Titel: | Bericht über die Versuche, welche aus Auftrag des Finanzdepartements der Vereinigten Staaten von einer Commission des Franklin-Institute in Pennsylvania über die Explosionen der Dampfkessel angestellt wurden. |
Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XV., S. 82 |
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XV.
Bericht uͤber die Versuche, welche aus
Auftrag des Finanzdepartements der Vereinigten Staaten von einer Commission des
Franklin-Institute in Pennsylvania uͤber die Explosionen
der Dampfkessel angestellt wurden.
Aus dem Journal of the Franklin Institute im
Mechanics'
Magazine, No. 666 u.f.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
(Fortsezung und Beschluß von Heft 1, S.
24.)
Ueber die Ursachen der Explosionen der Dampfkessel.
VIII. Genaue Beobachtung der Art der
Berstung, welche an eisernen und kupfernen Cylindern durch allmaͤhliche
Verstaͤrkung des Drukes hervorgebracht wird.
Es wurde von Mehreren behauptet, daß, wenn die Dampfkessel durch allmaͤhliche
Verstaͤrkung des Drukes zum Bersten gebracht werden. Dieses Ereigniß nicht
den Charakter einer Explosion an sich trage; sondern daß bloß ein Nachgeben Statt
finde, in Folge dessen dann der Inhalt des Kessels entweicht. Besonders behauptete
man dieß von den kupfernen Kesseln. Um nun in dieser Hinsicht die noͤthigen
Beobachtungen anstellen zu koͤnnen, verschafften wir uns eiserne und kupferne
Cylinder von solcher Groͤße, daß sie bei einer geringen Metalldike einem
leicht erzielbaren Druke nachgaben. Schon die beiden ersten Versuche, von denen der
eine mit dem eisernen und der andere mit dem kupfernen Cylinder angestellt wurde,
lieferten eine so directe Antwort auf obige Frage, daß es uns ganz unnoͤthig
schien, diese laͤstigen und auch nicht gefahrlosen Versuche noch weiter zu
treiben. Ein weiterer Versuch gleicher Art ergab sich aus einer Pruͤfung der
Behauptung, welche Perkins in Betreff der Wirkung einer
Oeffnung, welche in ein mit Wasser gefuͤlltes und auf einen hohen
Temperaturgrad erhiztes Gefaͤß gemacht wird, aufstellte.
Die Kessel, deren wir uns bedienten, waren cylinderfoͤrmig, und hatten bei 8
1/3 Zoll im Durchmesser 10 bis 12 Zoll in der Laͤnge. Der eiserne hatte eine
Metalldike von 0,02 Zoll; der kupferne eine von 0,03 Zoll. Die Kesselenden bestanden
aus Eisen von 0,05 Zoll Dike; an ihnen wurde die convexe Oberflaͤche mit
eisernen Nieten befestigt, welche sich so nahe an einander befanden, daß sie
einander beinahe beruͤhrten. Nur in dem einen dieser Enden wurde zum Behufe
des Eintragens des Wassers in der Mitte ein Loch angebracht; dieses wurde auch mit
einer Schraube versehen, und in diese wurde eine Roͤhre und ein Kolben eingesezt, der mit einer
kleinen Federwaage, welche in Fig. 5 mit a bezeichnet ist, in Verbindung gesezt. An dem Cylinder
dieser Vorrichtung war ein Ring angebracht, der durch einen leichten Druk den
Cylinder entlang bewegt werden konnte. Dieser Ring, der, wenn die Feder gebogen
wurde, gegen das dem Kesselende zunaͤchst gelegene Ende des Cylinders
getrieben ward, waͤhrend er an Ort und Stelle blieb, wenn die Feder
nachgelassen war, diente zur Registrirung des Maximaldrukes, dem der Kolben
ausgesezt war, bevor er beobachtet wurde.
Der eiserne Kessel wurde in einen schweren, als Ofen dienenden, gußeisernen Cylinder
gebracht, und zwar so, daß die Achse des Kessels beinahe horizontal, jene des
Ofencylinders dagegen senkrecht stand. Der Kessel wurde zur Haͤlfte mit
Wasser gefuͤllt auf ein Holzkohlenfeuer gesezt, und wenn das Wasser zum
Sieden gelangt war, wurde die zur Registrirung des Drukes im Kessel bestimmte
Vorrichtung eingeschraubt. Ein hoher Damm, der uns jedoch die Vorgaͤnge bei
den Versuchen mit geringer Gefahr zu beobachten gestattete, diente uns zum Schuze.
An dem Kesselende hatten wir einen Draht und ein Tau angebunden, womit der Kessel
aus dem Feuer herausgezogen werden konnte, wenn er neuerdings gefuͤllt werden
mußte. Bei dem ersten Versuche gab der Kessel nicht nach, denn die Vernietung ließ
an einer Stelle so viel Dampf aus, daß die Explosion dadurch verhindert war. So wie
wir keinen Dampf mehr entweichen sahen, entfernten wir den Kessel vom Feuer, um ihn
abermals zur Haͤlfte mit Wasser zu fuͤllen, und dann tiefer in das
verstaͤrkte Feuer einzusezen. Nach nochmaligem Nachschuͤren des Feuers
erfolgte dann eine Explosion, waͤhrend ein Theil der Commission eben den Gang
des Versuches beobachtete. Das Feuer brannte um diese Zeit in der Naͤhe der
Mittellinie des Kessels nicht stark, wohl aber sehr lebhaft unter dem Kessel; der
Dampf trat reichlich durch die oben erwaͤhnte Stelle der Vernietung, und das
pfeifende Geraͤusch, welches er erzeugte, und welches mit dem Fortschreiten
des Versuches zunahm, schien constant zu seyn. Wegen der bereits langen Dauer des
Ausstroͤmens des Dampfes mußte das Wasser bereits tief stehen, so daß wir
vermutheten, es moͤchte abermals keine Explosion erfolgen, als sich eine
solche unter einem Knalle, wie er beim Abfeuern eines kleinen Moͤrsers oder
einer sogenannten Pulverprobe Statt findet, und unter Umherschleuderung des
Brennmateriales nach allen Richtungen, ereignete. Die Quantitaͤt des mit dem
Rauche vermengten Dampfes war nicht bedeutend, und von Wasser waren nur schwache
Spuren bemerkbar. Durch die Explosion wurde eines der Kesselenden b, c abgerissen und 15 Fuß weit weggeschleudert; der
Kessel und das Federregister ward in entgegengesezter Richtung gegen 6 Fuß weit weggeworfen,
wobei er den Heerd bildenden, gußeisernen Cylinder von beilaͤufig 45 Pfd.
Schwere umstuͤrzte und 4 Fuß weit mit sich fortriß. Der von dem Register
angedeutete Druk betrug 11 1/4 Atmosphaͤren.
Aus einer Untersuchung des geborstenen Kessels ergab sich, daß das abgerissene
Kesselende b zuerst gegen den eisernen Ofen, der es nach
Außen leitete, geschleudert wurde, wie dieß aus dem Eindruke b, c in Fig. 5 erhellt. Das Ende selbst war rings herum in der Linie der Nieten,
womit es an dem Kessel befestigt war, abgerissen, indem das zwischen den Nieten
zuruͤkgebliebene Metall weniger Raum einnahm, als die Nieten selbst. Die
convexe Oberflaͤche und das andere Kesselende wurden gleichfalls zuerst gegen
den Ofen geworfen, wobei lezteres den Eindruk d, e
bekam; zulezt ward es dann gegen den Erddamm geschleudert. Der Kolben der zum
Waͤgen dienenden Vorrichtung ward waͤhrend des Versuches etwas
verbogen.
Die Umstaͤnde, unter denen dieser Versuch Statt fand, lassen annehmen, daß der
Druk des Dampfes wegen des Auslassens des Kessels allmaͤhlich zunahm, und daß
er wahrscheinlich rascher stieg, als die Quantitaͤt des Wassers abnahm,
waͤhrend mittlerweile das Feuer eine groͤßere Intensitaͤt
bekam; und daß, nachdem die Spannung zu einer gewissen Zeit gegen 11
Atmosphaͤren erreicht hatte, der Kessel ploͤzlich mit Heftigkeit
zersprang. Fig.
5 gibt einen ziemlich deutlichen Begriff von dem Aussehen des Kessels nach
der Explosion.
