Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. LXXII., S. 469 |
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LXXII.
Miszellen.
Miszellen.
Neuer Versuch mit Raͤdern, die ihre Eisenbahn vor sich
legen.
Hr. Marechal in Bruͤssel hat in neuester Zeit den
schon oͤfter gemachten Versuch Raͤder in Anwendung zu bringen, welche
ihre Eisenbahn mit sich fuͤhren und vor sich her legen, wiederholt. Der
Versuch wurde mit einem Schubkarren gemacht, den ein Mann mit 750 Pfund beladen eine
Streke weit mit großer Leichtigkeit fuͤhrte. Der Apparat soll leicht und
einfach seyn, und wie es scheint durch die Unebenheiten des Bodens nicht
beeintraͤchtigt werden. Man sagt, daß er sich eben so gut auf zwei-
und vierraͤderige Fuhrwerke anwenden lasse. (Aus den Times.)
Ueber die Windmuͤhlen des Hrn. Delamolère.
Die Société d'encouragement hatte im Jahre
1824 Hrn. Delamolère einen Preis von 4000 Fr.
fuͤr eine von ihm erfundene 8fluͤgelige Windmuͤhle, welche sich
nach jedem Winde orientiren, und auch auf einem Oekonomiegebaͤude angebracht
werden kann, zuerkannt. Diese Windmuͤhle, welche im Jahre 1825 im Bulletin der genannten Gesellschaft beschrieben ward, ist
nun keineswegs von den Winden zerstoͤrt worden, wie man faͤlschlich
aussprengte, sondern sie besteht noch fortwaͤhrend in Soulaire bei Chartres,
und hat in 10 Jahren keine andere Beschaͤdigung erlitten, als die
Abnuͤzung, die ein solcher Dienst nothwendig mit sich bringt. Hr. Graf de Mauny hat im Jahre 1830 einige Verbesserungen an dieser
Muͤhle angebracht, welche eine Regulirung der Kraft des auf die
Fluͤgel treffenden Windes bezweken, und welche auch so guten Erfolg hatten,
daß nach diesem Muster bereits mehrere Windmuͤhlen gebaut wurden. Eine
derselben besizt Hr. Guillard-Senainville in
Aucise; sie ist in einem großen Gemuͤsegarten, der durch Baͤume gegen
die heftigsten Winde geschuͤzt ist, auf einem kleinen
Oekonomiegebaͤude angebracht. Sie sezt vier Pumpen in Bewegung, die das zum
Gießen noͤthige Wasser aus einem Brunnen in vier Bassins von 47 Quadratmeter
Rauminhalt schaffen. Bedarf man ihrer hiezu nicht, so bewegt sie einen
Muͤhlstein von 74 Centimeter im Durchmesser mit den dazu gehoͤrigen
Beuteln, eine senkrechte und eine kreisrunde Saͤge zum Bretterschneiden, und
einen Schleifstein. Bei maͤßigem Winde mahlt die Muͤhle in 24 Stunden
41/2 Sester Getreide, sie besizt die Kraft von einem Pferde, wurde von einem
einfachen Dorfzimmermann erbaut, und widerstand ihrer scheinbaren Gebrechlichkeit
ungeachtet schon einige Jahre den heftigsten Winden. (Bulletin de la Société d'encouragement. Oktober 1835)
Heineken's Methode approximativ die Radien der Curven
ungleich convexer Linsen zu bestimmen.
Hr. N. S. Heineken gibt im London
and Edinb. Philos. Journal, Sept. 1835, folgende Methode an, deren man sich
zur Bestimmung der Radien der Curven ungleich convexer Linsen bedienen kann, wenn
keine große Genauigkeit dabei erforderlich ist, und wenn die Radien nicht sehr groß
sind. Man erweiche das Ende einer schwarzen oder rothen Siegellakstange an einem
Kerzenlicht, hauche die Linse an, und druͤke das erweichte Siegellak darauf,
bis es kalt geworden ist. Das Siegellak nimmt auf diese Weise die Form der Linse an,
und gibt einen Spiegel, dessen Concavitaͤt der Convexitaͤt der Linse
entspricht, und der Glanz genug besizt, um das Bild eines Kerzenlichtes oder der
Sonne auf ein ihm gegenuͤber gehaltenes Kartenblatt oder auf ein Stuͤk
weißes Papier zu reflectiren. Die Entfernung zwischen dem Mittelpunkte dieses
Spiegels und dem auf diese Weise erzeugten Bilde wird dem halben Radius der Curve
der fraglichen Linse gleich seyn. Auf gleiche Weise laͤßt sich die Curvatur
der anderen Oberflaͤche der Linse finden. Ich fand diese Methode, sagt Hr.
Heineken, ganz gut zur Bestimmung der Radien der
Oberflaͤchen fuͤr Linsen von Teleskopen und Mikroskopen, auf welche sie bei der
Kuͤrze der Brennweiten besonders anwendbar ist. Man kann sich statt des
Siegellaks noch besser eines leicht fluͤssigen Metallgemisches bedienen; doch
kann hiebei wegen des hoͤheren zum Schmelzen erforderlichen Hizgrades
leichter eine Beschaͤdigung der Linse erfolgen. Dieses Metall soll man bei
der moͤglich geringsten Hize schmelzen, wenn es fluͤssig geworden auf
ein Stuͤk weißes Papier gießen, und nachdem es auf diesem an den
Raͤndern teigig zu werden beginnt, soll man die Linse darauf
druͤken.
