Titel: | Beschreibung der von Hrn. Lillie erfundenen Schlichtmaschine. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXIII., S. 365 |
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LXXIII.
Beschreibung der von Hrn. Lillie erfundenen
Schlichtmaschine.
Aus Dr. A. Ure's Cotton-Manufacture of Great Britain. Vol.
II. S. 249.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI
Beschreibung von Lillie's Schlichtmaschine.
Man bedient sich gegenwaͤrtig in England nicht mehr durchaus der
gewoͤhnlichen Zurichtmaschine (dressing machine),
in welcher eine kleine Quantitaͤt Schlichte auf die Oberflaͤche des
Garnes gebracht und mit Buͤrsten zwischen dessen Fasern eingerieben wurde;
sondern man wendet anstatt derselben nicht selten einen sehr einfachen Apparat, eine
sogenannte Schlichtmaschine (sizing machine) an
Es ist allgemein, namentlich aber in der Faͤberei, Drukerei etc. bekannt, daß
Zeuge u. dergl. nicht gehoͤrig von
Fluͤssigkeiten etc. durchdrungen werden, wenn man sie nicht abwechselnd in
die Fluͤssigkeiten einweicht und dann wieder ausringt, damit auf diese Weise
die in dem Faserstoffe enthalten gewesene atmosphaͤrische Luft ausgetrieben
werde. Von diesem Grundsaze ging man nun auch bei dem Baue der Schlichtmaschine aus,
die aus einem großen, mit Schlichte gefuͤllten Troge besteht, durch den die
zu schlichtende Kette gezogen wird. Dieß Durchlaufen ist jedoch kein einfaches,
sondern die Kette laͤuft uͤber mehrere Walzen, welche durch die an der
Kette Statt findende Reibung umgetrieben werden. Diese Bewegung, durch welche die
Kette fest an die Walzen gedruͤkt, zwischen je zwei Walzen hingegen wieder
nachgelassen und erschlafft wird, reicht hin, um die Fasern des Garnes vollkommen
mit Schlichte zu saͤttigen.
Eine der vorzuͤglichsten dieser Maschinen, naͤmlich jene des Hrn. Lillie, sieht man in der beigegebenen Zeichnung
abgebildet. Fig.
17 ist ein Laͤngendurchschnitt derselben, an welchem jedoch nur 9
Walzen angedeutet sind, anstatt der 20 und daruͤber, welche die Maschine
sonst gewoͤhnlich zaͤhlt. Fig. 18 ist ein
Querdurchschnitt, woraus erhellt, daß in einer und derselben Maschine zwei Ketten
auf ein Mal behandelt werden koͤnnen. Die Zeichnungen sind in solchem
Maaßstabe ausgefuͤhrt, daß ein halber Zoll auf den Fuß kommt.
A, A ist ein Trog, der aus gußeisernen Platten
zusammengeschraubt ist, und dessen Fugen mit Kitt verstrichen sind. An die
Bodenplatte ist der Laͤnge nach ein Canal B
gegossen, der als Dampftkammer dient, und der durch die Oeffnungen a, a, a mit dem Inneren des Troges communicirt. Diese
Oeffnungen sind mit kleinen Ventilen versehen, welche von dem in der Roͤhre
C herbeistroͤmenden Dampfe emporgehoben
werden, waͤhrend sie das Zuruͤktreten der Fluͤssigkeit aus dem
Troge in die Dampfroͤhre verhindern, im Falle leztere leer wird. D, D sind sehr leichte gußeiserne Rollen oder Walzen,
die an Spindeln oder Stangen, welche quer durch den Trog geschraubt sind, umlaufen;
sie sind in zwei Reihen uͤber einander angebracht, damit sich die Kette auf
und nieder bewegen muß. Zwischen diesen beiden Walzenreihen laufen durch die ganze
Laͤnge der Maschine fuͤr jede der beiden Ketten zwei Stangen E, E, die man in Fig. 18 im Durchschnitte
sieht; sie sind 4 Zoll weit von einander entfernt, und halten die Kette in der Mitte
der Walzen D, D, waͤhrend sie von dem einen Ende
der Maschine zum anderen laͤuft, und dabei bestaͤndig in die
Fluͤssigkeit, womit der Trog bis auf 2 Zoll von seinem Rande gefuͤllt
ist, untergetaucht bleibt.
