Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XCI., S. 469 |
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XCI.
Miszellen.
Miszellen.
Eisenbahnwagen des Hrn. Fournet.
Die Akademie der Wissenschaften in Lyon hatte fuͤr die Loͤsung
folgender Frage einen Preis bestehend in einer goldenen Medaille von 300 Fr. im
Werthe ausgeschrieben. „Welche Modificationen muͤssen sowohl an den
auf den Eisenbahnen laufenden Wagen, als an den Schienen vorgenommen werden,
damit die Reibung vermindert und die Moͤglichkeit gegeben werde: Curven
mit kleinen Radien mit großer Geschwindigkeit ohne Gefahr zu
durchlaufen?“ Der Preis wurde dem Hrn. Alexander Fournet, Civilingenieur in Rive-de-Gier,
zuerkannt. Das von ihm erfundene Verfahren besteht im Wesentlichen in Folgendem. Von
den Raͤdern des Wagens bewegt sich jedes in der Richtung, die ihm von der
Curve, die es zu durchlaufen hat, mitgetheilt wird. Sie befinden sich in einem
Kloben, der die beiden Enden der Achse erfaßt, und welcher sich in einem an dem
Querholze des Wagens befestigten Stuͤke dreht. Die Radfelge ist mit einer
tiefen Auskehlung versehen, und die beiden Raͤnder dieser Kehle umfassen die
Schiene, welche die Felge ohne Gewalt und ohne Reibung drehen macht, ohne daß die
Geschwindigkeit dadurch beeintraͤchtigt wird und ohne daß die Raͤder
Gefahr laufen von den Schienen abzuweichen und mit dem Wagen umzustuͤrzen.
Die Wirksamkeit dieses Systemes soll durch zweijaͤhrige an den Bergwerken in
Rive-de-Gier gemachte Erfahrung erwiesen seyn. (Aus dem Institut, No. 151.)
Eurick's Verbesserungen an der
Davy'schen
Sicherheitslampe.
Hr. Eurick schlaͤgt vor, an der Davy'schen Sicherheitslampe folgende Modification
anzubringen, um dieselbe gegen allen Mißbrauch zu schuͤzen. Man soll den
Koͤrper der Lampe naͤmlich aus einem sehr starken sphaͤrischen
Glase, welches oben und unten mit einer kupfernen Roͤhre versehen ist,
verfertigen, und an diesen Stellen das Metallgitter auf solche Weise anbringen, daß
es mittelst paralleler Metallplatten gegen alle Gewaltthaͤtigkeiten von Seite
der Arbeiter geschuͤzt ist. Das Glas muß von Außen durch ein starkes eisernes
Beschlaͤge geschuͤzt seyn. Die unteren und oberen Theile der Lampe
sollen auf solche Weise mit Federn verbunden seyn, daß eine leichte Verschiebung
moͤglich ist, um auch nach dieser Richtung die Wirkung allenfallsiger
Erschuͤtterungen zu verhuͤten. Hr. Graham
hat gefunden, daß das Drahtgitter das Durchdringen der Flamme noch weit sicherer
verhindert, wenn man es, um das Eisen gegen Oxydation zu schuͤzen, in eine
alkalische Aufloͤsung taucht. (Aus dem Institut,
No. 146.)
Lory's verbesserte
Lampe.
Hr. Armand Lory, Uhrmacher und Mechaniker in Paris, hat an
den bekannten Carcel'schen Lampen eine Verbesserung
angebracht, worauf er sich kuͤrzlich auch ein Patent ertheilen ließ. Er
unterdruͤkt naͤmlich, um das Entweichen oder das Durchsikern des Oehls
durch die Communicationsstelle, durch welche die Pumpe in Gang gebracht wird, zu
verhindern, diese Communication ganz und gar. Der Boden laͤßt sich an
seiner Lampe nicht abnehmen, sondern er besteht aus einem einzigen Stuͤke,
welches uͤberall so angeloͤthet ist, daß alles Entweichen
unmoͤglich ist. Hr. Lory hat auch eine weit
einfachere Pumpe erfunden, als die an den Carcel'schen
Lampen ist; auch kann seine Lampe in jedem Augenblike angezuͤndet werden,
waͤhrend man an allen uͤbrigen mechanischen Lampen das Uhrwerk beinahe
um eine Viertelstunde vor dem Anzuͤnden in Bewegung bringen muß. (Institut, No. 148.)
