Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LXXVILXXV., S. 478 |
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LXXVILXXV.
Miszellen.
Miszellen.
Preisaufgaben der Royal Society in
London.
Die Royal Society in London wird im Jahre 1837 zwei
goldene Medaillen, jede zu 50 Guineen im Werthe, ertheilen; und zwar die eine dem
Verfasser der besten unter folgendem Titel eingesandten Abhandlung:
„Beitraͤge zu einem Systeme der geologischen Chronologie,
welches sich auf eine Untersuchung der organischen Ueberreste und die darauf
bezuͤglichen Erscheinungen gruͤndet;“ und die zweite
dem Verfasser der wichtigsten, bisher noch nicht bekannt gemachten Abhandlung
uͤber einen Gegenstand der Physik, welche zwischen dem 1. Maͤrz 1835
und Junius 1837 der Gesellschaft zur Aufnahme in ihre Abhandlungen eingesandt wurde.
Die Bewerbung um diese Preise steht den Gelehrten aller Nationen offen.
Ueber Perkins's Dampfkessel
befindet sich im Franklin Journal
ein Aufsaz des Hrn. Bache,
Professors an der Universitaͤt in Philadelphia, in welchem dieser Gelehrte
die Resultate mittheilt, die sich ihm aus mehreren, uͤber die Wirksamkeit
dieses Kessels angestellten Versuchen ergaben. Das hienach gefaͤllte Urtheil
lautet in Kuͤrze dahin, daß dieser Kessel durchaus keine vermehrte
Dampferzeugung bedingt, indem dessen innere Cylinder oder Circulationsroͤhren
bei gleicher Quantitaͤt Brennmaterial keine vermehrte Zunahme des innerhalb
einer bestimmten Zeit verdampften Wassers bewirken.
Ueber die Ursache der Explosion des Dampfbootes „Earl Grey.“
Wenn die Untersuchung, welche uͤber die kuͤrzlich erfolgte Explosion
des Dampfbootes Earl Grey, in Folge deren der Maschinist von aller Schuld
freigesprochen ward, irgend etwas bewies, so ist es das, daß die Sicherheitsklappen
Ungluͤksfaͤllen dieser Art nicht vorzubeugen im Stande sind. Aus den
Aussagen mehrerer Ingenieurs, die hieruͤber vernommen wurden, ging hervor,
daß die Sicherheitsklappe in manchen Faͤllen ploͤzlich und ohne irgend
eine bemerkbare Veranlassung so niedergehalten wird, daß sie nicht nachgibt, wie
groß auch der Druk des Dampfes in dem Kessel seyn mag. Wird dieser Umstand nicht
entdekt, so ist die Explosion unvermeidlich. Die Dampfmaschine des Earl Grey war eine gewoͤhnliche Verdichtungs-
und keine Hochdrukmaschine, und von. Hrn. Mansell gebaut. Die Sicherheitsklappe hatte die gewoͤhnliche
Einrichtung, und war nicht durch einen senkrechten Druk mit Gewichten, sondern mit
einem Hebel beschwert. Der Kessel war noch beinahe neu, indem er erst 6 Wochen vor
der Explosion eingesezt worden; er zeigte auch nirgendwo eine solche
Schwaͤche, daß hiedurch eine Berstung haͤtte erfolgen koͤnnen.
(Aus der Edinburgh Evening Post im London Journal of Arts, October.)
Vorschlag zu einer neuen Methode Dampfboote zu treiben.
Die mannigfachen Methoden, welche fruͤher und neuerlich in Vorschlag gebracht
wurden, um Fahrzeuge verschiedener Art durch einen aus denselben ausgetriebenen
Wasserstrom beliebig in Bewegung zu sezen, veranlaßten neuerlich einen
Correspondenten des Mechanics' Magazine den Rath zu Tage
zu foͤrdern, daß man dasselbe doch dadurch zu bewirken suchen sollte, daß man
mittelst geeigneter Vorrichtungen Luft aus dem Hintertheile des Fahrzeuges gegen das
Wasser austreibt. Mit Recht bemerkt, wie uns scheint, ein anderer Correspondent
hiegegen, daß die ausgetriebene Luft bei geringer Wassertracht des Fahrzeuges
schnell und ohne wesentliche Wirkung an die Oberflaͤche des Wassers
emporsteigen wuͤrde; und daß vollends gar keine Wirkung Statt finden
koͤnnte, wenn der Hintertheil des Schiffes, wie dieß bei jedem Winde
gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, zeitweise ganz aus dem Wasser gehoben
wird.
Eisenbahnwuth in Amerika.
Unsere Speculanten und Capitalisten, schreibt der New
Brunswick-Fredonian, haben sich gegenwaͤrtig mit einer wahren
Wuth auf die Eisenbahnen geworfen. Ein Beispiel hiefuͤr ist folgendes. Als
kuͤrzlich in Philadelphia die Buͤcher zur Subscription fuͤr
eine Eisenbahn nach Lancaster, Portsmouth und Harrisburgh eroͤffnet wurden,
waren in 31 Minuten saͤmmtliche Actien genommen, so daß die
Commissaͤre bei weitem nicht alle Bewerber befriedigen konnten. Die Actien
der New Jersey Compagnie gelten gegenwaͤrtig 126 Pfd., und werden wohl bis
auf 200 Pfd. kommen; jene der Compagnie von Camden und Amboy gehen mit einem Gewinne
von 60 Proc.! (Mechanics' Magazine, No. 624.)
Außerordentliche Bewegung großer Felsmassen.
Der Liverpool Mercury erzaͤhlt, daß man in dem
Steinbruche des Hrn. Dr. Hughes in Toxlethpark
kuͤrzlich folgende außerordentliche Erscheinung beobachtete. Waͤhrend
die Arbeiter an ihrem Geschaͤfte waren, stieg eine Felsmasse, welche mit
Einschluß der darauf befindlichen Erdschichte wenigstens 100 Tonnen wiegen mochte,
ploͤzlich 6 Zoll hoch empor, worauf sie dann wieder in ihre fruͤhere
Stellung herabfiel, so daß sie in mehrere Stuͤke zersprang. Der Manchester Guardian bemerkt hiezu, daß vor einigen
Jahren in dem Tunnel, durch den der Canal zwischen Leeds und Liverpool
fuͤhrt, ploͤzlich eine Steinmasse um einige Zoll emporstieg, welche
die Schifffahrt unterbrach, und entfernt werden mußte. (Mechanics' Magazine, No. 627.)
