Titel: | Auszüge aus den Aussagen der Zeugen, welche vor dem Hause der Lords über die Besteuerung der auf den Landstraßen fahrenden Dampfwagen vernommen wurden. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXI., S. 287 |
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LXI.
Auszuͤge aus den Aussagen der Zeugen,
welche vor dem Hause der Lords uͤber die Besteuerung der auf den Landstraßen
fahrenden Dampfwagen vernommen wurden.
Aus dem Mechanics' Magazine, No.
691.
Ueber Dampfwagenfahrten auf gewoͤhnlichen
Landstraßen.
Die Bill, welche dem Hause der Lords vorgelegt wurde, um den Zoll zu reguliren, den
die Dampfwagen auf den gewoͤhnlichen Landstraßen zu zahlen haͤtten, damit dieselben
nicht laͤnger mehr durch willkuͤrliche, einem Verbote beinahe
gleichkommende Auflagen gedruͤkt wuͤrden, veranlaßte dieses Haus, eine
Commission niederzusezen, welche die vorzuͤglichsten Sachverstaͤndigen
hieruͤber zu vernehmen hatte. Wir wollen versuchen, aus den hiebei erhobenen
Zeugenaussagen das Wesentlichste zusammenzustellen, indem hieraus mannigfache Daten
uͤber den gegenwaͤrtigen Stand der Dampffahrt auf den Landstraßen
Englands und uͤber deren naͤchste Zukunft hervorgehen
duͤrften.
1. Aussagen des Hrn. Goldsworthy
Gurney.
Ich fuhr vor dem Jahre 1831 in der Nachbarschaft von London mit Dampfwagen, und hatte
im Jahre 1830 vier Monate hindurch zwischen Gloucester und Cheltenham
regelmaͤßige Fahrten eingerichtet, waͤhrend welcher ich gegen 4000
Personen ohne irgend einen Unfall uͤber eine Streke von 5 bis 6000 engl.
Meilen schaffte. Ich gab seit 1831 meine Fahrten auf, weil ich fuͤr jede
derselben bei einer Streke von 8 engl. Meilen 22 Schill. (13 fl. 12 kr.) Zoll zahlen
mußte. Meine Wagen legten auf den Landstraßen gewiß gegen 15,000 engl. Meilen
zuruͤk, und wuͤrden, wenn ich meine Fahrten haͤtte fortsezen
koͤnnen, gewiß die Anlage mancher Eisenbahn verhindert haben, indem ich die
Ueberzeugung hege, daß die Dampfwagen auf den Landstraßen mit vollkommener
Sicherheit auf dieselbe Geschwindigkeit gebracht werden koͤnnen, wie auf den
Eisenbahnen. Ich fuhr mehrere Male mit einer Geschwindigkeit von 18 engl. Meilen in
der Zeitstunde, und besaß einen Wagen, der in einem Kreise von 20 Fuß im Durchmesser
mit einer Geschwindigkeit von 6–7 engl. Meilen in der Zeitstunde lief. Mein
Wagen besizt im Verhaͤltnisse zu seiner Schwere eine groͤßere Kraft,
als die auf den Eisenbahnen gebraͤuchlichen, sehr gewichtigen
Locomotivmaschinen. Ich weiß uͤbrigens wohl, daß eine dieser Maschinen
naͤchtlicher Weile eine Zollschranke einrannte; daß ein Dampfwagen in
Paddington eine Mauer niederwarf; und daß uͤberhaupt auf den Landstraßen
manche unzeitige Versuche mit den Dampfwagen vorgenommen wurden, die nur zu
Carricaturen Anlaß gaben und der Foͤrderung der guten Sache sehr hinderlich
wurden.
Nach meinem Dafuͤrhalten wuͤrde den Dampfwagen-Mißgeburten am
besten gesteuert werden koͤnnen, wenn man die Groͤße der Wagen durch
einen auf deren Gewicht gelegten Zoll beschraͤnkte; wenn man die
Groͤße der Kessel, die einen doppelten Druk auszuhalten haͤtten,
beschraͤnkte; und wenn man nur Wagen, die diesen Bedingungen entsprechen, auf
den Straßen zuließe. Natuͤrlich sollten dann alle Prohibitivzoͤlle
aufgehoben werden.
Die aͤußerste Groͤße der Kessel, welche man gestatten kann, damit das
Publicum gehoͤrig gesichert ist, duͤrfte nach meiner Ansicht 8 bis 9
Zoll im Durchmesser nicht uͤbersteigen. Diese Groͤße reicht
fuͤr alle auf den gewoͤhnlichen Landstraßen zu erreichenden Zweke hin;
ja es waͤre sogar gut, unter diese Dimensionen herunter zu gehen. Wie klein
die Roͤhren, aus denen ein Kessel besteht, auch seyn moͤgen, so kann
man doch damit Maschinen von vielen Pferdekraͤften bauen. Wenn eine
Roͤhre so viel Dampf erzeugt, als fuͤr eine Pferdekraft erforderlich
ist, so werden fuͤr zwei Pferdekraͤfte zwei und fuͤr vierzig
Pferdekraͤfte vierzig Roͤhren noͤthig seyn. Der zur Erzeugung
einer Pferdekraft hinreichende Kessel muß jedoch immer unter 300 Pfd. wiegen, indem
er sonst hoͤher zu stehen kommt, als Pferde.
Meine Wagen waren bloß zu schnellen Fahrten und zum Transporte von Reisenden, nicht
aber zum Fortschaffen von Waaren eingerichtet. Ich haͤngte ihnen nie mehr
dann einen Wagen an. Die beste Geschwindigkeit schien mir 12 bis 14 engl. Meilen in
der Zeitstunde, obschon ich, wie gesagt, auch 18 zuruͤklegte.
Der Eigenthuͤmer meines Wagens war Sir Charles Dance, der auch die Fahrten in Cheltenham auf Speculation unternahm, und
dabei einen Gewinn machte, wie er mir schrieb. Spaͤter brachte er in
Verbindung mit Hrn. Field mehrere Veraͤnderungen
an dem Wagen an, ohne jedoch je mehr, ausgenommen versuchsweise, die Landstraßen
damit zu besuchen. Wo wir uns mit unseren Wagen sehen ließen und Contracte
eingingen, da kam man uns gleich mit Zoͤllen entgegen; so zwischen London und
Liverpool, Liverpool und Edinburgh, Glasgow und Edinburgh. Zwischen Liverpool und
Edinburgh betrug dieser Zoll nicht weniger als einen Schilling fuͤr die engl.
Meile! Und wenn sich auch in der Nachbarschaft von London, wo vermoͤge
Parliamentsacte keine derlei Zoͤlle erhoben werden duͤrfen, keine
Capitalisten zur Errichtung von Dampfwagen-Unternehmungen meldeten, so
ruͤhrt dieß davon her, daß sich der große Gewinn, der bei derlei Fahrten zu
machen ist, nur auf groͤ;ßeren Distanzen ergibt, indem das haͤufige
Anhalten in kleinen Streken den Verbrauch an Kohks, so wie auch die uͤbrigen
Ausgaben bedeutend erhoͤht. Ich selbst, der ich das Patent besize, hatte
nicht Vermoͤgen genug, um eine solche Unternehmung zu gruͤnden; meine
Absicht war, die Licenzen dazu an Capitalisten zu verkaufen. Solche wuͤrden
sich auch in Menge melden, wenn die Frage wegen der Zoͤlle bereinigt
waͤre.
2. Aussagen des Hrn. Walter
Hancock.
Ich besize gegenwaͤrtig drei Dampfwagen, welche zwischen Paddington und der
Bank von London mit einer Geschwindigkeit von 12 engl. Meilen in der Zeitstunde
fahren. Jeder derselben hat eine Maschine von zwei Mal vier Pferdekraͤften,
und verbraucht 1½ bis 2 Bushels gewoͤhnlicher Gaskohks in der
Zeitstunde.
