Titel: | Ueber einige Verbesserungen an den Schiffsrudern. Von Hrn. John Lihou, Capitän in der königl. großbritannischen Marine. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LXIXLXVIII., S. 448 |
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LXIXLXVIII.
Ueber einige Verbesserungen an den Schiffsrudern.
Von Hrn. John Lihou,
Capitaͤn in der koͤnigl. großbritannischen Marine.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts. Vol. L. S. 79.Hr. Capitaͤn Lihou erhielt fuͤr seine
Verbesserungen von der Society for the
Encouragement of Arts die große silberne Medaille zuerkannt. Um den
Aufsaz, den wir hier mittheilen, vollkommen verstehen zu koͤnnen,
verweisen wir auf das Polyt. Journal Bd. XXXV.
S. 349, wo man Hrn. Lihou's Patentmethode die Steuerruder einzuhaͤngen
beschrieben finden wird.A. d. R.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Lithou's verbesserte Schiffsrudern.
Ein Unfall, den ich im Jahre 1823 auf einem Schiffe, welches ich damals befehligte,
erlitt, brachte mich zu der Ansicht, daß die Steuerruder auf eine hoͤchst
unzwekmaͤßige Weise eingehaͤngt seyen; ich suchte diesem Uebelstande
abzuhelfen, und erhielt im Jahre 1829 auch wirklich ein Patent auf eine verbesserte
Einhaͤngmethode. Seither war meine Aufmerksamkeit nun fortwaͤhrend auf
Vervollkommnung jenes wichtigen Steuerungsapparates, der das Steuerruder genannt
wird, gerichtet, indem mir die gewoͤhnliche Form und Ausstattung desselben
nicht weniger mangelhaft schien, als dieß vor meiner Patentmethode mit der
Einhaͤngungsweise dieses Ruders der Fall war. Ich habe demnach seit der Zeit,
seit der ich beauftragt bin, an der koͤnigl. Werfte uͤber die Ausstattung der Schiffe nach
meiner Methode zu wachen, alle Fehler, die mir unterkamen, so viel als
moͤglich zu verbessern gestrebt; daß ich hiebei nicht ganz ungluͤklich
war, wird, wie ich hoffe, die Zeichnung, deren Beschreibung ich hier gebe,
beurkunden. Ich bemerke vorlaͤufig nur noch, daß die Admiralitaͤt
diese meine unpatentirten Verbesserungen zugleich mit meiner Patentmethode
uͤberall anwendet, wo Kriegsschiffe neu gebaut werden oder einer
groͤßeren Reparatur unterliegen. Ich glaube daher, daß die Handelsmarine
diese meine Verbesserungen nicht minder brauchbar finden duͤrfte; und hege
den Wunsch, daß ihr dieselben durch das Organ einer Gesellschaft kund gegeben werden
moͤchten, der die Marine bereits so Vieles verdankt.
Die Verbesserungen, die ich der Gesellschaft hiemit vorlege, lassen sich in folgende
Abschnitte bringen. Sie betreffen: 1) eine verbesserte Gestalt und Befestigungsweise
der sogenannten Holzschließe (woodlock), d.h. jenes
Stuͤkes Holzes, durch dessen Einlassen verhindert wird, daß das Steuerruder
durch keine in senkrechter Richtung auf dasselbe wirkende Gewalt emporgehoben oder
ausgehaͤngt werden kann. 2) eine verbesserte Gestalt des Hinterstevens. 3)
die Anwendung eines Zugbandes (towing-strop) und
einer Kette an dem Kopfe des Ruders, um demselben dadurch mehr Sicherheit zu geben;
und auch die Anbringung eines mit Augenbolzen versehenen Balkens zum Behufe des
leichteren Abnehmens und Einhaͤngens des Ruders.
Was nun 1) die Holzschließe (woodlock) betrifft, so fand
ich deren gewoͤhnliche Befestigungsmethode mit Zapfennaͤgeln, welche
durch den sogenannten Bart (bearding) in das Ruder
getrieben werden, mangelhaft; weil deren Entfernung, im Falle das Steuerruder
schnell abgenommen werden muß, immer sehr schwierig und oft sogar gefaͤhrlich
ist. Um diesem Fehler und allen daraus erwachsenden Gefahren abzuhelfen, forme ich
den unteren Theil der Holzschließe, die man in Fig. 39 an ihrem Ruder
angebracht, in Fig.