Wir nahmen hierauf denselben Versuch mit dem kupfernen Kessel vor, wobei die
Anordnungen im Allgemeinen dieselben waren, wie bei dem Versuche mit dem eisernen
Kessel. Der Kessel reichte, da er etwas laͤnger war, als der eiserne, nicht
so tief in den Ofen hinab, weßhalb denn der erste Versuch, den Dampf bis zur
Explosion zu treiben, um so mehr mißlang, als der Kessel an einer der
Verbindungsstellen der gewoͤlbten Oberflaͤche mit einem der
Kesselenden bedeutend ausließ. Als daher das Wasser beinahe erschoͤpft war
und auch die staͤrkste Intensitaͤt des Feuers voruͤber war,
wurde der Kessel neuerdings bis auf 3/4 gefuͤllt, und in einen Ofen aus
Steinen eingesezt, in welchem er fester auf dem Brennmateriale ausruhte, und in
welchem er auch mehr gegen den scharf wehenden Wind geschuͤzt war. Der
auslassende Theil des Kessels ward nach Abwaͤrts gekehrt, was jedoch nichts
half, da an dem nunmehr zu Oberst gekehrten Theile abermals Dampf austrat. Die
Spannung des Dampfes schien sehr langsam zuzunehmen; das Feuer passirte seine
groͤßte Intensitaͤt, und ward erneuert; die Spannung des Dampfes nahm
in dem Maaße, als das
Wasser im Kessel fiel, bedeutend zu, und es erfolgte endlich eine Explosion, ohne
daß die Commissionsmitglieder, die den Gang des Versuches aufmerksam verfolgten,
unmittelbar vorher eine besondere Erscheinung bemerkt haͤtten. Im Augenblik
der Explosion erhob sich ein diker Nebel aus Rauch und Flammen, uͤber dem
sich Dampf befand; Steine und Brennmaterial wurden weit herum aus einander geworfen,
und der Kessel in einem Stuͤke gegen 15 Fuß weit von dem Ofen
weggeschleudert. Der Knall war so stark wie jener eines Achtpfuͤnders.
Der Kessel hatte, wie Fig. 6 zeigt, in einer unregelmaͤßigen Linie hart uͤber der
wahrscheinlichen Wasserlinie an einer Seite des Kessels, jedoch nicht ganz mit ihr
gleichlaufend, nachgegeben; d und b waren vor der Explosion an beiden Kesselenden die tiefsten Stellen. Das
Kupferblech ward von den beiden Enden abgerissen, auseinandergerollt und
unregelmaͤßig verbogen, wobei es nur in einer kurzen Streke mit den oberen
Theilen der beiden Kesselenden in Zusammenhang blieb; die Enden selbst wurden nach
Auswaͤrts gebogen. Die Dike des Kupfers laͤngs der Berstungslinie
betrug 0,025 bis 0,035 Zoll, und das Metall schien an dem einen Ende des
abgerissenen Theiles eine starke Erhizung erlitten zu haben. Der Kolben der
Federwaage war verbogen; die Schraube, womit er an dem Kessel befestigt war, war
gebrochen, so wie uͤberhaupt das ganze Instrument stark beschaͤdigt
war. Es schien als waͤre der zum Herausziehen des Kessels aus dem Ofen
bestimmte Draht losgegangen, so daß er nicht mehr auf den Kolben wirken, und also
auch den bei dieser Explosion Statt findenden Druk nicht registriren konnte.Nimmt man an, daß die Staͤrke des Kupfers 36,000 Pfund auf den
Quadratzoll betraͤgt, und daß sie durch die Hize nicht Schaden
leidet; umgeht man ferner die Wirkungen der Hize, so berechnet sich der
Druk, der die Explosion veranlaßte, auf 16 Atmosphaͤren; er war
jedoch ohne Zweifel geringer. A. d. O.
Auch hier bewiesen die Umstaͤnde wie fruͤher, daß der Dampf gradweise
einen groͤßeren Druk annahm bis der Kessel endlich nachgab. Es ist
moͤglich, daß zwischen dem von dem Wasser eingenommenen und jenem
Raͤume, in welchem der Dampf erzeugt wird, ein der Dampferzeugung am meisten
guͤnstiges Verhaͤltniß besteht, und daß wenn dieses Verhaͤltniß
erreicht ist, eine rasche Zunahme der Elasticitaͤt erfolgt. Allein diese
Ansicht wurde durch keine Beobachtung bewaͤhrt; auch wuͤrde sie,
selbst wenn sie richtig waͤre, nur in so ferne von Belang seyn, wenn die
Zunahme der Spannung oder Elasticitaͤt aus einer solchen Veranlassung rasch
erfolgt waͤre.
Wie bei der ersten Explosion, so konnte man auch hier an dem Kessel Spuren eines
Ruͤkstandes bemerken, aus denen hervorging, daß das Wasser beilaͤufig
einen Zoll hoch stand, als die Explosion eintrat. Uebrigens ward hier weit mehr
Dampf erzeugt, auch war viel mehr Wasser zuruͤkgeblieben, als bei dem ersten
Versuche.
Diese Versuche in Verbindung mit einem spaͤter noch zu entwikelnden beweisen
direct und unumstoͤßlich, daß alle bei den heftigsten
Explosionen vorkommenden Umstaͤnde eintreten koͤnnen, ohne daß
eine ploͤzliche Vermehrung des Drukes innerhalb des Kessels Statt
findet. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß wenn einzelne Theile des
Kessels weit schwaͤcher sind, diese zur Verhuͤtung einer solchen
Katastrophe fruͤhzeitig nachgeben koͤnnen.
IX. Wiederholung der Versuche Perkins's und Ermittelung, ob
die Abstoßung, welche seiner Angabe nach zwischen intensiv erhizten
Eisentheilchen und Wasser besteht, allgemein ist; ferner Messung der
Staͤrke dieser Abstoßung, um den Einfluß, den sie allenfalls auf die
Sicherheitsventile haben koͤnnte, zu bestimmen.
Die ersten in dieser Hinsicht angestellten Versuche wurden unter dem
atmosphaͤrischen Druk vorgenommen. Ein eisernes gegen 3/16 Zoll dikes
Schaͤlchen, in dessen Boden sich kleine Loͤcher befanden, wurde
uͤber Holzkohlenfeuer bis zum Rothgluͤhen erhizt, worauf man dann
Wasser in dasselbe goß. Die Metallmasse wurde dadurch, indem sie sehr klein war,
sehr schnell bis unter die Rothgluͤhhize abgekuͤhlt; die Abstoßung
zwischen dem Wasser und dem Eisen, die sich anfangs beurkundete, hoͤrte auf,
und das Wasser floß mit Leichtigkeit durch die Loͤcher des
Schaͤlchens. – Zwei dikere Schaͤlchen, eines aus Schmiedeisen
von 3/8 Zoll Dike und eines aus Gußeisen von 7/16 Zoll Dike, wurden am Boden mit
Loͤchern von 0,04 Zoll im Durchmesser versehen und uͤber einem
Kohlenfeuer zum Rothgluͤhen erhizt. Das Wasser, womit beide Schaͤlchen
angefuͤllt wurden, reducirte die Temperatur des schmiedeisernen
Schaͤlchens sehr schnell; bis zu dieser Reduction waren jedoch die
Erscheinungen dieselben wie an dem gußeisernen. In diesem lezteren blieb
naͤmlich das Wasser stehen, ohne daß es weder als solches, noch als Dampf
durch die Loͤcher drang; der Dampf, der sich langsam bildete, entwich an der
oberen Flaͤche des Wassers, dessen Temperatur unter dem Siedepunkt stand. Die
Loͤcher waren deutlich bemerkbar, und schienen sich bei vorgenommener Messung
um den siebenten Theil ihres Durchmessers zusammengezogen zu haben; die Repulsion
war jedoch so stark, daß das Entweichen des Wassers durch diese Loͤcher eben
so schwierig und selbst
noch schwieriger von Statten ging, als jenes des Queksilbers bei
gewoͤhnlichen Temperaturen. Nach Entfernung des Schaͤlchens vom Feuer
drangen in dem Maaße, als das Eisen unter die Rothgluͤhhize herab
abkuͤhlte, kleine Wassertheilchen in Zwischenraͤumen durch die
Loͤcher; bei noch groͤßerer Abkuͤhlung sammelten sich diese zu
groͤßeren Tropfen, die sich endlich zu kleinen Stroͤmchen umbildeten.
Einige rohe Messungen der Quantitaͤt Wasser, die durch die Schaͤlchen
drang, wenn das Eisen in Wasser auf verschiedene Temperaturen erhizt wurde,
beurkundeten eine auffallende Verminderung bei den hoͤheren Temperaturen.
Diese Resultate waren offenbar nicht die Folge einer Verschließung der
Loͤcher, indem sich diese in der Hize so ausdehnten, daß sie selbst bei der
Rothgluͤhhize noch deutlich sichtbar waren.
Die oben beruͤhrten Messungen fielen aus wie folgt. Bei 58° liefen 3
5/8 Unzen (Fluͤssigkeitsmaaß) Wasser in 30 Secunden durch die Loͤcher
des oben erwaͤhnten gußeisernen Schaͤlchens; die ganze
Quantitaͤt des aufgegossenen Wassers hatte 4 Unzen betragen. Bei einem
anderen bei 60° angestellten Versuche liefen 3 3/4 Unzen durch. Von Wasser,
welches zwischen 58 und 60° hatte, liefen, wenn das Schaͤlchen vorher
auf 82° erhizt worden war, 3 1/4 Unze durch; bei einer Temperatur des
Schaͤlchens von 170° betrug diese Quantitaͤt 2 7/8 Unzen und
bei 660° F. gegen 2 1/16 Unzen innerhalb eines und desselben Zeitraumes.