Anfangs waren die Funken, die unten durch den Rost fielen, ein großer Uebelstand;
jezt ist es mir aber gelungen, dieß so zu verhuͤten, daß man 100 Meilen weit
mit meinem Wagen fahren kann, ohne auch nur einen Funken zu sehen. Auch der Rauch
und der Dampf belaͤstigt gegenwaͤrtig nicht mehr. Ich habe zwei
Sicherheitsventile angebracht; und der uͤberschuͤssige Dampf erzeugt
bei seinem Entweichen kein Geraͤusch, indem er zur Toͤdtung seiner
Gewalt vor dem Austritte in die atmosphaͤrische Luft durch 20 oder 30 Kammern
stroͤmen muß. Beim Scheitel des Rauchfanges sah ich keine Funken mehr
austreten, seit ich den Dampf, nachdem er durch die Kammer gestroͤmt ist, in
einer eigenthuͤmlichen Richtung mit dem Feuer in Beruͤhrung kommen
lasse. Der Dampf besizt hier naͤmlich, indem er nicht so wie in den
gewoͤhnlichen Locomotivmaschinen ausstroͤmt, nicht die Kraft, die
Asche mit sich fortzureißen.
Ich erlitt bei meinen Fahrten nie einen durch den Kessel bedingten
Ungluͤksfall; wohl aber hatte ich bei dem ersten Versuche mit meinem
Dampfwagen Enterprize einen Maschinenwaͤrter, der das Spiel der Maschinerie
nicht gehoͤrig verstand, und der, indem er das eine Ventil niederhielt, den
Druk beinahe auf 1400 Pfd. auf den Quadratzoll steigerte. Der Maschinist, der dieß
sah, hatte kaum ausgerufen das Ventil zu befreien, als der Kessel nachgab, und als
er selbst ohne irgend eine Beschaͤdigung erlitten zu haben, bloß aus Schreken
vom Schlage getroffen ward. Meine Kessel gaben bei den vielen Versuchen, welche ich
anstellte, wohl gegen 100 Mal nach, nie aber erwaͤchst uns daraus ein anderer
Nachtheil, als der dadurch veranlaßte Verzug; nicht ein Mal ein Geraͤusch
ward dabei vernommen.
Ich beschaͤftige mich gegenwaͤrtig schon gegen 9 Jahre lang mit den
Dampfwagen, und meine Wagen haben zusammen wohl zwischen 30 und 40,000 engl. Meilen
zuruͤkgelegt. Ich fahre gewoͤhnlich 8 engl. Meilen in der Stunde; auf
einer Fahrt nach Birmingham trieb ich die Geschwindigkeit aber mehrere Stunden
hindurch auf 16–17 Meilen. Bei einer Geschwindigkeit von 8 engl. Meilen kann
ich auf einer guten harten Straße den Wagen innerhalb 10 Fuß, und wenn es bergan
geht, selbst innerhalb 2 Fuß zum Stillstehen bringen. Der Maschinist legt zu diesem
Behufe die Hand auf
einen Hebel, wodurch der Dampf abgelassen wird, und gibt zugleich ein Signal zum
Anlegen der Bremse. Meine Maschine mit dem Wagen mag gegen 3½ bis 4 Tonnen
wiegen, und zahlte auf der Straße von Paddington doppelt so viel Zoll als ein
Omnibus, naͤmlich 4 Schill. Eine Person zahlt mir fuͤr die Fahrt von
Paddington zur Bank, eine Streke von 4 engl. Meilen, 6 Pence (18 kr.), d. h. so viel
als in einem Omnibus. Ich koͤnnte viel wohlfeiler fahren, allein ich habe auf
meine Versuche nicht nur 10 Jahre meines Lebens, sondern auch 10 bis 12,000 Pfd.
Sterl. verwendet, die ich hereinzubringen suchen muß. Meine Wagen fuͤllen
sich immer mehr und mehr, und zwar nicht mit Neugierigen, sonbern mit
regelmaͤßigen Passagieren. Bevor ich auftrat, brauchten die Omnibus von
Paddington her und zuruͤk, eine Streke von beilaͤufig 10 engl. Meilen,
2 Stunden 20 Minuten; gegenwaͤrtig legen sie diesen Weg, durch meine
Concurrenz angetrieben, theils indem sie die Pferde staͤrker antreiben,
theils indem sie seltener anhalten, in einer Stunde und 15 bis 20 Minuten
zuruͤk, d. h. in derselben Zeit, welche ich brauche. Im Durchschnitte fahre
ich jedoch 9–10, die Omnibus 8–9 Meilen in der Zeitstunde.
Ich seze an einem Dampfwagen eine Pferdekraft einem Gewichte von 300 Pfd. gleich.
Mein Wagen Era zog mir den Wagen Infant, der wie ersterer gegen 3½ Tonne
wiegt, mit einer Geschwindigkeit von 7½ Meile; meine Wagen ziehen demnach bei
gleichem Verbrauche an Dampf und Wasser beilaͤufig ihr eigenes Gewicht,
jedoch mit einem Verluste von 1½– 2 Meilen in der Geschwindigkeit. Man
sagt, eine Pferdekraft komme 250 Pfd. uͤber eine Rolle gehoben gleich; allein
beim Ziehen, wo es ganz anders ist, rechnet man, daß eine Pferdekraft eine Tonne
zieht. Wuͤrde einer meiner Wagen den ganzen Tag hindurch laufen, so
wuͤrde er so viel leisten als 30 Pferde; gegenwaͤrtig leistet jeder
derselben auf seinen fuͤnfmaligen Fahrten so viel als 10 Pferde.
Was die aus der Anwendung großer Kessel erwachsenden Ge fahren betrifft, so
haͤngt hier sehr viel von dem Principe, nach welchem die Kessel erbaut sind,
ab. Ich habe z. B. gegen einen, nach meinem Principe erbauten Kessel von 100
Pferdekraͤften keine Einwendung zu machen; denn mein Kessel besteht aus
mehreren kleinen Kesseln, und ich erhoͤhe die Groͤße des ersteren
durch Erhoͤhung der Anzahl der lezteren. Gegen einen Dampfbehaͤlter
von großem Rauminhalte bin ich unter allen Umstaͤnden mißtrauisch; denn wenn
man die Oberflaͤche vergroͤßert, so wird das Metall, wenn es schwach
ist, leichter bersten. Ein Cylinder von 20 Zoll Durchmesser gewaͤhrt, wenn
das Material gut ausgesucht und von gehoͤriger Duke ist,
verhaͤltnißmaͤßig eben so große Sicherheit als irgend ein anderer
Behaͤlter; denn die Cylinderform ist nicht staͤrker als die vierekige,
wenn die Theile des Behaͤlters mit hinreichendem Materiale unterstuͤzt
sind. Alles haͤngt von der Dike ab; ist diese nicht groß genug, um den
inneren Druk auszuhalten, so wird gewiß eine Berstung erfolgen; und ein Cylinder von
12 Zoll wird, wenn er nicht stark genug ist, eben so gefaͤhrlich seyn, wie
einer von 20. Ich bin daher der Ansicht, daß es nicht noͤthig ist, die
Groͤße zu beschraͤnken, wenn die Gefaͤße oder Roͤhren
nur stark genug sind. Wenn ein 10zoͤlliger Cylinder mit irgend einem anderen
Theile des Kessels so communicirte, daß eine continuirliche Explosion
entstuͤnde, so wuͤrde diese nichts weiter seyn, als eine mit einem
staͤrkeren Knalle begleitete Entladung der Maschine. Wuͤrde einer der
Bolzen an meinem Kessel brechen, so wuͤrde ich 25 Sicherheitsventile haben,
und der Dampf koͤnnte durch 50 Oeffnungen entweichen, ohne daß ein Knall zu
vernehmen waͤre; saͤmmtliche Gefuͤge wuͤrden sich
oͤffnen und der Dampf wuͤrde seine Kraft verlieren. Ich baue
gegenwaͤrtig einen Wagen, dessen Cylinder 16 Zoll im Durchmesser bekommen
wird, und dessen Roͤhren mehr Dampf fassen werden, als ein Cylinder
fuͤr einen 10zoͤlligen Kessel.
Ich glaube, daß die Dampfwagen auf den Landstraßen nicht bloß zum Transporte von
Reisenden, sondern auch zur Versendung leichterer Waaren verwendet werden
koͤnnen. Wahrscheinlich duͤrften sie einst auch noch die schweren
Lastwagen ersezen; denn nach meiner Ansicht verdient die Dampfwagenfahrt vor jener
mit Pferden den Vorzug, waͤhrend sie jener auf Eisenbahnen nur in Hinsicht
auf Geschwindigkeit, keineswegs aber in Hinsicht auf den Vortheil, nachsteht.