Wirkung des Blizes auf die Vegetation.
Hr. Baric-Delahaye berichtete der Akademie der
Wissenschaften in Paris folgende Wirkung des Blizes auf einen Pappelbaum an der
Einfahrt zum Schlosse Comacre in der Touraine. Der Baum wurde im Jul. 1835 vom Blize
getroffen, wobei ihm einige Aeste gebrochen wurden; der Bliz drang, nachdem er dem
Stamme bis an den Boden gefolgt war, ohne die Rinde zu beschaͤdigen, in
diesen ein und hob einige große Erdschollen am Fuße des Baumes auf. Seit dieser Zeit
nun hat diese Pappel die uͤbrigen Pappeln um die Haͤlfte an Wachsthum
uͤbertroffen, so zwar, daß durch das rasche Wachsen ein Riß in der Rinde
entstand, durch den der Saft in Menge ausquillt. (Hermes,
No. 1.)
Ueber Anwendung heißer Luft als Triebkraft.
Hr. Burdin, Oberst-Bergingenieur,
erlaͤuterte kuͤrzlich in einer an die Akademie der Wissenschaften in
Paris gerichteten Abhandlung, daß man anstatt des Dampfes mit großem Vortheile heiße
Luft als Triebkraft benuzen koͤnnte. Viele andere hatten vor ihm schon
dieselbe Idee, aber immer kam man auf die Unmoͤglichkeit der
Ausfuͤhrbarkeit zuruͤk. Hr. Burdin glaubt,
daß der Grund hievon darin zu suchen sey, daß man die Luft nicht zu comprimiren
trachtete, bevor man sie in den Heizapparat eintrieb. Er nimmt an, daß Luft von
0° und unter einem Druke von 4 Atmosphaͤren mittelst einer Drukpumpe
in einen Cylinder aus Eisenblech getrieben wird, der innen mit Baksteinen
gefuͤttert ist, und in welchem sich eine Heizstelle befindet, auf der eine
Kohlenmasse, womit die Haͤlfte des Sauerstoffs der atmosphaͤrischen
Luft in Kohlensaͤure umgewandelt werden kann, ruht. Diese Luft wuͤrde
auf diese Weise eine Temperatur von 800° erlangen und ihr Volumen sich
vervierfachen, ohne an Druk abzunehmen; sie koͤnnte also mittelst zweier
Kolben, unter die sie sich nach einander begaͤbe, eine Arbeit erzeugen, die
wenigstens das Doppelte von jener waͤre, die zum Eintreiben der Luft
erforderlich war. Hr. Burdin beweist durch Berechnungen,
daß in diesem Falle ein Kilogramm Kohle eine Kraft erzeugt, die durch 598,600
Kilogr. auf einen Meter gehoben, bezeichnet ist, und die daher den Nuzeffect der
besten Wolf'schen Dampfmaschinen um das 6 und 7fache
uͤbersteigt. Dieser Vortheil erwaͤchst daraus, daß an dem Apparate mit
heißer Luft der aus dem Brennmateriale entwikelte Waͤrmestoff ganz zum
Nuzeffecte verwendet wird, waͤhrend an den Dampfmaschinen wenigstens die
Haͤlfte des Waͤrmestoffes durch den Schornstein entweicht, ohne seinen
Zwek zu erfuͤllen. (Hermès, No. 2.)
Gaudin's
Feuerloͤschmethode.
