Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. XXIII., S. 74 |
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XXIII.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die rotirende Dampfmaschine des Grafen Dundonald,
die wir im Polyt. Journal beschrieben und abgebildet haben,
wurden in neuerer Zeit von den Ingenieurs Bramah und Robinson Versuche angestellt, als deren Resultate man im
Echo du monde savant Folgendes liest. „Ein
Modell von 6 3/4 Zoll im Durchmesser und von 6 Zoll in der Breite hat bewiesen,
daß die verschiedenen sich reibenden Oberflaͤchen arbeiten
koͤnnen, ohne daß Dampf verloren geht; daß sich diese Theile ohne
Schwierigkeit montiren und adjustiren lassen; daß das Spiel der Ventile
vollkommen und ohne Erschuͤtterungen von Statten geht, und daß die
Geschwindigkeit, wie groß sie auch seyn mag, keinen Nachtheil bringt. Die
Maschine kann, um einen bestimmten Nuzeffect hervorzubringen, unter
uͤbrigens gleichen Umstaͤnden keinen groͤßeren Aufwand an
Dampf bedingen, als eine Maschine mit Wechselbewegung. Mit 31 Pfd. Dampf im
Kessel gibt sie als Maximum einen Nuzeffect von 50,703 Pfd. per Minute auf einen Fuß Hoͤhe gehoben, was
anderthalb Pferdekraͤften entspricht: Alban's
Apparat zum Grunde gelegt. Die Wahrscheinlichkeit, daß irgend etwas an der
Maschine in Unordnung geraͤth, scheint, in so fern dieß von dem Principe,
nach welchem die Maschine gebaut ist, abhaͤngt, nicht groͤßer als
an den gewoͤhnlichen Maschinen, ja, da die rotirende Maschine aus einer
geringeren Anzahl von Theilen zusammengesezt ist, so laͤßt sich
schließen, daß sie weniger Reparaturen erfordern wird. Der Raum, den sie
einnimmt, ist so klein, daß man sie sehr leicht auf Schiffen unterbringen
kann.“
Die kleinen amerikanischen Dampfwagen,
von denen wir im Polyt. Journal Bd. XLIII. S. 153 nach einer im Mémorial encyclopédique erschienenen Notiz
Erwaͤhnung machten, sind nach neueren Angaben dieser lezteren Zeitschrift
nichts weiter, als die Locomotiv-Dampfmaschinen, welche Hr. Hamond im suͤdlichen Frankreich verfertigte, und
die nun uͤber Nord-Amerika und uͤber die Antillen nach
Frankreich zuruͤkkamen, um nun erst in ihrem Vaterlande die verdiente
Aufmerksamkeit zu erregen. Hr. Hamond hat seine
Werkstaͤtten gegenwaͤrtig in die ehemals beruͤhmten Eisenwerke
in Charenton verlegt, und man hofft, daß diese durch ihn wieder ihren
fruͤheren Glanz erlangen werden.
Molinié's neuer
mechanischer Regulator.
Hr. Louis Molinié, Baumwollspinner und Appreteur in
Saint-Pons, Dept. du Herault, ist, wie die France industrielle berichtet, der Erfinder eines
Mechanismus, der fuͤr den Maschinenbetrieb von hoͤchster Wichtigkeit
zu werden verspricht. Seine Aufgabe ist Regulirung der Geschwindigkeit der
Wasserraͤder; erreicht wird dieß durch einen Riemen, der von dem Rade an den
mechanischen Regulator laͤuft, und an den ein Hebel gehakt wird, welcher mit
einem Regulirschuzbrette, das stromabwaͤrts von dem bereits bestehenden
angebracht ist, in Verbindung steht. Die Wirkung dieser Vorrichtung ist so sicher,
daß in dem Augenblike, wo man sie in Thaͤtigkeit sezt, das Schuzbrett genau
nur so viel Wasser auf das Rad gelangen laͤßt, als in Hinsicht auf die Zahl
der arbeitenden Maschinen noͤthig ist. Die Maschinen arbeiten auf diese Weise
immer ganz regelmaͤßig; und man laͤuft nicht Gefahr, daß sie sich
entweder selbst durch eine uͤbermaͤßige Geschwindigkeit zu Grunde
richten, oder daß sie nicht die noͤthige Anzahl von Umgaͤngen
vollbringen. Der neue Regulator laͤßt sich sehr leicht errichten; denn seine
sich stets gleich bleibenden Dimensionen haben bei 3 Fuß Hoͤhe nur 18 Zoll
Breite. Man erzielt mittelst einer Schraubenmutter, welche umgedreht wird, immer
eine gleichfoͤrmige, groͤßere oder geringere Geschwindigkeit. Die
meisten der bis auf den heutigen Tag erfundenen Regulatoren verbrauchen selbst einen nicht unbedeutenden
Theil der Triebkraft; der neue hingegen, der nur 25 Umlaͤufe in einer Minute
macht, erheischt kaum die Kraft, die zum Betriebe eines Bratenwenders noͤthig
ist. In der Fabrik des Hrn. Molinié arbeitet einer
seiner Regulatoren bereits seit zwei Jahren, und ein anderer seit kuͤrzerer
Zeit zu vollkommener Zufriedenheit. (Mémorial
encyclopédique. April 1837, S. 213.)
