Titel: | Beschreibung eines Apparates zur Fabrication von gashaltigen Wässern, schäumenden Weinen und allen anderen mit kohlensaurem Gase zu sättigenden Flüssigkeiten. Von Hrn. Chaussenot dem älteren in Paris. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXII., S. 354 |
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LXXII.
Beschreibung eines Apparates zur Fabrication von
gashaltigen Waͤssern, schaͤumenden Weinen und allen anderen mit
kohlensaurem Gase zu saͤttigenden Fluͤssigkeiten. Von Hrn. Chaussenot dem aͤlteren in
Paris.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. April 1837, S. 149.
Mit Abbildungen aus Tab.
V.
Chaussenot's Apparat zur Fabrication gashaltiger
Waͤsser.
Die gewoͤhnliche Methode kuͤnstliche Mineralwaͤsser zu erzeugen,
beruht darauf, daß man zuerst in einer bestimmten Menge Wasser gewisse
Verhaͤltnisse jener Substanzen, welche die Bestandtheile dieser Wasser bilden
sollen, aufloͤst; und daß man endlich, wenn sie auch Gase enthalten sollen,
diese Gase mittelst einer Drukpumpe und unter bestaͤndiger Bewegung des
Wassers zwingt sich mit diesem zu verbinden. Je staͤrker der hiebei
angewendete Druk, und je laͤnger das Schuͤtteln fortgesezt wird, um so
mehr Gas wird das Wasser alsorbiren.
Der Apparat, dessen man sich zu diesem Zwek bedient, besteht aus mehreren
geschlossenen Gefaͤßen oder Raͤumen, in welche man die zur Gaserzeugung
noͤthigen Substanzen bringt. Gewoͤhnlich wendet man hiezu
verduͤnnte Salzsaͤure an, welche man mittelst eines Hahnes und einer
Communicationsroͤhre auf kohlensauren Kalk, der in einem geschlossenen
Gefaͤße befindlich ist, wirken laͤßt. Das auf diese Weise entbundene
kohlensaure Gas stroͤmt durch ein mit Wasser, gefuͤlltes
Gefaͤß, in welchem es von der ihm anhaͤngenden Salzsaͤure
befreit wird, in einen Gasometer, der ihm als Behaͤlter oder Reservoir dient.
Von diesem aus wird es von einer Pumpe aufgesaugt und in jenen Recipienten
getrieben, in welchem das mit dem Gase zu saͤttigende Wasser enthalten ist.
Durch Fortsezung des Spieles der Pumpe und des im Inneren des Recipienten
befindlichen Agitators kann man die Saͤttigung des Wassers mit dem Gase bis
auf den gewuͤnschten Grad treiben.
Zur Erleichterung der Bewegung und Handhabung der Drukpumpe muß der Kolben nothwendig
befettet werden, und eben so ist die ganze innere Oberflaͤche des
Pumpenstiefels mit einer fetten Substanz auszuschmieren. Die Folge hievon ist, daß
das in den Stiefel gelangende Gas einen sehr unangenehmen Geschmak, der selbst noch
an den damit gesaͤttigten Waͤssern zu bemerken ist, bekommt. Diese
complicirten und auch sehr kostspieligen Apparate sind nur wenig verbreitet; man
findet sie nur in einigen Apotheken, in den physikalischen Cabinetten und in jenen
Anstalten, wo die gashaltigen Mineralwaͤsser im Großen bereitet werden.
Man benuzte zur Erzeugung dieser Waͤsser auch noch andere Apparate, an denen
die Drukpumpe und der Gasometer beseitigt ist, und an denen die Compression des
Gases durch dessen Entwikelung aus dem kohlensauren Kalke selbst erzeugt wird. Auch
hier sind, wie im ersten Falle, mehrere durch Roͤhren communicirende
Gefaͤße noͤthig, in welche man einzeln die Saͤure, den
kohlensauren Kalk, das zur Reinigung des Gases noͤthige Wasser und das zu
saͤttigende Wasser bringt. In lezterem Gefaͤße befindet sich ein
Agitator, welcher von Außen mit einer Kurbel, die an einer durch eine lederne
Stopfbuͤchse fuͤhrenden Spindel fixirt ist, in Bewegung gesezt wird.