Bei einer anderen Reihe von Versuchen wurden 4 Unzen Wasser in dasselbe zum
Rothgluͤhen erhizte Schaͤlchen gebracht, 15 Secunden lang vollkommen
abgestoßen, und selbst nach Verlauf einer halben Minute waren nur 3/8 Unzen
durchgeflossen. Von einer zweiten Quantitaͤt Wasser, die in das auf diese
Weise abgekuͤhlte Schaͤlchen eingetragen wurde, liefen in 30 Secunden
1 5/3. Unzen durch, waͤhrend bei einem dritten Mal diese Quantitaͤt
innerhalb derselben Zeit auf 2 1/4 Unze stieg.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß sich die Staͤrke der zwischen dem Wasser
und dem erhizten Metalle bestehenden Repulsiv- oder Abstoßungskraft selbst bei
maͤßigen Temperaturen messen laͤßt, und mit dem Steigen der Temperatur
des Metalles rasch zunimmt. Sie bestaͤtigen in dieser Hinsicht die Resultate
der Verdampfung des Wassers durch Metall von verschiedenen Temperaturen. Bei
saͤmmtlichen der zulezt angestellten Versuche war die Temperatur des Wassers
beinahe gleich.
Der Druk der Wassersaͤule, welche auf das kleinste der Loͤcher
druͤkte, betrug zwischen 600° und der Rothgluͤhhize oder
800°, weniger als 1 1/2 Zoll Wasser.
Wir schreiten nunmehr zu einem Berichte uͤber den mißlungenen Versuch, den die
Commission in Betreff des in der Frage erwaͤhnten Perkins'schen Versuches anstellte. Da naͤmlich dieser Versuch auf
die Anwendung des Sicherheitsventiles keinen Bezug zu haben schien, so hielten wir
es nicht fuͤr noͤthig die Kosten, welche der zu einem weiteren
Versuche noͤthige Apparat veranlaßt haben wuͤrde, daran zu wenden.
Der Versuch, welchen Perkins machte, und der in obiger
Frage erwaͤhnt ist, besteht darin, daß in einen der Perkins'schen Dampfgeneratoren, in welchem sich stark erhiztes Wasser mit
rothgluͤhendem Metalle in Beruͤhrung befand, eine Oeffnung gemacht
wurde, ohne daß weder Dampf noch Wasser daraus entwich; und daß, nachdem an
demselben Gefaͤße eine Roͤhre mit einem Sperrhahne befestigt worden
war, auch beim Oeffnen dieses Hahnes kein Dampf austrat. Um nun diesen Versuch in
der fraglichen Absicht zu wiederholen, naͤmlich um zu ermitteln, bei welcher
Groͤße der Oeffnung diese Erscheinung wirklich Statt findet, wurden in die
Seitenwaͤnde einer schmiedeisernen Queksilberflasche drei Oeffnungen von
1/16, 1/8, und 3/4 Zoll gemacht, und diese Oeffnungen dann mit kegelfoͤrmigen
Pfroͤpfen, welche mit Hebeln in Verbindung standen und mit diesen Hebeln aus
den Oeffnungen konnten, verschlossen. Die Stuͤzpunkte dieser. Hebel befanden
sich an dem bereits fruͤher erwaͤhnten schmiedeisernen Cylinder, in
welchen die Flasche auf solche Weise eingesezt wurde, daß dessen Achse mit der Achse
des Cylinders zusammenfiel. Unter die Flasche und den dieselbe umgebenden Cylinder
wurde ein irdener Ofen gebracht, so daß der Cylinder auf gußeisernen, von den
Waͤnden des Ofens getragenen Stangen, die Flasche hingegen auf einem auf den
Rost gelegten Steine ruhte. Der schmiedeiserne Cylinder sollte nicht bloß den
Stuͤzpunkt fuͤr die Hebel abgeben, sondern er sollte zugleich auch den
Experimentatoren bei allenfallsiger. Explosion Schuz gewaͤhren. Nachdem
dieser Apparat an einen abgelegenen Ort gebracht worden war, wurde die Flasche mit
Wasser gefuͤllt, und dann deren Hals mit einem Schraubenpfropfe, dem man
durch einige seitliche Hammerschlaͤge noch mehr Festigkeit gab, verschlossen.
Hierauf wurde ein Feuer in dem Ofen angemacht und auch der ganze, zwischen der
Flasche und dem schmiedeisernen Cylinder befindliche Raum so mit Brennmaterial
angefuͤllt, daß dieses eine 5 Zoll hohe Schichte uͤber dem Pfropfe der
Flasche bildete. An dem mit dem kleinsten Mopse in Verbindung stehenden Hebel wurde
ein Draht befestigt, der in den Bereich der Experimentatoren gefuͤhrt wurde.
Das Feuer brannte bald lebhaft auf, und man konnte bemerken, daß mit dem schwachen
Rauche, der von dem
Apparate emporstieg, eine geringe Quantitaͤt Dampf vermengt war. Gegen 20
Minuten nach dem Beginnen des Versuches schien das Austreten von Dampf zuzunehmen;
es ward ein erfolgloser und gewagter Versuch gemacht dasselbe zu
unterdruͤken; die Flasche sah dunkelroth gluͤhend aus, und da der
Dampf, der durch das unvollkommen schließende Schraubengewinde des Pfropfes
entwichen war, eine nur unbedeutende Menge Wasser verfluͤchtigt haben mochte,
so ward beschlossen, daß einer der drei Pfroͤpfe geoͤffnet werden
sollte, sobald die Flasche vollkommen zum Rothgluͤhen gekommen seyn
wuͤrde. Mittlerweile trat jedoch unter einem Knalle wie von einem stark
geladenen Zwoͤlfpfuͤnder eine aͤußerst heftige Explosion ein;
die Flasche wurde hoch in die Luft geschleudert, der eiserne Cylinder von seiner
Stelle geworfen, der Ofen zertruͤmmert und das Feuer weit umher geworfen. Bei
genauerer Untersuchung ergab sich, daß der eiserne Cylinder, der mit dem damit
verbundenen Apparate 61 3/4 Pfd. wog, vier Fuß weit von seinem Lager weggeworfen
wurde; daß die in die Flasche eingesezten Pfroͤpfe hart an der
aͤußeren Flaͤche der Flasche weggebrochen waren; daß der Boden der
Flasche in die Erde, welche in einer bedeutenden Streke herum durch die
weggeschleuderten Truͤmmer aufgerissen und naß war, eingeschlagen worden war,
und daß eine der Stangen, auf denen der Cylinder ruhte, 30 Fuß weit weggeworfen und
3 Zoll tief in den Boden eingesunken gefunden wurde. Den Koͤrper der Flasche
selbst fand man in einer Entfernung von 30 Yards 2 Fuß tief in den Boden
eingegraben.
Dieser Versuch bewies, daß Dampf, der aus sehr stark erhiztem Wasser entwikelt wird,
allerdings durch eine sehr kleine Oeffnung zu dringen im Stande ist; er zeigte,
obschon er allerdings in Hinsicht auf den Erfolg, der Statt findet, wenn man in ein
Gefaͤß, welches lediglich Wasser enthaͤlt, ein Loch macht, nichts
bewies, wenigstens die Wirkung, die dann, eintritt, wenn sich eine sehr geringe
Menge Dampf in dem Gefaͤße befindet; er bewaͤhrte die aus der Theorie
geschoͤpfte Folgerung, daß sich nur eine geringe Menge stark erhizten Wassers
in Dampf expandiren kann, wenn der Druk auf dasselbe ploͤzlich
aufhoͤrt; er zeigte, daß es gegen die Ansichten Vieler mit großen Gefahren
verbunden ist, Nasser selbst in solchen Gefaͤßen, in denen ihm sehr wenig
Raum zur Ausdehnung gestattet ist, bis auf einen sehr hohen Grad zu erhizen; er
beurkundete endlich, daß die Wiederholung dieser Versuche mit den groͤßten
Gefahren verbunden ist, ausgenommen man besizt Apparate, die den hoͤchsten
Grad von Druk auszuhalten im Stande sind.
Der schmiedeiserne Boden der Flasche war an den convexen Theil der Flasche geschweißt; die
Schweißung schien nur zum Theil schadhaft; der Boden mußte durch eine nach der Quere
wirkende Kraft abgerissen worden seyn, und diese Kraft konnte der Berechnung
gemaͤß nicht unter 10 Atmosphaͤren betragen haben.
