Titel: | Bemerkungen über die Glyphogene oder eine neue Beize für den Stahlstich. Von Hrn. Deleschamps, Pharmaceuten und Chemiker. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. V., S. 36 |
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V.
Bemerkungen uͤber die Glyphogene oder eine
neue Beize fuͤr den Stahlstich. Von Hrn. Deleschamps, Pharmaceuten und
Chemiker.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Mai 1835, S. 266.
Bemerkungen uͤber die Glyphogene oder eine neue Beize
fuͤr den Stahlstich.
Der Stahlstich nimmt wegen der ungeheueren Vortheile, die er gewaͤhrt, die
ganze und lebhafteste Aufmerksamkeit unserer Kuͤnstler in Anspruch; viele
derselben widmeten sich dieser neuen Kunst bereits mit groͤßtem Eifer; allein
leider waren ihre Bemuͤhungen und Anstrengungen nicht immer von
gluͤklichem Erfolge gekroͤnt, obschon man es weder an Muͤhe
noch Kostenaufwand fehlen ließ, um die zahlreichen Schwierigkeiten, die sich den
Fortschritten dieser so nuͤzlichen Kunst entgegenstemmten, zu
uͤberwinden.
Besondere Aufmerksamkeit bei dem Stahlstiche verdient die Beize; weder die
Nachforschungen, die man bisher in dieser Hinsicht anstellte, noch die von den
Kuͤnstlern in Anwendung gebrachten Verfahrungsweisen entsprachen vollkommen.
Man gab bereits eine Menge Vorschriften zur Bereitung der Beizen fuͤr den
Stahlstich; jeder Kuͤnstler hat so zu sagen seine eigene Composition, und
doch ist es bis zur Stunde noch Niemanden gelungen eine Beize zu erfinden, welche
eben so rein, als tief aͤzt. Mehrere ausgezeichnete Kuͤnstler
aͤußerten gegen mich den Wunsch eine neue Beize zu besizen, welche diesen
Bedingungen entspraͤche; auf deren Ansinnen unterzog ich mich der
Ausmittelung einer solchen, wobei ich auch zu einem vollkommen genuͤgenden
Resultate gelangt zu seyn glaube.
Um zu ermitteln, welches Agens mir die beste Aezung geben koͤnnte, und wie ich
mich desselben auf eine vorteilhafte Weise bedienen koͤnnte, hielt ich es vor
Allem fuͤr unumgaͤnglich nothwendig, die Beschaffenheit der
verschiedenen Stahlarten genau zu studiren. Die Untersuchungen und Analysen, welche
ich in dieser Absicht sowohl an franzoͤsischen, als auslaͤndischen
Stahlarten anstellte, fuͤhrten mich zwar auf Verschiedenheiten, die nicht nur
in deren chemischen Zusammensezung, sondern auch in der Art und Weise, auf welche
sie zur Aufnahme der Beize zubereitet werden, bestehen; allein dessen ungeachtet
lassen alle diese Stahlarten mit Huͤlfe meiner neuen Composition eine gute
Aezung zu.
Der englische Stahl, welcher sich am besten fuͤr eine reine und tiefe Aezung
eignet, verdankt diese Eigenschaft wahrscheinlich den verschiedenen Operationen,
denen man ihn vorher zum Behufe der Raffination unterwirft. Die außerordentliche
Vertheilung seiner Molecule gibt ihm eine vollkommenere Gleichmaͤßigkeit in
seinem Baue, und bewirkt, daß er leichter von den Beizen angegriffen wird. Die große
Haͤrte, welche ihm eigen ist, laͤßt eine große Menge von
Abdruͤken zu, wobei besonders bemerkt zu werden verdient, daß die
Instrumente, deren sich die Englaͤnder zu diesem Behufe bedienen, in Hinsicht
auf Qualitaͤt und Guͤte mit jener ihrer Stahlplatten im
Verhaͤltnisse stehen. Die Englaͤnder verwenden aber uͤberdieß
selbst auf die kleinsten Details eine außerordentliche Sorgfalt; so wie sie denn
uͤberhaupt kein Mittel vernachlaͤssigen, um ihre Arbeit auf den
hoͤchsten Grad von Vollkommenheit zu bringen.