Verbesserung des Straßenpflasters in London.
Bekanntlich haben die großen Quadersteine, womit man in London in neuerer Zeit dei
Straßen zu pflastern pflegte, zu vielen Klagen Anlaß gegeben. Das Pflaster war
naͤmlich zu glatt, so daß besonders an den abschuͤssigen Stellen und
zur Winterszeit die
Pferde keine Haltpunkte fuͤr die Hufeisen finden konnten, und daß sich
folglich sehr viele Ungluͤksfaͤlle ereigneten und ereignen mußten.
Diesem Fehler hat man nun, wie Hr. Baddeley im Mechanics' Magazine No. 626
schreibt, in lezter Zeit auf eine sehr einfache und wirksame Weise dadurch
abgeholfen, daß man die Steinreihen nunmehr nicht mehr vollkommen eben, sondern so
legt, daß das eine Ende etwas weniges hoͤher liegt, als das Ende des
naͤchst vorhergehenden Steines. Das Pflaster bekommt auf diese Weise in
gewissen Entfernungen von einander kantenfoͤrmige Hervorragungen, die den
Hufen der Pferde gehoͤrige Stuͤzpunkte gewaͤhren, und welche
den Raͤdern der Wagen bei weitem nicht so viel Nachtheil bringen, als die
glatten Straßen den Pferden bringen mußten.
Eine Methode eingerammte Pfaͤhle vor Verwesung zu
schuͤzen.
Die Einwohner des Dorfes l'Union pflegen die Eichenpfaͤhle und Pfosten, welche
zur Befestigung der Zaunstangen an denselben in die Erde eingesezt werden, auf
folgende einfache und angeblich sehr wirksame Weise fuͤr lange Zeit vor
Verwesung zu schuͤzen. Sie bohren naͤmlich in diese Pfaͤhle
oder Pfosten von der Hoͤhe der Erde bis auf einige Zoll unter dieselbe ein
Loch, welches sie mit Kochsalz ausfuͤllen. (Recueil
industriel. Mai 1835, S. 96.)
Simmons Mackintosh's elektrische Theorie des Universums.
Hr. Simmons Mackintosh
kuͤndigt im Mechanics' Magazine, No. 634 an, daß
er sich seit 15 Jahren mit dem Studium der Cometen beschaͤftige, und daß er
gegenwaͤrtig ein Werk herauszugeben gedenke, in welchem er beweisen will: 1)
daß die Cometen ungeheuere Massen einer luftfoͤrmigen Substanz sind, welche
durch die Elektricitaͤt aus der Sonne ausgestoßen worden; 2) daß sich die
Cometen allmaͤhlich verdichten und dann wirkliche Planeten werden; 3) daß
sich die Planeten in Spiralen bewegen, und endlich wieder in den
Sonnenkoͤrper zuruͤkfallen; und 4) endlich, daß sich der Mond langsam
der Erde annaͤhert, und endlich auf diese fallen wird. Die Ausstoßung eines
Cometen aus der Sonne waͤre nach Mackintosh wie
ein von dieser lezteren ausgehender elektrischer Funken zu betrachten; und wenn man
auch eine solche Ausstoßung noch nicht direct beobachtet habe, so spricht, wie er
glaubt, doch das dafuͤr, daß sich die Cometen immer zuerst in der
Naͤhe der Sonne zeigen, und sich dann von ihr entfernen. Hr. Mackintosh erklaͤrt durch
seine elektrische Theorie auch Ebbe und Fluth, und mehrere andere Erscheinungen,
woruͤber wir auf das Mechanics' Magazine
verweisen.
Optische Merkwuͤrdigkeit.
Der Macclesfield Courier berichtet, daß, als Lord Brougham kuͤrzlich in Manchester war, Hr.
Roberts, der
beruͤhmte Mechaniker und Erfinder der selbstthaͤtigen Mulen ihm unter
anderen Merkwuͤrdigkeiten auch sein im Polyt. Journale Bd. LVI. S. 86 beschriebenes Instrument
zeigte, womit man kleinen Druk selbst dann noch lesen kann, wenn sich derselbe mit
einer Geschwindigkeit von 28,000 Umdrehungen in der Minute im Kreise bewegt. Die
Zeit, welche fuͤr einen Blik gegeben ist, betraͤgt den 80,000sten
Theil einer Minute. (Mechanics' Magazine, No. 628.)
Metalllegirungen zur Armirung der Spizen von
Blizableitern.
Folgende beide Metallgemische empfiehlt das Journal des
connaissances usuelles, September 1835, S. 129 zur Armirung der
Blizableiter. I. Platin 1 Theil; Zink 1 Theil; altes Erz 1 Theil; Kupfer 6 Theile.
– II. Platin 1 Theil; Queksilber 1 Theil; Zink 1/2 Theil; altes Erz 1/2
Theil; Kupfer 6 Theil. Es wird versichert, daß diese beiden Legirungen das Platin
vollkommen ersezen,
indem sie nur aͤußerst schwer eine Oxydation auf der Oberflaͤche
erleiden. Doch beduͤrfte die Sache wohl noch laͤngerer Erfahrung.
Beobachtungen an großen Thermometern.
Professor Johnson zeigte in
einer der lezten Monatssizungen des Franklin Institute
einige Alkohol- und Queksilberthermometer vor, die er in einem so großen
Maaßstabe verfertigt hatte, daß sie 1/100 und selbst 1/200 Theile eines Fahrenheit'schen Grades deutlich anzeigten. Er machte
hiebei auf eine Erscheinung aufmerksam, die man bisher noch nicht beobachtet zu
haben schien. Die erste Wirkung, welche die Waͤrme auf Instrumente dieser Art
hervorbringt, besteht naͤmlich darin, daß die Fluͤssigkeit etwas
faͤllt; waͤhrend bei der Einwirkung von Kaͤlte anfangs gerade
das Entgegengesezte Statt findet. Das Sonderbare dieser Erscheinungen glaubte er
durch die Ausdehnung und Zusammenziehung des Glases beim Wechsel der Temperatur
genuͤgend erklaͤren zu koͤnnen. (Mechanics' Magazine, No. 624.)
Feinheit englischen Drahtgewebes.
