Titel: | Ueber den Krapp, nach Dr. Runge. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. XLIV., S. 195 |
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XLIV.
Ueber den Krapp, nach Dr. Runge.
Runge, uͤber den Krapp.
Wir geben unseren Lesern im Folgenden einen Auszug aus der chemisch-technischen Monographie des
Krapps von Runge, welche als Anhang zu der zweiten Lieferung
der Verhandlungen des
preußischen Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes,
Jahrgang 1835, erschienen ist.Bei
diesem Auszuge haben wir uns im Wesentlichen an das polytechn.
Centralblatt Nr. 39 gehalten.A. d. R.
I. Rein-chemischer Theil.
Zusammensezung der Krappwurzel. Eigenschaften der Bestandtheile.
Nach Runge enthaͤlt der Krapp nicht weniger als
sieben besondere Stoffe, worunter sechs Verbindungen von besonderer Farbe, aber nur
drei wirkliche Pigmente sind.
1) Krapppurpur: orangefarbenes, krystallinisches Pulver.
– Darstellung: man waͤscht den Krapp mit
Wasser von 11 bis 16° R. aus, kocht ihn mit starker Alaunloͤsung,
faͤllt die Loͤsung durch Schwefelsaͤure, suͤßt den
Niederschlag aus, erst mit reinem, dann mit salzsaurem Wasser, zieht den
ausgekochten Krapppurpur mit Weingeist von 90 Proc. aus, verdunstet die geistige
Loͤsung zur Krystallisation, loͤst den krystallisirten Purpur wieder
in heißem Weingeist und laͤßt ihn abermals krystallisiren. – Eigenschaften: ertheilt im Ueberschusse dem gebeizten
Kattun tief braunrothe Purpurfarbe, bei Kattunuͤberschuß glaͤnzendes
Hochroth, bildet mit siedender Alaunloͤsung eine kirschrothe, sich beim Erkalten
weder truͤbende noch veraͤndernde Loͤsung, aus der kein
Farbstoff ausfaͤllt, wenn er nicht im Uebermaaße da war; wird von Kalilauge
mit praͤchtig kirschrother Farbe geloͤst; eben so von kohlensaurem
Natron. Leztere Loͤsung wird durch Kali nicht veraͤndert. Ammoniak
gibt eine praͤchtig hochrothe Fluͤssigkeit. Schwefelsaͤure
loͤst ihn mit hochrother Farbe. Verduͤnnte Saͤuren mit gelber
Farbe in der Hize; beim Erkalten scheidet er sich in orangegelben Fleken aus. In
heißem Wasser mit dunkelrosenrother Farbe, in kaltem schwer loͤslich; die
heiße Loͤsung truͤbt sich jedoch beim Erkalten nicht; durch
Saͤuren wird sie gelb. Kalkhaltiges Wasser loͤst ihn erst dann, wenn
aller Kalk durch einen Theil des Purpurs als dunkelrother Lak niedergefallen ist. In
Weingeist und Aether mit orangegelber Farbe loͤslich, beim Verdunsten als
hochorangegelbes, kristallinisches Pulver zuruͤkbleibend. Die heiße,
concentrirte geistige Loͤsung wird durch Wasserzusaz schillernd, indem sich
eine Menge feiner seidenglaͤnzender Krystaͤllchen ausscheiden.
– Bei vorsichtiger Erhizung in der Glasroͤhre schmilzt der Krapppurpur
zu einer dunkelbraunen Fluͤssigkeit, aus der sich rothe Daͤmpfe
erheben, welche sich als rother Anflug und braunrothe zaͤhe Masse (nicht in
Nadeln) condensiren. Das ein Mal Sublimirte kann nicht ohne Verkohlung von Neuem
sublimirt werden; es hat uͤbrigens die Eigenschaften des Krapppurpurs.
2) Krapproth: braungelbes, krystallinisches Pulver.
– Darstellung: gruͤndet sich auf die
Unloͤslichkeit des Krapproths in starker Alaunloͤsung. Kocht man, wie
vorhin angegeben, den gewaschenen Krapp mit Alaunloͤsung, so sondert sich ein
braunrother Niederschlag ab, man trennt diesen von der Loͤsung des
Krapppurpurs, kocht ihn mehrere Male mit schwacher Salzsaͤure, waͤscht
ihn aus und behandelt ihn mit siedendem Weingeist; die dunkelbraune Tinktur wird bis
zum Erscheinen einer Sazhaut abgedampft und gibt beim Erkalten einen orangegelben
Niederschlag, der nach dem Auswaschen mit Weingeist immer noch viel Krapppurpur
enthaͤlt. Man kocht daher so lange wiederholt mit Alaunloͤsung, als
sich diese noch faͤrbt. Man muß, da die Masse etwas harzig ist, dieselbe erst
in etwas Weingeist loͤsen und so der Alaunloͤsung zusezen.