Die anderen Stahlarten, deren Molecule in minder inniger Verbindung mit einander
stehen, enthalten eine groͤßere Menge Silicium- und
Kohlenstoffverbindungen, welche der Wirkung der Aufloͤsungsmittel vielmehr
hinderlich, als foͤrderlich sind. Dieses Unterschiedes, der oft nur
unbedeutend ist, ungeachtet, erhielt ich auch mit diesen Stahlarten Schattirungen
von vollkommener Reinheit. Je mehr die Stahlplatten von den Planirern geschlagen
werden, um so feiner wird ihr Korn, und um so geeigneter sind sie zur Erzielung
einer reinen und tiefen Aezung.
Eine der ersten Vorsichtsmaßregeln, die man in Anwendung zu bringen hat, bevor man
zur Aezung schreitet, besteht darin, daß man sich versichert, daß der Firniß, womit
man die Stahlplatte uͤberziehen will, von guter Beschaffenheit ist. Der
Firniß mag mit dem Pinsel oder mit dem Tampon aufgetragen seyn, so muß er immer
glatt seyn und vollkommen ankleben oder adhaͤriren. Die verschiedenen
Firnisse, deren man sich bisher bediente, sind nichts weniger als vollkommen
entsprechend; jener, der mit dem Tampon aufgetragen zu werden pflegt, scheint mir
jedoch den Vorzug zu verdienen. Er darf uͤbrigens nicht zu sehr erhizt
werden, indem er sonst dadurch, daß einige der in ihm enthaltenen fetten und
oͤhligharzigen Substanzen verkohlt werden, in Hinsicht auf seine anklebende
Eigenschaft Schaden leiden koͤnnte. Auf diese Weise wird auch das Abschuppen
des Firnisses, in
Folge dessen die Beize auch auf Stellen wirken wuͤrde, die man durch den
Firniß gegen diese Wirkung schuͤzen will, verhuͤtet. Bei der Uebung
und Geschiklichkeit, welche die meisten Kupferstecher in dieser Beziehung besizen,
halte ich es nicht fuͤr noͤthig, mich weiter uͤber diesen Punkt
auszulassen.
Nachdem der Kuͤnstler seine Platte gehoͤrig uͤberfirnißt hat,
laͤßt er sie troknen, wobei er verhuͤtet, daß Staub oder andere kleine
Unreinigkeiten, die der Reinheit der Zeichnung Schaden bringen koͤnnten,
daran haͤngen bleiben. Auf die solcher Maßen behandelte und getroknete Platte
traͤgt der Kuͤnstler nun seine Zeichnung auf; sorgfaͤltig
darauf achtend, daß alle Stellen, die er geaͤzt haben will, vollkommen
bloßgelegt werden. Nachdem dieß geschehen ist, sezt er zwei Gefaͤße auf
seinen Tisch, von denen das eine zur Aufnahme jenes Productes, welches bereits zu
einer fruͤheren Operation gedient, bestimmt ist; waͤhrend das andere
groͤßere ein Gemisch von einem Theile Alkohol auf 9 Theile destillirten
Wassers enthaͤlt. Dieses Gemisch, welches man sich besser im Voraus bereitet,
dient zum Abwaschen der Platte zum Behufe der Entfernung des Bodensazes, der sich
waͤhrend der Wirkung der Beize erzeugte, damit solcher Maßen die Oxydation
des Metalles verhuͤtet werde. Dieser Bodensaz, welcher eine schwammige,
graulich-schwarze, manchmal aber auch graulich-weiße Masse bildet, muß
außerhalb der Zeichnung mit einem weichen, feinen Haarpinsel gesammelt werden.