Auch dieser Apparat eignet sich, da er complicirt ist, viele Adjustirungen erheischt
und von geuͤbten Haͤnden geleitet werden muß, nur zur Fabrication
großer, spaͤter in Flaschen zu verfuͤllender Quantitaͤten.
Seine Anwendung ist daher gleichfalls sehr beschraͤnkt: ja er ist sogar noch
weniger verbreitet, als der zuerst beschriebene.
Die beiden eben angegebenen Methoden trifft der große Vorwurf, daß heim
Verfuͤllen der stark mit Gas gesaͤttigten Wasser in Flaschen eine
große Menge Gas wieder verloren geht. Man suchte diesem Uebelstande zwar zum Theil
durch einen doppelten, eigens zu diesem Zweke eingerichteten Hahn zu steuern; allein dessen
ungeachtet bleibt es unmoͤglich, das so rasch von Statten gehende Entweichen
des Gases vollkommen zu verhuͤten. Dieses Verfaͤllen kann deßhalb auch
nur von sehr geuͤbten und vollkommen mit dieser Arbeit vertrauten
Haͤnden vollbracht werden. Wenn die Waͤsser aber auch gluͤklich
in die Flaschen gefuͤllt sind, so bewirkt die Spannung, welche
fortwaͤhrend in deren Innerem besteht, daß das Gas durch den Pfropf
entweicht, und daß das in der Flasche zuruͤkbleibende Wasser endlich alle
seine guten Eigenschaften verliert. Endlich muͤssen die gefuͤllten
Flaschen auch noch immer an kuͤhlen Orten aufbewahrt werden, weil ohne diese
Vorsichtsmaßregel die Expansion bald so stark werden wuͤrde, daß die Flaschen
zerplazen.
Man hat, um allen diesen Mangeln abzuhelfen und um die gashaltigen Wasser auf eine
weit leichtere Weise zu erzeugen, den Vorschlag gemacht, in eine bestimmte
Quantitaͤt Wasser eine bestimmte Quantitaͤt zweier solcher Salze zu
bringen, durch deren gegenseitige Einwirkung auf einander im Wasser selbst die zur
Saͤttigung des Wassers noͤthige Kohlensaͤure entbunden wird.
Dieses Verfahren, nach welchem man das sogenannte Sodawater der Englaͤnder zu bereiten pflegt, hat so große und so
sehr in die Augen springende Nachtheile, daß man nur im Nothfalle feine Zuflucht zu
demselben nimmt. Das gesaͤttigte kohlensaure Natron und die
Weinsteinsaͤure, deren man sich zur Entwikelung des Gases bedient, werden,
wenn man deren Verhaͤltnisse auch noch so genau zu bestimmen sucht, doch nie
so vollkommen neutralisirt, daß die Fluͤssigkeit je nach dem Vorherrschen des
einen oder des anderen der beiden Bestandtheile weder einen sauren noch einen
alkalischen Geschmak besaͤße. Und nimmt man auch eine absolute Neutralisation
an, so bleibt doch das neu gebildete Salz in der Fluͤssigkeit
aufgeloͤst, wodurch sowohl deren Geschmak als auch deren Wirksamkeit
beeintraͤchtigt wird. Ueberdieß ist man, da die Gasentwikelung in dem Momente
von Statten geht, in welchem das Pulver dem Wasser zugesezt wird, gezwungen, sich
seiner waͤhrend des Aufbrausens zu bedienen, wenn man den gehoͤrigen
Nuzen von seinen Eigenschaften ziehen will. Es ereignet sich daher oft, daß am Boden
des Gefaͤßes einige unaufgeloͤste Salztheile zuruͤkbleiben,
wodurch die lezten Theile der Fluͤssigkeit einen sehr unangenehmen Geschmak
bekommen.
Nach aufmerksamer Erwaͤgung aller der Maͤngel und Gebrechen der bisher
gebraͤuchlichen Methoden kam ich auf die Idee eines Apparates, mit dessen
Huͤlfe man im Stande ist, gashaltige Waͤsser und schaͤumende
Weine mit groͤßter Leichtigkeit zu bereiten. Der neue Apparat ist so leicht
und zierlich, daß er selbst als ein Luxusartikel und zur Zierde auf Tische
gestellt werden kann. Jedermann kann bei seinen eigens zu diesem Zweke
eingerichteten Haͤhnen das in seinem Inneren enthaltene gashaltige Wasser
oder den schaͤumenden Wein abfließen lassen, ohne daß dieser bis zu seinem
lezten Tropfen etwas von seiner Guͤte verliert: was nicht moͤglich
ist, wenn diese Fluͤssigkeiten in Flaschen verfuͤllt sind.
