Titel: | Verbesserungen an den unter dem Namen Cabriolets bekannten Fuhrwerken, worauf sich Moses Poole, Gentleman in Lincoln's Inn in der Grafschaft Middlesex, auf die von einem Fremden erhaltene Mittheilung am 21. Septbr. 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XL., S. 188 |
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XL.
Verbesserungen an den unter dem Namen Cabriolets
bekannten Fuhrwerken, worauf sich Moses Poole, Gentleman in Lincoln's Inn in der Grafschaft Middlesex, auf
die von einem Fremden erhaltene Mittheilung am 21.
Septbr. 1836 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Maͤrz 1837, S. 151.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Poole's verbesserte Cabriolets.
Die Erfindung, auf welche obiges Patent genommen wurde, betrifft die sogenannten
Cabriolets (cabs), und besteht in einem verbesserten
Baue gewisser zweiraͤderiger Fuhrwerke, in welche von Hinten her eingestiegen
werden soll. Die Zeichnung wird den gehoͤrigen Aufschluß geben.
Fig. 24 zeigt
ein nach der neuen Erfindung gebautes zweiraͤderiges Fuhrwerk von der Seite
betrachtet; Fig.
25 gibt eine Ansicht desselben vom Ruͤken her; Fig. 26 ist ein
Laͤngendurchschnitt, und Fig. 27 ein
Querdurchschnitt. An allen diesen Figuren sind zur Bezeichnung gleicher
Gegenstaͤnde auch einerlei Buchstaben gewaͤhlt.
Der Bau des Gestelles und Kastens des Fuhrwerkes wird sich aus einer genauen
Pruͤfung der Durchschnitte Fig. 26 und 27 ergeben,
indem hier das Fuhrwerk ohne alle Fuͤtterung dargestellt ist. a, a ist eine gewoͤhnliche abgekniete Achse, die
deßwegen den Vorzug verdient, weil dadurch der Kasten des Fuhrwerkes dem Boden
naͤher kommt. b, b sind die Raͤder und c, c elliptische Federn, auf denen der Kasten ruht, und
welche jener Erfindung gemaͤß gebaut sind, auf welche sich William Boulnois der juͤngere am 30. Jan. 1836 ein Patent
ertheilen ließ.Diese neuen Patentkutschenfedern sind im Polytechn. Journal Bd. LXII. S. 202 beschrieben.A. d. R. Diese Federn empfehlen sich durch die Leichtigkeit der Bewegung, welche sie
dem Kasten geben, vor allen uͤbrigen; dessen ungeachtet kann man sich
uͤbrigens auch anderer Federn bedienen. d, d sind
die Gabelstangen, welche durch Stiftgefuͤge mit dem Kasten verbunden sind,
wie dieß bei e angedeutet ist. Jede Gabelstange
laͤuft durch ein Haus oder durch eine Scheide f,
in der ihr so viel Raum gestattet ist, daß sie sich auf und nieder bewegen kann, und
welche Scheide von dem Arme g getragen wird. h, h sind Federn, dergleichen an jeder Gabelstange zwei,
die eine oben und die andere unten, innerhalb der Scheide f angebracht sind. Da diese Federn aus den Gabelstangen
hervordraͤngen, so wird hiedurch die Last, die das Pferd zu tragen hat,
vermindert, und die unangenehme Wirkung der gewoͤhnlichen Bewegung dieser
Stangen auf den Koͤrper des Pferdes vermieden, so daß das Fuhrwerk von dem
Thiere mit derselben Leichtigkeit, wie irgend ein vierraͤderiger Wagen
gezogen wird. i, i sind die Tritte, auf denen der
Kutscher auf den Bot j gelangt, und k, k die Haken, in welche die Zugriemen eingehakt
werden.
