Titel: | Beschreibung der von Hrn. Josua Heilmann in Mülhausen erfundenen Stikmaschine. |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. II., S. 5 |
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II.
Beschreibung der von Hrn. Josua Heilmann in
Muͤlhausen erfundenen StikmaschineWir haben schon im Polytechnischen Journale Band XXXIV. S. 441 und Band L. S.
141 kurze Notizen uͤber die so hoͤchst interessante
Maschine des Hrn. Heilmann mitgetheilt, und glauben,
selbst wenn bereits in Sachsen, der Schweiz, Frankreich und England mehrere
derselben in ausgedehnte Anwendung gekommen, dennoch durch Mittheilung einer
ausfuͤhrlichen Beschreibung dieses mechanischen Kunstwerkes der großen
Mehrzahl unserer Leser einen angenehmen Dienst zu erweisen.A. d. R..
Aus dem Portefeuille industriel im Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 38.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Heilmann's Stikmaschine.
Die von Hrn. Heilmann erfundene Stikmaschine erregte ohne
Zweifel unter allen den vielen Maschinen, die man auf der im Jahr 1834 in Paris
gehaltenen Industrieausstellung bemerkte, die groͤßte Theilnahme des
Publikums. Sie mochte still stehen, oder sich in Gang befinden, so war sie stets von
einer großen Anzahl Neugieriger umringt, von denen die einen ihr Augenmerk
hauptsaͤchlich auf die von ihr erzeugten Stikereien richteten,
waͤhrend die anderen die verschiedenen Bewegungen zu verfolgen, und die ihnen
zum Grunde liegenden Mechanismen zu erforschen trachteten. Man ward nicht
muͤde die 130 in einen kleinen Raum zusammengedraͤngten Stiknadeln,
von denen jede dasselbe Muster copirte, und ihre Aufgabe mit der groͤßten
Regelmaͤßigkeit vollbrachte, zu bewundern. Ein einziger Mensch
genuͤgte, um alle diese Nadeln in Thaͤtigkeit zu sezen, und dabei
durchdrangen dieselben den Zeug mit solcher Genauigkeit an den zur Erzielung
bestimmter Muster erforderlichen Stellen, als wuͤrden sie von der
geuͤbtesten Hand gefuͤhrt. Man kann fuͤglich sagen, daß Heilmann durch die Erfindung seiner Maschine eine
hoͤchst complicirte und schwierige Aufgabe, an die sich Mechaniker ersten
Ranges kaum gewagt haben wuͤrden, gluͤklich geloͤst hat. Der
Nuzen dieser Erfindung steht uͤberdieß mit der in ihr uͤberwundenen
Schwierigkeit im Verhaͤltnisse, und ist auch bereits in Frankreich,
Deutschland, der Schweiz und England anerkannt. Denn schon gegenwaͤrtig
arbeiten 6 solcher Maschinen in Lyon, 4 in Sachsen, 15 in St. Gallen, und 12 oder 15
in Manchester und an anderen Orten Englands und Schottlands.
Ein Mechanismus, welcher mit einem Male 130 Mal dasselbe Stikmuster wiederholt, und
zwar mit einer Genauigkeit, wie sie zur Vollkommenheit von derlei Arbeiten
erforderlich ist, ist, wie Jedermann einsehen wird, nicht so leicht zu verfertigen, und doch
liefert das Haus André Koͤchlin und Comp.
in Muͤlhausen diese Maschinen gegenwaͤrtig von solcher Festigkeit und
Praͤcision, daß sie nichts zu wuͤnschen uͤbrig lassen. Man
macht sie zwar dermalen in Manchester nach den dahin gesandten Modellen nach; allein
es scheint nicht, daß den englischen Maschinen ein Vorzug vor den
franzoͤsischen zukommt. Der Preis einer Maschine mit 130 Nadeln und den hiezu
noͤthigen 260 Zangen belaͤuft sich auf 5000 Franken; und eine Maschine
dieser Art arbeitet taͤglich beinahe eben so viel als 15 sehr geuͤbte
an den gewoͤhnlichen Stikrahmen arbeitende Stikerinnen. Zu ihrer Bedienung
sind nur ein einziger Arbeiter und zwei Maͤdchen erforderlich. Der Arbeiter
muß jedoch gehoͤrige Uebung haben; denn er muß mit der einen Hand die
Zeichnung mit der Spize des Pantographen verfolgen, waͤhrend er mit der
anderen eine Kurbel dreht, um saͤmmtliche, von den Zangen gehaltene, und in
beweglichen Wagen aufgezogene Nadeln einzusenken und auszuziehen. Er muß ferner,
indem er seine Fuͤße abwechselnd auf den einen oder den anderen der beiden
Tretschaͤmel sezt, die 130 Zangen des ersten Wagens, die die in den Zeug
eingesenkten Nadeln loszulassen haben, oͤffnen, und sogleich die 130 Zangen
des zweiten Wagens, welche die Nadeln aufzunehmen und an der entgegengesezten Seite
auszuziehen haben, schließen. Die beiden Maͤdchen haben nichts weiter zu
thun, als die Nadeln auszuwechseln, wenn die Naͤhlinge zu Ende sind, und Acht
zu geben, daß keine der Nadeln aus den Zangen entweicht.
Wir wollen versuchen saͤmmtliche Details dieser Maschine, welche wegen der
gluͤklichen Anordnung der Theile, aus denen sie zusammengesezt ist, eben so
merkwuͤrdig ist, als wegen der Arbeiten, die mit ihr erzeugt werden
koͤnnen, verstaͤndlich und anschaulich zu machen. Wir werden hiebei
die Theile hauptsaͤchlich in vier Abschnitten beschreiben.
1. Von dem Gestelle der
Maschine.
Das aus Gußeisen bestehende Gestell muß fest zusammengefuͤgt und auf einem
ziemlich festen Boden angebracht seyn, damit weder durch die Bewegungen der Maschine
selbst, noch durch das noͤthige Hin- und Hergehen der Maͤdchen
merkliche Erschuͤtterungen entstehen koͤnnen. Fig. 1 zeigt einen Aufriß
desselben von Vorne, und Fig. 2 einen solchen von
jenem Ende her, an welchem der Arbeiter Plaz nimmt. An lezterer Figur bildet das
Ende des Gestelles zwei gleiche Rechteke ABBA, ABBA, welche symmetrisch zur Rechten und zur
Linken angebracht, und in der Mitte durch ein schmaͤleres und hoͤheres
Rechtek ADCA mit einander verbunden sind. Diese
drei Rechteke sind in
einem Stuͤke gegossen. Die Durchschnitte der horizontalen und senkrechten
Rippen sind vollkommen gleich. Man sieht in Nro. 1 einen Durchschnitt dieser
lezteren, und einen der vier Fuͤße a von Oben.
Jeder dieser Fuͤße ist mit einem Loche versehen, welches zur Aufnahme einer
Schraube bestimmt ist. Das entgegengesezte Ende der Maschine ist dem eben
beschriebenen in jeder Hinsicht aͤhnlich; weßhalb denn auch die beiden
symmetrischen seitlichen Rechteke mit A'B'B'A', das
mittlere Rechtek mit A'D'C'A', und die sechs
Fuͤße mit a' bezeichnet sind. Zwischen jedem Fuße
a und dem entsprechenden Fuße a' ist ein gußeiserner Querbalken A''
angebracht, dessen Form und Befestigung man aus Fig. 1 ersieht. Ueberdieß
befindet sich an jedem Ende dieser Querbalken auch noch ein Strebepfeiler a'', wodurch das ganze Gestell noch groͤßere
Festigkeit gewinnt. An dem oberen Theile sind die beiden Enden des Gestelles
mittelst eines einzigen Querbalkens D''
Fig. 1,
welcher rinnenfoͤrmig gestaltet und an die entsprechenden Eken D, D' gebolzt ist, mit einander verbunden. Fig. 3 zeigt an
ihrem oberen Theile einen Durchschnitt dieses Querbalkens D'', von dem man in Fig. 1 den Hinteren Rand
durch eine punktirte Linie angedeutet sieht.