Mein Wagen ist von jenem Gurney's ganz verschieden, und
wurde auch fuͤr weit geringere Kosten hergestellt. Mein Kessel scheint mir
mehr auszuhalten, als jener; meine Maschinerie ist auf Federn und senkrecht
angebracht; jene hingegen horizontal; meine Achse ist gerade, jene
kurbelfoͤrmig. Ich kann den Zug mittelst eines Geblaͤses nach Belieben
verstaͤrken, und brauche also den Dampf nicht hiezu zu verwenden; deßhalb
macht aber auch mein Wagen nicht jenes Geraͤusch, welches man an dem Gurney'schen bemerkt, und welches die voruͤber
fahrenden Pferde leicht scheu macht. Wenn sich der Dampf ohne Nachtheil in dem
Rauchfange verwenden ließe, so wuͤrde ich viele Unkosten ersparen; allein ich
bin uͤberzeugt, daß das Austreten des Dampfes, wenn derselbe nicht vorher
gedaͤmpft wird, die Pferde scheu macht. Uebrigens fuͤrchte ich weder
die Concurrenz des Gurney'schen Dampfwagens, noch jene
irgend eines anderen.
3. Aussagen des Hrn. Joshua
Field.
Ich baute fuͤr einen Gentleman versuchsweise eine Maschine, die mit dem Wasser
und den Kolben 6 Tonnen wog, und bloß zum Ziehen eines angehaͤngten Wagens
bestimmt war. Sie zog meistens nur einen gewoͤhnlichen Omnibus, manch Mal
aber auch zwei oder drei, und zwar auf den macadamisirten Straßen um London. Sie
legte bei den mit ihr angestellten Versuchen 12, 14, 15, 16, und selbst 18 engl.
Meilen in der Zeitstunde zuruͤk.
Es ist schwer die Kraft einer solchen Maschine, ohne daß man den Widerstand kennt,
nach Pferdekraͤften zu schaͤzen; denn die Kraft wechselt nach den
Geschwindigkeiten, womit sie laͤuft. Man braucht eine groͤßere Kraft,
um einen Wagen mit einer Geschwindigkeit von 16 anstatt 12 Meilen in der Zeitstunde
zu treiben; und doch wird er bei der groͤßten Geschwindigkeit die meiste
Kraft ausuͤben. Gewoͤhnlich bemißt man die Kraft einer Dampfmaschine
nach dem Druke des Dampfes auf den Kolben; der Flaͤchenraum des Kolbens und
die Geschwindigkeit, mit der er sich bewegt, auf Pfunde, die sich in einer Minute um
einen Fuß bewegen, reducirt, geben die Kraft der Maschine bei dieser
Geschwindigkeit; und diese Summe getheilt durch 33,000 Pfd. oder durch das Gewicht,
welches angenommener Maßen von einem Pferde in einer Minute einen Fuß hoch gehoben
werden kann, gibt die Anzahl der Pferdekraͤfte. Diese Berechnung laͤßt
sich, da einige der Daten nicht bekannt sind, nur sehr schwer auf unseren Wagen
anwenden; nimmt man jedoch an, daß die Cylinder 10 Zoll im Durchmesser hatten, und
daß der Druk des Dampfes 50 bis 100 Pfd. auf den Quadratzoll betrug, waͤhrend
die Kolbenhube 16 Zoll hatten, so kann man die Kraft einer solchen Maschine auf 20
Pferdekraͤfte anschlagen.
Ich fuhr mit unserem Wagen mehrere Male nach Reading, und legte den Weg hin und
zuruͤk beilaͤufig in 3 Stunden 10 Minuten zuruͤk. Die uns
begegnenden Pferde wurden wegen der Neuheit der Erscheinung und zum Theil wegen des
Geraͤusches des austretenden Dampfes einige Mal scheu. Am Tage war kein
Funkenspruͤhen bemerkbar, wohl aber bei der Nacht, indem wir das Drahtgitter,
welches wir an dem Scheitel des Schornsteins angebracht hatten, wegen der daraus
erwachsenden Verminderung des Luftzuges im Ofen abnehmen mußten. Uebrigens weiß ich,
daß man auf den Eisenbahnen bei allen Geschwindigkeiten solche Drahtgitter anwendet,
und daß ich daselbst wenigstens bei Tage keine Funken bemerkte. Unser Kessel brannte
Steinkohlen, und diesem Umstaͤnde ist zum Theil das staͤrkere
Funkenspruͤhen zuzuschreiben. Er bestand aus vielen cylindrischen Roͤhren,
von denen die groͤßte nur 2 Zoll im Durchmesser hatte.
Unsere Versuche wurden im Sommer, jedoch meistens bei nassem Wetter vorgenommen;
dessen ungeachtet sanken die Raͤder, deren Reifen 3½ Zoll breit waren,
so wenig ein, daß sie keine Geleise zuruͤkließen.
Ich fuhr einige Male mit dem Hancock'schen Wagen, und
halte denselben fuͤr sicher. Er macht wenig Geraͤusch und macht daher
die ihm begegnenden Pferde weniger scheu, als der Wagen Gurney's und als jener Dance's. Sein
Mechanismus scheint mir hinreichende Sicherheit zu gewaͤhren; auch
laͤßt sich der Wagen sehr leicht wenden und drehen. Von den Gurney'schen Wagen sah ich nur einen aͤlteren, dem
Sir Charles Dance gehoͤrigen, der jedoch, was den
Kessel betrifft, ganz veraͤndert worden war. Die diesem aͤlteren Wagen
zukommende große Dampfkammer mit flachen Waͤnden halte ich nicht fuͤr
sicher; uͤbrigens kenne ich die neueren von Gurney
getroffenen Veraͤnderungen so wenig, als den Wagen des Obristen Macerone. Der Kessel des Ogle'schen Dampfwagens, den ich wohl kenne, obschon ich ihn nicht im Gange
sah, scheint mir in Hinsicht auf die Gefahr von Explosionen sicher. Der Wagen Dance's kommt, was den Kessel betrifft, dem unserigen
gleich, und in Bezug auf den Mechanismus sind sich beide sehr aͤhnlich; ich
halte sie beide gegen Explosionen sicher, und der Mechanismus beider duͤrfte
den Reisenden ebenfalls dieselbe Sicherheit gewaͤhren, wie der Mechanismus
der Eisenbahnwagen. Sir Dance und ich besizen zusammen
ein Patent, dessen Wesen darin besteht, daß kein Theil des Kessels, der dem Dampfe
ausgesezt ist, uͤber 3 Zoll im Durchmesser mißt, und der daher unter allen
Umstaͤnden und bei jeder Abnuͤzung durchaus nicht die geringste Gefahr
im Falle eines Berstens bietet. Dagegen ist zu bemerken, daß alle mit großen
Geschwindigkeiten laufende Wagen ein groͤßeres Geraͤusch machen, und
daher die ihnen begegnenden Pferde leichter scheu machen, bis die Thiere ein Mal an
diese Erscheinung gewohnt seyn werden. Auch ist nicht zu vergessen, daß die
Dampfwagen bei der Nacht bedeutend Funken spruͤhen, besonders wenn sie
Steinkohlen und keine Kohks brennen. An dem Hancock'schen
Wagen, welcher Kohks brennt, und an dem die Flamme auf eigene Weise vertheilt und
die Hize absorbirt wird, ist die Flamme am wenigsten sichtbar. Die an den oberen
Enden der Schornsteine angebrachten Drahtgitter verhindern den Austritt der
groͤßeren, nicht aber jenen der kleineren Funken; wollte man einen Hut aus
Draht verfertigen, der auch die kleinsten Funken aufhielte, ohne dabei den Zug durch
den Ofen zu beeintraͤchtigen, so muͤßte man diesem Hute eine solche
Groͤße geben, daß die Summe aller Oeffnungen in dem Drahtgitter dem
fuͤr den Luftzug noͤthigen Flaͤchenraum gleichkaͤme. Ich
bin uͤbrigens nicht gehoͤrig darauf vorbereitet Maßregeln anzugeben,
wodurch die Gefahren, die den den Dampfwagen begegnenden bespannten Fuhrwerken durch
das Scheuwerden der Pferde erwachsen koͤnnen, zu beseitigen waͤren;
doch wuͤrde Alles, was das Geraͤusch, das Funkenspruͤhen und
Flammenausspeien vermindert, auch diesen Gefahren steuern.