Ich will, bevor ich zur Beschreibung des neuen Apparates uͤbergehe, die
vorzuͤglicheren der Eigenschaften, durch die er sich auszeichnet,
erwaͤhnen.
1) Sein kleiner Umfang und sein elegantes Aussehen machen ihn zu einem wahren
Gegenstande des Luxus.
2) Er saͤttigt Wasser und Wein innerhalb 10 Minuten nach der Eintragung
derselben in den Apparat bis auf einen beliebigen Grad mit Gas.
3) Er besizt eine bewaͤhrte Dauerhaftigkeit und kann nicht wohl in Unordnung
gebracht werden.
4) Seine Handhabung ist so leicht, daß ihn Jedermann ohne alle Muͤhe in
Thaͤtigkeit bringen kann.
5) Die mit ihm erzeugten Praͤparate sind vollkommen rein und haben durchaus
keinen fremdartigen Nebengeschmak.
6) Er macht das Umfuͤllen der gashaltigen Fluͤssigleiten
unnoͤthig und verhuͤtet also hiedurch den Verlust einer großen Menge
Gas.
7) Endlich ist er so wohlfeil, daß sich seine Anwendung leicht in allen Classen der
Gesellschaft verbreiten kann; sey es, daß man sich angenehme Getraͤnke, oder
Getraͤnke, welche zum Arzeneigebrauche bestimmt sind, damit bereiten
will.
Fig. 7 zeigt
einen Aufriß des Apparates von Vorne und ganz aus dikem Glase verfertigt.
Fig. 8 ist ein
senkrechter, durch die Mitte des Apparates gefuͤhrter Durchschnitt.
Fig. 9 ist ein
Durchschnitt des Pfropfes und der Schraubenzwinge, welche zum Verschließen des
glaͤsernen Ballons, worin sich die Salze befinden, dient.
Fig. 10 zeigt
einen Durchschnitt der Zwinge, die den Ballon mit dem unteren Recipienten verbindet.
Man ersieht hieraus die Gestalt des Hahnes, der mit zwei Loͤchern versehen
ist, damit das Gas nicht nur in den unteren Recipienten gelangen kann, sondern damit
sich zugleich auch die Fluͤssigkeit abziehen laͤßt.
Fig. 11
stellt einen Querdurchschnitt durch den Schluͤssel oder durch die Nuß des
Hahnes vor.
Fig. 12 zeigt
den zum Eintragen der Fluͤssigkeiten dienenden Trichter.
Fig. 13 ist
eine Abbildung des Stabes oder Schaftes, womit man den Pfropf des Ballons abschraubt, wenn man Salze und
Saͤuren in denselben eintragen will.
An allen diesen Figuren sind zur Bezeichnung der einzelnen Theile gleiche Buchstaben
beibehalten.