Jones's Methode Stahlblech zu
schneiden, auszuschneiden oder zu durchbohren.
Das Franklin Journal gibt nach Dr. Thomas P. Jones folgende Methode an, nach
welcher man Stahlbleche von groͤßter Haͤrte beschneiden, ausschneiden
oder auch durchbohren kann. Man soll das Stahlblech so weit erwaͤrmen, daß
reines Wachs, wenn man es darauf reibt, schmilzt, und das Blech also mit einer
Wachsschichte uͤberzogen wird. Nach dem Erkalten dieser Schichte soll man in
sie und bis auf die Oberflaͤche des Stahles hinein die auszuschneidenden
Stellen mit Linien verzeichnen; und wenn man mehrere Stellen oder das ganze Blech
auf ein Mal mit der sogleich anzugebenden Aezfluͤssigkeit behandeln will, so
soll man das Blech mit einem erhabenen Rande aus Wachs umgeben, damit die
Fluͤssigkeit nicht abfließen kann. Man kann statt des Wachses auch den
bekannten Firniß der Kupferstecher anwenden. Sind die Linien verzeichnet, so soll
man eine Beize auftragen, welche aus einem Theile Schwefelsaͤure und 6
Theilen Wasser zusammengesezt worden. Diese Beize wird nach halbstuͤndiger
Einwirkung so tief eingedrungen seyn, daß man eines schnellen und reinen Bruches des
Stahles versichert seyn kann, wenn er auch 1/4 Zoll in der Dike hatte. Hr. Jones verschafft sich auf diese Weise, ohne je irgend
einen Verlust zu erleiden, Stahlblaͤtter fuͤr Federn, fuͤr
lange Saͤgen, fuͤr staͤhlerne Ringe und dergl.; er schneidet
nach demselben Verfahren auch Scheiben, Kreissaͤgen, die Blaͤtter
fuͤr Scheeren etc. aus. Sind irgend wo Loͤcher auszubrechen, und ist
an diesen Stellen der Stahl diker, so laͤßt er auf diese die Beize
laͤnger einwirken. Zum Schneiden der Blaͤtter wendet er bloß den
Hammer und die Scheere, und wenn es sich um Loͤcher handelt, die
Ausschlageisen an. Er glaubt, daß man sich dieses Verfahrens auch mit großem
Vortheile bedienen koͤnne, um Namen in die Klingen zu aͤzen.
Mallat's neue Tretvorrichtung
fuͤr Drehbaͤnke.
Hr. John. Bened. Mallat, Uhrmacher in Paris, rue du Temple, No. 63, erhielt ein Patent auf einen
neuen, durch die Fuͤße in Bewegung zu sezenden Mechanismus, dem er den Namen
Moteur-à-pied-Mallat beilegte. Dieser Apparat soll, wenn er an einer
Drehbank mit Spizen angebracht wird, den Arbeiter in Stand sezen seine Arbeit in
kuͤrzerer Zeit und von einem hoͤheren Grade der Vollendung zu liefern.
Der Drehbogen wird durch ein Rad, welches mit dem Fuße getreten wird, in Bewegung
gesezt, so daß der Arbeiter freie Haͤnde bekommt, und die Gegenstaͤnde
runden sich, indem sie sich ohne Erschuͤtterungen zu erleiden und ohne
Unterbrechung umdrehen, schneller und genauer ab. Der neue Mechanismus ist selbst in
der Uhrmacherei bei der Verfertigung der zerbrechlichsten Theile, von welcher
Dimension sie auch seyn moͤgen, anwendbar. (Mémorial encyclopédique, April 1837.)