Hr. Ch. Gaudin trug in der Akademie der Wissenschaften in
Paris am 4. April 1836 eine Abhandlung uͤber eine Methode
Feuersbruͤnste zu loͤschen vor, in welcher er den bereits schon
aͤlteren Vorschlag erneuert, eine Aufloͤsung von salzsaurem Kalke auf
brennendes Holzwerk zu gießen oder zu schleudern, indem dieses Salz in Menge und
wohlfeil zu haben, sehr schnell aufloͤsbar und schmelze bar ist, der
Zersezung durch die Hize kraͤftig widersteht, und das entzuͤndete Holz
uͤberzieht und durchdringt. Sprizt man nur eine mittelmaͤßig
concentrirte Aufloͤsung davon auf lebhaft gluͤhende Kohlen, so
uͤberziehen sich diese sogleich mit einer glasartigen Schichte, die alle
weitere Verbrennung hindert. Alle uͤbrigen Salze leisten nicht dasselbe, wie
der salzsaure Kalk, indem sie die Kohle lediglich mit einer poroͤsen Kruste
uͤberziehen, welche sich bald verfluͤchtigt oder in Staub zerfallt; waͤhrend sich
eine mit salzsaurem Kalke behandelte Kohle beinahe wie Kohks verhaͤlt, sehr
lange Zeit zum Verbrennen braucht, mit brennender Luft gespeist werden muß, und wie
eine Schlake sogleich verlischt, so wie sie aus dem Feuer genommen wird. Was die
Einwirkung des salzsauren Kalkes auf das Holz und auf die Metalle betrifft, so ist
Hr. Gaudin der Ansicht, daß diese eher eine conservirende
als eine zerstoͤrende ist, so daß die Feuersprizen dadurch keinen Schaden
leiden werden; auch kann dieses Salz als ein vollkommen neutrales auf die Gesundheit
der Sprizenleute keinen nachtheiligen Einfluß uͤben. Es waͤre demnach
gut, wenn man die Loͤschanstalten mit gehoͤrigen Vorraͤthen
dieses Salzes versaͤhe, oder noch besser, wenn in jedem Hause ein solcher
gehalten wuͤrde. (Bulletin de la Société
d'encouragement, April 1836.)
Metallisches Blei zur Eudiometrie benuzt.
Nach Theodor v. Saussure laͤßt sich das Blei als
eudiometrisches Mittel anwenden. (Mém. Soc. phys. de
Genève, T. II.) Wenn man naͤmlich granulirtes Blei befeuchtet
und mit Luft schuͤttelt, so absorbirt es ihr Sauerstoffgas schon bei der
gewoͤhnlichen Temperatur; und wenn man das Schuͤtteln drei Stunden
lang fortsezt, so kann man mittelst dieses Verfahrens den Sauerstoffgehalt bis auf
etwa ein Tausendstel mit Sicherheit bestimmen.
Wirkung des Wassers auf Gußeisen.
Mehrere große, theils metallene, theils gußeiserne Kanonen, welche im Jahre 1782 mit
dem Royal George untersanken, liegen jezt im Tower in London. Die metallenen sind in
Folge des langen Verweilens in der See wenig veraͤndert; die gußeisernen aber
sehen durch und durch wie Graphit oder Reißblei aus und koͤnnen wie dieser
leicht mit einem Messer zerschnitten werden. Gußeiserne Roͤhren, die 150
Faden tief an einem Pumpapparate in einem Bergwerke des noͤrdlichen Englands
angebracht waren, wurden in fuͤnf Jahren so erweicht, daß sie kaum mehr
zusammenhalten, wenn man sie wegnimmt. (Magazine of pop.
science, No. 4.)
Ueber die Gewinnung des Goldes und Silbers aus dem Farbewasser
der Goldarbeiter.
Hr. Jacquemyns, Professor der Chemie in Gent, hat
uͤber die Gewinnung des Goldes und Silbers aus dem Farbewasser Versuche
angestellt. Er fand, daß das (im Polyt. Journale Bd. LIX. S. 102 angegebene) Verfahren des Hrn. Berthier, das Gold und Silber aus den Farbewaͤssern zu gewinnen,
nicht die Vortheile darbietet, wie dieser Chemiker behauptet, und direct bloß
goldfreies Silber liefern kann; was aber die Waschfluͤssigkeit anlangt, so
ist die Berthier'sche Methode uͤberall genau.
Um das Gold aus diesen Wassern abzuscheiden, muß man nach Jacquemyns zuerst untersuchen, ob sie sich bei Zusaz von reinem Wasser
truͤben, oder nicht. Im ersteren Falle wuͤrde man sie mit Wasser
verduͤnnen, sich sezen lassen und den aus Chlorsilber bestehenden
Niederschlag dem Niederschlage der Wasser beifuͤgen. Im zweiten Falle
waͤre es unnuͤz, Wasser zuzusezen. Enthaͤlt die
Fluͤssigkeit kein Chlorsilber, oder ist dasselbe durch Zusaz von Wasser
abgeschieden worden, so wird man das Gold rein erhalten, wenn man zu einem Pfund der
Fluͤssigkeit 1/3 bis 1/2 Loth Sauerkleesalz sezt und sie dann sieden
laͤßt.
