Titel: | Beschreibung der amerikanischen, von Danforth erfundenen Vorspinnmaschine, Tube-roving frame oder auch Double speeder genannt. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXX., S. 348 |
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LXX.
Beschreibung der amerikanischen, von Danforth erfundenen
Vorspinnmaschine, Tube-roving frame oder auch Double speeder genannt.
Aus Dr. A. Ure's Cotton-Manufacture of Great-Britain.
Vol. II. S. 101.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Beschreibung von Danforth's Vorspinnmaschine.
Zu den wichtigsten und interessantesten Maschinen der Spinnmuͤhlen
gehoͤrt unstreitig die von Danforth erfundene Tube-roving frame, welche gewoͤhnlich
unter dem Namen der Dyer'schen geht, weil Hr. Dyer kurz nach Einfuͤhrung derselben aus Amerika
Eigenthuͤmer des darauf ertheilten Patentes wurde. Ihm gebuͤhrt auch
wirklich das Verdienst, sie in den Fabriken Englands und anderer Laͤnder
vollkommen in Gang gebracht zu haben.
Die Verdichtung des von den vorderen Walzen abgegebenen Vorgespinnstes wird in dieser
Maschine sehr zierlich durch umlaufende Roͤhren vollbracht, durch die das
Vorgespinnst auf seinem Wege zu den Spulen gefuͤhrt wird. Das Aufwinden
geschieht auf Spulen, die aus einfachen hoͤlzernen Roͤhren ohne Enden
bestehen, und die auf eiserne Spindeln oder Achsen gestekt, vermoͤge der
Reibung umgetrieben werden, welche zwischen ihren Oberflaͤchen und jener der
eisernen Trommeln oder Walzen, auf die die Spulen mit ihrem Gewichte druͤken.
Statt findet. Die Speisungsroͤhre ist einer Traversirbewegung theilhaftig,
damit das Vorgespinnst gleichmaͤßig auf der Oberflaͤche der Spule
vertheilt wird; und diese Traversirbewegung wird allmaͤhlich und in dem
Maaße, als der Durchmesser der Spule waͤchst, an Ausdehnung
abgekuͤrzt, damit die Koͤzer kegelfoͤrmige Enden bekommen, wie
dieß in der neuesten Bobbin-and fly frame der
Fall ist.
Fig. 5 zeigt
das eine und Fig.
6 das entgegengesezte Ende einer derlei Maschine nach einem Maaßstabe von
einem Zoll auf einen Fuß gezeichnet. An lezterer Figur sind die drei Walzenpaare A im Durchschnitte dargestellt; an ersterer dagegen sieht man
die vordere Walze B von Außen, damit die Anordnung
dieser Walzen an einem und demselben Walzenbaume C und
an einem und demselben Haupte erhelle. Zu diesem Zweke sind auch die an der
Hauptwelle a der Maschine angebrachten,
gewoͤhnlichen festen und losen Rollen nur durch punktirte Linien b angedeutet; auch die groͤßere Rolle c, durch die die Bewegung an die umlaufenden
Roͤhren fortgepflanzt wird, ist auf aͤhnliche Weise angedeutet.
Fig. 7 stellt
einen Theil der Maschine von Vorne vor, um das Triebwerk und die Art und Weise, auf
welche die Spulen gefuͤllt werden, anschaulich zu machen. Die Zeichnung ist
in demselben Maaßstabe genommen.
Fig. 8 zeigt
die hauptsaͤchlichen spinnenden Theile der Maschine im Durchschnitte und in
drei Mal groͤßerem Maaßstabe.
Fig. 9 in
gleichem Maaßstabe gezeichnet, erlaͤutert die Details einiger auf die
Traversirbewegung der Roͤhren bezuͤglicher Theile.
A, B sind, wie gesagt, zwei Walzenreihen; in die erstere
derselben werden die Baͤnder (slivers) von den
hinter der Maschine aufgestellten Kannen hergefuͤhrt. Dagegen gelangt das
Vorgespinnst, nachdem es an den vorderen Walzen der ersten Reihe ausgetreten ist,
zwischen das hintere Walzenpaar der zweiten Reihe, wobei beide Reihen mit gleicher
Geschwindigkeit umlaufen. Das zwischen dem vorderen Paare dieser Walzenreihe in
duͤnnen Floͤthen (slubbings)
hervorkommende Vorgespinnst laͤuft dann quer durch die Maschine an die
Spulen, die vorne an der Maschine in einer Reihe angebracht sind, und auf einer
gleichen Anzahl geriefter oder cannelirter Cylinder D, D
ruhen. Diese Walzen, welche an einer durch die ganze Laͤnge der Maschine
laufenden Welle aufgezogen sind, sind deßhalb mit Cannelirungen versehen, damit sie
sich an den mit Baumwolle bedekten Trommeln der Spulen um so staͤrker reiben.
