Titel: | Ueber Licht und Wärme in Bezug ihrer Wirkungen auf die Baukunst. Von C. A. Menzel in Greifswald. |
Autor: | Carl August Menzel |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. XXI., S. 178 |
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XXI.
Ueber Licht und Waͤrme in Bezug ihrer
Wirkungen auf die Baukunst. Von C. A.
Menzel in Greifswald.
Ueber Licht und Waͤrme in Bezug ihrer Wirkungen auf die
Baukunst.
Licht und Waͤrme aͤußern ihre naͤchste Beziehung zur Baukunst
zuvoͤrderst in so fern, als sie die Stellung bewohnter Gebaͤude gegen
die Weltgegenden bedingen. In unserem noͤrdlichen Klima ist die Lage
bewohnter Raͤume gegen Suͤd und Suͤdost die gesundeste,
besonders derjenigen Zimmer, welche man zum Aufenthalte waͤhrend des Tages
waͤhlt. In der kalten und gemaͤßigten Jahreszeit steht bei uns die
Sonne so niedrig, daß ihre Strahlen das ganze Zimmer durchdringen, und eine der
Gesundheit hoͤchst wohlthuende Waͤrme und Trokenheit hervorbringen; in
den heißen Sommermonaten dagegen steht die Sonne zur Mittagszeit so hoch, daß sie
nur wenige Fuß tief in die Zimmer scheint, und also den Raum weit weniger unangenehm
erhizt, als dieß z.B. bei Zimmern gegen Suͤdwest und West der Fall ist. Auch
diese groͤßere Erhizung der Raͤume gegen die eben genannten
Weltgegenden ist jedoch noch eher zu ertragen, da wir nur drei heiße Monate haben,
als die kalte feuchte Luft gegen Nord, Nordnordwest und Nordnordost; schon der
immerwaͤhrende Schnupfen, welchem man in so gelegenen Zimmern ausgesezt ist,
gibt den Beweis, wie wenig zutraͤglich sie der Gesundheit sind, und wie
leicht der Aufenthalt darin in schwerere Krankheiten ausarten kann.
Wohnzimmer liegen demnach am besten gegen Suͤd und Suͤdost.
Schlafzimmer gegen Ost. Arbeitszimmer gegen Ost oder Suͤdost, Kuͤchen,
Speisekammern und Abtritte gegen Nord, Nordost, auch Nordwest. Diese Raͤume
muß man vermeiden gegen die heißeren Weltgegenden zulegen; denn in den
Kuͤchen entsteht sonst im Sommer eine unertraͤgliche Hize, in den
Speisekammern verderben aus derselben Ursache die Vorraͤthe, Fleisch, Butter
etc., und die Abtritte endlich verursachen einen viel unangenehmeren Geruch, als
wenn sie kuͤhl liegen. Ebenfalls duͤrfen Keller nicht gegen heiße
Weltgegenden liegen, weil die Vorraͤthe verderben, und die Hize weit schwerer
abzuhalten ist als die Kaͤlte. Weinkellern muß man sogar moͤglichst
das Licht entziehen und nur fuͤr Luftzug sorgen, da die Erfahrung lehrt, daß
der Wein in finsteren Kellern sich ungleich besser haͤlt als in hellen.
Raͤume zur Aufbewahrung von Kleidern, namentlich wollener und von Pelzen, duͤrfen
eben so wenig heiß liegen, der Motten wegen, auch muß fuͤr
hinlaͤnglichen Luftzug gesorgt seyn. Badezimmer, wo man sie haben kann,
liegen am besten gegen Ost. Speisezimmer gegen Ost oder Nordost, da im Sommer die
maͤßig kuͤhlen Zimmer weit mehr die Eßlust reizen, auch der
mannigfaltige Geruch der Speisen bei weitem darin nicht so widerlich ist als in
warmen.
Bibliotheken, Bildergallerien, zoologische Sammlungen liegen besser gegen
kuͤhle Weltgegenden als gegen heiße; der Wuͤrmer, Motten und des
Auseinandertroknens wegen, welches so vielen Schaden bei nur etwas
vernachlaͤssigter Aufsicht hervorbringt. Auch bleichen die Sonnenstrahlen die
Farben aus Bildern und ausgestopften Gegenstaͤnden.
