Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Chlorkalk und gewissen anderen chemischen Präparaten, worauf sich William Maughan, Chemiker in Newport-Street in der Grafschaft Surrey, am 22. März 1836 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 65, Jahrgang 1837, Nr. LXXXIV., S. 381 |
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LXXXIV.
Verbesserungen in der Fabrication von Chlorkalk
und gewissen anderen chemischen Praͤparaten, worauf sich William Maughan, Chemiker in
Newport-Street in der Grafschaft Surrey, am 22. Maͤrz 1836 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Julius 1837, S.
222.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Maughan's verbesserte Fabrication von Chlorkalk.
Der Patenttraͤger beginnt die Beschreibung seines Patents mit der Bemerkung,
daß bei der gewoͤhnlichen Fabricationsmethode des Chlorkalks mit Kochsalz und
Schwefelsaͤure das Natron in der Regel geopfert wird; und daß umgekehrt bei
der Fabrication von kohlensaurem Natron aus dem Kochsalz die Salzsaͤure in
die Luft entweicht. Er gedenkt daher jenes salzsaure Gas, welches bei der Zersezung
des Kochsalzes durch Schwefelsaͤure in den Sodafabriken entwikelt wird, zur
Fabrication von Chlorkalk, oder Chlornatron zu benuzen. Eben so gedenkt er das
Schwefelwasserstoffgas, welches sich bei mehreren chemischen Processen in so
ungeheurer Menge entwikelt, in Schwefelsaͤure zu verwandeln.
Fig. 43 zeigt
einen Durchschnitt des Apparates, dessen er sich hiezu bedient. A ist die Roͤhre, welche von den Retorten
herfuͤhrt, in denen Salzsaͤure in gasfoͤrmiger Gestalt durch
Schwefelsaͤure aus Kochsalz entwikelt wird. Diese Roͤhre
muͤndet in einen Cylinder B, C, der aus Eisen
oder einem anderen zwekdienlichen Materiale bestehen kann, und der, nachdem er mit
Braunsteinstuͤken von mittlerer Groͤße gefuͤllt worden ist, an
seinem oberen Ende B gut verlutirt wird. Die
durchloͤcherte Scheidewand I hindert den
Braunstein weiter herabzufallen. An der mit I
bezeichneten Stelle ist der Cylinder B, C mit dem
Cylinder D verbunden, dessen unteres Ende luftdicht in
das geschlossene Gefaͤß E, F eingesezt ist.
Lezteres ist beilaͤufig einen Zoll hoch mit Wasser gefuͤllt; die
Hoͤhe des Wasserstandes wird durch die gebogene Roͤhre S regulirt, indem deren Muͤndung so angebracht
ist, daß das Wasser, wenn dessen Oberflaͤche a, a
einen hoͤheren Stand erreicht, durch dieselbe abfließt. In den Scheitel des
Gefaͤßes E, F
ist ferner auch die
Roͤhre L, L eingesezt, welche an ihrem anderen
Ende mit der Kammer M, M communicirt, durch welche der
ganzen Laͤnge nach zwei oder drei, durch punktirte Linien angedeutete
Scheidewaͤnde aus Platindrahtgewebe laufen, und von der drei Roͤhren
N, N, N ausgehen, die aus Platin oder einem
Materiale, welches bei der Operation keine schaͤdliche Einwirkung erleidet,
bestehen koͤnnen. Alle diese Roͤhren N, N,
N communiciren, nachdem sie durch einen Ofen R,
R, in welchem sie bestaͤndig rothgluͤhend erhalten werden,
gelaufen, mit der Roͤhre O, O, deren offenes Ende
beilaͤufig einen Zoll tief in Wasser untertaucht, welches zu diesem Zweke in
dem geschlossenen Gefaͤße P enthalten ist. Von
lezterem Gefaͤße aus entspringt dann eine Roͤhre Q, welche mit dem Apparate communicirt, dessen man sich
gewoͤhnlich zur Saͤttigung des Kalks oder des Natrons mit Chlor
bedient. In das obere Ende des Cylinders B, C ist eine
mit einem Sperrhahn versehene und mit einem geeigneten Wasserbehaͤlter
communicirende. Roͤhre K eingesezt. Der Cylinder
B, C ist ferner beinahe in seiner ganzen
Laͤnge von einem metallenen Mantel G, G umgeben,
damit man mittelst der Roͤhren H, H, von denen
die eine an dem oberen Theile des Mantels einmuͤndet, waͤhrend die
andere an dem unteren Theile des Mantels entspringt, bestaͤndig heißes Wasser
um den Cylinder circuliren lassen, und mithin sowohl ihn, als die in ihm enthaltenen
Substanzen auf einer beliebigen Temperatur unter dem Siedepunkt erhalten kann.
