Titel: | Ueber die neuen preiswürdig befundenen Schienen und Pedestals oder Lager für Eisenbahnen. Von Hrn. Robert Daglish, in Orrell Cottage bei Winau. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. II., S. 12 |
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II.
Ueber die neuen preiswuͤrdig befundenen
Schienen und Pedestals oder Lager fuͤr Eisenbahnen. Von Hrn. Robert Daglish, in Orrell
Cottage bei Winau.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 620, S.
226.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Daglish, uͤber die neuen preiswuͤrdig befundenen
Schienen und Pedestals oder Lager fuͤr Eisenbahnen.
Ich lege dem Publicum hiemit eine Zeichnung meiner parallelen Schienen so wie meiner
Verbindungs- und Zwischenlager oder Pedestals vor, woraus man auch die Art
der Befestigung derselben an den Steinbloͤken oder Balken, und meine Methode,
die Schienen an die betreffenden Lager oder Pedestals zu geschirren ersieht. Ich
erhielt fuͤr alle diese meine Methoden den Preis zuerkannt, den die London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie kuͤrzlich
ausgeschrieben hatte; nur in Betreff der Befestigung der Lager an den
Steinbloͤken war die zur Untersuchung der Vorschlaͤge der Concurrenten
niedergesezte Commission der Ansicht, daß meine Methode jener des Hrn. Swinburn nachstehe, weßhalb denn diesem auch der dritte
Theil des Preises zuerkannt wurde. Ich fuͤge noch Zeichnungen einiger
Modificationen meiner Schiene und meiner Lager bei, indem ich glaube, daß diese
unter gewissen Umstaͤnden und Localverhaͤltnissen empfohlen werden
duͤrften.
Fig. 25 ist
ein Enddurchschnitt meiner parallelen Schiene und eines Verbindungslagers (point-pedestal), d.h. eines Lagers, in welchem
die Enden zweier Schienenlaͤngen zusammenstoßen. Man sieht hier auch die Art
und Weise, auf welche die Schienen mit Bolzen, welche man Cotter-bolts nennt, befestigt sind. Fig. 26 stellt dieselben
Theile in einem Grundrisse von Oben vor, waͤhrend Fig. 27 ein seitlicher
Durchschnitt ist. Eine Schiene wiegt 50 Pfd. per Yard;
die Steinbloͤke sind 10 bis 12 Zoll dik, und enthalten 4 bis 5 Kubikfuß; die
Bolzen haben 3/4 Zoll in der Runde.
Ich habe diese Art von Schienen gegen 10 andere Formen von Schienen gleichen oder
beinahe gleichen Gewichtes probirt, indem ich nicht nur schwere Dampfwagen oder
Locomotivmaschinen daruͤber laufen ließ, sondern indem ich mich auch des
Schnellwaagehebels bediente; immer fand ich hiebei, daß meine Schienen die
groͤßte Last tragen, ohne irgend eine Verbiegung zu erleiden. Die Einfachheit
des Baues dieser Schienen verbuͤrgt auch, daß sie leicht gut und gesund
verfertigt werden koͤnnen.
Fig. 28 gibt
einen Enddurchschnitt derselben Art von Schiene mit einem Zwischenlager (intermediate pedestal); Fig. 29 zeigt dieselben
Theile im Grundrisse. Das Verbindungslager gewaͤhrt eine beinahe doppelt
groͤßere Unterlage, als das Zwischenlager, damit die Enden um so sicherer
befestigt werden koͤnnen.
