ergibt sich aus diesen Versuchen ferner, daß man
bei Anwendung des 20fachen Gewichtes Wasser (250 Gramm) Farben erhaͤlt, die
den Aviviroperationen nicht so gut widerstehen, wie die mit mehr Wasser
erzielten.
Ich stimme also dem Verfasser darin bei, daß es noͤthig ist, ein geeignetes
Verhaͤltniß von Wasser anzuwenden.
In der Praxis kann man sich jedoch nicht streng nach solchen im Kleinen angestellten
Versuchen richten. Es ist dabei das Brennmaterial zu beruͤksichtigen, welches
man bei einem groͤßeren Verhaͤltnisse von Wasser mehr verbraucht, und
es kommt folglich jedem Faͤrber zu, durch Erfahrung die Verhaͤltnisse
der Ingredienzien zu bestimmen, wobei er stehen bleiben muß. Und ohne Zweifel
wuͤrde alsdann jeder verschiedene Resultate erhalten, da außer den schon
angefuͤhrten Umstaͤnden auch die Einrichtung der Kessel und die
Bewegung, welche man den Zeugen ertheilt, in Betracht kommen.
Der Verfasser spricht nicht von dem Einflusse des Wassers beim Krappfaͤrben,
obgleich man durch dasselbe ebenfalls einen betraͤchtlichen Verlust an
Farbstoff erleiden kamt. Als ich z.B. mit einem Wasser, welches viel schwefelsauren
Kalk enthielt, einen Versuch anstellte, gab es wenigstens um 50 Proc. weniger als
das destillirte Wasser und ohne durch einen Zusaz von kohlensaurem Natron verbessert
zu werden. Dasselbe ist der Fall bei einem Wasser, welches viel kohlensauren Kalk
enthaͤlt. Bei dem Elsasser Krapp ist dieser Verlust viel geringer als bei dem
Avignoner, was sich leicht durch ihre verschiedene Zusammensezung
erklaͤrt.Polytechn. Journal Bd. LII. S. 193.
Die Verhaͤltnisse von Krapp, welche man zur Saͤttigung der Mordants
anwendet, verdienten ebenfalls beachtet zu werden. Der Verfasser hat diesen
Gegenstand vernachlaͤssigt, und meine Versuche zeigen, daß man die Mordants
durch einen Ueberschuß von Krapp bis zu einem gewissen Punkte
uͤbersaͤttigen kann, ohne der Lebhaftigkeit der Farben zu schaden,
vorausgesezt, daß man immer eine mit dem Krapp in Verhaͤltniß stehende
Quantitaͤt Wasser anwendet; wenn man aber die Menge des Wassers in geradem
Verhaͤltnisse mit dem Ueberschusse von Krapp vermindert, oder auch, wenn man
mit dem Krapp gewisse Graͤnzen uͤberschreitet, so erhaͤlt man
nach dem Aviviren schaͤbige und schmuzige Farben.
Der dritte Versuch des Verfassers bezieht sich auf den Einfluß der Luft an der
Oberflaͤche des Faͤrbebades, den er zu vermeiden rathet, indem er
sagt, daß es vortheilhafter sey, hohe Gefaͤße mit kleiner Oberflaͤche
anzuwenden.
Ich kann ihm hierin nicht beistimmen, denn bei mehreren Versuchen, die ich in der
Absicht anstellte, die Wirkung der Luft auf das Faͤrbebad kennen zu lernen,
bemerkte ich immer, daß eine groͤßere Beruͤhrung ein etwas
guͤnstigeres Resultat lieferte. Diese Versuche wurden auf mehrerlei Art
wiederholt, um die Luft unter verschiedenen Umstaͤnden mit der Flotte in
Beruͤhrung zu bringen, gaben aber immer dasselbe Resultat.
Die beiden Versuche des Verfassers sind uͤbrigens unzureichend, um diese
Thatsache zu entscheiden; die verschiedene Form der Gefaͤße, welche er
angewandt hat, konnte leicht eine Verschiedenheit im Fortschreiten der Temperatur
waͤhrend des Faͤrbens herbeifuͤhren, so daß deßwegen allein
schon die Resultate ziemlich von einander abweichen mußten. Wenn aber auch die Form
der Gefaͤße nicht von der Wichtigkeit ist, die ihr der Verfasser beilegt, so
kann ich doch den Einfluß des Materiales, woraus sie verfertigt sind, hier nicht mit
Stillschweigen uͤbergehen, indem dieses die sonderbarsten Erscheinungen
veranlassen kann. Ich stellte alle meine Versuche in glaͤsernen
Gefaͤßen an, die im Marienbade erhizt wurden; als ich aber das Glas durch ein
kupfernes Gefaͤß ersezte, das eben so erhizt wurde, erhielt ich einen Verlust
von beinahe 40 Proc., und als ich in einem kupfernen Gefaͤße, welches
uͤber freiem Feuer erhizt wurde, faͤrbte, betrug er weniger,
naͤmlich nur 28 bis 30 Proc. Bei glaͤsernen Gefaͤßen zeigte
sich kein Unterschied, man mochte sie im Marienbade oder uͤber freiem Feuer
erhizen. Diese Versuche wurden sehr oft wiederholt, gaben aber immer dasselbe
Resultat.
Ich gab mir Muͤhe, die Ursache dieses Verlustes an Farbstoff zu entdeken. Daß
die freie Saͤure des Krapps Kupfer aufloͤste, welches auf Kosten des
Farbstoffs Lake bildete, laͤßt sich nicht annehmen, weil beim
Avignon-Krapp, welcher keine freie Saͤure enthaͤlt, wenigstens
eben so viel Farbstoff verloren ging, wie beim Elsasser Krapp, der an und
fuͤr sich sehr sauer ist, und dann, weil der Verlust
verhaͤltnißmaͤßig groͤßer war, als man das Faͤrbebad mit
ein wenig Kreide
versezte. Eine filtrirte Aufloͤsung von Krapp in Wasser liefert dasselbe
Resultat. Als man aber mit Krappextracten faͤrbte, welchen alle schleimigen
und aufloͤslichen Theile entzogen waren, bemerkte man durchaus keinen
Unterschied zwischen kupfernen und glaͤsernen Gefaͤßen, daher man
diesen Verlust an Farbstoff nur der Gegenwart der aufloͤslichen Substanzen
zuschreiben kann, welche durch die Beruͤhrung eines Metalls sich inniger mit
dem Farbstoff zu verbinden scheinen.
Gefaͤße von Platin, Eisen, Blei, Zinn oder Stuͤke dieser Metalle,
welche man in glaͤserne Gefaͤße legt, bringen dieselbe Wirkung hervor,
wie das Kupfer, daher man die Verbindung, welche diese Theile mit dem Farbstoff
eingehen, keineswegs einem eigenthuͤmlichen Einflusse des Kupfers zuschreiben
darf, sondern vielmehr eine elektrische Wirkung als Ursache dieser sonderbaren
Erscheinungen annehmen muß. Dieser unguͤnstige Einfluß der metallenen
Gefaͤße findet aber nicht mehr Statt, wenn man das Faͤrbebad durch
einen Dampfstrom erhizt, man mag denselben nun in metallene oder glaͤserne
Gefaͤße leiten und den Dampf in den einen oder anderen erzeugen. Meine
Versuche scheinen sogar in diesem Falle einen geringen Vortheil fuͤr den in
metallenen Gefaͤßen erzeugten Dampf zu ergeben.