Nachdem man hierauf die Platte wie gewoͤhnlich mit Wachs umgeben, und nachdem
man sich uͤberzeugt, daß die Platte wenigstens eine Temperatur von 16 bis 18
Grad habe, gießt man so viel Beize darauf, daß sie 1 1/2 bis 2 Linien hoch
daruͤber steht. Bemerkte man hiebei nicht sogleich, daß sich die gravirten
Striche mit einer leichten schwarzen Schichte uͤberziehen, und wuͤrde
diese Unthaͤtigkeit eine Minute lang anhalten, so muͤßte man die Beize
entfernen, und die Platte mit destillirtem Wasser, welches schwach mit reiner
Salpetersaͤure gesaͤuert worden, abwaschen, um nach einer halben
Minute abermals wieder die Beize aufzutragen, deren Wirkung sich nunmehr gewiß
sogleich beurkunden wird. Nachdem die Beize eine halbe Minute uͤber, –
welche Zeit zur Erzeugung Heller Schattirungen hinreicht, – mit der
Stahlplatte in Beruͤhrung gestanden, gießt man dieselbe in das Gefaͤß,
dessen ich weiter oben erwaͤhnte. Erfordert die Zeichnung eine große Anzahl
von Farbentoͤnen, so kann man sich einer und derselben Beize zwei und drei
Mal hinter einander bedienen, nur darf man den schwarzen Niederschlag, der sich
bildet, nicht auf die Platte bringen. Nach jeder Aezung muß uͤbrigens mit dem
alkoholisirten Wasser abgewaschen werden, um aus den gravirten Stellen so viel als
moͤglich den darin gebildeten Bodensaz zu entfernen; auch muß die
abgewaschene Platte jedes Mal mit sehr feinem Joseph- oder Filtrirpapier
abgetroknet werden.
Von nicht minderem Belange ist es, sich vor der Aezung zu versichern, daß der Firniß,
der zur Dekung der hinlaͤnglich geaͤzten Stellen diente,
gehoͤrig troken geworden; auch muͤssen bei jeder Aezung dieselben
Vorsichtsmaßregeln in Anwendung gebracht werden. Das gesaͤuerte Wasser darf
uͤbrigens nie benuzt werden, ausgenommen die Beize scheint nicht zu wirken:
ein Fall, welcher selbst dann zuweilen eintritt, wenn die Witterung warm und das
Zimmer nicht feucht ist. Bei Befolgung dieses Verfahrens wird man in 20 bis 25
Minuten schon eine ziemlich tiefe Aezung erzielen, wo man dann im Inneren der
gravirten Stellen einen schwarzen, aus gekohltem und oxydirtem Eisen bestehenden
Niederschlag bemerken wird, welcher, indem er den ganzen unteren Theil der Gravirung
einnimmt, der weiteren Aezung in die Tiefe zu widerstehen scheint. Um diesen
Niederschlag aufzuloͤsen, muß man, wenn man sammetartige Farbentoͤne
erzeugen will, die Platte mit einem Gemische aus 9 Theilen Wasser und einem Theile
Koͤnigswasser abwaschen. Dieses Gemisch muß mit einem neuen Pinsel
umgeruͤhrt werden; auch muß man die Platte sowohl vor als nach Anwendung
dieses kraͤftigen Aufloͤsungsmittels mit reichlichem Wasser abwaschen,
und auch noch das alkoholisirte Wasser anwenden, bevor man die Beize neuerdings
auftraͤgt. Sollen die Farbentoͤne noch tiefer werden, so muß man die
Beize so oft erneuern, als sie nicht mehr zu wirken scheint, und den schwarzen
schwammigen Niederschlag, der sich an der Oberflaͤche der gravirten Stellen
erzeugt, nur dann entfernen, wenn dieselben zu bersten drohen. Durch
Schuͤtteln der Platte laͤßt sich diesem großen Nachtheile leicht
vorbauen; denn da sich der Niederschlag sehr gut von der Gravirung abloͤst,
so kann man die Fortschritte der Aezung sehr leicht nach Belieben leiten.
Nicht genug kann ich es empfehlen, die Aezung in der moͤglich
kuͤrzesten Zeit zu beendigen, und waͤhrend derselben keine
Unterbrechung eintreten zu lassen. Befolgt der Kuͤnstler alle die
Vorsichtsmaßregeln, die ich angegeben habe, so kann er seine Arbeit bedeutend
beschleunigen, wobei ihm nur einige Retouchirungen mit dem Grabstichel uͤbrig
bleiben.