Tanzsaͤle liegen besser zu kuͤhl als zu warm; deßhalb und weil sie auch
in der Regel nur bei kuͤnstlicher Beleuchtung gebraucht werden,
koͤnnen sie von anderen Raͤumen ganz umschlossen seyn, welches auch
außerdem viel Bequemlichkeiten und schoͤne Anordnungen zulaͤßt;
gleichzeitig kann man sie am Tage durch Fenster in der Deke, oder durch einen
Fensterkranz, welcher nahe an der Deke herumlaͤuft, erleuchten.
Saͤle worin große Versammlungen gehalten werden, zu Reden, Musik etc., sollten
immer kuͤhl liegen, da im umgekehrten Falle die Hize durch die vielen
Ausduͤnstungen vermehrt, unertraͤglich werden kann.
Dunstloͤcher in der Deke, von gehoͤriger Groͤße und Anzahl und
mit willkuͤrlich verschließbaren Klappen versehen, leisten hier die besten
Dienste.
Von allem diesem findet man bei Anordnung der Gebaͤude wenig oder nichts
befolgt, wenn es nicht vielleicht zufaͤllig gekommen ist. In Staͤdten
wo jedes Haus eine ihm durch andere Ursachen bestimmte Stelle einnimmt, kann es
freilich nicht so streng genommen werden; allein bei freistehenden und
oͤffentlichen Gebaͤuden ließe sich fast immer mehr in dieser Hinsicht
erreichen, als dabei geschieht. Selbst bei Anlage der oͤkonomischen
Gebaͤude ist die Beruͤksichtigung des Lichts und der Waͤrme
eine der wichtigsten zur Befoͤrderung der Gesundheit des Viehes, und folglich
des Wohlstandes fuͤr den Besizer. Nichts desto weniger finden wir in unserem
deutschen Vaterlande hierin eine gaͤnzliche Sorglosigkeit, und nur die
Englaͤnder bemuͤhen sich, wie in Allem, was eine gesteigerte
Production hervorzubringen im Stande ist, uns voranzuleuchten.
Staͤlle fuͤr Rindvieh und Pferde liegen am besten gegen Ost, da sie
gegen Nord mit den Thuͤren gekehrt zu kuͤhl, gegen Suͤd und
West aber zu warm sind, auch verursachen, daß das Vieh zu sehr von den Fliegen
geplagt wird, besonders bei eingefuͤhrter Stallfuͤtterung.
Schafstaͤlle legt man gern gegen Suͤd, da die Schafe im Sommer den Tag
uͤber auf der Weide sind, im Winter aber, wo sie sich im Stalle aufhalten,
der waͤrmenden Sonne sehr beduͤrfen. Schweinestaͤlle
muͤssen mit ihren Thuͤren gegen Ost liegen; das Schwein ist ein
hiziges Thier und verlangt Kuͤhlung im Sommer. Bienenhaͤuser und
Treibhaͤuser stehen am besten gegen Suͤdost; Kornboͤden mit den
langen Seiten wo moͤglich gegen Nordost und Suͤdwest, denn zu große
Hize befoͤrdert den Wurm. Scheunen liegen am besten so, daß der Wind von Ost
nach West durch die Tennen streichen kann, weil aus diesen Weltgegenden die meisten
Winde wehen, und der Luftzug bei dem Dreschen und Werfen des Getreides vortheilhaft
ist. Staͤlle fuͤr Federvieh duͤrfen nicht zu heiß liegen, weil
das Ungeziefer sonst die Thiere sehr plagt, welches ihrer Entwikelung
schaͤdlich ist.
Es stehen uns bei der Construction der Gebaͤude eine Menge Mittel zu Gebote,
die Wirkungen des Lichtes und der Waͤrme willkuͤrlich zu steigern und
zu schwachen, und so den Nuzen daraus zu ziehen, der fuͤr jede Bauanlage am
ersprießlichsten waͤre. Leider aber kosten sie gewoͤhnlich etwas mehr
als das allerschlechteste, und die Scheu vor der ersten Ausgabe wirkt hier eben so
nachtheilig als bei allen Gegenstaͤnden, wo die Hoͤhe des Preises mit
der Guͤte des gelieferten Fabrikates in geradem Verhaͤltniß steht.
Wir wollen die Mittel uͤber Licht und Waͤrme bei Bauanlagen
willkuͤrlich zu gebieten, naͤher betrachten.
