Titel: | Ueber das Ruderrad des Hrn. Henry Pickworth von Sipson in der Grafschaft Middlesex. |
Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XLIX., S. 270 |
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XLIX.
Ueber das Ruderrad des Hrn. Henry Pickworth von Sipson in
der Grafschaft Middlesex.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 679, S.
322.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Ueber Pickworth's Ruderrad.
Hr. Pickworth besizt ein Patent auf ein Ruderrad, welches
folgende Vortheile gewaͤhren soll. 1) fallen bei demselben alle
Erschuͤtterungen weg, und mithin auch jene zitternde Bewegung, uͤber
die man auf den Dampfbooten so sehr klagt. 2) erzeugt es kein Nachwasser (tail-water), weßhalb denn auch die nachtheiligen
Einwirkungen eines solchen nicht Statt finden koͤnnen. 3) laͤßt es
sich so tief tauchen, daß sich die Treibraͤder zu beiden Seiten stets unter
Wasser befinden, selbst bei dem ungestuͤmsten Wetter. 4) sind die Schaufeln
so eingerichtet, daß sich jede derselben, so bald sie nicht laͤnger mehr
fortschaffend wirkt, dem Medium, worin sie sich befindet, in schiefer Richtung
darbietet, und zwar selbst dann, wenn das Rad ganz und gar untergetaucht ist. 5)
kann es nicht leicht durch die dagegen schlagende See in seiner Bewegung
beeintraͤchtigt werden, weßhalb es denn keines Gehaͤuses bedarf, und
weßhalb statt dessen ein Schirm aus Canevaß oder einem anderen leichten Stoffe
hinreicht, um das Emporsprizen des Wassers auf das Verdek zu verhuͤten. 6)
endlich ist es unter allen Umstaͤnden beinahe von gleicher Wirksamkeit.
Fig. 40 gibt
eine seitliche Ansicht eines Ruderrades dieser Art; der groͤßeren
Deutlichkeit wegen ist die Haͤlfte des sogenannten Koͤrpers und auch
ein Theil der dazu gehoͤrigen Theile weggelassen. Fig. 41 ist eine
Endansicht desselben Rades mit saͤmmtlichen dazu gehoͤrigen Theilen.
In Fig. 40
ist das Rad als stillstehend angenommen; in Fig. 41 hingegen ist es
dargestellt, als bewegten sich die unteren Schaufeln vorwaͤrts.
Der Koͤrper dieses Ruderrades H, H ist jenem des
gewoͤhnlichen Ruderrades vollkommen aͤhnlich, nur viel duͤnner.
Durch die aͤußersten Enden seiner radienartigen Arme sind Loͤcher
gebohrt, in denen Querbalken umlaufen, und zwar an dem einen Ende mit Kurbeln G, G. An diesen Balken sind die groͤßeren
Schaufelrahmen I, I angebracht, und diese fuͤhren
die Schaufeln K, K, welche die Form von Parallelogrammen
haben, und welche sich an einer Achse drehen, die parallel mit den
Seitenraͤndern von einem Ende der Schaufel zum anderen laͤuft. Diese
Achse befindet sich jedoch nicht im Mittelpunkte der Seiten, sondern in einer
kleinen Entfernung davon; sie ragt an beiden Enden etwas daruͤber hinaus;
auch ist sie so in den Rahmen eingesezt, daß sich der breitere Theil der Schaufel
gegen die Seite des Fahrzeuges hin dreht, indem er den Rahmen schließt. Bei dieser
Einrichtung wird die See, selbst wenn sie von der Seite gegen das Ruderrad
schlaͤgt, wenig oder gar keine Wirkung darauf haben. D ist eine hohle Welle, die sich in einem Halsringe bewegt, und deren
Bohrung genau so weit ist, daß die Hauptwelle A darin
umlaufen kann, ohne sie zu beruͤhren. An dem, aͤußeren Ende dieser
hohlen Welle und so nahe an der Seite des Fahrzeuges, als man es fuͤr
geeignet findet, ist ein Excentricum. E angebracht; an
dem inneren, innerhalb des Fahrzeuges befindlichen Ende dagegen ist ein Rad B aufgezogen, welches dem Steuerrade großer Schiffe
aͤhnlich gebaut ist. C ist ein Zahnrad, auf
welches Sperrkegel wirken, so daß die hohle Welle D und
mithin auch das Excentricum E nach Belieben fixirt oder
in Bewegung gesezt werden koͤnnen. An dem Excentricum E laͤuft ein Rad F um, welches der
Patenttraͤger den Rahmenlenker (frame-governor)
nennt; es hat mit dem Koͤrper des Rades einen und denselben Durchmesser, und
ist wie dieser mit kreisrunden Loͤchern versehen, die zur Aufnahme der
Haͤlse der Kurbeln G, G dienen. In Fig. 40 ist
dieser Rahmenlenker weggelassen, damit die Zeichnung weniger verworren wurde.
