Titel: | Ueber die Eisenbahn zwischen Brüssel und Antwerpen. Von Hrn. Jomard, Mitglied des Instituts von Frankreich. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LIX., S. 278 |
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LIX.
Ueber die Eisenbahn zwischen Bruͤssel und
Antwerpen. Von Hrn. Jomard,
Mitglied des Instituts von Frankreich.
Im Auszuge aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement, Januar und Maͤrz 1837.
Jomard, uͤber die Eisenbahn zwischen Bruͤssel und
Antwerpen.
Die Eisenbahn, welche von Bruͤssel nach Mecheln fuͤhrt, ward, nachdem
ein Jahr lang an derselben gebaut worden ist, am 5. Mai 1835 eroͤffnet; ihre
Laͤnge betraͤgt beilaͤufig 5 1/2 Poststunden. Die Streke von
Mecheln bis Antwerpen, welche gegen 6 Poststunden mißt, ward mit dem 3. Mai 1836
eroͤffnet. Man kann sich nichts Regelmaͤßigeres denken, als den Dienst
auf dieser auf Staatskosten gebauten Bahn; ich befuhr sie zu verschiedenen Stunden
und uͤberzeugte mich, daß bestaͤndig dieselbe Puͤnktlichkeit
herrschte, und daß die Locomotiven stets auf die Minute in Bereitschaft sind.
Es werden gegenwaͤrtig taͤglich 5 bis 6 Fahrten, von denen die erste um
7 Uhr Morgens beginnt, gemacht. Die Passagiere werden einige Augenblike bevor das
Signal gegeben wird, in die Wagen geschafft; kaum erschallt das Signal, so ist auch
schon die Locomotive an den ersten Char-a-bancs gehaͤngt, wo dann nach drei
Glokenschlaͤgen der ganze Wagenzug in Bewegung kommt. Die anfangs
maͤßige Geschwindigkeit nimmt allmaͤhlich zu, so daß man gegen 650
Meter auf die Minute rechnet. Die Streke von Bruͤssel nach Mecheln
betraͤgt 22,000, jene von Mecheln nach Antwerpen 23,900 Meter, in Summa also
45,900 Meter.
Die Bahn durchschneidet eine große Anzahl groͤßerer und kleinerer Wege,
Canaͤle, Fluͤsse und Baͤche jeder Groͤße; die Zahl der
lezteren belaͤuft sich auf nicht weniger als 28, jene der ersteren auf 36.
Dessen ungeachtet sind alle diese Kreuzungen à
niveau gefuͤhrt; und man hielt es nicht fuͤr noͤthig
jene Kunstwerke vorzuschreiben, die die Fuͤhrung der Bahn uͤber den
aͤlteren Communicationslinien hinweg oder unter denselben hindurch (eine
hoͤchst laͤstige, den franzoͤsischen Gesellschaften auferlegte
Bedingung) erheischt haͤtte. Dagegen wird aber auch die Polizei auf der Bahn ganz musterhaft
gehandhabt. Alle drei Minuten, d.h. alle halbe Stunden, begegnet man einem
Waͤchter; Niemand darf sich auf der Bahn bliken lassen, die deßfallsigen
Verbote sind an jedem Bahnende an den Barrieren angeheftet. Die auf den Seitenwegen
verkehrenden Wagen und Personen passiren waͤhrend der Zwischenzeiten der
Dampfwagenfahrten ohne alle Schwierigkeit uͤber die Schienen; auch nicht Ein
Ungluͤksfall ist bisher in dieser Hinsicht vorgekommen, ausgenommen, daß ein
Mal eine Kuh zur Unzeit auf die Bahn gerieth. Die Stunden sind so gut regulirt; die
Geschwindigkeit ist im Allgemeinen so gleichmaͤßig, daß die Passage mit
Ausnahme einer Viertel- oder einer halben Stunde fuͤr jede
Dampfwagenfahrt uͤberall frei ist.
Man braucht 28 bis 35 Minuten, um von Bruͤssel nach Mecheln und 35 bis 45
Minuten, um von da nach Antwerpen zu gelangen. Damit beide Wagenzuͤge zu
gleicher Zeit in Mecheln eintreffen, wird in Antwerpen um 8 bis 10 Minuten
fruͤher abgefahren, als in Bruͤssel.