Durand's
Windmuͤhle.
Man hat in Villejuif bei Paris eine Windmuͤhle erbaut, die sich selbst
orientirt und nach dem Winde regulirt. Ihre Aufgabe ist das Wasser aus der Tiefe in
ein Reservoir emporzuschaffen, welches mehrere Brunnen mit Wasser versieht. Die
ganze Maschinerie ist sehr einfach und sinnreich gebaut, kostete nur 2900 Fr., und
liefert in 24 Stunden 1296 Hectoliter Wasser. Ihr Erfinder ist Hr.
Amédée Durand, Ingenieur in Paris, rue de l'Abbaye No. 10. (Mémorial encyclopédique.)
Houget's und Teston's Tuchscheermaschine.
Die HH. Houget und Teston
hatten die lezte Industrie-Ausstellung in Bruͤssel mit einer nach der
Laͤnge und mit einer nach der Quere arbeitenden Scheermaschine beschikt,
welche sich beide so vortheilhaft auszeichneten, daß ihren Erfindern, die Belgien
und ganz Europa auch mit Dampf- und anderen Maschinen versehen, die goldene
Medaille zuerkannt wurde. Leztere der beiden genannten Maschinen soll namentlich die
Vorzuͤge der franzoͤsischen Maschine von Collier mit denen der englischen von Lewis in
sich vereinen. Die beiden belgischen Mechaniker haben uͤbrigens diese
Apparate nicht nur verbessert und vereinfacht; sondern sie liefern sie auch um einen
vergleichsweise weit niedrigeren Preis, als man sie bisher bekommen konnte. Die nach
der Laͤnge arbeitende Maschine Collier's, die
anfangs 25,000 und spaͤter 20,000 Fr. kostete, kommt bei ihnen nur auf 3000
Fr. zu stehen. Die nach der Quere arbeitende Maschine, welche man in Paris mit 5000
Fr. bezahlt, kostet bei ihnen nur 1000 Fr.! (Recueil
industriel, Februar 1837, S. 99.)
Trécourt's und
Oberhaͤuser's
Mikroskop.
Die beiden ruͤhmlich bekannten Optiker Trécourt und Georg Oberhaͤuser in
Paris zeigten vor der Akademie der Wissenschaften in Paris ein neues Mikroskop, an
welchem der Spiegel fixirt ist, waͤhrend sich die Platine um sich selbst im
Kreise bewegen laͤßt, und dabei den an einem Fortsaze befestigten
Koͤrper des Mikroskopes mit sich um denselben Mittelpunkt fuͤhrt. Sie
gaben diesem Mechanismus, mit dessen Huͤlfe man den Gegenstand,
waͤhrend man das Auge am Ocular hat, so um die optische Achse drehen kann,
daß nach und nach sein ganzer Umfang dem Lichte dargeboten wird, den Namen Platine à tourbillon. Er kann seiner
Beweglichkeit ungeachtet nicht leicht in Unordnung gerathen, so zwar, daß man sich
stark darauf stuͤzen und ihn sogar heftig erschuͤttern kann, ohne daß
irgend ein Nachtheil daraus erwaͤchst. Das ganze Instrument gewaͤhrt
theils wegen seines Gewichtes, theils wegen der Breite seiner Basis einen hohen Grad
von Stabilitaͤt: bei seiner geringen, nicht uͤber 16 Centimeter
betragenden Hoͤhe kann man es auch auf alle Tische stellen, und im Sizen
Beobachtungen damit anstellen. (Echo du monde savant,
No. 212.)
Ueber ein Mikroskop-Objectiv mit wandelbarer
Vergroͤßerung.