E ist eine der mit Vorgespinnst gefuͤllten
Spulen, die mit ihrer Spindel oder Achse in zwei Fugen oder Spalten d, d ruht, welche an einem eisernen Riegel F festgemacht sind. Dieser Riegel selbst ist wie der
Walzenbaum C in dem Gestelle G der Maschine befestigt, wie Fig. 7 zeigt.
e, e, Fig. 6, sind mehrere, an
dem Walzenbaume C festgeschraubte Arme, auf deren
schraͤg abgedachter Oberflaͤche die Zapfenlager f mittelst Getrieben g, g, die in die
Zahnstangen h, h eingreifen, auf- und
niedergeschoben werden koͤnnen. An diesen Zapfenlagern dient der Theil f zur Verschiebung eines kleinen eisernen Rahmens i, den man am besten aus dem Durchschnitte Fig. 8 ersteht.
Auf der Oberflaͤche dieses Rahmens sind die Lager l,
l fixirt, in denen sich die Traͤger oder Fuͤhrer k, k der umlaufenden Roͤhren um eine Achse oder
Welle schwingen.
m, m, Fig. 8, sind die
Roͤhren, die mit ihren Enden in Naben oder Loͤchern ihrer
Traͤger k umlaufen. n
ist eine Leitplatte, die das Vorgespinnst, nachdem es die Roͤhre verlassen,
und bei seinem Durchgange durch sie eine voruͤbergehende Drehung erhalten
hat, fuͤhrt. o ist ein an dem Traͤger k befestigter Faͤnger oder Haken, womit man
diesen Traͤger an einer der ganzen Laͤnge nach durch die Maschine
laufenden Eisenstange aufhaͤngen kann, wenn die Spulen ausgewechselt werden
muͤssen, waͤhrend er sonst mit der Platte n gegen das Vorgespinnst der Spule E
druͤkt, wie dieß in Fig. 8 durch punktirte
Linien angedeutet ist.
Waͤhrend sich die Spule fuͤllt, wird der Rahmen oder Balken i mit saͤmmtlichen Traͤgern oder
Fuͤhrern k, k, allmaͤhlich nach
Aufwaͤrts geschoben, indem die Getriebe g in die
Zahnstangen h, h der Zapfenlager f, f eingreifen. Es wird hiedurch in derselben Richtung
fortwaͤhrend ein Druk der das Vorgespinnst abgebenden Enden der
Roͤhren m, m gegen die Spulen E erzeugt, wobei diese lezteren, indem sie von den
Walzen D umgetrieben werden, das Vorgespinnst in dem
Maaße aufwinden, als es durch das Loch der Platte n
hervor gelangt. Zu gleicher Zeit schwingt sich der Rahmen i in einer mit den Enden der Spulen parallel laufenden Linie hin und her,
damit das Vorgespinnst gehoͤrig auf den Spulen vertheilt wird. Diese
Traversirbewegung erleidet bei jedem Umgange eine schwache Verkuͤrzung, damit
die Enden der Koͤzer eine kegelfoͤrmige Gestalt bekommen.
Wenn die Spulen hinreichend gefuͤllt sind, so kommt die Maschine von selbst
zum Stillstehen, indem das Treibband auf die lose Rolle uͤbergetragen wird.
Wenn dann die Roͤhrentraͤger k, k an der
Stange p aufgehaͤngt worden sind, so werden die
gefuͤllten Spulen aus den Fugen oder Fenstern d
gehoben, und zur Zeitersparniß in die Ausschnitte q
gelegt, waͤhrend man leere Spulen, die vorher an ihre Spindeln gestekt worden
sind, an deren Stelle bringt.
Die Bewegungen der Maschine werden auf folgende Weise hervorgebracht. Die punktirten
Linien b, b, Fig. 6, bezeichnen, wie
bereits erwaͤhnt ist, die Dampfrollen; die punktirten Linien c, c deuten eine andere groͤßere Rolle an, die
gleichfalls an der Welle a angebracht ist, und von der
aus ein Band uͤber die Rollen r, s und t, Fig. 6, geschlungen ist.