Die Zahl der Wagons betraͤgt 10 bis 12, jene der Chars-à-bancs 8 bis 10; jene der Diligencen 3, wozu
noch eine oder zwei Berlinen kommen; in lezteren sind Plaͤze fuͤr 6,
in den beiden ersteren fuͤr 30 Personen. Bei mehreren Fahrten mußten bereits
fuͤr 600 Personen Plaͤze geschafft werden. In den Wagons zahlt man
fuͤr die ganze Fahrt von Bruͤssel nach Antwerpen 1 Fr. 20 Cent.,
wonach gegen 10 Cent. auf die Poststunde kommen; die bedekten Plaͤze in den
Chars-à-bancs kosten 2, jene in
den Diligencen 3 Fr. In den mit Leintuch uͤberzogenen und mit
Vorhaͤngen ausgestatteten Chars-à-bancs sizt man sehr bequem, doch sind sie
minder gut aufgehaͤngt als die Diligencen und Berlinen, welche Luxuswagen von
groͤßter Eleganz sind. Die Bewegung in lezteren ist so sanft, daß man sich
mit aller Leichtigkeit selbst der Fernroͤhre bedienen kann; uͤbrigens
kann man auch auf den Wagons und Chars-à-bancs ohne Muͤhe lesen und
schreiben.
Man hat gesagt, daß die Ingenieurs Simon und de Ridder, welche den Bau leiteten, mit keiner besonderen
Schwierigkeit zu kaͤmpfen gehabt haͤtten, sondern daß ihnen ein
beinahe nivellirtes Terrain zu Gebot gestanden sey. Allein man darf nicht vergessen,
daß die Dyle und die Nethe uͤberschritten werden mußten, und daß mehrere
Passagen ein Gefaͤll von 7 Millimeter per Meter
haben, ein Gefaͤll, welches man in Frankreich nicht zugeben wuͤrde.
Mehrere Curven sind mit einem Radius von 300 Meter gezogen. Die staͤrksten
Ausgrabungen kamen in der Naͤhe der Station von Vieux-Dieux vor, wo
sie eine Tiefe von beilaͤufig 4 Meter erreichten. Der groͤßte Bau an der Bahn ist
uͤbrigens die Bruͤke uͤber die Nethe, welche in der
Naͤhe des einstigen Wohnsizes des unsterblichen Rubens in 7 Bogen uͤber eine Streke von 61 Metern gefuͤhrt
ist.
Die Bahn zaͤhlt drei Stationen: die erste in Vilvorde, die zweite in Mecheln,
und die dritte in Vieux-Dieux: an jeder derselben werden die Leute, die die
Fahrt mitmachen wollen, durch Trompeter hieran erinnert. An der ersten und lezten
Station dauert der Aufenthalt nur eine oder hoͤchstens 1 1/2 Minuten; in
Mecheln hingegen wird 10 bis 12 Minuten gewartet, mit Ausnahme der
Boͤrsenzeit, wo gar kein Aufenthalt gestattet wird. Alles ist so genau und
sicher regulirt, daß nie und an keiner der Stationen je eine Verwirrung oder
Unordnung vorkommt.
Die Gesammtkosten des Baues der beiden Bahnlinien beliefen sich auf nicht mehr als
3,477,029 Fr. Die Schienen sind nicht auf Steinbloͤke gelegt, sondern ganz
einfach auf hoͤlzernen Querbalken fixirt, die in Entfernungen von 9 Decimeter
von einander nach amerikanischer Methode auf den Boden gelegt sind. Sie haben gegen
3 Meter Laͤnge, und bestehen aus geraden cylindrischen Baumstaͤmmen,
welche der Laͤnge nach in zwei Haͤlften geschnitten und mit der
Flaͤche auf den Boden gelegt werden. Die Fixirung der Schiene geschieht auf
der Convexitaͤt dieser Balken nach einem Systeme, welches bei großer
Einfachheit solche Dauerhaftigkeit gewaͤhrt, daß eine nunmehr 18 monatliche
Benuzung der Bahn keine merkliche Abnuͤzung bedingte. Die Aufsicht geschieht
aber auch an der ganzen Bahnlinie mit großer Sorgfalt, und wo sich auch nur der
geringste Fehler zeigt, wird derselbe auch alsogleich auf geeignete Weise
ausgebessert. Die Geschwindigkeit der Wagen laͤßt sich nach Belieben sehr
leicht und auf regelmaͤßige Weise ermaͤßigen.