Nachdem die Kette zwischen saͤmmtlichen Walzen D,
D hindurch gelangt ist, wird sie, wie Fig. 17 andeutet,
zwischen den beiden großen hoͤlzernen Walzen F, F
die mit Gewichten, welche an den Hebeln G
aufgehaͤngt sind, an einander gedruͤkt werden, ausgepreßt. Die
uͤberschuͤssige Fluͤssigkeit fließt hiebei in den Trog
zuruͤk, waͤhrend die Kette entweder auf die Cylinder einer
Trokenmaschine, wie man sich ihrer in den Faͤrbereien oder Drukereien
bedient, oder auch in Buͤndel zusammengewikelt und dann in eine Trokenstube
gebracht wird. Am besten ist es, die zwischen den hoͤlzernen Walzen
hervorkommende Kette uͤber die Walzen eines sogenannten Hot-flue
laufen zu lassen, und deren Ende direct auf einen Kettenbaum aufzuwinden, nachdem
die Faden vorher durch ein Rietblatt gezogen worden sind.
Hrn. Lillie's Maschinen schlichten in jeder Stunde beinahe
eine Kettenlaͤnge von einer Meile. Jeder Trokencylinder macht bei einem
Durchmesser von 18 Zoll oder bei einem Umfange von 4½, Fuß 20 Umgaͤnge
in einer Minute, wonach 4½ × 20 = 90 Fuß auf die Minute, und 5400 Fuß
oder 1800 Yards auf die Stunde kommen. Eine gewoͤhnliche Zurichtmaschine
liefert taͤglich nur 10 Stuͤk, jedes zu 60 Yards, so daß also 3600
Yards auf die Woche kommen. Eine Maschine, die Hr. Lillie
fuͤr Hrn. Waterhouse, einen der ersten Fabrikanten
in der Naͤhe von Manchester fertigte, liefert in 12 Stunden 100 Ketten, jede
zu 370 Yards; dieß gibt zusammen eine Laͤnge von 37,000 Yards, und mithin
kommen auf jede Stunde 3083 Yards oder 1¾ Meile.
Einer der ausgezeichnetsten Fabrikanten in Hyde bereitet seine Schlichte folgender
Maßen. Er gibt in jeden der Bottiche, welche im Durchschnitt 20 Zoll tief und 30
Zoll weit sind, 140 Pfd. Calcuttafeinmehl (Calcutta-flour), wovon der Centner 14 Schill. gilt. Dann
fuͤllt er den Bottich beinahe bis zum Rande hinauf mit kal tem Wasser, und laͤßt
das Ganze, nachdem es innig vermengt worden ist, gegen drei Tage ruhig stehen. Die
klebrige Substanz, die sich auf der Oberflaͤche ansammelt, nimmt er dann ab;
und nachdem dieß geschehen ist, laͤßt er das Gemenge in einen cylindrischen
Zuber aus Gußeisen laufen, in welchem sich ein Fluͤgel um eine senkrechte
Spindel dreht, damit das Ganze gut abgeschlagen wird; zugleich tritt hiebei durch
eine beinahe bis auf den Boden hinabreichende Roͤhre Dampf ein. Wenn die
Schlichte auf diese Weise gegen eine Stunde lang gekocht hat, so laͤßt er sie
in Bottiche laufen, in denen sie drei Wochen lang zu verbleiben hat, um dann dadurch
laͤvigirt zu werden, daß man sie zwischen zwei Walzen durchlaufen
laͤßt, die sich beinahe mit einander in Beruͤhrung umdrehen, und die
sich am Grunde eines pyramidenfoͤrmigen Trichters, in welchen die Schlichte
eingetragen wird, befinden.