Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich Eduard Jelowicki Esq., von Seymour-Place, Bryanston-Square in der Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 10. Februar 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. II., S. 3 |
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II.
Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich
Eduard Jelowicki
Esq., von Seymour-Place, Bryanston-Square in der
Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 10. Februar 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Oktober 1836, S.
35.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Jelowicki's verbesserte Dampfmaschinen.
Die Erfindung, um welche es sich im obigen Patente handelt, betrifft jene Art von
Dampfmaschinen, an denen sich der Cylinder an einer hohlen Kolbenstange, welche den
Dampf ein- und austreten laͤßt, auf und nieder bewegt; sie besteht 1)
in einer neuen Einrichtung jener Dampfmaschine, an der sich der Cylinder an einer
beweglichen oder oscillirenden hohlen Kolbenstange hin und her bewegt, und an der
die Expansivkraft des Dampfes direct und ohne Dazwischenkunft der
gewoͤhnlichen gegliederten Verbindungsstangen, Querhaͤupter etc. von
der Maschine an die Kurbel oder Treibwelle uͤbertragen wird. 2) in einer
verbesserten Einrichtung derselben Maschine, woran sich der Cylinder an zwei
oscillirenden hohlen Kolbenstangen bewegt. 3) endlich in einem verbesserten Baue
derselben Maschine, welchem gemaͤß sich der Cylinder an zwei fixirten hohlen
Kolbenstangen hin und
her bewegt. Der Patenttraͤger bemerkt hiezu, daß er wohl wisse, daß Maschinen
der angedeuteten Art bereits fruͤher verfertigt wurden; allein an diesen
bewegte sich der Cylinder an einer einzigen fixirten hohlen Kolbenstange, welche
durch dessen beide Enden lief, hin und her. Auch wurde die Kraft der Maschine durch
gegliederte Verbindungsstangen, Querhaͤupter und andere Theile an die
Kurbelwelle uͤbertragen, waͤhrend an meinen verbesserten
Dampfmaschinen diese Theile wegfallen, ausgenommen man will von der dritten Art der
verbesserten Maschine eine rotirende Bewegung ableiten. In lezterem Falle ist
naͤmlich eine gegliederte Verbindungsstange noͤthig, um die Kraft von
der Maschine auf die Kurbel- oder Treibwelle fortzupflanzen; wird jedoch die
Maschine zum Pumpen von Fluͤssigkeiten, zum Saͤgen u. drgl. benuzt, so
ist dieß nicht noͤthig. Nach den verbesserten Maschinen laufen ferner, was
man nicht vergessen darf, die hohlen Kolbenstangen durch beide Enden des
Cylinders.
Fig. 1 gibt
eine seitliche Ansicht der ersten Art der verbesserten Maschinen, woran das eine der
Seitengestelle weggenommen ist, damit man die inneren Theile um so deutlicher
ersehe. Fig. 2
ist ein Querdurchschnitt derselben Maschine. a a ist das
Gestell in welchem die Treibwelle b mit ihrem Flugrade
in geeigneten Zapfenlagern laͤuft; c ist der
Cylinder der Maschine, der durch die Stange e mit der
Kurbel d in Verbindung steht. Diese Stange e ist mit ihrem einen Ende an dem Scheitel oder Dekel
des Cylinders und mit dem anderen auf die gewoͤhnliche Weise an der Kurbel
d befestigt, b ist die
hohle Kolbenstange, welche mit dem einen Ende in den Zapfenlagern oder
Stopfbuͤchsen h h aufgezogen ist, waͤhrend
sie mit dem anderen Ende in dem Kolben i festgemacht
ist, und zwar indem ihr kegelfoͤrmiges Ende in einen in dem Kolben
angebrachten kegelfoͤrmigen Ausschnitt einpaßt, und mittelst einer Schraube
und Schraubenmutter oder auf irgend andere geeignete Weise darin befestigt ist. Fig. 3 ist ein