Ein Correspondent des Mechanics' Magazine berichtet, daß
er bei Hrn. Corcoran in London
Drahtgewebe von ganz außerordentlicher Feinheit und Schoͤnheit gesehen habe;
namentlich erwaͤhnt er eines, welches in einem Laͤngenzolle nicht
weniger als 150 Maschen oder Loͤcher hatte. Bisher finden diese ganz feinen
Drahtgewebe noch wenig, oder gar keine Anwendung; man erwartet jedoch, daß sich die
Frauenzimmertoilette ihrer bald bemaͤchtigen werde, und daß man dann
verschiedene Steifzeuge und Baͤnder aus Draht an unseren Damen sehen
wird.
Drahtgitter anstatt der Glasfenster fuͤr
Landkutschen.
Ein Correspondent des Mechanics' Magazine ruͤgt in
Nr. 321 dieser Zeitschrift die Unannehmlichkeiten, womit es verbunden ist, wenn man
in Landkutschen mit Leuten eingezwaͤngt sizen muß, die aus Furcht vor
Verkuͤhlung kein Oeffnen der gewoͤhnlichen Glasfenster gestatten. Er
schlaͤgt zur Abhuͤlfe vor die Fensterrahmen mit feinen Drahtgeweben,
anstatt mit Glastafeln zu bekleiden, und versichert, daß hiedurch die
gehoͤrige Ventilirung erzielt werden koͤnne, ohne daß man von Zugluft
zu leiden und bei Regenwetter das Hereinschlagen von Regen zu befuͤrchten
haͤtte.
Ueber Degrand's Maschine zur Fabrikation der Naͤgel
enthaͤlt der Bulletin de la
Société d'encouragement aus dem Mémorial encylopedique Folgendes: Die Naͤgel werden mit
einer Art von Scheere, welche durch einen Hebel in Bewegung gesezt wird, in Form
eines kielfoͤrmigen Stuͤkes von einem ausgewalzten Eisenbleche
abgeschnitten, dessen Breite der Laͤnge der Naͤgel entspricht,
waͤhrend seine Dike nur um so viel groͤßer ist als jene des Nagels,
als zur Bildung des Nagelkopfes erforderlich ist. Der Kopf des Nagels wird mit einem
Hammer, der mittelst irgend eines Mechanismus in Bewegung gesezt wird, geschlagen;
und dieß kann entweder gleichzeitig waͤhrend des Abschneidens der
Naͤgel mittelst eines an der Scheere befestigten Drukwerkes, oder
spaͤter erst an jedem Nagel einzeln geschehen.
Eine Fluͤssigkeit zum Bronziren der Medaillen
kann man sich bereiten, indem man ein halbes Quentchen
fluͤssiges Ammoniak, eben so viel Salpeter, eben so viel getroknetes
Kochsalz, ein ganzes Quentchen Salmiak und 6 Unzen Essig innig vermengt. Die
Medaillen muͤssen vor dem Auftragen der Fluͤssigkeit auf das
Sorgfaͤltigste gereinigt seyn. Die Schattirung der Bronzirung laͤßt sich
durch Auftragen mehrerer Schichten erhoͤhen. (Journal
des connaissances usuelles. September 1835.)
Spinney's angeblich neue
Composition zu Schmelztiegeln.
Die Composition, auf welche dem Thomas Spinney in
Cheltenham am 11. Mai 1833 fuͤr 300 Pfd. Sterl. ein Patent ertheilt worden,
und die bisher noch nicht zur Fabrikation von Schmelztiegeln, feuerfesten Ziegeln
und dgl. benuzt worden seyn soll, besteht aus feuerfestem Thone, wie z.B. jener von
Stourbridge in England ist, gebranntem Thone, Sand, der moͤglichst kalkfrei
seyn soll, und Pfeifen- oder Toͤpferthon. Das Verhaͤltniß
dieser Ingredienzien soll Folgendes seyn: auf 20 Theile feuerfesten Thones kommen 4
Theile gebrannten Thones, 8 Theile Sand und 4 Theile Toͤpfer- oder
Pfeifenthon. Uebrigens kann dieses Verhaͤltniß, wie der Patenttraͤger
sagt, je nach Umstaͤnden und je nach Beschaffenheit der Ingredienzien
verschieden abgeaͤndert werden. Der Pfeifenthon muß sehr fein gemahlen und
wohl getroknet worden seyn; er wird zuerst mit dem Sande, dann mit den
uͤbrigen Bestandtheilen vermengt, und mit Wasser angemacht. (Aus dem London Journal of Arts, Oktober 1835.)
Vorschlag zu einer Rauchverzehrungsmethode.
Der bekannte Architekt Joseph Jopling macht im Mechanics' Magazine No. 623 folgenden Vorschlag.
„Auf einem Ausfluge, den ich kuͤrzlich durch die
Manufacturdistricte Englands machte, uͤberzeugte ich mich neuerdings, was
man durch den Rauch, der in so ungeheuerer Menge aus den Rauchfaͤngen
quillt, zu leiden hat, und wie nothwendig es waͤre, diesem Uebel
abzuhelfen. Ich dachte mir hiebei, ob es nicht vielleicht moͤglich
waͤre, die Luft, den Rauch und den Ruß aus den Oefen zu pumpen, und in
einen Wassergraben oder in eine Kloake zu leiten; der Rauch und der Ruß
wuͤrde dadurch von der Luft geschieden, und durch die Vermengung mit
Wasser in einen schaͤzenswerthen Duͤnger verwandelt werden.
Wiederholte Versuche duͤrften vielleicht zeigen, wie dieß auf eine
entsprechende Weise zu bewerkstelligen waͤre, und welche
Quantitaͤt Wasser, und welche Zeit noͤthig waͤre, um den
Rauch und den Ruß aus der Luft eines Ofens zu waschen, der eine bestimmte
Quantitaͤt Brennmaterial verzehrt. Wenn sich eine zu diesem Zweke
geeignete Maschine ausmitteln ließe, so wuͤrde man nicht nur aller
Unannehmlichkeiten, die der Rauch veranlaßt, uͤberhoben seyn, sondern man
brauchte auch keine Schornsteine, die, man mag sagen, was man will, alle unsere
Gebaͤude entstellen.“
Stafford's Heizkuchen.