Einiges uͤber Sicherheitsschloͤsser.
Das Journal des connaissances usuelles gibt, durch einen
neuerlich gluͤklich entdekten Fall von Einbruch veranlaßt, folgenden Rath, um
dem Erbrechen der Thuͤren so viel als moͤglich vorzubeugen. Man soll
naͤmlich an den Schloͤssern der Wohnungen eine Feder oder einen
Apparat anbringen, den man so stellen kann, daß er, wenn die Thuͤre von
jemand anderem als dem damit vertrauten geoͤffnet wird, an einem Drahte
zieht, welcher eine Gloke anzieht, die sich in der Wohnung des Portiers oder
Hausmeisters oder einer anderen im Hause wohnenden Partei befindet. Eine solche
Feder koͤnnte ober und unter dem Schlosse in dem Anschlage der Thuͤre
angebracht und dadurch in Bewegung gesezt werden, daß der Inhaber der Wohnung beim
Ausgehen eine kleine Mutterschraube nachlaͤßt, die er dann bei seiner
Ruͤkkehr wieder anziehen und so außer den Bereich des
Thuͤrfluͤgels bringen koͤnnte. Auch uͤber oder unter der
Thuͤre ließe sich die Feder unterbringen, und zwar auf eine solche Weise, daß
sie nur durch einen dem Inhaber der Wohnung bekannten Mechanismus in
Thaͤtigkeit gebracht werden kann. An Kauflaͤden duͤrften
einfache, mit Haken versehene Stangen, an denen Draͤhte, welche an eine Gloke
fuͤhren, angebracht sind, genuͤgen, um durch die geringste Bewegung
dieser Stangen Laͤrm hervorzubringen. Das angefuͤhrte Journal wollte
uͤbrigens nur auf diesen wichtigen Gegenstand aufmerksam machen, und
uͤberlaͤßt die technische Ausfuͤhrung den
Sachverstaͤndigen.
Ueber eine falsche Politur, welche hie und da dem Marmor
gegeben wird.
Wir entnehmen aus einem groͤßeren Aufsaze, in welchem das Journal des connaissances usuelles uͤber das
Schleifen und Poliren der Marmore und anderer Steine mehreres bereits laͤngst
Bekanntes zusammenstellt, folgende Notiz: Ein mehr oder minder lang fortgeseztes
Reiben ist das einzige Mittel zur Erzielung einer guten Politur an den
Marmorplatten; man hat aber, um die hiezu erforderliche Zeit zu ersparen, nicht nur
auf Substanzen gedacht, welche das Poliren beschleunigen; sondern man hat sogar eine
falsche Politur erfunden, womit man dem Marmor, unmittelbar nachdem er zugerichtet
worden ist, einen schoͤnen Glanz geben kann. Die Sache besteht ganz einfach
darin, daß man das Polirpulver mit Alaun versezt, wodurch dann schnell eine Politur
erzeugt wird. Der Betrug laͤßt sich leicht entdeken, denn laͤßt man
einen Tropfen Wasser auf solchen Marmor fallen, so entsteht dadurch ein matter Flek.
Die Marmorplatten auf Commoden, Tischen etc. werden haͤufig nach dieser
betruͤgerischen Methode von den Steinmezen gepuzt, sie verlieren dann ihre
Politur nicht nur wenn sie naß werden, sondern sie werden auch an der Luft je nach
der Feuchtigkeit derselben in mehr oder minder kurzer Zeit matt, indem sich durch
chemische Einwirkung des Alauns auf den Kalk auf der Oberflaͤche des Marmors
Gyps und kohlensaures Kali mit Thonerde erzeugt. – Ein anderer minder
straͤflicher Betrug ist das Poliren des Marmors mit Wachspolitur; diesen
erkennt man leicht, wenn man den Marmor mit Weingeist abwaͤscht, wo er seine
Politur verliert.
Ueber die Anwendung des Torfs zum Puddeln des
Roheisens.
Man hat bereits in Lauchhammer Versuche uͤber diesen Gegenstand gemacht,
indessen nicht in genuͤgendem Umfange und mit nur unvollstaͤndiger
Mittheilung der Resultate. Kuͤrzlich ist nun der Gegenstand einer
naͤheren Pruͤfung in Frankreich unterworfen worden, und zwar, wie es
scheint, auf hoͤhere Anordnung. Der Ing. Bineau stattet in den Ann. des Mines, T. VII. p.
113–166, 241–294, einen sehr weitlaͤufigen Bericht uͤber
diese Versuche ab, von denen wir hier nur die allgemeinsten Resultate geben
koͤnnen, im Uebrigen aber auf das Original verweisen muͤssen.
