Titel: | Ueber die Anwendung der Kieselerdeauflösung zur Seifenfabrication, worauf sich Charles Sheridan, Chemiker in Walworth, in der Grafschaft Surrye am 16. Sept. 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LVIII., S. 292 |
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LVIII.
Ueber die Anwendung der
Kieselerdeaufloͤsung zur Seifenfabrication, worauf sich Charles Sheridan, Chemiker in
Walworth, in der Grafschaft Surrye am 16. Sept.
1835 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai
1836, S. 298.
Sheridan, uͤber Seifenfabrication.
Meine Verbesserung, sagt der Patenttraͤger, besteht darin, daß ich den
Ingredienzien, welche gewoͤhnlich zur Seifenbereitung angewandt werden, ein reinigendes Gemisch einverleibe, das aus aͤzender
Kali- oder Natronlauge und calcinirtem Feuerstein, Quarz oder Sand besteht.
Mein Verfahren ist hiebei folgendes:
Wenn ich calcinirten Feuerstein (dem gemeinen schwarzen gebe ich den Vorzug) oder
calcinirten Quarz anwenden will, so verwandle ich sie zuerst durch nasses Mahlen mit
horizontalen Steinen in ein beinahe unfuͤhlbares Pulver; dann verseze ich
einen Maaßtheil von gemahlenem calcinirtem Feuerstein oder Quarz (welcher in der
Rege beilaͤufig 20 Proc. Wasser enthaͤlt) mit zwei Maaßtheilen
aͤzender Kali- oder Natronlauge von 28° Baumé. Nachdem
diese Materialien in dem angegebenen Verhaͤltniß gut vermischt worden sind,
kocht man sie beilaͤufig acht Stunden unter bestaͤndigem
Umruͤhren mit einander, bis sie sich zu einer gleichartigen Masse vereinigt
haben, die wie verseift aussieht, und welche ich reinigende Mischung (detergent mixture) nenne.
Ich will nun das Verfahren beschreiben, wie ich diese reinigende Mischung der Seife
einverleibe.
Wenn die zur Seifenbereitung gebraͤuchlichen Ingredienzien wie
gewoͤhnlich verseift worden und in dem zur Reinigung (oder Schmelzung, cleansing) geeigneten Zustande sind, bringt man sie in
eine Pfanne oder ein Gefaͤß und sezt ihnen die reinigende Mischung
portionenweise zu, indem man nach jedem Zusaz den ganzen Inhalt der Pfanne gut
umruͤhrt; die reinigende Mischung soll in dem Augenblik, wo man sie der
gebildeten Seife beimischt, ziemlich auf derselben
Temperatur wie leztere seyn, wovon man sich also durch ein Thermometer
uͤberzeugen muß. Am besten bedient man sich einer Pfanne (oder eines
Gefaͤßes), welche beilaͤufig eine halbe Tonne (300 Wiener Maaß) faßt.
Wenn die reinigende Mischung zur Bereitung von weicher Seife angewandt werden soll,
kann man sich zu ihrer Darstellung einer aͤzenden Natronlauge von 23°
Baumé bedienen, nimmt man aber Kalilauge, so muß sie 28° Baumé
stark seyn, wie oben angegeben wurde. Fuͤr harte Seife rathe ich die
reinigende Mischung immer mit Natronlauge darzustellen.
Die Quantitaͤt reinigender Mischung, welche man einer gegebenen Menge Seife
zuzusezen hat, richtet sich nach der Festigkeit des zu erzielenden Products;
fuͤr harte Seife nimmt man am besten gleiche
Gewichtstheile von beiden, fuͤr gelbe
Harztalgseife aber nimmt man von der reinigenden Mischung ungefaͤhr ein
Zehntel mehr und fuͤr weiche Seife zwei Zehntel weniger. Der Seifensieder
kann uͤbrigens das fuͤr jede Seifensorte geeignetste
Verhaͤltniß leicht auf die Art ausmitteln, daß er in einer Anzahl gleicher
Maaße oder Formkaͤstchen, wovon jedes etwa ein halbes Pfund faßt, dasselbe
Quantum fluͤssiger Seife in verschiedenen Verhaͤltnissen mit der
reinigenden Mischung versezt, gut umruͤhrt und erkalten laͤßt; wenn man aber die oben
angegebenen Verhaͤltnisse befolgt, wird man selten noͤthig haben eine
solche Probe anzustellen.
Nachdem man das Gemisch in der Pfanne oder dem Kessel gut umgeruͤhrt hat, wird
es bei harter Seife in die gewoͤhnlichen Formkaͤsten und wenn weiche
Seife bereitet wird, in die Faͤsser ausgegossen. Man koͤnnte zwar die
reinigende Mischung der Seife auch in den Formkaͤsten oder Faͤssern
zusezen, dann laͤßt sie sich aber nicht so innig durch Umruͤhren damit
vereinigen, was eine Hauptsache ist.
Wenn man zur Bereitung der reinigenden Mischung Sand
verwenden will, so muß derselbe zuvor gewaschen, dann mit gepulverter Soda oder
Potasche (im Verhaͤltniß von einem Gewichtstheil Sand auf drei Gewichtstheile
kohlensauren Alkalis) gemengt und in einem Reverberirofen zusammengeschmolzen
werden; die geschmolzene Masse laͤßt man ab und loͤst sie in heißem
Wasser auf. Durch einen Strom kohlensauren Gases wird dann die Kieselerde aus der
Aufloͤsung niedergeschlagen, hierauf die Fluͤssigkeit, worin das
kohlensaure Alkali aufgeloͤst ist, abgezogen und der Niederschlag mit
aͤzender Kali- oder Natronlauge in dem oben angegebenen
Verhaͤltniß vermischt und gekocht, bis die Masse ein seifenartiges Aussehen
zeigt. Dasselbe Verfahren eignet sich auch, um Feuerstein oder Quarz im
ungegluͤhten Zustande anwenden zu koͤnnen; ich ziehe es jedoch vor,
leztere Substanzen auf die oben beschriebene Weise anzuwenden und bemerke nochmals,
daß man sich am besten des calcinirten gemeinen schwarzen
Feuersteins bedient.Wir haben das Wesentliche von Sheridan's Patent
bereits im Polytechnischen Journal Bd. LX.
S. 157 mitgetheilt und uͤber die Bereitung der
Kieselerdeaufloͤsung, welche er reinigende Mischung nennt, a. a. O.
das Noͤthige bemerkt. Aus der ausfuͤhrlichen
Patentbeschreibung geht nun aber hervor, daß er keine vollstaͤndige
Aufloͤsung der Kieselerde in aͤzendem Alkali zu erzielen
beabsichtigt, sondern vielmehr eine mit sehr fein zertheilter Kieselerde
gemengte Kieselerdeaufloͤsung. A. d. R.