Faͤrbt sich die Alaunloͤsung nicht mehr, so suͤßt man den
gelben Niederschlag aus, troknet ihn und loͤst ihn in Aether; aus der
aͤtherischen Loͤsung erhaͤlt man durch freiwillige Verdunstung
das Krapproth als braungelbes Pulver. – Eigenschaften: ertheilt im Ueberschusse dem gebeizten Kattun dunkelrothe
Farbe, bei Kattunuͤberschuß ziegelrothe. Loͤst sich nicht in siedender
Alaunloͤsung; loͤst sich daher etwas, so deutet dieß auf Beimengung
von Krapppurpur oder Krapporange. Wird von Kalilauge mit veilchenblauer Farbe
geloͤst, von kohlensaurem Natron mit rother, durch Kali sich
blaͤuender, von Ammoniak mit praͤchtig purpurrother, von
Schwefelsaͤure mit ziegelrother, von verduͤnnten Saͤuren mit
gelber Farbe (beim Erkalten ebenfalls in orangegelben Floken ausscheidend). In
reinem heißen Wasser mit dunkelgelber Farbe, in kaltem
schwer loͤslich, aus der heißen Loͤsung beim Erkalten in orangegelben
Floken niederfallend; durch Saͤuren wird die waͤsserige Loͤsung
hellgelb. In kalkhaltigem Wasser loͤst sich das
Krapproth mit Purpurfarbe unter Bildung eines blaugefaͤrbten Laks. Weingeist
und Aether loͤsen das Krapproth mit roͤthlichgelber Farbe; nach dem
Verdunsten der Loͤsung dasselbe als braͤunlichgelbes, krystallinisches
Pulver hinterlassend. Die concentrirte weingeistige Loͤsung wird durch
Wasserzusaz ebenfalls schillernd. – Bei vorsichtiger Erhizung in der
Glasroͤhre schmilzt das Krapproth zu einer dunkelorangefarbigen
Fluͤssigkeit, und verfluͤchtigt sich mit Hinterlassung von etwas Kohle
in gelben, sich zu glaͤnzendorangefarbigen Nadeln verdichtenden
Daͤmpfen. Das ein Mal Sublimirte laͤßt sich ohne Zersezung von Neuem
sublimiren, und hat im Wesentlichen ganz die Eigenschaften des noch nicht
sublimirten Krapproths, nur hat das Roth auf Kattun mehr Feuer.
3) Krapporange: gelbes, krystallinisches Pulver. –
Darstellung: man bereite sich einen kalten Aufguß von
zerkleinerter Alizari bei 12° R., indem man die Wurzel sorgfaͤltig
aussucht, mit Wasser gut abspuͤlt, mit acht Mal so viel Wasser
uͤbergießt und 16 Stunden lang maceriren laͤßt, den braunen Aufguß
durch Musselin seiht, reines Wasser aufgießt, dieses abermals 16 Stunden stehen
laͤßt, ebenfalls abseiht und beide Fluͤssigkeiten vereinigt. Nach
4–6stuͤndiger Ruhe gießt man die Fluͤssigkeiten von dem
gebildeten Bodensaze rein ab. Die Fluͤssigkeit schillert beim
Umruͤhren von einer Menge kleiner, gelber, seidenglaͤnzender Krystalle
von Krapporange; man trennt dieselben, indem man durch feines Papier filtrirt. Das
auf dem Filter sich Befindende wird nun mit Weingeist gekocht und heiß filtrirt;
beim Erkalten faͤllt das in kaltem Weingeist fast unloͤsliche
Krapporange nieder, welches man so lange mit kaltem Weingeist waͤscht, bis es
sich in Schwefelsaͤure mit reingelber Farbe ohne Beimischung von Roth
aufloͤst. Zinnbeizkattun wird von reinem Krapporange nankinfarbig, ohne
Beimischung von Roth; wie denn uͤberhaupt an dem roͤthschen Ausfallen
der Farben eine Verunreinigung des Krapporange mit den rothen Farbstoffen erkannt
wird. – Eigenschaften: faͤrbt im Ueberschuß
den gebeizten Kattun orangefarbig, bei Kattunuͤberschuß eben so, nur
blaͤsser; bildet mit siedender Alaunloͤsung eine gelbe
Aufloͤsung, welche beim Erkalten nur wenig fallen laͤßt, mit Kali eine
dunkelrosafarbige, an der Luft orange werdende, mit kohlensaurem Natron eine
orangefarbige, mit Ammoniak eine braunrothe, beim Verdunsten orangegelbe Floken
fallen lassende, mit Schwefelsaͤure eine orangegelbe, mit verduͤnnten
Saͤuren gelbe Loͤsungen, aus denen es sich beim Erkalten zum großen
Theil wieder ausscheidet. – In reinem heißen Wasser loͤst es sich mit
gelber Farbe, beim Erkalten sich zum Theil ausscheidend, da es in kaltem Wasser sehr
schwer loͤslich ist; in kalkhaltigem Wasser wird
es beim Erhizen roͤthlich und sein Faͤrbevermoͤgen wird
geschwaͤcht oder auch ganz aufgehoben. In kaltem Weingeist loͤst es
sich wenig, in kochendem zu einer hellgelben Loͤsung, aus der sich beim
Erkalten der groͤßte Theil krystallinisch ausscheidet. Wasserzusaz bringt in
der heißen geistigen Loͤsung dasselbe Schillern hervor, wie in den
Loͤsungen des Krapppurpurs und Krapproths. – Beim Erhizen in der
Glasroͤhre verhaͤlt es sich wie der Krapppurpur, nur sind die
Daͤmpfe gelb und verdichten sich zu einer gelbbraunen Masse, welche ohne
theilweisen Zersezung nicht von Neuem sublimirt werden kann.
Daraus, daß alle drei Farbstoffe sublimirbar, also durch bloße Sublimation nicht
trennbar sind, geht nach Runge hervor, daß Robiquet's Alizarin eine Mischung
ist.
