Titel: | Verbesserungen in der Fabrication der Cylinder, Kolben, Anwellen, Pumpen und Hähne für Dampfmaschinen, worauf sich William Mason, Ingenieur vou Brecknock-Terrace, Camden Town, in der Grafschaft Middlesex, am 7. August 1835 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 63, Jahrgang 1837, Nr. LXXX., S. 401 |
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LXXX.
Verbesserungen in der Fabrication der Cylinder,
Kolben, Anwellen, Pumpen und Haͤhne fuͤr Dampfmaschinen, worauf sich
William Mason, Ingenieur
vou Brecknock-Terrace, Camden Town, in der Grafschaft Middlesex, am 7. August 1835 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of patent-Inventions. Februar
1837, S. 102.
Mason's verbesserte Cylinder etc. fuͤr
Dampfmaschinen.
Meine Erfindungen und Verbesserungen in der Fabrication der oben angedeuteten
Gegenstaͤnde beruhen darauf, daß ich die arbeitenden Oberflaͤchen
mehrerer Theile der Dampfmaschinen, welche aus Eisen bestehen, mit Kohle cementire
und haͤrte, damit dieselben der Abnuͤzung laͤnger widerstehen;
und damit die Maschinen folglich nicht so leicht in Unordnung gerathen, als dieß der
Fall ist, wenn sie nach der bisher gebraͤuchlichen Methode verfertigt worden
sind. Ich will hier die beste Methode, diesen Zwek zu erreichen, beschreiben, und
zuerst mit jenem Verfahren beginnen, welches auf die Cementirung und Haͤrtung
der inneren oder arbeitenden Oberflaͤche der Dampfcylinder oder auch der
Luftpumpenstiefel einer Dampfmaschine anwendbar ist.
Gesezt es handle sich um den Dampfcylinder oder Luftpumpenstiefel einer
Dampfmaschine, welcher sich in rohem Zustande befindet, so wie er aus dem Gußwerke
kommt, so unterwerfe ich denselben, bevor ich zum Bohren seiner inneren, arbeitenden
Oberflaͤche schreite, dem Ausgluͤhprocesse, indem ich ihn in einen
Reverberirofen oder in einen anderen Ofen bringe, worin er bis zum
Rothgluͤhen erhizt werden kann. Hat er diesen Hizgrad erreicht, so
loͤsche ich das Feuer aus, und nehme ihn, wenn er ausgekuͤhlt ist, aus
dem Ofen, um dann seine innere Oberflaͤche genau auszubohren, und hierauf zur
Cementirung oder Haͤrtung derselben zu schreiten. Dieses Ausgluͤhen
(annealing) der Cylinder und der uͤbrigen
Theile der Dampfmaschine ist zwar nicht durchaus nothwendig, allein es ist sehr zu
empfehlen; denn, da der weitere Proceß in der Rothgluͤhhize vorgenommen
werden muß, so ist es besser die einzelnen Theile der Maschine vorher auf einen
gleichen Grad zu erhizen und dann langsam abkuͤhlen zu lassen, damit das
Werfen oder uͤberhaupt jede Formveraͤnderung, die sonst in dieser Hize
Statt findet, wenn das Metall ungleich seyn sollte, noch vor dem Bohren eintritt,
und dann beim Bohren und durch dasselbe beseitigt werden kann. Es wuͤrde naͤmlich große
Schwierigkeiten veranlassen, wenn man nach Beendigung des Cementirungs- und
Haͤrtungsprocesses noch irgend eine Unebenheit und Unregelmaͤßigkeit
an der Oberflaͤche des Cylinders vorfinden wuͤrde, wie dieß gewiß oft
vorkommen wuͤrde, wenn der Cylinder, ohne vorher ausgegluͤht worden zu
seyn, gleich gebohrt und dann gehaͤrtet wuͤrde.
Wenn der Cylinder diese Vorbereitung erhalten hat, so bringe ich einen cylindrischen
Dorn (core) aus Gußeisen, dessen Durchmesser jedoch um 3
oder 4 Zoll geringer ist als jener des Cylinders selbst, in dessen Inneres, so daß
zwischen den beiden Cylindern rings herum ein leerer hohler Raum bleibt. Diesen
leeren Raum fuͤlle ich mit gemahlenen Knochen, oder mit irgend einer anderen
thierischen Substanz, welche in thierische Kohle verwandelt werden kann, oder auch
wohl gleich mit thierischer Kohle selbst aus. Wenn der Cylinder hierauf an beiden
Enden mit eisernen Ringen verschlossen, und mit Thon oder mit irgend einem anderen
entsprechenden Materiale verkittet worden ist, damit weder atmosphaͤrische
Luft hinzu treten, noch auch etwas von den aus der thierischen Kohle entwikelten
Daͤmpfen oder Gasen entweichen kann, so bringe ich ihn in einen
Reverberir- oder anderen Ofen, worin er bis zum Kirschrothgluͤhen
erhizt und auch auf diesem Hizgrade erhalten werden kann. Wenn der Cylinder durch
und durch kirschrothgluͤhend geworden und 4 bis 5 Stunden lang in diesem
Zustande erhalten worden ist, so ist der Cementirungsproceß vollbracht. Ich nehme
ihn daher nach dieser Zeit mit sammt seinem Inhalte aus dem Ofen, und tauche ihn in
eine Grube, die so viel Wasser enthaͤlt, daß er ganz davon bedekt wird, und
in der ich ihn so lange belasse, bis er kuͤhl geworden ist. Das Wasser soll
einen geringen Gehalt an Salz haben. Wenn auf diese Weise die innere oder arbeitende
Oberflaͤche des Cylinders cementirt und gehaͤrtet worden ist, so nehme
ich den Dorn und die thierische Kohle heraus, und reibe ihn dann mit Schmirgel und
Wasser aus, um alle Unebenheiten, die sich allenfalls noch auf dessen
Oberflaͤche befinden, zu beseitigen. Dampfcylinder und Stiefel von
Luftpumpen, welche nach diesem meinem Verfahren verfertigt worden sind, werden durch
die Bewegungen des Kolbens in ihnen keine so starke Abnuͤzung erleiden, und
mithin nicht nur viel laͤnger dauern, sondern auch eine weit geringere
Reibung darbieten, als dieß an den gewoͤhnlich gebraͤuchlichen
Cylindern der Fall ist. Zu bemerken ist, daß die ein Mal gebrauchte oder beim ersten
Verfahren erzeugte thierische Kohle immer wieder angewendet werden kann, so daß also
die durch meine Verbesserungen erwachsenden Kosten, die Arbeit und das Brennmaterial
abgerechnet, nur unbedeutend sind.