Die bestaͤndige Abwechselung unseres Klima's von circa 20° Kaͤlte bis 30° Grad Hize (Réaumur)
erfordert eine Construction, welche diesen entgegengesezten Einwirkungen gleich gut
widersteht. Hieraus folgt, daß Waͤnde und Daͤcher aus
moͤglichst schlechten Temperaturleitern bestehen muͤssen. Wie suchen
wir dieß zu erreichen? Beinahe gerade entgegengesezt. Die vorwaltende Bauart aller
oͤkonomischen Gebaͤude ist das sogenannte Fachwerk mit Lehm oder Stein
ausgefuͤllt. Abgesehen von der Elendigkeit und Verbrennlichkeit dieser
Bauart, sind die Waͤnde unter allen Umstaͤnden viel zu duͤnn,
um lange einer fortgesezten Einwirkung von Kalte und Hize, ja selbst des Regens zu
widerstehen. Da man die Kaͤlte in solchen Staͤllen zur Winterszeit aus
Erfahrung kenne, so sucht man das Vieh dagegen dadurch zu schuͤzen, daß man
die Raͤume moͤglichst niedrig macht; was aber im Sommer
unertraͤgliche Hize, und zu jeder Jahreszeit einen ungesunden Dunst erzeugt,
welcher weder Menschen noch Vieh zutraͤglich ist.
Die mit Lehm ausgefuͤllten Faͤcher (gestaakten Waͤnde) sind,
abgesehen von ihrer Vergaͤnglichkeit, immer noch den mit Mauersteinen
ausgefuͤllten vorzuziehen, da Lehm und Stroh schlechtere Leiter sind, als gebrannte Steine;
allein auch sie sind mit sechs Zoll Staͤrke zu duͤnn, um die
aͤußere Temperatur abzuhalten, und beduͤrfen wenigstens eine
Hintermaurung mit Lehmsteinen um leidlich zu seyn.
Also staͤrkere Umfassungswaͤnde waren ein Haupterforderniß, wenn man
sein Vieh und folglich seinen Gewinn will gedeihen sehen. Unsere Vorfahren wußten
sehr gut was sie mit ihren starken Mauern wollten, und scheuten weder Kosten noch
Muͤhe sie solid und zwekmaͤßig zu errichten. Daher freut sich das
jezige Geschlecht, wo die allgemeine Zerstoͤrungswuth dergleichen
Gebaͤude noch nicht zum Bau jaͤmmerlicher Huͤtten abgebrochen
hat, sie zu beliebigen Zweken zu verwenden, aber selten faͤllt es Jemanden
ein eben so tuͤchtig fuͤr spaͤtere Geschlechter zu sorgen.
Thuͤr- und Fensteroͤffnungen muͤssen wir haben, aber wir
entbehren den Vortheil solcher Laͤnder, wo ein minder großer Unterschied der
Kaͤlte- und Hizgrade, und folglich eine bestaͤndigere
Witterung, hierin auch mehr Bestimmtheit in der Anordnung zulassen. Waͤre es
bei uns nur heiß oder nur kalt, so wuͤrden moͤglichst kleine und
moͤglichst wenig Oeffnungen eine natuͤrliche Folge seyn. Die Sitte
unsere Oeffnungen der Fenster zu verglasen laͤßt der Kaͤlte und
Waͤrme gleichen Spielraum in die Gebaͤude zu dringen. Wir
duͤrfen demnach nicht mehr Oeffnungen in die Waͤnde machen, als Licht
und Luft unumgaͤnglich erfordern.
Die Art der Bedekung der Daͤcher traͤgt wesentlich zur Stimmung der
Temperatur in den Gebaͤuden bei. Stroh und Rohr als schlechte
Waͤrmeleiter wuͤrden den beabsichtigten Zwek, die aͤußere
Temperatur abzuhalten, am besten erfuͤllen. Ihre Verbrennlichkeit aber
verbannt sie nach und nach gaͤnzlich von der Liste verwendbarer
Dekungsmaterialien.
