Titel: | Verbesserungen an den Dampfkesseln, wodurch das Bersten derselben durch übermäßigen inneren und das Einsinken durch übermäßigen äußeren Druk verhütet wird, und worauf sich John Cooper Douglas Esq., von Great Ormond Street in der Grafschaft Middlesex, am 19. November 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XLVIII., S. 267 |
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XLVIII.
Verbesserungen an den Dampfkesseln, wodurch das
Bersten derselben durch uͤbermaͤßigen inneren und das Einsinken durch
uͤbermaͤßigen aͤußeren Druk verhuͤtet wird, und worauf sich
John Cooper Douglas
Esq., von Great Ormond Street in der Grafschaft Middlesex, am 19. November 1834 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August 1836,
S. 74.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Douglas's verbesserte Dampfkessel.
Meine Erfindung besteht in einem Kolben, der durch die Elasticitaͤt des
Dampfes in Bewegung gesezt wird, und durch welchen das gewoͤhnliche
Sicherheitsventil in seiner Wirksamkeit mehr Sicherheit bekommt. Sie besteht aber
ferner auch in einem pneumatischen oder hydraulischen Apparate oder in beiden
zugleich.
Fig. 22 ist
ein Seitenaufriß eines Kessels, womit Dampf von niederem Druke erzeugt und
angewendet werden soll, und an welchem meine Verbesserungen angebracht sind; ein
Theil desselben ist offen dargestellt, damit die verbesserten Theile anschaulicher
gemacht sind.
Fig. 23 ist
das Ende eines zur Erzeugung von Hochdrukdampf bestimmten Kessels, woran ein Theil
meiner Verbesserungen angebracht ist.
Fig. 24 zeigt
das Ende eines anderen Hochdruk-Dampfkessels, woraus man ersieht, wie die Stellung
der Gloke und des Ventiles C geaͤndert werden
kann, wenn man es fuͤr geeignet findet.
Meine Erfindungen koͤnnen eigentlich von zweierlei Gesichtspunkten aus
betrachtet werden, je nachdem naͤmlich durch sie den Wirkungen eines zu
großen inneren oder aͤußeren Drukes an Dampfkesseln, Generatoren,
Destillirapparaten etc. vorgebeugt werden soll. Sollen diese Gefaͤße gegen
einen uͤbermaͤßigen inneren Druk geschuͤzt werden, so bediene
ich mich der in Fig. 22 bei A angedeuteten Verbesserung,
wodurch das Oeffnen des gewoͤhnlichen Sicherheitsventiles B dadurch verbuͤrgt wird, daß diese Vorrichtung
auf den Hebel oder auf einen anderen Theil dieses Ventiles einwirkt. Ich bringe
naͤmlich uͤber dem Punkte A oder
uͤber irgend einer anderen fuͤr geeignet befundenen Stelle des
Gefaͤßes einen kleinen Cylinder an und passe in diesen einen Kolben. So wie
die Stange C dieses Kolbens in Folge der Zunahme oder
Abnahme des Drukes innerhalb des Gefaͤßes steigt oder faͤllt, wirkt
sie auf die Ketten D, E. Mit der Kette E steht eine kleine Schnell- oder Federwaage, oder eine
andere den Druk
andeutende und an dem Galgen F aufgehaͤngte
Vorrichtung in Verbindung. Wenn daher die Kolbenstange C
emporsteigt, so wirkt sie auf die Kette E, und folglich
wird sich der Zeiger der Schnellwaage G herabbewegen; so
wie hingegen die Kolbenstange C herabsinkt, wird die
Wirkung auf die Kette E nachlassen und der Zeiger der
Schnellwaage mithin emporsteigen. Das eine Ende der Kette D ist durch ein Loch, welches sich in dem Ende des Sicherheitsventilhebels
bei T befindet, gezogen und so befestigt, daß ihm
einiger Spielraum gestattet ist, damit das Ventil nicht gleich bei jedem geringen
Wechsel in dem auf die Kolbenstange C und den Zeiger G wirkenden Druke in Mitleidenschaft gezogen wird.
Sollte jedoch der Druk fortwaͤhrend zunehmen, und sollte sich das Ventil B hiedurch nicht schon von selbst oͤffnen, so
wuͤrde die aufsteigende Bewegung der Kolbenstange in Baͤlde
veranlassen, daß die Kette C den Hebelarm T niederzieht, und hiedurch das Oeffnen des Ventiles
bewirkt oder wenigstens dazu beitraͤgt.