In Hinsicht auf die Anwendung meiner Erfindung auf die Kolben der Dampfmaschinen habe
ich Folgendes zu bemerken. Haben die Kolben nicht uͤber 6 Zoll im
Durchmesser, so kann man sie massiv aus Eisen arbeiten oder gießen, und sie dann so
abdrehen, daß sie beinahe in den gewuͤnschten Cylinder einpassen, und nur
wegen des Schleifens noch etwas groͤßer sind. Diese Kolben bringe ich in
eiserne Ringe oder Cylinder, welche etwas groͤßer sind, als sie, damit rings
herum ein freier Raum bleibt, den ich dann gleichfalls wieder mit thierischer Kohle
ausfuͤlle. Das weitere Verfahren ist ganz dasselbe, wie ich es fuͤr
die Dampfcylinder und Pumpenstiefel angegeben habe. Haben die Kolben dagegen einen
groͤßeren Durchsmesser, und bestehen sie aus mehreren Segmenten und Keilen,
wie dieß z. B. an den Barton'schen Patentkolben der Fall
ist, so bringe ich diese Theile, sie moͤgen aus Guß- oder Schmiedeisen
bestehen, und nachdem sie genau in die fuͤr sie bestimmten Cylinder eingepaßt
worden sind, in geeignete Gefaͤße, in denen ich sie dem oben beschriebenen
Cementirungs- und Haͤrtungs-Processe unterwerfe. Wenn die
Oberflaͤchen zulezt mit Schmirgel abgerieben und die Kolben zusammengesezt
worden sind, so wird man finden, daß sie gleich den Cylindern mit weit
groͤßerer Leichtigkeit arbeiten, weit laͤnger dauern und auch nicht so
leicht in Unordnung gerathen, wie dieß der Fall ist, wenn sie nach dem bisher
uͤblichen Verfahren fabricirt worden sind.
Die Anwellen, welche meinem Verfahren unterliegen sollen, muͤssen genau
gebohrt und vorzugsweise aus Gußeisen verfertigt werden, obwohl man auch
Schmiedeisen dazu nehmen kann. Auch sie werden auf die erwaͤhnte Weise mit
thierischer Kohle in entsprechende Kapseln gebracht, gegluͤht und zulezt mit
Schmirgel abgerieben.
Auch die guß- oder schmiedeisernen Stiefel der Kalt- und
Heißwasserpumpen der Dampfmaschinen werden, nachdem sie genau gebohrt worden sind,
nach dem oben bei den Cylindern beschriebenen Cementirungs- und
Haͤrtungs-Processe behandelt. Ich bemerke nur, daß wenn diese Stiefel
klein sind, kein Dorn und kein leerer Raum um dieselben oder um irgend einen
aͤhulichen Koͤrper herum noͤthig ist; sondern daß man sie in
diesem Falle auch ganz mit thierischer Kohle fuͤllen kann. Die innere
Oberflaͤche der Stiefel muß am Ende mit Schmirgel ausgerieben werden.
Dasselbe Verfahren gilt auch fuͤr die Kolben der Pumpen; eben so findet es
auch bei der Verfertigung der Dreh- und Schiebhaͤhne fuͤr die
Dampfmaschinen seine Anwendung.
Ich habe zwar oben eine Zeit von 4 bis 5 Stunden als zur Vollbringung des
beschriebenen Haͤrtungsprocesses noͤthig angegeben; allein ich beschraͤnke
mich nicht genau auf diesen Zeitraum; indem der Cementirungsproceß bei
kuͤrzerer Dauer offenbar minder tief in die Substanz der behandelten
Gegenstaͤnde eindringen wird, waͤhrend bei laͤngerer Dauer
gerade das Gegentheil Statt finden muß: was beides unter verschiedenen
Umstaͤnden fuͤr mehr oder minder zwekmaͤßig erachtet werden
kann.