Titel: | Verbesserungen in der Erzeugung von hämmerbarem Eisen, oder oxydirende Beschikung zum Verfrischen des Roheisens, worauf sich Hr. Karl Schafhäutel am 13. Mai 1835 in England ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. VI., S. 53 |
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VI.
Verbesserungen in der Erzeugung von
haͤmmerbarem Eisen, oder oxydirende Beschikung zum Verfrischen des Roheisens,
worauf sich Hr. Karl
Schafhaͤutel am 13. Mai
1835 in England ein Patent ertheilen ließ.Hr. Schafhaͤutel erhielt in neuester Zeit auch in Bayern ein
Patent auf seinen Reinigungsproceß des Eisens; und den oͤffentlichen
Blaͤttern gemaͤß waͤre dieß dasselbe Verfahren, nach
welchem die Eisenproben behandelt wurden, die Hr. Hofmusikus Th. Boͤhm in Muͤnchen bei der lezten
Industrieausstellung vorlegte.A. d. R.
Aus dem Repertory of Patent Inventions. December 1835, S.
334.
Schafhaͤutel's oxydirende Beschikung zum Verfrischen des
Roheisens.
Meine Erfindung besteht darin, daß ich dem Metalle und den Schlaken, wenn sie sich im
Puddelofen in Fluß befinden, gewisse Substanzen zuseze, welche in Folge ihrer
chemischen Eigenschaften die in dem Metalle enthaltenen Unreinigkeiten wegzuschaffen
trachten: und zwar theils durch Verfluͤchtigung, theils aber auch dadurch,
daß sie als Flußmittel wirken. Das Verfahren, welches ich hiebei einschlage, ist
folgendes.
Um geschmeidiges Eisen zu erzeugen, nehme ich auf 1 3/4 Pfund schwarzes Manganoxyd
(Braunstein), in welchem keine fremdartigen Bestandtheile enthalten seyn
duͤrfen, 3 3/4 Pfd. gewoͤhnliches, gut getroknetes Kochsalz, und 10
Unzen gut gewaschenen und gereinigten Toͤpferthon, der so behandelt worden,
wie es zur Fabrikation von Toͤpferwaaren erforderlich ist, und der
gleichfalls gut getroknet seyn muß. Alle diese Substanzen muͤssen in ein
hoͤchst feines Pulver zerrieben und innig mit einander vermengt werden, was
am besten in einer entsprechenden Maschine, wie man sich ihrer z.B. zum Mahlen des
Indigo bedient, geschieht. Wenn diese Substanzen gehoͤrig zubereitet worden sind, so
schmelze man wie gewoͤhnlich in einem Frischofen 3 3/4 Cntr. Roheisen oder
beilaͤufig so viel mit der uͤblichen Quantitaͤt Schlaken, und
senke, wenn die Masse in Fluß gerathen ist, die Klappe im Schornsteine so weit
herab, daß die Flammen so hell, rein und durchsichtig uͤber die
Oberflaͤche des fließenden Metalles hinziehen, daß diese Oberflaͤche
waͤhrend des weiteren Processes beobachtet werden kann. Nie soll jedoch die
Klappe so weit herabgesenkt werden, daß die Flammen dunkelgelblich und neblig
aussehen und daß die fließende Oberflaͤche verdunkelt wird; denn dieß
waͤre ein Zeichen, daß der Proceß zu rasch von Statten geht, und daß das
erzeugte Eisen folglich nur ein unvollkommenes Product werden kann. Wenn bei dem
gewoͤhnlichen Verfahren ein Mal der Ofen mit dunklen, gelben, schmuzigen
Flammen erfuͤllt ist, so muß man bei dem Schuͤrloche etwas mehr
frische Luft eintreten lassen, indem man etwas Weniges von der Kohle, womit dessen
Muͤndung gewoͤhnlich verstopft ist, entfernt. Drei bis fuͤnf
Minuten, nachdem die Masse vollkommen in Fluß gerathen ist, was davon
abhaͤngt, je nachdem der Ofen schneller oder langsamer arbeitet,
faͤngt die Masse an wieder etwas consistenter zu werden, und dieß ist der
Zeitpunkt, zu welchem die oben angegebenen Substanzen auf die gleich zu
beschreibende Weise eingetragen werden muͤssen.
Die einzutragenden Substanzen sollen in der Naͤhe des Ofens in einer warmen
und trokenen Atmosphaͤre erhalten und in Zwischenraͤumen von einer
oder zwei Minuten in beilaͤufig 12 Portionen, jede zu einem halben Pfunde, in
den Ofen gebracht werden. Eine cylinderfoͤrmige Schaufel, welche
beilaͤufig ein halbes Pfund faßt, eignet sich am besten zu diesem Zweke.