40 und 41 hingegen einzeln fuͤr sich sieht, etwas schwalbenschwanzartig.
Diesen Schwalbenschwanz ersieht man in diesen Figuren bei a. Zur Befestigung der Holzschließe an der geeigneten Stelle des Ruders
bediene ich mich zweier Kielklammern (keel-staples), die man in Fig. 39 bei b, b an Ort und Stelle angebracht, in Fig. 42 hingegen einzeln
fuͤr sich ersieht. Diese Klammern koͤnnen mit einem Spizhammer leicht
ausgezogen werden; im Falle der Noth lassen sie sich aber auch am Rande der
Holzschließe und des Ruders durchschneiden oder durchsaͤgen. Ein Theil des
Ruders ist zum Behufe der Einfuͤhrung der Spize des Spizhammers etwas
ausgehoͤhlt, wie dieß in Fig. 39 uͤber den
Klammern ersichtlich ist. Die zur Entfernung einer Holzschließe dieser Art erforderliche Zeit
kann unter keinerlei Umstaͤnden uͤber eine Minute betragen.
2) In Hinsicht auf die verbesserte Form des Hinterstevens muß ich vorausschiken, daß
die Hintersteven und Steuerruder der Schiffe fruͤher immer vorspringende
Winkel, die man deren Baͤrte (beardings) nannte,
gegen einander darboten. Dagegen war hauptsaͤchlich einzuwenden, daß sich auf
einem in See befindlichen Schiffe diese Kanten oder Baͤrte nur hoͤchst
schwierig ihrer ganzen Laͤnge nach so genau an einander bringen ließen, als
dieß zum Einhaͤngen des Ruders erforderlich war. In neuerer Zeit bediente man
sich daher allgemein, und namentlich an den Dampfbooten eines ausgehoͤhlten
Hinterstevens, wobei allerdings die eben erwaͤhnte große Schwierigkeit beim
Einhaͤngen des Ruders beseitigt wurde. Dafuͤr entstand hier aber ein
anderer Einwurf, naͤmlich die großen Kehlen (gullettings) oder sehr tiefen Einschnitte an den Rudern; und da
uͤberdieß an dem Hintersteven nur sehr schmale Kanten gelassen wurden, so
konnte, im Falle das Schiff mastwaͤrts gerichtet wurde, und eine starke
Bewegung nach Ruͤkwaͤrts bekam, das Ruder seiner großen Neigung nach
der Quere zu fliegen folgen. Der Tiller wird hiebei, indem er mit Gewalt gegen
seinen Blok oder gegen die Seite des Schiffes getrieben wird, das erste Hinderniß
gegen die moͤglich groͤßte Veraͤnderung der Stellung des
Ruders; und da er einen heftigen Stoß auszuhalten hat, indem er den ganzen
Widerstand des Wassers, welches ploͤzlich auf den Ruͤken des Ruders
trifft, zu ertragen hat, so ist sehr zu befuͤrchten, daß der Tiller bricht.
Da die Gewalt dann auf die duͤnnen Kanten des Hinterstevens faͤllt, so
koͤnnen diese schwachen Theile dem großen Druke nachgeben, wodurch nicht nur
das Steuerruder verloren gehen, sondern auch der Hintersteven selbst
beschaͤdigt werden kann. Es schien mir daher gut, wenn die Dimensionen der
Aushoͤhlung des Hinterstevens vermindert, und das Ruder auf eine dieser
Aushoͤhlung entsprechende Weise gebaut wuͤrde; denn es waͤre
hiebei nicht nur der Vortheil, den die Aushoͤhlung des Hinterstevens in
Hinsicht auf die groͤßere Leichtigkeit das Steuerruder einzuhaͤngen
gewaͤhrt, beibehalten; sondern es waͤre damit auch der Vortheil, den
kleinere Kehlen gewaͤhren, verbunden, so wie auch die gute Wirkung der gegen
einander geneigten Flaͤchen oder der sogenannten Baͤrte an dem Ruder
und Hintersteven, die im Falle der Noth einen Aufhaͤlter oder Schranken
fuͤr die Bewegung des Ruders bildeten. Daß ich alle diese Vortheile durch
meine Verbesserungen wirklich erreichte, ersieht man aus Fig. 43, 44 und 45. Die kleine
Aushoͤhlung des Hinterstevens und den ihr entsprechenden Theil des Ruderrades
sieht man an allen diesen Figuren bei c, c: die
Baͤrte oder schiefen Flaͤchen hingegen, welche an dem Hintersteven und Steuerruder
belassen wurden, sind mit d, d bezeichnet. Da sich diese
Flaͤchen, wenn sich das Steuer inmitten des Schiffes befindet, wie
fruͤher unter einem Winkel von beilaͤufig 40 Grad gegen einander
neigen, so ist die Bewegung des Ruders sowohl nach der einen, als nach der anderen
Seite beschraͤnkt; und im Falle eine starke Bewegung des Schiffes nach
Ruͤkwaͤrts das Ruder auf diese oder jene Seite treibt, muß deren
Zusammentreffen die auf die Rudergehaͤnge wirkende Gewalt auf jene Kraft oder
jenen Druk beschraͤnken, den das Wasser unter diesem Winkel auf das Ruder
ausuͤbt. Die duͤnne Kante einer tiefen und breiten Aushoͤhlung
wuͤrde in einem solchen Falle wegbrechen, wo dann das Ruder wahrscheinlich
unter einem von dem Kiele sehr abweichenden Winkel wegfliegen, und endlich ganz von
dem Hintersteven abgedreht werden wuͤrde.