Die Versuche wurden angestellt in Ichoux, und zwar nicht bloß in Bezug auf das
eigentliche Puddeln, sondern auch auf alle bei Herstellung des Rek- und
Schneideeisens, ja selbst des Blechs vorkommende Operationen. Zu allen Versuchen
wurde ein Torf angewendet, welcher, bloß an der Luft getroknet, noch 10 Proc. W., 13
Proc. Asche enthielt, uͤbrigens aber ganz außerordentlich leicht war, so daß
sein Gewicht kaum 7/10 des mittleren Gewichts anderer Torfarten betrug, die
gleichviel Asche enthalten. Der Torf war in cubische Ziegel von 5'' und 6''
Seitenlaͤnge geschnitten. Das zu den Puddelversuchen angewendete Eisen
bestand in zwei Arten etwas grauem, mit Holzkohle erschmolzenem Roheisen, der einen
in Gaͤnzen, der anderen in diken Platten von 2'' Dike, von denen eine in
einem Cupolofen mit Holzkohle umgeschmolzen und in duͤnnere, ins Weiße
ziehende Platten umgegossen war. In allen Versuchen wurde nicht ausschließlich Torf
gebrannt, sondern etwa 16 Proc. Fichtenholz. Dieser Holzzusaz wurde theils durch
fehlerhafte Construction des Feuerraums, theils durch die große specifische
Leichtigkeit des Torfs, theils endlich durch die schlechte Gewohnheit der Arbeiter,
nur in großen Zwischenraͤumen nachzulegen, veranlaßt. Das angewendete Holz
war vor 6 Monaten geschlagen, enthielt noch 30 Proc. Feuchtigkeit und hatte schon an
sich geringere Heizkraft als der Torf, daher dem Holze die guten Resultate nicht
zugeschrieben werden koͤnnen. Abgesehen von diesem Holzzusaze, wurden die
Versuche noch durch die zu großen Dimensionen der Torfziegel, welche das Nachlegen
weit langsamer, die jedesmalige Erkaͤltung also bedeutender machte; durch die
oben erwaͤhnte schlechte Gewohnheit der Arbeiter, wodurch theils die
Erkaͤltung verwehrt, theils viel Brennstoff durch Destillation verloren
wurde; endlich durch die zu geringe Capacitaͤt des Feuerraums
getruͤbt, und daher kam es, daß man, um denselben Zwek wie mit 1 Th.
Steinkohle zu erreichen, 2,58 Th. Torf brauchte, waͤhrend nach dem
Verhaͤltnisse der Hizkraft nur 2 Th. Torf haͤtten aufgewendet werden
sollen. Es muß jedoch bemerkt werden, daß eine directe Vergleichung mit dem
Steinkohlenbetriebe nicht moͤglich war, daher nur nach dem Mittel der auf
anderen Huͤtten erhaltenen Resultate geurtheilt wird. Troz dieser
Maͤngel waren die Resultate, was die Qualitaͤt der Producte, die Menge
des Abfalls u.s.w. betrifft, voͤllig befriedigend, und auch in Bezug auf die
Kosten stellte sich ein Gewinn gegen Holz heraus, sobald man naͤmlich die
vollstaͤndige Versorgung der Oefen mit Holz meint. Gegen geringere
Holzmengen, die in der unmittelbaren Naͤhe der Huͤtten sich finden,
stand dagegen der Torf im Nachtheil.
Der Berichterstatter glaubt nun auf den Grund dieser Versuche hin, den Torf zum
Puddeln uͤberall, wo es hinreichend ausgedehnte Torfgraͤbereien gibt
und der Preis gegen Steinkohlen und Holz in dem erforderlichen Verhaͤltnisse
steht, unter folgenden Einschraͤnkungen empfehlen zu koͤnnen:
Der Torf darf nicht unter mittlerer Guͤte seyn, nicht mehr als 15 Proc. Asche
enthalten, muß entweder von selbst oder, wo es der geringe Taglohn gestattet, durch
Schlagen und Pressen, die noͤthige Dichtigkeit besizen (so daß 100 C'. nicht
unter 250 Pfd. wiegen), und muß in Ziegel geformt seyn, die, des leichteren
Nachlegens wegen, auf 6'' Laͤnge nicht mehr als 4 □'' im
Querdurchschnitt halten. Es reicht hin, den Torf an der Luft auszutroknen, da er die
Feuchtigkeit seiner Natur nach weit weniger hartnaͤkig
zuruͤkhaͤlt als das Holz. Der Zug der hier in Betracht kommenden Oefen
ist eigentlich zu stark, als daß sich Asche auf der Sohle anhaͤufen und an
das Eisen anhaͤngen koͤnnte, was uͤbrigens nur beim
eigentlichen Puddeln etwas schaden koͤnnte, wenn die Asche viel schwefelsaure
und phosphorsaure Salze enthielte. Bei der Blechfabrikation kommen jedoch
oͤfters sehr schwach ziehende Oefen vor, und hier, wo das Anhaͤngen
der Asche nachtheilig seyn kann, muß man daher die am wenigsten erdige Theile
enthaltenden Torfarten verwenden. Die Oefen koͤnnen fuͤr Torf im
Allgemeinen ganz dieselben Dimensionen behalten wie fuͤr Steinkohlen; in
Bezug auf den Feuerungsraum ist jedoch Folgendes zu bemerken: Die freie
Oberflaͤche des Rostes, d.h. die Summe der Zwischenraͤume zwischen den
Roststaͤben muß dieselbe bleiben, wenn die Thaͤtigkeit des Ofens nicht
durch die zu große Menge unzersezt durchgehender Luft leiden soll; nur wo zu viel
Asche oder zu viel Feuchtigkeit im Torfe es noͤthig machen, kann eine
Vergroͤßerung Statt finden. Auch die ganze Oberflaͤche des Rostes und
die Capacitaͤt des Feuerraums muß je nach der Dichtigkeit des Torfs
vergroͤßert werden. Dabei darf jedoch die ganze Oberflaͤche des Rostes
nicht mehr als das Vierfache der freien Oberflaͤche uͤbersteigen. Der
Abstand des Rostes von der Feuerbruͤke muß sich ebenfalls nach dem Torfe
richten, bei leichterem groͤßer, bei schwererem geringer seyn. Bei Anwendung
dieser Vorsichtsregeln kann man von 2 Th. Torf denselben Effect erwarten wie von 1
Th. Steinkohle; in demselben Verhaͤltnisse stehen aber die Hizkraͤfte
beider Brennstoffe. – Im Uebrigen muß sich das Urtheil uͤber die
Anwendbarkeit des Torfs natuͤrlich nach den lokalen Verhaͤltnissen
richten. (Polyt. Centralblatt 1836, Nr. 6.)