Um aus den Niederschlagen die edlen Metalle zu gewinnen, wird man auf ein Pfd. davon
1 1/2 Pfd. Wasser und 3 1/2 Loth Schwefelsaͤure zusezen muͤssen, die
Fluͤssigkeit sieden lassen, sie siedend filtriren, und die abfiltrirte
Fluͤssigkeit, um den Alaun daraus zu erhalten, erkalten lassen. Zugleich muß
man den Niederschlag auf dem Filter mit siedendem Wasser aussuͤßen, ihn
troknen lassen, und dann mit gewoͤhnlicher Potasche schmelzen. So wird man
einen goldhaltigen Silberkoͤnig erhalten, mit dem man nun sogleich die
gewoͤhnliche Scheidungsmethode vornehmen kann. (Institut, No. 148.)
Verwendung des salzsauren Kalis zur Salpeterbereitung.
Hr. Longchamp berechnet die Quantitaͤt salzsauren
Kalis (Chlorkaliums), welche jaͤhrlich in ganz Frankreich bei der
Salpetererzeugung producirt wird und unverwerthet bleibt, auf 200,000 Kil.) er
glaubt, daß man mittelst schwefelsauren Natrons aus den salpeterhaltigen Materialien
der Touraine salpetersaures Natron ausziehen koͤnnte, welches sich durch
salzsaures Kali in Salpeter umwandeln ließe. (Hermés,
No. 6.)
Bereitung wasserfreier Schwefelsaͤure.
Nach Mosander kann man sich auf folgende Art sehr leicht
wasserfreie Schwefelsaure darstellen. Man gießt uͤber Antimonoxyd einen
Ueberschuß von gewoͤhnlicher Schwefelsaure und sezt dann das Gemenge einer
maͤßigen Hize aus, wodurch alles Wasser und außerdem die
uͤberschuͤssige Saͤure verjagt wird, so daß nur ein trokenes
schwefelsaures Antimon (Sb²O³ + 3 (SO³)) zuruͤkbleibt,
welches in einer Retorte bei der Dunkelrothgluͤhhize fast alle seine
Saͤure in wasserfreiem Zustande abgibt. (Hermés, No. 7.)
Ueber das Verknistern der Salze.
Gewisse Salze, z.B. das Kochsalz, besizen die Eigenschaft zu verknistern
(decrepitiren), wenn man sie schnell erhizt. Man glaubte diese Erscheinung immer
durch chemisch gebundenes oder mechanisch zwischen den Lamellen eingeschlossenes
Wasser erklaͤren zu koͤnnen, welches beim Erhizen der Salze in Dampf
verwandelt wird und so kleine Explosionen hervorbringt. Diese Erklaͤrung ist
aber auf gewisse Salze und andere Koͤrper, welche ganz wasserfrei sind und
auch kein mechanisch eingeschlossenes Wasser enthalten, offenbar nicht anwendbar;
dahin gehoͤren schwefelsaurer Baryt und Strontian, schwefelsaures Kali,
Chlor- und Bromkalium und Natrium, einfach- und doppeltchromsaures
Kali, Flußspath und Bleiglanz, die stark erhizt, in Stuͤkchen zerbrechen,
welche mit Geraͤusch weggeschleudert werden, obgleich sie hiebei weder
Wasserdampf noch irgend ein anderes fluͤchtiges Product ausgeben. Hr. Baudrimont hat aber kuͤrzlich der franz. Akademie
der Wissenschaften eine sehr genuͤgende Erklaͤrung dieser Thatsache
vorgetragen. Diese Salze, sagt er, sind einerseits leicht spaltbar und andererseits
schlechte Waͤrmeleiter; da ihre aͤußeren Theile nun zuerst erhizt
werden, so zwingt diese ihre Ausdehnung, sich von den naͤchsten Theilchen,
welche noch nicht dieselbe Temperatur erlangt haben, zu trennen, was um so leichter
geschehen kann, je groͤßer die Spaltbarkeit ist. Jedes auf diese Art stark
ausgedehnte Blaͤttchen trennt sich so von dem uͤbrigen Krystall und
wird in Stuͤkchen weggeschleudert.