Die Beize, der ich den Namen Glyphogene gab, um sie von
allen anderen zur Aezung benuzten Fluͤssigkeiten zu unterscheiden, gibt so
tiefe und so reine Stiche oder vielmehr Aezungen, daß man leicht sehr schoͤne
Gypsabdruͤke danach nehmen kann.
Nach Beendigung der Aezung, und wenn die Platte zur Entfernung des Firnisses mit
Terpenthingeist abgewaschen worden, wendet man fein gepulverte kaͤufliche
Potasche, auf die man einige Tropfen Wasser gegossen, an, um mit Huͤlfe einer
Buͤrste nicht nur die feinsten Zuͤge der Zeichnung zu reinigen,
sondern um auch die Platte vor aller Oxydation zu schuͤzen. Die kleinen
Potaschetheilchen, welche bis auf den Grund der Aezung eindringen, saͤttigen
naͤmlich die uͤberschuͤssige Saͤure, die sich daselbst
vorfindet, und verhuͤten die Oxydation, die sonst in Folge der Einwirkung des
Sauerstoffs der Luft und der Feuchtigkeit eintreten wuͤrde.
Die unter allen Verhaͤltnissen zuverlaͤssige Wirkung der Glyphogene,
und hauptsaͤchlich die Tiefe und Reinheit, womit sie in die Stahlplatten
einbeißt, brachten mich auf die Idee, mit diesem Metalle auch den erhabenen Stich zu
versuchen. Die Versuche, die ich in dieser Hinsicht sowohl mit Stahl, als mit Kupfer
und anderen Metallen anstellte, scheinen mir, wenn die Beize in einem den einzelnen
Metallen entsprechenden Grade eingerichtet wurde, bei Anwendung eines soliden
Firnisses Resultate von nicht unbedeutendem Belange zu geben.
Ich will mich nicht weiter uͤber die verschiedenen chemischen Verbindungen,
die waͤhrend der verschiedenen Operationen bei der Aezung Statt finden,
verbreiten; sondern ich bemerke schließlich nur noch, daß die Resultate, zu denen
ich bei den verschiedenen Arten von Kupferstich gelangte, von der Anwendung einer
chemischen Theorie abhaͤngen, welche mich zur Loͤsung der schwierigen
Aufgabe: „Erzeugung einer reinen und tiefen Aezung ohne merkliche
Erweiterung der vertieften Zuͤge und ohne merkliches Angreifen der
seitlichen Theile bei der erhabenen Gravirung“ fuͤhrten.
–––––––––
Wir erlauben uns diesem Aufsaze des Hrn. Deleschamps noch
Folgendes aus dem Berichte beizufuͤgen, den Hr. A. Chevallier im Namen einer Commission der Société d'encouragement daruͤber erstattete.
Die Glyphogene, welche auf Stahl eine reine und tiefe Aezung gibt, so daß man nicht
bloß viele, sondern auch gut gefaͤrbte Abdruͤke damit zu erhalten im
Stande ist, hilft einem großen Beduͤrfnisse unserer Kupferstecher ab. Denn
weder durch Anwendung der verschiedenen, aus destillirtem Wasser, Alaun,
Salpetersaͤure und Queksilbersublimat bestehenden FluͤssigkeitenDie vorzuͤglichsten Formeln, deren man sich gegenwaͤrtig in
Paris zur Aezung auf Stahl bedient, sind folgende: 1ste Formel. Queksilbersublimat 3 Gramm, Alaun 8 Gr., destillirtes
Wasser 500 Gr. – 2te Formel.
Queksilbersublimat 36 Gr., Alaun 16 Gr., destillirtes Wasser 1000 Gr.
