Titel: | Ueber das Probiren des güldischen Silbers auf nassem Wege; von Hrn. P. Boutigny. |
Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXXXVI., S. 451 |
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LXXXVI.
Ueber das Probiren des guͤldischen Silbers
auf nassem Wege; von Hrn. P.
Boutigny.
Aus den Annales de Chimie et de Physique. Januar 1836,
S. 106.
Boutigny's Probiren des guͤldischen Silbers.
Die Kunst, die edlen Metalle zu probiren oder ihr Verhaͤltniß in den
Legirungen zu bestimmen, welche so lange stationaͤr blieb, hat in den lezten
Jahren durch Gay-Lussac's Probirmethode auf nassem
WegeEine ausfuͤhrliche Beschreibung von Gay-Lussac's Probirverfahren auf nassem Wege hat Hr. Haindl im Polyt. Journale Bd. XLIX. S. 108 mitgetheilt.A. d. R. einen großen Fortschritt gemacht. Dieses Verfahren ist aber ungeachtet
seiner Genauigkeit und seiner uͤbrigen Vortheile noch nicht von allen
Probirern angenommen worden, woran verschiedene Ursachen schuld sind, die es
unnuͤz waͤre hier weiter zu besprechen.Etwas unsicher wird die neue Probirmethode, wenn die Silberbarren, was jedoch
nur sehr selten vorkommt, Spuren von Queksilber enthalten. Man vergl.
hieruͤber Gay-Lussac's Bemerkungen
im Polyt. Journale Bd. LVI. S.
436.A. d. R.
Man faͤngt auch bereits an, diese Methode zur Analyse des guͤldischen
Silbers zu benuzen, wobei man folgender Maßen verfaͤhrt: man kocht die
Legirung in einem Kolben mit Salpetersaͤure und faͤllt das Silber durch die
Normalaufloͤsung. Auf diese Art erfahrt man den Silbergehalt; das
gefaͤllte Chlorsilber wird dann in Ammoniak aufgeloͤst, und das Gold,
welches darin unaufloͤslich ist, wird wie gewoͤhnlich
ausgegluͤht und gewogen. Dieses Verfahren, welches sehr genau ist, wenn die
Legirung kein Zinn enthaͤlt, scheint den Probirern, welche nicht mit
chemischen Manipulationen vertraut sind, etwas verwikelt. Ich schlage daher ein
leichter ausfuͤhrbareres vor, wobei man kein Ammoniak anzuwenden braucht.
Man wiegt eine Quantitaͤt der Legirung ab, welche beilaͤufig 1000
Milligramme Feinsilber enthaͤlt; kocht sie 10 Minuten lang in einem Kolben
mit 30 Grammen Salpetersaͤure von 22° Baumé; gießt die
Fluͤssigkeit vorsichtig in eine Flasche aus, welche ungefaͤhr 250
Gramme Wasser fassen kann; kocht die Legirung neuerdings 5 Minuten lang mit 15
Grammen Salpetersaͤure von 36° B. und gießt eben so vorsichtig auch
diese Aufloͤsung in die Flasche ab; dann gießt man in den Kolben 30 Gr.
destillirtes Wasser, um alles salpetersaure Salz wegzuspuͤlen und
fuͤgt diese ebenfalls den beiden vorhergehenden Aufloͤsungen zu. Die
Flasche, welche sie enthaͤlt, wird mit ihrem Glaspfropf verschlossen und bei
Seite gestellt.
Die Muͤndung des Kolbens muß nun genau untersucht werden, um zu sehen, ob sich
nicht einige Theilchen von salpetersaurem Silber daran befinden, und wenn dieses der
Fall ist, werden sie sorgfaͤltig weggenommen und der in der Flasche
enthaltenen Aufloͤsung beigefuͤgt.
Man fuͤllt hierauf den Kolben mit destillirtem Wasser voll und kehrt ihn in
einen Roͤstscherben um, um das Gold zu sammeln, welches man nach dem
Ausgluͤhen wiegt. So erfaͤhrt man das Gewicht des in der Legirung
enthaltenen Goldes, welches man dann durch eine einfache Proportion auf die Einheit
reducirt. Wenn man z.B. 1114,82 Legirung anwandte und 4 Milligr. Gold erhielt, so
ergibt sich der Goldgehalt von 1000 Theilen der Legirung aus der Proportion:
1114,82 : 4 = 1000 : x = 3,588.
Der Inhalt der Flasche, welche die Silber- und Kupferaufloͤsung
enthaͤlt, wird wie bei einer Silberprobe probirt und die Operation ist dann
beendigt.
Wenn die Legirung Zinn enthielte, in welchem Falle auf dem Boden des Kolbens ein
weißes Pulver zuruͤkbliebe, waͤre dieses Verfahren aber durchaus nicht
anwendbar. Man muͤßte alsdann zur Kupellation und Quartirung seine Zuflucht
nehmen.
Ich habe noch zu bemerken, daß mein Verfahren nur fuͤr solches
guͤldiges Silber anwendbar ist, welches in 1000 Theilen hoͤchstens 150 Theile Gold
enthaͤlt; fuͤr solches, das weniger Gold enthaͤlt – und
dieses kommt meistens vor – eignet es sich natuͤrlich desto
besser.