Vorschrift zu Hunt's
Stiefelwichse.
Die beruͤhmte Hunt'sche Stiefelwichse, welche ihrem
Erfinder ein Vermoͤgen von beinahe 5 Millionen Gulden eintrug, wird im Großen
angeblich auf folgende Weise bereitet. Man mengt 60 englische Pfd. Beinschwarz, 7
Pfd. Kienruß, 5 Pfd. Frankfurter Schwaͤrze und 5 Pfd. Berliner-Blau
unter einander, und macht daraus durch allmaͤhlichen Zusaz von 12 Gallons
Essig einen diken Teig an. Lezteren verduͤnnt man dann mit 12 Gallons Bier,
in welchem man 40 Pfd. Melasse und Zuker und 1/2 Pfd. Potasche zergehen ließ.
Hierauf sezt man 6 Pinten Spermacetoͤhl und eine Pinte Branntwein, worin man
uͤber einem gelinden Feuer 2 Pfd. Wachs aufloͤste, zu, um endlich
unter gutem Umruͤhren allmaͤhlich noch 20 Pfd. Schwefelsaͤure
beizufuͤgen. Man laͤßt die Masse unter oͤfterem
Umruͤhren zwei Wochen lang ruhen, bevor man sie in den Handel bringt.
– Das Journal des connaissances usuelles
fuͤgt in seinem vorjaͤhrigen Novemberhefte dieser Vorschrift noch
folgende Bereitungsart einer anderen Wichse bei. 1) Man uͤbergießt Knochen
mit so viel Salzsaͤure als noͤthig ist, daß dadurch in 14 Tagen bei
gewoͤhnlicher Temperatur aller darin enthaltene phosphorsaure Kalk
aufgeloͤst wird. 2) Man gießt die Fluͤssigkeit ab, und dampft die
Haͤlfte derselben bis zur Syrupconsistenz ein, wo man dann beim
Abkuͤhlen eine bestimmte Quantitaͤt krystallisirten salzsauren Kalk
und fluͤssigen sauren phosphorsauren Kalk erhaͤlt. 3) Man vermengt die
nach den beiden ersten Operationen erhaltenen Fluͤssigkeiten so, daß das
Gemenge 15° an Beaumé's Araͤometer
zeigt. 4) Auf ein Kilogramm dieses Gemenges sezt man 180 Kilogr. thierische Kohle
zu, worauf man das Gemenge drei Tage lang umruͤhrt, und nach einigen Minuten
Ruhe abgießt. 5) Auf den hiebei bleibenden Ruͤkstand gießt man 25 Kilogr.
concentrirte Schwefelsaͤure, 10 Kilogr. Klauenfett, 4 Kilogr. Kienruß, und
diese Mischung laͤßt man unter taͤglich 3- bis 4maligem
Umruͤhren zwei Tage lang ruhen. 6) Auf diese Mischung gießt man die bei der
vierten Operation erhaltene Fluͤssigkeit, und 80 Kilogr. Melasse, so wie 2
Kilogr. Lavendelgeist. Nach ein Paar Tagen Ruhe ist die Wichse dann fertig.
Ueber die Verfertigung von Lettern aus Thon, Stuk etc. zu
Aufschriften fuͤr Haͤuser etc.
Die Lettern zu den großen Aufschriften, die man in groͤßeren Staͤdten
findet, wurden fruͤher aus Metall gegossen, gegenwaͤrtig hingegen
erzeugt man sie hauptsaͤchlich aus Thon, aus Stuk und aus verschiedenen
Kitten. Um sie aus Thon zu bereiten, nimmt man gewoͤhnlichen
Toͤpferthon und preßt ihn in entsprechende, zerlegbare, mit Oehl
ausgeschmierte Model. Die gepreßten Buchstaben werden, nachdem sie an der Luft
getroknet sind, im Ziegelofen gebrannt. – Will man sie aus Stuk verfertigen,
so soll man in einen aus einem Liter gesiebten Gyps bestehenden Haufen eine Grube
machen und in diese zwei Liter geloͤschten Kalk und einen Liter Marmorstaub
geben, worauf man dann dieses Gemenge mit einem Liter Wasser anruͤhrt, in
welchem zwei Blaͤtter flandrischer Leim in der Waͤrme
aufgeloͤst worden sind. Diese Composition wird gleichfalls in geoͤhlte
Model gegossen, und aus diesen nimmt man die Lettern heraus, nachdem sie an der Luft
oder in einer Trokenstube troken geworden sind und einen bedeutenden Grad von
Haͤrte erreicht haben. – Einen sehr guten, den Einfluͤssen der
Witterung widerstehenden Kitt, welcher zu gleichem Zweke und auch zum Ausbessern der aͤußeren
Verzierungen an Haͤusern und Monumenten verwendet werden kann, erhaͤlt
man, wenn man 16 Theile hoͤchst fein gepulvertes Glas, 2 Theile fettes Oehl
und 1 Theil Bleiglaͤtte zu einem diken Teige abknetet. – Zu bemerken
ist, daß zur Erleichterung der Befestigung obiger Lettern an den Mauern einige
kleine Loͤcher in denselben angebracht werden sollen, und daß dieß zu
geschehen hat, waͤhrend sich die Lettern noch feucht in den Modeln befinden.