Man hat bereits seit mehreren Jahren bei mikroskopischen Beobachtungen mit Vortheil
die sogenannte Camera lucida in Anwendung gebracht, um
eine vollkommene Copie des vergroͤßerten Bildes des unter das Mikroskop
gebrachten Gegenstandes zu erhalten. Der Vorzug dieser Methode vor jenen, deren sich
die aͤlteren Beobachter bedienten, ist allgemein anerkannt; da aber die nach
ihr angefertigten Zeichnungen haͤufig zur Publication zu groß sind, so
bedient man sich doch noch immer haͤufig des einfachen Mikroskopes, welches
geringere Vergroͤßerungen gibt, leider aber nur ein kleines Sehfeld hat, und
schwerer zu handhaben ist. Es war daher sehr wuͤnschenswerth, daß man in
Stand gesezt werde, mit dem zusammengesezten Mikroskope auch kleine
Vergroͤßerungen zu erzielen, ohne dabei irgend einen anderen seiner
Vorzuͤge einzubuͤßen. Hr. Charles Chevalier
hat nun in dieser Hinsicht der Akademie der Wissenschaften in Paris ein neues
Mikroskop-Objectiv mit wandelbarer Vergroͤßerung vorgelegt, welches
mit einem Ocular von mittlerer Kraft in Verbindung gebracht eine 12 bis 25fache
Vergroͤßerung und daruͤber gibt, und dabei ein fuͤr diese Art
von Instrument außerordentliches Sehfeld bietet. Dieses neue Objectiv, welches er
seit mehreren Jahren auch an den Fernroͤhren anbrachte, duͤrfte ein
neues Feld zu Verbesserungen der achromatischen Teleskope abgeben. – Hr. Chevalier hat außerdem auch noch einen zweiten Apparat
vorgelegt, der an dem Ocular des Mikroskopes angebracht wird, und der eine gekreuzte
Reflection (réflexion croisée) zu erzeugen
hat. Mit Huͤlfe dieser Vorrichtung sollen nicht nur die Zergliederungen unter
dem Mikroskope bei allen Vergroͤßerungen sehr erleichtert werden; sondern Hr.
Chevalier verspricht sich davon selbst die
Anwendbarkeit des zusammengesezten Mikroskopes bei verschiedenen Arbeiten, wie z.B. beim Kupferstiche.
(Mémorial encyclopédique. Maͤrz
1837, S. 135.)
Cabriolets mit Uhrwerk oder mit Zaͤhler.
Man bemerkt seit einiger Zeit in der Umgegend von Paris und namentlich auf der
Promenade von Longchamps eine eigene Art zweiraͤderiger geschlossener
Fuhrwerke, Compteurs genannt. Das Eigenthuͤmliche
liegt darin, daß vorne an diesen Wagen ein Zifferblatt angebracht ist, auf welchem
mit Zeigern sowohl die Zeit, welche die Fahrt dauerte, als auch die
zuruͤkgelegte Streke angedeutet wird, so daß man jedes Mal weiß, was man dem
Kutscher zu bezahlen hat. (Mémorial
encyclopédique.)
Ueber eine neue Art von Schwimmschuh.
Hr. Delatour ist der Erfinder eines neuen Schwimmschuhes
(patinnageoir genannt), mit dessen Huͤlfe man
leichter untertauchen, schneller und laͤnger schwimmen und beliebig auf der
Oberflaͤche des Wassers ausruhen kann, waͤhrend er zugleich gegen das
Versinken im Schlamme und im Treibsande sichert, wenn der Schwimmer allenfalls
versuchen will zu stehen. Die Vorrichtung ist aus zwei Haupttheilen zusammengesezt:
naͤmlich aus dem eigentlichen Schwimmwerkzeuge, welches aus Blaͤttern
besteht, die sich an zwei Staͤben gleich den Fluͤgeln eines
Sommerladens legen und aufstellen; und aus der an diesen Staͤben angebrachten
Sohle oder Sandale. Leztere, die aus Holz besteht, ist mit einem fixirten Absaze und
mit zwei beweglichen Riemen versehen, von denen der eine uͤber den vorderen
Theil des Fußes, der andere hingegen uͤber die Fußbiege laͤuft. Der
zweite allein muß nachgelassen werden, um die Vorrichtung abzulegen. Die
Blaͤtter legen sich in Folge ihrer Beweglichkeit gegen die beiden
Staͤbe an, und bilden ein zusammenhaͤngendes Ganze, wenn das Bein
ausgestrekt wird, um dem Wasser einen Stoß zu versezen; so wie hingegen das Bein
wieder aufgezogen wird, stellen sie sich wieder auf, so daß sie in senkrechte
Stellung gerathen. (Echo du monde savant, No. 227.)
Noch eine neue Methode den Saft aus den Runkelruͤben zu
gewinnen und ihn einzudiken.