X. Gibt es wirklich Faͤlle, in denen das mit einem
bestimmten Gewichte belastete Sicherheitsventil selbst dann noch unbeweglich
bleibt, wenn der eingeschlossene Dampf eine hoͤhere Spannkraft erlangt
hat, als sie nach der Berechnung zur Ueberwindung des Ventiles erforderlich
waͤre?
Wir wendeten zu verschiedenen Zeiten zwei derlei Ventile von gleichem Baue an. Sie
bestanden, wie Fig.
7 zeigt, aus sogenannten Scheibenventilen (disk-valves), deren Siz 0,515 Zoll im Durchmesser hatte, waͤhrend
die Ventile selbst 0,70 im Durchmesser maaßen. Die Stange r, an welcher die Scheibe p festgemacht wurde,
lief durch die halben Halsringe o, o', die ihr als
Fuͤhrer dienten. Auf das obere spize Ende dieser Stange druͤkte der
Hebel l, m, an welchem die Gewichte aufgehaͤngt
wurden. Als Stuͤzpunkt des Hebels diente eine Schneide, welche in einem
gewoͤlbten Ausschnitte in dem in den Kessel geschraubten Pfosten e ruhte. Der Apparat wurde, um die Reibung
gehoͤrig zu ermitteln, nach Versuchen graduirt. Nachdem sich naͤmlich
das Ventil, der Hebel etc. an Ort und Stelle befanden, wurde ein empfindlicher
Waagbalken f, f, der zu beiden Seiten der ihm als Achse
dienenden Schneide in Zolle und Zehntheile abgetheilt war, so gestellt, daß eine der
Eintheilungen senkrecht uͤber einem kleinen, in der Ventilstange angebrachten
Loche stand; an dieser Eintheilung wurde dann eine durch dieses Loch gezogene Schnur
h, h' befestigt. Hierauf wurde an dem
entgegengesezten Arme des Waagebalkens bei der Eintheilung k eine Waagschale ausgehaͤngt, und der Schnur sowohl als der Schale
durch Gewichte an dem Arme f, h das Gleichgewicht
gehalten. Nachdem die Schnur dann durch ein Gewicht, welches groͤßer war, als
die Schnur bei der Graduirung des Ventiles mit Wahrscheinlichkeit zu tragen hatte,
angespannt worden war, wurde der Balken horizontal gestellt, und hierauf die
Waagschale so lange mit Gewichten beschwert, bis die Schwere des Hebels, der Stange
und des Ventiles, so wie die Reibung dadurch uͤberwunden war, und bis das
Ventil von seinem Size emporstieg. Dieses Emporsteigen wurde an dem Ende des Hebels
l durch einen zu diesem Behufs angebrachten
aufrechten Staͤnder angedeutet. Zunaͤchst wurde nun ein entsprechendes
Gewicht in die Waagschale gelegt und jener Punkt an dem Hebelarme bestimmt, an
welchem ein kleines Gewicht das Gleichgewicht herstellte. Auf gleiche Weise wurden mehrere Punkte
bestimmt. Beim Graduiren des ersten Sicherheitsventiles betrug g, h 4,4 und g, k 11 Zoll,
so daß das bei h emporgehobene Gewicht 2 1/2 Mal das bei
k angehaͤngte Gewicht betrug. Das Gewicht des
Hebels etc. wog bei k 24 Unzen Troygewicht auf, und
betrug also bei h 24 × 2 1/2 = 60 Unzen oder 5
Pfd. Troy. Dieses Gewicht ruhte auf einer effektiven Oberflaͤche von 0,515
Zoll im Durchmesser oder von 0,232 Quadratzoll Flaͤchenraum; es kam demnach
einem Gewichte von 24,04 Pfd. Troy oder 19,78 Pfd. Avoirdup. auf den Quadratzoll
gleich: d.h. einem Druke von 1,35 Atmosphaͤren, indem 14,68 Pfd. 30 Zoll
Queksilber entsprechen.
Ein bei d in der Naͤhe des Endes des Hebels l, m aufgehaͤngtes Gewicht von 6 Unzen wurde von
56 an dem anderen Waagbalken bei k aufgehaͤngten
Unzen aufgewogen. Um nun hienach das Verhaͤltniß von d, m zu n, m zu bestimmen, bekamen wir
(56 × 2 1/2 – 60)/6 = 80/6 = 13 1/3, was so
ziemlich mit dem durch Messung erlangten Verhaͤltnisse
uͤbereinstimmte.
Bei dem Zeichen d erzeugten also 6 Unzen mit dem Gewichte
des Hebels etc. und mit Einschluß der Reibung einen Druk von 3,14
Atmosphaͤren; und das bei den Versuchen in Anwendung gebrachte Gewicht,
naͤmlich 9,369 Unzen Troy erzeugte, abgesehen von dem atmosphaͤrischen
Druke, einen Druk von 3,27 Atmosphaͤren.
Bei dem Zeichen c, welches wir bei den Versuchen das dritte nennen wollen, wogen 9 Unzen 56 bei k befindliche Unzen auf; und das Gewicht von 9,369 Unzen
erzeugte mit Einschluß des Gewichtes des Hebels etc. einen Druk von 2,63
Atmosphaͤren.
Bei dem Zeichen b, welches wir das zweite nennen wollen, wurden 12 Unzen durch 56 in k befindliche Unzen aufgewogen; und der durch 9,369 Unzen etc. erzeugte
Druk betrug also 2,31 Atmosphaͤren. Bei dem Zeichen a, dem ersten, wogen 15 Unzen 56 bei k angebrachte Unzen auf; und der von 9,369 Unzen etc.
ausgeuͤbte Druk belief sich auf 2,12 Atmosphaͤren.
Die mit diesen Ventilen angestellten Versuche werden zeigen, warum die Commission
hier die Daten, auf die sich die Graduirung gruͤndete, so ausfuͤhrlich
angibt.
Die auf das zweite Ventil bezuͤglichen Details lauten wie folgt. Die von der
Ventilstange auslaufende Schnur ward bei dem Zeichen 5 an dem Waagbalken, die
Waagschale hingegen bei dem Zeichen 10 an dem entgegengesezten Arme des Waagbalkens
befestigt. 29 1/2 Unze Troy bei 10 wogen dann das Gewicht des Hebels etc. bei 5 auf;
dieß Gewicht betrug also 59 Unzen Troy oder 4,04 Pfd. Avoirdup.
Der Druk auf eine Oberflaͤche von 0,515 Zoll im Durchmesser oder von 0,208
Quadratzoll Flaͤchenraum kam also einem Druke von 19,44 Pfd. auf den
Quadratzoll oder einem Druke von 1,32 Atmosphaͤren gleich. Auf dem lezten, in
der Naͤhe des Hebelendes befindlichen Zeichen wog ein Gewicht von 2 3/4 Unzen
49 Unzen, welche bei 10 an dem Waagbalken aufgehaͤngt worden sind, auf. Das
bei den Versuchen in Anwendung gebrachte Gewicht von 3,76 Unzen erzeugte demnach
zugleich mit dem Gewichte des Hebels etc. einen Druk von 2,52 Atmosphaͤren.
Bei dem zweiten Zeichen erzeugte dasselbe Gewicht mit dem Gewichte des Hebels etc.
einen Druk von 2,10 Atmosphaͤren.
Gewichte von 2,64 und von 5,28 Unzen wurden gleichfalls vorbereitet, um sie an dem in
der Naͤhe des Hebelendes befindlichen Zeichen anbringen zu koͤnnen;
das Gewicht von 3,76 Unzen war zu diesem Behufe mit Haken ausgestattet. Das kleinere
Gewicht erzeugte noch einen nachtraͤglichen Druk von 0,84, das
groͤßere hingegen einen von 1,68 Atmosphaͤren.
Die Commission waͤhlte, um die Leistungen des Sicherheitsventiles zu
pruͤfen, die ihrer Ansicht passendste Form dieser Ventile, naͤmlich
das Scheibenventil (disk valve). Eines dieser Ventile
ward an dem Kessel angebracht, und war bei verschiedenen Versuchen in
Thaͤtigkeit; es wurde gepruͤft, indem man es mit der Temperatur des
Wassers im Kessel und mit dem Dampfmanometer verglich, wenn lezterer in Anwendung
kam. Die Resultate waren um so schaͤzenswerther, als das eine der Ventile,
nachdem es bei den Versuchen mit stark erhiztem Dampfe beschaͤdigt worden
war, durch ein zweites neu zu graduirendes ersezt werden mußte. Die auf diese
Graduirung verwendete Sorgfalt sezte uns nicht nur in Stand, jenen Druk, bei welchem
sich das Ventil oͤffnete, wenn es bei verschiedenen Versuchen auf gleiche Art
belastet wurde, zu vergleichen; sondern wir konnten den nach der Berechnung sich
ergebenden Druk auch mit dem wirklichen Druke, bei welchem das Ventil den Dampf frei
entweichen ließ, vergleichen. Es konnte demnach keine Adhaͤsion von irgend
ungewoͤhnlicher Art unbemerkt voruͤbergehen. Die Ventile wurden in
gutem arbeitendem Zustande erhalten; es wurde außerordentliche Sorgfalt auf sie
verwendet; und die durch mehr dann zwei Jahre laufenden Versuche wurden
unregelmaͤßig fortgesezt: die Probe war daher eben so streng, wo nicht noch
strenger, wie jene an einem wirklich arbeitenden Apparate. Folgende Tabellen
enthalten die Resultate der Versuche und der Vergleichungen, welche noͤthig
waren, um einen vollkommenen Begriff von der Sache zu geben.