Diese Loͤcher sind naͤmlich zur Aufnahme kleiner, zur Befestigung
dienender Zapfen bestimmt. – Das Journal des
connaissances usuelles, aus welchem wir Obiges entlehnten, gibt bei dieser
Gelegenheit auch an, daß der Modellircement des Hrn. Beunat in Saarburg aus feinem Marmor- oder Granitpulver, Mehl,
Pfeifenthon und Leim, mit Wasser angemacht, besteht; und daß er dem Smith'schen Cemente, welcher aus Leinoͤhl,
Schiffpech, Kreidenpulver, Mehl und Leim zusammengesezt ist, beinahe vorzuziehen
seyn duͤrfte.
Dumoulin's alkalische Tinte.
Das Journal des connaissances usuelles gibt in seinem
neuesten Januarhefte folgende Vorschrift zur Bereitung der alkalischen Tinte, auf
welche Hr. Dumoulin ein Patent fuͤr 10 Jahre
erhielt. Man loͤst ein Pfund reines basisch kohlensaures Natron in
beilaͤufig 10 Pfd. siedenden Wassers auf; sezt hierauf 4 Unzen
gewoͤhnlichen reinen Harzes zu, und traͤgt in die siedende
Aufloͤsung in dem Maaße als sie sich aufloͤsen, bis auf 8 Pfd.
Wachsstuͤke ein, wobei man das Ganze gut umruͤhrt. Von der auf diese
Weise bereiteten Seife nimmt man eine Unze auf ein Pfund siedenden Wassers; und in
30 Pfund dieser Aufloͤsung traͤgt man, nachdem sie filtrirt und zum
Sieden gebracht worden ist, beilaͤufig zwei Pfund Gummilak und 1 1/2 Unzen
Hauserblase, welche mit einer Unze Kochsalz vermengt worden ist, ein. Waͤre
die Aufloͤsung nicht alkalisch genug, so kann man ihr zur Beschleunigung der
Aufloͤsung des Gummilaks noch ein Paar Quentchen desselben Natronsalzes oder
auch ein anderes basisches Natronsalz, wie z.B. Borax, zusezen. Diese
Aufloͤsung bildet die Basis der Tinte, welche man mit verschiedenen Arten von
Kohle schwarz faͤrben kann. Ein etwas grauliches Schwarz erhaͤlt man
durch Zusaz eines Pfundes Kohle von Weinranken, welche an der Luft verbrannt worden
sind; ein dunkles Schwarz mit 3 Unzen thierischer Kohle, welche man sich aus Wolle
oder Gallerte und nicht aus Knochen oder Elfenbein bereiten soll, indem leztere
wegen ihres starken Gehaltes an phosphorsaurer Kalkerde eine zu schwere Kohle geben;
ein glaͤnzendes Schwarz geben 1 1/2 Unzen Zukerkohle. Alle diese Kohlen reibt
man zusammen hoͤchst fein ab, wobei man ihnen zulezt, um der Mischung ein
etwas blaͤuliches Aussehen zu geben, eine geringe Quantitaͤt
Indigopulver zusezt. Dieses Pulver ruͤhrt man allmaͤhlich mit obiger
Fluͤssigkeit an; und wenn die alkalische Fluͤssigkeit hinreichend mit
Farbstoff versezt ist, so gießt man sie ab. Man erhaͤlt auf diese Weise eine
gute alkalische Tinte, welche nur wenig Bodensaz macht, und welche um so
schwaͤrzer seyn wird, je laͤnger die Kohlenpulver abgerieben werden.
Statt der Hausenblase und des Kochsalzes kann man auch eine gleiche
Quantitaͤt arabischen Gummi anwenden. Diese Tinte erleidet mit der Zeit an
der Luft keine Veraͤnderung; auch wird sie weder von Salpetersaͤure,
noch von Schwefelsaͤure (wenn diese so verduͤnnt ist, daß sie das
Papier nicht verkohlt), noch von Chlor, noch von Kali und Natron zerstoͤrt.
Um diese Komposition wohlfeiler zu machen, kann man sie auch mit
gewoͤhnlicher Tinte versezen, wo sie dann immer noch allen chemischen
Reagentien so widersteht, daß nicht wohl Faͤlschungen durch
Ausloͤschen der Tinte moͤglich sind.
Ueber die Maschinen-Flachsspinnerei in
Frankreich.
Die Société d'encouragement, schreibt das
Musée industriel in seinem ersten Bande S.