Die Form des Kastens erhellt aus den einzelnen Figuren deutlich genug, obwohl ich
uͤbrigens bemerken muß, daß diese Form je nach Umstaͤnden mannigfach
abgeaͤndert werden kann: vorausgesezt, daß das Einsteigen von Hinten her
beibehalten wird. l ist der Tritt zum Einsteigen; m, m sind Fluͤgelthuͤren, welche aus zwei
Theilen bestehen, damit man von jeder Seite der Straße her gleich leicht einsteigen
kann. Man kann uͤbrigens, wenn man will, auch nur ein ganz einfaches
Thuͤrchen anbringen. Vorne an dem Wagen befinden sich zwei verglaste Fenster,
welche entweder fixirt oder auch nach der gewoͤhnlichen Methode zum Oeffnen
gerichtet seyn koͤnnen. o, o sind zwei
Ventilatoren, welche aus duͤnnen flachen Brettchen bestehen, und womit die
Oeffnungen o, o entweder verschlossen, oder indem man
die Brettchen um ihre Achsen dreht, auch in jedem beliebigen Grade geoͤffnet werden
koͤnnen, p, p sind zwei verglaste Fenster, welche
zwar in der Zeichnung als fixirt dargestellt sind, die man aber eben so gut auch zum
Oeffnen richten kann. Aus den beiden Sizen q, q sizen
die Fahrenden einander gegenuͤber und mit der einen Seite gegen die Pferde
hin gekehrt: es erhellt dieß aus Fig. 26 und 27, in welchen
das Fuhrwerk, wie gesagt, im Durchschnitte abgebildet ist, um das Hauptgestell
anschaulicher zu machen. Die Fuͤtterung kann natuͤrlich je nach dem
Geschmake des Wagenbauers auf sehr mannigfache Weise angebracht werden.
Die nach diesen Angaben gebauten Fuhrwerke verbinden Sicherheit mit Eleganz und
Leichtigkeit. Sie sind fuͤr zwei Fahrende eingerichtet, und koͤnnen
als sogenannte Cabriolets oder Gukuks von Fiakern benuzt werden. Die
gewoͤhnlichen Fuhrwerke dieser Art werden bekanntlich als sehr
gefaͤhrlich betrachtet, weil die Passagiere sehr leicht herausgeschleudert
werden, wenn das Pferd stuͤrzt, oder wenn deren Raͤder an andere
Fuhrwerke gerathen. Bei den neuen Fuhrwerken dagegen ist dieß durchaus nicht der
Fall; selbst wenn das Pferd durchgehen sollte, koͤnnte man sich leicht aus
ihnen retten, denn man brauchte nur die hintere Thuͤre von Innen zu
oͤffnen und mit Huͤlfe des Trittes herauszusteigen. Daß man sich
hiebei festhalten und eine Streke weit mit dem Wagen laufen muͤßte, um das
Fallen zu verhuͤten, versteht sich von selbst.
Ich will nun noch ein zweites Fuhrwerk beschreiben, welches zwar auf demselben
Principe beruht, wie das fruͤhere, doch aber in einigen Dingen davon
abweicht. Die Thuͤre zum Einsteigen ist naͤmlich allerdings auch hier
am Ruͤken des Fuhrwerkes angebracht; allein die Reisenden sizen neben
einander und mit dem Gesichte den Pferden zugekehrt.
Fig. 28 zeigt
ein derlei Fuhrwerk von der Seite; Fig. 29 gibt eine Ansicht
desselben vom Ruͤken her, und Fig. 30 ist ein
Laͤngendurchschnitt. Ich habe, um dessen Bau noch mehr zu versinnlichen, nur
zu bemerken, daß sich zu jeder Seite der Einsteigthuͤre ein Siz befindet, und
daß, wenn man wuͤnscht, quer uͤber die Einsteigthuͤre auch ein
dritter Siz gelegt werden kann, welcher sich hinaufschlagen laͤßt, und der,
wenn die dritte Person eingestiegen und die Thuͤre hinter ihr geschlossen
ist, herabgelassen werden kann; wie dieß in Fig. 29 durch punktirte
Linien anschaulich gemacht ist. Der vordere Theil dieser Wagen kann mehr oder
weniger offen gebaut und mit Glasfenstern oder Jalousien versehen seyn. Wenn die
Einsteigthuͤre nur aus einem Stuͤke besteht, wie z.B. in Fig. 29, kann
man an ihr ein Fenster oder eine Jalousie anbringen, die sich wie die
gewoͤhnliche Kutschenfenster von Innen durch Schieben oͤffnen und schließen
laͤßt.
Ich weiß wohl, daß bereits mehrere Fuhrwerke so gebaut wurden, daß man von Hinten her
in sie einsteigt; ich nehme daher dieses Princip auch nur in seiner Anwendung auf
die hier beschriebene Art von Fuhrwerk als meine Erfindung in Anspruch. Ich
beschraͤnke mich uͤbrigens hiebei durchaus auf keine Form oder Gestalt
des Kastens des Fuhrwerkes, sondern behalte mir vor, diese nach Belieben, Geschmak
und Mode abzuaͤndern.