Die Secretaͤre der London-Birmingham-Eisenbahn sagen in dem
Schreiben, in welchem sie mir anzeigen, daß mir der Preis mit der erwaͤhnten
Ausnahme zuerkannt wurde, daß nach dem Berichte der Preiscommission keiner der
Preisbewerber allen in dem Programme gemachten Bedingungen entsprach; daß aber meine
Schiene und mein Lager in Hinsicht auf ihre Form, so wie meine Befestigung der
Schiene an dem Lager in Hinsicht auf die beiden ersten Bedingungen fuͤr die
besten befunden wurden, waͤhrend die von Hrn. Swinburn vorgeschlagene Methode das Lager an den Steinbloͤken zu
befestigen, was die dritte Bedingung betrifft, fuͤr die beste erkannt wurde;
und daß die Directoren demnach einstimmig beschlossen haͤtten den Preis zu
theilen, und mir 70 Pfd. Sterl., Hrn. Swinburn hingegen
30 Pfd. Sterl. zuzuerkennen.
Vergleicht man die Angaben dieses Briefes mit jenen, die in dem Werkchen enthalten
sind, welches einer der Berichterstatter, Hr. Barlow
kuͤrzlich bekannt machteWir haben im vorhergehenden Hefte die wichtigsten Daten aus der Abhandlung
des Hrn. Barlow mitgetheilt, und bitten unsere
Leser gegenwaͤrtigen Aufsaz hiemit zu vergleichen.A. d. R., und in welchem man einen Bericht uͤber die in Woolwich von ihm
angestellten Versuche findet, so wird man mit mir gestehen muͤssen, daß sich
beide nicht wohl mit einander vereinen lassen. Denn es scheint aus genannter
Schrift, daß Hr. Barlow seine Versuche nicht nur mit
meiner Art von Schiene, die er bei weitem fuͤr die beste erklaͤrt,
anstellte, sondern daß er auch meine Methode, das Lager an dem Steinbloke zu
befestigen, und nicht jene des Hrn. Swinburn empfiehlt.
Es muß auch wirklich jedem praktisch mit den Eisenbahnen bekannten Manne eben so
unerklaͤrlich als uͤberraschend erscheinen, wie die Methode des Hrn.
Swinburn, welche in der Anwendung des sogenannten
Lewisbolzen besteht, auch nur der Erwaͤhnung, viel weniger eines Preises
wuͤrdig befunden werden konnte. Wuͤrde diese Methode irgendwo befolgt,
was aber gewiß nicht geschehen wird, so wuͤrden die Steinbloͤke gewiß
sehr bald durch die Erschuͤtterungen, welche durch das schnelle
Voruͤberrollen schwerer Dampfwagen entstehen, bis zur Tiefe des Bolzens
gespalten werden.
Die von mir empfohlene, und von Hrn. Barlow gut geheißene,
von der Commission, in der doch auch Hr. Barlow saß, aber
fuͤr verwerflich befundene Methode besteht, wie man zum Theil aus einem Blike
auf die beigegebenen Figuren ersehen wird, lediglich dann, daß ich glatte
Cotterbolzen durch den Stein einsenke, und das Loch vom Boden her 1 1/2 oder 2 Zoll
weit mit einer Versenkung versehe, damit die Spize des Bolzens unter die Basis des
Lagers dringen kann. Ich suchte zuerst Schraubenbolzen in Anwendung zu bringen;
allein ich mußte diese Methode aufgeben, indem sich die Schraubenmuttern durch den
Rost so fest stellten, daß sich eher die Bolzenenden abdrehen ließen, als die
Muttern losgemacht werden konnten. Eine 15jaͤhrige Erfahrung hat mich
uͤberzeugt, daß der einfache glatte Cotterbolzen der einzige hieher taugliche
ist.