– 3te
Formel. Salpetersaͤure 32 Gr.,
destillirtes Wasser 96 Gr., und Queksilbersublimat 3 Decigramm. Bei
Anwendung des lezten Aezmittels laͤßt man dasselbe fuͤr helle
Toͤne eine, und fuͤr schwarze 10 bis 15 Minuten lang
einbeißen.A. d. O., noch durch Anwendung der von Ed. Furrel angegebenen
Fluͤssigkeit zur Aezung auf StahlDie Fluͤssigkeit Turrel's besteht aus 4
Raumtheilen sehr concentrirter Essigsaͤure und einem Theile
wasserfreien Alkohol, die man eine Minute lang auf einander wirken
laͤßt, um hierauf einen Theil reine Salpetersaͤure zuzusezen.
Dieses Praͤparat gibt in 1 bis 1 1/2 Minuten sehr leichte
Farbentoͤne, waͤhrend es nach einer Viertelstunde schon sehr
dunkle Schattirungen erzeugt.A. d. O. ließen sich bisher, obschon lezterer Erfinder von der Society of arts in London die große Medaille zuerkannt erhielt, dieselben
Resultate wie mit der Glyphogene erzielen. Die Commission ließ Hrn. Deleschamps in ihrer Gegenwart arbeiten, und bemerkte,
daß derselbe dabei folgendes Verfahren befolgte. Er reinigte die Stahlplatte zuerst,
um sie zu entfetten, mit Meudoner- oder Bleiweiß, erhizte sie darauf leicht,
und uͤberzog sie mit einem Firniß.Der Firniß des Hrn. Deleschamps wird nach den
Regeln der Kunst aus folgenden Substanzen bereitet: Asphalt von
glaͤnzendem Bruche 100 Gr., geschmolzener Bernstein 10 Gr., weißes
reines Wachs 32 Gr., Mastix in Koͤrnern 25 Gr., Terpentingeist 500
Gr., Lavendeloͤhl 61 Gr., concentrirte Aufloͤsung von
Kautschuk in Lavendeloͤhl 4 Gr.A. d. O. Nach gehoͤrigem Abtroknen dieses lezteren gravirte er einige
Zuͤge darauf, worauf er den Wachsrand anbrachte, und zur Avivirung der
Zuͤge eine geringe Quantitaͤt mit Salpetersaͤure
gesaͤuerten Wassers darauf goß, welches er jedoch alsogleich wieder
entfernte. Nachdem er hierauf die Platte wieder abgewaschen, trug er seine Beize
auf, welche er nach einigen Augenbliken wieder entfernte, um jene Stellen, die nur
einen sehr schwachen Farbenton bekommen sollten, mit Firniß zu uͤberziehen.
Auf jene Stellen hingegen, die einen kraͤftigeren Ton bekommen sollten, ließ
er seine Beize abermals wirken; und diese Wirkung wiederholte er fuͤr die
schwarzen Toͤne noch ein Mal. Nach Beendigung dieser Operation reinigte er
die Platte von dem aufgetragenen Firnisse, um zu sehen, ob saͤmmtliche
Zuͤge der Zeichnung die gehoͤrige Reinheit und Tiefe erhalten
haͤtten.
Die Commission uͤberzeugte sich hiebei vollkommen von der Richtigkeit dessen,
was Deleschamps von der Wirkung und den Eigenschaften
seiner Beize angegeben hatte; sie begnuͤgte sich aber nicht hiemit, sondern
erholte auch noch das Urtheil mehrerer Kuͤnstler, die sich folgender Maßen
aͤußerten.
Hr. Péronard ist der Meinung, daß die neue Beize
alle Eigenschaften, die man wuͤnschen kann, in sich vereint, und gibt an, daß
sie ihm, sowohl in Hinsicht auf Reinheit und Tiefe der Aezung, als auch in jeder
anderen Beziehung, immer vortreffliche Resultate gab, er mochte sie zur Erzeugung
Heller und zarter Toͤne, oder zu starken, heißen und sammetartigen
Toͤnen verwenden.
Hr. Queverdo erklaͤrt sie fuͤr die
colorirten Toͤne unter allen bis auf den heutigen Tag erfundenen Beizen
fuͤr die beste, indem sie den Vortheil gewaͤhrt die Zuͤge zu
vertiefen ohne sie zu erweitern.