Daß durch meine Methode den Hintersteven auszuhoͤhlen weder eine Verminderung
seiner Staͤrke, noch eine Holzverwuͤstung erwaͤchst, erhellt
aus einem Blike auf den in Fig. 46 gegebenen
Querdurchschnitt eines fuͤr einen Hintersteven bestimmten Stuͤkes. Die
unteren punktirten Linien d, d bezeichnen die
Baͤrte nach dem alten Systeme, und die auf denselben stehenden Dreieke zeigen
den Verlust, der sich ergeben muß, wenn man das Holz also formt. Die ganzen Linien
hingegen und die Curve c zeigen die Durchschnittsform
eines nach meiner verbesserten Methode geformten Hinterstevens. Vergleicht man den
Flaͤchenraum der zwei kleinen, auf den ganzen Linien stehenden Dreieke mehr
dem kleinen Theile c des Kreisausschnittes, mit dem
Flaͤchenraume der beiden groͤßeren, auf den punktirten Linien d, d stehenden Dreieke, so wird man sogleich finden, daß
bei meiner Methode weniger Holz wegfaͤllt, und folglich auch die
Staͤrke weniger beeintraͤchtigt wird.
3) Die Ruder gingen bisher, da die Ruderketten an den Hoͤrnern Fig. 47 befestigt waren,
haͤufig verloren, wenn sie auf einen Riff stießen, oder wenn die
Eingehaͤnge auf irgend eine andere Weise brachen. Die solcher Maßen
befestigten Ketten waren, obschon sie hauptsaͤchlich dazu bestimmt sind, im
Falle einer Beschaͤdigung des Tillers zur Steuerung zu dienen, und bei
ungestuͤmer Witterung dem Ruder, dem Tiller und den Eingehaͤngen
Huͤlfe zu schaffen, bisher, sonderbar genug, die einzigen Mittel, womit man
den gaͤnzlichen Verlust des Ruders zu verhuͤten suchte. Da sie jedoch
so weit von dem Kopfe des Ruders entfernt befestigt waren, so wurde das
ausgehaͤngte Ruder, wenn ein Schiff weiten Spielraum im Wasser hatte, unter
einem bedeutenden Winkel mit der Richtung des Schiffes erhalten; und in Folge dieser
ungeeigneten Stellung ward der Widerstand so sehr vermehrt, daß die Ketten beinahe immer sprangen
und das Ruder verloren ging. Die so unguͤnstig eingehaͤngten
Ruderketten sind uͤberdieß, indem sie aus Stukmetall bestehen, sehr geneigt
zu brechen, und eiserne Ketten, die in Hinsicht auf Staͤrke zwar allerdings
den Vorzug verdienten, werden, wenn sie sich in der Naͤhe von Kupfer
befinden, so schnell zerfressen, daß sie in kurzer Zeit ganz unbrauchbar sind. Unter
diesen Umstaͤnden war ich der Meinung, daß man die Rettung eines Steuerruders
nicht mehr von so hoͤchst ungenuͤgenden Vorkehrungen abhaͤngig
machen duͤrfe; sondern daß als Zugabe zu denselben oder auch anstatt ihrer an
dem Kopfe des Ruders ein starkes eisernes Band (towing-strop) f,
Fig. 26, mit
einer daran befindlichen eisernen Kette angebracht werden muͤßte. Da diese
Kette sich immer innerhalb Bord befinden und mit ihrem Ende befestigt seyn
muͤßte, so wuͤrde das Ruder, selbst wenn es ausgehaͤngt
waͤre, immer vor dem Versinken geschuͤzt seyn, und so lange
endwaͤrts angezogen bleiben, bis es zur Ausbesserung auf das Verdek geschafft
worden ist.