Diese Beobachtungen zeigen uns wieder, welche große Sorgfalt und Genauigkeit Versuche
dieser Art erheischen, und wie oft der Experimentator in Irrthuͤmer
gefuͤhrt werden kann, weil wir die sonderbaren Eigenschaften des Krapps noch
nicht hinreichend kennen.
Durch den vierten Versuch beweist der Verfasser, daß man, um mehr Farbstoff
auszuziehen, das Bad bis zum Kochen erhizen muß, und daß man einen Verlust erleidet,
wenn man die Temperatur desselben entweder bloß bis auf 65° C. (52°
R.) treibt, oder wenn man das Bad zu lange im Kochen erhaͤlt.
Es waͤre in der Praxis ein großer Uebelstand, wenn man die Krappbaͤder
immer bis zum Kochen erhizen muͤßte, um sie zu erschoͤpfen: man ersezt
dann diese Temperatur sehr vortheilhaft durch laͤngeres Faͤrben.
Andererseits beweist das Krappfaͤrben fuͤr Tuͤrkischroth, so
wie fuͤr einige andere Artikel genuͤgend den Nuzen, welchen in diesen
Faͤllen ein etwas lange dauerndes Kochen gewaͤhrt.
Eine Reihe von Versuchen fuͤhrte mich ebenfalls auf Resultate, die mit denen
des Verfassers in Widerspruch stehen. In der nun folgenden Tabelle sind die
Resultate angegeben, die ich bei dreistuͤndigem und bei achtstuͤndigem
Faͤrben erhielt. Bei allen Versuchen, wo die Temperatur nicht weiter als bis
auf 40° C. (32° R.) getrieben wurde, erhielt man das Faͤrbebad
bestaͤndig auf derselben Temperatur, und bei denjenigen, welche diesen
Temperaturgrad uͤber schreiten, verfuhr man auf die Art, daß man bei 40°
C. (32° R.) mit dem Muster in das Bad ging, lezteres allmaͤhlich bis
zum angegebenen Grad trieb und auf demselben wenigstens eine Stunde lang bei einem
Faͤrben von 3 Stunden Dauer erhielt und 4 bis 5 Stunden lang, bei einem
Faͤrben von 8 Stunden Dauer.
Textabbildung Bd. 57, S. 475
Temperatur des Faͤrbebades,
bei welcher man stehen blieb; Resultate eines Faͤrbens von 3 Stunden
Dauer; Avignon-Krapp; Elsasser Krapp; Bad; bis zum Kochen
Fuͤr diese Vortheile gelten dieselben
Bemerkungen wie in der Note S. 461. Die Plus
dieser Versuche reduciren sich naͤmlich auf Null in der Praxis. A. d.
O.
Aus diesen Versuchen ergibt sich, daß wenn man 8 Stunden lang faͤrbt, man aus
dem Avignon-Krapp allen Farbstoff schon bei einer Temperatur von 50°
C. (40° R.) ausziehen kann, waͤhrend man bei dem Elsasser Krapp die
Temperatur bis auf 80° C. (64° R.) erhoͤhen muß, um ihn selbst
in 8 Stunden so gut als moͤglich zu erschoͤpfen.
Ich habe nicht bemerkt, daß das Kochen beim Faͤrben so nachtheilig ist, wie
der Verfasser glaubt; es befestigt im Gegentheil den Farbstoff noch mehr, und selbst
3stuͤndiges Kochen mit den zwei Krapparten schwaͤchte die Farben
nicht. Die Lebhaftigkeit der Farben leidet jedoch darunter, daher man diesen
Temperaturgrad oft verwerfen muß.
Aus obiger Tabelle ersieht man auch, daß waͤhrend 3stuͤndigen
Faͤrbens der Elsasser Krapp bei niedrigen Temperaturen oder bis zu 30°
C. (24° R.) besser faͤrbt als der Avignon-Krapp und daß dieser
Unterschied bei 8stuͤndigem Faͤrben verschwindet. Bei hoͤheren
Temperaturen aber, naͤmlich bei 40° C. (32° R.) und
daruͤber ist es der Avignon-Krapp, der sich besser aufloͤst und
faͤrbt.
Diese Versuche beweisen ferner, daß die auf dem Gewebe befestigten Mordants den Farbstoff erst bei
einer Temperatur von 20 bis 30° C. (16 bis 24° R.) anzuziehen
anfangen, obgleich das Wasser schon bei 0° eine sehr große Menge davon
aufloͤst und zwar durch Beihuͤlfe der schleimigen Theile, wie wir
weiter unten sehen werden. Diese Thatsache beweist, daß die Waͤrme, welche
man den Krappbaͤdern mittheilen muß, eben so sehr oder sogar mehr dazu dient,
die Vereinigung der Mordants mit dem Farbstoff zu beguͤnstigen, als die
Aufloͤsung dieser Substanz zu bewirken.
In Bezug auf den fuͤnften und sechsten Versuch geben wir mit dem Verfasser zu,
daß die Temperatur von 50° C. (40° R.) diejenige ist, wobei das
Faͤrben die meisten Fortschritte macht. Die vorhergehende Tabelle
bestaͤtigt diese Thatsache schon zum Theil, und ich habe mich davon auch noch
durch andere Versuche uͤberzeugt.
Durch den siebenten Versuch beweist der Verfasser, daß 50° C. (40° R.)
die geeignetste Temperatur ist, um in das Bad einzufahren und daß die Grade darunter
oder daruͤber schlechte Resultate geben. Dessen ungeachtet kann man aus
diesem Vortheil in der Praxis keinen Nuzen ziehen; denn wenn man beim Faͤrben
der Stuͤke in Kesseln oder Kufen in ein zu heißes Bad ginge, und besonders
bei einer Temperatur, wo das Faͤrben am meisten vorschreitet, so liefe man
Gefahr, sehr ungleiche Stuͤke zu bekommen, weil gewisse Theile oͤfter
und schneller mit dem Bade in Beruͤhrung kaͤmen.
Die Versuche, welche ich uͤber diesen Gegenstand angestellt habe, weichen in
mehreren Punkten von denen des Verfassers ab.
Folgende Tabelle gibt das Resultat von Faͤrbeoperationen, die man bei
verschiedenen Temperaturen begann und wobei immer das Bad in 2 Stunden bis zum
Kochen getrieben wurde.
Als man den Krapp
und das Muster in Wasser von 0° brachte, ergab
sich als Resultat
– 26 Proc.
20° C. (16° R.)
– 17 –
40° C. (32° R.)
0 –
60° C. (48° R.)
+ 17 –
80° C. (64° R.)