Die kleineren Schaufelrahmen I, I sind ganz
unabhaͤngig von der excentrischen Bewegung an dem Koͤrper des Rades
befestigt, so daß man dieses auch ohne sie als vollstaͤndig betrachten kann.
Sie fuͤhren Schaufeln, welche sich von jenen in den umlaufenden Rahmen nur in
Hinsicht auf Groͤße unterscheiden. Sowohl durch die radialen Arme als durch
die Schaufeln dieser Rahmen sind Loͤcher gebohrt, und zwar in einer solchen
Richtung, daß, wenn sich die Schaufeln in der aus Fig. 40 ersichtlichen
Stellung befinden, diese Loͤcher in eine gerade Linie fallen, damit man, wenn
man es fuͤr noͤthig haͤlt, sowohl durch die Arme als durch die
Schaufeln eine Stange steten und hiedurch beide in ihrer gegenseitigen Stellung zu
einander erhalten kann. Die Schaufeln sind auf solche Weise in die Rahmen, und zwar
sowohl in die umlaufenden als in die fixirten, eingesezt, daß sie, wenn sie eine
fortschaffende Wirkung ausuͤben (wobei sie unter rechten Winkeln gegen die
Seiten des Fahrzeuges gestellt sind), einen allgemeinen Stuͤzpunkt (à general bearing) in den Rahmen bekommen;
waͤhrend sie, wenn sie nicht fortschaffend wirken, andere Stuͤzpunkte,
jedoch gleichfalls innerhalb der Rahmen, bekommen, und dadurch unter rechten Winkeln mit den Rahmen
oder wenigstens beinahe unter solchen erhalten werden.
Die Linien S, S, Fig. 41, bezeichnen die
Achsen der Schaufeln in den Rahmen, und zwar sowohl in den umlaufenden als in den
fixirten. Sie sehen beide aus, als liefen sie ohne Unterbrechung fort; dem ist
jedoch in Wirklichkeit nicht so, sondern es scheint bloß so, weil sich die Achsen in
zwei Flaͤchen, welche beide von der Kante her betrachtet sind, befinden.
Die Linien T, T, welche dargestellt sind, als liefen sie
durch die umlaufenden Rahmen I, I und zwischen denselben
durch, sind die Querbalken der fixirten Rahmen. Die Schaufeln der offenen
Schaufelrahmen, Fig. 41, fallen mit ihren Achsen S, S
zusammen, und sind daher zum Theil von ihnen verborgen, zum Theil aber auch mit
ihnen verwechselt, indem sich die Verkuͤrzung der Schaufeln in dem kleinen
Maaßstabe unserer Zeichnung nicht wohl andeuten laͤßt.