Man hat im Monate April l. J., wie das Echo du monde
savant in Nr. 227 schreibt, Versuche mit einer neuen Methode den Saft aus
den Runkelruͤben auszuziehen und dann einzudiken angestellt. Das Wesentliche
dieser Methode soll in Folgendem gelegen seyn. Der Saft wird auf aͤhnliche
Weise ausgezogen, wie man Kaffee durch Druk zu bereiten pflegt. Das Mark wird in
einen langen schmalen Kasten gebracht, und in diesem zwischen Rahmen comprimirt. Die
untere Haͤlfte des Kastens wird mit Mark gefuͤllt, welches dann durch
Druk den Saft aus der Stelle treibt, so daß dieser in ununterbrochenem Strome
ausfließt. Die Eindikung des gewonnenen Saftes wird bewerkstelligt, indem man ihn in
einem geschlossenen Kessel, von dessen Boden aus bis zum Schornsteine eine
Roͤhre emporsteigt, erhizt. Die Fluͤssigkeit wird durch den Druk des
Dampfes oben bei der Roͤhre ausgetrieben, und fließt dann an der
aͤußeren Oberflaͤche des Schornsteines herab, um langsam durch den
Zeug, womit dieser bekleidet ist, zu sikern. – Weiter ist nichts gesagt, und
auch die Resultate der Versuche wurden nicht berichtet.
Benuzung der Ruͤkstaͤnde der
Branntweinbrennereien.
Das Departement du Nord, schreibt das Mémorial encyclopédique, sah in einer
seiner Staͤdte einen neuen Industriezweig erstehen, der sich auf die Benuzung
der Ruͤkstaͤnde der Branntweinbrennerei zur Potaschefabrication fußt.
In einer der Vorstaͤdte von Valenciennes ist eine solche Potaschefabrik
bereits in vollem Gange;
und man beeilt sich sie mit den benannten Ruͤkstaͤnden, mit denen man
bisher nichts anzufangen wußte, zu versehen.
Ueber die Pruͤfung oder Conditionirung der
Seide.
Da die Seide eine in hohem Grade hygroskopische Substanz ist, so kann ihr Gewicht
Verschiedenheiten von 6 bis zu 8 Proc. darbieten, wenn sie entweder auf
natuͤrlichem Wege oder in Folge von Betruͤgereien eine groͤßere
oder geringere Menge Feuchtigkeit eingesogen hat. Man hat daher schon vor 60 Jahren
in Lyon eine oͤffentliche Anstalt, Condition genannt, errichtet, wo die
Seiden einem Hizgrade, bei dem sie ihre Feuchtigkeit verlieren, ausgesezt werden.
Man hat berechnet, daß diese Anstalt ihrer Unvollkommenheiten ungeachtet den Lyoner
Fabriken allein jaͤhrlich einen Verlust von einer Million Franken erspart!
Bei den Fortschritten, welche die Kunst zu betruͤgen jedoch taͤglich
macht, wurde dieses Verfahren immer ungenuͤgender, es wurden deßhalb auch von
Talabot, hierauf von Renaux, und in neuester Zeit von Ozanam in Lyon
Vorschlaͤge zu einer vervollkommneten Conditionirung gemacht. Die beiden
ersteren dieser Methoden vermoͤgen der Seide nur die Feuchtigkeit zu
entziehen, keineswegs aber die uͤbrigen Substanzen, womit man deren Gewicht
betruͤgerischer Weise zu erhoͤhen suchte, und wozu man
hauptsaͤchlich Melasse, Honig, Kautschukaufloͤsung, Kirschengummi, den
Saft der Seidenraupenpuppen u. dergl. zu verwenden pflegt. Die Conditionirung des
Hrn. Ozanam, welche sehr einfach und wohlfeil ist, und zu
deren Ausfuͤhrung nur 7 bis 8 Stunden erforderlich sind, waͤhrend die
gegenwaͤrtig gebraͤuchliche ihrer 24 bis 48 erheischt, soll nun auch
allen diesen Betruͤgereien steuern. Die Seide enthaͤlt in ihrem
natuͤrlichen unverfaͤlschten Zustande gegen 24 Proc. fremdartiger
Stoffe, welche aus Gummiharz, einem Farbstoffe und aus einem fluͤchtigen
thierischen Oehle bestehen. Hr. Ozanam schlaͤgt
vor, um den absoluten Werth der Seide zu erfahren, sowohl diese Stoffe, als auch die
zur Verfaͤlschung angewendeten dadurch zu beseitigen, daß man die Seide mit
ihrem zwanzigfachen Gewichte einer Soda-Aufloͤsung, welche 3°
am Araͤometer zeigt, und mit ihrem sechsfachen Gewichte Olivenoͤhl bis
auf 60° R. erwaͤrmt und dann troknet. (Aus dem Mémorial encyclopédique, April 1837, S. 227.)