Dominick Stafford in Duke-Street, Adelphi,
Middlesex, ließ sich, wie bereits fruͤher angedeutet wurde, am 2 November
1833 ein Patent auf ein verbessertes Brennmaterial geben, dessen Zusammensezung ihm
von einem im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt worden. Dem Oktoberhefte des London Journal gemaͤß wird nun dieser Brennstoff
durch Vermengung von Steinkohle (sea coal), Ziegelerde,
blauem Thone, Flußsand oder anderem Bodensaze fließenden oder stehenden Wassers
bereiter, indem man diese Substanzen in pulverfoͤrmigem Zustande in beinahe
gleichen Verhaͤltnissen vermengt, und dann mit Theer oder Theer und Wasser zu
einem Teige anmacht, aus welchem Kuchen oder Kugeln geformt werden, die man an der
Sonne oder auch durch kuͤnstliche Waͤrme troknet. Die
Quantitaͤt der Steinkohle kann man, wie der Patenttraͤger sagt,
erhoͤhen oder vermindern, je nachdem man ein schneller oder langsamer
brennendes Brennmaterial wuͤnscht. Hierauf beruht die ganze Erfindung!
Verfaͤlschung der thierischen Kohle.
Ein Hr. Bonfils ward in Rennes
wegen folgender Verfaͤlschung der thierischen Kohle zu dreimonatlichem
Gefaͤngnisse verurtheilt. Das verfaͤlschte Fabrikat hatte ein Mal auf 42 Proc.
thierischer Kohle einen Zusaz von 58 Proc. Torf und Sand; ein anderes Mal hingegen
bestand es aus 46 Proc. thierischer, als Duͤngmittel bestimmter Kohle und aus
54 Proc. Schwarzkohle (houille tourbe). Journal des connaissances usuelles, Oktober 1835.
Groͤße eines franzoͤsischen Spiegels.
Franzoͤsische Blaͤtter melden, daß der groͤßte Spiegel, der je
fabricirt worden ist, im Laufe dieses Jahres aus der Fabrik von St. Gobin
hervorging. Dieses Meisterstuͤk mißt naͤmlich 175 Par. Zoll in der
Hoͤhe und 125 Zoll in der Breite. Der große Spiegel bei der lezten
Industrieausstellung in Paris hatte bekanntlich 155 Zoll Hoͤhe auf 95 Zoll
Breite.
Kraskowitz's Bereitungsart des
Zinnchlorids.
Die bisher am haͤufigsten gebraͤuchliche Darstellungsmethode des
(wasserfreien) Zinnchlorids, naͤmlich durch Destillation eines Gemenges von
Queksilberchlorid (Sublimat) und Zinn, hat manche Unbequemlichkeit. Um sowohl im
kleinen Maaßstabe in chemischen Laboratorien als auch zu technischen Zweken im
Großen leicht und wohlfeil Zinnchlorid erzeugen zu koͤnnen, wird man
folgenden Weg am besten einschlagen:
6 Pfund granulirten Zinns werden uͤber freiem Feuer mit 18 Pfund concentrirter
Schwefelsaͤure in einem gußeisernen Gefaͤße erhizt, das hievon nur bis
zur Haͤlfte voll werden darf. Es erfolgt erst ein gelindes Ausbrausen, wobei
die Fluͤssigkeit sich mit einer duͤnnen Schichte weißen Schaums
bedekt, dann ploͤzlich eine aͤußerst heftige Reaction, wobei das Zinn
auf Kosten der Schwefelsaͤure oxydirt wird, und viel schwefligsaures Gas, mit
gelben Schwefeldaͤmpfen vermischt, in die Luft entweicht. Diese
stuͤrmische Reaction – am besten operirt man im Freien – wird
durch kaltes Wasser gemaͤßigt, das man an die Außenseite des
Aufloͤsungsgefaͤßes und noͤthigenfalls in das Feuer selbst
sprizt. Das heftige Aufwallen ist jedoch sehr schnell beendigt; die gebildete
Salzmasse verdikt sich bald und hoͤrt auf zu sieden. Man bringt nun eine zum
Austreiben der Schwefelsaͤure hinreichende Hize an, bis die Masse im eisernen
Gefaͤße pulverisirbar geworden ist. Alle uͤberschuͤssige
Schwefelsaͤure auszutreiben, ist raͤthlich, da die nachherige Ausbeute
an Zinnchlorid hiedurch geschmaͤlert zu werden scheint. Gewoͤhnlich
bleibt in der verdikten Salzmasse etwas metallisches Zinn zuruͤk, das beim
nachherigen Pulverisiren abzusondern ist.
Die solchergestalt erhaltene, aus schwefelsaurem Zinnoxyd und etwas freier
Schwefelsaͤure bestehende Salzmasse wird nun noch warm in einem erhizten
Moͤrser moͤglichst schnell gepulvert, durch ein mittelfeines Sieb
geschlagen, mit ihrem gleichen Gewicht frisch gegluͤhten Kochsalzes innig
gemengt, und in eine mit glaͤserner Vorlage versehene eiserne Retorte
gefuͤllt.
Die Retorte wird nun bei maͤßig fortgeseztem Steigern der Temperatur so lange
erhizt, als noch ein Destillat uͤbergeht; man erhaͤlt in der Vorlage
viel wasserfreies fluͤssiges und etwas wasserhaltiges concentrirtes
Zinnchlorid, indeß salzsaures Gas, mit etwas Zinnchloridgas gemengt, entweicht, oder
auch durch Wasser geleitet und verdichtet werden kann. Das salzsaure Gas
ruͤhrt von der uͤberschuͤssigen Schwefelsaͤure in der
Salzmasse her.
Das erhaltene Destillat wird nun, um es von etwas
Eisenoxyd, womit es aus den Arbeitsgefaͤßen verunreinigt seyn kann,
und dem darin noch enthaltenen Wasser zu befreien, mit Zusaz von zwei- bis
vierfachem Gewichte concentrirter Schwefelsaͤure aus glaͤsernen
Retorten rectificirt, worauf das Zinnchlorid rein erhalten wird.
Man kann auch, wenn man mit geringeren Quantitaͤten manipulirt, gleich die
erste Destillation aus Glas vornehmen; man erhaͤlt hiebei gleich anfangs ein
reines hoͤchstens wasserhaltiges Product; allein selten laͤßt sich die
Temperatur hoch genug steigern, um alles Zinnchlorid auszutreiben. (Pogg. Annalen.
Bd. XXXV. S. 517.)
Vorschrift zur Darstellung der
Phosphor-Reibfeuerzeuge.