Dieses einfache und leichte Gestell nun traͤgt die ganze Maschinerie; wir
mußten etwas laͤnger dabei verweilen, damit es um so deutlicher werde, wie
die fixirten Theile an ihr befestigt sind, und wie die zahlreichen beweglichen
Stuͤke ihre Bewegungen mit vollkommener Regelmaͤßigkeit vollbringen
koͤnnen. Die Laͤnge der Maschine haͤngt von der Zahl der
Zangen, womit man arbeiten will, ab. Das zur Ausstellung gebrachte Modell
zaͤhlte 260 Zangen, und war 2 1/2 Meter lang; wir haben jedoch in unserer
Zeichnung des Raumes wegen deren Zahl auf 120 reducirt, so daß hier die Querbalken
A'' und D'' nicht ganz 2
Meter messen wurden. Die Breite der Maschine hingegen ist, welches auch immer ihre
Laͤnge seyn mag, stets eine und dieselbe; denn sie ist es, welche die
Laͤnge des Fadens, den man in die Nadeln einfaͤdeln kann, bestimmt. Am
vortheilhaftesten ist die von Hrn. Heilmann angenommene
und auch von uns hier befolgte Breite von etwas mehr als zwei Meter, so daß die
Nadeln einen Faden von der Laͤnge eines Meters fuͤhren
koͤnnen.
2. Von der Zuruͤstung des
Zeuges.
Wie bereits gesagt, erscheinen die Zangen, welche die Nadeln halten, immer an einer
und derselben Stelle, so daß die Nadeln immer durch dieselben Loͤcher hin und
her gezogen werden wuͤrden, wenn der Zeug nicht genau eine solche
Ortsveraͤnderung mitgetheilt bekaͤme, daß nach und nach alle jene
Punkte, durch welche die Nadeln zum Behufe der Erzeugung eines gewissen Musters
gefuͤhrt werden muͤssen, den Nadeln gegenuͤber gebracht
wuͤrden. Die Zuruͤstung des Zeuges und der Mechanismus, der dessen
Ortsveraͤnderung bewirkt, sind demnach von groͤßter Wichtigkeit, und
wir wollen sogleich suchen die darauf bezuͤglichen Details zu
erlaͤutern.
Der Zeug wird von einem großen rechtekigen Rahmen, dessen vier Seiten man in Fig. 1 sieht,
getragen. Seine beiden senkrechten Seiten sind mit F, F,
die horizontalen hingegen mit F' F' g bezeichnet. Man
sieht in Fig.
1 aber ferner zwei lange hoͤlzerne Walzen G,
G, deren Enden, welche mit eisernen Zapfen ausgestattet sind, so in den
Seiten F des Rahmens ruhen, daß sie sich um sich selbst
drehen koͤnnen. Diese beiden Walzen bilden ein Brustbaumsystem (système d'ensouples), worauf das Band, der Zeug
oder im Allgemeinen der Canevaß, der die Stikerei bekommen soll, aufgerollt und
senkrecht in gehoͤrigem Grade gespannt werden kann. Denn jede dieser Walzen
ist an dem einen ihrer Enden mit einem kleinen Sperrrade g,
g versehen; und da die Zaͤhne dieser Raͤder, wie aus dem
Durchschnitte Fig.
3 ersichtlich ist, nach entgegengesezten Richtungen geneigt sind, so folgt
hieraus: daß wenn man z.B. den Sperrkegel des oberen Rades aushebt, und die Walze in
der durch einen Pfeil angedeuteten Richtung umdreht, der Canevas die untere Walze
anzieht, und sie umzudrehen trachtet, waͤhrend sie durch den Sperrkegel ihres
Sperrrades hieran gehindert wird. Die Folge hievon ist natuͤrlich eine
groͤßere Spannung des Zeuges. Will man den Zeug von der einen Walze auf die
andere rollen, so braucht man nur beide Sperrkegel zugleich auszuheben, und jene
Walze, auf die der Zeug aufgerollt werden soll, nach der entsprechenden Richtung
umzudrehen.
Außer diesen beiden unteren Walzen sind aber auch noch zwei obere Walzen vorhanden,
welche zu demselben Zweke bestimmt, und genau auf dieselbe Weise eingerichtet sind.
Auch diese Walzen sind in Fig. 3 ersichtlich,
waͤhrend sie in Fig. 1 zum Theil von
anderen Gegenstaͤnden verdekt sind. Es erhellt von selbst, daß das eine
dieser Walzensysteme den Zeug den oberen, das andere hingegen den unteren Nadeln
darbietet. Da aber die Achsen der beiden zu einem Systeme gehoͤrigen Walzen
nicht in einer und derselben senkrechten Flaͤche liegen, so bekaͤme
auch die Flaͤche des Zeuges G''
Fig. 3 eine
Neigung, und der Zeug geriethe folglich in schiefer Richtung unter die Nadeln, wenn
er nicht durch ein starkes eisernes Lineal, welches gleich den Walzen in den beiden
senkrechten Seiten des Rahmens befestigt ist, genau in die Mitte des Rahmens
zuruͤkgefuͤhrt wuͤrde.
Einen Durchschnitt dieses Lineales oder Richtscheites sieht man fuͤr beide
Walzensysteme in Fig. 3 bei G'G.
Um dem Zeuge endlich auch noch ohne Furcht ihn zu zerreißen die gehoͤrige
seitliche Spannung zu geben, befestigt man an dessen Raͤndern kleine
messingene Spannstoͤke, an denen man dann die Schnuͤre g'' anbringt, womit ihnen, indem man diese lezteren an
den Seiten des Rahmens F befestigt, die seitliche
Spannung gegeben wird.
Es bleibt nunmehr nur noch zu zeigen, auf welche sinnreiche Weise der Rahmen nach
allen Richtungen bewegt werden kann, ohne jedoch dabei je aus der senkrechten
Flaͤche, in die er urspruͤnglich gestellt wurde, zu gerathen; und wie
der Zeug, der auf demselben befestigt und folglich auch gezwungen ist, ihm in allen
seinen Bewegungen zu folgen, nach und nach den Nadeln jene Stellen gegenuͤber
bringt, durch die der Faden gezogen werden soll.
Hr. Heilmann brachte zu diesem Behufe den Pantographen
oder den sogenannten Storchenschnabel, dessen sich die Zeichner bedienen, um irgend
eine Zeichnung in bestimmten Verhaͤltnissen zu verkleinern oder zu
vergroͤßern, in Anwendung. Die Theorie, auf der dieses Instrument beruht, ist
allgemein bekannt, so daß wir daher nur mit wenigen Worten daran erinnern wollen.
bb'fb'' in Fig. 1 ist ein
Parallelogramm, dessen vier Eken b, b', f, b''
charnierfoͤrmig so gegliedert sind, daß dessen Winkel unter Beibehaltung der
Laͤnge der Seiten sehr stumpf oder sehr spizig gemacht werden koͤnnen.
