Titel: | Untersuchung einiger Brennmaterialien; von P. Berthier. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LXIVLXIII., S. 391 |
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LXIVLXIII.
Untersuchung einiger Brennmaterialien; von
P.
Berthier.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. Julius 1835,
S. 225.
Berthier's Untersuchung einiger Brennmaterialien.
Da die Brennmaterialien taͤglich seltener und theurer werden, seitdem die
Industrie so viel davon verbraucht, so ist es wichtig ihre Zusammensezung und ihre
Eigenschaften genau zu kennen, um sie mit moͤglichster Oekonomie anwenden und
beurtheilen zu koͤnnen, ob man wirklich so viel Waͤrme damit gewinnt,
als sie hervorzubringen vermoͤgen. Ich werde in dieser Abhandlung die
Resultate meiner Analysen mehrerer Steinkohlen, Braunkohlen, Torfe, Holzarten und
Holzkohlen, deren naͤhere Bestandtheile noch nicht ausgemittelt wurden,
mittheilen und zugleich die Heizkraft der meisten dieser Brennmaterialien
bestimmen.
In meinem Traité des essai
Handbuch der metallurgisch-analytischen Chemie, von P. Berthier. Uebersezt, mit
eigenen Erfahrungen und Zusaͤzen vermehrt, von Carl Kersten. Leipzig 1835.A. d. R. habe ich mein Verfahren bei Bestimmung des Heizungsvermoͤgens der
Brennmaterialien ausfuͤhrlich beschriebenWir theilen es hier unseren Lesern nach jener ausfuͤhrlichen
Beschreibung mit.A. d. R.. Es beruht auf einer Hypothese, fuͤr welche alle Thatsachen sprechen,
daß naͤmlich die aus verschiedenen Brennmaterialien
entwikelten Waͤrmemengen unter sich genau in demselben
Verhaͤltnisse wie die Sauerstoffmengen stehen, welche die
Brennmaterialien beim Verbrennen absorbiren und beschraͤnkt sich
also darauf, diese Sauerstoffmengen durch die Quantitaͤten von Blei zu
bestimmen, welche die verschiedenen Brennmaterialien beim Verbrennen mit
Bleiglaͤtte liefern. Der Versuch wird folgender Maßen angestellt:
Man zertheilt zuerst das Brennmaterial so fein als moͤglich; Holzkohlen,
Steinkohlen oder Kohks werden naͤmlich zu einem unfuͤhlbaren Pulver
zerrieben, das Holz aber wird mittelst einer außerordentlich duͤnnen
Saͤge in sehr zarte Spaͤne zertheilt oder auch mit einer feinen Feile
geraspelt; dann wird 1 Gramm des Brennmaterials mit einer etwas groͤßeren
Menge reiner Bleiglaͤtte, als es reduciren kann, also mit wenigstens 20 und
hoͤchstens 40 Gramm derselben gemengt. Die Natur und aͤußere
Beschaffenheit des Brennmaterials liefert hiezu schon ein Anhalten.
Das Gemenge wird sorgfaͤltig in einen irdenen Tiegel gebracht und mit 20 bis
30 Gramm Bleiglaͤtte bedekt. Der Tiegel darf nur hoͤchstens halb
gefuͤllt seyn. Man sezt ihn auf einen Kaͤse in einen kleinen schon mit
gluͤhenden Kohlen gefuͤllten Ofen, bedekt ihn mit einem Dekel und
erhizt ihn allmaͤhlich. Die Masse wird nun weich, kocht und blaͤht
sich zuweilen auf. Ist sie voͤllig geschmolzen, so bedekt man den Tiegel mit
Kohle und gibt etwa 10 Minuten ein kraͤftiges Feuer, damit sich das Blei zu
einer Masse vereinigt. Hierauf wird der Tiegel aus dem Feuer genommen, nach dem
Erkalten zerbrochen und der Bleikoͤnig gewogen. Er haͤngt
gewoͤhnlich weder an dem Tiegel noch an der Schlake an, und loͤst sich
mit einem Hammerschlage leicht ab; ist er schwarzblau, blaͤtterig und wenig
geschmeidig, so ist er gewoͤhnlich mit etwas Bleiglaͤtte gemengt,
wodurch sein Gewicht vermehrt wird. Dieses sind Zeichen, daß der Versuch zu rasch
angestellt worden ist. Wenn schon dieser kleine Irrthum in manchen Faͤllen
vernachlaͤssigt werden kann, so ist es doch besser ihn dadurch zu vermeiden,
daß man den Tiegel nach der Schmelzung noch einige Zeit im Feuer laͤßt,
jedoch auch nicht zu lange, weil er sonst durchbohrt werden koͤnnte. Die
Glaͤtte greift dann die Kieselerde der Tiegelmasse an und bildet damit ein
festes, glasartiges Silicat, welches sich nicht wie die reine Bleiglaͤtte in
das metallische Blei einsaugen kann.
Statt die geschmolzene Masse in dem Tiegel erkalten zu lassen, kann sie auch schnell
in einen eisernen Inguß ausgegossen werden. Ist der Tiegel gut, so kann er zu 2 bis
3 Operationen angewendet werden, doch ist es besser zu jedem Versuche einen neuen zu
nehmen. Die Versuche muͤssen 2 bis 3 Mal wiederholt werden und die Resultate
duͤrfen nicht uͤber 1 bis 2 Decigr. von einander abweichen.
Da die Glaͤtte im Handel gewoͤhnlich von einem geringen Menniggehalt
roͤthlich gefaͤrbt ist, so ist es zu empfehlen, sie schnell entweder
ohne Zusaz oder mit 1 bis 2tausendtel ihres Gewichts Kohlenpulver in einem Tiegel
einzuschmelzen, bedekt erkalten zu lassen, hierauf zu stoßen und zu sieben. Doch ist
dieß nicht noͤthig, wenn man eine gute gelbe Glaͤtte erhalten kann.
Statt der Glaͤtte kann auch fein gepulvertes Massicol zu den Versuchen
genommen werden.
Der Kohlenstoff wuͤrde mit reiner Bleiglaͤtte das 34ste seines Gewichts
metallisches Blei bilden und Wasserstoffgas das 103,7ste. Mittelst dieser gegebenen
Werthe kann nun fuͤr jedes Brennmaterial in Bezug auf seinen
Waͤrmeeffect das Aequivalent an Kohle oder Wasserstoff gefunden werden.
Enthaͤlt dasselbe fluͤchtige Substanzen, so erfaͤhrt man deren
Menge durch die unmittelbare Analyse; wenn man nun noch die Menge metallischen
Bleies ermittelt, welche es mit der Glaͤtte erzeugt, so ist es leicht das
Aequivalent der fluͤchtigen Substanzen an Kohle zu berechnen und folglich zu
erfahren, welchen Waͤrmewerth die bei der Verkohlung des Brennmaterials entweichenden
fluͤchtigen Substanzen repraͤsentiren. Wir wollen z.B. annehmen,
irgend ein Brennmaterial liefere bei der Destillation C
Kohle nach Abzug des Aschengehalts, V fluͤchtige
Substanzen und P Blei aus der Bleiglaͤtte. Die
Quantitaͤt Kohle wuͤrde 34 × C
Blei, die der fluͤchtigen Substanzen V nur P – 34 × C
erzeugen. Leztere werden daher (P – 34 ×
C)/34 Kohle aͤquivalent seyn. Diese auf eine
sehr einfache Weise erhaltenen Schaͤzungen sind nicht ohne Interesse und sehr
geeignet, den relativen Werth verschiedener Brennmaterialien und die beste Anwendung
eines jeden kennen zu lernen.
Man hat allgemein, um das Heizvermoͤgen der Brennmaterialien
auszudruͤken, eine Einheit angenommen, welche man Waͤrmeeinheit nannte und die die Waͤrmemenge
repraͤsentirt, welche erforderlich ist, um ein dem des Koͤrpers
gleiches Gewicht Wasser um 1 Centesimalgrad zu erwaͤrmen. Kennt man nun die
Menge Blei, welche ein Brennmaterial aus Bleiglaͤtte reducirt, so
laͤßt sich daraus seine Heizkraft in Waͤrmeeinheiten berechnen, weil
das Gewicht Wasser, welches reine Holzkohle um 1 Grad erwaͤrmen kann, durch
directe Versuche bestimmt worden ist. Dieses Gewicht betraͤgt nach Despretz das 7815fache desjenigen reiner Kohle; oder, da
diese mit Bleiglaͤtte das 34fache ihres Gewichts Blei erzeugt, so ist jeder
durch ein Brennmaterial reducirte Theil Blei 230 Waͤrmeeinheiten gleich.
Steinkohlen.