Hr. Barlow spricht von dieser Befestigungsmethode, als
waͤre sie die Erfindung des Hrn. Vignoles; wie er
jedoch in diesen Irrthum verfallen konnte, ist mir nicht erklaͤrlich; denn
meine Methode war aus den eingesandten Modellen deutlich ersichtlich, so wie ich denn auch in meiner
Eingabe an die Directoren deren Vortheile hervorhob, wie aus folgender Stelle dieser
Eingabe hervorgeht. „Die Lager fuͤr die Verbindungsstellen sollen
meiner Ansicht nach besonders mit Cotterbolzen an den Bloͤken oder Balken
befestigt werden; uͤbrigens ziehe ich diese Befestigungsmethode auch an
allen Zwischenlagern vor. Diese lezteren ließen sich zwar auch auf die
gewoͤhnliche Weise gut annageln; allein weit besser waͤre doch die
Befestigung mit Cotterbolzen, indem sich hier, wo jedes Lager fest
niedergehalten wird, die groͤßte Wirkung der parallelen Schiene ergeben
wuͤrde. Werden die Schienen hingegen bloß angenagelt, so koͤnnen
die Zwischenlager keine Stuͤzpunkte werden; und in diesem Falle werden
dann die Fasern der oberen Flaͤche der Schienen beim
Voruͤberrollen schwerer Wagen oder Locomotivmaschinen zwischen den beiden
Lagern nicht in demselben Verhaͤltnisse in Spannung versezt, wie die
Fasern der unteren Flaͤche.“ An einer anderen Stelle sagte ich
ferner: „Ich gebe der Befestigungsmethode des Lagers mit Cotterbolzen als
der wirksamsten im Allgemeinen bei weitem den Vorzug: selbst wenn die
Befestigung mit kleineren Bolzen (von 5/8 Durchmesser) geschehen sollte, in
welchem Falle sie beinahe eben so wohlfeil kaͤme, als die Befestigung mit
Naͤgeln. Die Loͤcher fuͤr die kleinen Bolzen koͤnnen
fuͤr geringere Kosten, als die großen, zur Aufnahme der hoͤlzernen
Pfloͤke dienenden Loͤcher durch die Steinbloͤke gebohrt
werden; und der kleine Cotterbolzen wird nur etwas weniges mehr kosten als der
Nagel und die Holzpfloͤke, indem sowohl die Bolzen als die Cotters mit
einer eigenen Maschine verfertigt werden koͤnnen.“ Hr. Vignoles ist gewiß nicht der Erfinder der Cotterbolzen;
allein er hat mir die Ehre erwiesen, dieselben bei dem Baue der Eisenbahn zwischen
Dublin und Kingstown anstatt der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen
Naͤgel oder Zapfen in Anwendung zu bringen.
Hr. Barlow macht in seiner mehrfach erwaͤhnten
Schrift mehrere sehr kraͤftige Bemerkungen uͤber die Wichtigkeit der
genauen Anpassung und Befestigung; um jedoch zu zeigen, daß nicht alle Praktiker in
dieser Hinsicht so gleichguͤltig gewesen, wie Hr. Barlow meint und glauben machen will, erlaube ich mir eine andere Stelle
aus meiner Eingabe an die Directoren der
London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie beizufuͤgen.
„Ich bin ganz gewiß, sagte ich naͤmlich daselbst, daß sich auf
einer vollkommen gut gebauten Eisenbahn mit weit mehr Sicherheit eine
Geschwindigkeit von 50 bis 60 engl. Meilen per
Zeitstunde, als auf irgend einer der gegenwaͤrtigen Bahnen eine
Geschwindigkeit von 20 Meilen erzielen laͤßt. Und zwar nicht bloß, weil
an lezteren die
Schienen zu stark gespannt (tight) und die Lager
schlecht gebaut sind, sondern hauptsaͤchlich wegen ihrer
Befestigungsweise an den Gefuͤgen, welche so haͤufig die Ursache
einer Verbiegung und einer ploͤzlichen senkrechten oder horizontalen
Bewegung wird, in Folge deren es unmoͤglich ist eine Locomotivmaschine zu
bauen, die ihnen zu widerstehen im Stande ist. Ich habe den Gesellschaften schon