– 17 –
beim Kochen
– 50 –
Nach den Resultaten dieser Tabelle erspart man viel an Farbstoff, wenn man das
Faͤrben erst bei 60° C. (48° R.) beginnt; diese Temperatur
aber, welche noch hoͤher als die vom Verfasser vorgeschlagene ist,
wuͤrde bei ihrer Anwendung im Großen dieselben Uebelstaͤnde wie diese
verursachen.
Man muß also in das Faͤrbebad bei einer so hohen Temperatur einfahren, als es
die Gleichheit der gebeizten Stuͤke erlaubt.
Eine sehr sonderbare Thatsache ist die, daß man, wenn man bei hoͤheren
Temperaturen (z.B. 48° R.) in das Faͤrbebad einfaͤhrt, Farben erhaͤlt,
welche den Aviviroperationen nicht so gut widerstehen, wie diejenigen, welche ein
bei niedrigeren Temperaturen (16, 24 und 32° R.) begonnenes Faͤrben
liefert, und daß erstere beim Aviviren so ziemlich auf die Intensitaͤt der
lezteren reducirt werden; schon deßhalb koͤnnen wir das Einfahren in die
Flotte bei hoͤheren Temperaturen nicht empfehlen.
Bei diesen, so wie bei allen aͤhnlichen Versuchen sezte ich immer den Krapp
dem vorlaͤufig auf den angegebenen Grad erhizten Wasser zu und brachte gleich
darauf das Muster hinein. Wir glauben, daß der Verfasser mit Unrecht bei allen
seinen Versuchen den Krapp in Wasser von 6° C. (5° R.) einweichte und
dann das Bad auf den gewuͤnschten Grad erhizte, um hierauf mit dem Muster
einzufahren. Diese vorlaͤufige Einweichung des Krapps kann, obgleich sie nur
von kurzer Dauer ist, immer einen unguͤnstigen Einfluß auf das Resultat
haben, und diese Verfahrungsart war um so weniger begruͤndet, weil man im
Großen nie auf aͤhnliche Art operirt.
Der achte Versuch zeigt, wie viel Farbstoff verloren geht, wenn man den Krapp mit dem
Wasser auf Temperaturen uͤber 75° C. (60° R.) erhizt, um
waͤhrend der Erkaͤltung desselben zu faͤrben.
Ich habe schon fruͤher aͤhnliche Versuche angestellt, die mir dieselben
Resultate gaben und dabei eine Beobachtung gemacht, welche fuͤr die
Faͤrberei von Wichtigkeit ist, daher ich sie hier noch anfuͤhren
will. Ich ließ naͤmlich das Bad im Verlauf des Faͤrbens erkalten, und
erhoͤhte dann die Temperatur wieder stufenweise; hiebei erlitt ich einen
großen Verlust an Farbstoff. Als man die Flotte, nachdem sie bis auf 55° C.
(44° R.) erhizt war, auf 30° C. (24° R.) erkalten ließ, und
dann wieder bis auf 70° C. (56° R.) erhizte, nun bis auf 40° C.
(32° R.) erkalten ließ, und endlich wieder bis zum Kochen trieb, ergab sich
ein Verlust von 42 Proc.
Man muß daher nicht nur bei Faͤrbeversuchen mit Krapp im Kleinen, sondern auch
beim Faͤrben im Großen sehr darauf sehen, daß sich die Temperatur nie
erniedrigt, was durch Unachtsamkeit der Arbeiter leicht geschehen koͤnnte.
Der Verlust an Farbstoff ruͤhrt in diesem Falle ebenfalls von den schleimigen
und aufloͤslichen Theilen her. Dieselben verbinden sich naͤmlich bei
diesem Temperaturwechsel leichter mit dem Farbstoff und sezen dadurch einen Theil
desselben außer Stand, sich mit den Mordants zu vereinigen. Aus diesem Grunde zeigt
sich diese Wirkung auch bei Krappbaͤdern, die filtrirt oder von den holzigen
Theilen getrennt wurden; waͤhrend ein Krappextract, dem diese
aufloͤslichen Theile benommen wurden, nichts Aehnliches darbietet. Die
Temperatur kann alsdann beliebig geleitet werden, ohne daß man dieß an den
Resultaten merken wuͤrde.
Neunter Versuch. Der Verfasser findet dabei, daß
vorlaͤufiges
Einweichen des Krapps in Wasser schaͤdlich ist.
Bei den zahlreichen Versuchen, die ich uͤber das Einweichen des Krapps in
Wasser und besonders uͤber seine Gaͤhrung anstellte, erhielt ich
Resultate, die in einigen Punkten von denen des Verfassers abweichen. Ich stimme mit
ihm darin uͤberein, daß ein Einweichen von kurzer Dauer und besonders bei
hohen Temperaturen fuͤr das Faͤrben nachtheilig ist; Krapp aber,
welcher sogar bis zur Faͤulniß gohr und dem man dann durch Auswaschen mit
kaltem Wasser die veraͤnderten Bestandtheile entzogen hat, liefert nur
guͤnstige Resultate.Ueber die Anwendung des durch Gaͤhrung gereinigten Krapps zum
Faͤrben vergleiche man die Versuche des Hrn. Dr. v. Kurrer im Polyt. Journal Bd.
XXIII. S. 73. A. d. R. Wenn man dieser Gaͤhrung des Krapps Meister waͤre,
koͤnnte man in der Praxis daraus mehrere Vortheile ziehen; aber die
Temperatur, die Dauer des Einweichens und besonders die Menge des angewandten
Wassers haben einen so großen Einfluß auf die Resultate, daß man bei einer
unbedeutenden Veraͤnderung derselben einen Krapp erhalten kann, der gar nicht
mehr faͤrbt, und zwar keineswegs in Folge einer Zerstoͤrung des
Farbstoffs; denn man kann den Krapp ein ganzes Jahr lang einweichen und faulen
lassen, ohne daß er die geringste Menge seines rothen Pigments verliert. Die
Gaͤhrung zerstoͤrt also nur die aufloͤslichen Bestandtheile des
Krapps und dieser wird dadurch zum Faͤrben geeigneter; wenn man aber diese
Gaͤhrung um einen gewissen, noch unbestimmten Punkt uͤberschreitet,
oder eine zu große Menge Wasser anwendet, so scheinen sich neue Substanzen zu
bilden, womit der Farbstoff sich neuerdings verbinden und so zum Faͤrben
ungeeignet werden kann. In diesem Falle reicht ein Einweichen in schwach
angesaͤuertes Wasser hin, um ihm seine Faͤrbekraft wiederzugeben, aber
die Farben haben keine Haltbarkeit mehr.
Durch Einweichen des Krapps bei niedrigen Temperaturen erhielt ich schon vor
laͤngerer Zeit Resultate, die zu merkwuͤrdig sind, als daß ich sie
hier nicht mittheilen sollte.
Wenn man gepulverten Avignon-Krapp in Wasser von 0° einweicht und
filtrirt, so erhaͤlt man eine Fluͤssigkeit, die stark dunkelbraun
gefaͤrbt ist und auf gewoͤhnliche Art erhizt, ein Muster gebeizten
Zeuges sehr gut faͤrbt. Behandelt man diesen Krapp auf dieselbe Art mit
Wasser von 30° C. (24° R.), so erhaͤlt man nach dem Filtriren
eine klare Fluͤssigkeit, welche beim Faͤrben beinahe gar nichts
abgibt.