Seit einiger Zeit wendet man in den Hohoͤfen rohe unverkohlte Steinkohlen an,
entweder fuͤr sich allein, oder in verschiedenen Verhaͤltnissen mit
Kohks vermengt; dadurch erspart man sehr an den Kosten des Brennmaterials. Man hatte
zwar schon fruͤher vermuthet, daß die wenig bituminoͤsen Steinkohlen,
z.B. die Varietaͤten welche man im Dept. du Nord,
in der Umgegend von Luͤttich, Rolduc etc. mit dem Namen Anthracit bezeichnet,
wohl auf diese Art angewandt werden koͤnnten und mehrmals gerathen einen
Versuch damit anzustellen; die Erfahrung hat jedoch spaͤter bewiesen, daß
diese Varietaͤten, obgleich sie allen anderen zu diesem Gebrauch vorzuziehen
sind, doch nicht die einzigen sind, welche man in den Hohoͤfen brennen kann,
ohne sie vorher zu verkohlen, und daß eine große Anzahl von Steinkohlen, obgleich
sehr bituminoͤs, doch mit eben so gutem Erfolg angewandt werden kann. Die
einzigen wesentlichen Bedingungen scheinen zu seyn, daß die Steinkohlen beim
Schmelzen nicht zu fluͤssig werden, sich nicht zu sehr aufblaͤhen und
ein
betraͤchtliches Heizvermoͤgen besizen. Ich theile hier die
Zusammensezung von sechs Varietaͤten englischer Steinkohlen mit, die man mit
großem Vortheil bei den Hohoͤfen anwendet, ohne sie vorher zu verkohlen.
Textabbildung Bd. 58, S. 394
Dowlais; Tyne; Clyde; Tipton;
Derbyshire; harte; weiche; Kohle; Asche; Fluͤchtige Substanzen
(1) Steinkohle von Dowlais (Wallis). Die Hohoͤfen,
worin sie angewandt wird, werden mit kalter Luft gespeist. Sie ist schoͤn und
glaͤnzend schwarz, blaͤtterig in einer Richtung, von unebenem oder
muschligem Bruch in den anderen Richtungen, sproͤde. Ihr Pulver ist rein
schwarz. Sie ist wenig klebrig und blaͤht sich beim Verkohlen fast gar nicht
auf; beim Verbrennen hinterlaͤßt sie 0,03 vollkommen weiße thonartige Asche
und enthaͤlt daher nur sehr wenig Schwefelkies.
Mit Bleiglaͤtte liefert sie 31,8 Blei. Die 0,795 Kohle, welche sie
enthaͤlt, wurden 27,0 liefern; die 0,175 fluͤchtiger Substanzen geben
also 4,8 Blei und entsprechen folglich 0,14 Kohle. Im Ganzen muß diese Steinkohle
eben so viel Waͤrme geben, wie 0,935 reine Kohle. Es ist dieß eine der
besten, die man kennt. Sie hat Aehnlichkeit mit den Anthraciten von Fresnes, Rolduc
etc.
(2) Steinkohle von der Tyne. Sie ist schoͤn und
glaͤnzend schwarz, klebrig und blaͤht sich beim Verkohlen auf.
(3) Steinkohle von der Clyde (Schottland). Sie ist
schwarz, schieferig, sproͤde, klebrig und blaͤht sich beim
Gluͤhen auf; sie enthaͤlt beinahe 2 Proc. Schwefelkies, was der
Guͤte des Eisens sehr schaden muß. Die fluͤchtigen Substanzen, welche
sie bei der Destillation gibt, bestehen aus 0,045 Wasser, 0,166 oͤhliger und
0,139 gasfoͤrmiger Substanzen.
(4) Steinkohle von Tipton (in Staffordshire). Sie ist
klebrig, blaͤht sich aber sehr wenig auf.
(5) Steinkohlen aus Derbyshire. Man wendet sie im Hohofen
zu Butterley an, der mit heißer Luft gespeist wird.
(6) Harte Steinkohle (cherrycoal). Sie ist graulichschwarz, blaͤtterig, aus
duͤnnen, theils glaͤnzenden, theils matten Schichten bestehend,
sproͤde. Ihr Pulver ist matt. Beim Gluͤhen blaͤhen sich die
Stuͤke ein wenig auf, runden sich an den Raͤndern zu, ohne zu
schmelzen und schweißen sich nur schwach auf einander. Sie hinterlaͤßt eine vollkommen weiße
Asche, was beweist, daß sie keine Schwefelkiese enthaͤlt. Mit
Bleiglaͤtte liefert sie 27,2 Blei. Die 0,57 Kohle, welche sie
enthaͤlt, wuͤrden 19,3 Blei geben; die 0,40 fluͤchtiger
Substanzen reduciren also 7,9 Metall und entsprechen folglich 0,233 Kohle.
(6) Weiche Steinkohle (soaf
coal). Sie unterscheidet sich von der vorhergehenden nur dadurch, daß die
glaͤnzenden Theile uͤber die matten vorwalten. Mit Bleiglaͤtte
gibt sie 26,3 Blei und entspricht folglich 0,755 reiner Kohle.
Fuͤnf Steinkohlen von verschiedenen Orten gaben mir bei der Analyse folgende
Resultate:
Textabbildung Bd. 58, S. 395
Eschweiller; Mayenne; Schaunburg;
Cannelkohle; Vigan; Glasgow; Kohle; Asche; Fluͤchtige Stoffe
(1) Steinkohle von Eschweiller, bei
Aix-la-Chapelle. Sie ist blaͤtterig, schoͤn schwarz und
sehr glaͤnzend. Sie brennt mit einer sehr langen Flamme, indem sie sich stark
aufblaͤht. Mit Bleiglaͤtte gibt sie 31 Blei und entspricht daher 0,90
reiner Kohle. Die fluͤchtigen Substanzen, welche sie beim Gluͤhen
entbindet, bestehen aus 0,08 Gas und 0,10 Wasser und Bitumen; sie entsprechen 0,13
reiner Kohle. Die Asche ist thonartig und enthaͤlt eine geringe Menge
schwefelsauren Kalk.
(2) Steinkohle von Saint-Pierre-la Cour (Dept. de la Mayenne). Sie ist sehr glaͤnzend und
rein schwarz; der Bruch ist fast in allen Richtungen uneben und bloß stellenweise
blaͤtterig; sie ist so sproͤde, daß sie mit den Fingern zu einem
koͤrnigen Pulver zerdruͤkt werden kann. Ihr feinstes Pulver ist dunkel
chocoladebraun. Beim geringsten Erwaͤrmen erweicht sie, gibt etwas Wasser
aus, schmilzt dann vollstaͤndig und liefert, indem sie sich außerordentlich
aufblaͤht, gelbliche Oehle. Sie brennt mit Flamme und Rauch und verbreitet
dabei einen rein bituminoͤsen Geruch. Mit Bleiglaͤtte liefert sie 27
Blei und entspricht folglich 0,79 reiner Kohle. Die fluͤchtigen Substanzen
bestehen aus 0,11 Gasarten, 0,01 Wasser und 0,105 oͤhliger Substanzen; sie
entsprechen 0,105 reiner Kohle. Meistens ist die Asche weiß; bisweilen ist sie aber
auch von Eisenoxyd, welches durch die Schwefelkiese hineinkommt, roth
gefaͤrbt.
(3) Steinkohle von Obernkirchen bei Buͤckeburg am
Harzgebirg. Diese Steinkohle ist schoͤn und glaͤnzend schwarz,
blaͤtterig, sproͤde und zerbricht in rhomboidale Stuͤke; ihr Pulver ist schwarz,
etwas in Braun ziehend, ihr specifisches Gewicht 1,276 bis 1,299. Beim
Gluͤhen schmilzt sie schnell zu einer teigigen Masse und hinterlaͤßt
einen compacten oder etwas poroͤsen Kohke. In Beruͤhrung mit der Luft
erhizt, entzuͤndet sie sich schnell, indem sie sich erweicht und
zusammenbakt; sie brennt mit einer gelben, nicht hohen Flamme und Rauch und
verbreitet dabei den reinen Geruch des Bitumens. Mit Bleiglaͤtte liefert sie
30,9 Blei und entspricht folglich 0,91 reiner Kohle; die 0,21 fluͤchtiger
Substanzen entsprechen 0,144 Kohle. Die Asche ist blaß braͤunlichgelb und
besteht aus Thon, mit etwas Kalk gemengt. Man bereitet aus dieser Steinkohle Kohks,
welche man mit großem Vortheil in allen Huͤtten des Harzes anwendet.
(4) Cannelkohle von Vigan (Lancashire). Sie ist compact,
auf dem Bruch muschlig und glaͤnzend in allen Richtungen; ihre schwarze Farbe
ist nicht sehr dunkel und sticht etwas in Braun. Ihr Pulver ist schwarz und sticht
auch ein wenig in Braun. In einer Glasroͤhre erhizt, verknistert sie schwach,
gibt zuerst reines Wasser aus und dann immer dikere Oehle. Beim Gluͤhen in
verschlossenen Gefaͤßen hinterlaͤßt sie einen stark
metallglaͤnzenden Kohke; die verschiedenen Stuͤke erweichen sich, ohne
sich aufzublaͤhen und kleben alle zusammen, aber die Masse schmilzt nicht
vollstaͤndig und blaͤht sich keineswegs auf. Sie entzuͤndet
sich sehr leicht, ein wenig verknisternd und brennt mit einer langen Flamme, viel
Rauch verbreitend: die Stuͤke brennen lange fort, nachdem man sie aus dem
Feuerraum genommen hat und hinterlassen eine blaß ziegelroth gefaͤrbte Asche.
Mit Bleiglaͤtte erhizt, gibt diese Steinkohle nur 23,5 Blei und entspricht
folglich nur 0,69 reiner Kohle. Die 0,54 fluͤchtiger Substanzen, welche sie
beim Destilliren ausgibt, entsprechen daher nur 0,28 Kohle, muͤssen folglich
viel Sauerstoff enthalten.