oͤfter wiederholt, daß jede fuͤr den oͤffentlichen Gebrauch
bestimmte Eisenbahn so genau und fest gelegt werden muß, als es
Menschenhaͤnde nur immer vollbringen koͤnnen; und daß, wenn dieß
geschehen ist, man eine Dampfmaschine auf dieselbe bringen soll, welche deren
Oberflaͤche glaͤttet, wie dieß mit unseren Schiebeschienen zu
geschehen pflegt.“
Ich muß mir auch die Freiheit nehmen zu bemerken, daß, so richtig auch Hrn. Barlow's Ansichten daruͤber, sind, daß die
Eisenbahnen die moͤglich beste Arbeit erheischen, er doch in allen Details
einen großen Mangel an praktischen Kenntnissen beurkundete. Er sagte naͤmlich
da, wo er von der Befestigung der Schienen an den Lagern spricht: „wenn
die Schienen und Lager nun nicht durch directe Mittel auf eine bleibende Weise
an einander befestigt werden sollen, so soll es auch nicht auf indirecte Weise,
wie mittelst Cotterbolzen oder Keilen geschehen; denn entweder werden diese
Bolzen oder Keile die Schiene an dem Lager festhalten oder nicht; in ersterem
Falle verursachen sie dann all dasselbe Unheil, wie eine bleibende Befestigung,
und in lezterem thun sie nicht gut, obwohl sie Schaden bringen
koͤnnen.“ Haͤtte der gelehrte Hr. Professor je
Gelegenheit gehabt, einen Sommertag uͤber genau die Fahrten schwerer
Dampfwagen oder anderer schwerer Wagenzuͤge auf einer Eisenbahn zu
beobachten, so waͤre er gewiß nie zu einer solchen Behauptung gekommen; er
wuͤrde sich naͤmlich hiebei uͤberzeugt haben, daß es kaum
menschenmoͤglich seyn duͤrfte die Schienen vollkommen bleibend an den
Lagern zu befestigen. Von dieser Unmoͤglichkeit uͤberzeugt, gebe ich
nicht zu, daß der von mir vorgeschlagene und aus Fig. 25 ersichtliche D Schluͤssel bei dessen Anwendung zur Befestigung
der Schiene an dem Verbindungslager mit einer groͤßeren Gewalt, als mit einem
einhaͤndigen Hammer eingetrieben wird; auch befestige ich ihn, wenn er
eingetrieben ist, an seiner Stelle, indem der Schluͤssel hier nur dazu dient
der Schiene Staͤtigkeit zu geben. Denn bevor eine Locomotivmaschine oder ein
schwerer Wagenzug zwei Mal uͤber die Bahn gegangen ist, geben
saͤmmtliche Schluͤssel auf solche Weise nach, daß sich die Schienen um
mehr als das Doppelte ihrer wirklichen Ausdehnung und Zusammenziehung ausdehnen und
zusammenziehen koͤnnen. Was hingegen die Zwischenlager der 5 Yard langen Schienen betrifft, so ist
es hier um so besser, je staͤrker sie an der Schiene befestigt werden, ohne
uͤbrigens die Lager durch zu starkes Antreiben der Schluͤssel zu
beschaͤdigen; denn die durch die Basis der Lager gebohrten Loͤcher,
durch welche die Bolzen gehen, sind so weit, daß sie die dreifache Ausdehnung und
Zusammenziehung, der die Schienen ausgesezt sind, ausgleichen. Ueberdieß ist jedes
der Loͤcher, die durch die Steinbloͤke, auf denen die Lager ruhen,
gebohrt sind, um 1/8 Zoll weiter, als der Durchmesser der Bolzen; und die Lager
koͤnnen nie so fest auf die Oberflaͤche der Steinbloͤke nieder
gebolzt werden, als daß sie nicht ein wenig nachgeben sollten. Alle diese
Schwierigkeiten habe ich seit mehreren Jahren an den unter meiner Aufsicht gelegten
Eisenbahnen, dieselben mochten mit Schmied- oder mit Gußeisen gebaut seyn,
vollkommen uͤberwunden; ich kann Hrn. Barlow in
dieser Hinsicht auf mehrere Meilen einer Eisenbahn verweisen, die nun schon Jahre
lang in Gang ist, ohne daß sich bisher auch nur die geringste senkrechte oder
horizontale Abweichung daran ergeben haͤtte.