Ich halte es fuͤr sehr schwierig, fuͤr die auf den Landstraßen
fahrenden Dampfwagen in Hinsicht auf die Groͤße ihrer Kessel Geseze
vorzuschreiben. Ich halte selbst die Explosion eines cylindrischen Kessels von nicht
mehr als 10 Zoll im Durchmesser fuͤr die Umstehenden fuͤr
gefaͤhrlich. Will man den Kessel in Kammern abtheilen, so glaube ich, daß die
Explosion einer jeden Kammer von mehr als 3 Zoll im Durchmesser Gefahr bringen kaun;
daß aber unter diesen Dimensionen der Dampf im Falle einer Berstung gefahrlos
austreten wird.
Die Steuerung der Dampfwagen auf den Landstraßen wird jeder geschikte Kutscher bei
einiger Uebung vollbringen koͤnnen. Ich selbst hatte einen solchen, mit dem
ich mehrere 100 engl. Meilen fuhr, ohne daß uns ein Unfall begegnete. Maschinisten
sind noch leichter bei uns zu finden; denn die Maschine erheischt nicht mehr
Geschiklichkeit, als die Leitung der Locomotiven auf den Eisenbahnen oder die
Leitung der Maschine auf einem Dampfboote. Ich glaube nicht, daß die Lenkung eines
Dampfwagens groͤßere Gefahren droht, als jene eines Eilwagens, und glaube
daher auch nicht, daß in ersterem Falle von einem betrunkenen Lenker mehr zu
befuͤrchten ist, als in lezterem von einem betrunkenen Kutscher.
Ich konnte meinen Wagen, wenn er mit einer Geschwindigkeit von 12–13 engl.
Meilen in der Zeitstunde rollte, innerhalb desselben Raumes zum Stillstehen bringen,
in welchem dieß mit gewoͤhnlichen Wagen moͤglich ist. Das Umwenden und
Ausweichen geschah mit derselben Leichtigkeit. Auch Hancock's Wagen ist in dieser Hinsicht eben so lenkbar, wie ein
Eilwagen.
Nach meinem Dafuͤrhalten ist es fuͤr die Passagiere bequemer und
gefahrloser, wenn sie sich in einem der Maschine angehaͤngten Wagen befinden.
Man darf nicht fuͤrchten, daß durch die groͤßere Laͤnge des
Fuhrwerkes ein Nachtheil erwachse; denn die Maschine mit dem angehaͤngten
Wagen ist auch nicht laͤnger, als ein mit 4 Pferden bespannter Eilwagen.
Uebrigens gebe ich zu, daß die Gefahr um so geringer ist, je kuͤrzer das
Fuhrwerk.
Die Kessel der Dampfwagen sollen probirt werden, bevor sie aus der Fabrik kommen; und
diese Pruͤfung soll in Gegenwart eines Commissaͤres durch Wasserdruk
vorgenommen werden. Die Pruͤfung ist leicht, und kann mit jeder Handpumpe,
die sich ohnedieß an jedem Wagen vorfindet, geschehen. Es muß aber jederzeit ein
Sachverstaͤndiger dabei zugegen seyn; denn nur hiedurch kann nach meiner
Ueberzeugung Betrug und Taͤuschung vermieden werden. Es scheint mir zu
genuͤgen, wenn ein Kessel einen doppelt groͤßeren Druk
aushaͤlt, als man beabsichtigt; der unserige hatte einen fuͤnf Mal
groͤßeren ausgehalten, so daß er gar keine Gefahr einer Explosion bot. Auch
Hochdrukkessel sollen probirt und einem doppelt hoͤheren Druke ausgesezt
werden. Die Erlaubniß von Roͤhren oder Kesseln bis zu 10 Zoll im Durchmesser
wuͤrde, nach meiner Ueberzeugung, nur dann Sicherheit gewaͤhren, wenn
die Kessel zugleich auch probirt werden muͤßten. Uebrigens kann jeder Kessel
ungeachtet aller dieser Vorsichtsmaßregeln mit der Zeit unsicher werden, und zwar
innerhalb einer Zeit, die keine Graͤnzen kennt. Denn ein Kessel kann an einem
Tage und durch Zufall so viel Schaden leiden, als sonst bei gewoͤhnlicher
Abnuͤzung innerhalb 12 Monate; ja es ist sogar moͤglich, daß ein
Kessel in dem einen Augenblike ganz gefahrlos ist, und in dem naͤchsten
Augenblike darauf dennoch berstet, so daß die Probe eigentlich auch nur fuͤr
den bei der Pruͤfung vorhanden gewesenen Zustand Gewaͤhr leistet.
4. Aussagen des Hrn. Georg Stephenson,
Civilingenieur.
Ich sehe nicht die geringste Moͤglichkeit ein, daß die Dampfwagen je auf den
Landstraßen gut thun koͤnnen; denn die Reibung ist zu groß, und es hat sich
gezeigt, daß bei geringen Geschwindigkeiten die Maschinen nicht ein Mal auf
Eisenbahnen die Pferde verdraͤngen koͤnnen. Ein Pferd braucht zur
Erhaltung seiner eigenen Bewegung auf einer Landstraße nicht mehr Kraft, als zur
Erhaltung derselben auf einer Eisenbahn; waͤhrend die Maschine wegen ihres
großen Gewichtes und der Erhoͤhung des Widerstandes um das Zehnfache, ihre
ganze Kraft zur Unterhaltung ihrer Bewegung aufzehrt. Die Reibung ist auf den
Landstraßen 10 Mal groͤßer als auf den Eisenhahnen. Ein Pferd zieht auf einer
Eisenbahn, abgesehen von dem Gewichte des Wagens, 10 Tonnen mit einer
Geschwindigkeit von 3 engl. Meilen; auf einer Landstraße dagegen bei gleicher
Geschwindigkeit nur eine Tonne; man braucht daher auf einer Eisenbahn eine und auf
einer Landstraße 10 Pferdekraͤfte.
Ich kenne die meisten der fuͤr die Landstraßen bestimmten Dampfwagen; allein
nach meinem Dafuͤrhalten ist es wegen der Erschuͤtterungen unmoͤglich die Maschine
irgend eine laͤngere Zeit uͤber in Ordnung zu erhalten, welche Federn
man auch anwenden mag. Die Hancock'sche Maschine ist
gewiß sehr sinnreich gebaut; allein auch die Fahrten mit ihr werden sich nicht
abbezahlen. Ich zweifle keinen Augenblik, daß, wenn Hancock's Wagen 12 Monate hindurch gefahren seyn werden, bei offener
Vorlage der Buͤcher aus diesen Fahrten ein Verlust fuͤr den
Unternehmer nachgewiesen werden kann. Ja ich glaube nicht einmal, daß die Dampfwagen
allgemein werden koͤnnen, selbst wenn man sie vollkommen frei gibt, und wenn
man fuͤr sie alle Straßenzoͤlle aufhebt.
Das Gefaͤhrliche an den Maschinen dieser Dampfwagen sind die Kessel, welche so
leicht als moͤglich und so gebaut seyn muͤssen, daß sie wenig Wasser
fuͤhren. Wenn diese Kessel auch stark gebaut sind, so werden die
Roͤhren wegen der geringen Wassermenge leicht troken und rothgluͤhend
werden koͤnnen, woraus dann eine Zersezung des Dampfes, die Erzeugung von
Wasserstoff und Explosionen erwachsen, fuͤr die man, wenn sie vorkamen, keine
genuͤgenden Erklarungen gab. Ganz anders verhaͤlt sich dieß an den
Locomotiven der Eisenbahnen, deren Kessel sehr groß sind, und abgesehen von dem
Wasserbehaͤlter, in sich selbst sehr viel Wasser fuͤhren. Ich halte es
nicht fuͤr moͤglich einen Kessel zu bauen, der so viele Kraft erzeugt,
als noͤthig ist, um Wagen mit gehoͤriger Geschwindigkeit auf den
Landstraßen zu treiben, und der dabei im Falle eines Berstens keine Gefahren droht.