Andere Salze, wie salpetersaurer Baryt und salpetersaures Blei, kohlensaurer Kalk,
Cyanqueksilber etc., welche beim Erhizen Gasarten ausgeben, koͤnnen in Folge
dieser Eigenschaft verknistern, besonders wenn sie nicht spaltbar sind. Bei
denjenigen endlich, welche Wasser enthalten, kann man das Verknistern immer dem
erzeugten Dampfe zuschreiben. (Hermés, No.
6.)
Ueber das Bohren von artesischen Brunnen in der
Kreidenformation.
Man fand in Frankreich neuerlich sowohl in der Gegend von Tours als um Elbeuf unter
dem Kreidenlager einen reichen Wasservorrath. Da man nach den in Southampton in
England angestellten Bohrversuchen bei gleichem Terrain zu gleichen Resultaten
gelangte, so laͤßt sich nunmehr als gewiß annehmen, daß die Kreidenformation
uͤberall durch eine maͤchtige Wasserschichte von der unterliegenden
Formation getrennt ist. Die Frage, ob sich dieses Wasser nach vollbrachter Bohrung
bis uͤber die Oberflaͤche erheben kann, muß durch eine Nivellirung
geloͤst werden. Man muß naͤmlich zu diesem Behufe wissen, ob die
Hoͤhe der Kreidenregion und die unterliegende Formation, welche mit ihrem
Durchschnitte bis an die Erdoberflaͤche reichen, dem Regenwasser den Eintritt
zwischen beide Schickten gestatten. Ist man uͤber diesen Punkt ein Mal im
Reinen, so kann die Bohrung mit aller Sicherheit fortgesezt werden. Ist das
Kreidenlager nicht erschoͤpft, so kann man sich fuͤr geringe Kosten
viel Wasser verschaffen; ist dessen Dike hingegen betraͤchtlich, so hat das
aus großer Tiefe kommende Wasser eine hohe Temperatur, so daß es zu vielen
haͤuslichen Zweken verwendet werden kann. (Compte
rendu des Séances de l'Institut, No. 8, 1836.)
Anwendung des Kautschuks in der Marine.
Die englische Admiralitaͤt ließ an Bord eines Kriegsschiffes Versuche
uͤber die Anwendung von Kautschuk an den Lafetten der Kanonen ausstellen, um
zu sehen, ob ihnen hiedurch eine mehr sichere und regelmaͤßigere Unterlage
gegeben werden koͤnne. Die mit 68 Pfuͤndern und Caronnaden zu 32 Pfd.
angestellten Versuche gaben auch wirklich sehr genuͤgende Resultate, indem
die Elasticitaͤt des Kautschuks ein vortreffliches Mittel zur
Verhuͤtung des Ruͤklaufes der Kanonen abzugeben scheint. Eden so
benuzte man den Kautschuk mit Vortheil zu Tauen und zur Verhuͤtung des
Aufwuͤhlens der Anker. (France industrielle.
Febr. 1836.)
Ueber ein der Perlmutter aͤhnliches Concrement.
Hr. Horner sandte der Akademie der Wissenschaften in Paris
ein schoͤnes Muster einer der Perlmutter vollkommen aͤhnlichen
Substanz, welche gleich jener irisirt, und die sich an der aͤußeren und
inneren Oberflaͤche des Wasserrades einer Baumwollspinnerei in Catrine in der
Grafschaft Ayr erzeugt. Die Masse verdankt ihre Entstehung dem gleichzeitigen
Vorhandenseyn von kohlensaurem Kalke und einer Art von Gallerte in dem Wasser, indem
hieraus eine Incrustation in duͤnnen Schichten entsteht. Hr. Brewster, der die optischen Eigenschaften dieser Substanz
untersuchte, fand, daß sie gleich der wirklichen Perlmutter eine doppelte
Strahlenbrechung habe. (Hérmes, No. 3.)
Zunahme der Zukerconsumtion in Frankreich.
Dem Journal de Commerce zu Folge ist der Verbrauch an
Zuker in Frankreich in den lezten 10 Jahren in folgendem Verhaͤltnisse
gestiegen.
Textabbildung Bd. 60, S. 473
Verbrauch an Colonialzuker.
Verbrauch an Runkelruͤbenzuker. Summa.