(5) Cannelkohle aus der Umgegend von Glasgow (Schottland).
Sie sieht gerade so aus, wie die von Vigan; beim Gluͤhen liefert sie einen
grauen metallglaͤnzenden Kohke, der innen graulichschwarz ist. Die
Stuͤke verknistern ohne sich zu spalten und aͤndern dabei weder ihre
Gestalt noch ihr Volumen; die sich unmittelbar beruͤhrenden schweißen sich
aber auf einander ohne zu erweichen. Mit Bleiglaͤtte gibt sie 24,9 Blei,
woraus folgt, daß sie 0,733 reiner Kohle entspricht und daß die fluͤchtigen
Substanzen nur 0,223 Kohle repraͤsentiren. Die Cannelkohle ist eine sehr gute
Steinkohle; kochendes Aezkali greift sie ganz und gar nicht an.
Braunkohlen.
Es ist jezt außer Zweifel, daß die Brennmaterialien, welche einen Theil der Erdkruste
bilden und in Gebirgsgesteinen eingeschlossen vorkommen, das Product der mehr oder
weniger starken Einwirkung unbekannter Ursachen auf verschiedene Pflanzen-
und Baumarten sind. Die Ursachen, welche durch ihre chemische Wirkung so große
Massen von Vegetabilien in Steinkohlen aller Art umwandelten, wirkten anfangs sehr
energisch, dann immer schwaͤcher und scheinen gegenwaͤrtig ganz
verschwunden zu seyn. Die mineralischen Brennmaterialien, welche in dem
Uebergangsgebirge und in dem secundaͤren Sand- und Kalksteingebirge
vorkommen, nennt man eigentlich Steinkohlen
(Schwarzkohlen), die der tertiaͤren Formationen hingegen Braunkohlen; leztere unterscheiden sich zuweilen in
nichts von dem Torfe und sind mit kaum zersezten Pflanzenuͤberresten
angefuͤllt. Aus folgender Tabelle ersieht man die Zusammensezung mehrerer
Braunkohlen.
Textabbildung Bd. 58, S. 397
Val-Pineau; Gardanne;
Fuveau; Saint-Martin de Vaud; Koep-Fuarch; Elbogen; Kohle; Asche;
Fluͤchtige Stoffe
(1) Braunkohle von Val-Pineau (Sarthe), zwischen Alençon und Mamers. Sie kommt
im unteren Rogenstein vor, ist compact, auf dem Bruch eben und glaͤnzend,
schwarz, hie und da braͤunlich: man erkennt daran die Textur des Holzes. Sie
brennt mit Flamme, ohne sich zu erweichen und ihre Form zu veraͤndern. Bei
der Destillation gibt sie 0,18 saures Wasser, viel gelbes, sehr fluͤchtiges
Oehl, nur eine sehr geringe Menge braunen Theer, und 0,156 gasfoͤrmige
Substanzen. Bei der Verbrennung hinterlaͤßt sie eine fast weiße Asche, welche
bloß aus Thon besteht. Mit Bleiglaͤtte gibt sie 19,25 Blei und entspricht
folglich 0,57 reiner Kohle, daher die fluͤchtigen Substanzen nur 0,205 Kohle
repraͤsentiren; leztere enthalten auch wirklich viel Wasser.
Es gibt, wie wir unten sehen werden, Braunkohlen, die sich großen Theils in Ammoniak
oder Aezkali aufloͤsen; aber die Braunkohle von Val-Pineau wird durch
diese Alkalien nicht merklich angegriffen.
(2) Braunkohle von Gardanne bei Aix (Bouches-du-Rhône). Sie ist schieferig oder
blaͤtterig, glaͤnzend schwarz, auf dem Bruch muschlig oder eben, sehr
hart und enthaͤlt außer Thon ungefaͤhr 0,044 Schwefelkies: auch
hinterlaͤßt sie eine sehr rothe Asche, worin man etwas Schwefelsaͤure
findet. Beim Gluͤhen aͤndert sie ihre Form nicht und gibt saures
Wasser, ein gelbliches Oehl, das an der Luft dunkler wird und eine große Menge diken
Theers aus. Mit Bleiglaͤtte liefert sie 22 Blei; entspricht folglich 0,645
reiner Kohle und ihre fluͤchtigen Substanzen 0,227. Ammoniak greift sie nicht
an, aber durch Kali verliert sie ungefaͤhr 0,01 an Gewicht, indem sich die
Fluͤssigkeit braun faͤrbt.
(3) Braunkohle von Fuveau, bei Martigues (Bouches-du-Rhône). Sie ist compact,
etwas gestreift, schwarz, in Grau stechend, sehr glaͤnzend, auf dem Bruch
fast glatt. Ihr Pulver ist schwarz, etwas braͤunlich. Beim Gluͤhen
spaltet sie sich ohne zu schmelzen oder ihre Gestalt zu veraͤndern und
hinterlaͤßt einen schwarzen glaͤnzenden Kohle, der aber nicht
metallisch aussieht. Die fluͤchtigen Substanzen bestehen aus 0,17 Gasarten,
wenigstens 0,13 saurem Wasser und Oehl, und aus Bitumen. Ihre Asche ist vollkommen
weiß und besteht zum fuͤnften Theil aus Kalk. Mit Bleiglaͤtte liefert
sie 21 Blei und entspricht also 0,68 reiner Kohle, woraus folgt, daß die 0,53
fluͤchtiger Substanzen nur 0,27 Kohle repraͤsentiren. Ammoniak greift
die Braunkohle von Fuveau nicht an; kochendes Aezkali aber loͤst davon
ungefaͤhr den fuͤnften Theil auf und wird dadurch sehr
dunkelbraun.
(4) Braunkohle von
Saint-Martin-de-Vaud (Kanton Wadt.) Sie ist compact,
schmuzig schwarz, auf dem Bruch fast eben, sehr sproͤde. Beim Gluͤhen
aͤndert sie weder ihre Form noch ihr Aussehen und entbindet 0,29
fluͤssiger Substanzen, die eine große Menge sehr diken Theers enthalten, und
0,15 gasfoͤrmiger Substanzen. Sie verbrennt mit einer langen Flamme und
vielem Rauch, ohne einen unangenehmen Geruch zu verbreiten. Ihre Asche
enthaͤlt:
0,39
Thon,
0,43
Eisenoxyd,
0,28
schwefelsauren Kalk.
––––
1,00
Der schwefelsaure Kalk ist ganz als solcher in der Braunkohle enthalten, worin auch
kein Schwefelkies vorkommt. Durch Ammoniak wird sie nicht im mindesten angegriffen.
Mit Bleiglaͤtte gibt sie 22,6 Blei, daher sie 0,665 reiner Kohle entspricht
und die 0,44 fluͤchtiger Substanzen 0,215 Kohle repraͤsentiren.
(5) Braunkohle von Koep-Fuarch, bei Horgen, an den
Ufern des Zuͤrichersees. Sie ist compact, graulichschwarz, aber
glaͤnzend, in parallelen Zonen gestreift, wovon einige schwaͤrzer als
andere sind und hat eine
Menge weißer Fleken von beigemengtem kohlensaurem Kalk. Auf dem Bruche ist sie eben
oder muschlig. Beim Gluͤhen gibt sie einen glaͤnzenden, aber nicht
metallisch aussehenden Kohke, der genau die Form der Stuͤke
beibehaͤlt. Sie verbrennt mit Flamme und vielem Rauche, einen
bituminoͤsen Geruch verbreitend, und hinterlaͤßt eine blaß
braͤunlichgelbe Asche, welche mit Saͤuren eine Gallerte bildet,
naͤmlich in Folge der Einwirkung des in ihr enthaltenen Kalks auf den
Thon.
Entzieht man dieser Braunkohle den beigemengten kohlensauren Kalk durch
Salzsaͤure, so gibt sie an Ammoniak nichts ab, Aezkali aber loͤst ein
Fuͤnftel davon auf und der Ruͤkstand, gut ausgesuͤßt, sieht
dann gerade wie die unveraͤnderte Braunkohle aus. Ihr Pulver ist schwarz, und
wenn man sie mit Bleiglaͤtte verbrennt, so findet man, daß sie 0,60 reiner
Kohle entspricht.
6) Braunkohle von Elbogen, in Boͤhmen. Man wendet
sie zum Brennen des Porcellans in der Fabrik der HH. Haidinger an. Sie ist compact, auf dem Bruche
muschlig und glaͤnzend, schwarz, ihr Pulver aber hellbraun. Beim
Gluͤhen verknistert sie schwach, Wasser ausgebend, dann verfluͤchtigen
sich Oehle, die einen bituminoͤsen, nicht unangenehmen Geruch verbreiten, und
es bleibt ein nicht zusammengebakener Kohke zuruͤk, dessen Stuͤke an
den Raͤndern jedoch etwas zugerundet sind; die Gasarten betragen 0,14 bis
0,15. Sie brennt mit vielem Rauch und einer langen Flamme, und der hinterbleibende
Kohke aͤschert sich dann wie Holzkohle ein. Die Asche ist blaß ziegelfarbig
und besteht aus Thon, nebst etwas Eisenoxyd und Kalk.