Gerdret's indische
Rasirsteine.
Hr. Gerdret in Paris, rue
Montmartre, No. 127, verfertigt sogenannte indische Steine (pierres indiennes), womit man sich den Bart ohne Wasser,
ohne Seife und ohne Rasirmesser abnehmen kann. Diese Steine, von denen man viel
Aufhebens machte, bestehen aus allen denen Substanzen, deren sich die Steinschneider
zum Poliren der Edelsteine bedienen. Man darf keine Charlatanerie hinter der Sache
vermuthen, weil die Jury, die uͤber die lezte Industrie-Ausstellung in
Paris zu entscheiden hatte, den Erfinder einer ehrenvollen Erwaͤhnung werth
fand. Man erhaͤlt solche Steine fuͤr einen Franken das Stuͤk
zugleich mit der Gebrauchsanweisung. (Musée
industriel, Vol. 2, S. 360.)
Witterungseinfluͤsse auf die Weinproduction.
Hr. Boussingault hat sich's in den lezten 12 Jahren zur
Aufgabe gemacht, die meteorologischen Einfluͤsse auf den Weinbau und die
Weinproduction zu erforschen. Er hat der Akademie in Paris eine interessante Notiz
uͤber seine bisherigen, freilich noch zu beschraͤnkten Beobachtungen
mitgetheilt. Die Schluͤsse, die er aus denselben zog, sind: 1) daß die
mittlere Temperatur der Tage, die eigentlich den Zeitraum der Kultur des Weinstokes
ausmachen, einen entschiedenen Einfluß auf den Wein hat. Waͤhrend die
mittlere Temperatur in jenem Jahrgange, der den geistigsten Wein lieferte,
17,3° R. betrug, belief sie sich z.B. im Jahre 1833, wo nur sehr
mittelmaͤßiger Wein wuchs, nur auf 14,7° R. – 2) daß die Summe
des waͤhrend der Weinkultur gefallenen Regens wenig Einfluß auf die
Qualitaͤt, wohl aber auf die Quantitaͤt des Weines hat, und daß bei
geringem Regenfalle mehr Wein erzeugt wird, als bei haͤufigem. – 3)
endlich, daß in guten
Weinjahren vor der Bluͤthe des Weines weniger Regen faͤllt, als nach
derselben. – Die Beobachtungen des Hrn. Boussingault wurden auf seinem Weinberge zu Schmalzberg angestellt. (Echo du monde savant, No. 216.)
Handelsstatistik von Paris im Jahre 1836.
Der Jahrsbericht, den der Praͤfect der Seine, in Betreff des Jahres 1836
erstattete, enthaͤlt unter anderen Documenten auch sehr interessante Details
uͤber die Handelsbewegung in Paris. Die fuͤr Patente bezahlten Taxen,
welche sich im Jahre 1833 auf 52,085 Fr. beliefen, haben im vorigen Jahre 63,246 Fr.
