Titel: | Beschreibung des von Hrn. P. Taffin in Paris erfundenen Apparates zur Reinigung der Bettfedern, Flaumen, Wollen und Roßhaare. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LV., S. 266 |
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LV.
Beschreibung des von Hrn. P. Taffin in
Paris erfundenen Apparates zur Reinigung der Bettfedern,
Flaumen, Wollen und Roßhaare.Wir finden uns durch mehrfache Anfragen veranlaßt, den Apparat des Hrn. Taffin, auf den wir in
unserer Zeitschrift Bd. LVIII. S. 437
nur hinwiesen, nunmehr in der kleineren Abbildung, welche uns seither zu Handen
kam, und die dennoch vollkommen genuͤgt, bekannt zu machen.A. d. R.
Aus dem Journal des connaissances usuelles, Jan. 1837,
S. 31.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Taffin's Apparat zur Reinigung der Bettfedern, Flaumen, Wollen
etc.
Man pflegte die Bettfedern seit undenklichen Zeiten dadurch zu reinigen, daß man sie
in waͤrmeren Laͤndern der Sonne, in kaͤlteren hingegen der
kuͤnstlichen Waͤrme eines Ofens aussezte; und daß man sie hierauf mit
Staͤbchen klopfte, theils um sie von den ihnen anhaͤngenden fettigen
Haͤutchen, theils auch von den allenfalls eingenisteten Insecten zu befreien.
Parmentier zeigte in einer Abhandlung, welche er
diesem Gegenstand widmete, welchen nachtheiligen Einfluß das Bettzeug, wenn es nicht
rein und unverdorben ist, auf die Gesundheit haben kann, und schlug daher mehrere
Mittel vor diesen zu steuern. In England fuͤhlte man dasselbe
Beduͤrfniß; und natuͤrlich gab dieß auch daselbst Anlaß zu mehreren
Vorschlaͤgen. Dazu gehoͤrt z.B. die Reinigungsmethode, auf welche
Madame Richardson ein Patent nahm, und die darin besteht,
daß man die Federn drei bis vier Tage lang in Kalkwasser einweicht und dann nach dem
Troknen wie gewoͤhnlich klopft. Dieses Verfahrens bedient man sich auch seit
Jahren im Hôtel-Dieu in Paris.Wir haben dieses Verfahren schon im XIV. Band unserer Zeitschrift S. 119 ausfuͤhrlich
beschrieben, und machen sowohl hierauf, als auf die Reynold'sche Maschine zum Reinigen der Bettfedern, Bd. LVI. S. 151, aufmerksam.A. d. R.
Hr. Taffin hat nun aber in
neuester Zeit einen Apparat erfunden, der den fraglichen Zwek auf das Vollkommenste
erfuͤllt, und der daher die allgemeine Aufmerksamkeit in hohem Grade
verdient. Die Erfindung ist um so Merkwuͤrdiger, als Hr. Taffin, der sich bisher lediglich
mit Handelsgeschaͤften abgab, auf die Anwendung des Dampfes kam, ohne vorher
zu wissen, daß dieses Agens die Eigenschaft besizt die Geruͤche zu
benehmen.
Wir schreiten sogleich zur Beschreibung dieses Apparates, den man in Fig. 1 abgebildet
sieht.
Von dem doppelten, aus Baksteinen gebauten und mit zwei Registern versehenen Ofen A laufen zwei Roͤhren C,
C aus, welche, nachdem sie sich in eine einzige vereinigt, den Rauch nach Außen fuͤhren.
In dem Ofen selbst sind zwei kupferne Kessel D, D'
untergebracht, von denen der eine etwas groͤßer als der andere ist, und auf
denen die beiden Helme E, E fixirt sind. Die
Haͤhne F, F dienen zum Entleeren dieser Kessel,
waͤhrend die glaͤsernen Roͤhren G,
G die Hoͤhe des Wasserstandes in denselben anzeigen. H ist die Speisungsroͤhre fuͤr den
Kessel.
Ueber dem Ofen ist der zur Verdichtung des Dampfes dienende Behaͤlter J angebracht, in welchen das Wasser durch eine
Roͤhre K geleitet wird. L ist eine Roͤhre, durch welche der Wasserbehaͤlter J gefuͤllt wird, wenn man die Handpumpe N in dem Wasserbottiche M
spielen laͤßt.
Die Roͤhre O leitet das Wasser in den Verdichter,
die Roͤhre P hingegen dient zur Ableitung des im
Behaͤlter und im Verdichter entstandenen Dampfes.