Die erste Columne der ersten Tabelle gibt die beobachteten Temperaturen des Dampfes; die zweite den
diesen Temperaturen entsprechenden Druk, und die dritte die Beschwerung des
Ventiles. Die zweite Tabelle, die eigentlich ein Auszug der ersteren ist,
enthaͤlt den mittleren, den staͤrksten und den schwaͤchsten
Druk mit der Differenz zwischen beiden; in den beiden lezten Columnen zeigt sie auch
den Druk, bei welchem sich das Ventil der Berechnung gemaͤß haͤtte
oͤffnen sollen, so wie auch das Verhaͤltniß des berechneten Drukes zu
dem Mittel des wirklichen Drukes.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 62, S. 92
Beobachtete Temperatur;
Entsprechender Druk; Stellung des Gewichtes; Das Ventil unbelastet, ausgenommen
durch das Gewicht des Hebels etc.; Das Gewicht auf dem Zeichen
Tabelle II.
Textabbildung Bd. 62, S. 92
Gewicht; Mittlerer Druk;
Hoͤchster Druk; Mindester Druk; Differenz; Berechneter Druk;
Verhaͤltniß des berechneten zu dem beobachten Druke; Ohne Gewicht; Auf
dem ersten Zeichen; Auf dem zweiten Zeichen; Auf dem dritten Zeichen; Auf dem
lezten Zeichen
Aus diesen Tabellen geht hervor, daß dieses Ventil so gute Dienste leistete, daß die
groͤßte Differenz im Druke zwischen dem beobachteten Maximum und Minimum bei
irgend einer Stellung des Gewichtes 0,6 Atmosphaͤre betrug. Waͤhrend
demnach mit einem derlei Ventile keine vollkommen genaue Ermittelung des Dampfdrukes
erzielt werden kann,
leistet dasselbe, so weit dieß aus diesen Resultaten hervorgeht, doch den
Anforderungen der Praxis Genuͤge. Was das Verhaͤltniß des Mittels des
beobachteten zu dem berechneten Druke betrifft, so wechselt dasselbe von 0,98 bis
1,11; das Mittel ist also 1 zu 1,034: ein Verhaͤltniß, woraus bei
hoͤheren Graden von Druk sehr merkliche Differenzen zwischen dem berechneten
und dem beobachteten Druke erwachsen wuͤrden.
Hr. Garnier gab im achten Bande der Annales des Mines die Resultate der Vergleichungen, welche er zwischen
jenen Sicherheitsventilen, die bedeutend uͤber den Ventilsiz hinausragend,
und solchen, an denen dieß nur in geringem Grade der Fall ist, anstellte, und welche
alle Beachtung verdienen. Er fand, daß sich ein Ventil, dessen Scheibe um 0,4 Zoll
uͤber die Oeffnung seines Sizes hinausragte, bei einem Druke oͤffnete,
der bloß 2/3 des von dem Queksilber-Manometer angedeuteten Drukes betrug; und daß in
einem anderen Falle die Entfernung von dem Stuͤzpunkte, in welche das Gewicht
an dem Ventilhebel gebracht werden mußte, bei einem Druke von 4 Atmosphaͤren
so groß war wie jene, die einem Druke von 5 Atmosphaͤren entspricht, wenn der
Druk der Luft auf den oberen Theil des Ventiles in Anschlag gebracht wild. Mit einer
Scheibe, die nur um 0,02 Zoll hinausragte, war dagegen das Verhaͤltniß des
berechneten zu dem beobachteten Druke wie 1,06 zu 1.
Aus den oben angefuͤhrten Versuchen mit einer Scheibe, welche um 0,1 Zoll
uͤber den Ventilsiz hinausragt, ergibt sich ein geringeres Verhaͤltniß
als das von Garnier angedeutete ist; sie zeigen aber
uͤberdieß auch, daß die Erscheinungen nicht constant sind, indem die
einzelnen Versuche mehr von einander abweichen, als das Mittel von dem berechneten
Resultate. Hr. Garnier schreibt die von ihm beobachtete
und entwikelte Thatsache einer Unvollkommenheit in der Beruͤhrung zwischen
der Scheibe und ihrem Size zu; unsere Beobachtungen scheinen diese Ansicht zu
bestaͤrken. Uebrigens erklaͤrt sich der Mangel an vollkommener
Gleichheit des Drukes, bei welchem sich das Ventil unter scheinbar ganz gleichen
Umstaͤnden oͤffnet, hinreichend durch die Verschiedenheit der Stellung
der Scheibe, durch den verschiedenen Zustand der Oberflaͤchen, und durch das
Dazwischentreten kleiner Schmuztheilchen. Weitere Aufschluͤsse in dieser
Hinsicht werden jene Resultate geben, die mit dem zweiten Ventile, welches in
Hinsicht auf Form, Dimensionen und Art der Graduirung mit dem ersteren
uͤbereinstimmte, erzielt wurden. In folgender Tabelle sind die beobachteten
Temperaturen und Druke, bei denen sich das Ventil unter den angegebenen
Umstaͤnden oͤffnete, zusammengestellt; eben so ersieht man daraus den
mittleren, den hoͤchsten und den niedrigsten Druk, die Differenz, den
berechneten Druk und das Verhaͤltniß des mittleren Drukes zu dem berechneten
Druke.
Tabelle III.
Textabbildung Bd. 62, S. 94
Beobachtete Temperatur;
Entsprechender Druk; Mittlerer Druk; Hoͤchster Druk; Niedrigster Druk;
Differenz; Berechneter Druk; Verhaͤltniß des berechneten zum mittleren
Druk; Bemerkungen; Ventil gehoben. Keine Beschwerung; Erschwertes Auslassen. Ein
Gewicht am zweiten Zeichen; Ventil nicht vollkommen gehoben; Gewicht am Ende;
Ein Gewicht mehr; Freies Auslassen; Zwei Gewichte mehr; Drei Gewichte mehr; Vier
Gewichte mehr; Fuͤnf Gewichte mehr; Vier aufgezeichnete, wahrscheinlich
aber 5 Gewichte; Sechs Gewichte mehr, und Unzen Troy
Die bei diesen Versuchen angewendeten Gewichte wurden am Schlusse verificirt und
richtig befunden. Das Verhaͤltniß des berechneten zum beobachteten Druke
steigt anfangs und nimmt dann wieder ab, woraus sich ergibt, daß die Resultate
keiner Unrichtigkeit in der angewendeten Gewichtseinheit zugeschrieben werden
koͤnnen. Es laͤßt sich dieß auch nicht durch einen Fehler in der
Messung des Ventilsizes erklaͤren, da bei den niedrigeren Graden von Druk,
bei denen das Verhaͤltniß der Einheit weit naͤher kommt, als dieß bei
den hoͤheren Graden der Fall ist, ein naͤheres Zusammentreffen Statt
findet.
Dieß Ventil ward waͤhrend der Versuche zwei Mal eingerieben; daß es jedoch
dessen ungeachtet nicht vollkommen mit dem Size in Beruͤhrung stand, ergibt
sich aus dem mehrfach beobachteten Auslassen desselben vor dem Emporsteigen des
Ventiles. Dieses Auslassen bei hohen Temperaturen wurde sehr bemerkbar, und nahm von
dem Augenblik seines ersten Erscheinens bis zu dem Augenblik, in welchem sich das
Ventil oͤffnete, sehr rasch zu.
Das mittlere Verhaͤltniß des berechneten zum beobachteten Druk ist wie 1,10 zu
1; nimmt man jedoch zur Vergleichung mit dem ersten Ventile die fuͤr dieses
berechnete Differenz in den Drukgraden, so wirft sich's wie 1,04 zu 1 heraus, so daß
die Differenz von dem fuͤr das erste Ventil erhaltenen Verhaͤltnisse
nur unbedeutend ist.
Dieser Fehler der Sicherheitsventile, wegen dessen sie beim Probiren der Kessel auch
nicht wohl zur Bestimmung des Drukes benuzt werden koͤnnen, waͤchst in
dem Maaße als der Druk groͤßer wird, und kann auch unvollstaͤndige
Pruͤfungen durch die Drukpumpe oder durch die hydraulische Presse
veranlassen.
