Titel: | Vorschlag zu einem verbesserten Apparate zur Rettung von Menschen aus Feuersgefahr und zum Löschen. Von Hrn. George Smith, Capitän in der königl. großbrit. Marine. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. IV., S. 11 |
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IV.
Vorschlag zu einem verbesserten Apparate zur
Rettung von Menschen aus Feuersgefahr und zum Loͤschen. Von Hrn. George Smith,
Capitaͤn in der koͤnigl. großbrit. Marine.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 693, S.
114.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Smith's verbesserter Rettungs-Apparat.
Der Vorschlag, den ich mir hiemit dem Publicum vorzulegen erlaube, hat einen
doppelten Zwek: d.h. ich beabsichtige nicht nur eine zwekmaͤßige Vorrichtung
zur Rettung jener Ungluͤklichen, welche in Feuersgefahr gerathen, sondern ich
glaube zugleich auch eine groͤßere Wirksamkeit der Feuersprizen zu
erzielen.
Man sieht meinen Apparat in der gegebenen Zeichnung Fig. 58 in
Thaͤtigkeit, und zwar in Verbindung mit einer kraͤftigen Feuersprize,
von deren Mitte aus sich ein 40 Fuß hoher Pfahl erhebt. Dieser Pfahl, der wie der Mast
einer Barke aufgestellt oder gesenkt werden kann, ist mit einem verschiebbaren
eisernen Ringe, von welchem drei eichene, an der Spize mit Eisen beschlagene
Fuͤßen auslaufen, versehen. Diese Fuͤße erhalten den Pfahl, wenn sie
ausgespreizt und in den Boden eingesenkt werden, fest in aufrechter Stellung. An
diesem Pfahle wird mittelst einer uͤber eine eiserne Rolle laufenden Kette
ein gegen 40 Fuß langer Balken, der an dem einen Ende mit duͤnnem Eisenbleche
beschlagen ist, aufgezogen. Von der oberen laͤngeren Haͤlfte dieses
Balkens hat laͤngs des Pfahles herab bis an die Maschine ein Schlauch zu
reichen, der gewoͤhnlich nicht in Anwendung kommt, so lange man sich des
Apparates zur Rettung von Menschen bedient. Der Balken ist solcher Maßen balancirt,
daß sich sein kuͤrzeres Ende nach Aufwaͤrts richten wuͤrde,
wenn es nicht mit Tauen niedergezogen wuͤrde. Durch das Anziehen dieser Taue
kann das laͤngere Ende aufgerichtet werden, so daß es bis auf eine
Hoͤhe von 60 Fuß uͤber dem Boden und mithin hoͤher als die
gewoͤhnlichen Feuerleitern reicht. Es versteht sich von selbst, daß dieses
laͤngere Ende durch Nachlassen der Taue auch gegen den Boden herabgesenkt
werden kann, gleich wie es sich mit groͤßter Leichtigkeit sowohl nach Rechts
als nach Links wenden laͤßt. An demselben Ende ist endlich auch ein leichter
eiserner Korb, der fuͤr zwei oder drei Personen Raum gestattet,
aufgehaͤngt, und zwar mittelst einer Kette, welche uͤber eiserne
Rollen gegen den Pfahl zuruͤk und an diesem herab an die Maschine
laͤuft.
Wenn diese Maschine an dem Orte, an welchem man ihrer bedarf, angelangt ist, so hat
der Director, der ein ganz tuͤchtiger Mann seyn muß, den Plaz, an den sie
kommen soll, genau zu bestimmen; ist sie an diesen gebracht, so wird der Pfahl
aufgerichtet, der Balken aufgezogen, waͤhrend die Schlaͤuche zugleich
so hergerichtet werden, wie dieß an den gewoͤhnlichen Maschinen zu geschehen
pflegt. Sollte sich Jemand, dem durch das Feuer der Ausweg abgeschnitten ist, an
irgend einem der Fenster zeigen, so muͤßten die Leute, die den
kuͤrzeren Balkenarm mit Striken niederziehen, den laͤngeren Arm, an
welchem sich der eiserne Rettungskorb befindet, gegen dieses Fenster richten, damit
der Ungluͤkliche hineinsteigen kann. Ist dieß gluͤklich geschehen, so
wird der Balken, wenn die Flammen aus den unteren Fenstern herausschlagen, mittelst
der Strike auf die Seite bewegt, wo dann der Gerettete mit aller Ruhe und Sicherheit
herabgelassen werden kann. Der Balken leistet demnach in einem solchen Falle weit
ersprießlichere Dienste, als irgend eine Art von Leiter, welche bei dem Brande
unterer Stokwerke fuͤr die oberen wenig oder gar nichts nuͤzen kann.