4) Krappgelb: gelbe, gummiartige Masse, kein eigentliches
Pigment. Darstellung: der hollaͤndische Krapp ist
besonders reich an Krappgelb. Man scheidet es daraus durch Anruͤhren
desselben mit 16 Theilen Wasser, Abseihen nach 12 Stunden und Vermischen mit einem
gleichen Volum Kalkwasser. Der sich nach 12 Stunden bildende Niederschlag
enthaͤlt außer dem Krappgelb noch die anderen Farbstoffe des Krapps; man
behandelt ihn daher mit Essigsaͤure, welche den Kalk und das Krappgelb
loͤst, filtrirt die Loͤsung von dem rothen Ruͤkstande ab, kocht
sie mit in Alaun gebeizter Wolle so lange, als sich diese noch roth oder orange
faͤrbt; sobald sie nur eine helle Eisenrostfarbe annimmt und die
Loͤsung beim Abdampfen keinen braunrothen, sondern hellgelben
Ruͤkstand laͤßt, sind die fremden Farbstoffe alle abgeschieden; man
loͤst nun den gelben Ruͤkstand in Weingeist, faͤllt die
Loͤsung durch eine geistige Bleizukeraufloͤsung, suͤßt den
scharlachrothen Niederschlag mit Weingeist aus, loͤst ihn in Wasser und
faͤllt das Blei durch Schwefelwasserstoff. – Eigenschaften: man sieht schon aus der Darstellungsart, daß das Krappgelb
wenig Verwandtschaft zur gebeizten Wolle hat und kein eigentliches Pigment ist.
Daher ist seine naͤhere Betrachtung uͤberfluͤssig.
5) Krappbraun stellt eine schwarzbraune, trokene Masse
dar, welche in Wasser und Weingeist unloͤslich ist und dem gebeizten Kattune
keine Farbe ertheilt.
6) Krappsaͤure farblos, beim Faͤrben nicht
in Betracht kommend.
7) Rubiaceensaͤure, ebenfalls farblos, wird durch
Salzsaͤure verwandelt und gibt damit eine blaue Verbindung, die sich jedoch
nicht auf Kattun uͤbertragen laͤßt.
Zur Kritik der Krappanalysen. – Keiner meiner
Vorgaͤnger, sagt Runge, hat einen der bisher
abgehandelten Krappstoffe in villig reinem Zustande gehabt. Alles, was man unter dem
Namen extraktives und harziges Krapproth, Erythrodanum, Alizarin, rother Farbstoff
des Krapps, rosenrother Farbstoff des Krapps und Xanthin aufgestellt hat, sind mehr
oder minder ungleiche Gemische von Krapppurpur, Krapproth, Krapporange und
Krappgelb. Es laͤßt sich dieß schon nach den Darstellungsweisen und
Reaktionen der genannten Stoffe schließen.
Das extraktive Krapproth von Bucholz ist ein mittelst
Wasser und Weingeist bereitetes Extrakt, es enthaͤlt also saͤmmtliche
in beiden loͤsliche Bestandtheile des Krapps. – Das Krapproth von Kuhlmann
Polytechn. Journal Bd. XIII. S. 224,
und Bd. XXVII. S. 205.A. d. R., durch Faͤllung eines waͤsserigen Absuds des gewaschenen
Krapps mit Schwefelsaͤure dargestellt, enthaͤlt nothwendiger Weise
beide rothfaͤrbende Bestandtheile des Krapps; außerdem ist auch noch
Krapporange darin, weil auch dieses durch Schwefelsaͤure gefaͤllt
wird. Auch deuten die Reaktionen gegen Alkalien etc., die Kuhlmann angibt, auf das Daseyn dieser Stoffe, denn die violette
Faͤrbung mittelst derselben ist zusammengesezt aus dem Kirschroth des
Krapppurpurs und dem Veilchenblau des Krapproths. – In Robiquet's Polytechn. Journal Bd. XXIV. S. 530,
und Bd. XXVII. S. 200.A. d. R. Alizarin, aus der schwefelsauren Krappkohle durch Sublimation dargestellt,
ist der rothe Farbstoff, den ich Krapppurpur genannt habe, wohl am reinsten. Allein
dennoch ist er mit Krapproth gemischt, wie denn auch die Reaktion mit Kalilauge
nicht rein Kirschroth, sondern Purpurroth ist, von der Beimischung des Blaus,
welches Kali mit Krapproth erzeugt. Diese Beimischung ist sehr erklaͤrlich,
da das Krapproth von der Schwefelsaͤure eben so wenig verkohlt wird, als der
Krapppurpur, und es sich noch leichter sublimiren laͤßt, als dieser.
Die beiden Farbstoffe, welche Gaultier de Claubry und Persoz
Polyt. Journal Bd. XLIII. S. 381.A. d. R. aus dem Krapp abgeschieden haben, sind ebenfalls Gemische, besonders von
Krapproth und Krapppurpur. Der eine, welchen sie rothen Farbstoff nennen,
wird aus dem gewaschenen Krapp mit kohlensaurem Natron in der Hize ausgezogen und
durch eine Saͤure gefaͤllt. Er ist „eine rothbraune Materie
von glaͤnzendem Bruch.“ Schon diese Angabe beweist die
Verunreinigung mit Krappbraun und auch vielleicht mit Krappgelb; denn die von mir
dargestellten 3 Krapppigmente stellen krystallinische Pulver dar, von denen keins
rothbraun gefaͤrbt ist. Uebrigens koͤnnen sie alle drei in dieser
rothbraunen Materie enthalten seyn, da kohlensaures Natron sie sehr leicht
aufloͤst und also auch der Krappwurzel entzieht. Die Angabe von der
Unaufloͤslichkeit in Alaunaufloͤsung deutet aber vorzugsweise auf
einen Gehalt an Krapproth. Dann paßt aber wieder die rothe Reaktion mit Kalilauge
nicht, wie angegeben wird, sie muͤßte blau seyn. Kurz der Stoff ist nicht
rein.