Obschon ferner Hr. Barlow wirklich durch Versuche bewiesen
hat, daß die parallele Schiene besser ist als die parabolische oder
fischbauchfoͤrmige, und obschon er sich viele Muͤhe mit Bestimmung der
neutralen Achse gab, die doch mit der besten Schienenform wenig oder gar nichts zu
thun hat, so hat er doch vergessen, einen der wesentlichsten Vorzuͤge der
parallelen Schiene vor der parabolischen oder fischbauchfoͤrmigen anzudeuten.
Ich habe naͤmlich gefunden, daß wenn man die Enden der Schienen fest
niederhaͤlt, und zwar besonders auf die Verbindungslager, die parallelen
Schienen von 50 Pfd. per Yard stets bei gleicher Biegung
oder Deflection um eine Tonne mehr tragen, als sie tragen, wenn man ihren Enden
gestattet emporzusteigen, wie dieß denn geschieht, wenn man dieselben bloß auf die
bisher gebraͤuchliche schlechte Weise mit gewoͤhnlichen Naͤgeln
oder Zapfen nieder nagelt. Wenn die Schienen durch entsprechende Mittel fest
niedergehalten werden, so werden die Zwischenlager zu eben so vielen
Stuͤzpunkten, und die Spannung der Fasern der oberen Theile der Schiene ins
Spiel gezogen. Man kann sich hievon leicht durch einen Blik auf Fig. 34, wo A, A die Spannungs- und B,
B die Deflectionspunkte bezeichnen, uͤberzeugen.
Ich habe aus Hrn. Barlow's Versuchen weiter entnommen, daß
seiner Ansicht nach in Hinsicht auf Staͤrke die beste Schiene von der oberen
zur unteren Flaͤche 4 1/4 bis 4 1/2 Zoll Tiefe haben soll. Ich meinerseits
hingegen bin vollkommen uͤberzeugt, daß die beste Form fuͤr
schmiedeiserne Schienen nicht mehr als 3 3/4 und hoͤchstens 4 Zoll Tiefe zu haben braucht.
Denn macht man die Schiene hoͤher, so wird dadurch nicht nur das Lager sehr
geschwaͤcht, sondern es wird auch nicht mehr moͤglich die Lager mit
Cotterbolzen oder auf irgend andere Weise fest auf ihrer Basis zu erhalten, und zwar
besonders an den Ausweichstellen oder Kruͤmmungen der Bahn; ja sogar die
Steinbloͤke wuͤrden bestaͤndig erschuͤttert werden. Die
Erfahrung hat uͤberdieß gezeigt, daß, je niedriger eine Schiene und das Lager
gehalten werden kann, sie um so weniger der Zerstoͤrung ausgesezt sind; und
daß die Einwirkung auf die Grundlage, auf der die Steinbloͤke ruhen, auch in
demselben Maaße geringer ist. Eben so bekannt ist aber auch, daß mit gußeisernen
Schienen von 3 3/4 oder hoͤchstens 4 Zoll Tiefe eine Bahn hergestellt werden
kann, welche jener Einwirkung zu widerstehen im Stande ist, die eine
Locomotivmaschine von 12 bis 14 Tonnen Gewicht bei einer Geschwindigkeit von 40 bis