Die Bahn laͤuft in keine der Staͤdte hinein, sondern in einiger
Entfernung an denselben voruͤber; und man scheint alle Ursache zu haben, mit
der Verwerfung des Planes, nach welchem die Bahnen durch die Staͤdte
gefuͤhrt werden sollten, zufrieden zu seyn. An jeder Station stehen
hoͤchst elegante Omnibus in Bereitschaft, welche die Ankoͤmmlinge
sogleich in jedes beliebige Stadtquartier schaffen, und auf welche die Namen dieser
Quartiere mit großen Buchstaben geschrieben stehen. Eben so circuliren in den
Straßen der Staͤdte eine halbe Stunde vor der jedesmaligen Abfahrt der
Locomotive Omnibus, welche die Passagiere an die Stationen schaffen. Unendliche
Kosten und Schwierigkeiten werden auf diese Weise vermieden; und vergleicht man die
Vortheile und Nachtheile der beiden Systeme, so wird man vollends nach dem an der
Bruͤsseler Bahn gegebenen Beispiele nicht mehr laͤnger in Zweifel
bleiben koͤnnen. Zu bedauern ist es daher, daß in Frankreich auf legislativem Wege
gestattet wurde, Eisenbahnen bis auf 1500 Meter nach Paris hineinzufuͤhren;
denn dieß veranlaßte zu Vorschlaͤgen riesenhafter und vielleicht
unausfuͤhrbarer Bauten, deren geringster Nachtheil wenigstens in einem großen
Verluste an Zeit gelegen seyn duͤrfte.
Die Bruͤssel-Antwerpner-Eisenbahn ist bisher nur zum Transporte
von Personen und ihrer Bagage eingerichtet; man will sie jedoch demnaͤchst
auch zum Transporte von Waaren- und Geldsendungen verwendbar machen. Sie hat
dieser bisherigen Beschraͤnkung ungeachtet bereits schon einen sehr
merklichen Einfluß auf die Industrie der Transporte ausgeuͤbt. Auf 1000
schaͤzt man die Zahl der Pferde, welche hiedurch außer Thaͤtigkeit
kamen; und wenn dabei nothwendig einzelne Private bedeutenden Schaden erlitten, so
erwuchs doch fuͤr die große Masse ein ganz uͤberwiegender Vortheil.
Uebrigens soll die Regierung wirklich im Sinne haben, parallel mit den bestehenden
Bahnen auch noch solche anzubringen, auf denen Pferde den Dienst versehen. Im
Allgemeinen muß ruͤhmlich erwaͤhnt werden, daß beinahe alle Private
den Bau der Eisenbahn aus allen ihren Kraͤften unterstuͤzten: so zwar,
daß die wenigen, die sich widerrsezten, nunmehr dem Spotte Preis gegeben sind.
Belgien ist ein Land, wo sich der oͤffentliche Geist und Gemeinsinn sehr
thaͤtig ausspricht, ja wo das Nationalgefuͤhl beinahe an Ueberspannung
graͤnzt; es fehlt ihm dermalen nur an groͤßeren Absazwegen fuͤr
seine Fabricate.
Die große Eisenbahn, welche Belgien von Osten nach Westen durchschneiden soll, und
die gleichfalls bei Mecheln voruͤberfuͤhrt, ist einerseits bis
Loͤwen und andererseits bis Termonde vollendet; man schreitet bereits gegen
Luͤttich und Verviers vorwaͤrts. Um an die Meuse zu gelangen, wird
eine schiefe Flaͤche mit einer fixirten Dampfmaschine noͤthig werden;
ein Tunnel von beilaͤufig einer halben Stunde in der Laͤnge ist schon
vollendet. Die ganze Bahn wird mit den auf Preußen kommenden 20 Poststunden 95
Stunden Laͤnge bekommen. Saͤmmtliche Arbeiten sind in vollem Gange;
und doch hoͤrt man in ganz Belgien keine andere Klage, als die, daß die
Bauten noch zu langsam von Statten gehen!