Gebrannte Dachsteine, welche gewoͤhnlich bei uns verwendet werden, erzeugen
unter dem Dache eine eben so unertraͤgliche Hize als Kaͤlte, wie wohl
jeder Bewohner von sogenannten Dachstuben bezeugen kann, wenn nicht besondere
Vorsichtsmaßregeln angewendet werden, als: eine foͤrmliche Dekenconstruction
im Kehlgebaͤlke, Maurung senkrechter Waͤnde an der schraͤgen
Dachseite bis zur Bruͤstungshoͤhe, wodurch zwischen der
schraͤgen Dachseite und der senkrechten Bruͤstungswand ein Luftraum
entsteht, welcher schlecht leitet. Ferner Ausfuͤtterung der noch
uͤbrig bleibenden schraͤgen Dachflaͤche, von der senkrechten
Bruͤstungswand bis zur Deke, durch gestaakte Felder; welche
Huͤlfsmittel alle aber nicht ganz die aͤußere Temperatur zu mildern im
Stande sind.
Damit nun die im Dache befindliche Temperatur, namentlich die Kaͤlte, sich den
unteren Raͤumen nicht mittheilen kann, ist es unter allen Umstaͤnden gut die
Bodentreppen durch Verschlaͤge und Thuͤren abzusondern.
Damit ferner die Temperatur des Dachbodens sich nicht den unmittelbar darunter
liegenden Zimmern durch die Deke mittheile, ist es gut sogenannte halbe
Windelbodendeken, andern Constructionen vorzuziehen, da bei diesen Deken der
zwischen den Dekenschaalbrettern und den Einschiebebrettern eingeschlossene Luftraum
ein schlechter Leiter ist und die obere Temperatur nicht eindringen,
laͤßt.
Alle Metalldaͤcher sind starke Leiter. Es kommt also hier ganz besonders
darauf an, die sich unter dem Dachboden erzeugende Temperatur abzusperren.
Verschlaͤge der Bodentreppen, halbe Windelboden im Dachgebaͤlk und am
besten noch ein dreizoͤlliger Lehmstrich uͤber dem Dachgebaͤlk
werden diesem Zweke am besten entgegenkommen.
Außerdem ist es aber namentlich der Hize wegen, welche sich unter Zink-,
Eisenblech- und Kupferdaͤchern erzeugt, nothwendig viele
Luftzuͤge anzubringen, damit die kuͤhle Nachtluft die Tagestemperatur
vertreibe. Deßwegen duͤrfen Metalldaͤcher niemals unmittelbar auf der
Balkenlage des oberen Stokwerkes ruhen, sondern sie muͤssen auf wenigstens um
4 Fuß erhoͤhten Frontwaͤnden ihr Auflager finden, damit im Sommer die
Hize unter dem Dachboden durch Luftzug fortgeschafft, im Winter aber nach erfolgter
Schließung aller Luftzuͤge unter dem Dachboden eine abgesperrte Luftschicht
gebildet werde, welche als schlechter Leiter dem Eindringen der aͤußeren
Temperatur widersteht.
Bei Stadtgebaͤuden und Buͤrgerhaͤusern lassen sich zwar die
Eingangs gegebenen Hindeutungen wegen Beruͤksichtigung der Weltgegenden
fuͤr bestimmte Raͤume seilen oder niemals genau befolgen, allein was
den Abschluß der aͤußeren Temperatur betrifft, hinsichtlich der
Daͤcher und durch Vermeidung der Zugluft noch viel mehr thun als bis jezt
geschieht. Das einfachste Mittel gegen Zugluft, welche (nebenbei gesagt) schlechte
Zaͤhne, rheumatische Schmerzen und Erkaͤltungen aller Art bewirkt, ist
Absperrung der Stokwerke in den Treppenhaͤusern durch Verschlaͤge,
oder wenn man das Licht braucht, durch Glaswaͤnde.
Eine besondere Ruͤksicht verdient die Verbesserung unserer Kuͤchen. Die
gewoͤhnlichen Feuerherde und offenen Schornsteine derselben verursachen einen
immerwaͤhrenden Zug, folglich Circulation der Luft und Veraͤnderung
der Temperatur. Um diesen Uebeln vorzubeugen, waͤre bei den Kuͤchen
nothwendig, mehr und mehr sogenannte verdekte Kochherde einzufuͤhren, oder
wenigstens die Schornsteine mit eisernen Klappen zu versehen, um sie
willkuͤrlich oͤffnen und schließen zu koͤnnen, damit man, wenn
kein Feuer auf dem Herde brennt, dem Zuge wehren kann. So angenehm die bedekten Kochherde im
Winter sind, weil die Kuͤche alsdann gleich einer Stube erwaͤrmt wird,
eine so unangenehme Hize erzeugen sie im Sommer, und fuͤr diese Jahreszeit
ist es vortheilhafter die Schornsteinklappe offen zu erhalten damit die zu große
Waͤrme entweichen kann; der Bequemlichkeit nicht zu gedenken, welche ein
gewoͤhnlicher offener Herd in Verbindung mit einem verdekten in so fern
gewaͤhrt, daß man nicht um jede Kleinigkeit, z.B. etwas warmes Wasser, den
ganzen Ofen des verdekten Herdes zu heizen braucht. Also ein gewoͤhnlicher
kleiner Herd, in Verbindung mit einem verdekten Feuerherde und einer Klappe im
Schornstein, werden allen oben ausgesprochenen Maͤngeln in den Kuͤchen
abhelfen.