Ich wende gegenwaͤrtig fuͤr die groͤßeren Schiffe ein Band mit
zwei Ringbolzen, an deren jedem sich eine Kette befindet, wie Fig. 44 und 49 zeigt, an;
fuͤr kleinere Schiffe hingegen genuͤgt mir ein einfaches derlei Band.
Sowohl die eine, als die andere Art dieser Baͤnder muß, wie ich fand, auch
beim Ein- und Aushaͤngen der Steuerruder, unter was immer fuͤr
Umstaͤnden es auch geschehen mag, große Erleichterung gewaͤhren;
wenigstens kann dieß hienach weit bequemer geschehen, als nach der
schwerfaͤlligen Methode, deren man sich bisher an Bord großer Schiffe zu
diesem Behufe bediente. Die Erfahrung zeigte, daß diese Art von Baͤndern und
Ketten an Bord von Schiffen jeglicher Art vollkommen entsprachen; sie brachte mich
zugleich aber auch noch auf eine andere Verbesserung an den Rudern. Beim Legen der
Balken des Verdekes zunaͤchst uͤber dem Kopfe des Ruders geschah es
selten oder gar nie, daß einer dieser Balken so Unmittelbar uͤber dem
Ruderkopfe angebracht worden waͤre, wie es zum Behufe des Aufhaͤngens
des Ruders beim Einhaͤngen und Abnehmen desselben so zwekdienlich ist. Man
pflegte gewoͤhnlich ein Loch in das Verdek zu schneiden, und einen Blok in
Sparren zu hauen, welche vorne und hinten angebracht wurden, um solcher Maßen die
Gewalt auf die zwei Balken, zwischen denen die Kette durchlief, zu vertheilen. Da
dieses Verfahren jedoch unzwekmaͤßig und uͤberdieß mit Zeitverlust
verbunden war, so schlug ich die aus Fig. 47 ersichtliche
Methode ein, indem ich einen mit zwei Augenbolzen h
versehenen Balken g so anbrachte, daß er sich beinahe
senkrecht uͤber dem Ziehbande befindet. Dieser Balken, welcher zur
Befestigung des Blokes
oder der Rolle dient, deren man sich beim Ein- und Aushaͤngen des
Ruders bedient, kann, im Falle es wegen der Schwere des Ruders noͤthig seyn
sollte, leicht auch mit aufrechten Pfosten oder Strebebalken gestuͤzt
werden.
Ich habe nachtraͤglich nur noch zu bemerken, daß ich gesucht habe, mit meinen
Erfindungen auch jene Methoden zu verbinden, welche an der koͤnigl. Werfte
als die besten anerkannt sind, und daß die Gewinde zum Einhaͤngen der
Steuerruder nach jener Methode verfertigt werden, auf welche ich fruͤher ein
Patent erhielt. Da ich diese nicht ausfuͤhrlich zu beschreiben brauche, so
bemerke ich bloß, daß die Zapfen, um die sich die Ruder bewegen, nicht mehr wie
gewoͤhnlich, einen Theil der Baͤnder ausmachen, und auch nicht mit
jenen Halbgewinden (half-hinges) oder
Baͤndern, die an dem Ruder befestigt werden, aus einem Stuͤke gegossen
sind. Diese Theile der Gewinde bekommen naͤmlich, wenn man sie auf diese
Weise gießt, in der Krone oder in dem diken Theile der Baͤnder, welche man
die Angelzapfen (pintles) nannte, und von denen sich die
kegelfoͤrmigen Zapfen als einer ihrer wesentlichsten Theile nach
Abwaͤrts erstrekten, leicht unbemerkbare Risse oder Spruͤnge. Die von
mir erfundenen Zapfen werden einzeln fuͤr sich gegossen, und in
Loͤchern in der Krone jener Baͤnder, die an dem Ruder angebracht
werden, befestigt; sie bilden ferner keine Kegel, wie dieß nach der alten Methode
der Fall war, sondern genau abgedrehte Cylinder. Auf diese Weise werden drei
wesentliche Fehler, die bisher haͤufig den Verlust der Ruder, der Schiffe und
der Mannschaft veranlaßten, beseitigt, naͤmlich: 1) die Gefahr, welche daraus
erwaͤchst, wenn sich an der Krone oder an der Verbindungsstelle zwischen den
Zapfen und den Ruderbaͤndern ein unbemerkbarer schwacher Theil befindet. 2)
die gaͤnzliche Unbrauchbarkeit der Ruderbaͤnder im Falle die Zapfen
abgebrochen sind. 3) endlich der große Nachtheil der kegelfoͤrmigen Zapfen,
die, wenn sie brachen, in den Baͤndern steken blieben, und auch die an dem
Hintersteven befindliche Haͤlfte der Gewinde unbrauchbar machten. Lezterer
Umstand machte es nicht selten nothwendig, daß Schiffe, welche ihr Steuer verloren,
wenn sie in einen Hafen kamen, zum Behufe der Reparatur ausgeladen und auf die
Werfte gebracht werden mußten.