Einen zweiten Stoff nennen die Herren den rosenrothen
Farbstoff. Er stimmt am meisten mit meinem Krapppurpur uͤberein,
auch ist die Darstellungsweise in so fern dieselbe, daß Alaunaufloͤsung und
Schwefelsaͤure dazu vorzugsweise in Anwendung gebracht werden. Sein Aeußeres,
naͤmlich „eine feste Masse von harzigem Bruch wie Gummigutti, die
beim Pulvern praͤchtig rosenroth wird,“ beweist aber schon,
daß es kein Krapppurpur seyn kann; denn dieser erscheint als ein orangegelbes,
hoͤchst lokeres krystallinisches Pulver, welches sich mit rein kirschrother
Farbe in Kalilauge aufloͤst, daher die violette Faͤrbung, welche die
HH. G. de Claubry und
Persoz angeben, nur von
einem Beigemischtseyn von Krapproth herruͤhren kann. – Unter dem Namen
Xanthin oder Krappgelb hat Kuhlmann einen Bestandtheil des Krapps aufgestellt, der nach seinem
Faͤrbeverfahren ein mit Krapporange verunreinigtes Krappgelb seyn muß. Er
loͤst sich naͤmlich leicht in Wasser, und gibt auf gebeizter Baumwolle
ein glaͤnzendes Pomeranzengelb. Die
Leichtloͤslichkeit gehoͤrt dem Krappgelb an, und die pomeranzengelbe
Faͤrbung dem Krapporange.
II. Technischer Theil.
Nur die drei ersten Stoffe wurden in technischer Beziehung naͤher
gepruͤft.
Verfahren, welches bei den Faͤrbeversuchen beobachtet
wurde:
1) Darstellung des gebeizten Kattuns.
Hauptsaͤchlich wurde Thonbeizkattun angewendet;
dieser wird dargestellt durch Traͤnken des Zeugs mit essigsaurer Thonerde
(bereitet aus 30 Theilen Alaun, 30 Theilen Bleizuker und 80 Theilen Wasser),
Auspressen zwischen Walzen, und Troknen. Man laͤßt ihn 8 Tage haͤngen,
spuͤlt ihn in
fließendem Wasser und nimmt ihn dann durch kochendes, zum Behuf der Probemuster
durch destillirtes Wasser.
Der Eisenbeizkattun wurde durch bloßes Traͤnken des
Zeuges mit EisenalaunaufloͤsungUnter Eisenalaun versteht Runge das Doppelsalz, welches entsteht, wenn man aus dem Alaun die
Thonerde hinwegnimmt und an ihre Stelle die entsprechende Menge Eisenoxyd
sezt. Der Eisenalaun wird dargestellt, indem man 78 Pfd. rothes Eisenoxyd mit117 Pfd. Schwefelsaͤureverbindet, beides in Wasser aufloͤst und 87 Pfd. schwefelsaures Kali unter
Kochenhinzusezt und dann den Eisenalaun herauskrystallisiren
laͤßt. Der im Großen dargestellte Eisenalaun hat anfangs eine
schoͤne Amethystfarbe, spaͤter beschlaͤgt er mit einer
gelblichweißen Rinde, die jedoch seine Guͤte nicht
beeintraͤchtigt. Er ist sehr leicht im Wasser aufloͤslich. Die
Aufloͤsung ist gelb gefaͤrbt und erleidet durch Kochen eine
Zersezung, indem sich Eisenoxyd abscheidet.A. d. R. und Spuͤlen dargestellt, da eine so schwache Beizung die
Eigenthuͤmlichkeiten der faͤrbenden Stoffe weit leichter erkennen
laͤßt.
Zinnbeizkattun, wie der vorige durch Traͤnken mit
einer Loͤsung von 1 Zinnsalz in 50 Wasser dargestellt.
Bleibeizkattun mit einer Loͤsung von 1 Bleizuker
in 30 Wasser, ebenfalls nach dem Traͤnken sogleich gespuͤlt.
Kupferbeizkattun, durch aͤhnliche Anwendung des
Kupferammoniaks erhalten.
2) Probefaͤrben. Man wiegt eine kleine Menge des
Farbmaterials ab, erhizt es mit Wasser in einer Schale uͤber der
Weingeistflamme, bringt den in gleiche Theile getheilten Beizkattun
stuͤkweise hinein und faͤrbt aus, indem man die Hize nach und nach zum
Sieden steigert. Bemerkt man, daß das zuerst hineingebrachte Kattunstuͤkchen
nicht mehr an Farbe zunimmt, so nimmt man es heraus, spuͤlt es in etwas
Wasser, und sezt dieses der Flotte zu. Man macht dieß mit einem zweiten, dritten
Stuͤkchen eben so, und so fort, bis der Farbstoff erschoͤpft ist. Nach
dem Troknen werden die gleichgesaͤttigten Kattunstuͤkchen gewogen und
danach die faͤrbende Kraft des Stoffes geschaͤzt. Auf diese Art wurde
das Saͤttigungsvermoͤgen der drei Krapppigmente bestimmt. – Bei
zusammengesezten Farbmaterialien kann durch Nacheinanderfaͤrben oft eine
theilweise Scheidung der Farbstoffe erfolgen; man erhaͤlt anfangs ganz andere
Nuͤancen als spaͤter. – Da sich die ersten Stuͤkchen
eines Farbstoffs uͤbersaͤttigen und so oft eine nicht angenehme
Nuͤance erhalten, so muß durch andere Versuche das fuͤr eine bestimmte
Nuͤance noͤthige Verhaͤltniß von Farbstoff und Zeug ermittelt
werden, indem man mit demselben Gewichte Farbstoff, aber verschiedenen Gewichten
Kattuns mehrere Probefaͤrbungen macht, wobei man jedoch den Kattun nicht nach und nach,
sondern auf ein Mal in die Flotte bringt. Das Uebersaͤttigen des Zeugs mit
Farbstoff ist vorzuͤglich zur Charakterisirung des Farbstoffs gut; nur so
gelang die Unterscheidung des Krapppurpurs vom Krapproth. Wo es dagegen auf
vergleichende Ausmittelung des Faͤrbevermoͤgens verschiedener
Farbstoffe ankommt, muß man den Zeug im Ueberschuß nehmen, wie dieß bei Vergleichung
der Krappsorten geschehen ist.