Wenn der Apparat auf diese Weise zusammengesezt worden ist, so laͤßt man,
indem man den Hahn der Roͤhre K gehoͤrig
oͤffnet, bestaͤndig einen kleinen Wasserstrom uͤber den
Braunstein fließen, waͤhrend man diesen durch die angegebene Circulation von
heißem Wasser in dem Mantel G, G immer auf einer
Temperatur erhaͤlt, welche nicht unter 130° F. (43° R.)
betraͤgt. Diese Temperatur ist deßhalb noͤthig, weil bei einer
niedrigeren Temperatur Euchlorine(!) erzeugt wird, was verhuͤtet werden soll.
Nach diesen Vorbereitungen laͤßt man endlich durch die Roͤhre A salzsaures Gas in den Cylinder B, C eintreten, damit dasselbe durch den hierin enthaltenen, befeuchteten
und erhizten Braunstein zum groͤßten Theil in Chlor verwandelt werde, und als
solches, der Richtung der Pfeile folgend, durch die durchloͤcherte
Scheidewand I in den Cylinder D gelange, um dann in Gestalt von Blasen durch die Fluͤssigkeit in
den oberen Theil des Gefaͤßes E, F
emporzusteigen. Von hier aus stroͤmt das Gas durch die Roͤhre L, L, durch die durchloͤcherten
Scheidewaͤnde in M, M und durch die
Roͤhren N, N, N, damit (wie der
Patenttraͤger sagt) daselbst das freie Wasserstoffgas, welches sich
allenfalls erzeugte, verbrannt werde (!). Damit diese Verbrennung jedoch nicht auch
nach
Ruͤkwaͤrts wirken koͤnne, sind zu gehoͤriger Sicherheit
die Drahtscheidewaͤnde in M, M angebracht. Wenn
das Gas die Roͤhren N, N, N verlassen hat, so
stroͤmt es dann durch die Roͤhre O, O
weiter, damit das in dem Gefaͤße P enthaltene
Wasser alle Salzsaͤure, welche durch die eben erwaͤhnte Verbrennung
erzeugt worden seyn mochte, oder welche allenfalls, unveraͤndert
uͤberging, verdichte, und damit das reine freie Chlor endlich durch die
Roͤhre Q in den zur Saͤttigung des Kalkes
oder des Natrons bestimmten Apparat gelange. Zum Auffangen der Fluͤssigkeit,
welche waͤhrend des Ganges der Operation bei der Roͤhre S ausfließen duͤrfte, muß Vorkehrung getroffen
seyn. Der Zwek dieser Roͤhre ist jede Unterbrechung, die allenfalls durch
eine Ansammlung des Wassers, welches aus der Roͤhre K in den Cylinder B, C fließt, entstehen
moͤchte, zu verhuͤten. Das abfließende Wasser wird etwas salzsaures
Mangan enthalten, welches durch Einwirkung des unveraͤnderten salzsauren
Gases auf den befeuchteten Braunstein erzeugt wird.
Zur Verwandlung des Schwefelwasserstoffgases, welches bei gewissen chemischen
Processen in Menge entwikelt wird, in Schwefelsaͤure, bedient sich der
Patenttraͤger des Apparates, den man in Fig. 44 in einem
Quer- und in Fig. 45 in einem Laͤngendurchschnitt abgebildet findet. A, B, C ist hier eine muschelfoͤrmige, an beiden
Enden geschlossene Kammer, welche aus irgend einem geeigneten Materiale bestehen
kann. Durch diese laufen drei Cylinder I, K, L, welche
einander gleich sind, und welche man in Fig. 44 saͤmmtlich
ersieht, waͤhrend in Fig. 45 nur ein einziger
L, L ersichtlich ist, indem der Cylinder I verborgen, der Cylinder L
hingegen als weggenommen gedacht ist. Alle diese Cylinder sind innen durch mehrere
Scheidewaͤnde in mehrere Faͤcher M, M, M
getheilt, dergleichen man in Fig. 45 acht sieht. Von
jedem dieser Faͤcher laͤuft ein Roͤhrenstuͤk b aus, so daß also im Ganzen 24 Kammern und 24
Roͤhrenstuͤke vorhanden sind; diese Anzahl kann uͤbrigens je
nach Umstaͤnden und je nach der Quantitaͤt des zu verwandelnden Gases
vermehrt oder vermindert werden. In jedes der Faͤcher saͤmmtlicher
Cylinder sind zwei Roͤhren d, g eingesezt, von
denen die eine aus einer der Roͤhren N, N, die
andere hingegen aus einer der Roͤhren O, die
unter dem Gefaͤße A, B, C angebracht sind,
entspringt. Die Roͤhren N, N sind an dem einen
Ende verschlossen, an dem anderen dagegen communiciren sie mit einem Gasometer,
welcher entweder atmosphaͤrische Luft oder Sauerstoffgas, das aus Braunstein
erzeugt worden ist, enthaͤlt, so daß also in jedes der Faͤcher M, M durch die ihm zugehoͤrige Roͤhre d atmosphaͤrische Luft oder Sauerstoffgas
eingeleitet wird. Die Roͤhren O, O, welche
gleichfalls an dem einen Ende verschlossen sind, stehen mit dem Gefaͤße oder