In Fig. 40 ist
das Rad, wie bereits erwaͤhnt worden ist, im Zustande der Ruhe abgebildet;
allein ein Ruderrad von dem hier beschriebenen Baue kann in Wirklichkeit nie in
diese Stellung kommen, ausgenommen die Schaufeln der fixirten Rahmen werden auf die
oben beschriebene Weise festgestellt; denn die breiteren Seiten der Schaufeln in den
fixirten Rahmen werden, indem sie der Schwerkraft nachgeben, jene zur rechten Hand
schließen, waͤhrend diese dagegen in demselben Momente geoͤffnet
werden, in welchem das Rad in der Richtung des Pfeiles in Bewegung koͤmmt.
Die Centrifugalkraft, der Druk gegen die Luft sowohl, als jener gegen das Wasser:
alles dieß traͤgt dazu bei, diese Wirkung hervorzubringen; obwohl die bei
einer maͤßigen Geschwindigkeit entstehende Centrifugalkraft allein hiezu
hinreicht. Die Schaufeln wurden hier nur deßhalb in dieser imaginaͤren
Anordnung dargestellt, um deren relative Stellung zu den Rahmen anschaulich zu
machen.
Gesezt nun, Fig.
40 werde nach der Richtung des Pfeiles in Bewegung gesezt, so wird man aus
der Zeichnung ersehen, daß an den unter der Hauptwelle befindlichen umlaufenden
Rahmen die breiteren Seiten ihrer Schaufeln der Kreisbewegung des Koͤrpers
des Rades voraus sind, waͤhrend an den uͤber der Hauptwelle
befindlichen umlaufenden Rahmen ebendiese breiteren Seiten der Schaufeln hinter der
erwaͤhnten Kreisbewegung drein sind; und daß an den fixirten Rahmen die
breiteren Seiten der Schaufeln sowohl unter als uͤber der Hauptwelle stets
hinter dieser Bewegung dreinkommen. Sowohl in den umlaufenden, als in den fixirten
Rahmen sind die Schaufeln so angebracht, daß sie beim Oeffnen in keinen vollkommen
rechten Winkel mit den Rahmen gelangen; damit, wenn ein Activdruk besteht, deren Seiten demselben
ungleich ausgesezt werden. Es erhellt daher offenbar, daß der Activdruk des Wassers
auf die breitere und vorwaͤrtsschreitende Seite der Schaufeln im umlaufenden
Rahmen beim, Herabsteigen wegen des Uebergewichtes, das er uͤber den Druk auf
die schmaͤlere oder nachfolgende Seite besizt, die Schaufel umdrehen und den
Rahmen schließen muß. Wenn der Rahmen dagegen durch den untersten Punkt des Rades
gegangen und wieder so weit emporgestiegen ist, daß er nicht laͤnger mehr als
Triebkraft wirken kann, so wird sich der active Wasserdruk hinter der Schaufel
befinden, und die Folge wird seyn, daß die Schaufel diesem Druke sogleich nachgibt,
daß der Rahmen dadurch geoͤffnet wird, daß das Wasser durch denselben
stroͤmen kann, und daß er also der Bewegung und der Geschwindigkeit durchaus
kein Hinderniß in den Weg legt.
Nimmt man ferner an, die Bewegung dauere fort, und das Rad werde durch eine
hochgehende See oder durch irgend eine andere Ursache ganz und gar getaucht, so
werden die unter der Hauptwelle befindlichen Schaufeln eben so wirksam bleiben, als
sie vorher waren, waͤhrend alle uͤber der Hauptwelle befindlichen
Schaufeln, und zwar sowohl jene der umlaufenden als jene der fixirten, indem ihre
breiten Seiten hinter der erwaͤhnten Bewegung drein folgen, weder einen
Widerstand bieten, noch einen solchen empfangen werden. Das Rad wird daher eben so
wirksam seyn, als wie fruͤher, wie dieß auch aus Fig. 41 deutlich
erhellt.