Der Hancock'sche Kessel besteht aus mehreren flachen
Roͤhren; wenn eine solche zum Bersten kommt, so wird wohl kein großer Schaden
daraus erwachsen; allein die ihr zunaͤchst befindlichen Individuen werden
denn doch dadurch beschaͤdigt werden.
Das Probiren der Kessel schuͤzt nicht, denn der Kessel kann vollkommen sicher
seyn, so lange das Wasser in demselben auf einer bestimmten Hoͤhe erhalten
wird, und bersten, so wie das Wasser zu tief sinkt. Die einzige Garantie, welche dem
Publicum gegeben werden kann, ist daher die, daß man den Kammern der Kessel so
kleine Dimensionen gibt, daß selbst im Falle des Berstens einer solchen Kammer kein
großer Schaden daraus erwachsen kann. Die zu duldende Groͤße selbst kann ich
jedoch ohne angestellte Untersuchung nicht angeben.
Ich halte den Gurney'schen Kessel nicht fuͤr
gefaͤhrlich, so lange er aus kleinen Roͤhren zusammengesezt wird, in
welchem Falle jedoch nicht genug Dampf erzeugt werden kann. Uebrigens ist die Gefahr
groͤßer als an dem Kessel Hancock's, indem die
Roͤhren eine groͤßere Menge Dampf enthalten, als in den Kammern des
Hancock'schen Kessels enthalten ist. Wenn an den
Locomotivmaschinen der Eisenbahnen eine oder mehrere der Roͤhren von 1½ bis 2
Zoll im Durchmesser nachgeben, so schadet dieß nicht viel; man verstopft deren beide
Enden und faͤhrt dann weiter; an den Wagen Gurney's und Hancock's dagegen scheint dieß
nicht thunlich.
Die Eisenbahnwagen erzeugen ein dem Hundegebell nicht unaͤhnliches
Geraͤusch, indem man den Dampf in den Rauchfang treten laͤßt, damit
ein gehoͤriger Luftzug unterhalten werde. An den Dampfwagen muß man zwar auch
den aus dem Cylinder austretenden Dampf zur Erzeugung eines gehoͤrigen Zuges
benuzen; allein es ist fuͤr eine solche Daͤmpfung gesorgt, daß man
kein Geraͤusch hoͤrt.
Die Locomotivmaschinen haben 25 bis 30 Pferdekraͤfte; die Dampfwagen aber nur
3 bis 4. Man kann die Kraft hier nicht nach den Cylindern berechnen; denn die Kraft
kann am Anfang groß seyn, und dann beinahe auf Nichts herabsinken. Nur wenn die
Kraft in dem Maaße unterhalten werden kann, in welchem sie begann, und wenn man
nicht gezwungen ist oͤfter anzuhalten, damit der Dampf groͤßere Kraft
sammeln kann, d. h. wenn der Kessel zur gehoͤrigen Erzeugung von Dampf
ausreicht, kann man den Cylinder den Berechnungen zu Grund legen.
Die Kammern der Kessel, deren man sich an der
Liverpool-Manchester-Eisenbahn bedient, haben 1½ bis 2 Zoll im
Durchmesser. Anfangs nahmen wir 3 Zoll; allein spaͤter fanden wir, daß wir
bei Verminderung der Durchmesser mehr Dampf erzeugen und eine groͤßere
Oberflaͤche gewinnen koͤnnten.
Die Dampfwagen geben, wenn sie Kohks brennen, nicht viel Rauch, denn die Anwendung
von Kohks ist, wenn die Verkohkung gut vollbracht wurde, das beste Mittel zur
Vermeidung von Rauch. Allerdings entwikeln sich aber Daͤmpfe, welche Schwefel
halten, und welche sowohl auf die Nase, als die Augen nachtheilig wirken, obwohl sie
so wenig sichtbar sind, als Dampf von 80 bis 90° F. bei heißer Witterung.
Der Hancock'sche Wagen verliert, da er weniger Zug hat,
nicht so viel Gluth durch das Aschenloch. Man versuchte auch auf der
Liverpool-Eisenbahn das Aschenloch zu diesem Behufe mit einem Gehaͤuse
zu umgeben; allein man war gezwungen, das eine Ende zu oͤffnen, indem um so
mehr Dampf fuͤr geringere Kosten erzeugt wird, je freieren Zutritt die Luft
zum Feuer hat. Bei groͤßerer Geschwindigkeit treten mehr Funken aus, als bei
geringerer; denn der Zug waͤchst in dem Maaße als die Geschwindigkeit
zunimmt, indem eine groͤßere Menge Dampf in den Schornstein uͤbergeht
und also mehr Vacuum erzeugt wird. In dem Schornstein befindet sich naͤmlich
eine dem Mundstuͤke einer Feuersprize aͤhnliche Roͤhre, durch
die der Dampf mit
solcher Geschwindigkeit austritt, daß er die atmosphaͤrische Luft austreibt
und ein Vacuum erzeugt, welches erfuͤllt wird, indem der ganze Druk der
Atmosphaͤre die Luft durch das Feuer emportreibt. Ich sah, indem ich durch
ein in dem Thuͤrchen befindliches Loch gukte, das Feuer gleichsam auf den
Roststangen tanzen, und die Nachgluth mit solcher Gewalt emportreiben, daß sie in
den Schornstein empor flog. Wenn der Wind von der Seite gegen die Wagen
blaͤst, so wird diese Wirkung noch auffallender, obschon der Zug in den Oefen
dadurch nicht wesentlich veraͤndert wird.
Ich versuchte, um das Austreten von Funken bei dem Schornstein zu verhuͤten,
Drahtgitter von verschiedener Groͤße anzuwenden, mußte sie aber
saͤmmtlich aufgeben, da sie die Leistungen der Maschinen
beeintraͤchtigten. Auch der in Vorschlag gebrachte Schirm, der die Funken in
den Schornstein zuruͤkwerfen sollte, mußte wegen Verminderung der Kraft der
Maschine wegbleiben. Was den Vorschlag betrifft, den Schornstein mit einem
Gehaͤuse aus feinem Drahtgitter zu umgeben, welches weit herabreichte, und
alle Funken mit Ausnahme der kleinsten bis auf den Boden herab leitete, so scheint
mir eine solche Vorrichtung zu unbequem, wegen der starken Abnuͤzung zu
kostspielig in der Unterhaltung, und dennoch der Kraft der Maschine nachtheilig. Man
muß bedenken, daß diese Kraft großen Theils von dem Austritte des Dampfes in den
Schornstein abhaͤngt; denn, wollte man den Zug lediglich durch die
Hoͤhe des Schornsteines erzeugen, so wuͤrde eine Maschine von 50
Pferdekraͤften auf eine Maschine von nicht mehr als 2 bis 3
Pferdekraͤften herabsinken.
Der Raum, innerhalb welchem ein Dampfwagen zum Stillstehen gebracht werden kann,
haͤngt von dessen Gewicht und dessen Bewegungsmoment ab. Das einzige Mittel,
dessen man sich zu diesem Zweke bedient, liegt in der Anwendung einer Bremse, und in
der Umkehrung der Kraft, so daß die umlaufende Kraft des Rades in eine glitschende
umgewandelt wird. Um berechnen zu koͤnnen, wie schnell die glitschende
Bewegung das erlangte Bewegungsmoment aufzehrt, muß das Gewicht der Maschine, die
Geschwindigkeit und die Reibung bekannt seyn, wobei uͤberdieß noch sehr viel
von dem Zustande der Straße abhaͤngt. Bei sehr nasser Witterung wird das
Moment nicht in so kurzer Zeit aufgezehrt werden, als bei trokener, und noch
langsamer wird dieß auf einer eisigen Straße gehen, auf der die Raͤder
schlittenartig fortglitschen werden. Ich glaube nicht, daß eine vierspaͤnnige
Kutsche bei einer Geschwindigkeit von 14 engl. Meilen in der Zeitstunde in weniger
als 50 Yards angehalten werden kann; 50 bis 100 Yards duͤrften aber auch zum
Anhalten eines Dampfwagens genuͤgen, der mit derselben Geschwindigkeit auf
einer Landstraße
fortrollt; obschon ich zugebe, daß daraus, daß die Pferde ihr eigenes Gewicht dem
Bewegungsmomente des Wagens entgegenzusezen vermoͤgen, einiger Vortheil
erwachsen duͤrfte. Bei einer Geschwindigkeit von 10 bis 11 engl. Meilen in
der Zeitstunde duͤrften gegen 40 Yards zum Anhalten noͤthig seyn.