Das London Journal, welches in seinem neuesten Maihefte
gleichfalls diese statistische Notiz mittheilt, bemerkt nach vorausgeschikter
Anerkennung der hohen Wichtigkeit der Runkelruͤbenzuker-Fabrication:
„Wir hegen keinen Zweifel, daß bei dem waͤrmeren Klima
Frankreichs die Runkelruͤbe daselbst einen groͤßeren Gehalt an
Zuker besizt als in England, indem die Waͤrme die Umwandlung der
Pflanzensafte in Zukerstoff beguͤnstigt; allein wahrscheinlich
duͤrften selbst unsere groͤßeren Guͤterbesizer mit Vortheil
den Runkelruͤbenbau betreiben, um Zuker und Viehfutter zu
gewinnen.“ Wer haͤtte noch vor wenigen Jahren geglaubt, daß
man in England, nachdem man daselbst dem Colonialsysteme unerhoͤrte Opfer
gebracht, die Runkelruͤbenzuker-Fabrication empfehlen
wuͤrde!
Wright's
Kohlenbehaͤlter.
Man findet diesen Apparat, auf den sich William Evatt Wright, Gentleman von Regent Street, am 12. August 1835 ein Patent
ertheilen ließ, im Repertory of
Patent-Inventions, Mai 1836 beschrieben und abgebildet. Fuͤr
unsere Leser mag es genuͤgen, daß diese ganze Erfindung, fuͤr welche
der splenetische Gentleman ein Paar tausend Gulden Patenttaxen zahlte, in nichts weiter als in
einem tragbaren Behaͤlter fuͤr Steinkohlen besteht, welcher aus
Mahagoni oder anderem derlei Holze oder aus lakirtem Bleche verfertigt ein
anstaͤndiges Moͤbel bilden soll, und aus welchem man mir
groͤßerer Bequemlichkeit eine Schaufel Kohle um die andere herausnehmen kann.
Die aͤußere Form dieses Behaͤlters kann in beliebigem Geschmake gebaut
seyn; innen bildet derselbe jedoch ein vierekiges oder rechtekiges Fach, in welches
der Kohlenvorrath bei einer von Oben zu oͤffnenden Thuͤre gebracht
wird, und welches nach Unten in einen Trichter zulaͤuft, durch den die Kohlen
in einen kleineren Raum fallen, in welchem sie, nachdem man dessen vordere
Thuͤre geoͤffnet hat, leicht mit einer Schaufel aufgefaßt werden
koͤnnen. Weiter ist von der ganzen angeblichen Erfindung auch kein Buchstabe
zu erwaͤhnen!
Ueber den Handel der Vereinigten Staaten mit Eis.
Der Handel mit Eis, den die Vereinigten Staaten nach Westindien, Neu-Orleans,
und in andere in heißen Zonen gelegene Staaten treiben, hat, seit die ersten
Versuche, welche Frederick Gudar Esq. zu Boston in dieser
Hinsicht anstellte, guͤnstig ausfielen, jaͤhrlich mehr und mehr an
Ausdehnung gewonnen. Boston ist einer der Stapelplaͤze, wohin man das Eis im
Winter aus mehreren benachbarten Gegenden schafft. Man schneidet das Eis mittelst
einer eigenen Maschine in Bloͤke von 2 Fuß im Gevierte und 12 bis 18 Zoll
Dike. Ist der Winter nicht kalt genug, um Eis von solcher Dike zu geben, so legt man
die ausgeschnittenen Eisstuͤke auf die Eisoberflaͤche und laͤßt
sie auffrieren, worauf man sie neuerdings ausschneidet. Dieses Eis wird in Boston in
eigenen Magazinen zur Ausfuhr aufbewahrt. Bei der Versendung nach Westindien, wo die
ganze Reise in 14 Tagen zuruͤkgelegt ist, beobachtet man wenig
Vorsichtsmaßregeln. Man fuͤllt naͤmlich den ganzen Kielraum, nachdem
man ihn an allen Seiten mit einer beilaͤufig 4 Zoll diken Schichte Gerberlohe
umgeben, von Oben bis Unten mit Eisbloͤken und bedekt diese oben mit Heu,
worauf man die Fallthuͤren schließt, um sie bis zum Beginne der Ausschiffung
nicht wieder zu oͤffnen. Das Eis wird dabei nach der Klafter gemessen; jede
Klafter rechnet man zu 3 Tonnen; den Kubikfuß zu 58 1/2 Pfund. In neuerer Zeit nun