Dasselbe Band laͤuft dann durch die ganze Laͤnge der Maschine und
uͤber die an dem entgegengesezten Ende befindlichen Rollen u und v, Fig. 5 und 7. Auf seinem Laufe von
der Rolle s zur Rolle u ist
es auf solche Welse um die Roͤhren m, m
gefuͤhrt, daß es
an einem der Traͤger k, Fig. 6, uͤber und
an dem naͤchstfolgenden unter denselben weglaͤuft: die Roͤhren
werden demnach durch die Reibung des Laufbandes umgetrieben, ohne daß deren
Traversirbewegung dadurch beeintraͤchtigt wird.
An der Welle a ist ein Rad 1 aufgezogen, welches durch
ein Rad 2 die vordere Walze der Walzenreihe B umtreibt;
von dieser Walze aus wird dann die Bewegung durch ein kleines, an der vorderen Walze
befindliches Rad und durch zwei Fuͤhrraͤder 4 an das an der hinteren
Walze angebrachte Rad 3 fortgepflanzt. Von dieser hinteren Walze aus wird die
vordere Walze der Walzenreihe A mittelst eines
Treib- und eines Fuͤhrrades, welches jedoch in den Figuren nicht
abgebildet ist, mit gleicher Geschwindigkeit umgetrieben; und von dieser vorderen
Walze aus erhaͤlt die hintere ihre Bewegung ganz auf dieselbe Weise
mitgetheilt, auf welche dieß so eben bei der Walzenreihe B angegeben worden war. Die mittleren Walzen beider Walzenreihen erhalten
ihre Bewegung an dem anderen Ende der Maschine durch die an ihnen und den ihnen
entsprechenden vorderen Walzen angebrachten Raͤder 5 und 6, und zwar
vermittelst der beiden Fuͤhrraͤder 7 und 8, Fig. 5.
An der Welle der vorderen Walze der Reihe B befindet sich
hinter dem Rade 2, Fig. 6, ein Winkelraͤd, welches das große Winkelrad 9 und damit
auch die schief geneigte Welle w umtreibt, die
ihrerseits die Bewegung mit Huͤlfe der beiden Winkelraͤder 10 und 11
an die Welle der Spulenwalze D fortpflanzt.
An dem entgegengesezten Ende dieser Welle ist eine Rolle x angebracht, die durch ein Laufband die an der Welle z befindliche Rolle y
umtreibt. An dieser Welle z, die man aus Fig. 9 ersieht, ist ein
Winkelrad a′ aufgezogen, welches, je nachdem es
in das eine oder in das andere der beiden Winkelraͤder b′, c′ eingreift, die Welle d′ nach verschiedener Richtung umtreibt. Die Versezung oder
Verschiebung der Welle z wird bewirkt, indem die Stange
l′, in welcher diese Welle ruht, etwas
Weniges nach Auf- oder Abwaͤrts bewegt, und dann dadurch in dieser
Stellung erhalten wird, daß der eine oder der andere der beiden Faͤnger m′, n in die
Ausschnitte einfaͤllt, die zu dessen Aufnahme an der Stange l′ angebracht sind. Die Bewegung der Stange l′ selbst erfolgt, indem sich eines der beiden
Gewichtes, o′, p′ mittelst einer uͤber die beiden Rollen q′, r′ laufenden Kette
uͤber einen an dem Gestelle sinnen Zapfen s′ bewegt, waͤhrend das andere Gewicht aufgehaͤngt
bleibt. Diese beiden Ketten laufen durch Loͤcher, welche sich in dem Ende
eines Schwaͤngels v′ befinden; und
uͤber jedem dieser Loͤcher ist an der Kette eine kleine Kugel
angebracht. Gegen vie eine dieser Kugeln wird der Schwaͤngel abwechselnd angedruͤkt; und
hiedurch bleibt deren Gewicht aufgehaͤngt, waͤhrend der eine der
Faͤnger m′ und n′ aus dem in der Stange l′
befindlichen Ausschnitte gehoben wird, damit die Stange von dem anderen Gewichte
nach der entgegengesezten Richtung gezogen werden kann, so daß das Winkelrad a′ in das andere der beiden Winkelraͤder
b′, c′
eingreift.