Der Elsasser Krapp liefert unter denselben Umstaͤnden eine
Fluͤssigkeit, die beinahe gleich stark faͤrbt, er mag in Wasser von
30° C. oder in solchem von 0° eingeweicht worden seyn.
Wenn man Alizaris (ganze Krappwurzeln, von Avignon oder vom Palud bezogen und ein
Jahr lang im Magazin aufbewahrt) pulvert und wie die vorhergehenden in Wasser von
0° und in solches von 30° C. (24° R.) einweicht, so
erhaͤlt man eine kaum gefaͤrbte Fluͤssigkeit, in welcher die
Zeuge auch gar nicht anziehen.
Aus folgender Tabelle ersieht man die Faͤrbekraft der bei verschiedenen
Temperaturgraden erhaltenen Infusionen.
46 Grammen Krapp wurden
15 Minuten lang in ihrem
32fachen Gewichte destillirten
Wassers eingeweicht, dann filtrirt:
Mit
demAvignon-Krapp.
Mit
demElsasser Krapp.
Mit den Alizaris von
Avignon.
Wasser von
0° gibt bei
Faͤrben
6 Gr.
9 Gr.
1/2 Gr.
–
12° C. (9° R.)
2
–
7
–
1/2
–
–
30° C. (24° R.)
1
–
5
–
1
–
–
50° C. (40° R.)
2
–
6
–
kochendes
6
–
7
–
Die Zahlen in diesen Spalten zeigen an, wie viele Gramm desselben Krapps erforderlich
gewesen waͤren, um diese Nuͤance bei der gewoͤhnlichen
Faͤrbemethode hervorzubringen.
Alle diese Versuche wurden auf die Art angestellt, daß man zuerst den Krapp in ein
glaͤsernes Gefaͤß brachte, hierauf das Wasser zusezte, eine
Viertelstunde lang umruͤhrte, dabei das Bad immer auf derselben Temperatur
erhielt, und hierauf den Krapp, so gut es anging, in Baumwollenzeug auspreßte,
worauf man die Fluͤssigkeit durch Papier filtrirte. Es waren immer 6 bis 8
Stunden noͤthig, um das Filtriren zu beendigen, selbst wenn man die Filter
zwei oder drei Mal wechselte. Waͤhrend dieser Zeit erhoͤhte sich die
Temperatur der Fluͤssigkeit auf 15 bis 20° C. (12 bis 16° R.);
man brachte dann das gebeizte Muster hinein und faͤrbte im Marienbade, gerade
so wie bei den anderen Versuchen. Wenn man auch die faͤrbende Kraft der
holzigen Ruͤkstaͤnde erfahren wollte, nahm man den in Baumwollenzeug
gut ausgepreßten Krapp, versezte ihn mit anderthalb Liter destillirten Wassers und
schritt zu einem zweiten Faͤrben.
Aus der vorhergehenden Tabelle ergibt sich, daß man beim Avignon-Krapp mit
Wasser von 0° dasselbe Resultat erhaͤlt, wie mit kochendem; ferner mit
Wasser von 12° C. (9° R.) dasselbe wie mit 50° C. (40°
R.) und mit Wasser von 30° C. (24° R.) die schwaͤchste
Farbe.
Da der Elsasser Krapp an das Wasser mehr Farbstoff abgibt, als der Avignoner, so liefert er
auch mit Wasser von 0° eine staͤrker faͤrbende Infusion, als
mit kochendem.
So widersprechende Thatsachen verdienten eine naͤhere Untersuchung.
Ich suchte daher auszumitteln, ob der ausgepreßte und seiner aufloͤslichen
Bestandtheile beraubte Krapp in demselben Verhaͤltniß erschoͤpft ist,
als seine Fluͤssigkeit bei den vorhergehenden Operationen Farbstoff abgegeben
hatte. Ich nahm hiezu das Mark von den Versuchen der vorhergehenden Tabelle; es
gab:
Fuͤr
denAvignon-Krapp.
Fuͤr dieAlizaris.
46 Gr. Krapp, mit Wasser von 0°
ausgewachsen, liferten
30 Gr.
38 Gr.
von 30° (24° R.)
28
–
34 –
von 50° (40° R.)
20
–
kochendes
2
–
Der Krapp verliert also, wenn man ihn mit Wasser von verschiedenen Temperaturen
auswaͤscht, um so mehr Farbstoff, je heißer as Wasser ist; hieraus folgt, daß
wenn man ihn mit Wasser von 0° behandelt, man eine filtrirte
Fluͤssigkeit und einen holzigen Ruͤkstand erhaͤlt, der
staͤrker faͤrbt als bei jeder anderen Temperatur, die das angewandte
Wasser hatte. Uebrigens verursacht dieses Einweichen fuͤr das Faͤrben
immer einen Verlust an Farbstoff, welcher er Temperatur des Wassers proportional
ist; denn
bei 0° kann man ihn
schaͤzen auf
22 Proc.
– 30° C. (24°
R.)
36 –
– 50° C. (40°
R.)
52 –
– kochendem Wasser
52 –
fuͤr den Avignon-Krapp.
Die Krappwurzeln (Alizaris), auf welche das Wasser nicht denselben Einfluß hatte,
erleiden dessen ungeachtet durch das Einweichen einen Verlust, obgleich derselbe
viel geringer ist als bei dem Avignon-Krapp.
Das vortheilhaftere Resultat, welches bei 0° bereitete waͤsserige
Infusionen beim Faͤrben geben, ruͤhrt also keineswegs von einer
groͤßeres Aufloͤslichkeit des Farbstoffs bei dieser Temperatur her;
sondern bloß daher, daß das Wasser bei einer hoͤheren Temperatur einen Theil
des rothen Farbstoffs zum Faͤrben ungeeignet macht. Daß die Infusion mit
Wasser von 50° C. (40° R.) oder mit kochendem Wasser, neuerdings
besser faͤrbt, als die mit Wasser von 30° C. (24° R.),
ruͤhrt daher, daß alsdann ein neuer Theil Farbstoff sich durch die
Waͤrme wieder aufgeloͤst hat und dem holzigen Ruͤkstand
entzogen worden ist.
Man ließ fuͤr diese Versuche den Krapp 15 Minuten lang in Beruͤhrung mit dem
Wasser, preßte ihn dann aus und filtrirte die Fluͤssigkeit. Wenn das
Einweichen bei Wasser von 0° nur zwei Minuten dauert, so erhaͤlt man
bloß ein Resultat von 2 Gramm; wenn man aber die Beruͤhrung 4 Stunden lang
dauern laͤßt und die Masse waͤhrend dieser ganzen Zeit auf derselben
Temperatur erhaͤlt, naͤmlich entweder auf 0° oder 30° C.