machte man den Versuch das amerikanische Eis selbst bis nach Ostindien zu
verschiffen, und der Versuch gelang auch wirklich unter der Leitung des Hrn. C. Rogers, obwohl die Fahrt 4 Monate 7 Tage dauerte, und
obschon man nothwendig zwei Mal den Aequator mit einer solchen Ladung passiren
mußte! Man traf hiebei folgende Vorsichtsmaßregeln. Man bestimmte dem Eise
naͤmlich einen abgeschlossenen Raum, der sich von dem Hinteren Theile der
vorderen bis zum vorderen Theile der Hinteren Fallthuͤre erstrekt und
beilaͤufig 50 Fuß Laͤnge hatte. Dessen Boden bestand aus zolldiken,
auf dem Schiffsboden befestigten Dielen; auf diesen brachte man eine schuhdike
Schichte gut getroknete Gerberlohe, die sich als ein sehr guter Nichtleiter erwiesen
hatte. Hierauf legte man abermals einen Bretterboden, und auf gleiche Weise baute
man auch die Seitenwaͤnde; die Pumpe und der Hauptmast wurden eben so mit
einem Gehaͤuse umschlossen. In diesen Raum nun pakte man die Eisbloͤke
so dicht als moͤglich, damit keine Zwischenraͤume blieben; man brachte
180 Tonnen unter. Oben auf legte man einen Fuß hoch fest eingepreßtes Heu, und
uͤber dieses nagelte man hoͤlzerne Dielen. Der Raum zwischen dem
Eisbehaͤlter und dem Verdeke ward mit Gerberlohe ausgefuͤllt. Auf der
Oberflaͤche ward eine Art von Schwimmer, dessen Stiel durch eine
Stopfbuͤchse lief, angebracht, um die allmaͤhliche Verminderung des
Eises zu erfahren. Der durch Schmelzen verursachte Verlust konnte jedoch auf diese
Weise nicht genau ermittelt werden, da die Eismasse nicht bloß von Außen her zu
schmelzen begann, sondern da sich auch zwischen den einzelnen Bloͤken eine
geringe Schmelzung kund gab. Im Ganzen mochte der durch Schmelzen entstandene
Verlust bei der Ankunft in Ostindien gegen 55 Tonnen betragen haben. Die
Waͤrmeleitung war auf die hier angegebene Weise so vollkommen unterbrochen,
daß ein oben auf den Eisbehaͤlter angebrachter Thermometer beinahe eben so
hoch stand, wie der in der Cajuͤte befindliche. (Aus den Transactions of the Asiatic Society im Mechanics' Magazine.)
Zur Maulbeerbaumzucht.
Hr. Bonafous entwikelte am 11. April l. J. vor der
Akademie der Wissenschaften in Paris seine Ansichten und seine Versuche uͤber
das Pfropfen des weißen Maulbeerbaumes auf den philippinischen oder
vielstaͤngeligen Maulbeerbaum, welches er vornimmt, um ersteren rascher zu
vermehren, da seine Zucht aus Samen langsam von Statten geht, und da er sich durch
Steklinge nicht gut vervielfaͤltigen laͤßt. Bonafous pfropft den weißen Maulbeerbaum zu diesem Behufe zuerst auf
einjaͤhrige Steklinge des philippinischen Maulbeerbaumes, welche er
1–2 Zoll hoch uͤber dem Boden abschneidet, und hierauf auf die
abgeschnittenen Stuͤke dieser Steklinge, welche er in Stuͤke von
7–8 Zoll Laͤnge theilt, und welche er unmittelbar, nachdem auch sie
gepfropft worden sind, in den Boden sezt. Er erhaͤlt auf diese Weise in einem
Jahre Staͤmme von 5 – 6 Fuß Laͤnge und von 3 bis 4 Fuß im
Umfange. (Bulletin de la Société
d'encouragement. April 1836, S. 147.)
Literatur.
Franzoͤsische.
Abrégé du grand Dictionnaire de
Technologie; par. MM.Francoeur, Robiquet, PayenetPelouze. T.
IV. 8. Paris 1835. Avec
planches.
Dictionnaire universel du commerce et des
manufactures; par M.Monbrion. 4. Paris 1835.
Encyclopédie des connaissances utiles.
Tom. XIII. 18. Paris 1835.
Inventions et découvertes depuis la
création du monde jusqu'a nos jours; parFabien. 18. Paris 1835.
