Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zur Papierfabrication, worauf sich Thomas Barratt, Papierfabrikant von St. Mary Cray in der Grafschaft Kent, am 31. Aug. 1830 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XXI., S. 91 |
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XXI.
Verbesserungen an den Maschinen zur
Papierfabrication, worauf sich Thomas Barratt, Papierfabrikant von St. Mary Cray in der Grafschaft
Kent, am 31. Aug. 1830 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Januar 1836, S.
283.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Barratt's verbesserte Maschine zur Papierfabrication.
Die unter obigem Patente begriffene Erfindung bezwekt Fabrikation von endlosem
Papiere, an welchem die Wassermarken und Namen der Fabrikanten bemerkbar sind, so
daß dasselbe in jeder Hinsicht dem in einzelnen Bogen mit Formen ausgehobenen
Papiere aͤhnlich ist.
Fig. 34 gibt
eine Durchschnittsansicht der arbeitenden Theile einer Maschine, welche dieser
Erfindung gemaͤß gebaut ist. a, a ist eines der
Seitengestelle, welches mit einer hohlen Spindel an der Haupttreibwelle der Maschine
b aufgehaͤngt ist. Von dieser Welle her
erhaͤlt durch ein gehoͤriges Raͤderwerk auch die kleine
oberhalb befindliche Welle c Bewegung mitgetheilt. An
dieser lezteren Welle sind zwei Excentrica d aufgezogen,
welche sich in den Ausschnitten oder Fenstern e der
Seitengestelle bewegen, und welche dem Rahmen jene schwingende Bewegung mittheilen,
die zur gleichmaͤßigen Vertheilung des uͤber das endlose Drahtgitter
g stroͤmenden Zeuges erforderlich ist. Auf diesem Gewebe sind in
gleichen Entfernungen von einander die Namenszuͤge des Fabrikanten oder
andere beliebige Zeichen angebracht, und diese Entfernungen entsprechen der
Groͤße, welche man den Papierbogen zu geben gesonnen ist. Das Drahtgewebe
ruht auf einer Reihe von Walzen h, h, h, die nur von
kleinem Durchmesser sind, damit dem Zeuge rasch das Wasser entzogen wird. Um diesen
Zwek noch mehr zu erreichen, sind zwischen den Walzen kleine metallene Gabeln oder
Conductoren befestigt. Die Bodenwalze l wird durch die
Zahnraͤder m, n und o, die durch punktirte Linien angedeutet sind, von der Haupttreibwelle b her so in Bewegung gesezt, daß das endlose Drahtgewebe
die gehoͤrige Bewegung erhaͤlt. p ist der
Zeugtrog, und q ein von demselben auslaufender Schurz,
der den Zeug auf das endlose Drahtgewebe leitet. r, r
sind zwei Spannungswalzen, die sich mittelst der Arme s,
s so stellen lassen, daß das uͤber die Walzen laufende Gewebe
gehoͤrig gespannt ist.
Der Riemen t laͤuft uͤber Walzen und
uͤber eine kleine Rolle, die sich an einer Spindel befindet, welche von einem
Arme des Gestelles getragen wird. Dieser Riemen wird mittelst eines Riggers von der
Haupttreibwelle der Maschine her in Bewegung gesezt; und durch ihn wird jener Theil
des Drahtgewebes, uͤber den er zu liegen kommt, frei von Zeug erhalten, so
daß hiedurch die Groͤße jedes einzelnen Blattes Papier beschraͤnkt
werden kann. Dadurch also, daß man in verschiedenen Entfernungen von einander solche
Riemen uͤber Walzen und Rollen laufen laͤßt, kann man Papierbogen von
jeder beliebigen Breite erzeugen.
Wenn der aus dem Zeugtroge p uͤber den ledernen
Schurz q fließende, und durch Wasser gehoͤrig
verduͤnnte Zeug auf das endlose Drahtgewebe gelangt, so sezt er auf diesem
seine Fasern ab, und erzeugt dadurch ein Blatt Papier von gleichfoͤrmiger und
dichter Textur, welches, indem es unter der Drukwalze w
durchlaͤuft, sein Wasser verliert, an Festigkeit gewinnt, und dann wie in den
gewoͤhnlichen Papierfabriken an die Trokenwalzen laufen kann.