3) Faͤrbungsapparat. Um zur Darstellung der
Probemuster einen immer gleichen Hizgrad zu haben, war eine eigene Vorrichtung
erforderlich. Dieselbe besteht aus einem Dampf- und Faͤrbekessel nebst
Kuͤhlrohr und Kuͤhlfaß. Der Faͤrbekessel ist aus zwei, in
halbzoͤlligem Abstande ineinander stehenden Kesseln gemacht; in den
Zwischenraum wird der Dampf geleitet, dessen Condensationswasser durch das
Kuͤhlrohr ablaͤuft. Damit das so erhaltene destillirte Wasser, welches
zum Ansezen der Flotte dient, moͤglichst rein sey, muß der Dampfraum
innerlich verzinnt seyn und der Dampfkessel von allem Fett frei erhalten werden. Die
Flotte im Faͤrbekessel erreicht eine vollkommen ausreichende Hize von
78–79° R. Dabei gewinnt man meist das noͤthige destillirte
Wasser. Man kann auch mehrere doppelte Kessel nebst Kuͤhlvorrichtung, wie man
sie zum Reinigen der Waare ein Mal braucht, mit dem Dampfkessel verbinden.
4) Vorsichtsmaßregeln. Daß Darstellungen von Farbenscalen
im Kleinen immer besser gelingen als im Großen, liegt darin, daß man im Kleinen
folgende Vorsichtsmaßregeln leichter beobachten kann:
a) Den Beizkattun anlangend.
Die Sicherheit der Probe beruht allein auf dem gleichbleibenden Verhaͤltnis
zwischen dem Krapp und dem gebeizten Zeuge, daher muß der zur Anfertigung einer
Farbenscala bestimmte Zeug nothwendig in derselben Beize gebeizt, bei derselben
Waͤrme getroknet, zugleich gespuͤlt, wieder bei gleicher Waͤrme
getroknet, abgetheilt und gewogen werden, wenn man nicht unrichtige Resultate
erhalten will. – Auch der verschiedene Feuchtigkeitsgrad des Zeuges ist von
Einfluß, daher man ihn am besten erst bei 80° R. troknet, ehe man ihn
abwaͤgt und den Krapp danach bestimmt. Vor dem Eingehen in die Flotte wird
der Zeug mit vielem heißen Wasser gebruͤht und im destillirten Wasser
ausgewaschen. Zum Ansezen der Flotte muß destillirtes Wasser genommen werden. Alles
Dinge, die sich im Kleinen weit leichter ausfuͤhren lassen als im Großen.
b) Den Krapp anlangend. Kommt
Krapp, besonders hollaͤndischer, mit der Luft in Beruͤhrung, so zieht
er Feuchtigkeit an und
wird schwerer. Beruͤksichtigt man dieß nicht, so verkennt man leicht den
wahren Werth der Krappsorte, besonders bei kleinen Proben, die lange an der Luft
gestanden haben. Der Verfasser hat daher alle untersuchten Krappsorten
sorgfaͤltig bei 80° R. getroknet und bis zum Gebrauch in
glaͤsernen Gefaͤßen wohl verschlossen. Wenigstens ist es rathsam, bei
vorzunehmenden Proben durch einen vorlaͤufigen Austroknungsversuch mit einer
kleinen Menge den Gewichtsverlust der Krappsorte zu ermitteln. – Soll der
Krapp zur Darstellung mehrerer Muster dienen, so sehe man auf gleichmaͤßige
Mischung, daß man nicht bald ein grobes, bald ein feineres Pulver nehme, weil dieß
auf das Faͤrbevermoͤgen Einfluß hat. Auf Gegenwart von Steinchen oder
Mauerkalk ist sorgfaͤltig zu achten und dieselben zu entfernen, beide
veraͤndern das Gewicht, und lezterer wirkt außerdem schon in sehr kleiner
Menge chemisch nachtheilig.
Resultate.
A. In Bezug auf die einzelnen
Farbstoffe.
1) Krapppurpur. Darstellung: das Auswaschen gemahlener
Krappe ist umstaͤndlich und mit Verlust verbunden. Die unzerkleinerte Alizari des Handels ist leichter auszuwaschen. Man
muß sie zu dem Ende (die Alizari enthaͤlt unter allen Sorten die
groͤßte Menge nicht faͤrbender, durch Wasser ausziehbarer
Bestandtheile) im groͤblichzerschnittenen Zustande sechs Mal 12 Stunden
in frischem Wasser einweichen und auswaschen. Dazu nimmt man, um Zeit und Wasser
zu ersparen, sechs Faͤsser, die unten Abziehhaͤhne haben,
fuͤllt sie halb mit Alizari und gießt erst nur das erste Faß voll Wasser.
Nach 12 Stunden zieht man dieses ab und gießt es aufs zweite Faß,
waͤhrend man zugleich das erste mit frischem Wasser fuͤllt, und so
fort, bis das erste Faß sechs Mal frisches Wasser bekommen hat; die Alizari
dieses Fasses ist nun hinlaͤnglich ausgewaschen. 4 Pfd.
groͤblichzerschnittener Alizari wiegen nach sechsmaligem Auswaschen im
noch nassen Zustande 15 1/2 Pfd., sind aͤußerst weich und lassen sich zu
Brei zerstoßen. – Um gemahlenen Krapp ohne vielen Verlust an Farbstoff zu
waschen, lasse man ihn mit Wasser zu Brei angeruͤhrt gaͤhren, und
verfahre dann wie oben. Um den Krapppurpur aus der gewaschenen Alizari zu
scheiden, werden 15 1/2 Pfd. nasse Alizari (also 4 Pfd. ungewaschene) mit 12
Pfd. Alaun und 70 Pfd. Wasser eine Stunde lang gekocht, die rothe
Fluͤssigkeit abgeseiht, darauf der Ruͤkstand von Neuem mit 6 Pfd.