Die beiden Seiten bb' und bb'' sind verlaͤngert, und zwar die eine bis zu dem Punkte d und die andere bis zum Punkte c. Diese Punkte sind so gewaͤhlt, daß die Linie cd, wodurch sie mit einander in Verbindung stehen,
in einer der Stellungen des Parallelogrammes durch den Punkt f geht. Diese Bedingung laͤßt sich auf unendliche Arten erreichen;
denn, da die Stellung des Parallelogrammes immer eine und dieselbe bleibt, so
erhellt, daß, um den Punkt d von dem Punkte b' zu entfernen, nichts weiter noͤthig ist, als
den Punkt c dem Punkte b''
zu naͤhern und umgekehrt. Ist jedoch ein Mal die Entfernung von b'd gewaͤhlt, so folgt hieraus nothwendig
auch jene von b''c. Das Princip, worauf die Einrichtung
des Pantographen beruht, ist nun Folgendes: es genuͤgt, daß sich die drei
Punkte d, f und c in einer
einzigen der Stellungen des Parallelogrammes in gerader Linie befinden, um zu
bewirken, daß sie in jeder anderen Stellung, die man dem Parallelogramme geben kann,
gleichfalls in dieser geraden Linie bleiben.
In gegenwaͤrtiger Stellung geht nun die Linie cd durch den Punkt f und die Dreieke b'df und b''
cf sind einander aͤhnlich, indem sie gleiche Winkel haben;
denn da b'f mit b'' c
und b'd mit b'' f
parallel ist, so sind die drei Winkel des ersteren Dreiekes den drei entsprechenden
Winkeln des lezteren gleich; woraus sich das Verhaͤltnis b''c/b''f = b'f/b'd ergibt.
In allen Stellungen, welche das Parallelogramm bekommt, man mag den Winkel b oͤffnen oder schließen, werden immer zwei und
zwei Seiten parallel seyn, indem die Figur immer ein Parallelogramm bleibt. Daher
wird der Winkel cb''f immer dem Winkel db'f gleich bleiben; und wenn man folglich in einer ganz
anderen Stellung den Punkt c mit dem Punkte f, und den Punkt d mit
demselben Punkte vereint, so wird an den hieraus zum Vorscheine kommenden beiden
Dreieken b'' cf und b'fd zwischen zwei entsprechenden Seiten immer ein gleicher Winkel
eingeschlossen seyn; folglich werden die beiden Dreieke einander gleich und die
beiden Linien cf und fd Verlaͤngerungen von einander seyn: d.h. die drei Punkte c, f und d werden sich immer
in einer geraden Linie befinden.
Dieß Princip festgesezt, wollen wir annehmen, daß der Punkt c, indem man das ganze System um den Punkt d
dreht, in irgend einer Richtung: z.B. nach c', versezt
werde. Verbindet man dann d mit c', so wird sich der Punkt f offenbar irgendwo
auf die Linie d c', z.B. nach f' begeben haben: indem er immer auf die gerade Linie faͤllt, die
den Punkt d mit dem Punkte c
verbindet, welche Stellung lezterer auch haben mag. Da aber die neuen auf d c' gebildeten Winkel, analog den Winkeln b''c f und b'f d der
urspruͤnglichen Stellung, einander gleich sind; und da die Laͤngen c b'' und b''f, so wie d b' und b'f, bleibende
Groͤßen sind, so erhaͤlt man c' f'/df' = b''c/b' f; und da in der urspruͤnglichen Stellung cf/df = b''c/b' f war, so ergibt
sich cf/df = c' f'/df', woraus denn
folgt, daß die Linie f f' der Linie c c' parallel ist.
Ebendieß wird auch der Fall seyn, wenn der Punkt c nach
einem anderen Punkte c'' versezt wird; denn der Punkt
f wird zugleich an den Punkt f'' gelangen, und die Linien f f'', f' f f''
werden den Linien c c'' und c'
c'' parallel seyn; und folglich werden die in verschiedenen Stellungen des
Parallelogrammes von dem Punkte f beschriebenen Figuren
immer den von dem Punkte c beschriebenen vollkommen
aͤhnlich seyn.
Um nun das Verhaͤltniß zu finden, welches zwischen den Umrissen dieser
einander aͤhnlichen Figuren besteht, genuͤgt die Bemerkung, daß an den primitiven Dreieken
b''c f und (b'fd) cf/df = b''c/bf; woraus folgt, daß (cf + df)/df = (b''c + b'f)/b'f.
Da aber cf + df =
dc und b''c + b' f = bc, so ist dc/df = bc/b' f.
Da die Dreieke dff' und dcc' einander aͤhnlich sind, so
erhaͤlt man ferner cc'/ff' = dc/df; und hieraus folgt: cc'/ff' = bc/b'f oder bc/bb''.
Und wenn die Seite bb'' dem sechsten Theile von bc gleichgemacht wurde, so wird auch ff den sechsten Theil von cc' betragen; d.h. die von dem Punkte f beschriebenen Umrisse werden genau den sechsten Theil
der von dem Punkte c beschriebenen Umrisse betragen.
Dieses Verhaͤltniß ward auch von Hrn. Heilmann angenommen.
Man wird bemerken, daß man, indem die Dreieke dbc
und db'f einander aͤhnlich sind, bc/b'f = db/db' erhaͤlt; und
da Hr. Heilmann b'd = b'f nahm, so folgt daraus, daß bc = bd ist.
Nach dieser vorlaͤufigen Erlaͤuterung wird die Rolle, die der
Pantograph an der Stikmaschine spielt, leicht begreiflich werden. Wirft man
naͤmlich einen Blik auf Fig. 1, 2 und 3, so sieht man aus Fig. 1, daß die
Seite hc mit einem Griffe B'', womit der Arbeiter das Instrument in Thaͤtigkeit sezt,
versehen ist. Fig.
2 zeigt das Profil der Winkel und der Charniere; und Fig. 3 den
Stuͤzpunkt, um den sich das Instrument dreht, und den Befestigungspunkt, in
Folge dessen er den Rahmen und den Zeug bei seiner Bewegung mit sich
fuͤhrt.
Zu noch groͤßerer Genauigkeit und Festigkeit sind die Seiten des Pantographen
solcher Maßen verbunden, daß sich die Mitte ihrer Dike genau in der senkrechten
Flaͤche des Zeuges befindet; und daß die Achsen der Charniere auf dieser
Flaͤche vollkommen senkrecht stehen; woraus denn folgt, daß alle
Ortsveraͤnderungen in dieser Flaͤche Statt finden. Dieses Resultat ist
erreicht, indem auf dem oberen großen Querbalken D'' ein
Kniestuͤk d'' befestigt ist, welches einen
gehoͤrigen Vorsprung hat, und an welchem seinerseits wieder das Stuͤk
d' angebracht ist, womit das Ende der Seite bd durch ein Charniergelenk verbunden ist. Dieses
Stuͤk d' wird mit einem Bolzen auf d'' befestigt; es ist jedoch mit einem
laͤnglichen Loche versehen, und man schiebt es, bevor man die Schraubenmutter
anzieht, so weit nach Vor- oder Ruͤkwaͤrts, bis sich der
Stuͤzpunkt genau
in der Flaͤche des Zeuges befindet. Ist diese Bedingung erfuͤllt, so
braucht man nur mehr den Rahmen an dem Winkel f des
Parallelogrammes zu befestigen, was mittelst des Stuͤkes F'' geschieht.