Alle diese Versuche zeigen, daß auch bei dem zweiten Ventile, bei welchem die
Differenz des Drukes, der unter gleichen Umstaͤnden ein Oeffnen und ein
Auslassen des Ventiles bewirkte, maͤßig war, keine Adhaͤsion von
irgend ungeeigneter Art Statt fand. Uebrigens darf nicht vergessen werden, daß sich
alle diese Versuche lediglich auf die Scheibenventile und nicht zugleich auch auf
die Kegelventile beziehen.
XI. Bestimmung der Wirkung der
Bodensaͤze durch directe Versuche.
Die Commission war so gluͤklich in dieser Hinsicht einen Bericht uͤber
die Resultate zu erhalten, die sich auf den Dampfbooten der westlichen
Gewaͤsser der Vereinigten Staaten in großem Maaßstabe ergaben. Es geht
hieraus hervor:
1) daß sich an besonderen Theilen der Kessel Bodensaͤze bilden, die aus kohlensaurem Kalke und
anderen Salzen bestehen, die Uebertragung der Waͤrme an das Wasser
verhindern, und bei niederem Wasserstande so hart wie Bakstein werden.Man sehe hieruͤber W. Littlefield, Matthew
Robison, G. W. Benton, L. Hebert, Th. W. Bakewell, Th. I. Haldermann und S. H. Long im Journal of the Franklin Institute, Bd. VIII, S.
310, S. 311, S. 314, S. 379, S. 386, S. 244 und Bd. IX. S. 28. A. d. O.
2) Daß diese Ansammlungen eine uͤbermaͤßige Erhizung des Kesselbodens
und ein Abblaͤttern von Metalloxyd, wodurch die Kesselwaͤnde
allmaͤhlich duͤnner werden, oder auch eine solche Erhizung des
Metalles erzeugen koͤnnen, daß es schon bei dem gewoͤhnlichen Druk des
Dampfes nachgibt und endlich berstet; daß diese Ansammlungen also allmaͤhlich
oder ploͤzlich zu einer Schwaͤchung des Kessels und zur Entleerung
seines Inhaltes fuͤhren.
Die Commission hat auch solche Ansammlungen, die sich bei Anwendung von hartem
Quellwasser erzeugten, untersucht, und gefunden, daß diese hauptsaͤchlich aus
kohlensaurem Kalk und Eisen mit Eisenoxyd und anderen in dem Wasser enthaltenen
erdigen Salzen bestanden. Sie bilden, wenn sie nicht innerhalb kurzer Zwischenzeiten
entfernt werden, bei der gewoͤhnlichen Benuzung der Kessel und ohne
Ueberhizung derselben auf deren Boden Krusten von solcher Haͤrte, daß sie nur
mit dem Meißel beseitigt werden koͤnnen. Sie bedingen, da sie den Uebergang
der Hize in das Innere des Kessels erschweren, einen betraͤchtlichen Verlust
an Brennmaterial, sezen den Kesselboden der Ueberhizung aus, und zerstoͤren
also den Kessel selbst durch starke Abnuͤzung, wo nicht ploͤzlich
durch Veranlassung von Explosionen. Die Beschaffenheit dieser Ansammlungen und die
Geschwindigkeit, mit der sie sich erzeugen, wechselt natuͤrlich je nach der
Beschaffenheit des zur Speisung des Kessels verwendeten Wassers.
XII. Von der Spannkraft (elastic force
) des Dampfes bei den Drukgraden, unter denen er
arbeitet.
Die Commission glaubte den Apparat, welcher zu anderen Versuchen noͤthig war,
am besten zu benuzen, wenn sie auch die Spannkraft des Dampfes bei verschiedenen
Temperaturen zu bestimmen suchte. Sie verwendete daher große Sorgfalt auf die
Graduirung des Manometers, auf die Regulirung der Temperatur seiner Theile etc., auf
die Vergleichung der Thermometer, auf die Erhaltung der Scalen auf beilaͤufig
gleicher Temperatur etc. Bei der geringen Groͤße des Kessels, und den
mehrfachen Oeffnungen, welche zum Behufe verschiedener Versuche in demselben
angebracht werden mußten, waren bedeutende Grade von Druk nicht wohl erreichbar;
allein die Abweichungen, welche selbst bei den arbeitenden Drukgraden in den verschiedenen Tabellen der
Spannkraft des Dampfes bemerkbar sind, erheischten, daß diese Versuche so weit
getrieben wurden, als es ohne materielle Veraͤnderungen moͤglich
waͤre. Es gelang auch wirklich ohne große Schwierigkeiten einen Druk von 10
Atmosphaͤren zu erreichen, einen Druk, der nur um einen Grad niedriger ist,
als der beruͤhmte arbeitende Druk unserer Hochdrukdampfmaschinen, und der,
wie es die Versuche uͤber die Sicherheitsventile wahrscheinlich machen, dem
wahren arbeitenden Druke sehr nahe kommt.
Eine Reihe der Resultate, welche sich bei den uͤber die schmelzbaren Platten
angestellten Versuchen ergaben, ist unten in einer tabellarischen Zusammenstellung
enthalten.
Die Tabelle gibt die an dem im Wasser befindlichen Thermometer beobachtete
Temperatur, fuͤr den Fehler in der Graduirung corrigirt; die Temperatur der
Thermometerscala, aus welcher erhellt, daß keine zu bedeutenden Schwankungen in
dieser gestattet wurden; die beobachtete Hoͤhe des Queksilbers im Manometer
auf das Mittel reducirt; die Temperatur der Luft im Manometer; deren Volumen bei der
Beobachtung; dieses Volumen auf 48° F., als auf die Temperatur der Graduirung
des Manometers, bei der die einer Atmosphaͤre entsprechende
Queksilbersaͤule beinahe 30 Zoll betraͤgt, reducirt; die
Elasticitaͤt der comprimirten Luft in Queksilberzollen; die wegen des Fallens
im Behaͤlter noͤthige Correction der Hoͤhe der
Queksilbersaͤule; die hienach corrigirte Hoͤhe; die Hoͤhe nach
Abzug der beinahe constanten Zahl fuͤr die Wassersaͤule zwischen dem
Niveau der Dampfroͤhre und dem Behaͤlter des Manometers; die
Gesammt-Elasticitaͤt in Queksilberzollen; die Elasticitaͤt in
Atmosphaͤren. Die erste Zahl in der Tabelle wurde bloß deßhalb in dieselbe
gesezt, um gewisse fuͤr die folgende Berechnung noͤthige Daten zu
haben; sie gibt die Hoͤhe des Queksilbers im Manometer vor dem Beginne der
Beobachtungen nach erfolgter Correction fuͤr den Barometerstand.
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 62, S. 98
Mittel aus 4 Beobachtungen.
Mittel aus 2 Beobachtungen.
Mittel aus 2 Beobachtungen.
Temperatur der Dampfes; Temperatur
der Thermometerscala; Hoͤhe des Luftmanometers; Volumen der Luft bei der
beobachteten Temperatur; Volumen der Luft bei 48°F.; Elasticitaͤt
der Luft in Quecksilberzollen; 0,01 Hoͤhe des Manometers;
Totalelasticitaͤt in Queksilberzollen; Spann- oder
Elasticitaͤtskraft in Atmosphaͤren
Eine nach diesen Beobachtungen gezogene Curve, an der die Ordinaten die Drukgrade und
die Abscissen die Temperaturen vorstellen, ist ganz regelmaͤßig, bis die
einem Druke von 8 Atmosphaͤren entsprechende Temperatur erreicht ist, wo sie
dann ploͤzlich steigt. Diese Erscheinung erklaͤrte sich durch
Untersuchung des Manometers; denn es zeigte sich, daß der Kitt, womit die
Glasroͤhre an ihrem Ringe befestigt war; erweicht wurde und daher die
Roͤhre emporsteigen ließ. Diesem Fehler wurde abgeholfen und einer Wiederkehr
desselben fuͤr die Zukunft vorgebeugt. Wir beschlossen dann die ganze Reihe
von Versuchen zu wiederholen, und sie so weit zu treiben, als es fuͤglich
geschehen konnte, um wo moͤglich auch die arbeitenden Drukgrade der
amerikanischen Maschinen zu umfassen. Die hiebei erzielten Resultate gibt folgende
Tabelle, die wie die vorhergehende eingerichtet ist, und welche sich bis auf einen
Druk von 9,91 Atmosphaͤren und bis auf eine Temperatur von 352° F.
erstrekt.
Tabelle II.
Textabbildung Bd. 62, S. 99
Temperatur der Dampfes; Temperatur
der Thermometerscala; Hoͤhe des Queksilbers im Luftmanometer; Temperatur
der Luft im Manometer; Volumen der Luft bei der beobachteten Temperatur; Volumen
der Luft bei 48°F.; Elasticitaͤt der Luft in Quecksilberzollen;
0,01 Hoͤhe des Manometers; Totalelasticitaͤt in Queksilberzollen;
Spann- oder Elasticitaͤtskraft in Atmosphaͤren
Es wurde sorgfaͤltig darauf geachtet, daß die Elasticitaͤten nicht zu
rasch stiegen; die lezteren Zahlen wurden dadurch verificirt, daß wir die Temperatur
eine betraͤchtliche Zeit hindurch auf gleicher Hoͤhe erhielten. Umgeht
man die bei 329 3/4° angestellte Beobachtung, welche offenbar irrig
aufgezeichnet ist, so erhaͤlt man nach ihnen eine ziemlich
regelmaͤßige Curve.