Alaun und 70 Pfd. Wasser gekocht, das Fluͤssige abgeseiht, mit dem ersten
Decocte gemischt und 4 Tage zum Klaͤren hingestellt. Die ausgekochten
Wurzeln kocht man noch mit 70 Pfd. Wasser und wendet die Abkochung bei folgenden
Darstellungen statt des Wassers an. Hat sich die Alaunloͤsung
voͤllig geklaͤrt und besizt sie schoͤn dunkle Rosafarbe, so
laͤßt man sie von dem groͤßten Theils aus Krapproth bestehenden
Bodensaze ab, versezt sie mit 3 Pfd. Schwefelsaͤure und 9 Pfd. Wasser und
ruͤhrt wohl um. Die nach einigen Tagen blaßgelb erscheinende und
gelbrothe Floken zeigende Fluͤssigkeit wird nun filtrirt, die Floken auf
dem Filter mit Wasser ausgesuͤßt. Sie betragen getroknet 1 1/2 Loth und
sind unreiner Krapppurpur, mit Krappgelb, Krapporange und Thonerde. Man kocht
ihn mit vielem Wasser, dann mit Salzsaͤure und Wasser, suͤßt aus,
troknet, behandelt ihn mit siedendem Weingeist von 85–90°,
filtrirt, dampft die dunkelrothe Fluͤssigkeit bis zum Erscheinen einer
Salzhaut ab, reinigt den beim Erkalten niederfallenden Krapppurpur durch
nochmalige Aufloͤsung in Weingeist, durch Krystallisation und endliche
Behandlung mit Aether, der eine braune Materie hinterlaͤßt. Dieses
Verfahren ist nicht praktisch, wie man sieht, mußte aber, um reinen Krapppurpur
zu erhalten, gewaͤhlt werden. In wie weit wohlfeilere Darstellungen der
reinen Farbstoffe des Verf. im Großen bis jezt moͤglich sind, wird man
weiter unten sehen.
Die ungewoͤhnlich große Menge Alaun, welche zur Darstellung des
Krapppurpurs noͤthig ist, kann wieder gewonnen und zu gute gemacht
werden, wenn man die mit Schwefelsaͤure versezte Alaunloͤsung, aus
welcher der Krapppurpur geschieden ist, in Bleigefaͤßen zur
Krystallisation abdampft. Die Mutterlauge ist dann alaunhaltige
Schwefelsaͤure, welche zum Faͤllen des Krapppurpurs dienen kann,
so wie der gewonnene Alaun nach seiner Reinigung von Neuem zur Ausziehung dient.
Durch dergleichen Mittel laͤßt sich die Sache wenigstens etwas wohlfeiler
machen.
Faͤrbevermoͤgen: Den ungebeizten Kattun
faͤrbt die weingeistige Loͤsung des Krapppurpurs rosa, durch
Alkalien geroͤthet. Die Farbe auf Thonbeizkattun, mit Wasser in der Siedhize ausgefaͤrbt, ist
nach den Verhaͤltnissen verschieden, mit 1 Purpur, 16 Zeug
dunkelbraunroth, 1 Purpur 40 Zeug satt purpurroth, 1 Purpur 80 Zeug satt
hochroth. Das Faͤrbevermoͤgen ist demnach sehr groß, wenn man
darunter die Menge des Zeugs versteht, der noch eine gewisse Intensitaͤt
der Farbe mitgetheilt werden kann, da man mit 1 Pfd. 80 Pfd., also etwa 787
Ellen 6 1/2 Viertel breiten Kattun satt Hochroth (der Probe nach sehr
schoͤn) faͤrben kann. Versteht man dagegen, wie wir, unter dem
Faͤrbevermoͤgen die Menge des Zeugs, welche zur voͤlligen
Saͤttigung hinreicht, so ist das des Krapps nur = 16. Kleiezusaz macht die Farben heller, scharlachartiger;
viel Kleie schadet, da sie unter Bildung eines rothen Laks viel Farbstoff entzieht; bei 240
Kleie auf 1 Purpur und 40 Zeug faͤllt die Nuͤance nur halb so
dunkel aus, als ohne Kleie. Das beste ist, eine dem Gewichte des Zeugs gleiche
Menge Kleie zu nehmen. Kreidezusaz ist entschieden
schaͤdlich. Kocht man 1 Purpur mit 1 Kreide in vielem Wasser, so bildet
sich eine hochrothe Loͤsung, die jedoch nur die Haͤlfte der
Faͤrbekraft hat; am Gefaͤßrande sezt sich ein schoͤner
rother Lak ab. Bei Vermehrung der Kreide kommt man auf einen Punkt, wo aller
Purpur in Lak verwandelt ist und nicht mehr faͤrbt. Fuͤr den
Purpur ist also die Kreide schaͤdlich; ihr Schaden wird aber durch andere
Stoffe, z.B. Krapproth, die sie mehr in Beschlag nehmen, gemildert. Oehlbeizkattun zum Tuͤrkischrothfaͤrben
gibt mit dem Purpur kein wahres Tuͤrkischroth, sondern ein
blaͤuliches, welches erst durch Avivagen zu lezterem wird. Indeß ist die
Farbe auch ohne diese schon auf geoͤhltem Kattun gerade noch ein Mal so
stark, als auf ungeoͤhltem. Zinnbeize gibt
Rosa, Bleibeize Ponceau, Kupferbeize Rothbraun, Eisenbeize Violett,
lauter Farben von angenehmem vollen Ton bei der angegebenen schwachen Beizung,
doch nicht so schoͤn, daß sie die Anwendung des theueren Farbematerials
lohnten. – Seife in großem Verhaͤltniß
z.B. 1 Seife auf 3 Zeug und 240 Wasser, benimmt den gefaͤrbten Zeugen
etwas ihren Luͤstre und macht sie heller; in geringer Menge schadet sie
nicht. Kohlensaures Natron im Verhaͤltniß von
1 auf 8 Zeug und 240 Wasser wirkt bei mehrstuͤndigem Kochen vortheilhaft,
ohne die Nuͤancen merklich zu aͤndern. Kleie wirkt nicht besonders ein. – Die Loͤsung des
Krapppurpurs in Ammoniak gibt, auf ungeheiztem Kattun
gedrukt, und nach dem Druken in heißem Wasser ausgewaschen, ein helles Rosa, auf
Thonbeizkattun bei gleicher Behandlung ein schoͤnes Mittelroth. Die
Loͤsung des Krapppurpurs in Kalilauge gibt
beim Tafeldruk auf ungeheiztem Kattun ebenfalls ein Helles Rosa, auf
Thonbeizkattun unter gleichen Umstaͤnden ein sattes Dunkelroth.