eingetragen. Dagegen hat sich die Summe der uneintreibbaren Ausstaͤnde von
12,712 auf 6409 Fr. vermindert. Angekommen sind in Paris:
Oeffentliche oder Privatfuhrwerke, in
Federn ruhend
3,214,741
Beladene Lastwagen
3,988,287
Leere Wagen
1,353,466
Transito durchgehende Fuhrwerke
53,672
Belastete Saumthiere
490,480
––––––––
Summa
9,098,648
Mehr als die Haͤlfte von diesen Landzufuhren kam aus dem Norden und Westen,
mehr als ein Viertheil aus dem Osten und beilaͤufig ein Fuͤnftheil vom
Suͤden. Bei all dieser Lebhaftigkeit des Verkehrs hat der Verbrauch an Futter
in Paris abgenommen, indem im Jahre 1826 an 9,176,000, im Jahre 1836 aber nur mehr
7,814,000 Buͤndel Heu verzehrt wurden, und indem sich an Hafer eine
aͤhnliche Verbrauchsverminderung ergab. Der Grund hievon liegt darin, daß
sich die Fuhrwerksunternehmer, um der Auflage zu entgehen, immer mehr und mehr
außerhalb der Stadt ansiedeln. Die Niederlagen blieben stationaͤr, und
erhielten im vorigen Jahre eine Zufuhr von 33 Mill. Kilogrammen, wobei jedoch in
Betracht zu ziehen ist, daß die Schifffahrt am Schlusse des Jahres eine
Unterbrechung erlitt. Uebrigens ziehen die Niederlagscompagnien nicht den Gewinn,
den sie erwarten konnten, theils weil sie nur geringe Magazingebuͤhren
fordern duͤrfen, theils weil sie ein sehr hohes Mauthpersonal zu halten
gezwungen sind. – Das befriedigendste Resultat gewaͤhrte die
Zusammenstellung der Ausfuhr aus Paris; denn waͤhrend sich deren Werth im
Jahre 1828 bei 91,066 Collis von 8,223,670 Kilogr. Gewicht auf 66,972,467 Fr.
belief, war er im Jahre 1836, also in 8 Jahren, auf das Doppelte gestiegen, indem er
in diesem Jahre bei 152,651 Collis von 13,888,059 Kilogr. Gewicht nicht weniger als
134,495,549 Fr. betrug. Zu dieser Ausfuhr liefert die Pariser Industrie allein 4/5
(Mémorial encyclopédique, April 1837,
S. 234).
Statistische Notizen uͤber Frankreich, England und
Nordamerika.
Wir entnehmen aus den Auszuͤgen, welche das Echo du
monde savant aus den Vorlesungen mittheilt, die von Hrn. Blanqui in Paris uͤber Staatsoͤkonomie
gehalten werden, folgende Daten in Betreff der Hauptfactoren der Industrie der drei
angegebenen Laͤnder.
1) Steinkohlen. England gewinnt jaͤhrlich 17 Mill.
Tonnen Steinkohlen, die von 150,000 Menschen zu Tage gefoͤrdert werden, und
die ein Capital von 250 Mill. Fr. in Bewegung sezen. Frankreich gewinnt aus seinen
209 Gruben, von denen jedoch im Jahre 1834 nur 140 betrieben wurden, mit einem
Betriebscapitale von 40 Mill. Fr. und unter Verwendung von 18,000 Menschen,
jaͤhrlich nur 2 1/2 Mill. Tonnen; es steht in dieser Hinsicht dem kleinen
Belgien, welches jaͤhrlich 9,200,000 Tonnen zu Tage foͤrdert, weit
nach. Nordamerika kann dermalen noch nicht in Betracht kommen, es wird aber bei
seinen ungeheuren Steinkohlenlagern in Kuͤrze nicht nur seinen eigenen Bedarf
deken, sondern selbst noch eine bedeutende Ausfuhr machen.
2) Eisen. England producirt jaͤhrlich 700,000
Tonnen dieses Metalles; Frankreich nur 180,000 Tonnen. Die Tonne
gewoͤhnlichen englischen Eisens kostet in gewoͤhnlichen Jahren im
mittleren Durchschnitte 7 Pfd. Sterl. oder 175 Fr.; in Frankreich hingegen kostet
sie 320 bis 350 Fr.!
3) Baumwolle. England verarbeitet jaͤhrlich mit
720,000 Arbeitern 150 Mill. Kilogr. rohe Baumwolle, und erzeugt damit einen Werth
von 860 Mill. Fr., wovon 330 Mill. auf den Arbeitslohn, und mehr als die
Haͤlfte auf die Interessen des Capitals und den Gewinn der Unternehmer
kommen. Frankreich verarbeitet mit 600,000 Arbeitern nur 40 Mill. Kilogr. zu einem
Werth von 600 Mill. Fr. Die Vereinigten Staaten verarbeiten dermalen nur 18 Mill.
Kilogr. rohe Baumwolle und beziehen zur Stunde noch einen großen Theil ihres
Bedarfes an Baumwollwaaren aus England und Frankreich.
