Titel: Beschreibung der Großherzoglichen Brauerei in Oberweimar. Mitgetheilt von Hrn. C. Zeller, Sekretär des Großh. bad. landw. Vereins in Carlsruhe, und Lehrer der Landwirthschaft am dortigen Schullehrerseminar.
Autor: Dr. Christian Felix Zeller [GND]
Fundstelle: Band 64, Jahrgang 1837, Nr. X., S. 48
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X. Beschreibung der Großherzoglichen Brauerei in Oberweimar. Mitgetheilt von Hrn. C. Zeller, Sekretaͤr des Großh. bad. landw. Vereins in Carlsruhe, und Lehrer der Landwirthschaft am dortigen Schullehrerseminar. Mit Abbildungen auf Tab. I. Zeller, Beschreibung einer Brauerei. Diese Brauerei ist ganz auf den im noͤrdlichen Deutschland uͤblichen Betrieb der Ober-Gaͤhrung eingerichtet und unterscheidet sich daher wesentlich von den bayerischen Brauereianlagen, steht uͤbrigens sowohl wegen vorzuͤglicher Qualitaͤt ihrer Producte als der fuͤr einen Betrieb jener Art musterhaften Einrichtung in großem Rufe; dieß bewog mich auch, sie auf meiner Reise aufzusuchen, und da ich wirklich Gelegenheit fand, die Brauerei-Einrichtung durch die bekannte Gefaͤlligkeit des Hrn. Kammerraths Brand in Weimar vollstaͤndig kennen zu lernen, so glaube ich mich zu einer naͤheren Beschreibung derselben wohl in Stand gesezt. Das Braͤuhaus ist ein langes hohes Gebaͤude mit der Fronte gegen Mittag und wenige Schritte von dem vorbeifließenden Bache, der Ilm, entfernt, aus dem das zum Brauereibetrieb noͤthige Wasser geschoͤpft wird. Die Einrichtung des Brauereigebaͤudes geht aus den, gegenwaͤrtiger Beschreibung beigelegten Rissen hervor. Diese sind: Fig. 17 der Grundriß desselben zur ebenen Erde; Fig. 18 der Grundriß der ersten Etage und Fig. 19 der Laͤngendurchschnitt ohne den Dachstuhl. Das ganze Gebaͤude selbst theilt sich ab in A das eigentliche Brauereigebaͤude, B das Gaͤhr- und C das Lagerhaus. Die Locale des Gaͤhrhauses sind gewoͤlbt und durch eine massive Wand von dem Braulocal getrennt. Oberhalb des ersteren befinden sich die Schuͤttboͤden. So weit das Gewoͤlbe reicht, ist auch die Umfassungswand massiv. Weiter oben besteht sie dagegen aus Riegelwandungen und bildet zwei Etagen, die zu Schuͤttboͤden verwendet werden, so daß das Gaͤhrhaus mit den zwei weiteren im Dach befindlichen, 4 Schuͤttboͤden enthaͤlt. Grundriß zu ebener Erde. Dieser zeigt unter a die Malzkammer, in der das Malz vor dem Schroten angefeuchtet wird. Sie steht durch einen Schlauch mit dem im zweiten Stok des Gaͤhrhauses befindlichen Malzvorrathsboden in Verbindung. b einen Wasserbottich; c die bereits erwaͤhnte Pumpmaschine, welche durch ein Pferd mittelst eines, im nebenliegenden Schrotmuͤhlgebaͤude befindlichen Tretrads in Bewegung gesezt wird und sowohl das zum Betriebe noͤthige Wasser aus dem hinter dem Braugebaͤude vorbeifließenden Bache, als auch die Wuͤrze in die Hoͤhe schafft. Fuͤr leztere steht uͤberdieß zur Linken eine weitere Pumpe und rechts eine solche als Nothpumpe; d den Seiger oder Stellbottich. Er steht unmittelbar unter dem Maischbottich h, hat mit diesem gleiche Groͤße und zwei Boͤden. Zwischen lezteren also auf der Seite des Seigerbottichs ist ein Hahn befestigt, der sich unmittelbar uͤber dem im Erdgeschoß stehenden Wuͤrzbottiche oͤffnet. Dieser leztere ist uͤbrigens bloß in der Durchschnittszeichnung ersichtlich. Er besteht aus einem vierekigen Kasten von starkem Holze und ist dazu bestimmt, die aus dem Seigerbottiche ausgelaufene Wuͤrze zu sammeln. Diese wird dann von hier aus durch eine Roͤhre, welche ihn mit der Pumpmaschine in Verbindung sezt, nach dem in der zweiten Etage stehenden Wuͤrzbehaͤlter (s. k im Durchschnitt) gebracht. e den Gaͤhrbehaͤlter unter den Kuͤhlschiffen stehend, die das Bier mittelst Roͤhren abgeben. Er ist mehr einer Kammer als einem Bottich aͤhnlich, denn er kann beinahe luftdicht verschlossen werden; auch ist er nur mit einem Fenster versehen, um so viel Licht und frische Luft als noͤthig ist, zulassen zu koͤnnen. Unmittelbar an diesen Gaͤhrbehaͤlter graͤnzt das Gaͤhrhaus B, wohin das Bier, wenn es in der Gaͤhrkammer den zum Fuͤllen auf Faͤsser geeigneten Grad von Gaͤhrung erreicht hat, durch eine Roͤhre gefuͤhrt wird. Grundriß des ersten Stoks. Dieser enthaͤlt unter f die große runde kupferne Braupfanne mit der Feuerung. Sie faßt 55 Weimarer Eimer Wasser à 145 Pfd. Ueber ihr befindet sich der Schlot zum Abfuͤhren der Dampfe, auch muͤnden sich in sie 2 Roͤhren von dem uͤber ihr liegenden Wuͤrz- und Wasserbehaͤlter (s. k im Durchschnitte), um nach Beduͤrfniß beides. Wuͤrze sowohl als Wasser, in die Pfanne bringen zu koͤnnen. Lezteres selbst entleert sich durch einen am Boden angebrachten Hahn und durch unterlegte Rinnen entweder in den Seigerbottich d oder in den Hopfenbehaͤlter g, der sich neben dem Kessel unmittelbar unter dem Wuͤrz- und Maischbottich h befindet. Jener Behaͤlter ist ein hoͤlzerner vierekiger Kasten mit einem durchloͤcherten Einsaze, der die Bestimmung hat, den Hopfen zuruͤkzubehalten, waͤhrend die aus der Braupfanne ablaufende geschoͤpfte Wuͤrze sich unterhalb des Einsazes ansammelt. Diese wird dann zum Theil mittelst einer Pumpe entweder auf das eine oder das andere der im vierten Stok befindlichen zwei Kuͤhlschiffe c, oder das unter diesen gegenuͤber dem Hopfenbehaͤlter liegende dritte Kuͤhlschiff m gebracht. h den Maischbottich, dessen oberer Rand mit dem der Pfanne in gleicher Hoͤhe steht, damit das Ueberschoͤpfen von einem in den anderen keinen besonderen Schwierigkeiten unterliegt. ii sind zwei Kammern, theils fuͤr den Oberbrauer, theils fuͤr das uͤbrige Braupersonal. Im Durchschnitte sind ersichtlich und zwar unter b der Wasserbottich, c die Pumpmaschine, d der Seiger oder Stellbottich, n der Wuͤrzbottich, g der Hopfenbehaͤlter, h der Maischbottich, m das untere Kuͤhlschiff, l, l die beiden oberen Kuͤhlschiffe, die bei Beschreibung der ersten und zweiten Etage bereits naͤher bezeichnet worden sind; endlich k ein Wasserbehaͤlter, der durch eine Pumpe aus dem hinter dem Gebaͤude fließenden Bache seinen Zufluß erhaͤlt. Das Wasser kann dann von hier aus theils durch Roͤhren, theils durch Rinnen in die Braugefaͤße geleitet werden. Daneben befindet sich der Wuͤrzbehaͤlter (in dieser Durchschnittszeichnung uͤbrigens nicht ersichtlich), in den die geklaͤrte Maische aus dem im Souterrain stehenden Wuͤrzbottich, wie dort angegeben ist, vermittelst der besonderen Wuͤrzpumpe aufgepumpt wird. Zur Vervollstaͤndigung der Erklaͤrung der Risse bemerke ich noch, daß die Gefaͤße, wie sie oben bei jeder Etage angefuͤhrt worden sind, bald tiefer, bald, hoͤher gegeneinander stehen, je nachdem es ihr Zwek mit sich bringt, so wie auch die einzelnen Etagen selbst kein abgeschlossenes Ganzes bilden, daher namentlich die Boͤden nicht immer durch das ganze Gebaͤude durchlaufen. Dasselbe ist z.B. vom Maischbottich oberhalb bis zum Dache durch keine Boͤden unterschieden. Es ist naͤmlich darauf abgesehen, daß die Dampfe durch verschiedene, im Dache angebrachte Essen leichter ungehinderten Ausgang finden, und nicht, wie es manchmal in sonst splendid eingerichteten Brauhaͤusern getroffen wird, genoͤthigt sind, sich mit Gewalt nach den vorhandenen Oeffnungen durchzuarbeiten, oder gar im Braugebaͤude