Wenn ein Fahrzeug Gegenwind hat, und man will dasselbe anhalten, so braucht man die
Hauptwelle nur zu sperren, gleichwie dieß an dem gewoͤhnlichen Ruderrade zu
geschehen pflegt. Der Lauf des Fahrzeuges durch das Wasser wird dann hinreichen, um
einen Druk nach der Richtung des Pfeiles zu erzeugen, um die geschlossenen
umlaufenden Rahmen zu oͤffnen, um die offenen fixirten Rahmen zu schließen,
und um dadurch einen Widerstand zu erzeugen, der wegen der
verhaͤltnißmaͤßig tieferen Tauchung der Schaufeln noch groͤßer
seyn wird, als an dem gewoͤhnlichen Ruderrade. Dieß geschieht, wie man sieht,
ganz unabhaͤngig von dem Excentricum oder irgend einem damit verbundenen
Theile. Wird die Bewegung der Maschine umgekehrt, so wird auf dieselbe Weise wie an
dem gewoͤhnlichen Ruderrade eine Ruͤkwaͤrtsbewegung
hervorgebracht werden.
In Folge des eigenthuͤmlichen Baues des Pickworth'schen Ruderrades hat der Koͤrper des Rades sowohl die
umlaufenden, als die fixirten Rahmen zu tragen und zu stuͤzen; der sogenannte
Rahmenlenker F hat sie lediglich in der ihnen
zukommenden Stellung zu erhalten. Hieraus folgt, daß an dem Excentricum E keine groͤßere Reibung Statt findet, als eben
durch das Gewicht des Rades F
veranlaßt wird. Ein
einziger an dem Rade B aufgestellter Mensch ist daher
auch im Stande, mit Huͤlfe dieses Rades die hohle Welle D und damit auch das Excentricum E um die Hauptwelle zu drehen, und hiedurch sowohl die Stellung des
Stuͤzpunktes des Rades F als auch die Stellung
der umlaufenden Schaufelrahmen abzuaͤndern.
Ergibt sich Gelegenheit Segel anstatt der Dampfkraft anzuwenden, so muͤßte man
eine eiserne Stange durch die Loͤcher in den radialen Armen der fixirten
Rahmen und durch die ihnen entsprechenden Schaufeln steken. Das Rad wuͤrde
dadurch genau das aus Fig. 40 ersichtliche
Ansehen bekommen; und die in Bezug auf ihre Rahmen unbeweglich gemachten Schaufeln
der fixirten Rahmen wuͤrden als Schwerte (lee-boards) wirken.
Auf sehr stark befahrenen Fluͤssen und unter anderen eine große Aufmerksamkeit
erheischenden Umstaͤnden soll an dem Steuerrade B
ein Mann aufgestellt werden, der mit seinen Fuͤßen die auf C wirkenden Sperrkegel dirigiren, und durch Umdrehen des
Rades B auf seiner Seite die Kraft der Schaufeln
vermehren oder vermindern kann, ohne daß dadurch die Bewegung der Hauptwelle
beeintraͤchtigt wuͤrde. Wenn sich die Schaufeln in voller
Thaͤtigkeit befinden, so koͤnnen sie durch eine halbe Umdrehung des
Steuerungsrades B vollkommen unthaͤtig gemacht
werden. Wenn dieß nun nur auf der einen Seite geschieht, waͤhrend man das Rad
auf der anderen Seite in voller Kraft fortarbeiten laͤßt, so wird das Schiff
sehr kurz herumgedreht werden, und zwar unabhaͤngig von dem Steuerruder,
welches jedoch zu gleicher Zeit benuzt werden kann.
