Titel: | Sicherheitskrahne für die Percussionsgewehre, zur Verhütung des zufälligen Losgehens; von Dr. B. J. Römer in Frankfurt am Main. |
Autor: | B. J. Roemer |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LXXLXIX., S. 454 |
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LXXLXIX.
Sicherheitskrahne fuͤr die
Percussionsgewehre, zur Verhuͤtung des zufaͤlligen Losgehens; von Dr.
B. J. Roͤmer in
Frankfurt am Main.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Roͤmer's Sicherheitskrahne fuͤr
Percussionsgewehre.
Die Vortheile der sicheren und geschwinderen Zuͤndung haben das Steinschloß
des Jaͤgers verdraͤngt und allgemein die Percussionsschloͤsser
eingefuͤhrt;
selbst bei mehreren Heeren sind einzelne Truppentheile schon mit denselben versehen.
Doch die meisten sind mit der Gefahr dieser chemischen Zuͤndmittel unbekannt,
und gehen mit Percussionsgewehren ganz sorglos um, in der Meinung, wenn der Hahn in
Ruhe sey, waͤre keine Gefahr zu befuͤrchten. Es sind Erfahrungen
gemacht, daß Percussionsgewehre ohne aͤußere bemerkliche Veranlassung sich
selbst entzuͤndet haben, und 1830 entzuͤndeten sich in England
Zuͤndhuͤtchen auf dem Transport. Apotheker Wittmann in Forchheim erzaͤhlt in Buchners Repertorium fuͤr die Pharmacie 1832, erstes Heft, S. 148,
daß eine Doppelflinte, deren beide Hahne in Ruhe standen, sich selbst entladen habe,
waͤhrend ein Huͤtchen aufsaß. Auch nach dem Schuß standen beide Hahne
in Ruhe und niemand hatte die Flinte beruͤhrt. Sie war seit 3 Wochen geladen,
war aber vor dem Aufhaͤngen durch Regen etwas naß geworden. Da an leine
Entzuͤndung aus mechanischer Ursache gedacht werden konnte, so mußte diese
nur auf dem Wege des chemischen Processes erfolgt seyn, etwa durch Bildung einer Art
von Pyrophor in Folge des Naßwerdens der Flinte.
Ich hatte seit dieser Zeit mehrere Gewehre mit Zuͤndhuͤtchen versehen,
und stellte deßhalb Versuche an. Ein jezt beinahe 4 Jahre mit einem
Zuͤndhuͤtchen versehenes nicht beruͤhrtes Gewehr, welches aber
troken aufgesezt worden, ist noch unversehrt; waͤhrend andere mit nassen
Zuͤndhuͤtchen versehen, oder aufgesezt, nachdem kurz vorher aus dem
Gewehr geschossen worden, sich entzuͤndeten; wird ein
Zuͤndhuͤtchen mit einer schwachen Salpetersaͤure bestrichen, so
explodirt es von selbst zwischen 3 bis 4 Wochen. Durch Feuchtigkeit bekommt das
Zuͤndhuͤtchen einen blaugruͤnen Anlauf und es bildet sich ein
feiner kristallinischer Anflug von Knallqueksilber, welcher bei der geringsten
Friction, und dem unbedeutendsten Schlag sich entzuͤndet; die
Zuͤndhuͤtchen, welche wie fruͤher mit chlorsaurem Kali
gefuͤllt werden, erhalten diese Krystalle nicht, und sind daher weniger
gefaͤhrlich; allein dieselben sind von dem Knallqueksilber, welches den
Zuͤndstuhl weniger angreift, verdraͤngt, und selten im Handel zu
erhalten. Ist der Hahn abgelassen und sizt derselbe auf dem
Zuͤndhuͤtchen, so kann ein Schlag auf den Hahn, wie man sich an jeder
Flinte uͤberzeugen kann, ein Fall, ein Stoß im Gebuͤsch gegen ein
Reis, die Entzuͤndung verursachen.
Das Percussionsgewehr ist daher mit groͤßerer Gefahr verbunden, als die
Gewehre mit Steinschloͤssern und man muß die groͤßte Vorsicht
anwenden, um willkuͤrliches Entladen zu verhindern. Alle Schieber und
Sperren, welche an dem Hahn angebracht sind, so wie jeder Schuͤzer
uͤber dem Zuͤndhuͤtchen, sind keine Sicherheit, wenn nicht durch einen
Mechanismus die Verbindung mit der Ladung durch den Zuͤndcanal gehemmt wird,
so daß wenn auch das Zuͤndhuͤtchen sich entzuͤndet, das Feuer
dem Pulver nicht mitgetheilt wird, und es gleichsam ein Abbrennen des Pulvers von
der Pfanne ist.
Wird der Zuͤndstuhl (Piston), der auf die Zuͤndwarze geschraubt ist,
unter dem Cylinder, worauf das Zuͤndhuͤtchen gestekt wird, mit einem
Krahn versehen, so kann der Zuͤndcanal geschlossen werden, wenn die
Communicationsoͤffnung des Krahns herumgedreht wird, und nur das
Zuͤndmittel, das Huͤtchen, kann durch die Detonation losgehen, die
Ladung bleibt aber unversehrt; wird dagegen die Communicationsoͤffnung des
Krahns mit dem Zuͤndcanal in gleiche Richtung gedreht, so ist derselbe nicht
gehemmt, und die Ladung wird entzuͤndet. Ein anderer Vortheil dieser
Einrichtung ist, daß man den Handgriff des Krahns durch einen Schluͤssel, wie
ein Uhrschluͤssel, ersezt, wodurch nur derjenige, der den Schluͤssel
besizt, das Gewehr losschießen kann.
Diese in jeder Hinsicht zu empfehlende Einrichtung fertigte unter meiner Leitung der
sehr geschikte Kunstdreher Freimann in Frankfurt, und
sichert voͤllig vor zufaͤlligem Losgehen. (S. Fig. 12.)