Die hier beschriebene Vorrichtung scheint mir zur Verhuͤtung jener
Explosionen, welche durch die allgemein angenommenen Ursachen erzeugt werden,
anwendbar. Da ich jedoch nach langjaͤhriger Beobachtung und vielseitiger
Erfahrung glaube, daß einige Explosionen auch durch andere Ursachen erzeugt werden,
so habe ich fuͤr diese Faͤlle jenen Apparat ausgedacht, den man in
Fig. 22
mit H, J, K, L, M, N und O
bezeichnet sieht, und der sich fuͤr Dampfkessel mit niederem Druke, so wie
fuͤr andere Gefaͤße eignet; waͤhrend fuͤr Hochdrukkessel
oder andere derlei Gefaͤße der in Fig. 23 mit P, Q und in Fig. 24 mit R, S bezeichnete Apparat bestimmt ist. In diesen
Faͤllen wird naͤmlich meiner Ansicht nach die Explosion dadurch
hervorgebracht, daß das Wasser oder die sonstige Fluͤssigkeit durch die
rasche Erzeugung von elastischem Dampfe, welcher nicht schnell genug bis an die
Oberflaͤche emporsteigen kann, von dem Boden emporgeschleudert wird. Dieser
elastische Dampf wird als ein schlechter Waͤrmeleiter uͤberhizt, und
stoͤßt daher die Fluͤssigkeit mit großer Kraft ab und empor, so daß
der Dampf und manchmal auch Wasser bei dem Ventile ausgetrieben wird. So wie nun
aber das Ventil wieder geschlossen wird, so faͤllt die obere kuͤhler
gewordene Fluͤssigkeit regenartig in den unteren oder heißesten elastischen
Dampf zuruͤk, und bewirkt, indem sie diesen ganz oder zum Theil verdichtet,
daß der Druk im Kessel ploͤzlich unter den atmosphaͤrischen Druk
herabsinkt. Ich versehe daher den mit niederem Druke arbeitenden Kessel mit einer
Vorrichtung, wodurch von Unten Wasser in denselben eingetrieben wird, wenn die
Verminderung des Drukes in seinem Inneren eintritt; und ich versehe den mit hohem
Druke arbeitenden Kessel
mit einer Vorrichtung, welche in demselben Falle atmosphaͤrische Luft
eintreten laͤßt. Den ersteren dieser Apparate ersieht man in Fig. 22; wird
naͤmlich der Druk im Inneren des Kessels zu gering, so daß ein Einsinken oder
Zusammenfallen desselben zu befuͤrchten stuͤnde, so wird durch den
atmosphaͤrischen Druk das Ventil K
geoͤffnet werden, so daß das Wasser aus dem Behaͤlter Nr. 1 durch den
Canal K, J, H in den Kessel stroͤmen wird. Um den
Behaͤlter Nr. 1 gehoͤrig mit Wasser gefuͤllt zu erhalten,
bediene ich mich des gewoͤhnlichen Schwimmerapparates L, M, durch dessen Thaͤtigkeit, wenn es noͤthig seyn sollte,
Wasser aus dem Behaͤlter Nr. 2 herab in den Behaͤlter Nr. 1 fließen
kann. In einigen Faͤllen, besonders auf Dampfbooten, duͤrfte eine
Roͤhre mit einem Ventile O, welche von dem Boden
des Kessels aus in das Wasser fuͤhrt, bessere Dienste leisten, als die
Behaͤlter Nr. 1 und Nr. 2. An Hochdrukdampfkesseln gebe ich einem
Roͤhren- und Ventilapparate mit einer Signalgloke, wie man sie in Fig. 23 sieht,
den Vorzug; dieser Apparat treibt naͤmlich, wenn ein Einsinken
verhuͤtet werden soll, Luft durch das Ventil Q
und durch die Roͤhre P. Die Signalgloke W ist dazu bestimmt, den Maschinisten von der drohenden
Gefahr in Kenntniß zu sezen. In einigen Faͤllen gebe ich der aus Fig. 24
ersichtlichen Einrichtung der Roͤhre R, des
Ventiles S und der Gloke X
den Vorzug.
Ich erklaͤre nach vorausgeschikter Beschreibung der von mir in Anwendung
gebrachten Apparate, welche mit Huͤlfe der beigefuͤgten Zeichnung
gewiß jedem Sachverstaͤndigen klar und deutlich seyn duͤrften, daß ich
weder die Anwendung der Schnell- oder Federwaage, noch auch jene irgend eines
anderen zur Messung des Drukes dienenden Apparates als meine Erfindung in Anspruch
nehme; wohl aber den beschriebenen Cylinder mit dem Kolben, wodurch die Zu- oder
Abnahme des Drukes im Kessel dazu benuzt wird, irgend eines der vielen Arten von
Sicherheitsventilen in Bewegung zu sezen. Ich beschraͤnke mich
uͤbrigens hiebei auf keine bestimmte Art von Verbindungsketten,
Verbindungsstangen oder anderen zur Verbindung des Kolbens mit dem Ventile dienenden
Vorrichtungen, noch auf irgend eine bestimmte Art von Dampfkesseln. Ich
erklaͤre ferner, daß ich die Benuzung der nach Innen sich oͤffnenden
Ventile, deren man sich in den lezteren Jahren haͤufig bediente, um beim
Abkuͤhlen der Kessel groͤßere Sicherheit zu erlangen, keineswegs
fuͤr meine Erfindung erklaͤre; meine Anspruͤche gruͤnden
sich in dieser Hinsicht lediglich auf die Anwendung dieser nach Innen sich
oͤffnenden Ventile und Roͤhren am Grunde der Kessel, um dadurch jenen
Veraͤnderungen vorzubeugen, die meinen Beobachtungen nach in allen Kesseln in
hoͤherem oder
geringerem Grade vorgehen. Ich behalte mir vor, die Form dieser Apparate je nach
Umstaͤnden verschieden abzuaͤndern.