Titel: | Beschreibung des selbstthätigen, kegelförmigen Willow's oder Wolfs zum Auflokern und Floken der Baumwolle, von der Erfindung des Hrn. Lillie. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXIX., S. 345 |
Download: | XML |
LXIX.
Beschreibung des selbstthaͤtigen,
kegelfoͤrmigen Willow's oder Wolfs zum Auflokern und Floken der Baumwolle, von
der Erfindung des Hrn. Lillie.
Aus Dr. A. Ure's Cotton Manufacture of Great Britain, Vol. II. S.
8.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ueber Lillie's kegelfoͤrmigen Willow.
Zur Beseitigung der Gefahren und Unterbrechungen, denen man bei Anwendung des
gewoͤhnlichen vierekigen Willow's oder Wolfs ausgesezt ist, hat man in den
Baumwollspinnereien Englands in den lezten Jahren den sogenannten
selbstthaͤtigen conischen Wolf (selfacting conical
willow) eingefuͤhrt, dessen Bau dem in den Wollenspinnereien
gebraͤuchlichen Wolfe entlehnt ist, und der von Hrn. Lillie in Manchester besonders vervollkommnet wurde.
Die neue Maschine zeichnet sich dadurch aus, daß die Baumwolle fortwaͤhrend
bei dem einen Ende in sie eingetragen wird, und bei dem anderen Ende wieder aus ihr
heraus gelangt, ohne daß manuelle Beihuͤlfe hiezu noͤthig
waͤre: eine Wirkung, die hauptsaͤchlich der
Centrifugal-Bewegung zuzuschreiben ist, in welche die Baumwollfloken durch
das rasche Umlaufen eines Kegels in einem concentrischen, mit eisernen
Zaͤhnen oder Stiften ausgestatteten Gehaͤuse versezt wird. Die
Baumwolle wird an dem duͤnneren Ende oder an der Spize des Kegels in die
Maschine hinein gezogen, und dann bis zu dem breiteren Ende oder bis zur Basis
herumgetrieben, wo sie auf ein Speisungstuch gelangt, welches dieselbe sachte auf
den Boden des Zimmers ausleert.
Fig. 1 ist eine
Laͤngenansicht jener Seite der Maschine, bei der die Baumwolle ein-
und austritt. Fig.
2 ist eine Endansicht. Fig. 3 gibt eine Ansicht
von Oben; ein Theil des Gehaͤuses und des Gestelles ist weggenommen, um das
Innere anschaulich zu machen. Fig. 4 endlich ist ein
Theil der durchbrochenen Eisenplatte, die rings um den Kegel herum das
Bodengehaͤuse bildet. Man wendete uͤbrigens auch einen parallelen
Drahtrost an, wie man sich seiner in dem gewoͤhnlichen Wolfe zu bedienen
pflegt.
Der Kegel A besteht aus einer starken Spindel oder Welle
a, a, die an den beiden Enden und in der Mute mit
einem gußeisernen Ringe versehen ist. Diese Ringe tragen den Mantel aus Eisenblech,
der die Oberflaͤche des Kegels bildet; und auf diese Oberflaͤche sind
in gleichen Entfernungen von einander und parallel mit der Achse vier eiserne
Staͤbe genietet, in welchen mittelst Schraubenmuttern vier Linien starke
eiserne Stifte oder Zapfen festgemacht sind. Den Zwischenraͤumen zwischen
diesen Stiften entsprechend ist an jeder Seite des Gehaͤuses innen mittelst
Schraubenmuttern c, c gleichfalls eine Reihe von Stiften
befestigt. Am Scheitel ist der Kegel mit einem concentrischen Gehaͤuse B, Fig. 1 bedekt;
waͤhrend der Boden aus der durchbrochenen Platte Fig. 4 besteht. In dem
Gehaͤuse des Scheitels in der Naͤhe des duͤnnen Endes des
Kegels befindet sich eine laͤngliche Oeffnung C,
an welcher ein Rahmen D angebracht ist, der einen
endlosen Schurz E fuͤhrt. Dieser Schurz E, auf den die Baumwolle mit der Hand ausgebreitet wird,
besteht aus parallelen Streifen duͤnnen Eisenbleches von ¾ Zoll
Breite, welche in Entfernungen von einem halben Zoll von einander angebracht, und an
ihren beiden Enden auf Riemen genietet sind. Leztere laufen uͤber Rollen,
welche an zweien, mit den Eisenblechstreifen parallel gezogenen Wellen fixirt sind.
Die eine dieser Wellen wird mittelst eines Raͤderwerkes umgetrieben; die
andere dagegen laͤßt sich mittelst Stellschrauben, die auf deren Zapfenlager
wirken, so adjustiren, daß die Riemen auf diese Weise beliebig gespannt werden
koͤnnen.