Es ist hienach klar, daß wenn der Arbeiter den Griff B''
erfaßt, und den Pantographen damit auf irgend eine Weise in Bewegung sezt, der Punkt
f eine Figur beschreiben wird, welche der von c aus beschriebenen aͤhnlich, aber 6 Mal kleiner
seyn wird. Und da sich der Punkt f nicht bewegen kann,
ohne daß sich zugleich auch der Rahmen und Alles, was sich an diesem befindet,
bewegt, so folgt hieraus: daß wenn der Rahmen uͤberall in gehoͤriger
Stellung erhalten und gezwungen wird, sich in derselben Flaͤche zu bewegen,
jeder seiner Punkte und jeder der fest mit, ihm verbundenen Theile gleichfalls
dieselbe Bahn durchlaufen wird, wie der Punkt f. Jeder
Punkt des Zeuges beschreibt also in Folge der Bewegung des Pantographen dieselbe
Figur, wie der Punkt f: und folglich auch eine Figur,
die der von c aus beschriebenen aͤhnlich, aber 6
Mal kleiner ist; jedoch erscheint die Stikerei auf dem Zeuge in einer der Patrone
entgegengesezten Stellung. Man braucht demnach dem Stiker, der den Griff B'' haͤlt, nur eine Zeichnung, welche 6 Mal
groͤßer ist, als jene, die auf den Zeug gestikt werden soll, und ein Mittel
an die Hand zu geben, welches ihn in Stand sezt, mit dem Punkte c genau und leicht saͤmmtlichen Umrissen der
Zeichnung folgen zu koͤnnen. Zu diesem lezteren Zweke nun wird an c, und senkrecht mit der Flaͤche des
Parallelogrammes, ein kleiner spiziger Griffel C''
angebracht, und die Zeichnung auf einer senkrechten, der Flaͤche des Zeuges
und des Parallelogrammes parallelen Tafel, die nur um so viel weiter zuruͤk
steht, als die Laͤnge des Griffels c C''
betraͤgt, aufgezogen. Diese Tafel wird von der Eisenstange e' getragen, und diese ist selbst wieder auf einem
gußeisernen Fußgestelle E', welches auch noch zu
anderen, weiter unten zu beschreibenden Zweken bestimmt ist, befestigt.
Der Rahmen bildet mit seinen Walzen und mit dem Zeuge ein ziemlich schweres Ganzes;
es ist daher nothwendig, daß derselbe so erleichtert werde, daß der Stiker die Spize
des Pantographen ohne Anstrengung und ohne Gefahr von Unsicherheit auf der Tafel
bewegen kann. Dieser Bedingung hat Hr. Heilmann auf
folgende Weise entsprochen.
1) Eine Schnur e, Fig. 1, die an der Seite
bc des Pantographen befestigt ist,
laͤuft uͤber eine Rolle, und traͤgt an ihrem anderen Ende ein
Gewicht, welches der Arbeiter nach Belieben graduiren kann, und welches nicht nur
dem Pantographen das Gleichgewicht haͤlt, sondern auch den Rahmen etwas
emporzuheben trachtet.
2) Die obere Seite F' des Rahmens traͤgt zwei
hervorragende Richtscheite, deren Profil man in E''
Fig. 3 sieht,
und welche beide eine horizontal laufende Laͤngenspalte haben, in der sich
mit geringer Reibung der Zapfen e''
Fig. 1 und
3 schieben
kann. Dieser Zapfen dient als Fuͤhrer, womit der ganze obere Theil des
Rahmens in seiner Flaͤche erhalten wird, indem die Zapfen e'' an dem großen Querbalken D'' befestigt sind. Die Laͤnge der Spalte eines jeden dieser
Richtscheite E'' muß, wie sich von selbst versteht, der
Ausdehnung der seitlichen Bewegung, deren der Rahmen faͤhig ist,
entsprechen.
3) Die untere Seite des Rahmens traͤgt zwei horizontale Stangen H, H, Fig. 1, von denen jede mit
zwei, etwas nach Links gebogenen Brazen h, h befestigt
ist. Jede dieser Stangen ist in die Kehle einer Rolle H'
eingelassen, deren ovales Zapfenband, Fig. 4, mit zwei
dreiekigen Schneiden h' h' auf den beiden Armen h'' ruht; und diese lezteren bilden das Ende eines
gabelfoͤrmigen Hebels H'', den man in Fig. 2 im
Profile sieht. Die beiden gleichen Hebel H''
muͤssen fuͤr einander solidarisch seyn, damit die beiden Seiten des
Rahmens gleichmaͤßig emporgehoben werden. Aus diesem Grunde sind sie auch
durch die Stange I', deren beide Enden von den
gußeisernen Fuͤßen I''
Fig. 2
getragen werden, mit einander verbunden. Ein Gegengewicht I, welches sich auf dem Schwanze der Hebel H''
schiebt, und welches der Linie der Stuͤzpunkte genaͤhert oder davon
entfernt werden kann, macht es moͤglich, daß man auf den Rahmen einen Druk
von Unten nach Oben ausuͤben kann; welcher Druk, ohne die Beweglichkeit des
Rahmens nach allen Richtungen zu hemmen, diesen Rahmen dennoch hindert, aus der
primitiven Flaͤche, fuͤr die der Pantograph geregelt wurde, zu treten.
Die Laͤnge der Stangen H muß demnach der
Ausdehnung der Seitenbewegung des Rahmens gleich seyn; und die Arme der Hebel H'' muͤssen so lang seyn, daß der Bogen, den sie
den Schneiden h' des Zapfenbandes der Rolle beschreiben
machen, bei der groͤßten Bewegung, die der Rahmen von Oben nach Unten oder
von Unten nach Oben machen kann, beinahe mit einer geraden Linie
zusammenfaͤllt.
4) endlich sind zwei auf gußeisernen Fuͤßen ruhende Fuͤhrer i, i, Fig. 1, mit senkrechten
Spalten versehen, in die die untere Seite F' des Rahmens
eingelassen bleibt.
3. Von der Einrichtung der
Wagen.
Bevor wir zur Beschreibung des Baues und des Spieles der Zangen, in denen sich die
Nadeln befinden, uͤbergehen, wollen wir versuchen die Einrichtung und die
Bewegung der beiden Wagen, die diese Zangen und den ganzen dazu gehoͤrigen
Mechanismus fuͤhren, anschaulich und deutlich zu machen.
Von diesen beiden einander vollkommen gleichen Wagen, deren Theile wir daher auch mit
gleichen Buchstaben bezeichnen wollen, befindet sich der eine auf der rechten und
der andere auf der linken Seite des Rahmens. Jeder derselben bewegt sich auf einer
Schienenbahn, welche aus zwei vollkommen geraden und horizontal gelegten
Richtscheiten, von denen sich das eine an dem einen und das andere an dem
entgegengesezten Ende der Maschine befindet, besteht. Das eine dieser Richtscheite
sieht man in Fig.
2 bei K; ein Durchschnitt davon ist in Nr. 2,
und ein Grundriß in Fig. 5 gegeben. Die beiden Vorspruͤnge k,
k sind an zwei Tragbaͤume gebolzt, welche selbst wieder an die
beiden senkrechten Pfosten A, C und A, B des Gestelles gebolzt sind; und von denen man die
eine in Fig. 1
zur Linken, die andere aber parallel gegenuͤber an den Pfosten A' B' sieht. Der Wagen selbst besteht bloß aus einem
langen hohlen Cylinder aus Gußeisen L, an dessen Enden
sich zwei ausgekehlte und auf den Richtscheiten k
laufende Rollen B' befinden. Leztere sind an dem
Stuͤke l' aufgezogen, dessen beide Enden zum
Behufe der Aufnahme der Achsen der Rollen B'
gabelfoͤrmig gebildet sind. Das Stuͤk l'
selbst ist an den Fortsaz l gebolzt, welcher, wie Fig. 1 und 6 zeigen, mit
dem Cylinder L aus einem Stuͤke gegossen ist.
Dieser Apparat, der eigentlich den Wagen bildet, befindet sich auf den Richtscheiten
K in vollkommenem Gleichgewichte; und es erhellt
daher, daß er sich dem Zeuge zum Behufe des Einstechens und Ausziehens der Nadeln
mit groͤßter Leichtigkeit naͤhern, oder auch sich davon entfernen
kann. Damit jedoch zur Erzeugung dieser Wechselweisen Bewegungen des Wagens nicht
ein eigenes Individuum erforderlich ist, hat Hr. Heilmann
einen Mechanismus angebracht, mit welchem der den Pantographen dirigirende Arbeiter
von seinem Plaze aus die Wagen leiten, und die Ausdehnung ihres Laufes sowohl, als
deren Geschwindigkeit nach Belieben reguliren kann. Dieser Mechanismus ist, obwohl
er auf den ersten Blik etwas complicirt erscheint, dennoch einfach, und dabei eben
so dauerhaft als genau arbeitend. Wir wollen zu dessen Beschreibung
uͤbergehen.