50 Meilen per Stunde ausuͤbt.
So viel mir bekannt ist, lassen gegenwaͤrtig mehrere
Eisenbahn-Compagnien Schienen verfertigen, welche per Yard 60 Pfd. wiegen. Diese 10 Pfd. Eisen, welche man mehr aufwendet,
sollten meiner Ansicht nach zum Theil zur Verstaͤrkung des unteren Randes
verwendet werden, damit derselbe fester auf seiner Unterlage aufruht, und zum Theil
zur Erweiterung der oberen Flaͤche. Beides soll nach Fig. 30 geschehen, in
welcher nach meiner Ansicht die beste Form fuͤr eine Schiene von diesem
Gewichte im Durchschnitte dargestellt ist. Der Zwek, den ich bei dieser Modifikation
im Auge habe, ist Vermehrung der Adhaͤsion der Locomotivmaschinen; auch gebe
ich dem Umfange ihrer Raͤder hiedurch etwas mehr Unterlage, damit sie
laͤnger dauern. Wie ich hoͤre haben die Direktoren der
Birmingham-Liverpool-Eisenbahn kuͤrzlich Auftraͤge
fuͤr ein oder zwei tausend Tonnen paralleler Schienen, an denen die oberen
und unteren Kanten gleich sind, gegeben. Diese Art von Schienen, welche zum Versuche
gelegt werden sollen, werden von einigen an jener Eisenbahn verwendeten Individuen
als ihre Erfindung ausgegeben, und natuͤrlich auch als die beste Art von
Schienen ausgeschrieen. Das Wahre an der Sache ist aber, daß ich vor 12 Monaten
einem der Ingenieure jener Bahn Zeichnungen mehrerer Schienen und Lager gab, und daß
die fragliche Form eine von diesen von mir gezeichneten war. Ich erwaͤhnte
dieser Form in meiner schon mehrmal angefuͤhrten Eingabe an die Directoren
der London-Birmingham-Eisenbahn ausdruͤklich als einer, welche
vielleicht angewendet werden duͤrfte; zugleich gab ich aber auch die
Einwuͤrfe an, die mich abhielten, sie wirklich in Vorschlag zu bringen. Meine
Worte waren folgende: „Ich war nicht mit mir einig, ob ich auch ein Modell
einer Schiene verfertigen sollte, deren obere und untere Kanten vollkommen
gleich waͤren, damit man jede beliebige Seite derselben benuzen
koͤnnte, im Falle die eine an irgend einer Stelle (was bisher am
haͤufigsten an den Enden zu bemerken war) etwas weniges schadhaft
befunden werden sollte; ich war um so mehr hiezu geneigt, als ich vollkommen
uͤberzeugt bin, daß die Schiene bedeutend an Staͤrke gewinnt, wenn
man der unteren Seite derselben etwas mehr Metall gibt. Da die Gesellschaft
jedoch nicht mehr als ein Gewicht von 50 Pfd. per
Yard gestattete, so wuͤrde die Schiene hiebei etwas an Tiefe und
Hoͤhe verloren haben. Ich bemerke uͤbrigens bei dieser
Gelegenheit, daß keine Eisenbahn-Gesellschaft zu bedauern haben
duͤrfte, wenn sie den Schienen gleich am Anfange eine gehoͤrige
Staͤrke gibt, und wenn sie sich, um das Werk vollkommen zu machen, nicht
an ein Paar Pfunde mehr per Yard stoͤßt. Nach
reiflicher Ueberlegung und Erwaͤgung aller in Frage kommenden Punkte
scheinen mir die von mir vorgelegten Modelle (welche man in Fig. 25 sieht) die
besten, indem hier die Schluͤssel am meisten Wirkung haben.“
Fig. 32 ist
ein Durchschnitt einer Schiene, wie ich sie empfahl und noch empfehle, wenn man die
Schienen so gebaut haben will, daß sie umgekehrt werden koͤnnen. Diese
Schienen muͤssen aber wenigstens 55 Pfd. per Yard
haben. Handelt es sich um eine Eisenbahn, auf der nur Locomotivmaschinen von 8 bis
10 Tonnen Schwere laufen sollen, so wuͤrde eine Schiene, wie sie in Fig. 33
abgebildet ist, welche nur 45 Pfd. per Yard wiegt, gewiß
entsprechend befunden werden.
