Titel: | Verbesserte Methode Kautschuk aufzulösen und zuzubereiten, um ihn zu verschiedenen Zweken anwendbar zu machen, worauf sich James Martin von Charing Croß, Westminster, auf die von einem Fremden erhaltene Mittheilung am 27. Febr. 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 64, Jahrgang 1837, Nr. LXXVI., S. 381 |
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LXXVI.
Verbesserte Methode Kautschuk aufzuloͤsen
und zuzubereiten, um ihn zu verschiedenen Zweken anwendbar zu machen, worauf sich
James Martin von
Charing Croß, Westminster, auf die von einem Fremden erhaltene Mittheilung am 27. Febr. 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1837, S.
331.
Martin's verbesserte Methode Kautschuk
aufzuloͤsen.
Durch die unter gegenwaͤrtigem Patente begriffene Erfindung soll man in Stand
gesezt werden, eine aͤtherische, zur Aufloͤsung des Kautschuks
dienende Essenz zu bereiten, um sich damit eine Aufloͤsung zu verschaffen,
aus der sich der Kautschuk nach geschehener Anwendung weit vollkommener und
schneller wieder in seinem natuͤrlichen und urspruͤnglichen Zustande
abscheidet, als dieß bisher bei Anwendung irgend eines anderen
Aufloͤsungsmittels der Fall war.
Ich bringe, sagt der Patenttraͤger, um mir die aͤtherische Essenz zu
verschaffen, 3 bis 400 Gallons Wasser zum Behufe der Verwandlung in Dampf in einen
Kessel, und leite den erzeugten Dampf in einen Kolben, in welchen ich vorher 50
Gallons Wasser mit 15 Pfd. oder mehr concentrirter Schwefelsaͤure,
sogenanntem kaͤuflichen Vitrioloͤhle versezt, gebracht habe. Wenn die
Saͤure durch Umruͤhren gut mit dem Wasser vermengt worden ist, so
trage ich 300 Gallons rohen oder braunen fluͤchtigen Oehles oder Geistes,
dasselbe mag vegetabilischen, mineralischen oder animalischen Ursprunges seyn, ein,
so daß ungefaͤhr 5 Proc. Saͤure auf das fluͤchtige Oehl kommen.
Hierauf lasse ich den Dampf aus dem Kessel durch eine Roͤhre, welche beinahe
am Grunde des Kolbens einmuͤndet, uͤbergehen, um dadurch das Ganze
schnell bis zur Siedhize zu erwaͤrmen, wo dann die fluͤchtigeren
Theile des rohen aͤtherischen Oehles uͤbergehen, und nachdem sie in
dem Schlangenrohre verdichtet worden sind, zugleich mit dem verdichteten Wasser in
einer Vorlage aufgefangen werden.
Ich beschraͤnke mich uͤbrigens nicht auf das angegebene oder irgend ein
anderes Verhaͤltnis der Schwefelsaͤure zum fluͤchtigen Oehle;
meine Anspruͤche gruͤnden sich vielmehr auf die Benuzung der
verkohlenden Eigenschaft der Schwefelsaͤure, wobei die Schwefelsaͤure
in solchen Verhaͤltnissen oder Quantitaͤten angewendet wird, wie es
der Qualitaͤt des benuzten rohen Oehles oder dem gewuͤnschten Grade
oder der specifischen Leichtigkeit des zu bereitenden fluͤchtigen Oehles
entspricht. Der Staͤrkegrad des Aufloͤsungsmittels muß naͤmlich
je nach der Qualitaͤt des aufzuloͤsenden Kautschuks und je nach dem
Zweke, zu welchem die Aufloͤsung bestimmt ist, verschieden seyn Braucht man z.B. ein sehr
fluͤchtiges und schnell wirkendes Aufloͤsungsmittel, so nehme ich 10
Proc. Schwefelsaͤure; die Quantitaͤt der aͤtherischen Essenz
wird dann zwar geringer ausfallen; allein sie wird auch um so fluͤchtiger und
leichter seyn.