An der Welle d′ befindet sich ein Wurm oder eine
endlose Schraube e′, die in ein horizontales Rad
f′ eingreift, und mittelst eines kleinen
Getriebes g′ eine Zahnstange h′, Fig. 6, 7 Und 9, in Bewegung sezt. Diese
Zahnstange steht durch eine Stange i′ mit dem
Apparate H in Verbindung, der zur Verkuͤrzung der
Traversirbewegung des Riegels oder Rahmens i dient. Sie
steht aber uͤberdieß auch noch mit dem Winkelhebel t′ in Verbindung, und an den Seiten des aufrechten Armes dieses
lezteren befinden sich zwei Schrauben, die abwechselnd die Faͤnger m′ und n′
ausheben, so oft der Hebel t′ an dem einen Ende
seiner Traversirbewegung anlangt. Aus Fig. 7 erhellt die Gestalt
der Schrauben, womit diese Wirkung hervorgebracht werden kann. Das entgegengesezte
Ende des Winkelhebels t′hebt oder senkt am Ende
einer jeden Traversirbewegung das eine Ende des Schwaͤngels v′; es wird also hiedurch die Wirkung des einen
der beiden Gewichte o′ und P′ aufgehoben, waͤhrend das andere die Stange l′ in eine solche Stellung zieht, daß der
Faͤnger m′ oder n′, der fruͤher von der Schraube w′ nicht ausgehoben wurde, nunmehr in den ihm entsprechenden
Ausschnitt einfaͤllt, und das Rad a′ so
lange eingreifen macht, bis der Winkelhebel t′ an
dem anderen Ende seiner Traversirbewegung diesen Faͤnger aushebt und das
andere Gewicht aufhaͤngt. Hieraus erhellt, wie die Stange i regelmaͤßig nach Rechts und nach Links bewegt
wird, so daß nur mehr zu zeigen ist, wie diese Bewegung fortwaͤhrend
verkuͤrzt und an den Riegel oder Rahmen i
fortgepflanzt wird.
In Fig. 9(b) ist a″
ein etwas gekruͤmmter Arm, der sich um den Stuͤzpunkt b″ schwingt, waͤhrend er mit seinem
anderen Ende an der Stange i′, Fig. 7, festgemacht ist.
An diesem Arme a″ schiebt sich, waͤhrend
die Maschine arbeitet, eine saͤgefoͤrmige Platte oder eine Zahnstange
c″ nach Abwaͤrts. In die Zaͤhne
dieser Zahnstange faͤllt zu beiden Seiten ein Sperrkegel, der durch eine
Spiralfeder, welche beide Sperrkegel d″, d″ miteinander verbindet, eingreifend erhalten
wird. Wenn der Arm a″ von der Stange i′ angezogen das Ende seiner Traversirbewegung
erreicht hat, so druͤkt er einen der Sperrkegel d″, d″ gegen die Spize der einen der
Stellschrauben e″, e″ an, wodurch dieser Sperrkegel dann aus den Zaͤhnen der
Zahnstange c″ herausgetrieben wird: die Folge
hievon ist, daß die
Zahnstange um eine halbe Zahnhoͤhe herabfallen kann, indem der an dere
Sperrkegel d″ alsogleich in dieselbe
einfaͤllt. Waͤhrend sich daher die Spize l″ fortwaͤhrend gegen das Schwunggelenk b″ annaͤhert, muß die Traversirbewegung, die von dieser
Spize l″ aus durch eine Stange g″ an den Riegel oder Rahmen i fortgepflanzt wird, allmaͤhlich kuͤrzer
werden, wobei sich der Arm a″ durch
gleichbleibende Raͤume schwingt. Die Zaͤhne zu beiden Seiten der
Zahnstange c″ sind wechselsweise eingeschnitten,
damit die Bewegung solcher Maßen jedes Mal nur auf eine halbe Zahnho″he
beschraͤnkt wird. h″ ist ein
riegelhakenartiger Fuͤhrer, welcher an eines der mittleren Gestelle G der Maschine geschraubt ist; er fuͤhrt die
Stange i″, die mit der Stange g″, Fig. 7, verbunden ist, und
mit dem fensterartig ausgeschnittenen Arme k″ ein
Gefuͤge bildet. Lezterer Arm selbst ist an dem Riegel oder Rahmen i fixirt, auf welchem, wie oben gezeigt worden ist, die
Roͤhrentraͤger stehen. Beim jedesmaligen Traversiren des Armes a″ trifft ein Zapfen l″, Fig. 7, welcher in der Naͤhe des Grundes dieses Armes aus dem
gekruͤmmten Stuͤke hervorragt, auf den Hebel m″, Fig. 5, der, indem er den Hebel n″ in
