Titel: | Verbesserungen an den Maschinen zur Tull- oder Nez- oder auch zu der gewöhnlich sogenannten Bobbinnetfabrication, worauf sich William Crofts, Maschinist von Lenton in der Grafschaft Nottingham, am 23. Februar 1832 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXXVII., S. 420 |
Download: | XML |
LXXVII.
Verbesserungen an den Maschinen zur Tull-
oder Nez- oder auch zu der gewoͤhnlich sogenannten Bobbinnetfabrication,
worauf sich William
Crofts, Maschinist von Lenton in der Grafschaft Nottingham, am 23. Februar 1832 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1836, S.
22.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Crofts's verbesserte Maschine zur Bobbinnetfabrication.
Nach der Angabe des Patenttraͤgers, sagt das London
Journal, beziehen sich seine Erfindungen auf jene Art von
Bobbinetmaschinen, welche unter dem Namen der doppelten Bindungs- (double tier), der kreisfoͤrmigen Bolzen-
(circular bolt) oder kreisfoͤrmigen
Kammmaschine (circular comb machinery) bekannt sind:
d.h. an welchen zwei Bindungen oder Reihen von Spulen und Wagen durch eine hinter
und vor den Wagenreihen befindliche Treibstange, und durch Sperrstangen (locker-bars) mit doppelten Blattern, die auf die
Schwaͤnze der Wagen unter den kreisfoͤrmigen Bolzen oder
Kaͤmmen wirken, auf diesen Bolzen oder Kaͤmmen in Bewegung gesezt
werden, was man das Morley'sche Princip zu nennen
pflegt.
Es ist bekannt, daß durch die Schwingungen der Treibstangen die Spulenwagen an diesen
Maschinen in Reihen von Hinten und von Vorne gegen die Mitte der Maschine hin
getrieben werden; und daß die Wagen durch die abwechselnden kreisenden Bewegungen
der Sperrstangen mittelst der Blaͤtter der Sperrstangen, oder statt dieser
Sperrstangen auch durch geriefte Walzen, von der Hinteren gegen die vordere
Kamm- oder Bolzenreihe bewegt werden und umgekehrt. Der Bau und das Spiel
dieser Maschinen ist allen Bobbinnetfabrikanten so bekannt, daß wir es fuͤr
ganz unnoͤthig halten, dem Patenttraͤger in alle jene Details zu
folgen, womit er den Mechanismus zum Kreuzen, Schuͤtteln, Drehen und
Travelsiren der Spulen beschreibt. Es mag genuͤgen, wenn wir sagen, daß er
durch gegenwaͤrtiges Patent bezwekt: mit diesen Maschinen auch Nez-
oder Tullstreifen mit ausgenaͤhten Raͤndern, d.h. solchen Tull zu
verfertigen, den man in schmale Streifen oder Baͤnder mit vollkommen ganzen
Raͤndern oder Saͤumen trennen kann.In den Levers'schen und in einigen anderen
Bobbinnetmaschinen kann man dieß schon laͤngst? in den
gewoͤhnlichen kreisfoͤrmigen Bolzen- und Kammmaschinen,
welche durch Sperrstangen oder geriefte Walzen in Bewegung gesezt werden,
und welche unter allen Maschinen dieser Art am schnellsten arbeiten, war es
bisher nicht moͤglich solche Spizenstreifen ohne gewisse
Modificationen der Maschinen zu erzeugen. Man sehe in dieser Hinsicht die
Henson'schen Maschinen nach. A. d. O. Diese
Maschinen findet man im Polytechn. Journal Bd. LI S. 552, Bd. LII. S.
328 und Bd. LVI. S.
177.
Fig. 1 ist ein
theilweiser Durchschnitt der arbeitenden Theile einer kreisfoͤrmigen
Bolzenmaschine mit doppelblaͤtterigen Sperrstangen, woran die Verbesserungen
des Patenttraͤgers angebracht sind. a zeigt die
Stellung der vorderen Reihe der kreisfoͤrmigen Bolzen oder Kaͤmme,
waͤhrend b die Hintere Reihe derselben ist. c und d sind die doppelten
Spulen und Wagenbindungen; in einer derselben muß sich eine Spule mehr befinden, als
in der anderen. e ist die vordere und f die Hintere Treibstange, welche beide bei ihren
Schwingungen auf die Wagen c und d treffen, und diese in den kreisfoͤrmigen Bolzen a und h hin- und
herschieben. Die vordere Sperrstange mit ihren beiden Blattern ersieht man bei g, die Hintere bei h; sie
erhalten beide eine abwechselnde rotirende Bewegung um ihre Achse mitgetheilt, damit
ihre Blaͤtter auf die Schwaͤnze der Spulenwagen treffen und diese
durch die in der Mitte befindlichen Kettenfaden treiben koͤnnen.