Es ist nicht zu vergessen, daß der Verlust des Steuerruders jederzeit von einem
Bruche der Zapfen an oder bei der Krone der Baͤnder herruͤhrte, oder
wenigstens mit einem solchen verbunden war. Ein solcher Unfall erforderte
fruͤher jedes Mal ein Umgießen der gebrochenen Baͤnder. Nach meiner
Methode hingegen brechen die Zapfen bevor noch den Baͤndern selbst eine
Beschaͤdigung zustoßen kann, so daß die Baͤnder, auch nachdem ein Bruch der
Zapfen erfolgte, dennoch immer brauchbar blieben. Da nun die Schiffe leicht einige
Zapfen im Vorrathe mitfuͤhren koͤnnen, so kann leicht in offener See
die Ausbesserung vorgenommen, und das Steuer frisch eingehaͤngt werden. Die
abgebrochenen Theile der cylindrisch abgedrehten Zapfen werden leicht durch die
fuͤr sie bestimmten Zapfenloͤcher fallen, so daß sie nicht wie
fruͤher durch Verstopfung die Baͤnder fuͤr die Folge untauglich
machen. Jene Theile der Zapfen, die in den an dem Ruder befestigten Baͤndern
zuruͤkbleiben, koͤnnen, wenn das Ruder an Bord gezogen worden, leicht
aus demselben entfernt werden: theils indem man die Baͤnder abnimmt, theils
indem man die auf ihnen ruhenden Hoͤlzer entfernt. Wenn hierauf wieder ein
neuer Zapfen angebracht worden ist, so laͤßt sich das Steuerruder ohne
weiters wieder neu einhaͤngen.
Was die uͤbrigen an meinem Modelle und meiner Zeichnung ersichtlichen
Verbesserungen betrifft, so stehen sie mit meiner Erfindung in keinem Zusammenhange.
Der Ruderkopf ist, wie man sieht, so kurz, daß er mit einem Schilde (scuttle) bedekt werden kann; diese Einrichtung ist auch
gegenwaͤrtig an allen Schiffen mit rundem Hintertheile angenommen, indem auf
solche Weise das Niveau des Verdekes beibehalten ist, so daß man sich der hinteren
Kanonen besser bedienen kann. Bei dieser Verkuͤrzung des Ruderkopfes, und bei
der Einrichtung, daß sich dasselbe um die Mitte der Zapfen bewegt, wird das alte
unbequeme Rudergehaͤuse uͤberfluͤssig; auch wird die Oeffnung,
durch die das Ruder eintritt, so verkleinert, daß die alte gefaͤhrliche, aus
Canevaß oder Leder bestehende Ruderdeke, die dem Eindringen der See einen sehr
ungenuͤgenden Damm entgegensezte, nunmehr wegfaͤllt, und durch ein
Holzwerk ersezt ist.
In Hinsicht auf die Form des Ruders selbst glaube ich gleichfalls die beste der
gebraͤuchlichen gewaͤhlt zu haben; der vordere Theil desselben, an
welchem tiefe Auskehlungen erforderlich sind, wird am besten aus Ulmenholz, das
Haupt- oder Mittelstuͤk aus Eichenholz und der Hintertheil, um dem
Ganzen mehr Schwimmkraft zu geben, aus Foͤhrenholz gearbeitet.