(24° R.), so erhaͤlt man in diesen beiden Faͤllen bloß eine
außerordentlich schwache Faͤrbung, die kaum 1/2 Gramm entspricht. Der Verlust
an Farbstoff, welchen diese laͤngere Beruͤhrung bei 0°
verursacht, ist um so auffallender, da bei den anderen Versuchen das Filtriren gegen
6 Stunden dauerte, ohne daß sich diese Wirkung einstellte.
Mehrere Versuche haben uns gezeigt, daß sich um so mehr zum Faͤrben geeigneter
Farbstoff aufloͤst, je groͤßer die Menge des Wassers bei diesem
Einweichen ist, zugleich wird aber der holzige Ruͤkstand um so weniger
ergiebig.
Der so mit Wasser behandelte Krapp (welche Temperatur auch immer angewandt worden
seyn mag) gibt nichts mehr oder nur wenig bei einem zweiten Einweichen an das Wasser
ab, so daß, wenn man Krapp bloß fuͤnf Mal mit seinem gleichen Gewicht Wasser
von 0° auswaͤscht und auspreßt, er eine neue Quantitaͤt Wasser,
womit man ihn in Beruͤhrung bringt, so zu sagen kaum mehr faͤrbt und
die gebeizten Zeuge in demselben gar nicht anziehen. Ein Zusaz von Zuker, Syrup oder
Gummi beguͤnstigte bei lezterem Wasser die Aufloͤslichkeit des
Farbstoffs nicht. Diese Versuche beweisen uns einerseits, daß die schleimigen Theile
in Wasser sehr aufloͤslich sind und andererseits, daß der reine Farbstoff in
Wasser sehr wenig aufloͤslich ist.
Daß der Elsasser Krapp farbstoffreichere Aufloͤsungen gibt, muß man der
Verschiedenheit der schleimigen Theile, welche diese beiden Klapparten enthalten,
zuschreiben. Die Alizaris, womit ich einige Versuche angestellt habe, gaben an
Wasser nichts ab, weil ihre schleimigen Theile durch das Troknen und das Alter der
Wurzeln zum Theil veraͤndert waren. Ein Zusaz von Zuker, Syrup oder Gummi
hatte bei diesen Wurzeln ebenfalls keinen Einfluß auf die Auflosungskraft. Eine
lange Reihe von Versuchen, die ich unternahm, um die Ursache dieser verschiedenen
Thatsachen aufzufinden, fuͤhrte mich auf kein entscheidendes Resultat.
Der schleimige Theil des Krapps spielt hier die Hauptrolle; durch ihn loͤst
sich der Farbstoff in so großer Menge in Wasser auf und um so mehr, je heißer das
Wasser ist. Diese schleimigen Theile scheinen einen Bestandtheil zu enthalten,
welcher eine große Verwandtschaft zum Farbstoff hat und mit ihm eine durch die
Beizen unzersezbare Verbindung bilden kann. Bei einem kurzen Einweichen mit Wasser von 0° sind
die Umstaͤnde ihrer Vereinigung mit dem Farbstoff nicht so guͤnstig;
diese Verbindung scheint hingegen jedes Mal zu erfolgen, wenn der Krapp direct mit
Wasser in Beruͤhrung kommt, welches uͤber 0° erwaͤrmt
ist und bei 30° C. (24° R.) z.B. kann sie fast allen Farbstoff, der
sich damals in Aufloͤsung befand, vernichten. Wenn sich hingegen die
Temperatur nur unmerklich von 0° an erhoͤht, bleibt der Farbstoff
frei, wenigstens zum Theil, und das Bad behaͤlt seine faͤrbenden
Eigenschaften. Da Wasser, welches heißer als 30° C. ist, durch diese
Temperatur eine groͤßere Quantitaͤt Farbstoff in Aufloͤsung
erhaͤlt, als dieser unbekannte Bestandtheil annulliren konnte, so liefert es
also neuerdings eine bessere Faͤrbung. Dieselbe Verbindung scheint zu
erfolgen, wenn man Krapp in Wasser von 0° vier Stunden lang weichen
laͤßt, oder auch, wenn man die filtrirte Infusion so lange auf diesem Grad
erhaͤlt.
Eine Thatsache, welche sehr fuͤr die Entstehung einer solchen Verbindung
spricht, ist diese, daß alle Infusionen, die mit Wasser von 0° und durch 15
Minuten dauerndes Einweichen bereitet wurden, oder vielmehr alle diejenigen, welche
ein gutes Resultat liefern, nach dem Faͤrben, oder nachdem man sie bis zum
Kochen erhizt hat, einen sehr reichlichen flokigen Niederschlag absezen, den man
nie, weder in den bei hoͤheren Temperaturen bereiteten Infusionen noch in den
Infusionen, die bei 0° mit 4stuͤndigem Weichen erhalten wurden,
antrifft. Dieser Niederschlag koͤnnte wohl jene Verbindung seyn, welche die
Hauptursache der großen Schwierigkeiten ist, die sich jeden Augenblik bei der
Behandlung des Krapps darbieten.
Aezkali, Ammoniak, concentrirte Schwefelsaͤure, loͤsen diesen
Niederschlag auf, indem sie sich roth faͤrben; die saure Aufloͤsung
truͤbt sich auf Zusaz von Wasser.
Sollte die Theorie, welche ich uͤber diese Thatsachen aufzustellen wagte,
irrig seyn, so ist mein Fehler durch unsere geringe Kenntniß der Nebenbestandtheile
des Krapps gewiß zu entschuldigen.
Zehnter Versuch. Der Verfasser glaubt daraus schließen zu
koͤnnen, daß die Luft einen nachtheiligen Einfluß auf das Krapppulver
hat.
Ich sezte Krapp 15 Tage lang an einem sehr feuchten Orte einer Temperatur von 15 bis
18° C. (12 bis 15° R.) aus; seine Farbe wurde sehr dunkel und sein
Volumen vergroͤßerte sich um das Vierfache. Der Avignon-Krapp hatte um
23 und der Elsasser um 22 Proc. an Gewicht zugenommen.
Als man sie troknete, verminderte sich ihr Gewicht und zwar verlor der Avignon-Krapp
3 Proc. seines anfaͤnglichen Gewichts und der Elsasser 6 Proc.
Als man mit diesen beiden Krapparten nun Faͤrbeversuche anstellte, ergaben sie
wenigstens um 12 Proc. mehr, als vor dieser Behandlung.
Unter den Ursachen, welche einen bemerkenswerthen Einfluß auf das Resultat der
Faͤrbeoperationen haben koͤnnen, erwaͤhnt der Verfasser das
Reinigen der gebeizten Zeuge nicht, welches beim Krappfaͤrben doch von so
großer Wichtigkeit ist, indem durch einen schlecht gereinigten Zeug bis 50 Proc.
Farbstoff verloren gehen koͤnnen; wenn man mit einem Zeuge, der ziemlich
stark mit Mordants bedrukt und nicht gereinigt worden ist, in das Faͤrbebad
einfaͤhrt, so praͤcipitirt man das Krappbad sogar fast
gaͤnzlich, wodurch man uͤber 80 Proc. an Farbstoff verlieren kannWir verweisen diejenigen Leser, welche sich uͤber die Vereinigung der
Mordans mit den Zeugen und die Reinigung der lezteren belehren wollen, auf
die interessante Abhandlung des Herrn Koͤchlin-Schouch im polytechnischen Journal Bd. XXX.