Aus einem Blike auf die in der Zeichnung angenommene Wasserlinie wird man ersehen,
daß es die Absicht ist, dieses Rad so tief zu tauchen, daß eine Veraͤnderung
der Ladung oder der Verstauung des Schiffes keinen wesentlichen Einfluß auf dessen
Triebkraft haben kann. In der That wird ein Rad wie das fragliche nie ganz außer
Wasser seyn, ausgenommen das Fahrzeug ist beinahe bis an die Enden des Bauches
umgelegt. Sollten die umlaufenden Schaufeln aus irgend einem Grunde nicht mehr
gehoͤrigen Dienst leisten, so kann man die fixirten Schaufelrahmen schließen,
und die Schaufeln ganz einfach dadurch, daß man die oben erwaͤhnte Stange
durch die radialen Arme der fixirten Rahmen stekt, in dieser Stellung fixiren, und
das neue Rad auf diese Weise innerhalb weniger Minuten in das gewoͤhnliche
Ruderrad umwandeln.
Die Befestigung der fixirten Rahmen an dem Koͤrper des Rades ist eine solche,
daß sie mitsammt ihren Schaufeln innerhalb weniger Minuten ganz beseitigt werden
koͤnnen, ohne daß irgend ein anderer Theil der Maschine dabei
beeintraͤchtigt wuͤrde. In eben so kurzer Zeit lassen sie sich auch
wieder an Ort und Stelle bringen. Wenn die fixirten Rahmen solcher Maßen abgenommen
werden, so bleibt die Wirksamkeit des Rades dennoch dieselbe, wie fruͤher;
nur wird die Wirkung auf eine andere Weise hervorgebracht. Gesezt, die
Vorwaͤrtsbewegung des Fahrzeuges werde auf die oben beschriebene Weise
erzeugt, und es werde der Befehl gegeben das Fahrzeug anzuhalten, so wird durch das
Sperren der Hauptwelle nur die Triebkraft des Rades aufgehoben werden, was in vielen
Faͤllen allerdings Alles ist, was verlangt wird. Allein sollte man
wuͤnschen, daß das Fahrzeug in seinem Laufe sogar gehemmt werde, so kann
diese Hemmung in jedem Grade erzeugt und regulirt werden, indem man das
Steuerungsrad B um einen halben Umgang oder um so viel
weniger umdreht, als man es fuͤr noͤthig haͤlt.
Um diese Raͤder gegen Artilleriefeuer zu schuͤzen, sollen sie, wenn man
sie an Kriegsschiffen anbringen will, gaͤnzlich unter Wasser getaucht werden.
Zu diesem Zweke wuͤrde sich die in Fig. 40 und 41
dargestellte Anordnung der Theile, jedoch mit Hinweglassung der fixirten Rahmen und
ihrer Schaufeln eignen; wahrscheinlich duͤrfte man es uͤbrigens unter
diesen Umstaͤnden meistens fuͤr noͤthig finden, den Durchmesser
der Raͤder zu verkleinern, und dagegen die Zahl der Umgaͤnge
verhaͤltnißmaͤßig zu vermehren.
Wir wollen, diese Idee weiter verfolgend, annehmen, daß die fixirten Rahmen mit ihren
Schaufeln abgenommen seyen; daß die hoͤchste der zuruͤkbleibenden
Schaufeln sich vollkommen unter Wasser befinde; und daß sich das Rad in der Richtung
des Pfeiles bewege. Unter diesen Umstaͤnden wuͤrde nun eine halbe
Umdrehung des Steuerungsrades B, ohne daß die Bewegung
der Hauptwelle dabei im Geringsten beeintraͤchtigt wuͤrde, das Rad auf
der einen Seite augenbliklich mit derselben Kraft ruͤkwaͤrts laufen
machen, mit der das Rad auf der entgegengesezten Seite sich nach Vorwaͤrts
umdreht. Wuͤrde daher diese Bewegung des Steuerungsrades B nur auf der einen Seite des Schiffes vorgenommen, so
wuͤrde das Schiff um einen Punkt seines Kieles umgedreht werden, und dieses
Umdrehen ließe sich so lange fort erzeugen, als die Raͤder in dieser Richtung
und Stellung umgetrieben werden wuͤrden. Ein Kriegsschiff haͤtte daher
bei dieser Einrichtung den Vortheil seine Seiten nach einander und durch eine
regelmaͤßige Bewegung gegen jeden gegebenen Punkt richten zu koͤnnen,
ohne daß außer der ersten Stellung der Raͤder irgend ein Kraftaufwand dazu
erforderlich waͤre. In einer Minute ließe sich alles dieß vollbringen.