Diese Braunkohle gibt mit Bleiglaͤtte 18,2 Blei, entspricht also 0,54 reiner
Kohle, und der fluͤchtige Theil 0,30. Hinsichtlich des
Heizungsvermoͤgens ist sie dem Holz und selbst den besten Torfen weit
vorzuziehen. Digerirt man sie mit Ammoniak, so verliert sie 0,10 an Gewicht, und
behandelt man sie dann mit Kali, so reducirt sie sich auf 0,78; der Ruͤkstand
gib: mit Bleiglaͤtte eben so viel Blei wie die unversehrte Braunkohle.
An drei verschiedenen Orten in Griechenland, naͤmlich: 1) in Elis, an den
Ufern des Alpheus; 2) zu Triphilis, in Messenien; 3) zu Kumi, in Euboͤa
exploitirt man Braunkohlen, deren Eigenschaften merkwuͤrdig sind; sie kommen
in einer Formation vor, welche man fuͤr tertiaͤr und fuͤr
gleichzeitig mit dem Pariser Suͤßwasserkalk haͤlt. Ich habe die
Muster, welche der Generalconsul v. Eichthal davon nach
Frankreich brachte, chemisch untersucht. Sie sind blaͤtterig, auf dem Bruch
uneben, im Kleinen muschlig, rein schwarz, matt oder wenig glaͤnzend. Es gibt
darunter Stuͤke, welche ganz die Structur des Holzes beibehielten. Ihr Pulver ist
dunkelbraun, fast schwarz. In einer Glasroͤhre erhizt, geben sie viel reines
Wasser aus und dann ein weißes oder honiggelbes, wenig riechendes und sehr
fluͤchtiges Oehl. Man erhaͤlt durchaus keine diken Oehle, und der
Ruͤkstand sieht gerade so aus, wie die natuͤrliche Braunkohle. Beim
Gluͤhen spalten sich die Stuͤke, aber ohne zu brechen oder zu
erweichen, und es bleibt ein schwarzgrauer Kohke zuruͤk, der keinen
Metallglanz hat.
Diese Braunkohlen entzuͤnden sich sehr leicht und brennen mit Flamme, fast
ohne Rauch, einen schwachen bituminoͤsen Geruch verbreitend; der
Ruͤkstand verzehrt sich dann langsam, ohne daß man im Geringsten schwefliche
Saͤure riecht. Die zuruͤkbleibende Asche besteht hauptsaͤchlich
aus Thon und Kalk; bisweilen enthaͤlt sie auch eine Spur Schwefelcalcium.
Kali und Ammoniak entziehen ihnen organische, dem Humus (Ulmin) analoge
Saͤuren, welche in den Kohlen, wenigstens groͤßten Theils, mit Kalk
verbunden sind, was man bis jezt noch nicht beobachtet hat. Diese drei Braunkohlen
gaben bei der Analyse folgende Resultate:
Alpheus. (1)
Triphilis. (2)
Kumi. (3)
Kohle
0,275
0,310
0,340
Asche
0,160
0,180
0,125
Fluͤchtige Stoffe
0,565
0,510
0,535
–––––––––––––––––––––
1,000
1,000
1,000
(1) Braunkohle von den Ufern des Alpheus. Sie gibt mit
Bleiglaͤtte 16,3 Blei, und entspricht folglich 0,475 reiner Kohle,
waͤhrend die 0,565 fluͤchtiger Substanzen nur 0,20 Kohle
repraͤsentiren. Erhizt man sie langsam, so gehen zuerst 0,20 Wasser
uͤber, welches beinahe rein ist, aber das Lakmuspapier schwach
roͤthet; hierauf folgen weiße dike Daͤmpfe, die sich in der Vorlage zu
einem klebrigen, beinahe festen honiggelben Firniß verdichten; und dann kommt bis
zum Ende, jedoch in geringer Menge, ein rothes, sehr fluͤchtiges Oehl. Diese
Oehle veraͤndern sich schnell an der Luft und werden immer dunkler roth; sie
verbreiten einen unangenehmen harzigen Geruch. In Alkohol und Aezkali loͤsen
sie sich fast ganz auf, in Ammoniak aber zum Theil; saͤttigt man die
alkalischen Fluͤssigkeiten mit einer Saͤure, so sondern sich diese
Substanzen in honiggelben weichen Klumpen daraus ab.
Aezkali greift die Braunkohle vom Alpheus stark an und loͤst davon
uͤber drei Viertel auf. Die Fluͤssigkeit ist sehr dunkelbraun.
Aezammoniak greift sie
gar nicht an, aber kohlensaures Ammoniak loͤst sie wie Aezkali großen Theils
auf. Kocht man sie mit sehr verduͤnnter Salzsaͤure, so loͤst
sich nicht die geringste Spur brennbarer Substanz auf, hingegen aller Kalk ohne das
geringste Aufbrausen, was beweist, daß diese Erde mit einer organischen
Saͤure verbunden ist. Die salzsaure Aufloͤsung enthaͤlt 0,028
Eisenoxyd und Alaunerde, welche vom Thon herruͤhren, und 0,06 Kalk. Digerirt
man die mit Salzsaͤure behandelte Braunkohle mit Aezammoniak, so
loͤsen sich daraus wenigstens 0,20 der organischen Substanz auf, welche
vorher mit dem Kalk verbunden war und diese ertheilt der Fluͤssigkeit eine
sehr dunkle braune Farbe. Der unaufloͤsliche Theil ist schwarz und
enthaͤlt eine Menge faseriger Theile, so daß er wie Filz aussieht: er ist
noch zum Theil in Kali aufloͤslich. Der Ruͤkstand gibt nach
gaͤnzlichem Austroknen mit Bleiglaͤtte sein 20faches Gewicht Blei; die
0,71, welche nach der Behandlung mit Salzsaͤure und Ammoniak
zuruͤkbleiben, wuͤrden also nur 14,2 Blei geben, und da die
unversehrte Braunkohle 16 Metall liefert, so folgt, daß die 0,20 organischer
Substanzen, welche das Ammoniak aufloͤste, nur 1,8 Blei geben und daher nur
0,053 reiner Kohle oder 0,265 ihres Gewichts entsprechen. Sie sind also sehr
sauerstoffreich: man kann jedoch aus diesem Versuche hinsichtlich ihrer
Zusammensezung nichts Bestimmtes folgern, weil sie in der Braunkohle wahrscheinlich
mit einer gewissen Menge Wasser verbunden sind.
Wenn man die Braunkohle vom Alpheus nach der Behandlung mit Salzsaͤure und
Ammoniak gut austroknet, so liefert sie bei der Destillation nur sehr wenig Wasser
und honiggelbes Oehl, hingegen viel von dem rothen fluͤchtigen Oehle. Der
Ruͤkstand wiegt 0,60; durch Ausgluͤhen im Platintiegel reducirt er
sich aber auf 0,54, die bei der Verbrennung 0,09 thonige Asche hinterlassen, so daß
die Analyse ergibt:
Kohle
0,445
Asche
0,095
Fluͤchtige Substanzen
0,460
–––––
1,000
Wir haben oben gesehen, daß dieses Brennmaterial mit Bleiglaͤtte 20 Blei
liefert; es entspricht folglich 0,59 reiner Kohle und die 0,460 fluͤchtiger
Substanzen, welche es beim Gluͤhen ausgibt, repraͤsentiren also 0,155
Kohle.
Die ammoniakalische Aufloͤsung der organischen Saͤure aus der
Braunkohle vom Alpheus verliert beim Abdampfen schnell, ohne sich zu truͤben,
ihr uͤberschuͤssiges Alkali; dampft man sie weit ein, so gesteht sie
zu einer syrupartigen Masse, die nicht filtrirt werden kann. Ganz zur Trokniß
abgedampft, liefert sie eine braune, sproͤde Substanz, welche in Wasser und sogar in
Ammoniak beinahe unaufloͤslich ist. Die ammoniakalische Aufloͤsung,
welcher durch Kochen ihr uͤberschuͤssiges Alkali entzogen wurde, wird
durch Baryt-, Kalk-, Bittererde-, Alaunerde-,
Eisen-, Zink-, Kobalt-, Kupfersalze etc. vollkommen
entfaͤrbt. Die Basis des Salzes bildet mit der organischen Saͤure ein
neues Salz, welches in Wasser vollkommen unaufloͤslich ist, weil sich die
Fluͤssigkeit ganz entfaͤrbt. Diese verschiedenen Salze sind flokig und
sehr dunkelbraun. Wahrscheinlich koͤnnte man sie auf Zeugen befestigen.
Die organische Saͤure wird aus ihrer Verbindung mit den Ammoniak durch alle
starke Saͤuren, z.B. durch verduͤnnte Schwefelsaͤure
ausgetrieben. Sie sezt sich nach und nach in rothbraunen leichten Floken ab, welche
sich auf dem Boden des Gefaͤßes zu einer klebrigen Substanz vereinigen, die
man leicht abfiltriren und vollkommen auswaschen kann. Dieselbe hat die Consistenz
eines Extractes; beim Austroknen schwindet sie sehr zusammen und liefert
schoͤn schwarze compacte Stuͤke, von muschligem und glaͤnzendem
Bruch. Ihr Pulver ist schwarz etwas braͤunlich. Bei der Destillation
aͤndert sie weder ihre Form noch ihr Aussehen und entbindet bloß
oͤhlige Substanzen. Mit Bleiglaͤtte liefert sie nur 15,4 Blei, daher
sie bloß 0,453 reiner Kohle entspricht. Sie ist also sehr sauerstoffreich. Sie hat
die groͤßte Aehnlichkeit mit dem Ulmin; aber nur durch Bestimmung ihrer
entfernteren Bestandtheile kann man erfahren, ob diese beiden Saͤuren
identisch sind.