Um diesen Resultaten noch mehr Gewicht zu geben, haben wir in nachfolgender Tabelle
Nr. III. auch noch jene Beobachtungen zusammengestellt, die im Laufe anderer von der
Commission angestellter Versuche gemacht wurden. Die lezte dieser Tabelle
angefuͤgte Columne gibt die Zahl der Beobachtungen an, aus denen das Resultat
gezogen ist. Diese Tabelle sezt uns in Stand bis auf 1,43 Atmosphaͤren
herabzugehen, und stimmt, in so weit sie gemeinschaftlich laufen, mit den beiden
fruͤheren uͤberein.
Tabelle III.
Textabbildung Bd. 62, S. 100
Temperatur der Dampfes; Temperatur
der Thermometerscala; Hoͤhe des Queksilbers im Luftmanometer; Temperatur
der Luft im Manometer; Volumen der Luft bei der beobachteten Temperatur; Volumen
der Luft bei 48°F.; Elasticitaͤt der Luft in Quecksilberzollen;
0,01 Hoͤhe des Manometers; Totalelasticitaͤt in Queksilberzollen;
Spann- oder Elasticitaͤtskraft in Queksilberzollen; Zahl der
Beobachtungen
Eine Curve, die nach folgender, als das Mittel der vorhergehenden Tabellen zu
betrachtender Tabelle gezogen waͤre, wuͤrde, wenn man von einer
Beobachtung in der ersten und einer anderen in der zweiten Tabelle Umgang
naͤhme, an keinem Theil um mehr dann 1/10 Atmosphaͤre von den
Beobachtungen abweichen, indem die Drukgrade im Allgemeinen um weniger dann 1/10
Atmosphaͤre von dem beobachteten Druke abweichen.
Tabelle der Spannkraft des Dampfes von einer bis zu zehn
Atmosphaͤren.
Textabbildung Bd. 62, S. 100
Druk; Beobachtete Temperatur
Um unsere Resultate mit jenen der Commission der franzoͤsischen Akademie zu
vergleichen, haben wir in Fig. 1 mit voller Linie
eine Curve nach obiger Tabelle und eine andere, in punktirter Linie nach jenen der
30 Beobachtungen gezogen, welche die Akademie aus den unter 10 Atmosphaͤren
Druk angestellten Versuchen auswaͤhlte. Die nach unseren Beobachtungen
verzeichnete Curve verlaͤuft bei niederen Graden von Druk naͤher an
der Linie AB, als jene der franzoͤsischen
Akademie; bei mittlerem Druke faͤllt sie dagegen mit ihr zusammen, um sie
dann zu durchschneiden und sich bei 10 Atmosphaͤren um 5 Grade davon zu
entfernen, was bei 352 1/2° F. 0,65 einer Atmosphaͤre
betraͤgt.
Diese hier angegebene Differenz ist zu bedeutend, als daß sie auf Rechnung eines
Fehlers an dem Apparate oder eines Irrthumes bei der Beobachtung geschrieben werden
koͤnnte, wir unterwarfen daher unsere Resultate einer um so genaueren
Pruͤfung, als wir eine so gewichtige Autoritaͤt gegen uns hatten. Die
auf die Graduirung des Manometers verwendete Sorgfalt schien allen Irrthum von
dieser Seite auszuschließen; der obere Theil der Scala war bis auf 0,05 Zoll
abgetheilt, und konnte leicht bis zu einer um die Haͤlfte geringeren Distanz
abgelassen werden, was bei dem hoͤchsten von uns erreichten Druk nur gegen
0,1 einer Atmosphaͤre ausmacht. Eine specifische Correction fuͤr die
Capillaritaͤt wurde ermittelt und in Anwendung gebracht. In der Methode die
Luft zu troknen wichen wir etwas von dem gewoͤhnlich gebraͤuchlichen
Verfahren ab; und obwohl wir allen Grund hatten in diese Methode alles Vertrauen zu
sezen, so untersuchten wir doch, welche Wirkung hervorgehen wuͤrde, wenn die
Luft mit Feuchtigkeit gesaͤttigt waͤre. Neuere Versuche uͤber
den Durchgang von Gasen aus und in Gefaͤße, welche sich uͤber
Queksilber befinden, und Beobachtungen, welche hiemit in Verbindung stehen,
rechtfertigen uͤberdieß die Vermuthung, daß trokene, in einem
glaͤsernen Gefaͤße uͤber Queksilber, dessen Oberflaͤche
mit Wasser bedekt ist, stehende Luft mit Dampf geschwaͤngert werden kann. Wir
haben den Irrthum, der hieraus erwachsen koͤnnte, fuͤr die
hoͤchsten und niedrigsten Resultate der Tabelle II. berechnet.Wenn v das Volumen der feuchten und v' jenes der ihr entsprechenden trokenen Luft
ist; wenn e die Elasticitaͤt der durch
die Feuchtigkeit ausgedehnten und e' jene der
trokenen Luft ist, welche in Hinsicht auf Elasticitaͤtskraft dem
Gemenge gleichkommt; und wenn t die Spannung des
Dampfes in der Luft ist, so werden sich, indem das Volumen der Luft durch
das Vorhandenseyn von Feuchtigkeit vermehrt wird, die Elasticitaͤten
umgekehrt wie die Raumtheile verhalten.D.h. e : e' = v' : v, wornach v = ev/e',da aber e = e' – t, so
ist v' = v –
vt/e'.Diese Gleichung ist bei jedem Druke richtig, wenn wir den Raum, der
urspruͤnglich mit Feuchtigkeit gesaͤttigt werden soll,
voraussezen; denn so wie der Raum kleiner wird, wird ein Theil des Dampfes
in Wasser verwandelt. Der Werth fuͤr e' kann fuͤr jeden Fall aus der Tabelle entnommen werden.
Einige Beispiele werden dieß zeigen.Nach der ersten Linie der Tabelle Nr. II ist v =
7,695 und e' = 25,67; nach Dalton's Versuchen ist t 48°
entsprechend 0,35 Zoll. Mithin istv' = 7,695 – (7,695 × 0,35)/25,67
oder v' = 7,495.Fuͤr 248 1/4° gibt die Tabelle Nr. II v'= 4,32, e' = 46,19, und die
Temperatur 53°, wonach t = 0,41 und v' = 4,28 bei 53°, und wonach die
Elasticitaͤtskraͤft des Dampfes 1,94 Atmosphaͤren.Auf gleiche Weise ist fuͤr 352° v'
= 0,732 bei 58°; und das erste Resultat fuͤr v, jenes fuͤr 48°, welches 7,495
Volumen gibt, macht den entsprechenden Druk 9,78. Diese Zahl weicht bloß um
0,13 einer Atmosphaͤre von jener in der Tabelle ab. A. d. O. und hienach gefunden, daß
fuͤr 248 1/4° die Spannung
des Dampfes
1,96 anstatt 1,97 und
fuͤr 352
9,78 anstatt 9,91 betraͤgt,
wonach sich also die Differenz bei den in der Tabelle Nr. II
gegebenen Zahlen auf 0,01 und 0,13 belaͤuft.
Da diese Annahme hienach nicht wohl geeignet war das Nichtuͤbereinstimmen
unserer Resultate mit jenen der franzoͤsischen Akademie zu erklaͤren,
sondern vielmehr bis auf einen gewissen Grad fuͤr willkuͤrlich
gehalten werden mußte, so verglichen wir nunmehr zunaͤchst die von den
Sicherheitsventilen erzielten Resultate. Diese Ventile, welche von dem Manometer
unabhaͤngig graduirt worden waren, gaben, wie bereits gesagt worden ist,
Drukgrade, welche um 4 und 10 Proc. hoͤher waren, als jene, die der Manometer
andeutete. Diese unabhaͤngigen, durch Versuche erlangten Daten gaben uns
einen Beweis mehr, daß unsere Resultate wahrscheinlich nicht zu hoch sind.