An dem weiteren Ende der Maschine befindet sich eine Kammer F, in welche die Baumwolle aus dem Kegel gelangt, nachdem sie in diesem
von Oben bis Unten herab herumgetrieben worden ist. Die Baumwolle wird daselbst von
einem Schurze G, G aufgenommen, der dem oben
beschriebenen aͤhnlich ist, wie Fig. 3. zeigt, und der in
Fig. 2
durch punktirte Linien angedeutet ist. Beilaͤusig einen Zoll hoch
uͤber der Oberflaͤche dieses Schurzes laͤuft um eine mit dem
Schurze parallel gezogene Achse ein cylindrisches Drahtgitter H, welches man in Fig. 3 ausgefuͤhrt,
in Fig. 1 und
2 aber nur
durch Punkte angedeutet sieht, und welches mit einem blechernen Gehaͤuse
umschlossen ist, das an der Seite f, f, Fig. 2 mit der Kammer F communicirt. Ueber diesem Gitter ist zwischen dem
Gestelle der Maschine in einem aͤhnlichen Gehaͤuse ein Windfang I angebracht, der durch das Drahtgitter den in der
Baumwolle enthaltenen Staub aufsaugt, um ihn dann durch eine große, mit seiner
Muͤndung in Verbindung stehende Roͤhre auszublasen. Dieses Gitter
verhuͤtet nicht nur das Entweichen von Baumwollenfasern, sondern es legt
dieselben vielmehr durch seine Umdrehungen auf den Schurz nieder. Das Drahtgitter
und der Windfang besizen einen gemeinschaftlichen flachen Dekel aus Weißblech, der
die beiden Oeffnungen an den Enden der beiden Achsen dieser Cylinder umfaßt, und den
man in Fig. 1
durch punktirte Linien angedeutet sieht. Das andere Ende des Windfanges sowohl als
des Drahtgitters hingegen ist offen gelassen, damit der Staub anstreten kann, und
damit die Luft in dem Gemache ventilirt wird.
Die Bewegungen dieser huͤbschen Maschine werden folgender Maßen
hervorgebracht. An der Welle a des Kegels A, Fig. 3 sind die
gewoͤhnlichen fixen und losen Rollen k, k′
angebracht, womit der Kegel nach Belieben in oder außer Thaͤtigkeit gesezt
werden kann. An dem entgegengesezten Ende derselben Welle sind zwei andere Rollen
i und k fixirt, von
denen erstere durch ein Laufband, welches uͤber die kleine Rolle l gefuͤhrt ist, den Windfang I in Bewegung sezt; waͤhrend leztere k dem Schurze G, G Bewegung
ertheilt, indem sie die an der einen Welle des Schurzes befestigte Rolle m umtreibt. An derselben Welle befindet sich auch noch
eine kleinere Rolle n, die mit Huͤlfe eines
Laufbandes und einer Rolle o das cylindrische
Drahtgitter H in rotirende Bewegung versezt. An dem
entgegengesezten Ende der lezteren Welle ist ferner auch noch eine Rolle p angebracht, die das Rad q
und die daran befindliche Rolle r umtreibt. Von dieser
Rolle r aus laͤuft an die Rolle s ein Laufband empor, und dadurch erhaͤlt die
Spindel oder die Welle t ihre Bewegung mitgetheilt.
Leztere ist mit einem sogenannten Hook'schen
Universalgefuͤge ausgestattet, damit die mit der Achse des Kegels parallel
laufende Bewegung in eine der Seite des Kegels parallele Bewegung umgewandelt wird,
wie dieß aus Fig.
3 deutlich erhellt. Die mit diesem Universalgefuͤge ausgestattete
Welle ruht mit ihrem anderen Ende in dem Rahmen D und
fuͤhrt daselbst ein Zahnrad u, welches das an der
Schurzwelle befindliche Rad v umtreibt, so daß auf diese
Weise der Speisungsapparat in Bewegung gesezt wird.
Der Kegel kann mit einer Geschwindigkeit von 400 bis 600 Umgaͤngen in der
Minute umlaufen. Die Wirkungsweise dieser Art von Wolf erhellt aus der beschriebenen
Einrichtung desselben zur Genuͤge. Die Baumwolle, die auf dem Schurze E langsam in die Maschine gelangt, wird von den
Zaͤhnen des Kegels, der in der Richtung des Pfeiles umlaͤuft,
ausgekaͤmmt, wobei die schwereren Unreinigkeiten durch den siebartig
durchloͤcherten Boden der Maschine fallen; dagegen wird bei dem Fortschreiten
der Baumwolle gegen das andere Ende, welches durch die Centrifugalbewegung
bewerkstelligt wird, der leichtere in ihr enthaltene Staub mittelst des Windfanges
durch das Drahtgitter getrieben und durch vierekige Roͤhren in ein eigenes
Gemach ausgeblasen. Die gereinigte Baumwolle wird in der Richtung des Pfeiles, Fig. 3, auf dem
Schurze w aus der Maschine gefuͤhrt.
Ein kegelfoͤrmiger Willow oder Wolf von der hier beschriebenen Art
oͤffnet und reinigt in der Fabrik der HH. Marshall
in Portwood bei Stockport woͤchentlich 12,000 bis 15,000 Pfd. Baumwolle, ohne
daß die Faser auch nur die geringste Beschaͤdigung erleidet. In einer anderen Fabrik werden zum
Behufe der Grobspinnerei taͤglich nicht weniger als 24 Saͤke oder 7200
Pfd. Baumwolle auf dieselbe Weise behandelt. Die Maschine eignet sich
hauptsaͤchlich fuͤr niedrigere oder groͤbere Sorten von
Baumwolle, wie fuͤr solche von Surate, Bengalen und Upland Georgia; feinere
Baumwollen dagegen lassen nach den Beobachtungen gewandter Spinner nur eine sehr
umsichtige und zarte Anwendung der zakigen Willows zu, indem die langfaserigen
Baumwollen dadurch leicht zu Knoten gezogen werden.