Gießt man concentrirte Schwefelsaͤure auf die Braunkohle vom Alpheus, sezt
dann eine geringe Menge Wasser zu und laͤßt das Ganze in der Kaͤlte
stehen, so findet bald eine Reaction Statt, ohne daß sich schwefliche Saͤure
oder irgend ein Gas entbindet und die Fluͤssigkeit wird sehr dunkelbraun.
Dessen ungeachtet loͤst sich nicht alle Braunkohle auf und der
aufgeloͤste Theil ist offenbar die organische Saͤure. Beim
Verduͤnnen mit Wasser schlaͤgt sich die aufgeloͤste
Saͤure sogleich ganz in braunen Floken nieder und die Fluͤssigkeit
wird vollkommen farblos. Da diese Floken aber leichter als der Ruͤkstand von
unangegriffener Braunkohle sind, so kann man beide leicht durch Schlaͤmmen
von einander trennen. Man findet dann, daß sich der unaufloͤsliche Theil nach
dem Austroknen aus 0,50 reducirt. Auf diese Art laͤßt sich die organische
Saͤure sehr leicht ausziehen, bleibt dann in Ammoniak aufloͤslich und
loͤst sich auch in geringer Menge in Alkohol auf.
(2) Braunkohle von Triphilis. Sie ist der vorhergehenden
ganz aͤhnlich. Mit Bleiglaͤtte gibt sie 16,3 Blei, entspricht also
0,484 reiner Kohle und die fluͤchtige Substanz nur 0,17.
Sie enthaͤlt bloß 0,028 Kalk, welcher darin ganz mit einer organischen
Saͤure verbunden ist, die sich aber erst dann in Ammoniak aufloͤst,
wenn sie von dieser Erde durch Salzsaͤure getrennt wurde. Von 100 Gr. der
Braunkohle blieben nach der Behandlung mit Salzsaͤure und dem Austroknen nur
84,5 Gr., daher auch Wasser frei werden mußte, waͤhrend sich der Kalk mit
etwas Alaunerde und Eisenoxyd aufloͤste. Als man den Ruͤkstand dann
mit Ammoniak behandelte und gut aussuͤßte, reducirte er sich auf 64 Gr.: es
haben sich folglich 19,15 Gr. organische Saͤure aufgeloͤst. Die so
behandelte und gut ausgetroknete Braunkohle gab bei der Analyse:
Kohle
0,370
Asche
0,160
Fluͤchtige Stoffe
0,470
–––––
1,000
(3) Braunkohle von Kumi. Sie ist den vorhergehenden
aͤhnlich und besizt dieselben Eigenschaften; aber sie enthaͤlt nur
eine geringe Menge organischer Saͤure, welche darin mit ungefaͤhr
0,015 Kalk verbunden ist. Mit Bleiglaͤtte liefert sie 15,8 Blei, daher sie
0,466 reiner Kohle entspricht, und die 0,535 fluͤchtiger Substanzen, welche
sie beim Gluͤhen ausgibt, deren 0,126 repraͤsentiren.
Unter den Holzuͤberresten in den meisten Braunkohlenlagern findet man Zweige
und sogar ganze Baͤume, welche nicht nur die Structur, sondern auch die
Biegsamkeit, Farbe und alle physischen Eigenschaften des gewoͤhnlichen Holzes
beibehalten haben. Das Lager bei Usnach ist mit solchen Ueberresten
angefuͤllt; sie kommen darin in Stuͤken von jeder Groͤße vor,
welche auf allen Seiten mit der Braunkohle selbst uͤberzogen sind; man kann
aber leztere leicht davon trennen und sich so reines fossiles
Holz verschaffen. Dieses Holz ist sehr faserig, biegsam, hart,
dunkelnußbraun, kann bearbeitet werden und eine schoͤne Politur annehmen. Es
gibt bei der Analyse:
Kohle
0,196
Asche
0,014
Fluͤchtige Stoffe
0,790
–––––
1,000
Mit Bleiglaͤtte liefert es wenigstens 14,6 Blei, die 0,43 reiner Kohle
entsprechen, wovon 0,234 auf die fluͤchtigen Substanzen kommen. Diese
Resultate beweisen, daß das fossile Holz von Usnach in der Erde eine gewisse
Veraͤnderung erlitt, denn gewoͤhnliches Holz gibt beim schnellen
Verkohlen bei weitem nicht so viel Kohle und besizt auch kein so großes
Heizvermoͤgen.
Torfe.
Der Torf ist das Product der freiwilligen Zersezung von Vegetabilien, wenn diese in
sumpfigen und nassen Plaͤzen zusammengehaͤuft sind. Man trifft ihn
uͤberall an, wo stagnirende Gewaͤsser sich befinden,
vorzuͤglich aber an den Ufern von Fluͤssen, deren Lauf sehr langsam
ist. Oft bildet er sehr maͤchtige Schichten. Seitdem das Holz seltener
geworden ist, hat man dieses Brennmaterial zu mannigfaltigen Zweken und immer mit
großem Vortheil anzuwenden gelernt. Es besteht hauptsaͤchlich aus den
Ueberresten von Vegetabilien aller Art, die theils unversehrt, theils durch die
lange Einwirkung der Luft und der Feuchtigkeit mehr oder weniger veraͤndert
sind. Wenn die Vegetabilien durch langen Aufenthalt in sumpfigen Orten bis zu dem
Punkte sich veraͤndert haben, daß sie ihre Organisation verloren und nur eine
erdige Masse bilden, so haben sie sich groͤßten Theils in eine
eigenthuͤmliche Substanz umgeaͤndert, welche Ulmin, Moderstoff oder Humussaͤure genannt wird. Das Ulmin
enthaͤlt mehr Kohlenstoff und weniger Sauerstoff als das Holz, so daß es,
wenn man es rein in der Natur antraͤfe, beim Brennen viel mehr Hize geben
wuͤrde, als lezteres; auch geben die Torfe, obgleich das Ulmin darin mit
unveraͤnderten Vegetabilien und Sand gemengt ist, nur selten bei gleichem
Gewichte nicht mehr Hize als gewoͤhnliches Holz. Der Sand, welcher den Torfen
beigemengt ist, kommt darin in sehr verschiedenen Verhaͤltnissen vor und ist
immer von derselben Beschaffenheit, wie das ihn umgebende Gestein, daher er bloß aus
Ueberresten desselben besteht. Man hat oft gesagt, daß der Torf Schwefelkies
enthaͤlt; dieß ist aber noch nicht erwiesen. Es gibt zwar Torfe, welche eine
schwefelhaltige Asche hinterlassen und bei der Destillation etwas
Schwefelwasserstoffgas entbinden; bei genauer Untersuchung findet man jedoch, daß
die Asche Schwefelcalcium und nicht Schwefeleisen enthaͤlt, so daß
hoͤchst wahrscheinlich der Schwefel nur als schwefelsaurer Kalk im Torfe
vorkommt. Die einzige Mineralsubstanz, welche sich taͤglich in den Torfen zu
bilden scheint, ist das blaue phosphorsaure Eisen; man trifft es darin in pulverigen
Haufen, bemerkt es aber doch nur sehr selten.
Das in den Torfen enthaltene Ulmin loͤst sich immer in Aezkali und
kohlensaurem Ammoniak auf; Aezammoniak hingegen loͤst es bald auf, bald
nicht. Es loͤst es auf, wenn der Torf durchaus keinen Kalk enthaͤlt;
im entgegengesezten Falle loͤst es dasselbe entweder nur zum Theil oder gar
nicht auf; digerirt man jedoch den Torf vorher mit Salzsaͤure, wodurch ihm
aller Kalk entzogen wild, so wird das Ulmin in Ammoniak ganz aufloͤslich. Der
Torf verhaͤlt sich also in jeder Hinsicht gegen die Alkalien eben so, wie die
griechischen
Braunkohlen und die organische Saͤure ist darin wie in diesen Braunkohlen mit
Kalk zu einem Salz verbunden, auf welches Ammoniak nicht wirkt, das aber Aezkali und
kohlensaures Ammoniak zersezen koͤnnen. Die Umaͤnderung der holzigen
Substanz in Ulmin wird jedoch nicht durch den Kalk veranlaßt, denn es gibt Torfe,
welche beinahe reines Ulmin sind und keinen Kalk enthalten; wohl aber bildet das
Ulmin ulmsauren Kalk, indem es die Kohlensaͤure aus dem kohlensauren Kalk
austreibt, wenn die dem Torfe beigemengten erdigen Substanzen kalkhaltig sind.
Waltet der kohlensaure Kalk in diesen erdigen Substanzen vor, so loͤst sich
gar kein Ulmin im Ammoniak auf. Das Ulmin der Torfe ist in concentrirter
Schwefelsaͤure aufloͤslich und wird durch Wasser aus dieser
Aufloͤsung wie die organische Saͤure der griechischen Braunkohlen ganz
niedergeschlagen, so daß man es auf diese Art sehr leicht daraus in reinem Zustande
darstellen kann. Ich theile hier als Beispiele die Analyse dreier Torfe mit:
Ichoux. (1)
Crouy.
(2)
Koͤnigsbrunn.