303, hat, den Erfindern und Technikern schon laͤngst als Leitstern und
Fuͤhrer dienend, denjenigen, welche sich der mechanischen Flachsspinnerei
widmeten, die wahre Bahn, auf der sie fortzuschreiten hatten, angewiesen. In der
Ueberzeugung, daß man seinen Zwek wohl kaum erreichen koͤnnte, bevor man
nicht eine vollkommen entsprechende mechanische Hechelmethode erfunden, hat sie in
ihrem Bulletin seit einigen Jahren einen Preis von 6000
Fr. fuͤr eine solche Erfindung ausgesprochen. Wenn auch dieser Zwek bis zur
Stunde noch nicht vollkommen erreicht ist, so sind ihm die HH. Schlumberger in Nogent-les-Vierges und Hr. Girard in Warschau wenigstens doch schon so nahe
gekommen, daß jedem derselben ein Aufmunterungspreis von 600 Fr. zu Theil wurde.
– Mittlerweile hat aber die mechanische Flachs- und Hanfspinnerei seit
dem Jahre 1827 in Frankreich dennoch so viele Fortschritte gemacht, als bei den im
In- und Auslande bekannten Huͤlfsmitteln, und bei dem Untergange der
fruͤher erstandenen Etablissements fuͤglich zu erwarten stand. Als
Beweis hiefuͤr dienen die Proben, welche unsere drei staͤrksten
Unternehmer in diesem Fache bei der lezten Industrieausstellung in Paris vorlegten;
so wie auch der Umstand, daß sich eine vierte große Fabrik dieser Art im Departement du Nord bilden will, und daß auch ein
englischer Fabrikant seinen Sohn nach Frankreich zu uͤbersiedeln gedenkt.
Unsere drei aͤlteren Fabrikanten sind: 1) Hr. Leclaire in Kaisersberg, Dept. du Haut Rhin,
der, wenn er sich auch selbst lange Zeit ohne gluͤkliche Resultate mit diesem
Gegenstande beschaͤftigte, nunmehr doch durch den ungluͤklichen Joh.
Vetter in Muͤlhausen dazu gelangte. Vetter begab sich naͤmlich nach Schottland, wo die
Flachsspinnerei am weitesten voraus ist, und trat dort, obgleich selbst Mechaniker,
als einfacher Spinner in Dienst. Durch seinen Eifer und seine Gewandtheit brachte er
es bald zum Aufseher, was einem Fremden selten gelingt. Nach 4 Jahren kehrte er
innig vertraut mit den engl. Maschinen und dem engl. Verfahren nach Frankreich
zuruͤk, um sein Vaterland mit seinen Forschungen zu begluͤken; leider
unterlag er aber hier bald darauf dem Tode. Die Fruͤchte seiner Arbeiten sind
jedoch nicht verloren; denn er hatte in Muͤlhausen bereits eine
Maschinenwerkstaͤtte errichtet, in welcher man alle Modelle gesammelt findet.
Hr. Leclaire hat sich fuͤr seine Fabrik Maschinen
von Vetter verschafft, und mit diesen spinnt er
Flachsgarn von Nr. 16 bis 50, wofuͤr er die broncene Medaille erhielt.
– 2) Die HH. Moret und Comp. in Moy, Dept. de l'Aisne, besizen eine
schoͤne Fabrik in einer sehr guͤnstig gelegenen Gegend. Sie spinnen
schoͤnes Garn, weben schoͤne Leinenzeuge, zeichnen sich aber besonders
durch schoͤne, glaͤnzende und wohlfeile Teppiche aus, welche sie aus
Werg fabriciren, und welche daher den Angriffen der Insecten nicht ausgesezt sind.
– 3) Die HH. Saglio und Comp. in Biblisheim bei Haguenau. Ihre Fabrik wurde vor 5 Jahren in großem
Maaßstabe errichtet, und obschon sie nach dem ersten Jahre abbrannte, wieder neu
erbaut. Sie erzeugt mit 1200 Spindeln taͤglich in 13 1/2 Arbeitsstunden 8 bis
9 Cntr. Garn von jeder Feinheit; auch spinnt sie Flachsund Hanfwerg. Ein Wasserfall
von 18 Pferdekraͤften sezt saͤmmtliche Maschinen in Bewegung. Das
Hecheln geschieht von 15 bis 20 Arbeitern nach engl. Methode mit der Hand. Alle
Maschinen wurden in Frankreich nach engl. Zeichnungen aus Gußeisen, Eisen, Stahl und
Kupfer gebaut. Die Fabrik beschaͤftigt 80 bis 90 Spinnerinnen und
Abwinderinnen, 280 Weber und 20 Werkfuͤhrer etc. Das Weben geschieht mit der
Hand und zum Theil mit fliegender Schuͤze. Man spinnt von Nr. 2 oder 2000
Meter per Kilogr. bis zu Nr. 60, ohne daß selbst in den
feinsten Nummern die Staͤrke des Fadens leidet. Der Rohstoff wird aus Elsaß,
Deutschland, Flandern und der Normandie bezogen; die Fabrikate gehen in das
westliche Frankreich und nach Paris; die feineren Nummern fangen an auch in St.
Gallen und Aarau Gunst zu finden.
Englische Versuche zu Surrogaten fuͤr Flachs und
Hanf.