Einer der Maͤngel der Eisenbahnwagen besteht darin, daß sie nur in einem sehr
großen Radius gewendet werden koͤnnen. Die Dampfwagen dagegen lassen sich,
indem sich an dem unteren Theile ihres Gestelles ein Drehzapfen befindet, wie eine
Kutsche wenden. Es waͤre gefaͤhrlich die Eisenbahnwagen auf
aͤhnliche Weise zu bauen; denn, wenn eines der Raͤder bei großer
Geschwindigkeit auf ein auf der Schiene befindliches Hinderniß stieße, so
wuͤrde es in seiner Bewegung verspaͤtet werden, wodurch dann die
Maschine umgedreht und von den Schienen abgeleitet wuͤrde. Die Raͤder
der Eisenbahnwagen muͤssen stets mit ihrer Achse zugleich umlaufen, damit
sie, wenn sie in einem vierekigen Rahmen in Bewegung gesezt werden, ihre Stellung
nicht veraͤndern koͤnnen. Kommt eines der Raͤder mit einem auf
der Bahn befindlichen Hindernisse in Beruͤhrung, so hilft das andere zu
dessen Ueberwindung mit, indem alle Raͤder in ihrer Bewegung auf die Richtung
der Schienen beschraͤnkt sind. Ich sah zwar kuͤrzlich eine
Vorrichtung, wodurch die Stellung der Raͤder so veraͤndert werden
kann, daß sie wie an einer gewoͤhnlichen Kutsche kleine Curven durchlaufen
koͤnnen; allein ich halte sie weder fuͤr sicher, noch laͤßt
sich die Maschinerie so leicht darauf unterbringen.
Schließlich bemerke ich noch, daß wenn die Kammern eines Kessels verbunden sind, die
Gefahr von deren Verbindungsweise abhaͤngt. Die Roͤhren unserer Kessel
sind nicht verbunden, und folglich gibt nur eine Oeffnung nach. Bei einem
Durchmesser dieser Roͤhren von 1½ bis 2 Zoll ist keine Gefahr im Falle
eines Berstens; die Gefahr beginnt erst, wenn der Durchmesser uͤber 3 Zoll
steigt. Unsere Maschinen ziehen, Wagen und Passagiere zusammen gerechnet, 30 bis 40
Tonnen; wir bauen aber nunmehr Maschinen, die auf einer vollkommen ebenen Bahn eine
ganze Schiffsladung oder 400 Tonnen ziehen wuͤrden. Wir bauen Maschinen von
50 Pferdekraͤften, und haben solche nach Belgien und auch nach Amerika
versendet; ich will nunmehr eine von 100 Pferdekraͤften unternehmen.
5. Aussagen des Hrn. Alexander Gordon,
Civilingenieur.
Ich fuhr mit Gurney's, Macerone's, Hancock's, Field's,
Ogle's und Russell's Dampfwagen, und zwar mit
Geschwindigkeiten von 2 bis zu 16 engl. Meilen in der Zeitstunde; eine Streke von
einer Meile fuhr ich sogar mit einer Geschwindigkeit von 20 engl. Meilen! Bei 10 bis 14
Meilen in der Stunde waren die Fahrten am vortheilhaftesten und ohne Gefahr
fuͤr das Publicum; auch konnten die Wagen hiebei zuverlaͤssig
innerhalb einer kleineren Streke angehalten werden, als dieß mit einer
zweispaͤnnigen Kutsche moͤglich ist.
Um Dampf von gehoͤriger Intensitaͤt zu erzeugen, ist eine gewisse
Kesseloberflaͤche, auf welche das Feuer und die erhizten Gase einwirken,
noͤthig; und diese Oberflaͤche muß mit der Quantitaͤt des zu
verdampfenden Wassers im Verhaͤltnisse stehen. Diese Oberflaͤche ward
an den fruͤheren Dampfmaschinen außen an dem unteren Theile des Kessels, der
deßhalb von bedeutender Groͤße seyn mußte, erzielt. Spaͤter wurde der
Kessel verkleinert und die Oberflaͤche dafuͤr dadurch
vergroͤßert, daß man einen weiten Feuerzug durch das Wasser fuͤhrte.
An den Kesseln der Dampfboote war eine groͤßere Anzahl solcher
Feuerzuͤge noͤthig, damit das kleinste Gewicht Wasser der
groͤßten Heizoberflaͤche ausgesezt ward. Die
Eisenbahn-Locomotiven endlich erheischten der Leichtigkeit wegen eine noch
groͤßere Heizoberflaͤche, die man dadurch erzielte, daß man die Zahl
der Feuerzuͤge noch weiter (manchmal bis auf 150) vermehrte, und
dafuͤr deren Groͤße verminderte. Dieß ist im Allgemeinen der
gegenwaͤrtige Bau dieser Kessel, welche aus einer großen, die
Feuerzuͤge und die Heizstelle umgebenden Wasser- und Dampfkammer
bestehen. Faͤlschlich werden sie daher roͤhrenfoͤrmige Kessel
genannt: denn sie sind eigentlich große Kessel mit roͤhrenfoͤrmigen
Feuerzuͤgen. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen und den
kleinkammerigen Kesseln von Gurney, Dance und Field, Hancock, Macerone und einigen anderen beruht
darauf, daß an lezteren die Feuerstelle und die Feuerzuͤge die große Kammer
bilden, waͤhrend das Wasser in kleinen Kammern oder Stroͤmchen der
Hize des großen Ofens ausgesezt wird. Diese zahlreichen kleinen Wasser- und
Dampfkammern bieten weit groͤßere Sicherheit, als die große; weil das Bersten
einer einzelnen derselben keineswegs die Gefahr einer Explosion des Ganzen nach sich
zieht. Das Sinnreiche an dem Baue oder in der Anordnung der Roͤhren oder
Kammern besteht darin, daß sie dem in ihnen enthaltenen Wasser gestatten die Hize
von dem Feuer her aufzunehmen, und dafuͤr den trokenen, d. h. nicht mit der
Fluͤssigkeit vermengten Dampf an die Maschinen abzugeben. Hancock's Kessel laͤßt sich betrachten, als
bestuͤnde er aus mehreren kleinen, wie Buͤcher neben einander
gestellten, rechtekigen, und miteinander verbundenen Kesseln, in deren jedem
Circulation und Abscheidung von Statten gehen muß. Gurney's Kessel besteht aus vielen, kleinen, im Feuer befindlichen
Roͤhren, aus denen der Dampf in eine außer dem Feuer befindliche Kammer
emporsteigt, um
daselbst von dem Wasser geschieden, und zum Eintritte in die Maschine vorbereitet zu
werden, waͤhrend das Wasser mit oder ohne neuen Ersaz durch einen anderen
Canal zuruͤkkehrt, um abermals durch die kleinen erhizten Roͤhren zu
stroͤmen. Diesem ganz aͤhnlich ist der Kessel der HH. Dance und Field. An den auf
den Landstraßen in Anwendung gekommenen Kesseln erscheinen die Theile auf dem
Querdurchschnitte entweder kreisrund oder rechtekig; erstere Form ist sowohl der
Theorie, als der Praxis nach die staͤrkere. Die Dampftheilchen druͤken
in radialen Linien nach Auswaͤrts, und die Kraft derselben wird am besten
gedaͤmmt, indem man sie rings herum einschraͤnkt; denn dann sind die
Kraͤfte gleich, und es wird ihnen von der absoluten Staͤrke des
Metalles oder von der Cohaͤsionskraft Widerstand geleistet. Schließt man den
Dampf hingegen in einem vierekigen oder uͤberhaupt in einem Gehaͤuse
mit geraden Waͤnden ein, so sezt man das Metall an diesen Waͤnden der
groͤßten Gewalt aus, indem die Kraft des Dampfes dasselbe der Quere nach zu
durchbrechen strebt. Das Gehaͤuse wird demnach durch den inneren Druk
gezwungen seine Gestalt zu veraͤndern; es wird ausgebaucht, verknittert, und
der Bruch erfolgt gewoͤhnlich in der Naͤhe des Winkels, indem die in
einer und derselben Flaͤche gelegenen Metalltheile als Hebel wirken. Es
unterliegt daher keinem Zweifel, daß die kreisrunde Form ohne Vergleich
staͤrker ist. Was die fuͤr Dampfwagen zu gestattende Groͤße der
Kammern dieser Kessel betrifft, so glaube ich, daß, bis nicht andere,
gegenwaͤrtig noch unbekannte Schuzmittel gegen die Explosionen aufgefunden
worden sind, kein Cylinder von mehr dann 8 Zoll gestattet werden soll; und daß, wenn
rechtekige oder anders geformte Kammern zum Baue des Kessels oder Dampfgenerators
angewendet werden, deren Querdurchschnitt nicht mehr als 49 Quadratzoll
Flaͤchenraum haben darf; abgesehen davon, daß es nicht erlaubt seyn soll, die
Kammern der Kessel ganz oder auch nur zum Theil aus Gußeisen zu verfertigen. Ich
habe bei der Bestimmung der Groͤße der rechtekigen Kammern einen
Flaͤchenraum angenommen, der jenem eines Kreises von 8 Zoll im Durchmesser
ziemlich gleichkommt; nicht weil dann die rechtekige Gestalt in Hinsicht auf
Staͤrke einiger Maßen der kreisrunden gleichkommen wuͤrde; sondern
weil, wenn sich wirklich eine Explosion ereignet, dann fuͤr beide
Faͤlle der Austritt einer gleichen Menge Dampf und Wasser angenommen werden
kann. Ich glaube uͤbrigens, daß im Falle eines Berstens die
Bruchoberflaͤche an der rechtekigen Kammer immer groͤßer ausfallen
wird, als an der cylindrischen.