Die ersten dieser Feuerzeuge waren natuͤrlicher Weise am unvollkommensten; sie
entzuͤndeten sich durch das schwaͤchste Reiben, selbst durch bloßes
Liegen an der Sonne. Aber die Fabrikation ist nicht stehen geblieben, die
Reibfeuerzeuge, die man jezt verkauft, koͤnnen in ihren Buͤchsen schon
sehr stark geschuͤttelt werden, ehe sie sich entzuͤnden; man versendet
sie wie andere Waaren, ohne daß sich jemals der Fall ereignet haͤtte, daß ein
Wagen dadurch angezuͤndet worden waͤre; sie vertragen ein langsames
und starkes Reiben, und koͤnnen bis auf 80° R. ohne Entzuͤndung
erhizt werden, und dieses Verhalten entfernt jede Furcht vor
Selbstentzuͤndung. Wenn aber auch die fertigen Reibfeuerzeuge gefahrlos sind,
so ist doch ihre Darstellung im allerhoͤchsten Grade gefaͤhrlich. Man
sollte unter keinerlei Gruͤnden eine Fabrik dieser Art in einer Stadt oder in
der Naͤhe von andern Wohngebaͤuden errichten duͤrfen; denn die
kleinste Unvorsichtigkeit wuͤrde in der Fabrik selbst einen durch nichts zu
loͤschenden Brand bewirken. Eben so muß man bei Darstellung im Kleinen die
groͤßte Vorsicht und Achtsamkeit anwenden.
Um sie zu erhalten, erhizt man eine Portion schleimichter Aufloͤsung von
arabischem Gummi in einer Reibschale bis auf 35 bis 40° R. und sezt nun auf 4
Theile dieser Aufloͤsung etwa einen Theil Phosphor zu; er schmilzt sogleich
und wird aufs Innigste mit dem Gummi gemischt. Sodann sezt man fein zerriebenes
chlorsaures Kali, Salpeter und etwas Benzoegummi hinzu, so daß ein weicher Brei
entsteht, in welchen man die Schwefelhoͤlzer eintaucht. Zum Reibzunder dient
dieselbe Masse. (Annalen der Pharmacie.)
Ueber den Weingeistgehalt einiger geistiger
Fluͤssigkeiten.
Hr. L. G. Beck gibt in
Silliman's American Journal of Science in einem Aufsaze, welcher
unter dem Titel: „Untersuchungen uͤber den Wein“
erschien, eine Tabelle uͤber den Alkoholgehalt verschiedener geistiger
Getraͤnke, die wir hier gleichfalls mittheilen.
Textabbildung Bd. 58, S. 483
Gehalt an Alkohol von 0,825 in
Procenten nach dem Maaße; Gewoͤhnlicher Madeira; Deßgleichen, in
verschiedenen alten Stuͤken; London particular; Bucellas; Brauner
Xereswein; Portwein; Sauterne; Claret (Margeaux); Amerikanischer Wein, zwei
Jahre alt; Amerikanische Ales (Biere); Ciders; Irlaͤndischer Whiskey;
Aechter hollaͤndischer Wachholderbranntwein; Gewoͤhnlicher
Branntwein; Gewoͤhnlicher Whiskey; Weingeist
Ueber Mitchell's Bereitung des Kohlenoxydgases.
Wir haben im polytechnischen Journal Band LV. Seite
399 eine von Dr.
Mitchell zur Bereitung von Kohlenoxydgas empfohlene
Methode mitgeheilt, wonach man dieses Gas ganz kohlensaͤurefrei erhalten
soll, indem man kleesaures Ammoniak wir Schwefelsaͤure behandelt. Dr. Gale hat nun Versuche uͤber dieses Verfahren
angestellt, und sich dabei uͤberzeugt, daß das erhaltene Gas in jedem
Zeitpunkt der Operation aus einem Gemisch von Kohlenoxydgas mit einem betraͤchtlichen Antheil
Kohlensaͤure besteht. In der Retorte bleibt zulezt nicht concentrirte
Schwefelsaͤure, wie Mitchell angibt, sondern
saures schwefelsaures Ammoniak zuruͤk. (Philosoph.
Mag. and Journal. No. 33, S. 232.)
Watt's Verdienste um die
Ermittelung der Bestandtheile des Wassers.
Lord Brougham machte in einer Rede, welche er
kuͤrzlich uͤber die „Natural
Theology“ hielt, und nachdem er der Versuche Priestley's und Cavendish's erwaͤhnt, durch
welche diese beiden unsterblichen Physiker bewiesen hatten, daß man durch
Verbrennung von Sauerstoff und Wasserstoff in einem geschlossenen Gefaͤße
eine dem Gewichte beider gleiche Quantitaͤt Wasser erhaͤlt, folgende
Bemerkung: „Priestley zog aus seinen Versuchen
keinen Schluß von irgend einem Werthe; Watt hingegen
sprach, nachdem er dieselben sorgfaͤltig erwogen und mit anderen
Thatsachen verglichen hatte, die Ueberzeugung aus, daß daraus die Zusammensezung
des Wassers hervorgehe. Ich habe alle Documente hieruͤber
gepruͤft, und bin danach vollkommen uͤberzeugt, daß Watt der erste war, der dieß aussprach, obschon Cavendish vielleicht nach seinen eigenen Versuchen,
und ohne von Watt's
fruͤherem Raisonnement gewußt zu haben, zu demselben Schlusse gekommen
seyn mochte.“ (Mechanics' Magazine, No.
621.)
Cook's neues Material zu
Anstrichen, Firnissen etc.
Hr. Benjamin Cook, Gelbgießer
von Birmingham, erhielt im Maͤrz 1832 ein Patent auf ein neues, bisher noch
nicht in Anwendung gebrachtes Material zur Bereitung von Anstrichen, Firnissen und
verschiedenen anderen Zweken. Die ganze Erfindung besteht jedoch, dem London Journal zu Folge, lediglich darin, daß der
Patenttraͤger statt des gewoͤhnlich zu dem fraglichen Zweke
verwendeten Alkohols, jenen Alkohol verwendet wissen will, der beim Gaͤhren
und Baken des Brodes emporsteigt, und der seiner Angabe nach weit wohlfeiler zu
stehen kommt, als ersterer.
Vorschrift zur Bereitung der englischen Wichse.
Das Journal des conn. usuelles, September 1835, S. 130
gibt folgende Vorschrift zur Bereitung der englischen Wichse als eine der besten an.