Eine Rolle J, Fig. 2, ist an dem
rechthandigen Pfosten A, B des Gestelles angebracht, und
zwar mittelst der beiden Stuͤke J', J''. Eine
aͤhnliche Rolle befindet sich an dem entsprechenden Pfosten A' B' des entgegengesezten Endes des Gestelles. In Fig. 1 ist nur
leztere abgebildet, und erstere dafuͤr weggelassen, damit das Rad m dadurch sichtbar wird. In der Hoͤhe der Rollen
J ist eine eiserne Achse M'',
Fig. 1,
angebracht, die in Zapfenlagern, welche an den großen Pfosten A, C und A' C' befestigt sind, ruht. Diese
Achse oder Welle fuͤhrt an ihren Enden (aber innerhalb des Gestelles) zwei
Zahnraͤder m, von denen das zur Linken in Fig. 1
sichtbar, das zur Rechten hingegen durch die Rolle J
verdekt ist. Das linke Ende der Welle erstrekt sich aber auch noch uͤber das
Gestell hinaus, und traͤgt daselbst das Zahnrad M. Ueber die Rolle J und uͤber das
entsprechende Zahnrad m laͤuft eine Kette ohne
Ende j, Fig. 2; und jener Theil
dieser Kette, der den Umfang des Rades m zu durchlaufen
hat, ist eine Vaucanson-Kette, waͤhrend der andere, uͤber den
Umfang der Rolle J laufende Theil eine einfache
Laufkette ist. Die beiden Enden dieser Kette sind das eine bei j' und das andere bei j'',
Fig. 2, an
einem Stuͤke m'' befestigt, welches von dem Ende
des Bolzen m', Fig. 1, getragen wird, der
selbst wieder in dem Stuͤke l des Endes der Welle
L befestigt ist. Derselbe Bolzen ist auch noch mit
einer unter dem Richtscheite K laufenden Rolle
versehen.
Hieraus erhellt, daß wenn man die Welle M''
Fig. 1 oder
das Rad M
Fig. 2 nach
der durch einen Pfeil angedeuteten Richtung umtreibt, der Wagen gezwungen wird, sich
dem Zeuge zu naͤhern; daß er sich hingegen davon entfernen wird, wenn man das
Rad M in einer dem Pfeile entgegengesezten Richtung
umtreibt.
Der Wagen zur Linken Fig. 2 ist genau auf dieselbe Weise eingerichtet, wie jener zur Rechten;
auch sind alle Theile an demselben mit gleichen Buchstaben bezeichnet; nur ist das
an dem Ende der Welle M'' befindliche Rad M hier mit M' bezeichnet,
weil die uͤbrigens ganz gleichen und auf aͤhnliche Weise aufgezogenen
Raͤder M, M' dennoch von einander unterschieden
werden muͤssen.
Waͤhrend der eine der Wagen vorwaͤrts gelaufen ist, um die Nadeln in
den Zeug zu stechen, ist der andere schon zu deren Aufnahme bereit: d.h. er klemmt
sie ein, zieht sie aus, und macht seinen Lauf, um, indem er sich davon entfernt, den
Naͤhling zu verlaͤngern und den Punkt festzuziehen, und um dann wieder
zuruͤkzukehren und nun seinerseits die Nadeln einzustechen. Waͤhrend
dieser lezteren Bewegung bleibt der erste Wagen an Ort und Stelle, um den zweiten zu
erwarten; und auf diese Weise bewegen sich beide Wagen allmaͤhlich hin und
her, ohne sich je zugleich und mit einem Male zu bewegen. Hr. Heilmann hat zu diesem Behufe an dem an den beiden Pfosten AC und AD des
Gestelles befestigten Stuͤke O einen Kniehebel
non' n'', der sich um o
bewegen laͤßt, angebracht, von welchem Folgendes zu bemerken ist. Das Knie
n fuͤhrt ein Zahnrad O', und das Ende n'' ein Zahnrad O''. Die vier Raͤder
M, M', O' und O'' haben eine
gleiche Verzahnung und gleiche Durchmesser; und die Raͤder O und O'' sind gegenseitig
solcher Maßen befestigt, daß man nur die Kurbel N
Fig. 1 und
2
umzudrehen braucht, um das Rad O'', und folglich auch
das Rad O' umzudrehen. Wenn der Hebel no senkrecht steht, so beruͤhrt das Rad O' weder das Rad M, noch das
Rad M'; so wie sich derselbe hingegen auf die eine oder
die andere Seite neigt, greift das Rad O'
allmaͤhlich in das Rad M oder in das Rad M'.
Nimmt man nun die Theile der Maschine so wie man sie in Fig. 2 ersieht, so erhellt
offenbar, daß wenn man die Kurbel N in der durch den
Pfeil angedeuteten Richtung umdreht, das Rad M sich
gleichfalls in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung umdrehen muß;
waͤhrend sich der Wagen zur Rechten bis zu dem Aufhaͤlter K'
Fig. 5
naͤhert, und durch diesen Aufhaͤlter verhindert wird mit seinen Zangen
den Zeug zu beruͤhren. Ist dieß geschehen, so genuͤgt es den Hebel no nach entgegengesezter Richtung zu neigen, um zu
bewirken, daß das Zahnrad O' in das Rad M' eingreift; und dreht man dann die Kurbel N in der eben beschriebenen Richtung, so wird sich das
Rad M' nach derselben Richtung wie das Rad M umdrehen, wo dann der Wagen zur Linken mit einer
Geschwindigkeit, welche ganz und gar von der auf der Kurbel ruhenden Hand
abhaͤngt, bis zur gehoͤrigen Graͤnze entfernt wird. Das
Zuruͤkfuͤhren des Wagens geschieht, indem man die Kurbel nach der
entgegengesezten Richtung umtreibt; und die einfache Bewegung des Hebels no genuͤgt, um abwechselnd auf den Wagen
zur Linken oder zur Rechten zu wirken. Da der Arbeiter jedoch die eine Hand an dem
Pantographen, und die andere an der Kurbel befestigt hat, so kann er nur mit seinen
Fuͤßen auf den Hebel no wirken. Deßhalb,
und da der Arbeiter uͤberdieß auch noch mehreren anderen Verrichtungen
vorstehen muß, hat Hr. Heilmann vor dem Stiker zwei
Tretschaͤmel angebracht, mit deren Huͤlfe er mit den Fuͤßen
mehrere Operationen vollbringt, die beinahe eben so zart sind, wie jene, die er mit
der Hand ausfuͤhrt. Hier wollen wir jedoch diese Tretschaͤmel nur in
so fern in Betrachtung ziehen, als sie zur Bewegung des Hebels no noͤthig sind.
Die Tretschaͤmel, die man in Fig. 1 und 2 bei P ersieht, drehen sich um die Welle p, und sind mit Schnuͤren p' versehen, die sich in entgegengesezter Richtung auf die Rollen P' rollen. Diese Rollen sind an einer beweglichen. Welle
P'' befestigt, und leztere ruht einerseits in dem
Tragpfosten E', andererseits hingegen in dem
Stuͤke K', welches an den beiden großen Pfosten
des Gestelles AC und AD befestigt ist. Die Welle P'' fuͤhrt
an ihrem einen Ende auch ein Stuͤk, welches man in Nr. 3 von Vorne und im
Profile abgebildet sieht.