S. 31. A. d. R.
Vergleicht man die in diesem Kapitel enthaltenen Versuche des Verfassers mit den
unserigen, so kann man daraus schließen:
1) daß man bei der Dauer der Faͤrbeoperatoren und sogar mit großem Vortheil
die von dem Verfasser angegebene Graͤnze uͤberschreiten kann.
Das Resultat von + 25 Proc., welches der Verfasser hier annimmt, muß also nach dem
gewoͤhnlichen Faͤrbeverfahren als ein Verlust an Farbstoff betrachtet
werden.
2) Wir stimmen darin mit dem Verfasser uͤberein, daß es sehr wichtig ist, ein
geeignetes Verhaͤltniß von Wasser anzuwenden und fuͤgen noch bei, daß
man nach der Beschaffenheit des zum Faͤrben benuzten Wassers
betraͤchtlich an Farbstoff verlieren kann und daß man ferner bei Anwendung
eines großen Ueberschusses von Krapp Farben erhaͤlt, denen die Lebhaftigkeit
fehlt.
Der Vortheil von + 31 Proc., welchen der Verfasser mit einer geringen
Quantitaͤt Wasser beim Faͤrben gefunden zu haben behauptet,
waͤre von dem geringsten Faͤrber angenommen worden, weil jedem daran
liegen muß, moͤglichst wenig Wasser zu erhizen, ohne jedoch der
Faͤrbeoperation zu schaden. Wir koͤnnen also die 31 Proc. nicht als
eine Ersparniß bei der gegenwaͤrtigen Faͤrbemethode anerkennen.
3) Unsere Versuche beweisen, daß die Form der Gefaͤße, welche der Verfasser
vorschlaͤgt, keinen Einfluß hat, indem die Beruͤhrung mit der Luft
eher nuͤzlich als schaͤdlich ist.
Das Resultat von + 7 Proc. mir hohen Gefaͤßen ist daher nur eingebildet.
4) Nach den Versuchen des Verfassers muß das Faͤrbebad ins Kochen kommen, wenn
man moͤglichst viel Farbstoff aus dem Krapp ausziehen will; waͤhrend
nach unseren weit zahlreicheren Versuchen der Avignon-Krapp sich bei
50° C. (40° N.) und der Elsasser bei 80° C. (64° R.) bei
laͤngerem Faͤrben vollkommen erschoͤpfen laͤßt. Nach dem
Verfasser ist ferner ein lange anhallendes Kochen des Farbebades von nachtheiliger
Wirkung, die aber weder die Praxis noch unsere Versuche bestaͤtigt haben.
Die Ersparniß von + 11 Proc. bei einem bis zum Sieden getriebenen Bade ist daher
nicht richtig.
5 und 6) Wir stimmen darin mit dem Verfasser uͤberein, daß die Temperatur von
50° C. (40° R.) diejenige ist, wobei das Faͤrben am meisten
Fortschritte macht; unsere Verfahrungsarten, die sich von jeher auf diese Thatsache
gruͤndeten, erlauben uns aber nicht eine Ersparniß von + 28 Proc.
anzunehmen.
7) Der Verfasser gibt den Rath bei einer Temperatur von 50° C. (40° R.)
in das Faͤrbebad zu gehen. Wir fanden, daß die von 60° C. (48°
R.) noch besser ist; dessen ungeachtet laͤßt sich keine dieser
Verfahrungsarten bei dem Faͤrben im Großen annehmen, weil man wegen dem
raschen Vorschreiten des Faͤrbens bei dieser Temperatur ungleiche
Stuͤke erhalten muͤßte.
Diese in der Praxis nicht ausfuͤhrbare Ersparniß von + 50 Proc.
(naͤmlich nach der Normalfarbe des Verfassers) hat also kein Interesse.
8) Wir stimmen mit dem Verfasser darin uͤberein, daß eine Erniedrigung der
Temperatur waͤhrend des Faͤrbens nachtheilig ist und bemerken noch,
daß man auch im Großen sehr unguͤnstige Resultate erhaͤlt, wenn die
Temperatur des Bades faͤllt und dann ploͤzlich erhoͤht
wird.
9) Wir verwerfen mit dem Verfasser das vorlaͤufige Einweichen des Krapps; wir
finden aber, daß eine Gaͤhrung dem Krapp nicht so nachtheilig ist, als er
glaubt; wir haben bei dieser Gelegenheit einiger Versuche erwaͤhnt, die wir
uͤber den Einfluß des Wassers von verschiedenen Temperaturen auf den Krapp
anstellten.
10) Wir finden, daß die Luft auf das Krapppulver nicht so schaͤdlich wirkt,
wie der Verfasser behauptet und bemerken noch, daß es unumgaͤnglich
noͤthig ist, die gebeizten Zeuge vor dem Faͤrben gut zu reinigen.
Wir finden also in diesem Kapitel ungeachtet der zahlreichen Versuche, die es
enthaͤlt, keinen Fall, welcher bei dem gegenwaͤrtig uͤblichen
Faͤrbeverfahren wirklich eine Ersparniß an Krapp herbeifuͤhrt. Wenn der Verfasser bei
der Schaͤzung seiner Resultate in Irrthum gefuͤhrt wurde, so hat er
dieses seinem Normalfaͤrben zuzuschreiben, welches nicht nach dem
gegenwaͤrtig uͤblichen Faͤrbeverfahren vorgenommen wurde.
Wir gehen nun zum zweiten Kapitel uͤber, welches vom Zusaz verschiedener
Substanzen beim Faͤrben handelt.
Erster und zweiter Versuch.
Der Verfasser findet, daß die kohlensauren Salze des Natrons, Kalis, Kalks, der
Bittererde, und die Oxyde dieser beiden lezteren Salze, so wie das Ammoniak, beim
Faͤrben betraͤchtlich schaden.
Nach meinen Versuchen ist ein Zusaz von kohlensaurem Kali oder Natron, in den
Verhaͤltnissen, welche der Verfasser vorschreibt, eher nuͤzlich als
schaͤdlich und dafuͤr spricht auch die Praxis, weil man diese Salze
oft anwendet.
Der reine und kohlensaure Kalk, so wie die kohlensaure Bittererde, welche bei gutem
Avignon-Krapp gewoͤhnlich schaͤdlich sind, bringen die
gluͤklichsten Wirkungen bei dem Elsasser Krapp hervor und ohne alsdann einen
Verlust an Farbstoff zu verursachen. Ich will mich bei diesem Gegenstand aber nicht
aufhalten, sondern verweise den Verfasser auf meine hierauf bezuͤgliche
AbhandlungSie findet sich im polytechnischen Journal, Bd. LII. S. 193; man vergleiche
damit auch Robiquets Bemerkungen Bd. LV. S. 136.
A. d. R..
Die Theorie, welche der Verfasser uͤber die Wirkung der Basen und der
Saͤuren aufstellt, genuͤgt uns bei weitem nicht.