Auf den unteren Recipienten A, in welchen die mit Gas zu
saͤttigende Fluͤssigkeit gegeben wird, ist der glaͤserne Ballon
B gesezt, der zur Aufnahme der Substanzen, aus denen
das Gas entbunden wird, dient. C ist eine Roͤhre,
deren unteres kolbenfoͤrmiges Ende durchloͤchert ist; sie ist fest an
ein an den Hahn geschraubtes Roͤhrenende gekittet. D ist eine andere Roͤhre, welche in den Boden des Ballons gekittet
ist, und die mit ihrem oberen, gleichfalls Verdikten und durchloͤcherten Ende
in den leeren Theil des Ballons hineinreicht. Diese Roͤhre leitet das Gas,
welches sich aus den in dem Ballon B enthaltenen
Substanzen entwikelt, in das Wasser, womit der Recipient A erfuͤllt ist. Der Hahn E ist von zwei
Loͤchern durchbohrt, von denen das eine mit der Roͤhre D communicirt, damit das Gas in den Recipienten A gelangen kann; und das andere mit der Roͤhre
C, um der mit Gas gesaͤttigten
Fluͤssigkeit Abfluß zu gestatten. Die Nuß F
dieses Hahnes ist auf aͤhnliche Weise mit zwei Loͤchern, die einen
rechtwinkeligen Canal bilden, und die abwechselnd mir den Loͤchern des Hahnes
correspondiren, durchbohrt. Das zum Abflusse der Fluͤssigkeit dienende Rohr
C ist mit einem Ansaze an der Zwinge des Hahnes
sinn. Die messingene Zwinge H ist mit einer Schraube auf
den Hals des Recipienten A aufgesezt; die obere Zwinge
I, welche einen Theil der Besazung des Hahnes
ausmacht, umfaßt den unteren Hals des Ballons B, und
verbindet ihn dadurch mit der Zwinge H. Der messingene
Hut J ist auf den oberen Hals des Ballons B geschraubt; in ihn hinein ist der Pfropf K geschraubt, der mit dem Stabe oder der Spindel, welche
in Fig. 13
abgebildet ist, umgedreht wird. L ist der Trichter, der
zum Eintragen der Salze und der Saͤure in den Ballon dient. a ist ein im rechten Winkel abgebogener und in die Nuß
des Hahnes gebohrter Canal, der, wenn man diese Nuß umdreht, mit dem Canale c des Hahnes in Communication geraͤth, wo dann
die gashaltige Fluͤssigkeit, durch die in dem Recipienten A enthaltene comprimirte Luft getrieben, durch die
Roͤhre C ausstroͤmt. b ist ein zweites, in der Nuß des Hahnes angebrachtes
Loch, welches mit dem Loche d communicirt, und das Gas
aus dem Ballon B in den Recipienten A uͤbergeben laͤßt. In die an dem Ende der
Nuß des Hahnes angebrachte Scheibe e ist ein Zapfenloch
geschnitten, wodurch deren Bewegung beschraͤnkt wird.
Dieser Apparat spielt nun auf folgende Weise. Man gießt zuerst das Wasser oder den
Wein, den man mit Gas saͤttigen will, in den Recipienten A, zu
welchem Zweke man nach Abnahme des Ballons B den
Trichter L. auf den Hals des Recipienten A stekt. Ist der Recipient bis auf die aus Fig. 8
ersichtliche Hoͤhe gefuͤllt, so sezt man den Ballon wieder auf, und
traͤgt, nachdem der Hahn geschlossen worden ist, eine bestimmte
Quantitaͤt grob gepuͤlverte Weinsteinsaͤure in den Ballon ein,
worauf man noch eine gleichfalls bestimmte Quantitaͤt gesaͤttigtes
kohlensaures Natron, welches man vorher mit Wasser angeruͤhrt hat,
eintraͤgt. Sobald die Vermengung beider Substanzen geschehen ist, erfolgt
auch schon die Entwikelung des Gases, welches durch die kleinen, in dem oberen Ende
der Glasroͤhre D befindlichen Loͤcher in
diese Roͤhre eindringt, und dann durch die Roͤhre C die unter die in den Recipienten A eingetragene Fluͤssigkeit untertaucht,
herabstroͤmt, um endlich bei der durchloͤcherten Anschwellung, in
welche sich diese Roͤhre endigt, auszutreten und sich fein zertheilt in der
Fluͤssigkeit zu verbreiten.
In dem Maaße, als das Wasser mit Gas gesaͤttigt wird, wird die in dem leeren
Theile des Recipienten A enthaltene Luft stark
comprimirt. Wenn man die Fluͤssigkeit fuͤr hinreichend mit Gas
gesaͤttigt haͤlt, was gewoͤhnlich nach Verlauf von 10 Minuten
der Fall ist, so oͤffnet man den Hahn, wo dann die gesaͤttigte
Fluͤssigkeit durch das Rohr G in die untergesezte
Flasche fließen wird.
Der Apparat erheischt keine andere Sorgfalt, als daß man nach Eintragung der
Substanzen in den Ballon den Hahn schließt; man kann ihn in diesem Zustande auf den
Tisch, auf welchem man sich des Getraͤnkes bedienen will, sezen, und man wird
die Fluͤssigkeit bis auf den lezten Tropfen gehoͤrig gesaͤttigt
findet. Er eignet sich sowohl zur Bereitung der einfachen Saͤuerlinge, so wie
verschiedener mehr zusammengesezten Mineralwaͤsser. Was seine
Dimensionsverhaͤltnisse und seine Formen betrifft, so kann man diese
mannigfach modificiren.