Durchschnitt des Kolbens und seiner hohlen Stange, woraus dessen Bau noch deutlicher
erhellt. Die hohle Kolbenstange ist der Laͤnge nach in zwei Wege oder
Canaͤle getheilt, von denen der eine den Dampf in den Cylinder eintreten
laͤßt, waͤhrend ihn der andere, je nachdem die Maschine mit hohem
Druke oder mit Verdichtung arbeitet, in die atmosphaͤrische Luft oder in den
Verdichter uͤbertreten laͤßt. Die beiden fuͤr den Eintritt und
fuͤr den Austritt bestimmten Ventile sind in dem Kolben selbst enthalten, und
in Fig. 3
einzeln fuͤr sich dargestellt. Das eine A dient
zum Eintritte des Dampfes in den Cylinder zu beiden Seiten des Kolbens und besteht
aus einer hohlen, an beiden Enden offenen, in der Mitte jedoch durch eine
Scheidewand abgetheilten Roͤhre k; in der
Seitenwand dieser Roͤhre befinden sich zwei Oeffnungen l, m, und zwar die eine uͤber und die andere unter der genannten
Scheidewand; diese beide Oeffnungen l, m, kommen
abwechselnd dem Eintritts-Canale n des Kolbens
gegenuͤber zu stehen. Die Austrittsventile B sind
massive, durch eine Stange q mit einander verbundene
Pfroͤpfe, welche in die Enden der Austrittscanaͤle r, r des Kolbens einpassen. Das Ende der hohlen
Kolbenstange ist bei h, h
Tfoͤrmig; die Arme sind mittelst geeigneter
Stopfbuͤchsen oder dampfdichter Gefuͤge verbunden, und zwar der eine
mit der von dem Kessel herfuͤhrenden Dampfroͤhre s und der andere mit der in den Verdichter oder in die
atmosphaͤrische Luft fuͤhrenden Austrittsroͤhre t. Die Maschine arbeitet auf folgende Weise: Der Dampf
tritt aus dem Kessel durch die Roͤhre s in die
hohle Kolbenstange, um dann nachdem er durch den Canal u
in der durch Pfeile angedeuteten Richtung gestroͤmt ist, durch die Oeffnungen
m, n in den Cylinder einzutreten, und zwischen der
oberen Flaͤche des Kolbens und dem Dekel f des
Cylinders seine Expansivkraft auszuuͤben. Der Cylinder bewegt sich dadurch
laͤngs der Kolbenstange, und pflanzt die Kraft des Dampfes mittelst der
Stange e an die Kurbelwelle d fort. Die Folge hievon ist, daß die Treibwelle umgetrieben wird, wobei
sich die Tfoͤrmigen Enden der Kolbenstange um
eine kleine Strecke in den Stopfbuͤchsen h
umdrehen, und dadurch dem Cylinder und der Kolbenstange eine oscillirende Bewegung
gestatten, damit sie mit dem Mittelpunkt der Kurbel stets eine gerade Linie
einhalten. Wenn der Cylinder beinahe das Ende seines Hubes erreicht hat, so kommen
die Ventile A, B mit der inneren Oberflaͤche des
Cylinderendes v in Beruͤhrung, wodurch dieselben
sogleich umgewechselt werden; d. h. der Eintrittscanal m
des Ventiles A ist an der Muͤndung n des Kolbens voruͤbergegangen, waͤhrend
die Eintrittsoͤffnung l nunmehr der Muͤndung n gegenuͤber zu stehen kommt, so daß der Dampf jezt an die
entgegengesezte Seite des Kolbens gelangt. In gleicher Zeit wird die
Austrittsroͤhre o geschlossen, und dafuͤr
die andere Roͤhre p geoͤffnet, so daß der
Dampf, welcher zwischen dem Kolben und dem Deckel f in
dem Cylinder enthalten ist, entweichen kann. Unmittelbar nach dieser Umwechslung der
Ventile beginnt der Cylinder sich nach entgegengesezter Richtung zu bewegen, und
wenn die Ventile an den Deckel f gelangen, so tritt
abermals eine Umwechslung ein. Das Flugrad fuͤhrt die Kurbel uͤber die
sogenannten Ruhepunkte, und unterhaͤlt dadurch auf dieselbe Weise, auf welche
dieß an den gewoͤhnlichen Dampfmaschinen mit Wechselbewegung zu geschehen
pflegt, eine continuirliche rotirende Bewegung.