Die Keller werden schon jezt gewoͤhnlich durch Verschlaͤge abgesperrt,
um ihre Temperatur gleichfoͤrmiger zu erhalten, und es ist unbegreiflich,
warum man nicht dasselbe hoͤchst einfache Mittel anwendet, um auch jedes
einzelne andere Stokwerk gegen Veraͤnderung der Temperatur zu
schuͤzen. Die einzige Erklaͤrung dieser Inconsequenz geben
hoͤchstens die etwas anwachsenden Kosten, welche immer mehr
beruͤksichtigt werden als die Gesundheit.
Ferner traͤgt es bei einem Hause wesentlich zur Erhaltung
gleichmaͤßiger Temperatur bei, wenn die Haupteingangsthuͤr nicht
unmittelbar der sogenannten Hinterthuͤr gegenuͤber steht; sondern
diese Hinterthuͤr entweder an die Seite des Gebaͤudes verlegt wird
(also kein in gerader Linie von Vorn nach Hinten gehender Hausflur angelegt wird),
oder daß man in dem durchgehenden Hausflur mindestens eine Trennungswand anbringt.
Die Italiaͤner beruͤksichtigen diese Vorsicht niemals; im Gegentheil
suchen sie die moͤglichste Zugluft durch die Stellung der Thuͤren und
Fenster zu erreichen, deren Mittellinien im Grundriß immer in eine gemeinschaftliche
Axe fallen, damit am kuͤhlen Morgen, wenn Thuͤren und Fenster
geoͤffnet werden, die Luft ungehindert in gerader Linie durch das Haus
streichen kann.
Wir beduͤrfen diesen Vortheil wohl hoͤchstens 2 Monate im Jahre, die
uͤbrigen 10 Monate ist es besser, wenn man sich dem Eindringen der Temperatur
widersezt.
Die Erfahrung lehrt weiter, daß diejenigen Zimmer die waͤrmsten sind, welche
nicht an den Seiten des Hauses und nicht am Flur, sondern in der Mitte zwischen
anderen liegen, welches sich sehr natuͤrlich durch das schwerere Eindringen
der aͤußeren Temperatur erklaͤrt. Bei freistehenden Gebaͤuden,
wo die Giebelseiten der unteren Stokwerke gewoͤhnlich wenig Fenster haben,
und bei solchen Gebaͤuden, wo breite Fensterpfeiler statthaft sind,
wuͤrde man bei maͤßig starken massiven Waͤnden die Einwirkung der
aͤußeren Temperatur am besten durch folgendes Mittel abhalten.