Gleich nachdem die erste Portion durch die Arbeitsoͤffnung eingetragen ist,
muß die ganze Masse so schnell und so stark als moͤglich umgeruͤhrt
werden, wodurch dieselbe wieder fluͤssiger zu werden, und auf der
Oberflaͤche blaßgelbliche Flammen auszustoßen beginnt. Nach dem Eintragen der
dritten oder vierten Portion schaͤumt die Masse sehr auf; auch ist sie durch
die sich entwikelnden Gase so aufgeblaͤht, daß sie beinahe bis zur
Arbeitsoͤffnung emporsteigt. Um diese Zeit beginnt das Eisen sich von den
anderen, im Ofen enthaltenen Substanzen zu scheiden und sich niederzuschlagen,
weßhalb jezt die groͤßte Vorsicht noͤthig ist. Die von der
aufkochenden Masse ausgestoßenen Flammen werden jezt lebhafter und klarer, und
zeigen bei einer Hoͤhe von 5 bis 6 Zoll gegen die Spizen hin eine
schoͤne hellblaue Faͤrbung. Die Zwischenraͤume zwischen dem
jedesmaligen Eintragen einer neuen Portion ergeben sich am besten aus einer
sorgfaͤltigen Beobachtung der Abnahme des Umfanges und der Zahl der Fammen
auf der Oberflaͤche des Metalles; denn diese Abnahme deutet an, daß die Wirkung der fruͤheren
Portionen erschoͤpft ist, und daß mithin eine neue Portion eingetragen werden
muß. Immer muß jedoch mit aller Sorgfalt darauf geachtet werden, daß die Masse nicht
zu schnell dik wird; und sollte man dieß ja bemerken, so muͤßte nun sogleich
eine und selbst zwei Schaufeln voll von dem Gemenge eintragen, wodurch dann die dike
Masse sogleich wieder fluͤssiger werden wird. Das sicherste Zeichen, daß eine
hinreichende Quantitaͤt von dem Zusaze eingetragen worden, ist, wenn die
blauen Flammen bis zu der Zeit anhalten, wo das Eisen in Ballen formirt werden kann.
Es ist die Aufgabe des Arbeiters waͤhrend der ganzen Dauer der Operation die
Flammen immer in gleicher Anzahl, in gleicher Staͤrke und gleichem Glanze zu
erhalten. Die Zeit, die der ganze Proceß von dem Eintragen der ersten bis zu jenem
der lezten Portion zu dauern hat, betraͤgt, wenn mit gehoͤriger
Aufmerksamkeit verfahren wird, beilaͤufig eine halbe Stunde. Ein Zeichen der
richtigen Anwendung des Zusazes ist es, wenn sich die Masse beim Eintragen der
lezten oder vorlezten Portion in einem trokenen, gewisser Maßen sandartigen Zustand
befindet; fruͤher darf jedoch diese Erscheinung nicht wahrnehmbar seyn, indem
dieß ein Beweis waͤre, daß der Ofen zu schnell arbeitet oder daß die Klappe
zu weit herabgesenkt wurde. Zur Erzielung eines guten und gleichmaͤßigen
Eisens ist es ferner durchaus noͤthig, daß das Eisen mit den Brechstangen
bestaͤndig stark, gleichmaͤßig und schnell durchgearbeitet wird. Nach
dem Eintragen der lezten Portion des Gemenges, und nachdem noch 2 oder 3 Minuten
lang aufgebrochen und gewendet wurde, kann der Ofen entleert und das Metall auf die
gewoͤhnliche Weise weiter behandelt werden.
Handelt es sich um Erzeugung eines haͤrteren zur Umwandlung in Stahl
bestimmten Eisens, so wende ich 3 oder 4 Schaufeln von jenen Schlaken an, die beim
Auswalzen des Eisens unter dem Praͤparirwalzwerk abfallen, und 3 Schaufeln
Frischschlaken. Zu dem Zusaze nehme ich dann nur halb so viel Braunstein als oben
angegeben worden ist. Bei diesem Verfahren zeigen sich die blauen Flammen erst nach
dem Eintragen der 11ten oder 12ten Schaufel, und erst dann beginnt die Masse
zusammenzubaken. Soll das Eisen noch haͤrter werden, so nehme ich die
gewoͤhnliche Quantitaͤt Hammerschlag, fuͤge aber noch eine
Schaufel voll Frischschlaken bei, und bereite den Zusaz, so wie es eben fuͤr
den Stahl angegeben worden. Von diesem Gemenge trage ich nach einander und etwas
rasch 15 Schaufeln voll ein; und wenn die Masse zaͤhe und steif wird, so seze
ich in den gewoͤhnlichen Zwischenraͤumen von 1 bis 1 1/2 Minuten noch beilaͤufig 12
oder so viele Schaufeln zu, als eingetragen werden koͤnnen, bis das Eisen in
dem Ofen zum Formiren in Ballen fertig ist.
Als meine Erfindung erklaͤre ich die beschriebene Methode den angegebenen
Zusaz in das Metall einzutragen, waͤhrend dasselbe, wie man zu sagen pflegt,
aufkocht, um auf diese Weise einen besseren Fluß zu erhalten, und das Metall
vollkommener zu reinigen, als es bisher geschah.