Recueil de Mémoires d'agriculture et
d'économie rurale; par M. J.Gasparin. T.
II. 8. 1835.
Annuaire du Bureau des longitudes pour
l'année 1836. 18. Paris
1835.
Elémens de Géométrie et de
Trigonométrie; par M.Gouré. 8. Paris 1835.
Essai sur la détermination des centres de
Gravite; par C.Gaubert. 8. Paris 1835.
Leçons de Chimie élémentaire;
par M.Girardin. 4. Rouen 1835.
Essai pratique sur l'emploi et la manière de
travailler l'acier; par M.Damème. 8. Paris 1835.
Manuel du Sommelier; par A.Jullien. 5e
édit 18. Paris 1836.
Manuel complet du Boulanger et du Meunier; par
MM.Benoîtet Juliade Fontenelle. 3e
édit. 2 vol. 18. Paris 1835.
Manuel du Chandelier et du Cirier; par M.Lenormand. 2e
édit. 18. Paris 1835.
Manuel théorique et pratique du Vinaigrier et
du Moutardier: par M. Juliade Fontenelle. 2e
édit. 18. Paris 1835.
Aperçu systematique sur la navigation dans
l'air; par M.Duperron. 8. Paris 1835.
Recherches sur les tissus de soie; par M. V.Thierry. 18. Paris 1835.
Art de composer et décorer les jardins; par
M.Boitard. 8. Paris 1835 avec planches.
Botanique médicale et industrielle; par
MM.VavasseuretCottereau. 4. Paris 1835.
Application des principes de Mécanique aux
machines les plus en usage, mues par l'eau, la vapeur, le vent et les
animaux et a diverses constructions. Par A.Taffé. 8. Marseille 1835.
Recueil de procédés chimiques,
appliques aux arts et métiers. Toutes les recettes sont
éprouvées et garanties par M. Je Comte deGazzera-Houlmer. Présentés par G.Dreyfuss. 8. Paris 1835.
Banque générale de crédits
agricoles; statuts avec éclaircissements intercalaires; par
E.Godefroy. 8. Lyon 1835.
La fausse industrie morcelée,
répugnante, mensongère et l'antidote l'industrie naturelle
combinée, attrayante, véridique, donnant quadruple
produit; par M. Ch.Fourier. 8. Paris 1835.
Considérations sociales sur l'Architectonique;
par le Capitaine V.Considérant. 8. Paris 1835.
Fragmens historiques sur l'intérêt
légal et naturel de l'argent, des capitaux et des fonds publics,
son influence sur les arts, l'industrie et l'agriculture. Par M.Deby. 8. Paris
1836.
Manuel de matelotage et de manoeuvre; par M.Dubreuil, Lieuten.
de vaiss. 8. Paris 1835.
Traite de Géométrie, de
Trigonométrie rectiligne, d'arpentage et de
Géodésie pratique; suivi de tables des sinus et des
tangentes en nombres naturels. Par M.Jeannet. Revu,
corrigé et augmenté par F.Gigault d'Olincourt. 12. II. Vol. Paris 1835.
Essai sur l'exterieur et les proportions du cheval;
par H.Morris, Capit. de
Canile. 8. Paris 1835.
Des moyens d'avoir les meilleurs chevaux; par M.Perrier, Vétérin. milit. 8. Paris
1835.
Instruction sur la nouvelle méthode de
remplacer le fumier dans la culture de la vigne par des plantes en
foines en vert; offrant une économie de 60 pour Cent sur la dépense ordinaire de fumiers;
par M.
Lacaze. 8. Nîmes 1835.
De l'emploi de la Chaux en Agriculture, par M.Puvis. 8. Paris 1835.
L'ami des champs. Journal d'agriculture, de Botanique
etc.; par M.Laterrade. Année 1835.
Essai sur la culture des garances; par M.Basset. 8. Paris 1835.
Description d'une nouvelle combinaison de filtres
à bassin de repos et à compartimens filtrans
indépendans; par M.Cordier. 4. Paris 1835.
Essai sur les compositions, qui donnent les plus
belles couleurs dans les feux d'artifice. 8. Paris 1835.
Choix de nouveaux modèles de serrureries,
dessinés parHumberet gravés parLenormant. Fol.
Paris 1835. (Heftweise.)