Man lasse in der Mitte dieser Waͤnde einen hohlen, etwa 1 bis 2 Zoll breiten
Luftraum, welcher von allen Seiten geschlossen, als schlechter Leiter die Temperatur
der aͤußeren Atmosphaͤre dem Inneren des Hauses wenig oder gar nicht
mittheilen wird. Das hoͤchst laͤstige Durchgluͤhen der Mauern
im Sommer und das im Winter bis in die Zimmer hinein kaͤltende derselben wird
alsdann nicht Statt finden. Ein solcher Luftraum wird ferner das Durchnaͤssen
derjenigen Umfassungswaͤnde verhuͤten, welche gegen die Wetterseite
stehen. Damit aber die auf solche Art construirten hohlen Mauern Stabilitaͤt
genug bekommen, muͤssen hinlaͤnglich Strekersteine durch den Luftraum
von der aͤußeren Seite der Wand nach der inneren hindurchgehen. Bei
Kellermauern, welche ohnehin immer stark sind, wuͤrde obiges Mittel besonders
dazu dienen, die Feuchtigkeit der Seitenwaͤnde abzuwenden. Auch in dem
Stokwerk zu ebener Erde wuͤrde das Heraufziehen der Naͤsse von Außen
vermieden werden. Bei Pferdestaͤllen endlich (beilaͤufig gesagt) wird
diese Art zu construiren außer der Waͤrme noch den wesentlichen Vortheil
haben, dem so laͤstigen Durchschlagen der inneren Feuchtigkeit nach der
Außenflaͤche, welches die aͤußeren Mauern stets verdirbt, mit einem
Male besser abzuhelfen, als alle bisher angewendeten Mittel, welche zu nichts
gedient haben. Wollte man in diesem Falle auch das Eindringen der Feuchtigkeit in
die Mauern von Unten herauf besiegen, so duͤrfte man nur auf die abgeglichene
Plinte zerbrochene Glasscheiben so legen, daß sie sich etwas uͤberdeken,
wodurch es der unterhalb sich erzeugenden Feuchtigkeit unmoͤglich gemacht
wird, in die oberen Mauern zu dringen. Zinkplatten als Beleg der Plinten
wuͤrden bei Pferdestaͤllen nicht helfen, da der Urin den Zink
zerstoͤrt, Glas dagegen wird davon nicht angegriffen, wie bekannt. Alles dieß
ist sehr einfach, aber leider kostet es Geld.
Das Auskleben innerer Raͤume mit (wo moͤglich doppeltem) Papier ist
hoͤchst zwekmaͤßig, um warme Waͤnde zu erhalten und die
aͤußere Kaͤlte abzuwehren, da Papier ein schlechter Leiter ist.
Die Bekleidung der Waͤnde mit Holz ist ebenfalls zwekmaͤßig, aber sehr
kostspielig, und außerdem Helen darin leicht Wanzen, Holzkaͤfer etc. Tapeten
von Zeug auf Rahmen gespannt sind gut, aber sehr kostbar.
Das Verblenden massiver und hoͤlzerner Umfassungswaͤnde mit Lehmsteinen
ist ganz dem Zwek gemaͤß, welchen wir erreichen wollen. Lehmsteine sind ein
schlechterer Leiter als gebrannte Mauersteine, wie fruͤher gesagt. Auch die
Art die Fußboden zu construiren, haͤngt mit dem uns vorgestekten Ziele, die
Einwirkungen aͤußerer Temperatur fuͤr das Innere der Gebaͤude
unschaͤdlich zu machen, zusammen. So sehr man in suͤdlichen
Laͤndern hoͤlzerne Fußboden vermeidet, und dafuͤr marmorne,
Gypsestriche und solche von gebrannten Steinen waͤhlt, so wenig vertragt
unser Klima dergleichen, und in bewohnten Raͤumen duͤrfen sie nur von
Holz, oder in ganz schlechten Wohnungen von Lehmschlag seyn, weil die erst
erwaͤhnten im Winter viel zu kalt sind.
Die Russen haben wohl am richtigsten die Idee aufgefaßt, sich gegen Kaͤlte zu
schuͤzen. Ihre Art der Heizung mit erwaͤrmter Luft, wodurch sie den
Hausflur, die Treppenhaͤuser und mit Einem Wort alle Raͤume des Hauses
gleichmaͤßig zu erwaͤrmen im Stande sind, so daß man, nachdem die
Hausthuͤr geschlossen ist, sich in einer ganz anderen Atmosphaͤre
befindet als außerhalb des Hauses, laͤßt, da auch Dach und Kellerraum auf das
sorgfaͤltigste gegen die uͤbrigen Raͤume des Hauses abgesperrt
sind, nichts zu wuͤnschen uͤbrig; und ehe wir nicht unsere
duͤnnen Waͤnde, kalten und zagigten Fluren, Treppenhaͤuser und
Kuͤchen abaͤndern, koͤnnen wir nie zu gesunden, angenehmen
Wohnungen gelangen, so sehr auch unser hoͤchst veraͤnderliches, und in
dieser Hinsicht in vielem Betracht laͤstigeres Klima, als das russische, dazu
auffordert.