zu verweilen, wo sie sich nur niederschlagen und in waͤsseriger Gestalt an den Waͤnden und Geschirren herabziehen wuͤrden. Durch reichlich und an passenden Orten angebrachte Fenster ist das Ganze erhellt, das Durchstreichen frischer Luft durch Zugloͤcher befoͤrdert, und der Wasserabzug durch das dem Boden gegebene Gefalle erleichtert. Somit kann nicht nur kein Wasser stehen bleiben, sondern es wird auch dadurch das oͤftere Fegen und Reinigen des Locals erspart. Endlich habe ich noch die Lage der Braupfanne anzugeben. Diese ist, wie aus dem Risse ersichtlich ist, etwas hoch gestellt und mit einem Untersaze von Grund auf massiv von Steinen aufgefuͤhrt. Damit das Malz und Holz bequem und ohne den Weg durch das Braugebaͤude nehmen zu muͤssen, nach solcher gebracht werden kann, findet sich außerhalb des Gebaͤudes die Treppe o, welche bis zur Thuͤre naͤchst der Pfanne fuͤhrt. Dieß ist nun im Wesentlichen der Zusammenhang, welchen die einzelnen Brauereigeraͤthschaften unter sich haben. Es laͤßt sich daraus leicht die Ueberzeugung gewinnen, daß er nicht allein durch Ersparung von Arbeit, sondern auch durch geringen Verlust von Material große Vortheile gewaͤhrt, da namentlich der hohe Stand des Kessels und des Maischbottichs und das den einzelnen Gefaͤßen unter sich gegebene Gefaͤlle das Hin- und Herbringen des Materiales ungemein erleichtern. In den gewoͤhnlichen Brauereien ist dagegen ein stetes Schoͤpfen und Pumpen noͤthig, und nicht nur mit ungleich mehr Arbeit, sondern auch einem unverhaͤltnißmaͤßig großen Verlust an Material verknuͤpft. Das Gaͤhrhaus B liegt unmittelbar neben dem Brauhause, aber einige Schuh tiefer als das erste und empfaͤngt, wie gesagt, mittelst Roͤhren das Bier aus der Gaͤhrkammer in dem Grade von Gaͤhrung, der es zum Fuͤllen in Faͤsser geeignet macht. Dasselbe hat indessen so wie das Lagerhaus selbst in Vergleich mit anderen derartigen Localen keine besonders abweichende Einrichtung. Sehr zwekmaͤßig ist aber die Einrichtung, daß sie mit fließendem Wasser versehen sind, um in den heißen Sommertagen eine kuͤhle Temperatur im Gaͤhr- und Lagerhaus hervorzubringen, auch um das zum Reinigen erforderliche Wasser stets bei der Hand zu haben. Es wurde schon oben erwaͤhnt, daß sich uͤber beiden dem Gaͤhr- und dem Lagerhaus die Malzboͤden befinden; sie sind im Durchschnitt unter Fig. 19, B ersichtlich. An das Gaͤhrhaus reiht sich an das LagerhausC. Es enthaͤlt unter Anderem das Laboratorium oder eine zu Versuchen bestimmte Brauerei in kleinerem Maaßstab, die aber auch zum Brauen solcher Biere gebraucht wird, deren Absaz weniger bedeutend ist und daher keinen ausgedehnten Raum der Gefaͤße erfordert. Die einzelnen Theile dieser kleinen Brauerei sind in der ersten Etage: a eine Pfanne, b ein Bottich, c eine Gaͤhrkammer, d eine Requisitenkammer. Oberhalb dieser in der zweiten Etage, wohin die Treppe e fuͤhrt, f ein Kuͤhlschiff (s. Fig. 18). Auch enthaͤlt dieser Theil des Lagerhauses und zwar unter g den Vorplaz zu der Malzdarre, h den Feuercanal zur Heizung derselben, i die Esse, welche beide lezteren auch in der Durchschnittszeichnung unter dieser Bezeichnung ersichtlich sind, und k k die Darren selbst. In der zweiten Etage: l eine Stube fuͤr die Brauer, m der Raum uͤber der Darre. Dieser bildet eine Satteldarre mit aufgelegtem durchloͤchertem Eisenblech, hat indessen im uͤbrigen keine besondere Einrichtung. Das Gute davon ist, daß der Rauch nicht durch das Malz ziehen kann. n Abzuͤge fuͤr den Dunst, die auch in der Durchschnittszeichnung zu sehen sind.

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