In dem lezteren Falle ist angenommen, daß die Raͤder nicht nur getaucht sind,
sondern daß sie sich auch gleich dem gewoͤhnlichen Ruderrade in senkrechter
Stellung befinden. Hr. Pickworth glaubt nun aber, daß das
Rad eben so kraͤftig seyn wuͤrde, wenn man es in horizontaler Stellung
an dem Fahrzeuge anbraͤchte; und daß, um dieß bewerkstelligen zu
koͤnnen, nur eine Modification im Baue des Schiffes erforderlich
waͤre. Eine große Breite des Bauches und eine geringe Wassertracht sind die
fuͤr ein Rad mit horizontalen Raͤdern noͤthigen Bedingnisse;
und diese lassen sich, wie es scheint, mit Vortheil an Schiffen, welche zum
Transporte fuͤr Reisende und zum Kriegsdienste bestimmt sind, vereinigen.
Fig. 42 zeigt
ein derlei Fahrzeug von der Seite; Fig. 43 gibt eine Ansicht
desselben vom Boden her. A ist das Kanonen- oder
Passagierverdek; B ist der Hauptboden; C der Kielboden; D der
Maschinenraum; E sind die Raͤder; F ist das Ruder; G die
Stelle, die das Rad einnehmen wuͤrde, wenn es nach der gewoͤhnlichen
Methode senkrecht gestellt waͤre; H, H sind die
Steinkohlenraͤume und I endlich ist die
Schwimmlinie. Jeder verstaͤndige Schiffsbaumeister wird uͤbrigens je
nach Umstaͤnden solche Modificationen an diesem Baue, wie er sie fuͤr
geeignet haͤlt, anzubringen wissen. So kann man z.B. das Rad selbst mittelst
einer Trommel an der Hauptwelle schwimmend machen, wenn man dieß fuͤr
wuͤnschenswerth halten sollte.
Nach unparteiischer Betrachtung saͤmmtlicher von Hrn. Pickworth gemachten Vorschlaͤge scheint es uns, daß der Erfinder zu
viel im Sinne hatte, indem er alle die Vortheile der besten Form der beweglichen
Schwimmbrettchen mit den Vorzuͤgen des gewoͤhnlichen Ruderrades
vereinigen, und die Nachtheile beider umgehen wollte. Es scheint uns namentlich, daß
sein Ruderrad durch dieses Streben eine Schwere bekommen hat, die sehr gegen
dasselbe sprechen duͤrfte; obschon sich uͤbrigens nicht verkennen
laͤßt, daß er durch sinnreiche Wahl und Anwendung des Materiales die
noͤthige Staͤrke groͤßten Theils mit dem moͤglich
geringsten Gewichte erreicht hat. Die senkrechten Ruderrahmenbalken duͤrften
anstatt der Metallplatten besser mit Metallstaͤben versehen werden; eine
gegen die Seite des Schiffes schlagende See wuͤrde in diesem Falle an den
Stangen weit weniger Widerstand finden, als an den Platten. In Betreff des
horizontalen Rades erlauben wir uns gar kein Urtheil zu faͤllen;
uͤbrigens scheint der Vorschlag allerdings sinnreich und einer
gehoͤrigen Beruͤksichtigung wuͤrdig.
So viel uns bekannt ist, hat Hr. Pickworth im Sinne allen
achtungswerthen Mechanikern zu gestatten, Ruderraͤder nach seiner Erfindung
zu erbauen, unter der Bedingung, daß ihm fuͤr jedes Fahrzeug, an welchem man
sich ihrer bedient, jaͤhrlich eine kleine Summe bezahlt werde.