(3)
Kohle
0,275
0,215
0,244
Asche
0,049
0,188
0,050
Fluͤchtige Stoffe
0,676
0,597
0,706
–––––––––––––––––––––
1,000
1,000
1,000
(1) Der Torf von Ichoux (Dept. des
Landes) ist krautartig, braun, compact, aber sehr leicht, denn wenn er an
der Luft ausgetroknet ist, wiegt der Ster (29 Kubikfuß) davon nur 176 Kilogr. Mit
Bleiglaͤtte liefert er 15,3 Blei und entspricht folglich 0,450 reiner Kohle.
Die fluͤchtigen Substanzen, welche er bei der Destillation ausgibt, bestehen
aus 0,18 saurem Wasser, 0,256 Oehlen und Theer und 0,24 gasfoͤrmiger Stoffe.
Die Asche enthaͤlt hoͤchstens ein Zehntel ihres Gewichts Kalk.
Digerirt man diesen Torf mit Ammoniak, so loͤst sich wenigstens die
Haͤlfte seines Gewichts Ulmin auf; Aezkali entzieht ihm dann 0,08 bis 0,10
und es hinterbleibt eine krautartige Substanz, die nur 0,35 wiegt.
(2) Zu Crouy bei Meaux (Dept. de
Seine-et-Marne) graͤbt man eine Menge Torfarten.
Derjenige, wovon die Analyse mitgetheilt wurde, ist der compacteste; wenn er an der
Luft ausgetroknet ist, wiegt der Ster davon 450 bis 500 Kilogr. Er ist sehr
dunkelbraun. Ammoniak entzieht ihm wenigstens 0,14 Ulmin; behandelt man den
Ruͤkstand dann mit Salzsaͤure, so loͤst diese 0,023 Kalk ohne
Aufbrausen auf, worauf Ammoniak noch 0,45 Ulmin auszieht. Der unaufgeloͤste Theil
ist sehr braun und wird durch Aezkali noch stark angegriffen.
(3) Der Torf von Koͤnigsbrunn in Wuͤrtemberg
liegt auf Jurakalk; er ist dunkelbraun und enthaͤlt beinahe keine
unversehrten organischen Stoffe; er ist compact, aber sehr leicht, weil er wenig
erdige Substanzen enthaͤlt; er schwimmt auf dem Wasser, so lange er nicht
damit getraͤnkt ist. Mit Bleiglaͤtte gibt er 14,3 Blei und entspricht
also 0,43 reiner Kohle. Die Asche enthaͤlt wenigstens die Haͤlfte
ihres Gewichts Kalk und entwikelt mit den Saͤuren keinen schweflichen Geruch,
ein Beweis, daß der Torf keinen schwefelsauren Kalk enthaͤlt. Dieser Torf
wird von Aezammoniak kaum und von kohlensaurem Ammoniak nur schwer angegriffen; er
loͤst sich aber groͤßten Theils in Aezkali auf; nachdem man ihn mit
Salzsaͤure behandelt hat, entzieht ihm Ammoniak eine betraͤchtliche
Menge Ulmin, obgleich weniger, als das Aezkali aufnehmen kann.
Wenn der Torf nicht zu sehr mit Erde gemengt ist, so ist er im Allgemeinen
hinsichtlich der Heizkraft ein vortreffliches Brennmaterial, welches mit den besten
Holzarten den Vergleich aushaͤlt. Er hat aber den Fehler zu leicht zu seyn
und kann daher wegen des großen Raumes, den er in den Feuerstellen einnimmt, nicht
leicht eine hohe Temperatur hervorbringen; ungluͤklicher Weise ist der
reinste, also beste, in der Regel auch der leichteste. Man hat diesem Uebelstande
dadurch zu begegnen versucht, daß man die geformten und zum Theil an der Luft schon
ausgetrokneten Brode mittelst einer hydraulischen Presse stark
zusammendruͤkte; aber dieses Verfahren ist sehr kostspielig, und
uͤberdieß wird der Zwek dadurch nicht vollstaͤndig erreicht, weil
wegen der großen Elasticitaͤt des Torfes der mittlere Theil der Brode sich
nur sehr wenig zusammenzieht und noch viel Wasser zuruͤkhaͤlt. In
Koͤnigsbrunn, wo man Versuche dieser Art anstellte, hat man uͤberdieß
gefunden, daß das durch die Compression ausgetriebene Wasser eine
betraͤchtliche Menge brennbarer Substanz mit sich reißt, die es braun
faͤrbt und also rein verloren geht; deßwegen gab man diese Methode auf und
ersezte sie durch eine andere, welche den besten Erfolg hatte und jezt
taͤglich angewandt wird. Dieses Verfahren besteht
darin, die Brode kuͤnstlich auszutroknen, indem man sie in eine Art
Ziegelofen wirft, den man auf einer Temperatur erhaͤlt, die etwas
hoͤher als der Siedepunkt des Wassers ist und den man mit kleinen
Torfabfaͤllen von der geringsten Qualitaͤt, welche fast keinen
Werth haben, heizt. Die Brode werden bei diesem Austroknen so fest und
hart, daß man sie nur schwer zerbrechen kann, und schwinden zugleich beinahe um die Haͤlfte
ihres Raumes zusammen. Diesen durch kuͤnstliches Austroknen zusammengezogenen
Torf wendet man in Koͤnigsbrunn mit großem Vortheile zum Heizen der
Flammoͤfen an, worin man das Roheisen zum zweiten Mal schmilzt, so wie zu
verschiedenen anderen metallurgischen Operationen.
Holzarten und Holzkohlen.
Ich habe in meinem Traité des essais par la voie
sèche
Man sehe die Anmerk. S. 391.A. d. R. die Zusammensezung einer großen Anzahl verschiedener Holzarten und das
Heizungsvermoͤgen einer jeden angegeben. Man findet, daß von den
gewoͤhnlichen Holzarten diejenigen, welche nicht harzig sind, alle so
ziemlich gleiche Zusammensezung haben und bei der Verkohlung im Großen nach einer
und derselben Methode eine gleiche Menge Kohle liefern. Außerdem habe ich gefunden,
daß alle Kohlen, welche man im Großen auf anderem Wege als durch die Destillation
erhaͤlt, genau dieselbe Menge feuerbestaͤndiger und unzersezt
gebliebener fluͤchtiger Substanzen enthalten. Ich will hier als Beispiel die
Analyse des Rothbuchenholzes von Niederbrunn und der Kohle, welche man daraus
fuͤr die Eisenhuͤtten des Hrn. Dietrich darstellt, mittheilen. Ich habe
Holzstuͤke vom Koͤrper der großen Baͤume und von den Zweigen
der naͤmlichen Baͤume besonders untersucht, wobei ich ganz gleiche
Resultate erhielt, naͤmlich:
Hygroskopisches Wasser
0,1373
Fluͤchtige Substanzen
0,7274
Kohle
0,1333
Asche
0,0020
––––––
1,0000
Das hygroskopische Wasser wurde bestimmt, indem man das Holz so lange einer
Temperatur von ungefaͤhr 80° C. (64° R.) aussezte, bis es nicht
mehr an Gewicht verlor. Dieses Holz gab mit Bleiglaͤtte 13 Blei, daher es
0,384 reiner Kohle entspricht und 0,25 Kohle noͤthig waͤren, um eben
so viel Waͤrme zu erzeugen, als die 0,7274 fluͤchtiger Substanzen
hervorbringen, die sich bei der Verkohlung im Kleinen entbinden, naͤmlich
wenn man das Holz schnell einer sehr starken Hize aussezt.
Kocht man feine Spaͤne des Holzes von Niederbrunn so lange mit Wasser, bis
sich die Fluͤssigkeit nicht mehr faͤrbt, und troknet dann den
Ruͤkstand sorgfaͤltig aus, so findet man, daß es 0,22 an Gewicht
verliert; und da es hiebei 0,1373 hygroskopisches Wasser abgeben mußte, so bleibt
0,0827 fuͤr das Gewicht der verbrennlichen Substanzen, welche sich
aufgeloͤst haben. Die so ausgewaschenen und dann ausgetrokneten Spaͤne geben mit
Bleiglaͤtte 13,7 Blei, daher die 0,0827 aufloͤslicher Substanzen wenig
Sauerstoff enthalten und beilaͤufig 0,07 reiner Kohle entsprechen. Dieses
Resultat, welches auch durch eine große Anzahl anderer Versuche bestaͤtigt
wird, zeigt wie viel das Holz beim Floͤßen an verbrennbaren Substanzen
verlieren kann.
Von der im Großen aus dem Niederbrunner Buchenholz bereiteten Kohle wurden
Stuͤke, sobald sie aus den Meilern gezogen waren, noch ganz heiß in luftdicht
verschließbare Flaschen gebracht, um spaͤter untersucht zu werden; sie
lieferten:
Kohle
0,914
Asche
0,014
Fluͤchtige Stoffe
0,072
–––––
1,000
Nach der Quantitaͤt Blei, welche diese Kohle mit Bleiglaͤtte gibt,
scheinen die 0,072 fluͤchtiger Substanzen nahe 0,050 Kohlenstoff zu
entsprechen.
Die Holzkohle, so wie sie im Handel vorkommt und gewoͤhnlich in den Gewerben
angewandt wird, verliert in der Weißgluͤhhize 0,14 bis 0,15 an Gewicht, weil
sie außer den fluͤchtigen brennbaren Substanzen noch hygroskopisches Wasser
enthaͤlt, welches sie an der Luft schnell anzieht und das in der Regel 0,07
bis 0,08 betraͤgt.