Die Bewegungen dieses Mechanismus, so wie die schaukelnden oder seitlichen Bewegungen
der kreisfoͤrmigen Bolzen bewirken bekanntlich, daß sich die Spulenfaden
kreuzen und den Scheitel sowohl als den Boden der Maschen bilden, waͤhrend
durch das Drehen um die Kettenfaͤden, die von der Walze i her durch die Fuͤhrer j,
j laufen, die Seiten der Maschen gebildet werden. Die Wagen werden
naͤmlich auf diese Weise im Zigzag bewegt, so daß sie durch die ganze Reihe
der vorderen Bolzen oder Kaͤmme in der einen und durch die Hintere Reihe
derselben in der entgegengesezten Richtung laufen. Wuͤrden diese Bewegungen
der ganzen Spulen- und Wagenreihen oder Bindungen keine Unterbrechung
erleiden, so wuͤrde jede der Spulen, so wie sie in Folge ihres Zigzaglaufes
an den Enden der Bolzen- oder Kammreihen angelangt ist, uͤbertreten
und laͤngs der entgegengesezten Reihe zuruͤkkehren, so daß, indem die
Spulenfaͤden um die aͤußeren Kettenfaͤden gedreht werden, an
jedem der aͤußeren Raͤnder des breiten Tullstuͤkes ein
vollkommener Saum oder eine Sahlleiste entstuͤnde. Wird hingegen eine dieser
Spulen oder einer der Wagen aus der vorderen Bolzen- oder Kammreihe entfernt,
so daß in der Spulenreihe ein leerer Raum vorkommt, so wird an jenen Stellen, an
denen die Spule fehlt, eine Unterbrechung der Maschenbildung eintreten. Wenn an
mehreren Stellen der Spulenreihe einzelne Spulen ausgenommen werden, so wird in der
Bildung der
Verbindungsmaschen diesen leeren Stellen gegenuͤber dieselbe Unterbrechung
Statt finden, so daß der Tull an diesen Theilen in Streifen oder Baͤnder,
welche man in der Kunstsprache Breiten (breadths) zu
nennen pflegt, abgetheilt wird, indem die Spulen, so wie sie nach einander an dem
Ende der verlangten Breite anlangen, zu sogenannten Umkehrspulen (turnagain bobbins) werden: d.h. indem sie auf die
gegenuͤberliegende Bolzen- oder Kammreihe uͤbertreten, in der
entgegengesezten Richtung laufen, und um die Kettenfaden herum Saͤume bilden,
wodurch der Tull in Streifen getheilt wird.
Da jedoch die solcher Maßen erzeugten einzelnen Tullstreifen mit einander zu einem
ganzen breiten Tullstuͤke verbunden werden muͤssen, so sind noch
weitere Spulen k, die man Vernaͤhspulen (whipping bobbins) zu nennen pflegt, angebracht; und zwar
in den Hinteren Kaͤmmen oder Bolzen und jedem der leeren Raͤume
gegenuͤber, damit mit deren Huͤlfe je zwei Saͤume oder
Sahlleisten durch einen einfachen Faden zusammengeschlungen werden. Diese
Vernaͤhspulen k muͤssen, wenn die
Spulenbindung d von der Stange f gegen die Mitte hin getrieben wird, zuruͤkgehalten werden, und
damit dieß geschehen koͤnne, sind in eine horizontale, vorne an der Stange
befestigte Platte, welche man bei I von der Kante her
sieht, jedem Vernaͤhwagen gegenuͤber Spalten geschnitten. Wenn sich
daher die Stange f mit ihrer Platte l zum Betriebe der Spulenwagen d vorwaͤrts bewegt, so bleiben Vernaͤhspulen k in den Hinteren Theilen der Kaͤmme oder Bolzen
unbewegt stehen; so wie dagegen auch diese Vernaͤhspulen vorwaͤrts
gefuͤhrt werden sollen, werden die Spalten in der Platte I mittelst eines kammfoͤrmigen Schiebers m, der vorne an der Treibstange f an einer Stange n festgemacht ist, und zur
gehoͤrigen Zeit durch einen an dem Ende der Maschine angebrachten
Schuͤttelapparat in Bewegung gesezt wird, verschlossen.