Dieses Stuͤk ist an einem Theile seines Umfanges verzahnt; wozu diese
Verzahnung dient, wird spaͤter erhellen, da wir es hier nur mit dem
ungezaͤhnten Theile zu thun haben; man sieht aber ferner, daß dasselbe auch
mit einem Zapfen versehen ist, der In das gabelfoͤrmige Ende des Hebels no eingesezt ist. Wenn daher der
Tretschaͤmel P, der in Fig. 1 emporgehoben ist,
niedergedruͤkt wird, so wird sich der obere Theil der Welle P'' von Links nach Rechts drehen, und der Hebel no sich neigen, um das Rad O' in das Rad M' eingreifen zu machen;
zugleich wird sich aber auch der fruͤher gesenkt gewesene Schaͤmel
erheben, indem seine Schnur gezwungen wird, sich um so viel auf ihre Rolle
aufzuwinden, als sich die andere Schnur von der ihrigen abwindet. Auf diese Weise
ist mithin der Apparat immer bereit, wenn es noͤthig ist, nach der
entgegengesezten Richtung zu wirken.
4. Von dem Baue der Zangen.
Die Welle L', welche man in Fig. 1 und 2 ersieht, ist in
Entfernungen von einem halben zu einem halben Meter mit Fortsaͤzen qq, die aus einem Stuͤke mit ihr gegossen
sind, versehen. An diese Fortsaͤze, die man in Fig. 6 in etwas
groͤßerem Maaßstabe erblikt, werden mit zwei Bolzen die gebogenen Arme Q, welche den ganzen Zangenmechanismus zu tragen haben,
befestigt. Fig.
6 zeigt bloß einen Theil dieser Arme; da sie jedoch unter der Welle L' eben so eingerichtet sind, wie uͤber ihr, so
reicht dieser Theil mit den in Fig. 1 und 2 gegebenen Abbildungen
vollkommen hin, um einen vollstaͤndigen Begriff davon zu geben. Ein eisernes
Richtscheit, welches ein vollkommen gerades dreiekiges Prisma bildet, und welches
man in Fig. 6
und 7 bei S im Durchschnitte sieht, erstrekt sich, wie Fig. 1 zeigt,
von dem einen zum anderen je zweier Arme Q, Q, und ist
an jedem dieser lezteren mittelst eines Oehres s'
Fig. 6 und
7
befestigt. Durch dieses Oehr geht ein Zapfen, der durch die ganze Dike des Armes
dringt; in dem Oehre ist jedoch anstatt eines einfachen Loches eine Spalte
angebracht, so daß man dasselbe vor- oder ruͤkwaͤrts schieben
kann. Es ist daher ein Leichtes die drei Richtscheite S,
die sich in den drei Zwischenraͤumen zwischen den Armen Q befinden muͤssen, hinter einander in eine
vollkommen gerade Linie zu stellen; und da ein jedes dieser Richtscheite etwas
weniges uͤber seine Oehren hinausragt, so scheinen sie alle drei zusammen bei
dieser Anordnung gleichsam nur ein einziges, von dem einen zum anderen Ende des
Wagens laufendes, dreiekiges Prisma zu bilden. Dieses Prisma nun ist dazu bestimmt,
saͤmmtliche in einer Reihe befindliche Zangen zu tragen.
Fig. 8, 9, 10 und 11 zeigen die
Details, aus denen die Zangen bestehen. Man sieht in Fig. 8 die untere Wange
T an Ort und Stelle und auf dem prismatischen
Richtscheite angebracht; und hieraus erhellt deutlich, daß sich an ihr folgende
Theile befinden: 1) Unten und etwas nach Links eine Schraube t, womit sie auf dem prismatischen Richtscheite, dessen Form sie an ihrem
unteren Theile hat, befestigt wird. 2) Ganz nach Links eine Feder t', welche zum Emporheben des Schwanzes der oberen Wange
V dient, damit sie zum Behufe des Schließens der
Zange auf die untere Wange herabgedruͤkt wird. 3) Oben und gegen die Mitte
hin zwei kleine, abgerundete, durchloͤcherte Ohren, die so weit von einander
entfernt sind, als die obere Wange in der Dike mißt, und welche zur Aufnahme des
entsprechenden an dieser oberen Wange befindlichen Ohres v bestimmt sind. 4) Etwas nach Rechts von diesen Ohren einen sehr kleinen
senkrechten Vorsprung t'', der die Nadel
aufhaͤlt, wenn diese aus irgend einer Veranlassung zu weit nach
Vorwaͤrts streben sollte. 5) endlich, ganz nach Rechts eine duͤnne
Platte T'', in der sich ein kegelfoͤrmiges, nach
Außen weiteres Loch befindet, und die man in Fig. 11 von Vorne
abgebildet sieht. Die obere Wange V ist zwar in Fig. 8
gleichfalls dargestellt; allein sie wurde, um ihre Form um so deutlicher zu zeigen,
etwas uͤber ihrer eigentlichen Stellung angebracht. Man braucht daher nur die
obere Wange an ihren Plaz zu bringen, und durch die drei Oehrchen einen Stift zu
steken, um die Zange in ihrer Vollkommenheit herzustellen. Eben so ersieht man, daß
die Zange von Natur aus in Folge der Wirkung der Feder t' geschlossen ist, und auch nicht geoͤffnet werden kann;
ausgenommen es wird von Oben nach Unten auf den Schwanz der oberen Wange V ein Druk ausgeuͤbt, der die Elasticitaͤt
der Feder t' zu uͤberwinden im Stande ist.
Fig. 9 zeigt
die Zange von Unten; es erhellt hieraus die Breite der Wangen sowohl, als jene der
Federn. Fig.
10 gibt eine Ansicht der Zange von dem Ende her, an welchem sich die
Platte T' befindet. Fig. 12 zeigt eine Nadel
V' in natuͤrlicher Groͤße. Das Oehr
befindet sich in ihrer Mitte, und in dieses Oehr wird der Faden auf
gewoͤhnliche Weise eingefaͤdelt: nur wird er nicht doppelt genommen.
Man begnuͤgt sich naͤmlich damit, die Fasern des kleinen Endes in jene
des großen in der Nahe der Nadel zu vermengen, und sie zwischen den Fingern zu
rollen, damit sie fester an einander halten, und damit sie leichter durch das Loch
gehen, welches mit der Nadel in den Zeug gestochen worden.
Wenn eine Zange geoͤffnet und die Haͤlfte einer Nadel durch die in der
Platte T' befindliche Oeffnung eingesenkt worden ist, so
liegt die Nadel daselbst
in einem winkeligen Falze oder in einer Rinne, deren Tiefe geringer ist, als die
Dike der Nadel. Wird daher die Zange geschlossen, so zwaͤngt deren obere
Wange die Nadel solcher Maßen ein, daß sie vollkommen festgehalten wird, obschon sie
nur an drei Stellen ihres Umfanges erfaßt ist.
Angenommen nun, es seyen saͤmmtliche Zangen in gehoͤrigen Entfernungen
von einander aufgezogen, und auf dem prismatischen Richtscheite S so befestigt, daß sie die obere Reihe des rechten
Wagens bilden, so wollen wir nun sehen, mit welcher Art von Mechanismus der Stiker
die ganze Reihe von Zangen mit einem Male und in dem Augenblike zu oͤffnen im
Stande ist, in welchem sie, nachdem sie durch den Zeug gedrungen, von den Zangen des
entgegengesezten Wagens erfaßt werden sollen.
Es ist zu diesem Zweke eine halbflache eiserne Welle U
angebracht, die sich um sich selbst dreht, und sich von einem Ende des Wagens zum
anderen erstrekt, wie Fig. 1 zeigt. Man sieht
diese Welle in Fig.