Man sieht, daß vorzugsweise die Verbindung von Krapppurpur und Thonerde das
sogenannte Krapppurpur oder Tuͤrkischroth bildet, und auch im gemeinen
Krapppurpur den Hauptbestandtheil bildet. Seife, Soda und Kleie, welche auf
diese Verbindung nicht einwirken, dienen daher nur dazu, durch Entfernung des
die Farbe Truͤbenden dieselbe gleichsam bloß zu legen und sichtbar zu
machen. Eben so wirkt das Licht, gegen welches die
Farbe, selbst auf ungeheiztem Kattun, ungemein bestaͤndiger ist, als das
Krapproth. Aus dem Verhalten zu kalkhaltigem Wasser (s. oben) geht hervor, daß
nur kalkfreies Wasser zum Faͤrben mit Krapppurpur dienen kann.
2) Krapproth. Faͤrbevermoͤgen: Ungeheizter
Kattun wird von der geistigen Aufloͤsung des Krapproths rostgelb
gefaͤrbt; durch Aufdruken aͤzender Alkalien, besonders Baryt, entstehen
schoͤne lilafarbige Muster ohne Bestand. Der Thonbeizkattun wird schoͤn dunkelroth gefaͤrbt. 1
Krapproth reicht auf 22 Zeug zur Saͤttigung hin, wenigstens wird der Zeug
durch den Farbstoff nicht dunkler, sondern laͤßt den Ueberschuß in der
Flotte zuruͤk. Das Faͤrbevermoͤgen des Krapproths zum
Krapppurpur verhaͤlt sich also wie 22:16. Kleie wirkt sehr vortheilhaft, macht die Farbe dunkler und
roͤther, doch ist viel noͤthig; am besten ist 132 Kleie auf 1 Roth
und 22 Zeug. Kreide wirkt ebenfalls vortheilhaft.
Kocht man 1 Kreide mit 1 Krapproth und hinlaͤnglichem Wasser, so wird die
vorher gelbe Flotte dunkelpurpurroth und 22 Zeug nehmen darin eine der
gesaͤttigten Krapppurpurfarbe aͤhnliche Nuͤance an, der
ziegelrothe Ton ist ganz verschwunden und dabei ist noch viel Lak entstanden,
also Farbstoff verloren gegangen. Aehnlich wirkt kalkhaltiges Wasser, welches
eine dunkelbraunrothe, glaͤnzende Purpurfarbe erzeugt, wenn man damit
faͤrbt. Sehr viel Kreide macht die Farbe wieder heller, da dann durch
Lakbildung zu viel Farbstoff verloren geht. Bei Oehlkattun ist die Wirkung der Kreide noch auffallender, da dieser
ohne dieselbe nur schmuzig braunroth, mit derselben aber, ohne alle Avivage,
wahrhaft tuͤrkischroth wird und nur durch den Rosa- oder
blaͤulichen Ton, den nur das Krapppurpur gibt, vom besten schweizer
Tuͤrkischroth, welches natuͤrlich aus beiden gemischt ist,
verschieden. Das Faͤrbevermoͤgen, welches beim Krapppurpur
fuͤr Oehlkattun schon das Doppelte war, ist hier das Vierfache gegen
nicht geoͤhlte Zeuge. – Zinnbeize,
Blei- und Kupferbeize geben
unansehnliche, gelbroͤthliche, rothbraͤunliche und
violettbraͤunliche Farben. Eisenbeize dagegen
bei der angegebenen schwachen Beizung gibt ein schoͤnes, bei Kreidezusaz
sehr dunkles Lilaviolett, durch einen angenehmen blauen Ton vor dem Violett des
Krapppurpurs ausgezeichnet. Die schoͤnen violetten und Lilafarben, welche
man mit Avignonkrapp auf schwacher Eisenbeize erhaͤlt, verdankt man also
hauptsaͤchlich dem Krapppurpur. – Seife
greift daß ohne Kreide dargestellte Zeug bedeutend an, das mit Kreide
gefaͤrbte fast gar nicht. Kohlensaures Natron
wirkt in beiden Faͤllen vortheilhaft in dem Verhaͤltniß von 1 zu 8
Zeug. Das Roth ohne Kreide erhoͤht es etwas, entzieht aber viel Farbe;
das Roth mit Kreide wird ebenfalls lebendiger, aber ohne diesen Nachtheil. Kleie (3 auf 1 Zeug und 240 Wasser) ist ohne Wirkung
und entzieht keine Farbe. Das Licht bleicht das mit
Kreide dargestellte Krapproth nur wenig mehr als Krapppurpur. – Die
Loͤsungen des Krapproths in Ammoniak und Kali geben, auf ungeheiztem Kattun gedrukt und in
heißem Wasser gewaschen, dunkles glanzloses Rosa, mit Thonbeizkattun ein mattes
Roth.