Man macht gegenwaͤrtig in England einen interessanten Versuch die große
Einfuhr von fremdem Flachs und Hanf (welche etwa 3 Millionen Pfd. St.
jaͤhrlich betraͤgt) durch die Cultur neuer Pflanzenarten, welche
spinnbare Fibern liefern, zu ersezen. Diese bestehen in neuseelaͤndischem
Flachs (phormium tenax), Musa textilis, Urtica
tenacissima und Sita, oder Seidengras (die soie végétale der Franzosen). Es haben
sich zwei Gesellschaften gebildet, welche die Patente, die der Hauptmann Harris fuͤr Fabrikation von Zeugen aus diesen
Fibern erhalten hat, angekauft habenSchon im Jahre 1826, wo nach vielen Versuchen an dem Gedeihen des
neuseelaͤndischen Flachses in Europa (besonders in leichter feuchter
Erde, in Weinlaͤndern) nicht mehr zu zweifeln war, theilte Hr. Henri eine Analyse dieser wichtigen Pflanze mit und
beschrieb auch ein im Großen anwendbares Verfahren, um das Werg daraus zu
erhalten (Polyt. Journal Bd. XXII. S.
257). Die Einfuhr dieses Flachses in England, welche im Jahre 1828
nur 60 Tonnen betrug, stieg im Jahre 1830 schon auf 841 und im Jahre 1831
auf nicht weniger als 1062 Tonnen, weil die daraus verfertigten Taue bei der
Marine immer gesuchter wurden (Polyt. Journal Band XLVII. Seite 397). Das Patent
des Hauptmanns Harris ist schon vom 1. Junius
1833 datirt und wurde auch seiner Zeit im Polyt. Journal Bd. LV. S. 78 mitgetheilt. A. d.
R.. Die eine fabricirt Taue und Segeltuch, die andere Zeuge zu Kleidern und
Meubeln. Man hat gefunden, daß Taue von neuseelaͤndischem Flachs
staͤrker sind als gewoͤhnliche, von der Naͤsse nicht leiden,
und ein Fuͤnftheil leichter sind. Die Zeuge, welche daraus gewoben werden,
haben einen Seidenglanz, sind aber bedeutend staͤrker als Seide, und
koͤnnen daher uͤberaus duͤnn gewoben werden, wodurch sich die
Steifigkeit verliert, welche sie von der Seide unangenehm unterscheidet. Man webt
aus Seidengras Teppiche, welche von großer Dauerhaftigkeit sind, aber es fehlt ihnen
noch an der Weiche der wollenen Teppiche, dennoch nimmt der Gebrauch derselben
schnell zu, und die Fabriken dieser Art in Barnsley werden fast taͤglich
vergroͤßert. Die Gesellschaften haben einen Agenten nach Neuseeland geschikt,
um das Material, dessen sie beduͤrfen, an Ort und Stelle zu kaufen und ihnen
regelmaͤßig zu schiken; da aber der jaͤhrliche Ertrag, der sich bei
der gegenwaͤrtigen Barbarei der Neuseelaͤnder erhalten laͤßt,
sich nicht auf mehr als 20–30,000 Cntr. erhebt, so wuͤnschen sie die
Cultur dieses Flachses in England und besonders in Irland einzufuͤhren, und
haben ihren Agenten befohlen, jedem Schiffe, das Flachs ladet, einige tausend
Pflanzen mitzugeben. Man hat mit diesen Versuche angestellt und gefunden, daß die
Pflanze etwa drei Mal so viel Flachs liefert, als die gewoͤhnliche, und dabei
fast keine Kosten verursacht, indem die Pflanze nicht abstirbt, sich durch die
Wurzel fortpflanzt, und nicht zum Gebrauch ausgerissen werden muß, indem man nur
ihre Blaͤtter braucht. Eine Pflanze trug im Jahre 1833 in einem Garten in
Irland 700 Blaͤtter, welche 6–7 Fuß lang waren. Sie waͤchst in
Suͤmpfen und auf Wiesen, welche Ueberschwemmungen ausgesezt sind, scheint
aber keinen hohen Grad von Frost ertragen zu koͤnnen. Die Admiralitaͤt
hat einen Vertrag mit dem Haus Swansborough gemacht, nach
welchem dieses die Elle Segeltuch aus neuseelaͤndischem Flachs zu 8 1/2 Pence
liefert, von einer Qualitaͤt, die in gewoͤhnlichem Hanf 18–20
Pence kostete. In feineren Zeugen hoffen die Fabrikanten den neuen Flachs zu
30–40 Procent unter den bisherigen Preisen liefern zu koͤnnen.
(Allgemeine Zeitung vom 10. Maͤrz 1836.)
Ueber das Roͤsten des Flachses durch Einwirkung des
Schnees.
Das Roͤsten des Flachses, indem man denselben den Winter uͤber der
Einwirkung des Schnees ausgesezt laͤßt, ist laͤngst bekannt. Noch mehr
soll aber die Arbeit beim Hecheln vermindert werden, wenn man dasselbe Verfahren
auch noch einen zweiten Winter uͤber wiederholt. Der Flachs soll hiebei nach
den in England angestellten Versuchen nicht im Geringsten leiden. Vor dem Hecheln
muß er aber gut getroknet werden; denn je trokner er ist, um so weniger
Abfaͤlle ergeben sich. (Journal des connaissances
usuelles, Januar 1836.)
Ueber die Fabrikation von Faden- oder Leinenbatist in
Frankreich.
Wir entnehmen aus dem Musée industriel Bd. I. S.