Man soll 12 Unzen Beinschwarz mit 2 Unzen gepulvertem Eisenvitriol und 2 Quentchen
Gallaͤpfelpulver vermengen, hierauf 12 Unzen Melasse oder Syrup und 2 Unzen
Oehl zusezen, und dann eine halbe Pinte Essig und 4 Unzen Salzsaͤure
hinzugießen; endlich werden dann abwechselnd und unter bestaͤndigem
Umruͤhren noch 4 Unzen Schwefelsaͤure und noch eine halbe Pinte Essig
beigefuͤgt, womit die Wichse fertig ist. – Nach einem anderen
Correspondenten derselben Zeitschrift erhaͤlt man eine vortreffliche Wichse,
wenn man 3 Unzen gewoͤhnliche Tinte innig mit 2 Unzen Gummisyrup vermengt,
und dann 2 Quentchen Weingeist von 30° beifuͤgt. Diese
Quantitaͤt Weingeist ist hinreichend, um die Zersezung der Wichse zu
verhuͤten; sie faͤllt nur eine hoͤchst geringe Menge des
angewendeten Gummi, waͤhrend bei einem groͤßeren Zusaze von Weingeist
nach und nach beinahe aller Gummi niedergeschlagen wird.
Sella's Verfahren die Wolle
mit Rhus radicans Lin. (wurzelndem Gerberbaum) gelb zu
faͤrben.
Hr. Gregor Sella aus Piemont
empfiehlt folgendes Verfahren zum Gelbfaͤrben der Wolle:
Auf 8 Theile Wolle nimmt man:
Rhus radicans, der vorher ausgekocht
wurde
8 Theile.
Alaun
1 Theil.
Weinstein
1/6 –
Salzsaͤure
1 –
Die Wolle erhaͤlt, nachdem sie drei Viertelstunden gekocht wurde, eine sehr
lebhafte goldgelbe
Farbe. Behandelt man getrokneten Rhus radicans nach
demselben Verfahren, so erhaͤlt man nur ein Strohgelb; man muß ihn also
sogleich nach der Ernte anwenden.
Die Farbe widersteht der Seife und dem Sonnenlicht eben so gut wie die anderen
aͤchten gelben Farben; sie wird noch haltbarer, wenn man die Wolle
zwoͤlf Stunden lang in dem Faͤrbebad laͤßt, nachdem dasselbe
gekocht hat. (Bibl. univ. Febr. 1835.)
Ueber den Zustand der Musselin-Fabrikation zu Dacca in
Ostindien
machte Hr. Henry
Walters Esq. im XVII. Bande der Asiatic
Researches eine Abhandlung bekannt, aus der wir Folgendes entnehmen. Dacca
kann, obschon es bedeutend von seiner fruͤheren Groͤße und Wichtigkeit
verloren, noch immer als eine Stadt zweiten Ranges betrachtet werden, indem es an
Einwohnerzahl Devonport und Bruͤssel uͤbertrifft, und beinahe eben so
viele Bewohner zaͤhlte, als die ganze Grafschaft Fife. Man findet daselbst
bereits eine mit Dampf betriebene Oehlmuͤhle und eine eiserne
Haͤngebruͤke; drei weitere Dampfmaschinen sollen in neuester Zeit
errichtet worden seyn. Interessant duͤrfte es seyn, die allmaͤhliche
Abnahme der Bevoͤlkerung mit dem Verfalle der
Baumwollwaaren-Fabrikation, in welcher diese Stadt einst die ganze Welt
uͤbertraf, zu vergleichen. Das erste Sinken in dem Handel von Dacca ereignete
sich im Jahre 1801; vor diesem Jahre betrugen die jaͤhrlichen Kaͤufe
der ostindischen Compagnie und der Privathandelshaͤuser an Musselins gegen 25
Lacs Rupien. Im J. 1807 war der Bezug der Compagnie auf 595,900 und jener der
Privaten auf 560,200 gesunken; im J. 1813 bezogen leztere nur mehr fuͤr
205,950, und erstere kaum so viel; im J. 1817 endlich wurde die englische Factorei
ganz verlassen, was die Franzosen und Hollaͤnder schon mehrere Jahre
fruͤher gethan hatten. Welchen hohen Grad die Musselin-Fabrikation in
Dacca erreicht hatte, geht nicht bloß aus der Feinheit der dortigen Fabrikate,
sondern auch daraus hervor, daß man die Arbeit daselbst in hohem Grade zu vertheilen
gewohnt war. Besondere Gewandtheit hatte man im Spinnen sehr feiner Faͤden
erreicht; und diese feinen Faͤden spannen junge Weiber mit einer feinen
staͤhlernen Spindel, „Takwa“ genannt. Man verrichtete
diese Arbeit bloß am fruͤhen Morgen, waͤhrend noch Thau lag; denn nach
Sonnenaufgang waͤren die feinen Faͤden bei der Trokenheit der Luft
nicht gehoͤrig zu handhaben gewesen. Naͤchst den Spinnerinnen besaßen
auch die Ausbesserer, oder sogenannten „Raffugars,“ besondere
Geschiklichkeit, denn diese konnten aus einem ganzen Stuͤke Musselin einen
Faden herausziehen, und an seine Stelle einen feineren einziehen. Die Baumwolle,
deren man sich zu den feinsten Musselinen bediente, waͤchst unmittelbar in
der Nachbarschaft von Dacca, und besonders bei Sunergong; ihre Faser ist jedoch so
kurz, daß sie nur mit der Hand und mit keiner Maschine gesponnen werden kann.
– Leider muß jedoch mit Bedauern eingestanden werden, daß die Kunst
hoͤchst feine Musseline zu fabriciren, nunmehr ganz ausgestorben ist. Im J.