Die Spann- oder Elasticitaͤtskraft des Dampfes betreffende Frage wurde bereits
mehrfach und mit sehr verschiedenem Erfolge untersucht. Wir glaubten daher, den
gegenwaͤrtigen Stand unseres Wissens dadurch anschaulich machen zu
muͤssen, daß wir die vorzuͤglichsten dieser Versuche, in so fern sie
bei hoͤheren Temperaturen, als bei 212° F. vorgenommen wurden, mit den
unserigen verglichen. Die erste der folgenden Tabellen enthaͤlt in dieser
Beziehung eine Zusammenstellung unserer Versuche mit jenen der HH. Robison
Aus Robison's
Mechan. Philosophy. Vol. II., Ure
Aus den Philosophical Transactions fuͤr
1818. und Taylor.Aus dem Philosophical Magazine. Vol. IX. Die beiden erstgenannten Physiker bedienten sich bei ihren Versuchen eines
offenen Queksilbermanometers, und die Thermometer waren dem Druke des Dampfes
ausgesezt. Dieser leztere Umstand mochte dahin abzielen, die beobachtete Temperatur
etwas zu hoch und den beobachteten Druk im Verhaͤltnisse zur Temperatur etwas
zu niedrig zu stellen.
Elasticitaͤtskraft des Dampfes in Atmosphaͤren.
Textabbildung Bd. 62, S. 103
Temperatur des Dampfes in
Fahrenheit; Graden; Commission des Franklin Institutes; Professor Robison;
Differenz; Dr. Ure; Hr. Taylor
Wir haben hier die Watt'schen Versuche umgangen, indem Watt selbst deren Genauigkeit bezweifelte und sich auf
die Versuche des Hrn. Southern, die in der
naͤchsten Tabelle gegeben werden sollen, bezieht.
Die Resultate der Commission fallen saͤmmtlich unter jene Robison's, wobei die beiden Extreme – 0,14 und
– 0,40 einer Atmosphaͤre betragen; sie naͤhern sich mehr den
Versuchen des Dr. Ure, indem sich hier die beiden
Extreme der Differenz auf – 0,06 und + 0,12 belaufen; noch mehr stimmen sie
jedoch mit jenen Taylor's uͤberein, die sie im
Allgemeinen um ein Geringes uͤbersteigen. Die einem Druke von 6
Atmosphaͤren entsprechende Temperatur betraͤgt nach unserer Tabelle
315 1/2°, nach jener Taylor's 320°, und
nach jener der franzoͤsischen Commission 320,4°, wonach also die
beiden lezteren ziemlich genau zusammenstimmen.
In folgender Tabelle sind unsere Versuche mit jenen des Hrn. Southern, des Hrn. Prof. Arzberger in Wien und
der Commission der Pariser Akademie verglichen. Ersterer maaß die verschiedenen
Grade von Druk mittelst eines Kolbenventiles, welches zum Theil durch einen
Queksilbermanometer controlirt worden seyn soll; der zweite bestimmte sie mittelst
eines staͤhlernen Kugelventiles; die dritte endlich wendete einen
geschlossenen, Luft enthaltenden Manometer an. Die Zahlen der von dieser lezteren
angegebenen Resultate sind von einer empyrischen Formel, welche die Versuche so
ziemlich genau repraͤsentiren soll, abgeleitet.
Textabbildung Bd. 62, S. 104
Druk im Atmosphaͤren; Nach
den Versuchen der Commission des Franklin Institutes; Nach Hr. Southern;
Differenz; Nach Prof. Arzberger; Nach der Commission der franzoͤsischen
Akademie
1,97 Atmosphaͤren.
2,96 Atmosphaͤren. A. d. O.
Nach allen diesen Vergleichungen scheint es, daß die von uns fuͤr bestimmte
Temperaturen angegebenen Grade von Druk von 1 bis zu 3 1/2 Atmosphaͤren
niedriger stehen als jene des Hrn. Prof. Robison; daß sie
von 1 bis zu 5 1/2 Atmosphaͤren gleichfalls niedriger stehen als jene des
Hrn. Dr. Ure mit Ausnahme des hoͤchsten Drukes,
der jedoch nur um wenig abwich; daß sie von 1 bis zu 2 3/4 Atmosphaͤren jenen
des Hrn. Taylor beinahe gleichkommen, waͤhrend sie
von 2 3/4 bis zu 6 Atmosphaͤren hoͤher stehen als diese, und daß sie
hoͤher als jene des Hrn. Southern, noch viel
hoͤher als jene des Hrn. Arzberger, und eben so
hoͤher als jene der Pariser Commission stehen.
Die von uns fuͤr einen Druk von 8 Atmosphaͤren angegebene Temperatur
weicht beilaͤufig um drei Grade von jener ab, welche Christian fuͤr 7,8 Atmosphaͤren festsezte, naͤmlich
von 337° F.
Die empyrische Formel, welche nach der Pariser Commission daß Verhaͤltniß
zwischen dem Druke und der Temperatur des Dampfes ausdruͤkt, ist e = (a + nt)⁵, wobei e
die Elasticitaͤts- oder Spannkraft des Dampfes, t
die Temperatur und a und n
zwei constante Zahlen sind, welche gleich 5 durch Beobachtung bestimmt werden.
Tredgold hat fruͤher eine dieser aͤhnliche
Formel gegeben, welche mit den besten, ihm zur Einsicht dienenden Versuchen
uͤbereinstimmte, und welche auch bereits mit unseren Resultaten verglichen
wurde. Von dieser Formel bemerkt die Pariser Commission, daß die Zahlen, die sie
gibt, fuͤr die niedere Temperatur besser mit ihren Versuchen
uͤbereinstimmen, als die aus ihrer eigenen Formel berechneten Zahlen.
Abgesehen von den Differenzen, welche an bei den Formeln zwischen den numerischen Coëfficienten
Statt finden, hat die Tredgold'sche Formel auch die Zahl
6 anstatt der Zahl 5 als Zaͤhler; d.h. mit anderen Worten: die
Elasticitaͤt waͤchst rascher mit der Temperatur, als dieß nach der
Formel der franzoͤsischen Commission der Fall ist.
Mit diesem Geseze treffen nun auch unsere Versuche zusammen, indem der Zaͤhler
6 weit besser auf deren Resultate paßt als der Zaͤhler 5. Die von uns zur
Bezeichnung unserer Resultate angenommene empyrische Formel ist daher:
e = (0,00333 t +
1)⁶
worin e die Elasticitaͤt
des Dampfes in Atmosphaͤren, und t der
Temperaturuͤberschuß uͤber dem Siedepunkte des Wassers in Fahrenheit'schen Graden ist.
Diese Formel stimmt bei den hoͤheren Graden von Druk ziemlich gut mit unseren
Versuchen uͤberein; bei anderen Graden von Druk fallen ihre Angaben bisweilen
etwas uͤber, bisweilen unter dieselben. Dieß ergibt sich, wenn man die Werthe
fuͤr t
Die Formel gibt t = (e⅙ – 1)/0,00333 oderLog. t = log. (e⅙ – 1) – log. 0,00333. A. d. R. fuͤr die verschiedenen Grade von Druk, welche oben in der Tabelle der
Spannkraft des Dampfes von 1 bis zu 10 Atmosphaͤren erwaͤhnt wurden,
berechnet; und wenn man dieselben mit den durch Versuche ermittelten Zahlen
vergleicht. Folgende Tabelle zeigt dieß augenscheinlich.
Vergleich der nach der Formel berechneten Temperatur mit der
bei den Versuchen beobachteten.
Textabbildung Bd. 62, S. 105
Spann- oder
Elasticitaͤtskraft; Berechnete Temperatur; Beobachtete Temperatur;
Differenz
Aus dieser Vergleichung stellt sich hieraus, daß bei den niedrigeren Temperaturen die
von der Formel angegebenen Temperaturen zu rasch steigen, waͤhrend von 4 bis
zu 10 Atmosphaͤren hinauf die zwischen den berechneten und den mittleren
Temperaturen bestehenden Differenzen weniger als 1 1/2° F. betragen. Die Differenzen sind bald
positiv, bald negativ, was fuͤr die Richtigkeit, mit der die Formel das Gesez
der Zunahme der Elasticitaͤt bei gewissen Temperaturen andeutet, spricht.
Die Commission schließt mit der Bemerkung, daß, wenn auch die Differenzen zwischen
den Resultaten einzelner Beobachter groͤßer sind, als sie bei dem
gegenwaͤrtigen Stande der Wissenschaft seyn sollten, man doch das
Verhaͤltniß zwischen der Temperatur und dem Druke des Dampfes fuͤr
hinreichend hergestellt und begruͤndet halten kann, und zwar selbst bei
solchen Graden von Druk, die die gewoͤhnlich angewandten Drukgrade
uͤbersteigen.Die Commission, deren Arbeiten und Resultate in obigem Berichte dargelegt
sind, bestand unter dem Vorsize des Hrn. Prof. Alex. D. Baihe aus den HH. Robert Hare, M. D., S. V. Merrick, W. H. Keating, Is. Lukens, Jam. I. Rush, Jam. Ronaldson,
Freder. Graff, R. M. Patterson, M. D., I. K. Mitchell, M. D.,
Benj. Reeves, George Fox, T. P. Joxes, M. D., W. R. Johnson,
M. W. Baldwin, Jam. P. Espy, George Merrick.