Zur Zeit als die deutschen Baumeister ausschließlich ihre Bildung durch das Studium
der Werke italiaͤnischer Architekten und der durch diese gebildeten
franzoͤsischen erhielten, als mit Einem Wort so zu sagen der
italiaͤnische Styl Mode war, sahen wir offene Hallen, Bogengaͤnge kurz
Alles in Deutschland entstehen, was in Italien klimatisch bedingt, fuͤr uns
aber nur in so fern brauchbar ist, als es die uͤbrigen bei uns wesentlichen
Bedingungen eines gesunden Wohnhauses nicht aufhebt. Alle die eben genannten
schoͤnen Anordnungen koͤnnen auch bei uns Statt finden, nur sind sie
in so fern mit Vorsicht zu gebrauchen, und wir bitten den deutschen Baumeister
niemals zu vergessen, daß die milden Luͤfte des Suͤdens sich in
unserem Vaterlande selten anders zeigen, als in schwuͤle Gewitterluft
verwandelt, und daß wir nur vier warme Monate im Jahre genießen.
Was die Beleuchtung der Raͤume durch das Sonnenlicht betrifft, so ist nur zu
merken, daß die Zimmer, welche gegen Ost, Suͤd und West und die dazwischen
liegenden Weltgegenden gerichtet sind, mehr erhellt werden, als die gegen Ost, Nord
und West gerichteten; da die nach den leztgenannten Gegenden befindlichen Zimmer
groͤßten Theils oder ganz nur durch reflectirtes Licht erleuchtet werden.
Der Beleuchtung von Oben, welche in Suͤdlaͤndern eine so große Rolle,
wenigstens in oͤffentlichen Gebaͤuden spielt, sezt unser Klima mancherlei Hindernisse
entgegen, welche hauptsaͤchlich darin bestehen, daß die Oeffnungen nach Oben
schwer gegen die Einwirkungen namentlich des Schneewassers und des Eises zu
schließen sind. Der auf solche Oberlichter fallende Schnee benimmt zwar das Licht
nie ganz, muß aber doch zuweilen abgeraͤumt werden; denn obgleich er
durchschimmernd ist, benimmt er doch dem Raume um so mehr Licht, je diker er liegt.
Die Beleuchtung von Oben hat ferner fuͤr bewohnte Raͤume in unserm
Klima etwas Beengendes, Unheimliches, von Mauern Bedraͤngtes, da einen großen
Theil des Jahres uͤber unser Himmel grau ist.
Es wuͤrde demnach fuͤr unsere Zweke die Beleuchtung von Oben sich
fuͤr einzelne Faͤlle in oͤffentlichen Gebaͤuden, und in
buͤrgerlichen Haͤusern auf Treppenhaͤuser, Saͤle etc.
beschraͤnken. Ferner erreicht bei uns die Sonne selten einen so hohen
Standpunkt, daß sie lange in einen von Oben erleuchteten Raum schiene. Dergleichen
Gemaͤcher werden also immer etwas Kuͤhles an sich haben, welches nach
Maßgabe der Lage auch wohl Feuchtigkeit erzeugen kann. Aus derselben Ursache, daß
die Sonne nicht lange von Oben her in einen Raum scheint, werden solche
Raͤume auch weniger hell seyn als von der Seite beleuchtete.
Um Oberlichter fuͤr das Auge angenehm zu machen, bedient man sich der bunten
Scheiben der Glasmahlerei, untergespannter transparenter auf Leinewand gemahlter
Bilder, welches Alles einen angenehmen Eindruk macht. Nur ein Uebelstand ist das
Heruntertropfen der an den Scheiben gefrornen Feuchtigkeit im Innern. Diesem ist nur
abzuhelfen, indem man die Glaseindekung doppelt macht, und einen Luftraum dazwischen
laͤßt, was das Frieren der unteren Scheiben verhindert.
Haͤuser, welche innere kleine Hoͤfe haben, wie dieß bei
Ekhaͤusern in Staͤdten haͤufig vorkommt, oder auch bei sehr
tiefen Gebaͤuden, in welchen sogenannte Lichthoͤfe sind, werden in
Bedekung der kleinen Hoͤfe durch Oberlichter eine sehr schikliche Deke gegen
Einwirkung der Temperatur finden, nur muß bei diesen mit Glas bedekten
Lichthoͤfen darauf gesehen werden, daß die Luft von dem Hofe nach Oben
Oeffnungen findet, um ausstroͤmen und beliebig erneuert werden zu
koͤnnen.