Die leichten Landkutschen und Eilwagen wirken in England am nachtheiligsten auf die
Landstraßen, denn an diesen Fuhrwerken ruht gewoͤhnlich auf jedem Quadratzoll des Reifens die
verhaͤltnißmaͤßig groͤßte Last. Der Unterschied in den
Geschwindigkeiten ist nicht von so großer Bedeutung. Ich wuͤßte nicht, daß
Versuche daruͤber angestellt worden waͤren, wie groß der Schaden ist,
den die Pferde bei geringer und bei großer Geschwindigkeit den Straßen
zufuͤgen. Nach meiner Ansicht bewirkt ein belasteter Dampfwagen
zuverlaͤssig nicht den dritten Theil jenes Schadens, den ein Eilwagen mit
seinen Pferden bedingt, vorausgesezt, daß die in beiden Faͤllen in Bewegung
gebrachten Gewichte einander gleich sind. Ich kann nach langer und genauer Erfahrung
versichern, daß ich, wenn ich Straßeneigenthuͤmer waͤre, den
Dampfwagen, selbst wenn sie 6 Tonnen waͤgen wuͤrden, den Vorzug
einraͤumen wuͤrde. Ich gebe noch folgende Zusammenstellung der
Gewichte der gewoͤhnlichsten Fuhrwerke.
Textabbildung Bd. 063, S. 302
Geschwindigkeit in Meilen per Stunde.; Gewicht des Wagens und der Fracht in
Tonnen ohne die Pferde.; Bemerkungen.; Eilwagenob. Landkutsche; Dazu muß im
Durchschnitt das Gewicht eines jeden Pferdes mit 10 Centnern gerechnet werden.;
Sogenannte Bans; Sechsspaͤnniger Lastwagen; Achtspaͤnniger
Lastwag. Dampfwagen Mehrere Dampfwagen sind jedoch viel schwerer. Ich sah einen,
der 6 Tonnen wog. Der beste, den ich kenne, wiegt 3 Tonnen;
6. Aussagen des hochwuͤrdigen
Hrn. Williams.
Ich bin als ein großer Anhaͤnger der Dampfwagenfahrt beinahe mit allen auf den
Straßen erschienenen Dampfwagen gefahren, und besize auch einige Einsicht in deren
Mechanismus.
Den Kessel Guruey's halte ich fuͤr vollkommen
sicher; allein derselbe hat ein Anhaͤngsel, in welchem der Dampf von dem
Wasser befreit wird, und welches man den Separator nennt, obschon ich es lieber die
Unheilskammer (danger – chamber) nennen moͤchte. Der Dampf bildet in den Roͤhren
gleichsam eine Schlangenwindung, und fuͤhrt das Wasser dabei mit sich, bevor
er in den Cylinder, in welchem sich der Kolben befindet, gelangt. Um nun den Dampf
wirksamer zu machen, wurden die Separatoren angebracht, die einen großen Rauminhalt
haben. Es hat demnach nichts zu bedeuten, ob der Kessel
roͤhrenfoͤrmig, kugelfoͤrmig oder anders geformt ist; denn,
wenn der Dampf eingesperrt ist, so wird jeder Kessel gefaͤhrlich seyn.
Deßhalb wird auch Gurney's Kessel gefaͤhrlich
seyn, so lange an
demselben ein Sammlungsraum fuͤr den Dampf besteht; denn, wenn der Dampf
nicht an den Kolben gelangen kann, der sich in dem Cylinder bewegt, so wird er Alles
zersprengen, welche Form es auch haben mag. Uebrigens sind mir nur zwei
Unfaͤlle bekannt, die sich mit diesem Kessel ereigneten. Ein Mal blieb der
Wagen in dem Kiese, den man auf der Straße aufgeschuͤttet hatte, um die Fahrt
zu stoͤren, steken, wo dann bei Erhoͤhung des Drukes eine Achse brach;
und ein Mal sprang der Separator oder der Kessel mit starker Beschaͤdigung
eines Individuums. Lezterer Unfall kam in Glasgow vor, wo ein Hr. Ward, der den Gurney'schen
Wagen gekauft, und der in den Projecten Gurney's wohl
gegen 40,000 Pfd. Sterl. eingebuͤßt hatte, den Wagen mit besonderer Kraft
laufen machen wollte.
Der Russel'sche Wagen hat einen großen Kessel, der keinen
Druk von mehr dann 35 Pfd. auf den Quadratzoll aushaͤlt. Man arbeitete nie
mit einem Druke von mehr dann 20 bis 25 Zoll, und daher war auch dieser Kessel
sicher. Die Sicherheit haͤngt jedoch von dem Maschinisten ab; belastet dieser
das Ventil staͤrker, als es der Kessel auszuhalten vermag, so kann er jeden
Kessel bersten machen.
Mit Hancock's Wagen bin ich mehr als 4000 engl. Meilen
weit gefahren; denn ich fand ihn Winter und Sommer uͤberall, wo die Zollacten
nicht erneuert worden waren. Gurney's Wagen haͤtte
wohl dasselbe thun koͤnnen, wenn er sich uͤberhaupt in einer hiezu
geeigneten Verfassung befunden haͤtte. Hancock's
Wagen scheint mir, da er keine Dampfkammern hat, ganz sicher. Ein einziger Unfall
mit demselben ereignete sich in der Fabrik des Unternehmers, wo man das Ventil mit
Draht festgebunden hatte, und wo dann ein Riß von 7 Zoll entstand, der den
Maschinisten durch Schreken toͤdtete.
Ogle's Wagen, mit dem ich 100 engl. Meilen fuhr, scheint
mir gleichfalls sicher, denn er hat, so viel ich weiß, keine Dampfkammer. Sein
Kessel besteht aus einer Roͤhre, die sich in einer zweiten Roͤhre
befindet, so daß der Waͤrmestoff von Außen und von Innen auf das Wasser
wirkt. Er erzeugt den Dampf so schnell, als es die Maschinen erheischen, wie dieß
auch mir Hancock's Wagen der Fall ist.
Im Allgemeinen erscheint mir jeder Dampfwagen gefaͤhrlich, wenn der Maschinist
ein tollkuͤhner Mensch ist, und wenn ihm allein die Controle uͤber die
Sicherheitsventile anvertraut wird. Dagegen halte ich die Dampfboote bei der
Groͤße ihrer Kessel fuͤr noch weit gefaͤhrlicher. Dampfkessel
ohne Dampfkammern halte ich nicht fuͤr gefaͤhrlich, und ich vertraue
mich lieber einem mit einem solchen Kessel versehenen Wagen an, als einem Eilwagen, auf dem man weit
mehr Zufaͤllen ausgesezt ist.