Der Patenttraͤger gibt, nachdem er diese Beschreibung einer einfachen Maschine
vorausgeschikt hat, auch noch Andeutungen in Betreff einer doppelten Maschine, an
welcher die beiden Cylinder auf die Kurbel wirken und ohne Flugrad eine
continuirliche rotirende Bewegung erzeugen, indem die Cylinder einander uͤber
die sogenannten Ruhepunkte der Kurbel weghelfen, wie dieß allen
sachverstaͤndigen Mechanikern bekannt ist.
Der zweite Theil der Erfindung betrifft eine Maschine, welche anstatt der einfachen
in zwei Faͤcher abgetheilten hohlen Kolbenstange zwei solche hohle,
oscillirende oder bewegliche Kolbenstangen besizt. Diese Stangen sind einfache
Roͤhren, von denen die eine den Dampf in die Maschine eintreten laͤßt,
waͤhrend die andere zum Austritte desselben dient. Fig. 4 ist ein
Durchschnitt eines derlei Kolbens und der dazu gehoͤrigen Kolbenstangen; die
uͤbrigen Theile der Maschine sind weggelassen, da sie jenen der
fruͤher beschriebenen Maschine gleichkommen. Die ganze Vorrichtung bedarf
keiner weiteren Beschreibung, sondern wir schreiten sogleich zur Betrachtung der
dritten Art von Maschine, welche mit zwei fixirten hohlen Kolbenstangen ausgestattet
ist. Den Kolbenstangen ist hier naͤmlich keine schwingende oder oscillirende
Bewegung gestattet; und der Cylinder wird mittelst Ohren, die sich an dessen Seiten
befinden, und welche mit Reibungsrollen oder mit einer Parallelbewegung versehen
sind, in gehoͤriger Thaͤtigkeit erhalten. Die Stange e wird hier zu einer Verbindungs- oder
gewoͤhnlichen Kurbelstange, indem sie mit dem Ende f des Cylinders ein Gefuͤge bildet, anstatt an demselben befestigt
zu seyn.
Der Patenttraͤger bemerkt, daß er die Treibwelle und das Flugrad als
uͤber der Maschine befindlich angedeutet habe, weil in dieser Stellung zum
Heben oder Luͤpfen des Gewichtes des Cylinders ein groͤßerer
Flaͤchenraum des Kolbens gegeben ist, indem der Raum, den die Kolbenstange an
der anderen Seite einnimmt, dessen Flaͤchenraum verkleinert. Allein die
Stellung der Maschine kann auch umgekehrt werden; z. B. wenn man die Maschine ohne
Anwendung einer Kurbel oder eines Flugrades zum Pumpen von Fluͤssigkeiten
benuzen will. Er bemerkt weiter, daß der Eintritt des Dampfes an irgend einem
beliebigen Theile des Hubes der Maschine unterbrochen werden kann, damit der Dampf
ausdehnungsweise wirke; man braucht die Ventile A, B nur
laͤnger oder kuͤrzer zu machen, damit sie fruͤher oder
spaͤter mit den Enden des Cylinders in Beruͤhrung kommen. Er bemerkt
ferner, daß die hohlen Kolbenstangen nicht durchaus aus zwei ueben einander
befindlichen Roͤhren zu bestehen brauchen, sondern daß man diese
Roͤhren auch innerhalb einander anbringen, und die innere zur
Einfuͤhrung, die aͤußere zur Ableitung des Dampfes benuzen kann, und umgekehrt. Er
bemerkt endlich, daß die Eintritts- und Austrittsventile, wenn man es
fuͤr gut findet, in Verbindung mit den Dampf- und
Austrittsroͤhren in der Naͤhe der Stopfbuͤchsen h, h und nicht in dem Kolben angebracht werden
koͤnnen; und daß sie sich auf irgend eine geeignete Weise von der Maschine
aus in Bewegung sezen lassen. Uebrigens gibt der Patenttraͤger der oben
beschriebenen Methode den Vorzug.
Der Patenttraͤger beschraͤnkt sich auf keine bestimmten Dimensionen
oder Formen der einzelnen Theile der beschriebenen Maschinen; noch erklaͤrt
er einen dieser Theile einzeln fuͤr sich als neu; seine Anspruͤche
gruͤnden sich lediglich auf die im Eingange erwaͤhnten verschiedenen
Methoden der Zusammensezung der Theile zu einem Ganzen.