Die fluͤchtigen Substanzen, welche sich bei der Verkohlung des Holzes
entwikeln, enthalten immer weniger Sauerstoff. Es waͤre sehr interessant, die
Fortschritte der Zersezung zu verfolgen. Dieses ist aber im Kleinen schwierig und im
Großen hat man es noch nicht versucht. Gluͤcklicher Weise haben wir aber
einige Daten, die als Anhaltspunkte dienen; sie sind: 1) das an der Luft
ausgetroknete Holz; 2) das in einem Trokenzimmer ausgetroknete; 3) das zur
Pulverfabrikation braun verkohlte Holz; 4) das zu demselben Zwek schwarz verkohlte;
5) das zur Gewinnung von Essigsaͤure etc. destillirte Holz; 6) das in Meilern
nach der gewoͤhnlichen Methode verkohlte; und 7) endlich, die der
Weißgluͤhhize ausgesezte Kohle. Ich habe schon gesagt, daß die
gewoͤhnlichen Holzarten, das Eichen-, Weißbuchen-, Faulbaumholz
etc., wenn sie bloß an der Luft ausgetroknet sind, und so wie man sie zur Verkohlung
anwendet, 0,38 Kohlenstoff entsprechen. Dieselben Holzarten verlieren in einer
Trokenstube, deren Temperatur auf ungefaͤhr 80° C. erhalten wird, 0,13
bis 0,14 an Gewicht, und da sich nur reines Wasser daraus entwikelt, so entsprechen
sie, auf diese Art ausgetroknet, 0,47 bis 0,48 Kohlenstoff.
In den koͤniglichen Pulverfabriken bereitet man zur Vermengung mit Salpeter
und Schwefel zwei Arten von Holzkohle; naͤmlich rothe und schwarze. Man
verwendet dazu die abgeschaͤlten Zweige des Faulbaums. Dieses Holz hat
dieselbe Heizkraft wie die Rothbuche, unterscheidet sich aber von allen anderen
Holzarten durch seinen geringen Aschegehalt; es liefert deren nur 0,0025.
Um die rothe Kohle zu bereiten, destillirt man das Faulbaumholz in Cylindern, welche
50 Kilogramm davon fassen und 1,3 Meter lang, 0,05 M. dik sind und 0,67 M. im
Durchmesser haben. Das hintere Ende des Cylinders verschließt man mit einem 0,22
Meter diken, aus Asche und Kohlenloͤsche angefertigten Dekel, durch welchen
vier Roͤhren von 0,12 M. Durchmesser gehen. Drei dieser Roͤhren sind
gewoͤhnlich verstopft und dienen die Fortschritte der Verkohlung zu
beobachten, wenn man dieses will; die vierte stekt bis auf 0,70 M. in dem großen
Cylinder, und leitet die Gasarten und Daͤmpfe in den Schornstein. Es werden
immer zwei Cylinder durch eine einzige zwischen ihnen angebrachte Feuerstelle
erhizt. Man leert die Cylinder um 5 Uhr Morgens, beschikt sie sogleich und
unterhaͤlt dann bis 6 oder 7 Uhr Abends ein gleiches und maͤßiges
Feuer darunter; sobald die sich entwikelnden Daͤmpfe gelblich werden,
unterbricht man die Operation. Hr. Chatelus, welcher eine Operation mit der groͤßten Sorgfalt
verfolgte und alle Producte wog und maaß, fand, daß das Holz bei diesem Verfahren
sein Volumen um ein Viertel vermindert und 36 bis 40 Proc. Kohle liefert. Um 100
Kil. Kohle zu erhalten, welche auf ungefaͤhr 50 Franken zu stehen kommen,
verbraucht man 250 bis 277 Kil. Faulbaumholz in den Cylindern und 370 Kil.
gewoͤhnliches Holz im Ofen. Die Kohle ist roth und chocolatefarbig; erhizt
man sie in einer Glasroͤhre, ehe sie der Luft ausgesezt war, so entbindet sie
dike oͤhlige Substanzen. Sie verbrennt mit einer langen Flamme und ein wenig
Rauch. Kocht man sie im Zustande eines unfuͤhlbaren Pulvers mit einer
Aufloͤsung von Aezkali, so wird sie schwarz und gibt eine geringe Menge einer
dem Ulmin analogen Substanz ab, welche die Fluͤssigkeit braunroth
faͤrbt. Bei der Analyse dieser rothen Kohle erhaͤlt man:
Kohle
0,600
Asche
0,007
Fluͤchtige Stoffe
0,303
–––––
1,000
Mit Bleiglaͤtte gibt sie 25 Blei, entspricht also 0,735 reiner Kohle,
waͤhrend die 0,393 fluͤchtiger Stoffe, deren bloß 0,135 oder
beilaͤufig den dritten Theil ihres Gewichts repraͤsentiren. Aus diesen
Daten geht hervor, daß die 0,640 fluͤchtiger Stoffe, welche sich bei der
Verkohlung im Großen entbinden, 0,115 reiner Kohle (18 Procent ihres Gewichts)
entsprechen, und daß etwas weniger als der dritte Theil der im Holze enthaltenen
brennbaren Substanzen dabei verloren geht.
Hr. Grand Besauçon,
Director der Pulverfabrik von Angoulème, ließ abgestorbenes und zur
Haͤlfte verfaultes Holz in Cylindern verkohlen. Er erhielt dadurch eine so
entzuͤndliche rothe Kohle, daß man sich derselben als Schwamm bedienen
konnte.
Die schwarze Kohle bereitet man in den Pulverfabriken auf die Art, daß man
Faulbaumholz in gußeisernen Kesseln von 0,65 Meter Halbmesser und 0,02 Meter Dike
langsam brennt. Man verbraucht bei jeder Operation 250 Kil. Holz, und erhaͤlt
0,23 seines Gewichts oder 57 1/2 Kil. Kohle; von dieser Kohle kommen 100 Kil. auf 53
Franken 50 Cent. zu stehen; man kann hieraus jedoch keine genaue Folgerung ziehen,
weil immer eine gewisse Menge Holz in dem Kessel verbrennt, was die Asche beweist,
womit die Kohle vermengt ist, und welche man durch das Schwingen davon trennen muß.
Wenn kein Holz verbrennen wuͤrde, muͤßte man ungefaͤhr 30
Procent Kohle erhalten. Diese Kohle ist weich und leicht, ihr Pulver aber
entschieden schwarz. Sie brennt mit einer kurzen und sehr hellen Flamme ohne Spur
von Rauch. Ehe sie noch der Luft ausgesezt war, gibt sie bei der Analyse:
Kohle
0,741
Asche
0,009
Fluͤchtige Stoffe
0,250
–––––
1,000
Mit Bleiglaͤtte liefert sie 28,8 Blei, daher sie 0,846
Kohlenstoff entspricht und die fluͤchtigen Substanzen 0,107, also 1000
Gewichtstheile dieser lezteren 0,428 Kohlenstoff.
An mehreren Orten, wie zu Choisy bei Paris, bereitet man Kohle durch Destillation,
indem man kleine Zweige in großen eisernen Cylindern erhizt. Man erhaͤlt auf
diese Art eine Kohle von keiner sehr guten Qualitaͤt, denn sie ist viel
leichter als die aus den Meilern; dessen ungeachtet laͤßt sie sich an
gewissen Orten und besonders in großen Staͤdten fuͤr den
Kuͤchengebrauch, wozu sie sich sehr gut eignet, leicht absezen; da man bei
diesem Verfahren uͤberdieß eine sehr bedeutende Menge Essigsaͤure als
Nebenproduct erhaͤlt, so scheint es vortheilhaft zu seyn. Leider machen die
Fabrikanten aus der Quantitaͤt des Productes, welches sie erhalten, ein
Geheimniß; ich nahm zu Choisy eine Probe von dieser Kohle in dem Augenblicke, wo sie
aus dem Ofen kam, welche dann sogleich in eine luftdicht verschließbare Flasche
gebracht wurde. Diese Kohle gibt ein schwarzes Pulver; sie verbrennt einige Zeit mit
einer sehr langen Flamme ohne Rauch. Bei der Analyse liefert sie:
Kohle
0,766
Asche
0,064
Fluͤchtige Stoffe
0,170
–––––
1,000
Sie enthaͤlt viel Asche, weil sie bloß aus kleinen
Zweigen bereitet wird. Da sie mit Bleiglaͤtte 29,3 Blei gibt, so entspricht
sie 0,86 Kohlenstoff und die 0,17 fluͤchtiger Stoffe 0,094; 1000
Gewichtstheile dieser lezteren also 0,553 Kohlenstoff.