Bewegung sezt, mittelst des Einfalles o″ das
Sperrrad I, welches mit dem Getriebe g an einer und derselben Welle aufgezogen ist, um einen
Zahn umtreibt, waͤhrend ein anderer Einfall oder Sperrkegel p″ hindert, daß das Sperrrad durch das Gewicht
des Riegels oder Rahmens i, welches in dem Maaße
zunimmt, als die Spulen groͤßer werden, zuruͤk gedreht wird. Wenn die
Zahnstange c″ ihre tiefste Stellung erreicht hat,
so druͤkt ein Vorsprung q″ auf das Ende
eines Hebels m″, der mit seinem anderen Ende
einen Fanger s″ frei macht, den man in Fig. 5 und 9(b) durch punktirte Linien angedeutet sieht,
und der bewirkt, daß der aufrechte Hebel t″ die
horizontale Stange u″ in Bewegung sezt, welche
Stange der ganzen Laͤnge nach durch die Maschine laͤuft, und an ihrem
entgegengesezten Ende mit der Gabel ausgestattet ist, womit das Laufband von der
fixen auf die lose Rolle uͤbergetragen wird. Auf den Hebel t″ wirkt ein kleines Gewicht, welches ihn um
seinen Stuͤzpunkt r″ herum zu bewegen, und
mithin die Stange u″ in horizontaler Richtung
fortzustoßen strebt. Mit Huͤlfe dieser Stange kann auch das zur Bedienung der
Maschine aufgestellte Individuum, an welchem Ende es sich auch eben befinden mag,
die Maschine in oder außer Thaͤtigkeit sezen; man braucht naͤmlich nur
die Stange mit der Hand zu fassen und sie der Laͤnge nach zu verschieben.
Die hier beschriebene Tube-Frame arbeitet sehr schnell, und wird in vielen
Grobspinnereien zum Spinnen der Nummern unter 30 mit großem Vortheile angewendet;
dagegen streitet man sich noch, ob sie auch zur Erzeugung des Vorgespinnstes fuͤr feinere
Garne mit Vortheil benuzt werden kann. Ihre vorderen Walzen laufen mit 3 bis 4 Mal
groͤßerer Geschwindigkeit um, als jene der Bobbin-and-fly
frame; mithin liefern 16 Roͤhren der ersteren so viel als 60 Spindeln der
lezteren; auch schlaͤgt man die Anschaffungskosten, die Masse und die
Leistung von 16 Roͤhren so hoch, als jene von 60 Spindeln an. In einer
Spinnerei in Manchester, in welcher man sehr viel auf die Tube-Frame
haͤlt, nimmt jede Spule zwei Straͤhne, welche 6 bis 7 Unzen wiegen,
auf; es gehen 5 Straͤhne des Vorgespinnstes, welches sehr schoͤn ist,
auf das Pfund. Die vorderen Walzen machen daselbst 450 Umgaͤnge in der
Minute; in einer Spinnerei, die ich besuchte, laufen sie selbst mit einer
Geschwindigkeit von 470 Umgaͤngen um.
Ein sehr gewandter Baumwollspinner versicherte mich, daß er die Tube-Frame
vielen Zufaͤlligkeiten ausgesezt fand. Wenn z. B. nach dem
Kardaͤtschen und Ausstreken oder Laminiren der Baumwolle nur etwas Unrath
oder etwas von dem Samen zuruͤkbleibt, so wird das Vorgespinnst nicht, wie es
sonst dieser Maschine eigen ist, in ungedrehtem Zustande auf die Spule gelangen,
sondern es werden gedrehte Stellen bleiben, welche in dem daraus gesponnenen Garne
unverbesserliche Fehler erzeugen. Aus diesem Grunde eignet sich diese Maschine nicht
zur Fabrication der Manchester (fustian) Garne, die sehr
gleich seyn muͤssen; wohl aber zur Erzeugung wohlfeiler Calicogarne. Das
Capricioͤse der Baumwollspinnerei erhellt uͤbrigens am besten daraus,
daß der eben erwaͤhnte Spinner mit der Tube-Frame vergebens
Vorgespinnst fuͤr Nr. 20 zu spinnen suchte; waͤhrend sein Bruder mit
derselben Baumwolle und derselben Maschine sehr gutes Gespinnst von dieser Feinheit
erzeugte. Ein anderer Fabrikant, der gleichfalls wegen seiner Sachkenntniß in Ruf
steht, versicherte mich, daß die mit der Tube-Frame gesponnenen Garne zu
ungleich sind, als daß gute Drukercalicos daraus gewebt werden koͤnnten.
