Titel: | Ueber eine Sicherheitsbremse für Eisenbahnwagen. Von Hrn. W. J. Curtis. |
Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. IV., S. 29 |
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IV.
Ueber eine Sicherheitsbremse fuͤr
Eisenbahnwagen. Von Hrn. W. J.
Curtis.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 670. S.
146.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Curtis, uͤber eine Sicherheitsbremse fuͤr
Eisenbahnwagen.
Ich unterlege hiemit dem Urtheile und der Einsicht des Publicums eine
Sicherheitsbremse, wie ich sie fuͤr die Wagen und Maschinen der
London-Greenwich-Eisenbahn erfunden habe. Das was diese Vorrichtung am meisten
auszeichnet, ist ihre Einfachheit in Verbindung mit einer Wirksamkeit, welche jene
aller uͤbrigen Arten von Bremsen uͤbersteigt, ohne daß man bei deren
Anwendung auf der Maschine oder auf dem Wagenzuge einen Stoß oder eine heftige
Erschuͤtterung bemerkt. Dieser glaͤnzende Erfolg wird hervorgebracht
durch die Anwendung eines cycloidalen Rades oder Hemmschuhes (cam), der hinter den hinteren oder Kurbelraͤdern angebracht ist,
und der, wenn er mittelst eines Hebels mit der Schiene in Beruͤhrung gebracht
wird, die Raͤder von der Schiene emporhebt, so daß sie jene Stellung
bekommen, die in der Zeichnung durch Punkte angedeutet ist, und daß sie folglich
außer Thaͤtigkeit gesezt werden. Da das ganze auf den Kurbelraͤdern
ruhende Gewicht, welches an den genannten Maschinen gegen 7 Tonnen betraͤgt,
hiedurch auf den Hemmschuh uͤbergetragen wird, so entsteht auf diese Weise
eine Reibung, welche groͤßer ist, als sie durch irgend eine andere Kraft
erzeugt werden kann. Der Hebel l ist bloß dazu
noͤthig den Hemmschuh mit der Schiene in Beruͤhrung zu bringen, indem
das Bewegungsmoment der Maschine denselben so lange umtreibt, bis er den
Aufhaͤlter oder Sperrer e erreicht. Wenn die
Streke der Hebung, wie die punktirten Linien andeuten, gegen 1 1/2 Zoll
betraͤgt, so ist das Rad 1/8 Zoll von der Schiene entfernt, indem die
Differenz durch den Ruͤkstoß der Federn ausgeglichen wird. Die Maschine und
der Wagenzug koͤnnen auf diese Weise, selbst wenn sie mit ihrer
groͤßten Geschwindigkeit einher rollten, innerhalb einer Streke von
beilaͤufig 40 Yards zum Stillstehen gebracht werden, und dieß ohne daß die
Raͤder selbst angehalten werden! Der Maschinist besizt demnach in diesem
Apparate ein kraͤftiges Huͤlfsmittel zur Verhuͤtung von
Ungluͤksfaͤllen, zur Erleichterung des Aufnehmens von Passagieren, des
Einpumpens von Wasser in den Kessel etc. Die Eisenbahngesellschaft duͤrfte
aus diesem Grunde allen Dank fuͤr die Bereitwilligkeit verdienen, womit sie
stets fuͤr das Wohl der ihr sich anvertrauenden Passagiere bedacht, auf die
Annahme dieser Vorrichtung an ihren Wagen einging.
Fig. 54 zeigt
meinen Apparat von der Seite, waͤhrend Fig. 55 eine Endansicht
desselben gibt. a sind die hinteren oder
Kurbelraͤder; b sind die vorderen Raͤder;
c ist das Maschinengestell; d das cycloidale Rad oder der Hemmschuh; e der
Aufhaͤlter; f ein Balken, der die beiden Pfosten
oder Traͤger der cycloidalen Rades mitsammen verbindet; g die Welle; h der an ihr
angebrachte Hebel; m der Griff dieses Hebels, und r die Federn des Wagens.