7. Aussagen des Hrn. William Cubitt,
Civilingenieur.
Ich gehoͤrte mit zu den Subscribenten auf den Dampfwagen der HH. Maudslay und Field. Der
Wagen war sehr gut gebaut, er fuhr auch vortrefflich, und zeigte sich dabei sehr gut
lenkbar. Allein ich fuͤr meinen Theil gewann aus den angestellten Versuchen
die Ueberzeugung, daß er praktisch nicht anwendbar sey, weil er in
oͤkonomischer Hinsicht nicht entsprach. Die Thunlichkeit war fuͤr mich vollkommen hergestellt, aber nicht die
Brauchbarkeit; denn die Anschaffungs- und
Unterhaltungskosten schienen mir zu groß, als daß eine Concurrenz mit den
Eisenbahnen oder mit den gewoͤhnlichen Fuhrwerken haͤtte Vortheil
bringen koͤnnen.
Es lassen sich Dampfwagen herstellen, die, wie ich mich uͤberzeugte, selbst
uͤber steile Huͤgel sehr gut hinanfahren, die fuͤr die
Reisenden eben so sicher sind, als irgend eine Kutsche, und die auch den
Entgegenkommenden nicht gefaͤhrlich werden. Unser Wagen, der zwischen 5 und 6
Tonnen wog, aber auch etwas leichter haͤtte seyn koͤnnen, erschrekte
selbst auf den belebten Straßen um London nirgendwo die Pferde, und verbesserte bei
seinen breiten Radreifen die Straßen eher, als er ihnen Schaden zufuͤgte.
Unser Kessel bestand aus mehreren Roͤhren, und war so viel ich weiß nach Gurney's Princip gebaut. Der ganze Wagen kam uns auf 1000
Guineen zu stehen.
Die Dampfwagen scheinen mir nur deßhalb nicht so allgemein brauchbar, als die
Landkutschen und Eilwagen, weil, um regelmaͤßig groͤßere Fahrten mit
denselben zu unternehmen, sehr ausgedehnte Anstalten, eine sehr große Anzahl von
Wagen, Stationen und Werkstaͤtten, und mithin ein so ungeheures Capital
erforderlich waͤre, wie man es nicht leicht aufbringt, wenn nur ein schwacher
oder zweifelhafter Ertrag davon zu erwarten ist. Um z. B. zwischen London und Bath
bestaͤndig auch nur zwei Dampfwagen in Gang zu erhalten, muͤßte man
wohl gegen 100 solcher Wagen zur Disposition haben. Uebrigens kommt auch noch in
Betracht, daß man fuͤr die Eisenbahnwagen sehr leicht hinreichend gewandte
Maschinisten haben kann; daß man aber fuͤr die Dampfwagen Leute von
groͤßter Aufmerksamkeit, Ruhe und Geistesgegenwart braucht. Wir hatten
gluͤklicher Weise bei unseren Versuchen einen solchen Wagenlenker; allein
selbst wir, die wir uns auf dem Wagen befanden, wurden nicht selten unruhig und
erschuͤttert, wenn uns dieser Mann in den belebtesten Straßen durch die
dichten Wagenreihen steuerte.
Was die auf den Landstraßen zu erzielende Geschwindigkeit betrifft, so habe ich daruͤber nie
Berechnungen angestellt; auf den Eisenbahnen hingegen duͤrfte die
Geschwindigkeit keine Graͤnzen haben, als bis die Kraft durch den Widerstand
der Luft aufgewogen wuͤrde, was erst bei 60 engl. Meilen in der Zeitstunde
der Fall seyn koͤnnte.
8. Aussagen des Hrn. John Braithwaite,
Civilingenieur.
Die von Gurney, Macerone, Hancock und anderen angestellten Versuche scheinen mir zu
keinem praktisch erfolgreichen oder guͤnstigen Resultate gefuͤhrt zu
haben; ich glaube auch nicht, daß unsere Kenntnisse gegenwaͤrtig so weit
gediehen sind, daß es moͤglich ist dermalen Maschinen wie die fraglichen so
herzustellen, daß sie die zu praktischen Zweken noͤthige Sicherheit und
Wohlfeilheit bieten. Doch duͤrfte die wesentlichste Einwendung gegen die
Dampfwagen hauptsaͤchlich aus dem lezteren Grunde erwachsen.
Ich baue gegenwaͤrtig vorzuͤglich Locomotiven fuͤr Cuba und auch
fuͤr die London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie. Das
Schwierige hiebei ist Leute zu bekommen, die mit hinreichender Sorgfalt und
Aufmerksamkeit arbeiten. Ich concurrirte einst auf der
Liverpool-Manchester-Eisenbahn mit Hrn. Stephenson, und hoͤrte damals sagen, daß, wenn die Dampfwagen so
viel kosteten, als ich fuͤr den meinigen verlangte, naͤmlich 1000 Pfd.
Sterl., die Anwendung der Locomotiven auf den Eisenbahnen sich selbst verbieten
wuͤrde. Dessen ungeachtet zahlt man sie gegenwaͤrtig nicht nur mit
1000, sondern selbst mit 1200, 1300, 1400 und 1500 Pfd. Sterl., indem sie mehr
leisten, als man anfangs von ihnen erwartete. Anfangs hielt man keine
groͤßere Geschwindigkeit als 12 engl. Meilen in der Zeitstunde fuͤr
moͤglich, gegenwaͤrtig haben wir es aber schon auf 45 Meilen
gebracht!
Die Verhuͤtung des Ausfliegens von Funken durch den Schornstein ist uns bisher
nicht vollkommen gelungen; dagegen haben wir unter dem Aschenloche einen
Behaͤlter angebracht, welcher Alles aufnimmt, was allenfalls von Nachgluth
herausfallen moͤchte. Nur bei sehr heftigem Schuͤren des Feuers,
welches beim Hinansteigen uͤber die schiefen Flaͤchen geschieht,
faͤllt auch jezt noch etwas Gluth auf den Boden.
9. Aussagen des Hrn. Benjamin W. Horne,
Landkutschen-Unternehmers.
Die schnellsten unserer Kutschen wiegen nicht uͤber 2 Tonnen und machen 11
engl. Meilen in der Zeitstunde; dabei betraͤgt ihre ganze Ladung auch nicht
uͤber 2 Tonnen. Wir haben aber Kutschen, die auch nur 8 engl. Meilen in der
Stunde zuruͤklegen. Wir unterscheiden Tagkutschen, deren Gewicht gegen 2 Tonnen
betraͤgt, und Tag- und Nachtkutschen, die beilaͤufig 2
½, Tonne schwer sind. Wir rechnen auf jedes Pferd beilaͤufig 5 entr.
Ladung, wobei das Pferd taͤglich 8 engl. Meilen mit einer Geschwindigkeit von
11 engl. Meilen in der Zeitstunde zu machen hat, so daß auf jedes Pferd
woͤchentlich 56 engl. Meilen kommen.
Mit den Dampfwagen auf den Landstraßen koͤnnen wir wohl Concurrenz halten, und
ich wuͤnschte, daß wir es nur mit diesen und nicht mit den uns
gefaͤhrlicheren Eisenbahnen zu thun haͤtten.
Wir zahlen sehr verschiedene Zoͤlle; die hoͤchsten werden auf der
Straße nach Birmingham entrichtet. Sie wechseln von 9 bis zu 17½, Schill. per Meile monatlich. Fuͤr die Kutsche zahlen wir
je nach der Zahl der Passagiere, wofuͤr wir eine Licenz nehmen. Eine Kutsche,
die innen 4 und außen 8 Passagiere fuͤhrt, zahlt im Winter taͤglich 5
Pence (15 kr.); im Sommer wo außen 11 Passagiere aufgenommen werden duͤrfen,
6 Pence (18 kr.). Die Dampfwagen zahlen nach den Passagieren eine nur sehr
unbedeutende Auflage, und wenn sie leer sind, gar nichts, waͤhrend wir zahlen
muͤssen, wir moͤgen Passagiere haben oder nicht. So weit sich die
Dampfwagen bis jezt wagten, so duͤrften sie auch nicht uͤber die
Straßenzoͤlle klagen, denn in der Nachbarschaft der Hauptstadt wurden diese
durch die Metropolitan-Acte aufgehoben.