Die Wirkung der Kreide und Kleie beim Krappfaͤrben, welche in manchen
Faͤllen so vortheilhaft ist, duͤrfte also vorzuͤglich auf
das Krapproth fallen, und die Farben des Krapproths mit Kreide dem Krapppurpur
an Aechtheit gleich zu stellen seyn.
3) Krapporange. Faͤrbevermoͤgen: Nur
ganz reines Krapporange gibt eine schoͤne Farbe. Alle Zusaͤze sind
demnach schaͤdlich, namentlich Kleie und Kreide. Das
Faͤrbevermoͤgen des Krapporange ist zu dem des Krapproth und
Krapppurpur – 30:22:16. Bei 3 Kleie auf 1
Krapporange erhaͤlt man nur ein schwach roͤthliches Orange; dabei
faͤrbt sich die Kleie selbst und wird durch Uebergießen mit Kalilauge so
roth als Krapporange selbst; eben so roͤthet sich die
Faͤrbefluͤssigkeit durch Kali, beide haben also das Krapporange
zuruͤkgehalten. Da nun das Krappfaͤrben mit Krapporange nothwendig
gelbe Nuͤancen erzeugt, so ist die roͤthende Wirkung der Kleie
beim Krappfaͤrben klar, das Krapporange wird naͤmlich durch die
Kleie gebunden. Kreide schadet eben so, wie beim
Krapppurpur, die Farbe wird Heller, unhaltbarer, dabei geht viel verloren. Daher
der Nuzen der Kreide bei manchen Krappsorten, es bildet sich dann weniger
Krapporange und das Gebildete laͤßt sich leichter durch die Bleiche
entfernen. Kupferbeize gibt ein dunkles Orange, Bleibeize roͤthliche Rostfleke, Eisenbeize schwaches Nußbraun, Zinnbeize hell Nankingelb. Leztere Faͤrbung ist ein Zeichen der
Reinheit des Krapporange. – Seife wirkt
nachtheilig, macht die Farbe matt und roͤthlich. Kohlensaures Natron wirkt aͤhnlich, aber schwaͤcher. Die
Fluͤssigkeiten faͤrben sich in beiden Faͤllen gelb. Auch
Kleie macht die Farbe etwas unansehnlicher, doch weniger, als von der Wirkung
der Kleie beim Ausfaͤrben zu erwanen war. Im Lichte verschießt das Krapporange. – Die Loͤsung des
Krapporange in Ammoniak gibt beim Druk auf Thonbeizkattun ein mattes Orange. Die
Loͤsung in Kalilauge wirkt nicht besser.
Allgemeine Schlußbemerkung. Man sieht also hieraus,
daß fuͤr den Krapppurpur die Thonbeize, fuͤr das Krapproth die
Thonbeize mit Anwendung der Kreide, was das Roth, und die Eisenbeize, was das
Violett betrifft, fuͤr Krapporange die Thon- und Kupferbeize am
passendsten sind. Auch uͤber den Antheil, den ein jedes der Pigmente an
der Bildung der Krappnuͤancen und an der eigenthuͤmlichen Wirkung
mancher Zusaͤze und Avivagen hat, ist mancher interessante Aufschluß
durch die Untersuchung des Verfassers gegeben und somit auf der anderen Seite
die Moͤglichkeit, durch Anwendung des nun Bekannten, durch
willkuͤrliche Mischung der Pigmente u.s.w. die Hervorbringung dieser und
neuer Nuͤancen mehr in die Gewalt zu bekommen. Die vollstaͤndige
Erreichung dieses Ziels ist aber nur dann moͤglich, wenn man nicht mehr mit Krapp, wie er
ist, sondern mit den einzelnen Bestandtheilen faͤrben wird; dieß muß aber
vor der Hand noch an dem Preise der Krapppigmente scheitern; es ist dem
Verfasser bis jezt wenigstens nicht gelungen, seine Darstellungsweise mehr zu
vereinfachen und wohlfeiler zu machen. Die Darstellung des Alizarins nach Robiquet ist sehr praktisch, wenn es sich nur darum
handelt, das Faͤrbende vom nicht Faͤrbenden zu trennen; beide
rothen Farbstoffe zu trennen vermag sie aber nach Runge nicht.
B. In Bezug auf die verschiedenen
Krappsorten.
Das Faͤrbevermoͤgen der verschiedenen Krappsorten wurde durch die
Methode des Verf., die jedenfalls der Bestimmung durch Ausziehung und
Abscheidung des Faͤrbenden vorzuziehen ist, ausgemittelt. Es wurden dabei
mit verschiedenen Farbstoffmengen Versuche angestellt, aus denen hervorgeht, daß
die Dunkelheit der Farbe im geraden Verhaͤltnisse der Farbstoffmenge
steht, der Thonbeizkattun demnach auch zu quantitativen Bestimmungen dienen
kann. Es wurden uͤbrigens Versuche mit und ohne Kleiezusaz gemacht. Es
ergibt sich aus allen diesen Versuchen, daß die Munjeet (die Alizari wurde nur
zu Darstellung der Farbstoffe benuzt, nicht mit gepruͤft) am
farbereichsten ist, darauf der speier'sche, hollaͤndische, elsasser Krapp
folgen, hinter denen die avignoner Sorten, von denen die Picard'sche, obgleich wohlfeiler, doch etwas staͤrker ist als
die Isuard'sche, weit zuruͤkstehen, endlich
die Roͤthearten die schwaͤchsten sind, und zwar die
Herbstroͤthe noch etwas schwaͤcher als die Krimroͤthe.