313 folgende Notiz uͤber diesen Gegenstand. „Dieses feine Gewebe
wird in Frankreich noch fortwaͤhrend mit so großem Erfolge fabricirt, daß
das Ausland, welches 3/4 unseres Fabrikates bezieht, schon seit langer Zeit der
Concurrenz mit uns entsagt hat. Es wird bisher nur aus Handgespinnst erzeugt, da
es noch keine Maschinen gibt, die den Flachs zu hinreichend hohen Nummern zu
spinnen im Stande waͤren. Es waͤre wuͤnschenswerth, daß
solche Maschinen bald erfunden wuͤrden; denn das feine Garn faͤngt
bei uns bereits an sehr selten zu werden, weil unsere bisherigen Spinnerinnen
nunmehr in anderen Fabriken fuͤr leichtere Arbeit einen hoͤheren
Lohn verdienen koͤnnen. So verdient z.B. ein Maͤdchen, welches
fruͤher durch Batistgespinnst taͤglich 6 bis 7 Sous erwarb, in
einer Runkelruͤbenzuker-Fabrik weit leichter 16 bis 18 Sous
des Tages. Uebrigens bringen einzelne Spinnerinnen allerdings noch Gespinnst zu
Batist und zu feinen Spizen, wovon das Pfund zu 100 Louisd'or und 1000 Thaler
bezahlt wird, zu Markt. Freilich spinnt eine solche Spinnerin kaum einige Unzen
des Jahres! – Die Batiste werden lediglich von Landwebern in den Departements du Nord, du Pas-de-Calais
und de l'Aisne gewebt; ihre Hauptmaͤrkte sind
Valenciennes, Cambrai, Bapaume und St. Quentin, wohin die Weber
woͤchentlich zwei Mal kommen und ihre Waare an die Kaufleute oder
Commissionaͤre absezen. Die Waare wird immer roh zu Markt gebracht und
von den Kaufleuten erst gebleicht. Uebrigens erklaͤren wir, daß es bei
uns weder Batistfabriken, noch Batistfabrikanten im eigentlichen Sinne des
Wortes gibt, indem aller Batist nur von Landwebern gewebt wird. Unter den bei
der lezten Industrieausstellung in Paris ausgestellten Batisten zeichnete sich
ein Stuͤk der HH. Joly und Godart aus, welches bei 80 Centimeter (29 Zoll 5
Linien) Breite 6176 Kettenfaͤden zaͤhlte. Noch ausgezeichneter war
ein dem Hause Wittwe Terwangne und Fourier gehoͤriges Stuͤk, welches bei
76 Centimeter (27 Zoll 9 Linien) Breite 6006 Kettenfaͤden zaͤhlte
und nur 10 Unzen wog! – Ganz besonderen Aufschwung gewannen in neuerer
Zeit, namentlich durch das zulezt genannte Haus, die gedrukten Batiste zu
Schnupftuͤchern sowohl, als zu ganzen Kleidern, deren
vorzuͤglichster Absazcanal Spanien und dessen Colonien sind. Von einem
Zeuge dieser Art, auf dessen Muster die beruͤhmte Isabella von Castilien,
der Koͤnigin-Regentin von Spanien auf einer Wolke erscheint, und
von der Regentin der jungen Isabella II. als Vorbild gezeigt wird, wurden von
Terwangne und Fourier
in einem Jahre allein 300 Stuͤke, im Werthe von 30,000 Fr. nach Spanien
versendet! Uebrigens gilt auch hier, was oben von den weißen Batisten gesagt
worden ist; d.h. es gibt keine eigentlichen Fabrikanten, sondern die
Batisthaͤndler lassen ihre Zeuge unter Angabe der Muster etc. in den
Indiennenfabriken in Valenciennes, Puteaux, St. Denis etc. druken.“
Ueber die Taffet-, Florence- und
Sammetfabrikation in Avignon.
Avignon ist der Hauptsiz der Florence-, Taffet- und Sammetfabrikation
in Frankreich und beschaͤftigt hierin gegen 4000 Webstuͤhle. Die HH.
Faure und Duprat waren die
ersten, welche in den Jahren 1827 und 1828 die Sammetfabrikation nach Crefelder und
deutscher Façon in Frankreich einzufuͤhren suchten, und
gegenwaͤrtig haben sie es den Versicherungen des Musée industriel gemaͤß so weit gebracht, daß sie weder die
inlaͤndische, noch die auslaͤndische Concurrenz scheuen. – Hr.
Pamard, ein anderer Fabrikant in Avignon schreibt:
„Wir koͤnnen gegenwaͤrtig in Sammet mit Crefeld und
Deutschland, und in Florence mit Zuͤrich concurriren. Unter dem
suͤdlichen Himmel der Provence, und mir den schoͤnsten Seiden der
Welt reichlich versehen, sind wir im Stande unseren Fabrikaten eine
Qualitaͤt und einen Glanz zu geben, die man in den feuchten
noͤrdlichen Klimaten vergebens zu erreichen streben
duͤrfte.“ Hr. Pamard hatte bei der
lezten Industrieausstellung in Paris treffliche Fabrikate vorgelegt, und zwar feinen
karmesinrothen Sammet von 20 Zoll Breite zu 15 1/2 Fr. die Elle von 44 Zoll,
dergleichen schwarzen zu 15 1/2 Fr.; deßgleichen hofgruͤnen von 19 Zoll 4
Linien Breite zu 14 1/2 Fr., und ebensolchen schwarzen zu 11 1/2 Fr. Schwarzen
Florence von 17 Zoll 4 Linien Breite zu 1 Fr. 85 Cent., und fein kirschrothen von 19
Zoll Breite zu 2 Fr. 50 Cent. Die HH. Massy und Pauly in Puttelange lieferten schwarzen Sammet zu 14 Fr.
die Elle.