Hr. Pollet, der sich der Glyphogene seit mehreren Monaten
bedient, kann nur Lobenswerthes von ihr sagen. Nach seiner Ansicht wirkt sie in
jeder Beziehung sehr gut; die Striche werden in den dunkelsten Toͤnen sehr
tief und rein, und in den Halbtoͤnen sehr mild. Er hat von keinem der
Kuͤnstler, die sich ihrer bedienen, je eine Klage daruͤber
gehoͤrt.Zu bemerken ist, daß sich einige Stahlplattenfabrikanten gegen die Beize des
Hrn. Deleschamps erhoben, weil dieselbe die
allenfallsige schlechte Beschaffenheit des Stahles und dessen Korn zeigt.
Wir erinnern hieruͤber nur, daß jeder Kuͤnstler, dem an seinem
Rufe gelegen ist, seine Stahlplatten vorher mit Salpetersaͤure
probiren sollte. Dasselbe Verfahren befolgte auch Perret bei allem Stahle, den er zur Verfertigung chirurgischer
Instrumente anwendete.A. d. O.
Hr. Dupont, der sich der neuen Beize unter Leitung des
Erfinders selbst bei den Arbeiten fuͤr das Muͤnzcabinet bediente, ist
so sehr damit zufrieden, daß er sich ihrer jedes Mal beim Stahlstiche bedienen
wird.
Nach Hrn. Millet gibt es keine bessere Beize fuͤr
den Stahlstich, als jene des Hrn. Deleschamps, indem ihr
nicht nur keiner der Maͤngel der uͤbrigen Beizen zukommt, sondern
indem man mit ihr auch alle nur immer zu wuͤnschende Modulationen im
Farbentone erzielen kann.
Hr. Maurisset glaubt, daß die Glyphogene wesentlich dazu
beitragen wird, den Stahlstich in Frankreich auf den hohen Grad von Vollkommenheit
zu bringen, auf den er bereits in England gediehen ist.
Hr. Thevenon hebt besonders hervor, daß die neue Beize
bestaͤndig reine und glaͤnzende Aezungen auf Stahl gibt,
waͤhrend alle anderen bisher in Anwendung gebrachten Beizen in ihrer Wirkung
unbestaͤndig und zweifelhaft waren. Die Beize des Hrn. Deleschamps, sagt er, wirkt schnell und regelmaͤßig; ihre Aezung
ist schwarz, woraus denn folgt, daß der Kuͤnstler, der sich ihrer bedient,
gewiß ist, das gewuͤnschte Schwarz durch Regulirung der Dauer der Wirkung zu
erhalten. Wegen dieser Schwaͤrze der Aezungen zeigt die Platte auch ganz
genau die Tinte, welche der Abdruk geben muß, was bei den uͤbrigen
Compositionen nicht der Fall war, indem deren Aezung oft auf den Platten schwarz
erschien, waͤhrend sie sich beim Abdruke matt und grau zeigte. Da die neue Beize endlich in
die Tiefe frißt, ohne die Raͤnder zu erweitern, so behalten die Striche ihren
primitiven Zustand ohne zu zerplazen.
Hr. Rouargue endlich ist der Ansicht, daß kein
Kuͤnstler, der etwas Tuͤchtiges auf Stahl leisten will, die Glyphogene
entbehren kann.
Die Commission, gestuͤzt auf ihre eigenen Erfahrungen und auf die
Ausspruͤche so vieler ausgezeichneter Kuͤnstler, schlaͤgt vor,
Hrn. Deleschamps eine Medaille zu ertheilen, und ihn
einzuladen, die Anwendungsweise der Glyphogene genau zu beschreiben. Der Erfinder
hat erklaͤrt, daß er seine Composition oder seine Beize nur 5 Jahre lang
geheim halten wolle, um sich fuͤr die vielen Kosten zu entschaͤdigen,
die ihm das mehrere Jahre lang fortgesezte Studium der Wirkung der fruͤher
gebraͤuchlichen Beizen verursachte.