Ich fuͤge schließlich noch einige statistische Notizen uͤber die hier
besprochene Bahn bei.
Textabbildung Bd. 64, S. 282
Die Ueberschreitung des Kostenanschlages um 546,000 Fr. war
hauptsaͤchlich durch folgende Ursachen bedingt. 4) brachte man
anfangs nur Schienen zu 35 Pfd. per Meter in
Vorschlag, waͤhrend spaͤter 7/8 der Bahn mit Schienen zu 45
Pfd. per Meter gebaut wurden. 2) wurde die
Bruͤke in Duffel aus Steinen gebaut, waͤhrend eine aus Holz
veranschlagt war. 3) mußte man durch die Eigenthuͤmer gezwungen
fuͤr 280,688 Fr. Grundstuͤke kaufen, die eigentlich nicht zur
Bahn noͤthig waren, die man aber seiner Zeit wahrscheinlich mit
Vortheil wird verkaufen koͤnnen. A. d. O.
1. Baukosten; Streke von Mecheln
bis Bruͤssel 21,700 Meter; Streke von Mecheln bis Antwerpen 23,600 Meter;
Urspruͤnglicher Kostenanschlag fuͤr beide Streken zusammen; 1.
Ankauf des Grund und Bodens fuͤr zwei Bahnlinien; 2. Grundstuͤke,
welche wegen Zertruͤmmerung erworben werden mußten, und die wieder zu
verkaufen sind; 3. Kosten der Terrassirung fuͤr zwei Bahnen;
Unvorhergesehen; 4. Kunstwerke. 7 fixe Bruͤken von 5 bis 13 Meter
Spannung; eine Drehbruͤke von 8 Meter; eine Bruͤke uͤber
die Reihe in 7 Bogen, von denen einer von 8 Meter mit drehbarem Fluͤgel;
eine Bruͤke von 30 Meter Spannung uͤber die Dyle; 18
Bruͤkchen von 1 bis zu 3,40 Meter Spannung. Straße fuͤr
Raͤderfuhrwerk zu 12,000 Meter, auf die drei Stationen vertheilt; 5.
Schienen aus gewalztem Eisen, zu 36 bis 45 Pfd. der Meter, mit gußeisernen
Traͤgern und Naͤgeln. Hoͤlzerne, 0,91 Meter von einander
entfernte Querbalken; Grundlage aus Kies, Sand u. Steinen; 6. Verschiedene,
bereits angebrachte und noch anzubringende Mechanismen; 7.
Administrations-, Bewachungs- und Ausmeßkosten; 8.
Außerordentliche und unvorhergesehene Arbeiten
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2. Anschaffungskosten der zum
Betriebe der Fahrten noͤthigen Gegenstaͤnde; Streke von Mecheln
nach Bruͤssel; Streke von Mecheln nach Antwerpen; 9. Grundstuͤke
und Gebaͤude fuͤr die Werkstaͤtten, Arsenale, Magazine,
Hofraͤume, Stationen; 10. Material, Locomotiven und Wagen; 11. Kosten der
Direction; 5. Unterhaltungs- u. Betriebskosten; Streke zwischen Mecheln
und Bruͤssel; Wirkliche Kosten des 1sten Jahrganges vom 1. Mai 1835 bis
1. Mai 1836; Streke zwischen Mecheln und Antwerpen. Wahrscheinliche Kosten des
2ten Jahrganges vom 1. Mai 1836 bis 1. Mai 1837; 1. Ambulante
Werkstaͤtten zur Reparatur und Unterhaltung des Weges mit Einschluß des
Bedarfes an Schienen, Holz und Sand; 2. Polizei, Wegmacher, Kehrer; 3.