1820 z.B. erhielt ein Kaufmann in Dacca aus China Auftrag auf zwei Stuͤke
Musselin von je 10 Yards Laͤnge auf einen Yard Breite, welche zehn und eine
halbe Sicca-Rupie wogen, und von denen eines 100 solcher Rupien galt. Schon
im J. 1822 war er jedoch nicht mehr im Stande einem aͤhnlichen Auftrage
nachzukommen, indem die Familie, die ihm fruͤher Stuͤke von solcher
Feinheit lieferte, unterdessen gestorben war. Fruͤher verbrauchte auch die
koͤnigliche Garderobe in Delhi eine weit groͤßere Menge der feinsten
Fabrikate, als gegenwaͤrtig. – Grobe Baumwollzeuge werden noch
gegenwaͤrtig in Dacca fabricirt; obschon es bei der außerordentlichen
Wohlfeilheit der englischen Fabrikate nicht unwahrscheinlich ist, daß die
inlaͤndischen Fabrikate in Kuͤrze gaͤnzlich verdraͤngt
werden duͤrften. Im J. 1823/24 gingen Baumwollenzeuge, worunter meistens
grobe, im Werthe von 1,442,101 durch die Mauth; im J. 1829/30 betrug der Werth der
Ausfuhr nur mehr 969,952; die Seidenzeuge und gestikten Zeuge fielen um dieselbe
Zeit beinahe um ein Gleiches. Die Ausfuhr von Baumwollgarn belief sich im J. 1813
auf 4480 Rupien, im Jahre 1821/22 hingegen auf 39,319 Rup.; von dieser Zeit an fiel
sie jedoch wieder, so daß sie im J. 1829/30 nur mehr 29,475 Rupien betrug. –
Die beigefuͤgte Tabelle gibt vergleichsweise die Preise der
gegenwaͤrtig in Dacca fabricirten Musseline und einiger aͤhnlicher
englischer Fabrikate.
Textabbildung Bd. 58, S. 486
Preis des Fabrikates von Dacca;
Preis des englischen Fabrikates; Jamdani mit kleinen Tupfen, 1ste Sorte; 2te
Sorte; Jamdani Mahiposh; Diagonalmuster; Jaconet Musselin 40 1/2, dem Jungle
Cossas entsprechend; Ryansook; Cambric, dem Camiz Cossas entsprechend; Jamdani,
blaue oder rothe Sprekeln; Jamdani Saris; Book Musselin, den Mulmults
entsprechend; Sahun, 48 auf 3
(Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Oktbr. 1835.)
Verwandlung von Stroh in grobes Werg zur Fabrikation von
Striken.
Das Stroh laͤßt sich auf folgende Weise in ein grobes, aber starkes Werg, aus
welchem man mit Vortheil ordinaͤres Strik- oder Tauwerk fabriciren
kann, verwandeln. Man loͤse 15 Pfd. Potasche oder kohlensaures Kali in einer
hinreichenden Quantitaͤt Wasser auf, seze 30 Pfd. geloͤschten Kalk zu,
und lasse das Ganze stehen. Die uͤberstehende Fluͤssigkeit
verduͤnne man mit etwas Wasser, worauf man in einem Keller drei Buͤnde
Stroh drei Tage lang weichen laͤßt. Nach dieser Zeit siedet man die Masse
drei Stunden lang, um dann das Stroh herauszunehmen, mit Wasser auszuwaschen und zu
troknen. (Aus dem Journal des connaissances usuelles.
September 1835, S. 128.)
Kalkwasser angewendet, um das Foͤhren- und
Tannenholz vor Moder zu schuͤzen.
Ein Correspondent des Mechanics' Magazine schreibt, daß
sich Hr. Stuart Monteith,
Grund- und Waldbesizer im Dumfriesshire, von der Wirksamkeit des schon
mehrmals empfohlenen Einweichens des Foͤhren- und Tannenholzes in
Kalkwasser, um es gegen schnelles Verwesen zu schuͤzen, uͤberzeugt
habe. Er versichert, daß das schottische Foͤhrenholz, welches nur von kurzer
Dauerhaftigkeit ist, auf diese Weise behandelt, eben so lang haͤlt, als das
norwegische; und daß diese Methode nicht nur wegen ihrer Wohlfeilheit, sondern auch
wegen ihrer durchaus unschaͤdlichen Einwirkung auf die Gesundheit, den Vorzug
vor der Kyan'schen Schuzmethode mit Queksilbersublimat
verdient. – Wir bemerken hiezu, daß neuerdings auch die Akademie der
Wissenschaften in Paris die Kyan'sche Methode fuͤr
unschaͤdlich erklaͤrt hat, wenn man die mit dem Queksilbersublimat
behandelten Gegenstaͤnde vor dem Gebrauche noch mit einem eiweißhaltigen
Wasser abwascht, um ja allen unzersezt gebliebenen Sublimat zu zersezen. Eine andere
Methode das Holz vor Faͤulniß zu schuͤzen, ist uͤbrigens noch
jene des Herrn Bréant,
der mittelst eines eigenen Apparates das Holz in sehr kurzer Zeit durch und durch
mit Oehl oder einer anderen Fluͤssigkeit traͤnkt. Die so zubereiteten
Stuͤke, welche er im Jahre 1833 der Akademie in Paris vorlegte, versprechen
wirklich lange Dauer.
Ruͤkwirkung der
Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in Frankreich auf die
franzoͤsischen Colonien.
Die Besizer der Zukerplantagen auf den franzoͤsischen Colonien und namentlich
in Martinique fuͤhlen sich durch das Emporkommen der
Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in Frankreich so sehr
beeintraͤchtigt, daß sie einen eigenen und sehr gewandten Abgeordneten, den Hrn. Baton de Cools, mit
Vorschlaͤgen an die franzoͤsische Regierung abgesandt haben. Sie
machten am Schlusse ihrer Eingabe, die sehr gut abgefaßt seyn soll, folgende
Forderungen: 1) Verminderung des Zolles, der auf dem franzoͤsischen Rohrzuker
lastet, von 49 Fr. 50 Cent. auf 25 Fr. und verhaͤltnißmaͤßige
Verminderung des Zolles des fremden Zukers von gleicher Art. 2) reine und einfache
Ruͤkerstattung des Zolles bei der Ausfuhr des raffinirten Zukers aus
Frankreich. 3) die Erlaubniß die Colonialwaaren direct auf fremde Maͤrkte
verfuͤhren zu duͤrfen. 4) endlich eine sorgfaͤltige
Pruͤfung und Untersuchung, auf welche Weise sich eine Gleichheit der
Auflagen, welche die franzoͤsischen Rohrzuker- und
Runkelruͤbenzuker-Fabrikanten bezahlen, erzielen ließe. (Recueil industriel. Junius 1835.)
Fortschritte der Maͤßigkeitsvereine in Amerika.
Der New-York-American enthaͤlt einen
Auszug aus dem Jahresberichte der amerikanischen Maͤßigkeitsgesellschaft (Temperance Society), aus welchem hervorgeht, daß in
jedem Staate ein Centralverein besteht, und daß sich unter diesen bereits 8000
Localvereine gebildet haben. Auch auf den Schiffen haben diese Vereine bereits
Wurzel gefaßt; denn auf nicht weniger als 1200 amerikanischen Schiffen ist der Genuß
von Branntwein verbannt. (Mechanics' Magazine, No.