Dessen ungeachtet unterliegt es nach Allem, was ich in mehreren gut dirigirten
Spinnereien sah, nicht dem geringsten Zweifel, daß diese Maschine mit zu den
vortrefflichsten und vortheilhaftesten gehoͤrt.
Das erste Patent auf diesen Apparat erhielt in England Hr. Joseph Cheeseborough Dyer Esq. von Manchester im Julius 1825, als auf eine
Erfindung, die ihm von einem Auslaͤnder mitgetheilt worden war. Folgender
kurze Auszug aus der von ihm gegebenen Patenterklaͤrung wird unsere
Beschreibung ergaͤnzen.
Durch das rasche Umlaufen der Spindeln oder Roͤhren wird das Vorgespinnst von
den Spindeln an ruͤkwaͤrts bis zu den Strekwalzen gedreht damit es
durch diese Drehung mehr Staͤrke bekommt, d. h. damit die
Baumwollenfasern eine groͤßere Zaͤhigkeit erlangen. So wie hingegen
das Vorgespinnst an dem excentrischen Theile der Roͤhre
voruͤbergegangen, wird die Drehung alsogleich aufgehoben, so daß das
Vorgespinnst in ungedrehtem Zustande auf die Spulen anfgewunden wird.
Da die Geschwindigkeit, womit die Strekwalzen umlaufen, eine gleichmaͤßige
ist, so muß die Geschwindigkeit des Aufwindens des Vorgespinnstes auf die Spulen
nach der Zunahme des Durchmessers der lezteren regulirt werden. Diese Regulirung
vollbringt die Maschine ohne alle Beihuͤlfe, indem die Spulen durch die
Reibung umgetrieben werden, die zwischen ihrer Oberflaͤche und jener der
Fuͤhrcylinder Statt findet; denn hieraus erhellt, daß, um wie Vieles auch der
Durchmesser der Spule durch die aufgewundenen Vorgespinnstlagen anwachsen mag, bei
jeder Umdrehung des Fuͤhrcylinders immer nur ein bestimmter Theil ihrer
Oberflaͤche herum bewegt werden wird, so daß mithin die Quantitaͤt
Vorgespinnst, die innerhalb einer bestimmten Zeit aufgewunden wird, immer eine und
dieselbe bleibt.
Hr. Dyer hat, seit er das oben angefuͤhrte Patent
nahm, mehrere wichtige Verbesserungen an seiner Maschine angebracht, auf die er
gleichfalls Patente erhielt. Die hier gegebenen Zeichnungen sind nach einer Maschine
genommen, die gauz neu in Manchester gebaut wurde. Zum Schlusse mag hier noch die
Bemerkung stehen, daß das mit der Tube-Frame erzeugte Vorgespinnst gar keine
Drehung besizt, indem die durch das Umlaufen der Roͤhren hervorgebrachte
Drehung nur eine momentane ist, damit die Faden auf ihrem Wege zu den Aufwindspulen
mehr Cohaͤsion bekommen. Da das Band (sliver) an
dem einen Ende zwischen den Speisungswalzen, an dem anderen hingegen von der
Muͤndung der Roͤhre, welche auf die Spulen druͤkt,
eingezwaͤngt wird, so kann der in der Mitte liegende Theil offenbar keine
bleibende Drehung bekommen; und alle die Drehung, die er voruͤbergehend
erlangt, wird bei dem Aufwinden wieder zu nichte.Einige der neueren Verbesserungen, die Hr. Dyer
erfand, findet man im Polyt. Journal Bd.
XXVII. S. 338, und Bd. LXI. S.
93 beschrieben und abgebildet. Ueber die Tube-Frame selbst
vergleiche man aber auch die Ansichten Bernoulli's in unserem Journale Bd.
LXIII. S. 185.A. d. R.