Behaͤlter in Verbindung, indem sich bei Gelegenheit irgend eines chemischen
Processes Schwefelwasserstoffgas entwikelt. Ueber den Roͤhrenstuͤken
b, b, b ist durch das Gefaͤß A, B, C eine Roͤhre D
aus Platin oder einem anderen zweckdienlichen Materiale gefuͤhrt, und gegen
diese Roͤhre sind saͤmmtliche Roͤhrenstuͤke gerichtet,
so daß die aus lezteren entweichenden Flammen auf die Roͤhre hinspielen und
sie in rothgluͤhendem Zustande erhalten. Das eine Ende der Roͤhre D ist durch das gebogene Roͤhrenstuͤk D, E mit der in dem Gefaͤße A, B, C angebrachten Oeffnung E verbunden; ihr anderes Ende dafuͤr muß mit der Roͤhre F, F, deren Ende seinerseits in ein mit Wasser
gefuͤlltes bleiernes Gefaͤß G untertaucht,
verbunden werden. Zum Abziehen der Fluͤssigkeit aus dem Gefaͤße G dient der Hahn H. In die
gebogene Roͤhre D, E ist die Roͤhre R, S eingesezt, welche nicht nur mit dem Sperrhahne X versehen ist, sondern die an ihrem anderen Ende auch
in eine der Roͤhren N einmuͤndet. In dem
auf diese Weise zugerichteten Apparate gelangt nun das geschwefelte Wasserstoffgas
aus den Roͤhren O, O durch die Roͤhren g in die Faͤcher M,
M, waͤhrend zugleich auch durch die Roͤhren d aus den Roͤhren N,
N atmosphaͤrische Luft oder Sauerstoffgas in diese Faͤcher
eintritt. Es wird also auf diese Weise ein brennbares Gasgemisch erzeugt, welches
bei seinem Austritte aus den Roͤhrenstuͤken b,
b entzuͤndet wird, indem man nach Beseitigung des Dekels T durch eine in dem Gefaͤße A, B, C befindliche Oeffnung ein Licht einfuͤhrt.
Nach geschehener Entzuͤndung ist diese Oeffnung sogleich wieder luftdicht zu
verschließen. Die Regulirung der Quantitaͤten des geschwefelten
Wasserstoffgases und der atmosphaͤrischen Luft hat nach derselben Methode zu
geschehen, welche ich in den „Transactions of the
Society of arts for 1835“ in Bezug auf die Verbrennung von
Sauerstoff- und Wasserstoffgas beschrieben habe.Man findet diese Methode im Polyt. Journal Bd. LXIII. S. 193 angegeben.A. d. R. In den Dekel T kann man eine Scheibe aus Glas
oder Glimmerschiefer einsezen, um durch diese die Verbrennung beobachten zu
koͤnnen.
Das Hauptproduct dieser Verbrennung ist schwefelsaures Gas, welches nur durch die
Roͤhre E aus dem Gefaͤße oder aus der
Kammer A, B, C entweichen kann, und welches durch diese
Roͤhre in die Roͤhre D gelangt, in der es
mit einem durch die Roͤhre R, S eintretenden
Strome atmosphaͤrischer Luft oder Sauerstoffgas zusammen trifft. Hiermit
vermischt stroͤmt das Gas dann durch die in rothgluͤhendem Zustande
unterhaltene Roͤhre D, damit es auf diese Weise
in schwefelsauren
Dampf verwandelt werde, und als solcher durch die Roͤhre F in das Gefaͤß G
gelange, um endlich daselbst in fluͤssige Schwefelsaͤure verdichtet zu
werden. Da ein bedeutender Druk erheischt wird, um das Schwefelwasserstoffgas zum
Behufe der Verbrennung mit atmosphaͤrischer Luft oder mit Sauerstoffgas durch
die Roͤhrenstuͤke b, b, b zu treiben, so
duͤrfte es besser seyn, das entwikelte Schwefelwasserstoffgas und auch die
atmosphaͤrische Luft oder das Sauerstoffgas, nach der beim Steinkohlengase
uͤblichen Methode in Gasometern zu sammeln, und dann die Roͤhren O, O mit den Austrittsroͤhren dieser lezteren in
Verbindung zu bringen.
Der Patenttraͤger behaͤlt sich vor den zuerst beschriebenen Apparat
nach Umstaͤnden zu veraͤndern, indem er im Allgemeinen die nuzbare
Verwendung des salzsauren Gases, welches dermalen bei der Bereitung von kohlensaurem
Natron aus Kochsalz verloren geht, als seine Erfindung in Anspruch nimmt. Eben so
behaͤlt er sich vor, das Schwefelwasserstoffgas nicht bloß durch Vermengung
mit einer hinreichenden Menge Sauerstoffgas und darauf folgende Verbrennung in
schwefelige Saͤure zu verwandeln; sondern auch diese leztere nach der
gewoͤhnlichen Methode mittelst Salpeter in vollkommene Schwefelsaͤure
umzuwandeln. In dieser Hinsicht macht er daher im Allgemeinen die Benuzung des bei
vielen chemischen Processen entweichenden Schwefelwasserstoffgases auf
Schwefelsaͤure als seine Erfindung geltend (!).