Ich habe oben gesagt, daß die im Großen durch Brennen in Meilern bereitete Kohle 0,07
bis 0,08 fluͤchtige brennbare Stoffe enthaͤlt, welche 0,045 bis 0,050
Kohlenstoff entsprechen, und daß die Kohle selbst 0,96 Kohlenstoff
repraͤsentirt. Die Menge des Products, welche man nach dieser Methode
erhaͤlt, wechselt nach der Operationsweise und der Trokenheit des angewandten
Holzes: nach Allem zu schließen, ist sie um so groͤßer, je langsamer die
Operation geleitet wird, daher man auch in der Regel in großen Meilern eine
groͤßere Ausbeute erhaͤlt, als in kleinen; zufaͤllige
Umstaͤnde und hauptsaͤchlich die Geschiklichkeit und Wachsamkeit des
Arbeiters, haben aber auch einen großen Einfluß auf die Ausbeute. Man kann annehmen,
daß man im Durchschnitt 25 Procent dem Gewichte nach erhaͤlt. Bei dieser
Verkohlungsmethode entspricht also der Verlust an brennbaren Substanzen 0,14
Kohlenstoff, etwas mehr als dem dritten Theil der im Holz enthaltenen. Da bei der
schnellen Verkohlung, wie man sie im Kleinen in den Laboratorien ausfuͤhrt,
das Holz nur 13 Procent Kohle liefert, so betraͤgt der Verlust an brennbaren
Substanzen hiebei nahe zwei Drittel. Wenn hingegen die Verkohlung im Großen auf
Staͤtten von betraͤchtlichem Volumen vorgenommen und langsam und mit
Aufmerksamkeit geleitet wird, so kann man 27 Procent Kohle und selbst noch mehr
erhalten. So liefert z.B. das Holz auf den Werken der HH. Dietrich, wo die Meiler 50 bis 100 Kubikmeter
haben, und 15 bis 20 Tage brennen, bis 29 Procent Kohle; hier wich also der Verlust
an brennbaren Substanzen auf ein Viertel reducirt.
Hr. Juncker hatte auf mein
Verlangen die Gefaͤlligkeit, auf den Huͤttenwerken in Plauen, die er
dirigirt, Versuche uͤber die Verkohlung verschiedener Holzarten anzustellen,
wobei Alles mit groͤßter Sorgfalt gemessen und gewogen wurde. Alles zu den
Versuchen angewandte Holz war 32 Jahre alt. Die Meiler hatten saͤmmtlich
dasselbe Volumen, und faßten 5 Klafter. Die Kohlen wurden sogleich nach dem Ziehen
und ehe sie noch Wasserdaͤmpfe aus der Luft aufnehmen konnten, gemessen und
gewogen. Bei der Schaͤzung der in Bezug auf das Holz erhaltenen Kohlenmenge
wurden die Braͤnde abgezogen, leider verhinderte ein unvorhergesehener
Umstand auch die Menge des in den verschiedenen Holzarten enthaltenen Wassers zu
bestimmen, wie man es beabsichtigte. Die fuͤnf ersten Versuche wurden im
August 1832 und die fuͤnf lezten im Januar 1833 bei sehr unguͤnstiger
Witterung angestellt.
Textabbildung Bd. 58, S. 412
Angabe der Holzarten; Gewicht der
Holzarten; Erhaltene Producte; Kohle; Faͤsser; Gewicht; Rauchkohlen;
Dauer des Brennens; Kohle auf 10,000 Gewichtstheile Holz; Gruͤnes
Rothbuchenholz, im Mai 1832 gefaͤllt; Abgeschaͤltes gruͤnes
Eichenholz, im Mai 1832 gefaͤllt; Trokenes Rothbuchen- und
Eichenholz, zweijaͤhrig, nicht abgeschaͤlt; Trokenes
zweijaͤhriges Eichenholz, abgeschaͤlt; Gruͤnes Eichenholz
mit seiner Rinde, im Mai 1832 gefaͤllt; Abgeschaͤltes
gruͤnes Eichenholz, im Mai 1832 gefaͤllt; Gruͤnes nicht
abgeschaͤltes Eichenholz, im Mai 1832 gefaͤllt; Gleiche Theile
Rothbuchen- und Eichenholz, nicht abgeschaͤlt, im Januar 1831
gefaͤllt und im August 1831 in Haufen gelegt; Gruͤnes
Rothbuchenholz mit der Rinde, sogleich verkohlt; Gruͤnes Eichenholz mit
der Rinde, sogleich verkohlt
Ich stelle alle vorher angefuͤhrten Resultate in folgender Tabelle
zusammen:
Textabbildung Bd. 58, S. 413
Erhaltene Kohle; Aequivalent an
Kohlenstoff; Aequivalent der verlorenen fluͤchtigen Stoffe an
Kohlenstoff; Gewichtsverlust; 100 Gewichtstheile des Brennmaterials entsprechen
reinem Kohlenstoff; Gewoͤhnliches Holz; In der Trokenstube getroknetes
Holz; Rothe Kohle; Schwarze Kohle; Kohle von Choisy; Kohle von
gewoͤhnlichen Meilern; Kohle von großen Meilern; Im Kleinen bereitete
Kohle
Nach meiner annaͤherungsweisen Schaͤzung erhaͤlt man bei der
Methode in Choisy 28 Procent Kohle und eher weniger als mehr.
Aus diesen Thatsachen geht hervor, daß unter allen Verkohlungsmethoden die
aͤlteste und gebraͤuchlichste, naͤmlich die Verkohlung in
Meilern, auch die beste ist: sie ist zugleich die einfachste und wohlfeilste, hat
aber den Nachtheil, daß sie von Seite des Arbeiters eine anhaltende Aufmerksamkeit
und tiefe Kenntniß seiner Kunst erfordert. Man sollte dieses Verfahren so zu
verbessern suchen, daß es leichter ausfuͤhrbar und verlaͤßlicher wird.
Sehr haͤufig erhaͤlt man dabei in Folge der schlechten Beschaffenheit
des Bodens und der Sorglosigkeit der Arbeiter nur 21 Procent Kohle; dann entsprechen
die verfluͤchtigten oder verbrannten Substanzen 18 Procent Kohlenstoff, so
daß also nahe die Haͤlfte der brennbaren Substanzen verloren ging.
Man ersieht aus obiger Tabelle, wie wenig vortheilhaft die Destillationsmethode ist;
denn obgleich man nach dem Verfahren der Pulverfabriken 36 Procent Kohle
erhaͤlt, so entspricht dieselbe doch nur 26 Procent Kohlenstoff;
waͤhrend 28 Procent gewoͤhnlicher Kohle, welche noch nicht die
hoͤchste Ausbeute bei der Verkohlung des Holzes in Meilern sind, denselben
Waͤrmeeffect hervorbringen. Außerdem hat die Meilerkohle auch noch den
Vortheil, eine hoͤhere Temperatur hervorzubringen, als die in
Destillirapparaten gewonnene, weil sie vermoͤge ihrer Natur und
groͤßeren Dichtigkeit bei gleichem Volumen ein viel groͤßeres
Heizungsvermoͤgen besizt.
Obgleich man die Ausbeute bei der Verkohlung in Meilern als betraͤchtlich und
sehr vortheilhaft betrachten muß, wenn man 29 Procent Kohle erhaͤlt, so kann
man doch fragen, ob diese das Maximum ist, und ob es nicht moͤglich
waͤre, sie noch zu vergroͤßern, und also den Verlust an brennbaren
Substanzen zu vermindern. Ich glaube nicht, daß man hoffen darf aus dem Holz
uͤber 29 Procent Kohle, so wie man sie im Handel gegenwaͤrtig
verlangt, zu gewinnen; wenn man aber, ohne an der Verkohlungsmethode etwas zu
aͤndern, das Brennen eher einstellen wuͤrde, als man es
gegenwaͤrtig thut, so erhielte man offenbar mehr Kohle; allerdings enthielte
diese Kohle eine groͤßere Menge fluͤchtiger Substanzen als die
gewoͤhnliche, sie wuͤrde aber dessen ungeachtet mehr Hize entbinden.
Gesezt man naͤhme das Ziehen in dem Augenblicke vor, wo die Kohle ziemlich
von derselben Beschaffenheit waͤre, wie die schwarze Kohle von
Angoulème, also enthielte:
Kohle
0,748
Asche
0,012
Fluͤchtige Stoffe
0,240
–––––
1,000
so wuͤrde man mindestens 36 Procent Kohle erhalten,
welche 31 Procent Kohlenstoff entspraͤche, so daß sich also in diesem Falle
der Verlust an
fluͤchtigen Stoffen auf 7 Procent reduciren wuͤrde, naͤmlich
auf ein Fuͤnftel des Ganzen. Wenn es gelaͤnge, eine derjenigen der
Pulverfabriken aͤhnliche Kohle zu erhalten, so wuͤrde man davon 45
Procent gewinnen, welche 34 Procent Kohlenstoff entspraͤchen, und der Verlust
an brennbarer Substanz waͤre auf ungefaͤhr ein Achtel reducirt. Da
aber zum Verdampfen des Wassers und aller Substanzen, die aus dem Holz ausgetrieben
werden muͤssen, wenn auch keine hohe Temperatur, doch eine ziemlich starke
Erhizung noͤthig ist, wobei eine gewisse Menge brennbarer Substanzen verzehrt
werden muß, so begreift man wohl, daß die Erzielung eines so vortheilhaften
Resultats wenig wahrscheinlich ist, und daß es schon viel waͤre, wenn man 33
Proc. schwarze Kohle, die 24 Proc. fluͤchtiger Stoffe enthaͤlt,
gewinnen wuͤrde. Ich glaube uͤbrigens, daß eine solche Kohle sich
fuͤr die meisten metallurgischen Operationen, so wie fuͤr alle
diejenigen, wobei die Erzeugung von Flamme nicht nachtheilig ist, sehr gut eignen
wuͤrde.