Der dritte Versuch ergibt, daß Saͤuren, wenn man
sie dem Faͤrbebad zusezt, im Allgemeinen unguͤnstig wirken, mit
Ausnahme der Benzoesaͤure, arsenigen Saͤure und Phosphorsaͤure,
welche + 21, + 6 und + 8 geben.
Da die Benzoesaͤure den groͤßten Vortheil darbietet, so beeilte ich
mich, diesen Versuch zu wiederholen; zu meinem großen Erstaunen ergab sich aber ein
Verlust von wenigstens 10 Proc. in Vergleich mit einem Faͤrbebad, welches
nicht damit versezt worden war.
Vierter Versuch. Der Verfasser hat das Krappbad mit
mehreren Salzen versezt und gefunden, daß einige davon mehr oder weniger große
Vortheile darbieten. Ich habe seine Versuche sowohl mit Avignon-Krapp als mit
Elsasser wiederholt, genau die von ihm vorgeschriebene Quantitaͤt Salz
angewandt und nach dem Faͤrben die Haͤlfte der Muster den
gewoͤhnlich uͤblichen Aviviroperationen unterzogen; dabei fand ich,
daß ein Zusaz von 1/60 schwefelsauren Kalis, welches nach dem Verfasser ein Resultat
von + 25 Proc. gibt, keine Wirkung hervorbrachte, weder auf die Intensitaͤt,
noch auf die Haltbarkeit
der beiden Krapparten; mit 1/60 vom Gewicht des Krapps an neutralem oder saurem
chromsaurem Kali, welches dem Verfasser + 28 Proc. gab, erhielt ich bei dem
Avignon-Krapp einen Verlust von 75 Proc. und schmuzige Farben nach dem
Aviviren; bei dem Elsasser Krapp ergab sich hingegen bloß ein Verlust von 25 Proc.,
ohne Unterschied nach den Aviviroperationen.
Man muß sich wundern, daß der Zusaz von 1/60 schwefelsauren Kalks dem Verfasser ein
guͤnstiges Resultat geben konnte. Ich habe schon oben von der
schaͤdlichen Wirkung eines gypshaltigen Wassers gesprochen und betrachte den
Gyps (in meiner Abhandlung uͤber den Krapp) als dem Elsasser, besonders aber
dem Avignon-Krapp schaͤdlich.
Feuchter zweifach-phosphorsaurer Kalk ergab dem Verfasser + 42, lieferte aber
bei meinen Versuchen nur einen Verlust von 30 Proc. fuͤr die beiden
Krapparten; die Farben, welche man mit Elsasser Krapp erhielt, widerstanden den
Aviviroperationen etwas besser.
Ich habe schon in meiner Kritik der Abhandlung Nr. 3 bemerkt, daß beim Zusaz von
Seife immer etwas Farbstoff verloren geht, waͤhrend der Verfasser ein
Resultat von + 18 erhaͤlt.
Fuͤnfter Versuch. Er ergab kein vortheilhaftes
Resultat.
Sechster Versuch. Unter den Pflanzensubstanzen, welche
der Verfasser dem Krappbade zusezte, kommen einige vor, die ihm eine große Ersparniß
an Krapp darboten.
So wuͤrde
1/30 vom
Gewichte des Krapps an Zuker, geben
+ 18 Proc.
–
1/30 deßgl.,
geroͤstete Staͤrke
+ 13 –
–
1/30 –
Quassia
+ 42 –
–
1/30 –
Biberklee
+ 32 –
Ich habe sowohl dem Avignon- als dem Elsasser Krapp diese vier Substanzen
zugesezt, ohne bei dem gewoͤhnlichen Faͤrbeverfahren den geringsten
Unterschied zu erhalten.
Die Granatapfelschalen, mit welchen man + 53 Proc. haͤtte erhalten sollen,
ergaben bei meinen Versuchen mit Elsasser Krapp einen auf – 8 Proc.
geschaͤzten Verlust und mit Avignon-Krapp eine + 5 Proc. entsprechende
Ersparniß; nach dem Aviviren hatte man aber nur ein schmuziges Roth und ein
grauliches Violett.
Die Gallaͤpfel, die Eichenrinde und alle anderen adstringirenden Substanzen,
welche der Verfasser als sehr vortheilhaft vorschlaͤgt, lieferten mir
Verluste von 15 bis 25 Proc., ferner stets ein schmuziges Roth und ein grauliches
Violett, die den Aviviroperationen nicht widerstanden.
Wir begreifen nicht, wie der Verfasser alle diese adstringirenden Substanzen
vorschlagen konnte, um an Krapp zu ersparen, wenn es sich um Roth und Rosenroth
handelt, deren Lebhaftigkeit so leicht beeintraͤchtigt wirdDaß die Anwendung von adstringirenden Substanzen bei der Fabrikation von
Tuͤrkischroth oft erforderlich ist, muß dem Umstande zugeschrieben
werden, daß hier der geoͤhlte Zeug die Hauptrolle spielt. A. d.
O.. Durch den Zusaz dieser Substanzen beim Faͤrben von Eisenbeizen lehrt
uns der Verfasser nichts Neues, weil man von jeher solche Gemenge zum Faͤrben
verschiedener Boͤden, die mit Eisenbeizen bedrukt werden, angewandt hat.
Die Erklaͤrung, welche uns der Verfasser von der oͤkonomischen Wirkung
dieser adstringirenden Substanzen gibt, scheint uns keine Widerlegung zu
verdienen.
Siebenter Versuch. Unter den thierischen Substanzen
bieten nach dem Verfasser bloß das Ochsenblut und die Milch Vortheile dar, indem
ersteres + 39 Proc. und leztere + 15 Proc. ergab.
Das Ochsenblut, welches man bei der Fabrikation von Tuͤrkischroth oft dem
Krappbade zusezt, verursacht in diesen Faͤllen immer einen Verlust an
Farbstoff.
Achter Versuch. Aus zwei Faͤrbeversuchen, welche
der Verfasser mit Zink- und Bleioxyd angestellt hat, schließt er, daß alle
Metalloxyde schaden, indem sie sich wie die Alkalien mit dem Farbstoff verbinden.
Ich verweise in dieser Hinsicht auf meine schon fruͤher angefuͤhrte
Abhandlung.
Neunter Versuch. Das Schwefelarsenik (Operment) gab dem
Verfasser als ein Aufloͤsungsmittel des Farbstoffs + 36 Proc. Ich probirte
diesen Zusaz, erhielt aber mit Avignon-Krapp als Resultat – 8 und mit
Elsasser – 5.
Wir bedauern, keinen einzigen der Vortheile bestaͤtigt gefunden zu haben, die
der Verfasser durch seine Zusaͤze beim Krappfaͤrben bezwekt zu haben
glaubt; unsere Versuche wurden jedoch mit aller Sorgfalt angestellt, die eine Arbeit
dieser Art erheischt und unterscheiden sich von den seinigen bloß dadurch, daß er
hollaͤndischen, wir hingegen Avignon- im Vergleich mit Elsasser Krapp
anwandten. Da der hollaͤndische Krapp aber in mehrfacher Hinsicht dem
Elsasser analog ist, so zweifeln wir sehr daß man bei Wiederholung unserer Versuche
mit hollaͤndischem Krapp auf Resultate kommen wuͤrde, welche die
Folgerungen des Verfassers bestaͤtigen.