Q ist die aͤußere Huͤlle des großen zur
Reinigung der Federn etc. dienenden Cylinders, der einen mit 8 Armen versehenen
Haspel, wodurch die Federn umgetrieben und geklopft werden, enthaͤlt. An den
beiden Enden der Welle dieses Cylinders sind die zum Umtreiben dienenden Kurbeln U, U angebracht. V ist der
vordere und X der hintere doppelte Boden des Cylinders;
lezterer ist mit einer Thuͤre mit zwei Griffen versehen, bei der die
gereinigten Federn herausgenommen werden. Die gekniete Roͤhre Y fuͤhrt den Dampf aus dem Kessel in die doppelte
Huͤlle des Cylinders; von ihr laͤuft die kleinere Roͤhre Z aus, durch die der Dampf in das Innere des Cylinders
gelangt. Oben am Scheitel des Cylinders ist eine Roͤhre A' fixirt, welche die aus den Federn entwikelten
uͤbelriechenden Daͤmpfe in ein Schlangenrohr leitet, welches in dem
Kuͤhlgefaͤße B' untergetaucht ist. C ist das Sicherheitsventil fuͤr den
Cylinder.
Die Roͤhren E', E' leiten einen Theil des zwischen
den Huͤllen oder Gehaͤusen enthaltenen Dampfes in die doppelten
Boͤden V, X, die nur durch diese Roͤhren
mit dem zwischen den beiden Cylindern befindlichen leeren Raum communiciren. Die
Roͤhre F' leitet den
uͤberschuͤssigen Dampf in den Behaͤlter J zuruͤk, in welchem er verdichtet wird; von ihr laͤuft die
Roͤhre G' aus, welche in die Roͤhre I' einmuͤndet. Leztere hat den Dampf der
Roͤhre F' in den kleinen Apparat H' zu leiten, wenn man sich des kleineren Kessels D' nicht bedienen will. Von diesem Kessel laͤuft
eine gebogene Roͤhre J' aus, welche den Dampf in
den kleinen Cylinder Q' leitet, der in Allem dem großen
Cylinder aͤhnlich und auf einem Boke angebracht ist.
Eine zweite von der Roͤhre F' auslaufende
Roͤhre J' leitet den Dampf unter den doppelten
Boden eines großen, hoͤlzernen, auf ein Mauerwerk gesezten Bottiches K', der zur Aufnahme der Wollen und Roßhaare dient. Von dem kupfernen
Dekel L', der mit Klammern auf diesem Bottiche
festgemacht ist, laͤuft eine Roͤhre M'
aus, in der die uͤbelriechenden, aus den Wollen oder Roßhaaren
emporsteigenden Duͤnste in ein Schlangenrohr gelangen, welches in dem mit
einem Hahne N' versehenen Kuͤhlfasse O untergetaucht ist.
Die von dem Behaͤlter J ausgehende gekniete
Roͤhre P' leitet den in lezterem erzeugten Dampf
in den kleinen Cylinder Q, es laͤuft aber von
dieser Roͤhre P' auch noch die Roͤhre R' aus, die den uͤberschuͤssigen Dampf in
den Bottich K' leitet, im Falle man sich bloß des
kleinen Kessels zur Speisung des kleinen Apparates Q'
und des Bottiches K' bedient.
Der Hahn S' wird geoͤffnet um den Kessel mit
Wasser zu speisen; die Haͤhne T', T' hingegen
dienen zum Entleeren der Behaͤlter. Der kleine, an der Speisungsroͤhre
L des Behaͤlters J befindliche Hahn wird geoͤffnet, wie man die Pumpe N spielen zu lassen beginnt; geschlossen wird er
dagegen, so wie eine hinlaͤngliche Menge Wasser in den Behaͤlter
gelangt ist, wo man dann den Hahn V' oͤffnet um
den Verdichter mit Wasser zu speisen.
Die mit Schrauben und Schraubenmuttern angezogenen Stege K'' dienen zum Festhalten der doppelten Boͤden V, X an dem Cylinder. Durch Oeffnen des Hahnes G'' laͤßt man die aus den Federn entwikelten
uͤbelriechenden Daͤmpfe in das Schlangenrohr B' uͤbergehen, damit sie endlich verdichtet bei dem Hahn H'' abfließen. Bei dem Hahne I'' laͤßt man das zwischen den Huͤllen des Cylinders durch
Verdichtung des Dampfes entstandene Wasser abfließen. Der Hahn I''' endlich laͤßt, wenn man ihn oͤffnet,
Dampf in die doppelte Huͤlle des Cylinders eintreten, damit man diesen beim
Beginnen der Operation auf diese Weise erhizen kann.