13 einzeln fuͤr sich im Durchschnitte. Diese Welle wird nun von
einer Art von Gabeln u
Fig. 6, welche
an die Enden der Arme Q gebolzt sind, getragen; sie wird
daselbst von einem Zapfen u' festgehalten, und ist auch
an jenen Stellen, womit sie in den Gabeln ruht, vollkommen rund. Die Gabeln sind in
einer solchen Hoͤhe angebracht, daß wenn der abgeplattete Theil der Welle
nach Unten gedreht wird, dieser die Schwaͤnze aller oberen Wangen V wohl beruͤhrt, allein keinen Druk darauf
ausuͤbt, so daß die Zangen hiemit geschlossen bleiben. So wie hingegen die
Welle etwas um sich selbst gedreht wird, druͤkt sie auf die Schwaͤnze
der Zangen, so daß diese durch Ueberwindung der Elasticitaͤt der Federn t' geoͤffnet werden.
Der Stiker muß daher Mittel an der Hand haben, womit er die Welle U zur gehoͤrigen Zeit umdrehen kann: sey es um
die Zangen zu oͤffnen, oder um dieselben zu schließen; denn sie schließen
sich in Folge der Kraft der Federn t' von selbst, sobald
der halbflache Theil der Welle nach Unten gedreht worden. Zu diesem Behufe hat Hr.
Heilmann an den beiden Enden der Welle U zwei gezaͤhnte Sectoren xx, die man in Fig. 2 von Vorne sieht,
angebracht. Jeder dieser Sectoren greift naͤmlich ohne Unterlaß in ein
senkrechtes Richtscheit X, Fig. 1 und 2, welches an dem Arme Q, an dem es durch Baͤnder festgehalten ist, hin
und her gleiten kann. Das Richtscheit X ist an seinem
unteren Ende mit einem horizontalen, gegen seine Flaͤche senkrecht gestellten
Zapfen x' versehen; und mittelst dieser Zapfen wird die
Bewegung an das Richtscheit X, an den Sector x, und folglich auch an die Welle U fortgepflanzt: je nachdem die Zangen geoͤffnet oder geschlossen
werden sollen.
Um zu zeigen, auf welche Art und Weise der Arbeiter diese Operation mit seinen
Fuͤßen vollbringt, muͤssen wir jedoch wieder zu dem
Tretschaͤmelsysteme P, welches in Fig. 1 und 2 ersichtlich ist,
zuruͤkkehren. Wie bereits erwaͤhnt, traͤgt die Welle P'', die durch diese Tretschaͤmel in Bewegung
gesezt wird, an ihrem rechten Ende ein Stuͤk p'',
welches dazu bestimmt ist, den Hebel no in
Thaͤtigkeit zu sezen. Dieses Stuͤk, welches man in Nr. 3 von Vorne
abgebildet sieht, ist an 2/3 seines Umfanges gezaͤhnt, und vertritt die
Stelle eines Getriebes. Es greift naͤmlich mit seinem gezaͤhnten
Theile in einen gezaͤhnten Sector r, welcher an
dem Ende der Welle R aufgezogen ist; leztere dreht sich
um sich selbst, und ruht in den Zapfenlagern r' r', die
in der Mitte der horizontalen und unteren Querbalken des Gestelles befestigt sind.
An dieser Welle R sind aber auch zwei im Kreuze
gestellte Arme ZZ, deren Enden z, z' gabelfoͤrmig gebildet sind, angebracht. Die
beiden mit z' (Fig. 2) bezeichneten
Gabeln entsprechen dem linken, die mit z bezeichneten
hingegen dem rechten Wagen. Sie sind zur Aufnahme der Zapfen x' der gezaͤhnten Richtscheite X
bestimmt, wonach wohl das Spiel derselben deutlich genug erhellt. Gesezt
naͤmlich die Theile befinden sich in der aus Fig. 2 ersichtlichen
Stellung, und der Stiker fuͤhre, indem er die Kurbel N nach der Richtung des Pfeiles dreht, den rechten Wagen zuruͤk, so
gelangen, indem der Wagen zuruͤkkehrt, die Zapfen x' in die Gabeln z', die hervorragende
Haͤlfte der Nadeln dringt in den Zeug ein und folglich auch in die Zangen des
linken Wagens, welche zu deren Aufnahme offen stehen. Es muͤssen daher
nunmehr die linken Zangen, welche die Nadeln erfassen sollen, geschlossen, und die
rechten, die sie auszulassen haben, geoͤffnet werden; und dieß bewirkt der
Arbeiter durch einen einzigen Tritt mit seinem Fuße. Er tritt naͤmlich auf
den emporgehobenen Tretschaͤmel, um dessen Schnur anzuziehen, und pflanzt die
kreisende Bewegung, die hiedurch in der entsprechenden Rolle hervorgebracht wird, an
die Welle P'', an das Getrieb p'', an den Sector r, an die Welle R, und zugleich an die beiden Arme Z, Z fort. Die gabelfoͤrmigen Enden z, z dieser Arme steigen hiedurch empor, und
fuͤhren bei dieser aufsteigenden Bewegung die Zapfen x' mit sich; woraus denn folgt, daß die Zahnstangen-Richtscheite
X, indem sie sich in ihren Falzen schieben,
emporsteigen, und sowohl die Sectoren x als die
halbflache Welle U umdrehen, welche leztere bei dieser
Umdrehung einen Druk auf die Schwaͤnze saͤmmtlicher oberer Wangen V ausuͤbt, und hiedurch alle Zangen augenbliklich
oͤffnet. In Folge derselben Bewegung der Arme Z, Z sinken aber
deren linke Enden, an denen sich die Gabeln z' z'
befinden, herab, und fuͤhren dabei die Zapfen der linken
Zahnstangen-Richtscheite X mit sich, wodurch die
entsprechenden Sectoren und die halbflache Welle, an denen sie aufgezogen sind, so
bewegt werden, daß der abgeplattete Theil dieser Welle auf die Schwaͤnze der
oberen Wangen V zu liegen kommt, und daß folglich
saͤmmtliche Zangen dieser Seite durch die Wirkung der Federn t' geschlossen werden. Auf solche Weise schließt der
Stiker mit einem Tritte die linken Zangen, waͤhrend er zugleich jene der
rechten Seite oͤffnet; und diese lezteren bleiben dann so lange
geoͤffnet, bis sie nach der Ruͤkkehr des linken Wagens dessen Nadeln
aufzunehmen haben. Dieselbe Bewegung des Tretschaͤmels, welche diese doppelte
Wirkung hervorbrachte, veraͤnderte zugleich auch die Stellung des Hebels no
Fig. 2, und
brachte das Rad O' mit dem Rade M' in Verbindung, so daß der Arbeiter nur mehr die Kurbel N umzudrehen braucht, um den linken Wagen, der die
Nadeln auszieht, und die Faͤden festzieht, in Bewegung zu sezen.
Die Faͤden spannen sich in dem Maaße, als sich der Wagen entfernt; da jedoch
bei dieser Spannung keine Elasticitaͤt Statt findet, so koͤnnten
hieraus mancherlei Unannehmlichkeiten erwachsen. Diesen hat Hr. Heilmann dadurch vorgebaut, daß er an den Wagen einen
Mechanismus anbrachte, womit saͤmmtliche Faͤden zu gleicher Zeit den
Druk eines nach Belieben regulirbaren Gewichtes erleiden. Dieser Mechanismus ist das
Einzige, was uns noch zu beschreiben uͤbrig bleibt.
Man sieht in Fig.