634.)
Ueber den Schulunterricht der Jugend in England.
Nach einem Berichte, den Hr. Rickman bei Gelegenheit einer Motion des Earl
of Kerry dem Hause der Gemeinen erstattete, ergibt sich, daß sich in
England 4 Mill. Individuen unter 15 Jahren befinden, und daß von diesen nur
1,200,000 regelmaͤßigen Schulunterricht genießen. Rechnet man nun auch, daß
darunter eine halbe Million Kinder unter 2 Jahren ist, und daß eine gleiche Anzahl
der aͤlteren Kinder im Hause der Eltern unterrichtet wird, so bleiben dennoch
gegen 2 Mill. Individuen, die zum eigenen Schaden sowohl, als zum Nachtheile des
Landes keinen Schulunterricht genießen. (Mechanics' Magazine,
No. 621.)
Muster eines franzoͤsisch-englischen
Patentunfuges.
Wir entlehnen aus dem Oktoberhefte des London Journal
folgende Beschreibung eines Patentes, welches sich ein Louis Cournier zu Kennington-Green in Folge einer von einem Franzosen
erhaltenen Mittheilung auf einen zur Heilung von Kopfweh dienenden Apparat ertheilen
ließ; nicht als ob es uns in den Sinn kaͤme, diesen Apparat zu empfehlen,
sondern um wieder einen neuen Beweis zu liefern, welchen Unfug man in England mit
den Patenten treibt. „Man verschafft sich, heißt es daselbst, ein kleines,
oben offenes, am Boden hingegen geschlossenes Gefaͤß aus Glas, und bohrt
in den geschlossenen Theil zu dem sogleich erhellenden Zweke ein Loch. In dieses
Gefaͤß wird ein Stuͤk Kork von entsprechender Groͤße
eingepaßt, welches sowohl an der unteren, als an der oberen Flaͤche mit
einem Bleibleche bedekt wird. Aus der oberen Flaͤche dieses Korkes
muͤssen gegen 36 Nadeln so weit hervorragen, daß sie mit der oberen
Flaͤche des glaͤsernen Gefaͤßes in einer Flaͤche
stehen. Dann wird ein duͤnner Metalldraht an der oberen Flaͤche
des Korkes befestigt, um denselben herum an den hinteren Theil gefuͤhrt,
und durch das in den Boden des Glases gebohrte Loch gezogen. Dieser Draht muß so
lang seyn, daß er, wenn man sich des Apparates bedient, bis auf den Boden hinab
reicht. Dieser Apparat wird nun, wenn man sich seiner bedienen will, auf den
kranken Theil gebunden, wo dann die Elektricitaͤt durch den
erwaͤhnten Metalldraht ausstroͤmen wird!!“ Der
Patenttraͤger bemerkt schließlich noch mit Wichtigkeit, daß er sich weder
genau auf die 36 Nadeln, noch auf die Form des Agparates beschraͤnkt!
Mittel zur Vertilgung des Kornwurmes.
Hr. Herpin zeigte in einer der
Sizungen der Société centrale
d'agriculture in Paris an, daß er mehrere Versuche zur Vertilgung des
Kornwurmes angestellt habe, und daß ihm zwei seiner versuchten Methoden im Kleinen
wirklich vollkommen guͤnstige Resultate gaben. Die eine seiner Methoden
besteht darin, daß er das Getreide in ein Gefaͤß mit doppeltem Boden bringt,
und dann auf diesen Boden Wasserdampf einwirken laͤßt, sowohl die Raupen, als
die Puppen und vollkommenen Insecten sollen hiedurch vollkommen zerstoͤrt
werden. Nach der zweiten Methode will er das angestekte Getreide bei einer
Temperatur von 12 bis 15° R. der Einwirkung von kohlensaurem Gase aussezen,
indem die Insecten hiedurch innerhalb weniger als 12 Stunden vollkommen
getoͤdtet werden sollen. – Mehrere Mitglieder bemerkten gegen die
zweite dieser Methoden, daß schon Vauquelin zahlreiche
Versuche hieruͤber angestellt habe, aus denen hervorging, daß diese Insecten
mit einer sehr geringen Menge atmosphaͤrischer Luft leben koͤnnen, und
daß sie, selbst wenn sie sehr lange der Einwirkung des Gases ausgesezt gewesen, und
vollkommen erstikt zu seyn scheinen, dennoch leicht wieder zum Leben kommen. (Recueil industriel, Junius 1835.)
Angebliches Indigosurrogat.
Nach dem New Monthly Magazine, September 1835, S. 115,
besteht das Indigosurrogat, dessen wir im polytechnischen Journal Bd. LV. Seite 399 erwaͤhnten, bloß aus
einem Aufloͤsungsmittel des Berlinerblaus, welches weder die Faser
zerstoͤrt noch das Gewebe hart macht. Tuch, das mit jener
Berlinerblauaufloͤsung gefaͤrbt wurde, soll bis zur Abnuͤzung
des Fadens getragen werden koͤnnen und dann eine noch eben so
glaͤnzende Farbe besizen, wie frisch gefaͤrbtes.
Ueber eine Betruͤgerei beim Faͤrben der
Tuͤcher.
Das in der Wolle gefaͤrbte Tuch zeichnet sich bekanntlich dadurch aus, daß die
Sahlbaͤnder eine ganz andere Farbe haben, als das Tuch selbst. In neuerer
Zeit weiß man aber die Tuͤcher im Stuͤke zu faͤrben, ohne daß
deßhalb die Sahlbaͤnder dieselbe Farbe bekommen. Man verfaͤhrt bei
dieser Betruͤgerei, wie der Recueil industriel
schreibt, folgender Maßen. Wenn das Tuch gewebt ist, werden die Sahlbaͤnder
von Weibern in starkes Pergament eingerollt, und mit starkem Bindfaden
eingenaͤht, gleichwie man Tabakstangen einbindet. Dann wird das Tuch auf
gewoͤhnliche Weise ausgefaͤrbt und ausgewaschen, worauf man die
Sahlbaͤnder wieder auswikelt, um das Tuch noch ein Mal auszuwaschen, zu
walken, und zu appretiren. Die Sahlbaͤnder erleiden hiebei so wenig
Veraͤnderung, daß sich der Betrug nur dann entdeken laͤßt, wenn man
Tuchmuster abschneidet und gehoͤrig abreibt.