Das Maschinenpapier wird gewoͤhnlich auf einen Haspel gewunden, von welchem
man es dadurch abzunehmen pflegt, daß man es in der Richtung der Achse des Haspels
quer durchschneidet. Da jedoch bei diesem Verfahren die auf einander folgenden Lagen
immer laͤnger werden, indem durch das Aufwinden der Durchmesser des Haspels
zunimmt, so kann diese Methode hier in diesem Falle, wo das Papier in Bogen
zerschnitten werden muß, die genau eine und dieselbe Groͤße haben, und an
denen sich die Marke genau an einer bestimmten Stelle befindet, nicht in Anwendung
kommen. Der Patenttraͤger erfand demnach einen sogenannten
Compensationshaspel, dessen Durchmesser sich bei jeder Umdrehung genau um so viel vermindert, als die
Dike eines Blattes Papier betraͤgt.
Diesen Haspel zeigt Fig. 35 vom Ende her gesehen und zum Theil im Durchschnitte. Fig. 36 ist
ein Langendurchschnitt; Fig. 37 zeigt das
arbeitende Raͤderwerk. Wenn sich der Haspel um die stationaͤre Achse
a dreht, an deren Ende sich das Rad b befindet, wird das an der Welle d befindliche Stirnrad c umgetrieben; und da
diese Welle d durch entsprechende Raͤder mit den
anderen aͤhnlichen Wellen in Verbindung steht, so erhaͤlt hiedurch das
Ganze eine gehoͤrige kreisende Bewegung. An jeder dieser Wellen ist
naͤmlich ein Winkelrad f angebracht, welches in
aͤhnliche an den Radien des Rades befindliche Winkelraͤder eingreift.
Die aͤußeren Theile dieser Radien oder Arme, an denen die Haspelrippen i befestigt sind, stehen durch Schraubenbuͤchsen
mit den inneren Theilen dieser Radien in Verbindung, und da durch die Umdrehungen
der Raͤder auch die Schrauben umgedreht werden, so werden sich nothwendig die
Arme oder Radien und damit also auch der Durchmesser des Haspels verlaͤngern
oder verkuͤrzen.
Bevor das Papier aufgehaspelt wird, muͤssen die Arme des Haspels so gestellt
werden, daß die Entfernung einer Haspelrippe von der anderen genau den Dimensionen
entspricht, welche man den Papierbogen geben will. Auch muͤssen die
Durchmesser der Raͤder b und c so berechnet seyn, daß durch die Umdrehungen der
Winkelraͤder die Arme h des Haspels bei jeder
Umdrehung genau um so viel verkuͤrzt oder eingezogen werden, als die Dike des
aufgewundenen Papiers betraͤgt. Wird das auf diese Weise auf den Haspel
gewundene Papier endlich bei den einzelnen Haspelrippen durchgeschnitten, so werden
saͤmmtliche Bogen genau gleiche Groͤße bekommen, auch wird sich die
Marke immer an einer und derselben Stelle befinden.
Der Patenttraͤger bemerkt, daß er sich nicht bloß auf die Anwendung dieses
Compensationshaspels zum Aufhaspeln und Durchschneiden von Papier mit Wassermarken
beschraͤnkt, sondern daß er denselben auch bei der Behandlung von
gewoͤhnlichem endlosen Papiere benuzt, indem hiedurch die Abfalle erspart
werden, die sich sonst nothwendig ergeben muͤssen, wenn das Papier gleiche
Groͤße bekommen soll.
Der Erfinder gruͤndet seine Patentanspruͤche auf folgende 6 Punkte: 1)
auf die Aufhaͤngung der Maschinerie an einer hohlen Spindel, und auf die
Bewirkung der vibrirenden Bewegung durch Excentrica; 2) auf die Anwendung kleinerer
Walzen als bisher gebraͤuchlich waren, um dem Zeuge das Wasser zu entziehen;
3) auf die Anwendung von
Conductoren aus Draht zwischen diesen Walzen; 4) auf die Erzeugung von Papier von
verschiedener Breite in einer und derselben Maschine durch Regulirung der Riemen
nach dieser Breite; 5) auf die Anbringung der Marken in dem endlosen Drahtgewebe, um
auf diese Weise Papier zu fabriciren, welches dem mit der Hand ausgehobenen
vollkommen aͤhnlich ist; 6) endlich auf die Erfindung des beschriebenen
Compensationshaspels.