Beaufsichtigung der Bahn; 4. Arbeitslohn der Wagner, Schmiede, Anstreicher etc.,
welche bei der Unterhaltung und Ausbesserung der Wagen und Locomotiven verwendet
werden; 5. Verbrauch an Brennmaterial, Fett, Oehl, Hanf etc.; 6. Gehalt der
Maschinisten; 7. Kosten der Einnahm- und Controlbureaux, so wie der
Waͤchter der Wagenzuͤge; 8. Directions- und
Beaufsichtigungskosten; 9. Unvorhergesehene Ausgaben.
4. Erster Jahresertrag der Bahn von Mecheln nach
Bruͤssel.
Textabbildung Bd. 64, S. 283
Vom 7, bis 31. Mai; Monat Junius;
Julius; August; September; Oktober; November; December; Monat Januar; Februar;
Maͤrz; April
Anmerkung. In den drei ersten Monaten des Betriebes der
Antwerpner-Bruͤsseler-Bahn war der Ertrag, wie folgt:
1836 Monat
Mai
101,479 Reisende
107,849 Fr.
Junius
98,529
–
104,443 –
Julius
112,837
–
110,189 –
––––––––––––––––––––––––––––
Summa
312,845 Reisende
322,481 Fr.
Im Monat
August
119,754 Reisende
116,820 Fr.
50 C.
September
103,086 –
105,615 –
40 –
Oktober
90,440
–
85,999 –
90 –
––––––––––––––––––––––––––––
Summa
343,280 Reisende
308,435 Fr.
80 C.
5. Wirkliche Bilanz des ersten Jahrganges
der Bahn von Mecheln bis Bruͤssel.
Die Kosten der Herstellung der
Bahn belaufen sich auf
1,494,787 Fr.
Jene, welche sich auf den Dienst
des Betriebes beziehen, auf
355,765 –
–––––––––––
Capitalsumme
1,850,552 Fr.
Das Interesse hievon zu 5 Proc.
betraͤgt
92,528 Fr.
Dazu die Unterhaltungs –
und Betriebskosten vom 1. Mai 1835 bis 1. Mai
1836
183,913 –
–––––––––––
Summa der Jahresausgaben
276,441 Fr.
Der Ertrag innerhalb derselben
Zeit belief sich auf
359,392 –
–––––––––––
Mithin blieb am Schlusse des
ersten Jahres ein reiner Gewinn von was beinahe
4 1/2 Proc. des Capitales uͤber die Interessen
zu 5 Proc. betraͤgt.
82,951 Fr.,
6. Wahrscheinliche Bilanz der ganzen Bahn
von Bruͤssel bis Antwerpen, auf den Personenverkehr allein
berechnet.
Anlagekosten der ganzen Bahn
3,477,029 Fr.
Kosten des Betriebsmateriales
1,101,257 –
–––––––––––
Capitalsumme
4,578,286 Fr.
Die Interessen hievon zu 5
Proc.
228,914 Fr.
30 C.
Dazu die jaͤhrlichen
Unterhaltungs- und Betriebskosten mit
300,000 –
= –
––––––––––––––––
Summa
528,914 Fr.
30 C.
Der Ertrag des ganzen Jahres nach
den drei ersten Monaten berechnet beliefe sich
auf
1,023,713 –
= –
––––––––––––––––
Mithin verbleiben als
wahrscheinlicher reiner Ertrag oder 11 Proc.
des Capitales uͤber die gewoͤhnlichen Interessen.
494,798 Fr.
60 C.
Bemerkungen. Der Tarif fuͤr die Plaͤze in
den verschiedenen Fuhrwerken ist fuͤr die Fahrt von Bruͤssel bis
Antwerpen und umgekehrt folgender Maßen regulirt:
In den
Berlinen kostet der Plaz fuͤr die Person
3
Fr.
50
Cent.
–
Diligencen
3
–
=
–
–
Chars-à-bancs
2
–
=
–
–
Wagons
1
–
20
–
Jeden Tag gehen von Bruͤssel sowohl, als von Antwerpen 6 Fuhren ab, welche
sich in Mecheln kreuzen. Die Dauer der Fahrten betraͤgt 75 bis 95 Minuten mit
Einschluß des Aufenthaltes in Mecheln, in Vilvorde und in Dussel; man hatte
anfaͤnglich keine groͤßere Geschwindigkeit als eine von 120 Minuten
versprochen.