Der hier beschriebene Apparat arbeitet nun auf folgende Weise.
1) Reinigung der Federn. Wenn man eine bestimmte
Quantitaͤt Federn hat, die auf ein Mal gereinigt werden sollen, so
schuͤttet man sie, wenn sie saͤmmtlich von gleicher Beschaffenheit
sind, in den Trichter Y', durch den sie in den großen
Cylinder gelangen. Man zuͤndet dann unter dem Kessel D, nachdem man ihn vorher durch Oeffnen des Hahnes S mit Wasser gefuͤllt hat, ein Feuer an. In dem Maaße als sich
hierauf Dampf entwikelt, stroͤmt derselbe durch die Roͤhre Y bis zu dem Hahne V', durch
den er, nachdem man ihn geoͤffnet, in den zwischen den beiden
Gehaͤusen V, X befindlichen leeren Raum eintritt,
indem er die Roͤhren E' durchstroͤmt. Ist
dieß der Fall, so erwaͤrmt der Dampf das Innere des Cylinders und
zerstoͤrt dadurch die allenfalls in den Federn enthaltenen Motten und sonstigen Insecten. Damit
sich die Waͤrme gleichmaͤßiger verbreite, treibt man die Federn durch
Umdrehen der Fluͤgel oder Arme des Haspels mittelst der Kurbeln U, U nach allen Richtungen herum; und wenn die Federn
auf diese Weise beilaͤufig eine Viertelstunde lang der Einwirkung der
Waͤrme ausgesezt gewesen sind, so laͤßt man, indem man den Hahn der
Roͤhre V' oͤffnet, unter Fortsezung der
Bewegung der Kurbeln Dampf in das Innere des Cylinders eintreten. Waͤhrend
dieß geschieht, steigen die aus den Federn sich entwikelnden Daͤmpfe durch
die Roͤhre A' empor, um sich in das Schlangenrohr
zu begeben, und nachdem sie daselbst verdichtet worden sind, bei dem Hahne H'' auszutreten. Vor dem Schlusse der Arbeit unterbricht
man den Eintritt des Dampfes in das Innere des Cylinders, und laͤßt die
Federn, bevor man sie herausschafft, noch einige Zeit im Apparate, damit die in
ihnen enthaltene Feuchtigkeit verduͤnste. Man findet die Federn dann
hinreichend gereinigt, so daß sie nur mehr gehoͤrig getroknet zu werden
brauchen.
2) Reinigung der Wollen und Haare. Man legt die zu
reinigenden Mollen und Haare schichtenweise und mit dazwischen gelegten lokeren
Tuͤchern auf den durchloͤcherten Boden des Bottiches K, und faͤhrt damit fort, bis der Bottich
gefuͤllt ist. Ist dieß der Fall, so verschließt man ihn mittelst des Dekels
L', den man mit eisernen Klammern befestigt, und
laͤßt, indem man den Hahn P oͤffnet, durch
die Roͤhre R' Dampf unter den doppelten Boden des
Bottiches treten. Der Dampf durchdringt die Wollen- und Haarmasse, scheidet
die Unreinigkeiten aus ihr ab, und verdichtet sich endlich zu einer stark
gefaͤrbten uͤbelriechenden Fluͤssigkeit, welche sich unter dem
doppelten Boden ansammelt und abgelassen werden kann. Die emporsteigenden
uͤbelriechenden Daͤmpfe gelangen durch die Roͤhre M' in das in dem Fasse O
befindliche Schlangenrohr, in welchem sie sich verdichten. Wenn die Operation so
lange gedauert hat, als es zur Reinigung der Wolle noͤthig ist, so nimmt man
diese heraus und troknet sie.
Ein Liter der verdichteten stinkenden Daͤmpfe gab durch Verduͤnstung im
Marienbade vier Gramme vegetabilisch-animalische Substanz, und das
uͤbergegangene Destillationswasser enthielt eine bedeutende Quantitaͤt
einer noch stinkenderen Substanz.
Die Federn kommen, wenn sie auch noch so schmuzig und zusammengeballt sind, doch ganz
rein und geruchlos aus dem Apparate, und nehmen nach der Reinigung einen 3 bis 4 Mal
groͤßeren Raum ein als vorher. Ob sie, wie man sagt, spaͤter nicht
mehr so leicht stinkend werden, wie vorher, daruͤber besizen wir noch keine
genuͤgenden Erfahrungen. Jedenfalls ist so viel gewiß, daß diese
Reinigungsmethode mehr
Garantien darbietet, als irgend eine der bisher gebraͤuchlichen.