Titel: | Ueber ein neues hydraulisches Gebläse. Von Hrn. Alfred T. J. Martin in Helston in Cornwallis. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LVIIILVII., S. 366 |
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LVIIILVII.
Ueber ein neues hydraulisches Geblaͤse.
Von Hrn. Alfred T. J.
Martin in Helston in Cornwallis.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 622. S.
274.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Martin's neues hydraulisches Geblaͤse.
Ich habe in lezter Zeit ein hydraulisches Geblaͤse ausfindig gemacht, welches
nach einem kuͤrzlich verfertigten Modelle meinen Berechnungen vollkommen
entspricht, und sich im Großen wahrscheinlich eben so bewaͤhren
duͤrfte. Die beigefuͤgten Zeichnungen, zu deren Beschreibung ich
sogleich uͤbergehen will, werden meinen Apparat anschaulich machen.
In Fig. 15 ist
A ein hohler Cylinder, dessen Laͤnge dem
doppelten Durchmesser gleichkommt, und welcher mittelst eines auf die Rolle B wirkenden Laufbandes oder durch irgend eine andere
mechanische Kraft in den beiden Pfosten O umgetrieben
wird. C ist eine unbewegliche Schnauze oder
Roͤhre, welche an der Seite des ovalen Behaͤlters oder Kufens D befestigt ist. Dieser Behaͤlter ist beinahe mit Wasser
gefuͤllt, indem das Wasser uͤber den Mittelpunkt des Cylinders A und des kleinen, in ihm befindlichen und
spaͤter zu beschreibenden Cylinders reicht. Innerhalb dem Cylinder A ist um einen Cylinder, dessen Durchmesser nur den
fuͤnften Theil des Durchmessers des aͤußeren Cylinders mißt, eine
Spirale gewunden. Der innere Cylinder braucht nicht in demselben Maaßstabe
vergroͤßert zu werden, in welchem man dem aͤußeren Cylinder einen
groͤßeren Umfang gibt. Die Spirale, welche aus dem leichtesten Materiale
bestehen kann, wird an beide Cylinder geloͤthet und auf diese Weise luftdicht
gemacht.
In Fig. 16
sieht man, daß das Wasser die untere Haͤlfte des Cylinders und des
Behaͤlters erfuͤllt, waͤhrend der obere Theil immer mit Luft
erfuͤllt ist. Wenn nun das Rad eine Umdrehung macht, so gelangt das in E befindliche Wasser nach F,
waͤhrend jenes, welches fruͤher in F
enthalten war, bei G entweicht, um, nachdem es außer dem
Cylinder um dessen Seite und Boden geflossen, bei H
wieder in den Cylinder einzutreten. Die in I enthaltene
Luft, welche fortwaͤhrend durch den atmosphaͤrischen Druk von 15 Pfund
per Quadratzoll geliefert wird, gelangt in weniger
dann einer Umdrehung nach K, und jene Luft, die sich
fruͤher in K befand, wird bei der Rohre C ausgetrieben. Es entsteht auf diese Weise ein
ununterbrochener Wind- oder Luftstrom, welcher an einen beliebigen Ort, wo
man dessen bedarf, geleitet werden kann. Da der Druk des Wassers nach allen Seiten
gleich ist, und da das Wasser durch die schiefe Flaͤche der Schraube in
Bewegung gesezt wird, so ist nur eine geringe Kraft erforderlich, um das Rad in Gang
zu erhalten. Damit zwischen der Roͤhre und dem Cylinder keine Luft entweichen
kann, ist an der Roͤhre ein schmaler Lederstreifen befestigt, welcher bei P uͤber den Cylinder geschlagen ist, wie Fig. 15 zeigt,
und der durch kleine Gewichte, welche an beiden Seiten, nach Fig. 18,
angehaͤngt sind, niedergehalten wird. Vermoͤge dieser Einrichtung kann
keine Luft, die ein Mal bei dem Ende H durch die Spirale
unter das Wasser gebracht worden ist, an einem anderen Punkte entweichen, als bei
der Schnauze oder Roͤhre C.
Fig. 17 zeigt
beide Enden der Roͤhre im Querdurchschnitte und Umrisse, von der unteren
Seite gesehen.
Man kann dem Rade jede eben erforderliche Groͤße geben. Um die
Quantitaͤt der Luft oder der Winde, die bei jeder Umdrehung geliefert wird,
zu bestimmen, muß man zuerst den Rauminhalt des Cylinders, dessen Durchmesser ich zu
14 Fuß annehmen will, ermitteln. Man findet den Flaͤchenraum der Basis, indem
man das Quadrat des
Durchmessers mit 0,7854, und das Ganze dann mit der Laͤnge, die ich zu 28 Fuß
annehmen will, multiplicirt. Man erhaͤlt hienach 14 × 14 = 196
× 0,7854 = 154, beinahe, × 28 = 4312 als den Inhalt des Cylinders. Da
jedoch zwei Umdrehungen noͤthig sind, um den Cylinder zu entleeren, so werden
bei jeder Umdrehung 2156 Fuß Luft und Wasser ausgetrieben werden; dieß getheilt
durch 2 gibt 1078 Fuß Luft, und zieht man hievon 78 Fuß fuͤr den inneren
Cylinder etc. ab, so gibt dieß fuͤr jede Umdrehung 1000 Kubikfuß Luft. Wenn
die Triebkraft oder die Geschwindigkeit nicht leicht regulirt werden kann, so
laͤßt sich an der Seite der Roͤhre C ein
Schiebventil anbringen.
Man hat mir eingeworfen, daß der Druk der Luft fuͤr den Schmelzproceß 2, 3 und
selbst 4 Pfd. per Quadratzoll betragen muͤsse,
welcher dem Druke einer Wassersaͤule von beilaͤufig 7 Fuß Hoͤhe
gleichkommen wuͤrde. Ich sehe zwar nicht ein, auf welche Weise dieser Druk
nach obigem Plane erzielt werden koͤnnte; allein dessen ungeachtet
duͤrfte sich mein Apparat in solchen Faͤllen, wo eine große Menge Luft
von unbedeutendem Druke geliefert werden soll, als vortheilhaft
bewaͤhren.Unsere Leser werden bei Durchlesung dieses Aufsazes finden, daß Hrn.
Martin's Apparat
dem Principe nach durchaus nicht neu ist, und daß dieses Princip an der
Cagniardelle des Hrn. Cagniard-Latour, von der wir im Polytechn. Journal
Bd. LV. S. 212 eine Beschreibung
gaben, bereits auf eine weit vorzuͤglichere Weise in Anwendung
gebracht worden.A. d. N.