1 etwas unter dem prismatischen Richtscheite, welches die Zangen
traͤgt, eine Welle Y, die von einem Ende des
Wagens zum anderen laͤuft, und sogar an beiden Enden etwas daruͤber
hinausragt. Diese Welle ruht auf den Stuͤken y,
welche an den Armen Q befestigt sind, und kann sich in
denselben umdrehen. An dem linken Ende dieser Welle befinden sich zwei
Staͤbchen y' und w,
an dem rechten Ende hingegen nur ein einziges y' und ein
Gegengewicht y'', welches man in Fig. 2 sieht. Die Enden
dieser beiden Staͤbchen y' sind durch einen etwas
diken und vollkommen geraden Eisendraht mit einander verbunden. Wenn sich der Wagen
dem Zeuge naͤhert, und bevor ihn noch der Eisendraht beruͤhren kann,
begegnet das Staͤbchen w, dessen Richtung man aus
Fig. 2
ersieht, dem Zapfen w'
Fig. 1, der
sich gegen dasselbe stemmt, und es immer mehr und mehr emporhebt. Zugleich werden
aber auch die Staͤbchen y', y' und der Eisendraht
emporgehoben, so daß sie in die in Fig. 7 angedeutete
Stellung gelangen. Wenn sich der Wagen hingegen von dieser Stellung ausgehend von
dem Zeuge entfernt, so gleitet das Staͤbchen w uͤber den Zapfen
w' hinab, um bis auf eine gewisse Entfernung zu
entweichen; wo dann das Gegengewicht y'' die
Staͤbchen y' herabfallen macht, und den
Eisendraht, der sie mit einander verbindet, auf saͤmmtliche Faͤden der
Nadeln herabdruͤkt: so daß das ganze System in die aus Fig. 2 und 6 ersichtliche Stellung
gelangt.
Wir haben bei der ganzen hier gegebenen Beschreibung der groͤßeren Einfachheit
und Deutlichkeit wegen nur die obere Zangen- und Nadelreihe in Betracht
gezogen; wirft man jedoch einen Blik auf Fig. 1 und 2, so bemerkt man sowohl
an dem rechten, als an dem linken Wagen auch noch eine untere Zangen- und
Nadelreihe, welche genau so wie die obere an dem unteren Ende der Arme Q aufgezogen ist. Der Mechanismus, welcher zum Oeffnen
und Schließen dieser Zangen dient, ist gleichfalls vollkommen derselbe, und
arbeitet, wie man aus Fig. 2 ersieht,
gleichzeitig, indem auch fuͤr diese Reihe eine halbflache Welle, ein
gezaͤhnter Sector und eine entsprechende Zahnstange an den verschiebbaren
Richtscheiten X, X vorhanden ist. Der Druk auf die
Faͤden wird hier ganz auf dieselbe Weise ausgeuͤbt, wie oben durch den
mit Y, y, y', w und w'
bezeichneten Mechanismus.
Bemerkungen uͤber das Spiel der Maschine.
Die Groͤße der Muster, die eine Maschine dieser Art stiken kann, ist nicht
bloß durch die Ausdehnung der Bewegungen, die man dem Rahmen, der den Zeug
traͤgt, geben kann, sondern auch durch die Zahl der Nadeln, welche man
arbeiten lassen kann, beschraͤnkt. Denn da alle Nadeln dasselbe Muster, und
zwar in einer und derselben horizontalen Linie stiken, so erhellt offenbar, daß
deren Entfernung von einander etwas groͤßer seyn muß, als die Breite des
Musters; indem sonst durch die Bewegung des Rahmens ein Stuͤk jenes Zeuges,
der bereits von einer Nadel gestikt worden ist, vor eine andere Nadel
gefuͤhrt wuͤrde, so daß die Stikereien zweier Nadeln uͤber
einander kaͤmen.
Wollte man daher mit 130 Nadeln arbeiten, von denen sich 65 oben und 65 unten
befaͤnden, und sollte dabei jedes Muster zwei Decimeter horizontale Breite
haben, so muͤßten die Nadeln uͤber zwei Decimeter von einander
entfernt seyn, so daß die ganze Maschine in diesem Falle uͤber 13 Meter lang
seyn muͤßte. Da es aber der ganze Mechanismus nicht zulaͤßt, daß man
der Maschine eine so bedeutende Laͤnge gibt; und da man bisher bei einer
Laͤnge von 2 1/2 Meter stehen blieb, so muͤssen, wenn man in einem
solchen Raume mit 130 Nadeln, wovon die Haͤlfte oben, und die andere Haͤlfte unten
angebracht waͤre, arbeiten will, die Nadeln in Entfernungen von
beilaͤufig 4 Centimeter von einander angebracht werden: indem die Stikmuster
hoͤchstens eine solche Breite haben koͤnnen. Wollte man breitere
Muster, so muͤßte die Zahl der Nadeln vermindert und deren Entfernung von
einander vergroͤßert werden; so muͤßte deren Zahl z.B. um die
Haͤlfte vermindert werden, wenn die Breite der Stikmuster bis auf 8
Centimeter erhoͤht werden sollte.
Bei einer solchen Verminderung der Zahl der Nadeln nehmen jedoch auch die Vortheile
ab, welche die Maschine gewaͤhrt; denn der Arbeiter braucht zur Leitung eines
Wagens mit 50 Nadeln eben so viele Zeit wie zur Leitung eines Wagens mit 130 Nadeln.
Wenn jedoch auch die Maschine leider in Hinsicht auf die Breite der stikbaren Muster
etwas beschraͤnkt ist, so unterliegt sie doch in Hinsicht der Laͤnge
oder der Hoͤhe keiner solchen Beschraͤnkung. Man kann z.B. in ihr 150
Baͤnder von jeder beliebigen Laͤnge auf ein Mal stiken; denn man
braucht diese Baͤnder nur auf die beiden Walzen aufzurollen und zuerst die
ganze Hoͤhe, die die senkrechte Bewegung des Rahmens zulaͤßt, zu
stiken; worauf dann der Stiker den Punkt, bei welchem er stehen blieb, auf der Tafel
bezeichnet, die Maschine einen Augenblik anhaͤlt, den gestikten Theil auf
eine der beiden Walzen aufrollt, und dafuͤr einen neuen Theil Bandstreifen
den Nadeln gegenuͤber bringt. Wenn dieß geschehen ist, fuͤhrt der
Stiker die Spize des Pantographen empor oder herab, je nachdem er oben oder unten
geendet hat; und eben so schafft er die Zeichnung, die er auf der Tafel verfolgt,
empor oder herab, wo er dann bei einiger Gewandtheit sein Merkzeichen bald wieder
auffinden wird, so daß er in der Arbeit fortfahren kann.
Es versteht sich, daß der Stiker mit dem Pantographen nicht die auf der Tafel
befindliche Zeichnung zu verfolgen hat; sondern daß er die Spize dieses Instrumentes
auf jenem Punkte der Zeichnung, durch welchen die Nadel zu gehen hat, anhalten,
diese dann ausziehen, und das Instrument neuerdings wieder an jenem Punkte anhalten
muß, an welchem die Nadel auf die andere Seite zuruͤkgestochen wird, u.s.f.
Um dieses Ablesen zu erleichtern, besteht die auf der Tafel angebrachte Zeichnung
aus geraden Linien, an deren Enden sich die Einstich- und
Ruͤkstichpunkte befinden: so daß der Stiker bestaͤndig die gebrochenen
Linien, denen er mit der Spize des Pantographen folgen muß, vor Augen hat. Sollte er
diese Bahn einen Augenblik verlassen, ohne daß er den Punkt, bis zu welchem er
gelangt, mit einem Zeichen versehen haͤtte, so muͤßte er auf die
bereits vollendete Arbeit sehen, und durch Vergleichung den Punkt zu erforschen suchen, von
welchem aus er seine Arbeit fortzusezen hat, damit weder Luͤken, noch
Wiederholungen entstehen.