Wenn nur mehr so wenig Essenz aus dem Verdichter uͤberlaͤuft, daß sie
nur den zehnten Theil des uͤberlaufenden Wassers betraͤgt, so lasse
ich keinen Dampf mehr einstroͤmen, und ziehe sowohl das Wasser als das
zersezte Oehl ab. Lezteres gebe ich dann in die Blase, aus welcher roher Theer
destillirt wird, indem dadurch sowohl die Quantitaͤt des Peches vermehrt als
dessen Qualitaͤt verbessert wird. Oder ich verwandle es auch in einen Firniß,
indem ich es abdampfe und ihm ein Zehntheil schwarzes oder gewoͤhnliches Harz
zuseze.
Den Kessel lasse ich mir aus Eisenblech oder aus Schmiedeisen, den Kolben hingegen
aus Blei verfertigen; der Hals des Kessels muß aus Eisenblech von solcher
Staͤrke bestehen, daß es einem Druke von 1 1/2 Atmosphaͤren oder von
26 Pfd. auf den Quadratzoll zu widerstehen vermag; der Hals des bleiernen Kolbens
muß aus Blei und das Schlangenrohr aus zinnernen, zusammengeloͤtheten und mit
irgend einem guten unaufloͤslichen Firnisse uͤberstrichenen
Roͤhren bestehen.
Wenn die Arbeit fuͤr einen Tag vollbracht ist, so verstopfe ich das untere
Ende des Schlangenrohres mit einem hoͤlzernen Zapfen, damit keine Luft durch
den Apparat dringen kann, und damit weder das Eisen, noch das Blei, noch das Zinn
hiedurch oxydirt wird.
Das Schlangenrohr muß in einem eigenen Gestelle unter einem Winkel von 45'' erhalten und durch bleierne oder eiserne Gewichte
niedergehalten werden. An dem Dampfkessel bringe ich ein gewoͤhnliches
Sicherheitsventil, und außerdem auch noch ein Vacuumventil an, welches sich nach
Innen oͤffnet, und welches das Eindruͤken des bleiernen Kolbens durch
den Druk der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft verhindert, im Falle der
Dampfzufluß ploͤzlich unterbrochen wuͤrde, oder im Falle aus irgend
einer anderen Ursache ein Vacuum im Kolben entstuͤnde. Ein solches Ventil
soll auch an dem eisernen Kessel angebracht werden.
Der Vorsicht wegen ist es gut, den bleiernen Kolben mit einem eisernen oder auch mit
einem hoͤlzernen bereiften Gehaͤuse zu umgeben, um ihn sowohl gegen
den Druk, den er von Innen erleidet, als auch gegen zufaͤllige aͤußere
Beschaͤdigungen zu schuͤzen. Dieß wuͤrde zugleich auch noch den
Vortheil gewahren, daß der Kolben durch Ausstrahlen der Waͤrme nicht so
leicht auskuͤhlt.
Was den Dampfkessel betrifft, so verfertige ich ihn lieber etwas groͤßer, als
es durchaus noͤthig ist, damit ich, wenn der Dampf sehr reichlich ist, die
aͤtherische Essenz im Nothfalle auch mehrmals des Tages verarbeiten kann. Ich
beschraͤnke mich uͤbrigens durchaus auf keine Form und Groͤße
der Apparate, so wie auch auf kein bestimmtes Material; denn in meine Erfindung
schlaͤgt jedes Verfahren ein, nach welchem irgend ein rohes mineralisches,
vegetabilisches oder thierisches Oehl zum Behufe der Erzeugung einer
aͤtherischen Essenz von fluͤchtigerer und kraͤftigerer
Beschaffenheit als sie nach irgend einem anderen bekannten Verfahren hervorgebracht
werden kann, durch Schwefelsaͤure verkohlt oder zersezt wird. Die nach der
angegebenen Methode bereitete Essenz ist ein ganz vortreffliches
Aufloͤsungsmittel fuͤr den Kautschuk; denn sie loͤst denselben
nicht nur sehr schnell auf, sondern sie laͤßt ihn, nachdem sie
verfluͤchtigt worden ist, auch in seinem urspruͤnglichen und
natuͤrlichen Zustande zuruͤk, ohne daß er auch nur eine Spur des
Geruches des Aufloͤsungsmittels beibehaͤlt. Meine Essenz eignet sich
daher auch ganz vorzuͤglich zur Verfertigung aller Arten wasserdichter
Gegenstaͤnde aus dem Kautschuk.