Fuͤr Amerika, wo man sich in manchen Gegenden mir mit großer Schwierigkeit
Steinbloͤke verschaffen kann, und wo man daher die Schienen haͤufig
auf hoͤlzernen Balken von 30 bis 50 Fuß Laͤnge, welche durch
Querbalken mit einander verbunden sind, zu befestigen pflegt, ist die aus Fig. 31
ersichtliche Schienenform die beste. Amerikanische Ingenieurs versicherten mich, daß
sie leicht solche Balken aus einem sehr dauerhaften und diesem Zweke entsprechenden
Holze fuͤr die Faͤllungs- und Schneidkosten auf den
Saͤgmuͤhlen in Menge haben koͤnnen, und daß eine Eisenbahn
dieser Art beinahe 20 Jahre lang dauert. Zuweilen legt man in Amerika aber die
Schienen auch mit Umgehung der Seitenbalken bloß auf Querbalken. Ich lasse
gegenwaͤrtig unter meiner Aufsicht bedeutende Partien der oben angegebenen
Schienen, auf welche ich von Amerika aus Auftraͤge erhielt, verfertigen.
Hr. Barlow bemerkt: „Fuͤr die
Zwischenlager duͤrfte sich eine leichte Modifikation der Stephenson'schen am besten eignen; d.h. ich wuͤrde die
Schiene in dem Lager bloß von den Enden zweier Zapfen mit glatten Enden tragen
lassen, so daß sie bei der moͤglich geringsten Reibung die erforderliche
Staͤtigkeit erhaͤlt. Ich wuͤrde demnach diese Zapfen
horizontal oder nach Aufwaͤrts, anstatt nach Abwaͤrts
richten.“ Das Lager, auf welches Hr. Barlow hier anspielt, ist, wie ich vermuthe, jenes, auf welches Hr. Stephenson der juͤngere vor einiger Zeit ein
Patent nahm, anstatt es, wie man von ihm, als im Dienste der
London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie befindlich, haͤtte
fuͤglich erwarten koͤnnen, dem von dieser Gesellschaft
ausgeschriebenen Concurse zu unterwerfen. Da ich selbst bisher weder eine Zeichnung
noch eine Beschreibung dieses Lagers gesehen habe, so kann ich keine bestimmte
Meinung daruͤber abgeben; allein wenn dessen Vorzuͤge, wie es aus Hrn.
Barlow's Worten hervorzugehen scheint, lediglich
darin besteht, daß die Schiene von den Enden zweier Zapfen mit glatten Enden
getragen wird, so scheint mir diese Vorrichtung eine der unwirksamsten von allen,
die je in dieser Hinsicht erfunden wurden. Hr. Barlow
koͤnnte sich eben so gut zweier seiner Finger, als zweier solcher Zapfen mit
glatten Enden bedienen; denn wenn eine Locomotivmaschine ein oder zwei Mal
daruͤber gegangen ist, werden beide, wo nicht zerquetscht, so doch vollkommen
unbrauchbar geworden seyn.
Hr. Barlow sagt ferner in einer Note zu der eben aus
seiner Abhandlung entlehnten Stelle: „Es duͤrfte zu
beruͤksichtigen seyn, ob es, wenn man diese Befestigungsmethode befolgt,
nicht thunlich und vortheilhaft waͤre, in den Siz des Lagers
Stuͤke Filz oder einer anderen Substanz zu bringen, um hiedurch das
Knarren, welches zwischen Metall und Metall Statt findet, zu
vermeiden.“ Diese Stelle liefert uns einen neuen Beweis, wie wenig
Hr. Barlow die Sache, uͤber die er so gelehrt
geschrieben, praktisch kennt!
Ich schließe mit folgender Stelle aus meiner vielfach beruͤhrten Eingabe,
welche der allgemeinen Aufmerksamkeit wuͤrdig seyn duͤrfte.
„Ich rathe auch noch jedes Verbindungslager durch eine runde Stange
von 3/4 oder 7/8 Zoll im Durchmesser, an deren Enden sich ein Waͤscher
befindet, mit dem. gegenuͤberliegenden Lager zu verbinden, damit die Bahn
vollkommen waagerecht erhalten wird. Ich fand solche Verbindungsstangen selbst
an den gewoͤhnlichen Eisenbahnen sehr dienlich.“