Die bis hieher angedeuteten Mechanismen, sagt der Patenttraͤger, sind bereits
bekannt und bilden keinen Theil seiner Erfindung, obschon er sich ihrer zugleich mit
den nunmehr zu beschreibenden verbesserten Theilen bediene. Die
doppelblaͤtterigen Sperrstangen koͤnnen die gewoͤhnlichen
Spulen nicht in Bewegung sezen, ohne zugleich auch die Vernaͤhspulen k mit jenen vorwaͤrts zu fuͤhren, und ohne
also diese Wagen zur Zeit des Schuͤttelns der Bolzen oder Kaͤmme unter
die Kettenfaden zu wirren; eben so wenig wird ferner auch ein Sperrer mit doppeltem
Blatte die Umkehrspulen hinten- oder zuruͤklassen, wenn die
Uebertragung zu geschehen hat. Hieraus folgt, daß derlei Maschinen nicht zur
Erzeugung von großen, in Streifen getheilten Tullstuͤken geeignet sind,
weßhalb denn der Patenttraͤger, um diesem Uebelstande abzuhelfen, die Anwendung
gabelfoͤrmiger Arme oder Hebel p, p, sogenannter
Stecher (picker), empfiehlt, wie man sich ihrer zum
Zuruͤkstoßen der Wagen, der Umkehr- und Vernaͤhspulen vor dem
Schuͤtteln der Bolzen oder Kaͤmme bedient.
Die Reihe von Stechern p ist an den horizontalen Stangen
q, q, welche sich an den in den Winkelhebeln r, r haͤngenden Zapfen drehen, befestigt. Die
unteren Enden der laͤngeren Arme dieser Hebel werden in den
Zeitraͤumen, in welchen sie emporsteigen und die Stecher in die durch Punkte
angedeuteten Stellungen zuruͤkfuͤhren muͤssen, durch ein
Muschelrad oder durch irgend eine andere geeignete Vorrichtung in Bewegung gesezt.
Durch dieses Emporheben der Stecher p, p werden die
Umkehr- so wie auch die Vernaͤhwagen, nachdem die
doppelblaͤtterigen Sperrstangen auf sie eingewirkt, in die Bolzen oder
Kaͤmme zuruͤkgetrieben, und zu gleicher Zeit, waͤhrend sich die
Stecher emporbewegen, bewegt sich die auf der Stange l
befindliche Schiebeplatte m seitlich, um die Spalten zu
oͤffnen, in welche sich die Vernaͤhspulenwagen zuruͤkzuziehen
haben. So wie das aͤußere Blatt der Sperrstange die Zahne der Wagen frei
gemacht hat, fallen die Stecher dann wieder zuruͤk, so daß auf die
gewoͤhnliche Weise auf den Umkehrwagen gewirkt werden kann. An der Hinteren
Sperrstange h ist noch ein drittes Blatt s angebracht, welches sich nach dem Ruͤkzuge der
Stecher dem Zahne der Vernaͤhwagen darzubieten hat, damit dieselbe zur Zeit
der Schuͤttelbewegung nicht in Folge ihrer eigenen Schwere zwischen die
Kettenfaͤden fallen kann.
Der zweite Theil der Erfindung des Patenttraͤgers liegt in der Anwendung
gewisser auf die gewoͤhnliche Weise in Bewegung gesezter
Muschelraͤder, welche so auf die aͤußeren Blaͤtter der Sperrer
wirken, daß sie sowohl die Dienste von einfach- als von
doppelblaͤtterigen Sperrern verrichten: d.h. jedes Mal so oft die Umkehrung
zu geschehen hat, wird das genannte Blatt, nachdem es eine Wagenabtheilung in die
gegenuͤberliegenden Kaͤmme gebracht hat, zu der anderen Abtheilung
zuruͤkkehren. Nach geschehener Uebertragung werden uͤbrigens die
Blaͤtter nach der gewoͤhnlichen Methode wie doppelblaͤtterige
Sperrer wirken. Dieser zweite Theil der Erfindung, so wie der dazu gehoͤrige
Apparat ist jedoch in diesem Patente auf eine so unverstaͤndliche Weise
beschrieben, und wie uns scheint, sagt das London
Journal, zugleich auch so unbrauchbar, daß der Patenttraͤger in dem
folgenden Patente eine Erlaͤuterung mit einigen leichten Abaͤnderungen
des Mechanismus geben zu muͤssen glaubte.