Vor Eroͤffnung der Eisenbahn fuhren zwischen Bruͤssel und Antwerpen 15
bis 20 Diligencen, welche jaͤhrlich im Durchschnitte 80,000 Passagiere
befoͤrderten, und in denen 3 bis 5 Fr. fuͤr den Plaz bezahlt wurde.
Der Dienst dieser Fuhrwerke, so wie jener der Barken auf dem Canale, den man
fruͤher fuͤr ein so wohlfeiles Transportmittel hielt, hat seither
beinahe ganz aufgehoͤrt; nur einige Diligencen werden zeitweise zur
Befoͤrderung von Paketen und Waaren benuzt, da die Eisenbahn eine solche
bisher noch nicht uͤber sich genommen.
Im Februar 1832, also um dieselbe Zeit, wo die Voranschlaͤge fuͤr
Rechnung des Staates beendigt waren, bewarb sich eine Privatgesellschaft um eine
Concession zum Baue der Bahn. Sie schlug die Kosten der Herstellung der Bahn, die
Interessen der Capitalien waͤhrend des Baues nicht mitgerechnet, an auf
4,420,000 Fr.
Die jaͤhrlichen Interessen dieses
Capitales zu 7 Proc., so wie die jaͤhrlichen
Unterhaltungs- und Betriebskosten wurden angeschlagen auf
553,744
–
–––––––––––
Sie gab an, jaͤhrlich nur auf
folgenden Ertrag rechnen zu koͤnnen:
91,250 Reisende zu 3 Fr. 17 Cent. per Kopf
289,262 –
2000 Stuͤk Rindvieh und 20,000
Schafe zu
27,500
–
20,000 Tonnen Waaren zu 8 bis 16 Fr. die
Tonne
238,410 –
–––––––––––
Summa
555,172 Fr.
Sie haͤtte also hienach bloß auf einen jaͤhrlichen Nettogewinn von 1428
Fr. rechnen koͤnnen.
Die Gesellschaft machte sich uͤberdieß nur zu einer Geschwindigkeit von 100
Minuten und zu einem Durchschnittspreise von 3 Fr. 17 Cent. per Kopf anheischig; waͤhrend der Staat bei einer Geschwindigkeit
von 85 Minuten im Durchschnitte hoͤchstens 1 Fr. 50 C. per Kopf fordert.
Die Gesellschaft verlangte zur Ausfuͤhrung der Bahn 2 Jahre Zeit; der Staat
eroͤffnete sie innerhalb dieser Zeit der freien Circulation, welche auf der
zwischen Bruͤssel und Mecheln gelegenen Streke sogar schon nach einem Jahre
Statt fand.Wir muͤssen nach spaͤteren, gleichfalls von Hrn. Jomard gelieferten Notizen
als Anhang zu obigem Aufsaze beifuͤgen, daß die Bahnstreke von
Mecheln bis Termonde am 1. Januar 1837 eroͤffnet wurde, und daß die
Zahl der Passagiere in diesem einzigen Monate sich auf den beiden
fruͤheren und dieser neuen Bahnstreke auf nicht weniger als 56,74 3
belief, waͤhrend im Januar 1836 ihrer nur 28,709 fuhren. Da sich die
Einnahme uͤberdieß im Monate Februar noch verdoppelte, so
schlaͤgt man fuͤr dieses Jahr die Zahl der Passagiere auf den
drei Bahnstreken auf 1 1/2 Millionen an. Die Bahnen von Termonde bis Gent
und von Mecheln bis Luͤttich sind so weit vorgeruͤkt, daß die
Regierung sie noch in diesem Jahre dem Verkehre oͤffnen zu
koͤnnen hofft. Die Vollendung und Eroͤffnung der Bahnen von
Bruͤssel nach Mons und von Gent bis Ostende ist bis zum Jahre 1838
versprochen, so daß also das ganze große belgische Eisenbahnnez vom Ocean
bis an den Rhein und bis an die franzoͤsische Graͤnze in Zeit
von zwei Jahren vollendet seyn duͤrste.