Zeigt sich Niemand an den Fenstern, vermuthet man aber, daß Kinder oder andere Huͤlflose zu
retten sind, so kann entweder jemand von den Aeltern oder von dem
Loͤschpersonale in dem Korbe emporgeschafft werden und dann bei dem Fenster
einsteigen um Huͤlfe zu bringen.
Der ganze hier beschriebene Apparat duͤrfte sich jedoch aller seiner
Vorzuͤge ungeachtet kaum einer guͤnstigen Aufnahme erfreuen, wenn die
Maschine oder die Sprize waͤhrend dieser Rettungsversuche unthaͤtig
bleiben muͤßte. Dieß ist jedoch nicht nur nicht der Fall; sondern die
Maschine kann mittler Weile ungestoͤrt arbeiten, und sogar mit
groͤßerem Erfolge, als unter den gewoͤhnlichen Umstaͤnden. Man
kann naͤmlich gleich von Anfang an, wenn man es fuͤr noͤthig
haͤlt, von der Spize des Pfahles aus einen Schlauch spielen lassen. Sind
jedoch die Rettungsversuche beendigt, dann kommt auch der Querbalken als
Loͤschrequisit in Anwendung; denn dann laͤßt man den Schlauch spielen,
der von der Maschine aus an dem Pfahle empor und an dem laͤngeren Arme des
Querbalkens vorwaͤrts laͤuft, und der also auf diese Weise ganz nahe
an jene Stelle gebracht werden kann, auf welche der Wasserstrahl moͤglichst
direct zu richten ist. Daß man, waͤhrend der Schlauch des Querarmes arbeitet,
auch noch von einer zweiten Maschine aus einen Schlauch auf die Spize des Pfahles
fuͤhren kann, um ihn von daselbst aus spielen zu lassen, versteht sich von
selbst.
Erlaubt es die Heftigkeit des Feuers, so kann man einen der Sprizenleute in den Korb
bringen, damit dieser an das Ende des Schlauches ein Mundstuͤk schraube, und
den Wasserstrahl mit dessen Huͤlfe noch sicherer auf den gehoͤrigen
Punkt leite. Wahrscheinlich duͤrften sich noch mehrere andere Verbesserungen
an dem Apparate anbringen lassen, wenn derselbe ein Mal Anklang gefunden hat. Ich
glaube einstweilen genug hieruͤber gesagt zu haben, und bin
uͤberzeugt, daß man mit einer solchen Vorrichtung, wie ich sie hier
beschrieben habe, viele Feuersbruͤnste schneller loͤschen und mehr
Menschenleben und werthvolles Eigenthum retten koͤnnen wird, als mit den
gewoͤhnlichen Apparaten. Nur einige wenige Bemerkungen erlaube ich mir noch
beizufuͤgen.
Man sollte dafuͤr sorgen einige der Sprizenleute so abzurichten, daß sie wenn
es noͤthig ist, mit Leichtigkeit an dem Pfahle emporklettern
koͤnnen.
In England werden Matrosen, die sich uͤberhaupt in aller Welt beim
Loͤschen von Feuersbruͤnsten ausgezeichnet haben, sehr gute Dienste
leisten.
Manchmal und zwar besonders, wenn man nur kleine Feuersprizen zu Gebot hat,
koͤnnte man den Pfahl und den Querbalken auch von der Maschine getrennt auf einer Platform von 10
Fuß Laͤnge und 6 bis 8 Fuß Breite, welche auf kleine Raͤder gestellt
seyn muͤßte, anbringen. In diesem Falle koͤnnten die Sprizenleute
zugleich auch auf dieser Platform an Ort und Stelle geschafft werden, anstatt daß
sie, wie es bisher an vielen Orten der Fall ist, neben der Maschine herlaufen
muͤssen. Natuͤrlich muͤßte dafuͤr gesorgt seyn, daß sich
die erwaͤhnten Schlaͤuche, welche an dem Pfahle und dem Querbalken
emporsteigen, sogleich gehoͤrig mit der Maschine in Verbindung bringen
lassen.
Endlich empfehle ich auch noch die Anwendung von Sprachrohren von Seite derjenigen,
welche die Loͤscharbeiten dirigiren; denn da bei diesen gar haͤufig
ein großer Laͤrm Statt findet, und oft gar viele sich es beigehen lassen zu
commandiren, so verhallt die Stimme dessen, nach dem sich Alles richten sollte,
nicht selten beinahe unbemerkt.