4) Transportmittel. England besizt 1000 Stunden
Canalstreken; die Vereinigten Staaten nur um etwas weniger, dafuͤr sind ihre
Canaͤle aber riesenartig. Frankreich zaͤhlt nur gegen 500 Stunden
Canaͤle. England hat 141 Stunden vollendeter und 180 Stunden im Bau
begriffener Eisenbahnen. Die Vereinigten Staaten uͤbertreffen England hierin
bei weitem, in Frankreich dagegen sind bis jezt nur einige Stunden vollendet.
– England besizt 480, die Vereinigten Staaten 386 und Frankreich nur 121
Dampfboote, von denen 37 dem Staate und 84 Privaten angehoͤren. In Hinsicht
auf die Tonnenzahl kommen auf die englische Marine 2,225,000 Tonnen, auf die
amerikanische im Jahre 1832 1,440,000 und im Jahre 1834 1,759,000; auf die
franzoͤsische 670,000 Tonnen. Im Jahre 1834 betrug die Aus- und
Einfuhr zu Schiff in Frankreich 6,571,000 Tonnen; in England hingegen das Vierfache:
naͤmlich 25,223,000 Tonnen. Auf den Hafen von London kommen 571,385; auf
jenen von New-York 298,832; auf jenen von Liverpool 261,780; auf jenen von
Bordeaux 69,660; auf jenen von Marseille 68,310: und auf jenen von Havre 68,070
Tonnen. England fuͤhrt fast nur Erzeugnisse seiner Industrie aus; an
Frankreichs Ausfuhr kommen 2/3 auf landwirthschaftliche und 1/3 auf industrielle
Erzeugnisse; von jener der Vereinigten Staaten kemmen 9/10 auf Erzeugnisse des
Bodens.
5) Geld. Die Vereinigten Staaten besaßen im Jahre 1834 in
ausgepraͤgtem Gelde 342 Millionen, und außerdem waren fuͤr 560 Mill.
Bankbillete in Umlauf. England besaß im Jahre 1835 an Geld 1200 Mill., wovon 4/5 in
Gold, und außerdem fuͤr 1100 Mill. Bankbillets. In Frankreich ist der
Geldreichthum am groͤßten, denn es besizt fuͤr 4 Milliarden
ausgepraͤgtes Geld, wovon 3 Milliarden in Silber und eine in Gold. Von dieser
Summe fließt jedoch kaum die Haͤlfte dem inneren Verkehre zu, da man rechnen
kann, daß sich in den Haͤnden der Geizhaͤlse und der Zaghaften allein
eine Milliarde aufgespeichert findet! (Als Ergaͤnzung hiezu mag Folgendes
uͤber die Banken dienen. Die franzoͤsische Bank in Paris, welche ein
Filial in Reims und zu St. Etienne hat, ward im Jahre 1806 mit einem Capital von 90
Mill. Fr. in Actien zu 1000 Fr. gegruͤndet; gegenwaͤrtig ist ihr
Capital auf mehr als 100 Mill. Fr. angewachsen. Sie gibt Billete zu 1000, 500 und
250 Fr. aus; von ersteren beiden hat sie gegen 200 Mill. Fr. in Umlauf. Sie wirft im
Durchschnitte eine Dividende von 9 Proc. ab; sie escomptirt und macht
Vorschuͤsse gegen Depositen, ihre Hauptgeschaͤfte macht sie mit dem
Staate, dem sie im Jahre 1831 uͤber 3 Mill. Fr. vorschoß. Sie hat dermalen
fuͤr 40 Mill. Depositen in ihren Cassen, wofuͤr sie keine Interessen
bezahlt. – Außerdem besteht in Lille eine Bank mit 4, in Bordeaux mit 3, in
Lyon, Marseille und Rouen je zu 2 Mill. Fr. Capital und in Nantes eine mit 900,000
Fr. – Die Centralbank in London, welche 11 Filiale hat, besizt ein Capital
von 275 Mill. Fr. Der Betrag ihrer in Umlauf befindlichen Billete zu 20, 10 und 5
Pfd. Sterl. belaͤuft sich auf 500 Mill. Fr. Außerdem zaͤhlt England
noch 106 anonyme Localbanken und 638 Landbanken (country-banks). – Die Bank der Vereinigten Staaten besizt
ein Capital von 198 Mill. Fr., und gibt Billete zu 5 und 10 Dollars aus. Sie
zaͤhlt 25 Filiale, abgesehen von den 500 Localbanken, deren Anzahl sogar noch
taͤglich waͤchst. Leztere Daten sind aus dem Journal statistique entnommen.)