Im vierten Kapitel werden nur die beim Faͤrben nachtheiligen Umstaͤnde
zusammengestellt; bei vielen derselben ist der Verfasser jedoch unseren Bemerkungen
zu Folge im Irrthum.
Man kann die wesentlichsten Thatsachen und Umstaͤnde, welche nach unserem
Bericht bei dem Krappfaͤrben einen guͤnstigen oder unguͤnstigen
Einfluß aͤußern, folgender Maßen zusammenstellen.
1) Die gebeizten Zeuge muͤssen vor dem Faͤrben immer gut gereinigt
werden.
2) Der Farbstoff verbindet sich mit den Mordants bei keiner Temperatur unter +
20° C. (16° R.)
3) Der Farbstoff ist zwar in kaltem Wasser wenig aufloͤslich, loͤst
sich aber mit Huͤlfe der schleimigen etc. Theile darin in großer Menge
auf.
4) Die Faͤrbeoperation laͤßt sich mit Vortheil auf eine Dauer von 6
Stunden ausdehnen, abgesehen jedoch von den Kosten des Brennmaterials und der
Handarbeit, so wie dem Zeitverlust.
5) Es liegt viel daran, daß man ein geeignetes Verhaͤltniß von Wasser
anwendet.
6) Die Natur des Wassers hat einen großen Einfluß auf das Resultat der
Faͤrbeoperation.
7) Ein großer Ueberschuß von Krapp ist in zweierlei Hinsicht nachtheilig: man
verliert Farbstoff und schadet der Lebhaftigkeit der Farben.
8) Die Beruͤhrung mit der Luft schadet dem Faͤrbebad nicht.
9) Die chemische Natur der Gefaͤße, welche zum Faͤrben gebraucht
werden, uͤbt einen großen Einfluß auf die Resultate aus, wenn man sie im
Marienbade oder uͤber freiem Feuer erhizt. Dieser Einfluß wird vernichtet,
wenn man sie mit Dampf erhizt.
10) Das Kochen des Faͤrbebades laͤßt sich durch eine niedrigere
Temperatur ersezen, wenn man es laͤnger darauf erhaͤlt.
11) Die Temperatur von 50 bis 60° C. (40 bis 48° R.) ist diejenige,
wobei sich der Farbstoff am besten aufloͤst und mit den Mordants
vereinigt.
12) Dieselbe Temperatur waͤre auch die guͤnstigste, um in das
Faͤrbebad zu gehen, wenn man sie beim Faͤrben im Großen annehmen
koͤnnte.
13) Man erleidet Verlust an Farbstoff, wenn man das Bad erkalten laͤßt und es
dann ploͤzlich wieder erhizt.
14) Vorlaͤufiges Einweichen des Krapps ist nachtheilig.
15) Gegohrener Krapp gibt gute Resultate, bietet aber Schwierigkeiten bei seiner
Anwendung dar.
16) Gemahlener Krapp kann 15 Tage lang der Luft ausgesezt werden, ohne an
Faͤrbekraft zu verlieren.
17) Ein Zusaz von Alkali oder Kreide kann entweder einen Verlust an Farbstoff
verursachen oder sehr nuͤzlich werden, je nach der zugesezten
Quantitaͤt und der Natur des Krapps.
18) Alle Zusaͤze, welche der Verfasser vorschlaͤgt, sind unnuͤz
oder schaͤdlich.
Aus diesen Mittheilungen geht hervor, daß die Concurrenten noch weit hinter der
Loͤsung des Problems zuruͤkgeblieben sind und daß ihre Arbeiten nur
wenige Thatsachen von einiger Wichtigkeit enthalten, weil sie ihre Versuche auf
ungenaue Principien gruͤndeten, waͤhrend ihnen unsere
gegenwaͤrtigen Kenntnisse in der Faͤrberei schon bei weitem richtigere
haͤtten liefern koͤnnen.
Wir bedauern den Subscribenten keine Ergebnisse vorlegen zu koͤnnen, welche
ihren Wuͤnschen auf eine genuͤgendere Weise entsprechen und sind
genoͤthigt zu gestehen, daß die eingegangenen Arbeiten, anstatt uns einige
neue Eigenschaften des Farbstoffs zu lehren, meistens nur unwichtige Beispiele von
der Wirkung derjenigen Substanzen liefern, welche das rothe Pigment so
hartnaͤkig begleiten. Man hat der Rolle dieser Nebenbestandtheile,
naͤmlich der schleimigen, gummigen, harzigen, zukerigen und holzigen Materien
der Krappwurzel, allgemein eine zu geringe Wichtigkeit beigelegt; die in diesem
Berichte beschriebenen Versuche beweisen ihren großen Einfluß und es geht daraus
hervor, daß hauptsaͤchlich sie uns bei Versuchen und Analysen in Irrthum
gefuͤhrt und den Verlust an Farbstoff bei den gewoͤhnlichen
Faͤrbeoperationen verursacht haben. Diese Substanzen haben naͤmlich
eine große Verwandtschaft zum rothen Farbstoff, wodurch zum Theil
unerklaͤrliche Erscheinungen hervorgerufen werden, die sich jeden Augenblik
bei unseren Versuchen darbieten, und sie sind es auch, welche die Isolirung des
reinen rothen Farbstoffs so erschweren. Wir haben in der That gesehen, daß je mehr
der zum Faͤrben angewandte Krapp von diesen fremdartigen Substanzen befreit
und gereinigt ist, desto leichter, genauer und regelmaͤßiger die Operation
von Statten geht und daß man folglich um so weniger Schwierigkeiten antrifft, die
sich der Vereinigung des Mordants mit dem Farbstoff oder der Erschoͤpfung des
Faͤrbebades widersezen.
Obgleich die Arbeiten der Concurrenten uns von keiner einzigen Erscheinung eine
rationellere Erklaͤrung geben, als nach den Untersuchungen der Chemiker
bisher moͤglich war, sondern uns im Gegentheil noch mehr zu verwikeln
scheinen, je weiter wir in ihnen vorschreiten und nur das Labyrinth der sonderbaren
Erscheinungen, welche die Krappwurzel liefert, noch vergroͤßern, so haben sie
doch ihren Nuzen, indem sie einen sichereren Weg andeuten und in dieser Hinsicht
denjenigen, deren Kenntnisse und Ausdauer vor Schwierigkeiten nicht
zuruͤkschreken, eine lange Reihe muͤhseliger Untersuchungen
ersparen.
Der Ausschuß fuͤr Chemie beschloß, daß nach den Bedingungen des Programms der
Concurs fuͤr die zwei außerordentlichen Preise zum zweiten und lezten Mal auf
das Jahr 1836 verlaͤngert werden soll; der gegenwaͤrtige Bericht sey im Bulletin
bekannt zu machen und einige besondere Abdruͤke desselben den Subscribenten,
welche diese Preise gegruͤndet haben, zu uͤberschiken.